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Gedankenexperiment - Leben nach dem Tod
 
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Atommos



Anmeldungsdatum: 27.05.2020
Beiträge: 1

Beitrag Atommos Verfasst am: 27. Mai 2020 03:46    Titel: Gedankenexperiment - Leben nach dem Tod Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Nun, als bestes Beispiel um zu verdeutlichen was ich denke, dient wohl das Teleportationsproblem. Sagen wir, ich will mich von Punkt A nach Punkt B teleportieren. Es wird ein Vorgang benutzt, der meine Teilchen scannt und 1:1 dort aufbaut. Jedem sollte klar sein, dass nun ein Klon erschaffen wurde, denn ich bin ja noch hier. Also, was unterscheidet mich, von diesem Klon? Es sind wohl die inhärenten Quantenzustände, die durch die Heisenbergsche Unschärferelation nicht gemessen werden können. (PS: Mir sind die Ansätze zur Lösung dieses Problems bekannt, aka Quantenteleportation, mir geht es hier nur um Demonstration dieses speziellen Problems.)

Okay, was hat das mit meiner Frage zu tun. Nun, solange wir sind, ist wohl in unserem Gehirn diese spezielle Kombination an Quantenzuständen reserviert für uns. Natürlich ist mir bewusst, dass sich diese wohl kontinuierlich ändern, aber aus dieser Emergenz heraus, existiert unser selbst.
Was ja das Non-Cloning-Theorem zeigt, dass man kein zweites Objekt mit den Selben Quantenzuständen haben kann.

Wenn wir nun aber sterben, werden diese Quantenzustände ja wieder frei.
Natürlich wird unser gesamtes Wissen etc, was wir über unser Leben angesammelt haben, mit unserem Körper sterben (aka vernichtet) (leider).

Aber wenn wir in einem unendlichen oder gar zyklischen Universum leben, dann besteht ja eine Wahrscheinlichkeit von quasi 100%, dass exakt dieser Quantenzustand, der uns ausgemacht hat, wieder kommt. Es ist ja quasi nur ein Lotto-Spiel.
Demnach, besteht die zu 100%ige Wahrscheinlichkeit, dass wir zufällig wiedergeboren werden.
Ich beneide Menschen die an Gott glauben, die glauben, dass dieser Zufall gesteuert wird. Ich kann es mir leider nur schwer vorstellen...

Meine Ideen:
Nun, was haltet ihr von dieser Theorie?
War dieses Gedankenexperiment schon bekannt?

Natürlich ist diese "Wiedergeburt" nichts neues, aber, physikalisch begründet, finde ich, bekommt es einen anderen Geschmack.

Mit freundlichen Grüßen
Euer Atommos
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18071

Beitrag TomS Verfasst am: 27. Mai 2020 07:17    Titel: Antworten mit Zitat

Zunächst mal existiert das sogenannte No-Cloning Theorem, das grob besprochen besagt, dass es nach den Regeln der Quantenmechanik unmöglich ist, einen beliebigen Zustand eines Teilsystems A auf ein anderes Teilsystem B zu übertragen, wobei A intakt gelassen wird.

Nach den Regeln der Quantenmechanik wäre ein solches Cloning gegeben durch die gemeinsame Zeitentwicklung von Teilsystem A (z.B. dein Körper inkl. der mentalen Zustände) und Teilsystem B (ein geeigneter Materie-Vorrat).



Man kann beweisen, dass es unmöglich ist, eine generische Zeitentwicklung exp[-iHt] zu finden, die das leistet. Mit anderen Worten, es kann keine universelle Maschine geben, die dies für beliebige Zustände leistet, so dass ein Klon = eine Kopie erzeugt und das Original nicht zerstört oder unkontrolliert geändert würde.

Für die Übertragung eines beliebigen Zustandes sieht dies anders aus. Dabei wird der Zustandes tatsächlich identisch einem zweiten System aufgeprägt, der Zustand des erstens Systems jedoch zerstört, wobei der Zustand übertragen wird, nicht die Materie. Man spricht von “Quanten-Teleportation”,


Zum Rest: ja, darüber hat man sich Gedanken gemacht. Man betrachtet dazu die quantenmechanische Version des poincaréschen Wiederkehrsatzes. Diese besagt grob gesprochen, dass die Zeitentwicklung eines beliebigen Zustandes eines Quantensystems in der Zukunft einen Zustand erzeugen wird, der beliebig nahe am ursprünglichen Zustand liegt:

Sei



und



beliebig klein.

Dann gilt



D.h. so klein man den gewünschten Abstand epsilon auch wählt, es existiert immer eine Zeit t, für die der dann tatsächlich vorliegende Abstand kleiner ist als die vorgegebenen Schranke epsilon.

Der Beweis setzt allerdings voraus, dass ein abgeschlossenes System vorliegt. Dies ist jedoch für die Erde nicht gegeben, da sie Licht von der Sonne empfängt und Wärmestrahlung ins Universum abgibt. Das einzig denkbare abgeschlossene System wäre das Universum selbst. Dann würde die o.g. Aussage bedeuten, dass das Universum als Ganzes (!) wieder beliebig nahe an diesen Zustand zurückkehren wird, und zwar für jeden beliebigen Zustand beliebig oft. Dazu müsste das Universum als Ganzes jedoch quantenmechanisch beschrieben werden können, und dies erfordert eine Theorie der Quantengravitation, die wir heute nicht wirklich vorliegen haben. Viele Ansätze zur Quantengravitation stimmen jedoch in einem überein: die Schrödingergleichung



aus der die o.g. Zeitentwicklung exp[-iHt] folgt, wird durch



ersetzt, d.h. der fundamentale Zustand des Universums ist statisch.

Dies erscheint wie ein offensichtlicher Widerspruch zu unserer Beobachtung, ist jedoch eine mathematische Konsequenz dessen, dass die Wahl einer Zeitkoordinate t im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie beliebig ist und keine physikalischen Konsequenzen hat. Die o.g. Gleichung entspricht letztlich nur dieser Aussage für die Zeitkoordinate.

Wie man nun aus einer - noch nicht vollständig formulierten - Theorie der Quantengravitation eine physikalisch messbare Zeit herauspräpariert und welche Gleichung die Dynamik bzgl. dieser Zeit beschreibt, ist heute noch nicht endgültig verstanden.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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