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Beschleunigung Rakete
 
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derWolf



Anmeldungsdatum: 18.04.2016
Beiträge: 9

Beitrag derWolf Verfasst am: 08. Mai 2017 11:18    Titel: Beschleunigung Rakete Antworten mit Zitat

Schon ein paar Tagen treibt mich ein Paradoxon in meinem Hirn fast in den Wahnsinn.

Es geht um die Beschleunigung einer Rakete ohne Gravitationseinfluß, nichtrelativistisch betrachtet.

Also:

(1) Ein Raketenmotor liefert den Schub F = Massenfluß * Ausströmgeschwindigkeit.

(2) So wie ich verstanden habe ist die Ausströmgeschwindigkeit relativ zur Rakete zu betrachten.

(3) Die Masse der Rakete soll einfachhalber konstant sein. Der Treibstoff wird also auf "nichteinflußnehmende" Weise von außen zugeführt.

(4) Wenn ich das jetzt betrachte, dann habe ich am Triebwerk eine konstante Kraft, die die Rakete konstant beschleunigt.
(F = m*a --> a = F/m)

(5) Das Triebwerk läuft kontinuierlich, setzt in der gleichen Zeit immer die gleiche chemische Energie in ausgestoßene kinetische Energie um --> die Leistung ist konstant.

Jetzt kommt der Widerspruch

(6) Ein konstant beschleunigter Körper nimmt doch in gleichen Zeitabständen immer mehr kinetische Energie auf, da Wkin = 1/2*m*v^2

Während also das Triebwerk einen konstanten Schub mit konstantem Energieumsatz erzeugt, nimmt die Energie der konstant beschleunigte Rakete im Quadrat zu.

Klar - irgendwo ist ein Fehler drin, aber ich komme nicht drauf.

Gruß Wolf
Auwi



Anmeldungsdatum: 20.08.2014
Beiträge: 602

Beitrag Auwi Verfasst am: 08. Mai 2017 12:02    Titel: Antworten mit Zitat

Da geht so einiges durcheinander.
Vielleicht hilft da die Betrachtung über den Impulssatz:
F*dt = m*dv , nicht m*dv²

und für etwas tieferes Veständnis:
Einfach mal nach "Raketengleichung" googlen...
Myon



Anmeldungsdatum: 04.12.2013
Beiträge: 5930

Beitrag Myon Verfasst am: 08. Mai 2017 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

M.E. wurde da nicht viel durcheinandergebracht. Der scheinbare Widerspruch löst sich aber auf, wenn auch die kinetische Energie des ausgestossenen Treibstoffs berücksichtigt wird. Wenn Du die gesamte Zunahme der kinetischen Energie von Rakete und Treibstoff pro Zeit berücksichtigst, wirst Du sehen, dass das genau übereinstimmt mit der Leistung

des Triebwerks (damit die Rechnung aufgeht, darf allerdings die Massenabnahme der Rakete nicht vernachlässigt werden).
Myon



Anmeldungsdatum: 04.12.2013
Beiträge: 5930

Beitrag Myon Verfasst am: 08. Mai 2017 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

PS: Hier die Rechnung. sei die Masse des pro Zeit ausgestossenen Treibstoffs, M die Masse der Rakete.




Alle anderen Terme heben sich weg oder sind von der Ordnung .


Zuletzt bearbeitet von Myon am 08. Mai 2017 15:51, insgesamt einmal bearbeitet
derWolf



Anmeldungsdatum: 18.04.2016
Beiträge: 9

Beitrag derWolf Verfasst am: 08. Mai 2017 15:05    Titel: Antworten mit Zitat

@Myon

Ich werde mir das mal zu Gemüte führen. So ad hoc raffe ich nicht alles.

Der Ansatz von Dir lautet M*dv/dt = dm/dt*u

M*dv/dt = M*a = F = wirksame Kraft an der Rakete

dm/dt*u = Massenfluß_Treibstoff * Ausströmgeschwindigkeit_Treibstoff = Schubkraft

so richtig? Wobei M ja dann eigentlich ein M(t) ist?!?!? Genauer ja sogar M(t) = M_Start - dm/dt*t (wenn der Massenstrom des ausgest. Treibstoffes konst. ist


Die zweite Zeile von Dir muß ich mal in Ruhe anschauen.

Die Vernachlässigung des Treibstoffes war ein Fehler. Aber ich glaube mein Grundproblem bleibt: Eine konstant an einem Körper wirksame Kraft beschleunigt diesen linear - also die Geschwindigkeit steigt linear an. Die kinetische Energie des Körpers steigt aber quadratisch mit der Geschwindigkeit an. Die konstante Kraft müßte also bei höherer Geschwindigkeit nur mit mehr Leistung zu erreichen sein. Jetzt komme ich wieder zur Rakete: Das Triebwerk hat aber eine konstante Leistung und erzeugt eine konstante Kraft, die wohl unabhängig zur Raketengeschwindigkeit ist. Also müßte die Beschleunigung doch ständig abnehmen.

Erkennt jemand das Grundproblem meiner Gedanken? ansonsten muß ich mich zurückziehen und das ganze nochmal überdenken.

Gruß Wolf

Ps.: Wie schreibt man hier so schöne Formeln wie Myon?
Ist erledigt - ich habe den Formeleditor gefunden. Denke, das war die Antwort.
Duke711



Anmeldungsdatum: 26.01.2017
Beiträge: 434

Beitrag Duke711 Verfasst am: 08. Mai 2017 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Erkenne ich nicht. Ein Triebwerk hat keine konstante Leistung. Aber im vereinfachten Fall einen konstanten Schub/Kraft. Die Leistung steigt dann proportional mit der Geschwindigkeit.
Myon



Anmeldungsdatum: 04.12.2013
Beiträge: 5930

Beitrag Myon Verfasst am: 08. Mai 2017 15:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich habe es so gemeint wie in Deinen obigen Gleichungen. Dein "Problem" sehe ich sehr wohl. Ich finde die Überlegung auch gut und wichtig, denn zuerst einmal scheint die konstante Triebwerksleistung tatsächlich im Widerspruch zu zu sein.

Mit Berücksichtigung des Treibstoffs löst sich der Widerspruch aber m.E. auf, nicht nur rechnerisch: Zu Beginn geht praktisch die ganze Triebwerksleistung in die kinetische Energie des Treibstoffs (im System, in dem die Rakete zu Beginn ruht). Mit zunehmender Geschwindigkeit geht (wiederum im ursprünglichen System betrachtet) ein immer grösser werdender Teil der Triebwerksleistung in die kinetische Energie der Rakete - die kinetische Energie der ausgestossenen Treibstoffteilchen nimmt in diesem System ja ab, da deren Geschwindigkeit abnimmt.

Schliesslich muss noch berücksichtigt werden, dass die Masse der Rakete abnimmt, sodass nicht gilt. Bei konstantem Masseverlust pro Zeit wird der letzte Sachverhalt immer relevanter.
derWolf



Anmeldungsdatum: 18.04.2016
Beiträge: 9

Beitrag derWolf Verfasst am: 08. Mai 2017 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein Triebwerk hat keine konstante Leistung


Dem würde ich mal vorsichtig widersprechen. Ein stationär laufendes Triebwerk hat einen bestimmten Brennstoffluß ([kg/s]) der mit einem Oxidator (ich hoffe, das nennt man so) reagiert. Dabei wird pro Kilogramm eine ganz bestimmte Energiemenge freigesetzt und pro Zeiteinheit ist das eine ganz bestimmte konstante Leistung. Ein Liter Heizöl hat ca. 10kWh. Wenn der in einer Stunde kontinuierlich verbrannt wird, dann ist eine konstante Leistung von 10kW vorhanden. Das wird bei einem Triebwerk nicht anders sein.
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3263

Beitrag VeryApe Verfasst am: 08. Mai 2017 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich kann man das auch mit einer Rakete deren Masse konstant ist betrachten, wobei der Treibstoff separat mitgeführt wird durch sagen wir einen eigenen Antrieb.

Die Rakete wird mehr Energie zugeführt je größer ihre Geschwindigkeit v wird.

allerdings ist die Energie des separat mitgeführten Treibstoffs nun auch größer, wenn die Rakete eine bestimmte Geschwindigkeit v hat, weil er ja schließlich dieselbe Geschwindigkeit wie die Rakete haben muß und daher zusätzlich kinetische Energie hat.

Das mehr an kinetischer Energie der Rakete wird jetzt dem mehr an kinetischer Energie des separat mitgeführten treibsstoffs entzogen, bei der Gesamtbetrachtung bleibt aber die Leistung aus der inneren chemischen Energie gleich, das mehr kommt einfach aus der kinetischen Energie des Treibsstoff.

Interessant wäre jetzt was man nun als Leistung des Triebwerkes definiert. Die Leistung die man aus der chemischen Energie erhält oder die Leistung die einfach in der Rakete geht.

wobei ersters konstant wäre und zweiteres von der Geschwindigkeit abhängt.

Betrachtet man die Summe an Arbeiten bzw Leistung einer wechselwirkung bleibt die konstant und das würde dann der chemischen Energie entsprechen.

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WAS IST LOS IN EUROPA? https://www.youtube.com/watch?v=a9mduhSSC5w
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5082

Beitrag DrStupid Verfasst am: 08. Mai 2017 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Das Ganze heißt übrigens Oberth Effect und wird in der Raumfahrt bei entsprechenden Gravity-Assist-Manövern ausgenutzt.
Duke711



Anmeldungsdatum: 26.01.2017
Beiträge: 434

Beitrag Duke711 Verfasst am: 09. Mai 2017 03:27    Titel: Antworten mit Zitat

derWolf hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ein Triebwerk hat keine konstante Leistung


Dem würde ich mal vorsichtig widersprechen. Ein stationär laufendes Triebwerk hat einen bestimmten Brennstoffluß ([kg/s]) der mit einem Oxidator (ich hoffe, das nennt man so) reagiert. Dabei wird pro Kilogramm eine ganz bestimmte Energiemenge freigesetzt und pro Zeiteinheit ist das eine ganz bestimmte konstante Leistung. Ein Liter Heizöl hat ca. 10kWh. Wenn der in einer Stunde kontinuierlich verbrannt wird, dann ist eine konstante Leistung von 10kW vorhanden. Das wird bei einem Triebwerk nicht anders sein.


Nö, denn der Massenstrom wird von der Pumpe und den Steuerdruckventilen geregelt.
derWolf



Anmeldungsdatum: 18.04.2016
Beiträge: 9

Beitrag derWolf Verfasst am: 09. Mai 2017 07:50    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Nö, denn der Massenstrom wird von der Pumpe und den Steuerdruckventilen geregelt.


Das ist schon klar, aber darum geht es hier nicht, weil es eigentlich klar sein müßte, daß für die Fragestellung es nur sinnvoll ist, von konstanter Leistung auszugehen. Denn die Frage befaßt sich mit mit den theoretischen Verhältnissen bezüglich Beschleunigung bei einer konstanten Kraft und der Energiezunahme.
Myon



Anmeldungsdatum: 04.12.2013
Beiträge: 5930

Beitrag Myon Verfasst am: 09. Mai 2017 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

Dr.Stupid hat recht, mit Oberth effect wird genau dieser Sachverhalt bezeichnet. Danke! - hatte diesen Begriff noch nie gehört, und es war mir auch nicht bewusst, wie relevant er ist für die Effizienz bei Flugmanövern.

Meist werden Situationen mit Gravitationspotential betrachtet, aber auch ohne Potential wirkt derselbe Effekt: Bei höherer Geschwindigkeit der Rakete geht ein grösserer Anteil der Triebwerksleistung in die kinetische Energie der Rakete (was meist das Ziel ist) und ein geringerer Anteil in die kinetische Energie des ausgestossenen Treibstoffs.
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3263

Beitrag VeryApe Verfasst am: 09. Mai 2017 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Bei höherer Geschwindigkeit der Rakete geht ein grösserer Anteil der Triebwerksleistung in die kinetische Energie der Rakete (was meist das Ziel ist) und ein geringerer Anteil in die kinetische Energie des ausgestossenen Treibstoffs.


streng genommen müsste es sogar so sein, das ab den Zeitpunkt bei der das Gas mit Geschwindigkeit in Raktenrichtung (Inertialsystem) aus dem System austritt also >=0 in Raktenrichtung, das Gas überhaupt keine kinetische Energie erhält.

sondern es wird ihm nur noch entzogen und auf die Rakete strömt die ganze Energie über. die gesamte chemische energie und teile der Kinetischen Energie des Gases bis auf den Rest der kinetischen Energie die mit den Gas austritt.

Natürlich lässt sich immer ein Inertialsystem finden indem die Rakete gar nichts abbekommt und das Gas alles. indem Inertialsystem in dem die Rakete in Moment ruht.

Daher ist das alles ziemlich relativ zu betrachten.

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Myon



Anmeldungsdatum: 04.12.2013
Beiträge: 5930

Beitrag Myon Verfasst am: 09. Mai 2017 10:08    Titel: Antworten mit Zitat

@VeryApe: Ja, da hast Du völlig recht, es ist tatsächlich sehr relevant, in welchem System die Situation betrachtet wird. Die Zunahme der kinetischen Energie insgesamt ist immer gleich der Triebwerksleistung, aber wie sie sich auf Treibstoff und Rakete verteilt ist - ebenso wie die absolute Grösse der kinetischen Energie - abhängig vom System.
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3263

Beitrag VeryApe Verfasst am: 09. Mai 2017 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Die Zunahme der kinetischen Energie insgesamt ist immer gleich der Triebwerksleistung, aber wie sie sich auf Treibstoff und Rakete verteilt ist


Naja das würde nun davon abhängen was man als Triebswerksleistung definiert.

Die Leistung die in die Rakete geht würde je nach Inertialsystem abhängig sein.

Das was du meinst entspricht dann der Leistung aus der chemischen Energie.

Wie man da genau vorgeht, was da genau definiert wird als Leistung bei Raketen, da habe ich mich noch nicht damit beschäftigt.

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