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Schwingungen beim Proportional-Regler
 
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soko



Anmeldungsdatum: 22.11.2004
Beiträge: 35

Beitrag soko Verfasst am: 16. Feb 2006 14:53    Titel: Schwingungen beim Proportional-Regler Antworten mit Zitat

Hallo!
Kann mir vieleicht jemand von euch erklären woher die Schwingungen beim P-Regler kommen bei Wahl hoher Regelverstärkungen? Und dann auch welche Konsequenzen eine zwangsläufige Verwendung kleiner Reglerverstärkungen auf das Regelverhalten hat?

Ich habe folgendes gelesen, weiß aber nicht ob das alles so stimmt.
also...1) Durch die Verstärkung der Differenz von Soll zu ist Wert, ´schießt´der Wert hoch, und ist bei erreichen des SOll-Wertes nicht sofort stabil. so kommt es zu einer Überschwingung und es muss wieder runter geregelt werden, was zu einer Unterschwingung führt. So entstehen die ungewollten Schwingungen.

oder...2) der P-Regler gibt nur ein Signal raus und verstärkt dieses, wenn eine Differenz zwischen Soll und Ist wert vorliegt. Wenn aber der Soll wert erreicht ist, gibt der P-regler kein Signal raus, da er keine Differenzwert hat den er verstärken könnte. Weil kein Signal mehr rausgegeben wird vom Regler, fällt der Wert wieder unter den Sollwert, und muss wieder hoch geregelt werden, wobei die Schwingungen entstehen.

Zur 2. Frage...ist es so dass man bei kleinen Regelverstärkungen , mit dem Istwert nicht an den Sollwert dran kommt? Dieser also IMMER unter dem Sollwert bleibt?

Danke für eure Hilfe.
ich geh jetzt
Gruß Soko Klo
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 16. Feb 2006 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ob Fall 1 oder Fall 2 vorliegt, kommt auf das System an.

zu 1) fällt mir ein Beispiel ein:

Du versuchst, die Temperatur eines Raumes mit einem Heizkörper zu regeln.
Der Raum ist zu Beginn sehr kalt, der Heizkörper wird total heiß, und wenn der Raum seine Solltemperatur erreicht hat, ist der Heizkörper so heiß, dass er erstmal noch weiterheizt.
Deshalb schwingt hier die Regelung über.
(Um das zu bekämpfen, baut man in solche Regelungen noch einen D-Teil ein.)

Antwort auf Deine Frage zu 2):
Ja, wenn die Regelverstärkung zu klein ist, dann kann es vorkommen, dass es die Proportional-Regelung nicht schafft, den Sollwert zu erreichen.
Um das zu beheben, baut man in solchen Fällen einen I-Teil mit in die Regelung ein, der dann zu wirken beginnt ("ungeduldig wird und hilft"), wenn es der Proportionalregler zu lange nicht geschafft, den Sollwert zu erreichen.
soko



Anmeldungsdatum: 22.11.2004
Beiträge: 35

Beitrag soko Verfasst am: 16. Feb 2006 16:44    Titel: Antworten mit Zitat

bei dem System geht es mir nur um ein system mit ausschließlich einem P-Regler. Welchen Fall hätte ich dann? können dann beide zutreffen? sowohl der erste als auch der zweite fall? oder nur einer von beiden?
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 16. Feb 2006 17:17    Titel: Antworten mit Zitat

Wie oben gesagt, kann je nach Regelverstärkung bei einem System nur mit Proportionalregler sowohl der erste Fall auftreten als auch die Situation "3)", die du in deiner Frage 2. beschreibst.

Wie man am Fall 3) besonders deutlich sieht, bleibt bei einer P-Regelung stets ein Offset übrig, der nicht weggeregelt wird.

Bei deiner Beschreibung deines Fall 2) bin ich mir nicht sicher, ob ich einen Fall kenne, den ich genau so beschreiben würde. Du meinst vielleicht einen Fall mit mittelgroßer Verstärkung, bei dem das System sowohl schwingt, als auch am Ende noch einen deutlichen Offset behält. Dann schwingt es um diese Gleichgewichtslage, die durch den Offset gegeben ist.
schnudl
Moderator


Anmeldungsdatum: 15.11.2005
Beiträge: 6979
Wohnort: Wien

Beitrag schnudl Verfasst am: 16. Feb 2006 18:08    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
oder...2) der P-Regler gibt nur ein Signal raus und verstärkt dieses, wenn eine Differenz zwischen Soll und Ist wert vorliegt. Wenn aber der Soll wert erreicht ist, gibt der P-regler kein Signal raus, da er keine Differenzwert hat den er verstärken könnte. Weil kein Signal mehr rausgegeben wird vom Regler, fällt der Wert wieder unter den Sollwert, und muss wieder hoch geregelt werden, wobei die Schwingungen entstehen.

Das ist prinzipiell richtig. Du bringst aber etwas die bleibende Regelabweichung mit dem Schwingen durcheinander.

Die bleibende Regelabweichung ergibt sich genau aus dem dir schon bekannten Grund: Wäre diese Null, so würde die Regelstrecke keinen Input mehr bekommen (zB Heizung aus) und würde "kalt" werden. Der P-Regler stellt sich dann von selbst so ein, dass die bleibende Regelabweichung gerade so gross ist, dass die Regelstrecke ein konstantes Eingangssignal erhält.

Anders ausgedrückt:



P ... Proportionalverstärkung
S ... Verstärkung der Regelstrecke

Wird P hinreichend gross, so wird Xa = Xe und die Abweichung ist Null.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit, da die Regelstrecke i.A. kein unendlich schnell reagierendes Teil ist, sondern eine Trägheit hat. Deshalb schiesst die Regelung über den Sollwert zunächst mal hinaus, da es im Raum auch noch wärmer wird, wenn die Heizung plötzlich auf AUS geht.

Im Prinzip liegt dann meist ein Verhalten wie bei einem Tiefpass höherer Ordnung vor. Dieser hat mit ansteigender Frequenz eine immer kleiner werdende Verstärkung S. Deshalb nimmt auch die Schleifenverstärkung P*S - das Produkt der Verstärkungen aus Regelstrecke und Regler - ab. Die Gefahr ist nun konkret die, dass bei höheren Frequenzen die Phasenverschiebung zwischen Ausgang der Regelstrecke und dem Reglereingang grösser als 180° werden kann. Die Gegenkopplung des Reglers (+/- Vergleich) wird dann aber zu einer Mitkopplung, was aber nichts ausmacht, solange die Schleifenverstärkung kleiner als 1 ist. Ist diese aber grösser als 1 so schaukelt sich das System auf und ist instabil.

Der P Anteil darf daher nur so gross gemacht werden, dass bei der Frequenz wo der Betrag der Schleifenverstärkung gerade 1 wird die Phase derselben noch kleiner als 180° ist. Je näher man in diesen Bereich kommt um so unruhiger wird der Regler - kleinste Änderungen können dann zu langdauernden (aber abklingenden) Schwingungen führen.

Also: bei jedem Regelsprung wird sich der neue Wert am Ausgang der Strecke "einschwingen". Diese Schwingung ist umso ausgeprägter, je näher P an der stabilitätsgrenze zu liegen kommt. Bei verzögerungsfreien Strecken stellt sich der neue Wert ohne Schwingung ein - aber das gibt es in der Praxis eigentlich nie. Aus dem gleichen Grund werden Universal-Operationsverstärker Frequenzgang-Korrigiert. Durch den Einbau eines Kondensators in den Chip wird der Frequenzgang soweit heruntergesetzt, dass am 180° Punkt die verstärkung schon längst unter 1 liegt (Phasenreserve). In der Praxis ist eine Phasenreserve von 60° meist noch akzeptabel.

Ich hoffe ich konnte etwas zum Verständnis beitragen ...

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Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen (Goethe)
Dieter5858
Moderator


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Beitrag Dieter5858 Verfasst am: 16. Feb 2006 21:06    Titel: Antworten mit Zitat

Dein P Regler "braucht" die Regelabweichung da er sonst, wie schon erwähnt keinen Ausgang geben würde und die Strecke wieder abkühlen würde.
Nähert sich also der P Regler dem Sollwert nimmt er im Falle der Heizung die Heizkraft weg und es wird (z.B. durch Wärmeabstrahlung) wieder kühler im Raum.
Und irgendwann ist der Punkt erreicht wo der P Regler genau so viel Energie in das System schickt wie Energie durch Verluste entstehen.
Das ist aber nur theoretisch (sowas wird man nur in gaanz seltenen Fällen realisieren).

Also deine Aussagen 1 und 2 sind beide Richtig aber schon auf ein bestimmtest System bezogen (Die Temperatur wird nicht ins schingen kommen wenn du eine kleine Heizung für ein riesigen Saal hast wird deine Temperatur nicht auf 500°C Überschwingen wenn dein sollwert bei 30° liegt)

Hast du sonst noch fragen zu Regelstrecken (Verhalten)

@ Dermarkus
du meintest wohl ein I Anteil für den Regler
dermarkus
Administrator


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Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. Feb 2006 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

Dieter5858 hat Folgendes geschrieben:

@ Dermarkus
du meintest wohl ein I Anteil für den Regler


Ich meinte schon den D-Anteil:

Wenn man einen stark eingestellten P- (proportional-) Anteil hat und damit schnelle Veränderungen, dann kann man damit verbundene starke Überschwinger mit einem D- (Differential-)Anteil dämpfen, der dann bremst, wenn die Ableitung der Kurve groß ist.

Den I- (Integrator-) Anteil braucht man dagegen bei schwach eingestelltem Proportionalteil, er verstärkt das Regeln um so mehr, je länger die Differenz zum Sollwert groß bleibt. Außerdem ermöglicht er das Wegregeln des Offsets, der bei purem Proportionalregler bleibt.
schnudl
Moderator


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Beitrag schnudl Verfasst am: 17. Feb 2006 09:12    Titel: Antworten mit Zitat

Nur als Ergänzung zu PD Reglern: Man kann es wieder so sehen, dass ein D-Anteil zu einem Hochpassverhalten bei höheren Frequenzen Anlass gibt. Da ein Hochpass eine voreilende Phase hat, wird dem Phasenabfall der Strecke entgegengewirkt, d.h. es wird verhindert dass die Phase zu früh auf 180° abfällt. Dadurch kann ein höherer P-Anteil verwendet werden, was wiederum die Regelabweichung verkleinert.
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