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Virtuelle Teilchen
 
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Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 07:51    Titel: Virtuelle Teilchen Antworten mit Zitat

Es wurde hier mehrfach erwähnt, dass es keine virtuellen Teilchen gibt.

Doch sie existieren!

Ich habe hier folgende Links, die dies verifizieren.


tinypic.com/player.php?v=2lbl640&s=5#.VL348uk5CUl

vimeo.com/45684779


PS Es gibt eine ORIGINAL-Arbeit zur Energie zeit unschärferelation, die das weiter untermauert.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 20. Jan 2015 09:59    Titel: Re: Virtuelle Teilchen Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Es wurde hier mehrfach erwähnt, dass es keine virtuellen Teilchen gibt.

So verkürzt wurde das nie behauptet. Ich habe das hier

http://www.physikerboard.de/topic,37754,-faq---virtuelle-teilchen.html

sehr differenziert dargestellt.

Wäre schön, wenn du die Aussagen identifizieren könntest, die deiner Meinung nach nicht korrekt sind.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Du hast aber behauptet, dass es virtuelle Teilchen nicht im realen Sinne gibt, sodass sie Wirkungen in der realen Welt bewirken.
Schau dir doch bitte die Links an. Dort nimmt ein renommierter Physiker Stellung dazu.
Auch bei youtube unter "virtual particles".
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 20. Jan 2015 10:32    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Du hast aber behauptet, dass es virtuelle Teilchen nicht im realen Sinne gibt, sodass sie Wirkungen in der realen Welt bewirken.

Bitte, wo habe ich genau das und in welchem Wortlaut behauptet?

Ich habe unter anderem folgendes geschrieben:

Zitat:
Am besten verabschiedet man sich generell von der Interpretation der virtuellen Teilchen als 'Teilchen'; es handelt sich um rein mathematische Artefakte ohne direkte physikalische Interpretation. Zunächst existiert eine vollständige Beschreibung einer Quantenfeldtheorie mittels Hilbertraumzuständen und Operatoren, in der keine virtuellen Teilchen enthalten sind. Diese ist i.A. jedoch nicht lösbar. Daher verwendet man eine in bestimmten Regimen zulässige Näherung, die sogenannte Störungstheorie (Feynmandiagramme) derzufolge man eine Wechselwirkung durch eine Abfolge von punktförmigen Wechselwirkungen und Teilchenumwandlungen und Propagation freier, jedoch virtueller Teilchen beschreiben kann. Letzteren werden explizit keine Hilbertraumzustänmde zugeordnet, d.h. sie sind mathematisch etwas fundamental anderes als reale Teilchen.


Zitat:
Das bedeutet nun nicht, dass aus den virtuellen Teilchen als Rechenmethode nicht direkt messbare physikalische Effekte folgen. Zwei Beispiele seien genannt:
1) Im sogenannten Casimir-Effekt wird ein Vakuum-Druck berechnet sowie gemessen, der durch die Geometrie leitender Metallplatten beeinflussbar ist. Die Platten beeinflussen sozusagen die erlaubten Moden für virtuelle Teilchen, d.h. hier konkret Vakuumfluktuationen
2) Die Massen virtueller Teilchen beeinflussen indirekt über die o.g. Feynmanregeln die Amplituden für real messbare Prozesse. Dadurch konnte der erlaubte Massenbereich des Higgsbosons eingegrenzt werden, bevor dieses real nachgewiesen wurde. Und die Existenz einer leichten vierten Fermiongenerationen kann aufgrund ihrer Effekte in Quark-Loops in Feynmandiagrammen ebenfalls ausgeschlossen werden


Was genau, also welcher Satz oder welche Aussage, ist deiner Meinung nach falsch? Kannst du darauf eingehen, dann können wir das dskutieren, und ich kann meine Aussagen präzisieren.

Nochmal zu deiner Aussage:

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Du hast aber behauptet, dass es virtuelle Teilchen nicht im realen Sinne gibt, sodass sie Wirkungen in der realen Welt bewirken.


Ich habe hier offensichtlich genau das Gegenteil von dem geschrieben, was du behauptest:

Zitat:
Das bedeutet nun nicht, dass aus den virtuellen Teilchen als Rechenmethode nicht direkt messbare physikalische Effekte folgen. Zwei Beispiele seien genannt ...


Zur Intention meines Beitrags in den FAQ: der Begriff "virtuelle Teilchen" wird in populärwissenschaftlichen Darstellung sehr schlampig, irreführend und teilweise sogar explizit falsch verwendet. Mein Beitrag soll dazu diesen, einen ersten Anstoß dafür zu geben, zu klären, was virtuelle Teilchen streng genommen sind, und was sie nicht sind. Dazu muss man den Beitrag aber genau lesen und verstehen. Wir können das gerne diskutieren,

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Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe dich soweit verstanden.
Doch schau dir bitte die beiden Links an.

Hier

tinypic.com/player.php?v=2lbl640&s=5#.VL348uk5CUl

vimeo.com/45684779

Dann siehst du, dass das Nichts (Vakuum) wirklich! voller virtueller Teilchen ist.

Übrigens habe ich eben einen Artikel über Lawrence Krauss gelesen, der sagt, dass Universen, ja sogar Raum aus dem Nichts, d.h. aus virtuellen Teilchen entstehen kann.

Ich denke nicht, dass hier irgendjemand Krauss widerlegen kann, oder doch!?

Hier ist der Link
tagesspiegel.de/wissen/vor-dem-urknall-wie-kann-das-universum-aus-dem-nichts-entstehen/11179340.html
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

HIER SIND WEITERE WICHTIGE LINKS!!!

Wer Interesse hat, bitte anschauen.

In einem Video nimmt Krauss selbst Stellung zu virtuellen Teilchen und dem Nichts.

.youtube.com/watch?v=V_H9y1oQ4Rg

bigthink.com/videos/lawrence-krauss-the-flavors-of-nothing-2


PS Wenn Krauss Unsinn erzählen sollte, warum wird er in der ganzen Welt als einer der renommiertesten Physiker angesehen?!
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 20. Jan 2015 19:59    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:

Dann siehst du, dass das Nichts (Vakuum) wirklich! voller virtueller Teilchen ist.

Gleicher Einwand wie oben:
Es gibt eine Rechenmethode, in der man das (reale) Vakuum durch Wechselwirkungen "virtueller Teichen" beschreiben kann (plus ein "künstliches, wechselwirkungsfreies Vakuum"). Das ist unser Unfähigkeit zu Rechnen geschuldet, nicht der Tatsache, dass virtuellen Teilchen eine physikalische Realität zukommt (zumindest nicht in demselben Sinne wir "reale Teilchen", aus denen wir alle bestehen, "real" sind).

Da dies alles im Detail nicht sehr einfach zu verstehen ist und weil es Unterhaltungen und Erklärungen einfacher macht, reden Physiker trotzdem immer davon das virtuelle Teilchen für alles mögliche verantwortlich sind und alles mögliche bewirken. Gute Physiker (und dazu zähl ich selbstverständlich auch Lawrence Krauss) sind sich aber bewusst, was "virtuelle Teilchen" in diesem Zusammenhang bedeutet, nämlich dass es nur eine Rechenhilfe ist.
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

Guter Punkt. Dem kann ich soweit zustimmen. Jedoch sagt Krauss, dass aus den Quantenfluktuationen alias virtuellen Teilchen (Quantenmechanik plus Gravitation (ART)) sogar Raum entstehen kann. Nicht nur Teilchen.
Wenn es diese Teilchen im realen physikalischen Sinne nicht geben sollte, wie kann dann das, was Krauss sagt noch stimmen? Er bezieht sich doch gerade auf die Realität.
Wie meint das Krauss jetzt?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 20. Jan 2015 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Guter Punkt. Dem kann ich soweit zustimmen. Jedoch sagt Krauss, dass aus den Quantenfluktuationen alias virtuellen Teilchen (Quantenmechanik plus Gravitation (ART)) sogar Raum entstehen kann. Nicht nur Teilchen.
Wenn es diese Teilchen im realen physikalischen Sinne nicht geben sollte, wie kann dann das, was Krauss sagt noch stimmen? Er bezieht sich doch gerade auf die Realität.
Wie meint das Krauss jetzt?

1. Das ist eine Aussage von ähnlicher Unschärfe eine anderen (populärwissenschaftlichen) Aussagen zu virtuellen Teilchen. Wenn man sich das genau anguckt, sieht man, dass es ein In-Worte-Fassen einer mathematischen Rechnung ist.
2. Ich denke, da niemand weiss wie eine Quantentheorie der Gravitation wirklich aussieht, sollte man vorsichtig sein, solche Aussagen (selbst wenn man Punkt 1. berücksichtig) als gesichertes Wissen zu betrachten.

Ausfuehrliche Erklaerungen zu virtuellen Teilchen (und vielem mehr) findest Du zB. hier (Chapter A8 ):
http://www.mat.univie.ac.at/~neum/physfaq/physics-faq.html
oder hier:
http://profmattstrassler.com/articles-and-posts/particle-physics-basics/virtual-particles-what-are-they/
(Ich hab Matt Strasslers Artikel nicht im Detail durchgelesen, aber er weiss ganz gut wovon er redet und bemüht sich hier zu zeigen, dass mit virtuellen Teilchen etwas anderes gemeint ist, als dich ein Nicht-Physiker im allgemeinen darunter vorstellt.)
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 20:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich werde mir die Links morgen genauer anschauen.
Krauss spricht also von mathematischen Gleichungen, wenn er von virtuellen Teilchen spricht. Mathematisch sieht das dann so aus, als würden virtuelle Teilchen aus dem Vakuum entstehen. Daraus dann unter Umständen sogar dad Universum.
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 20. Jan 2015 20:54    Titel: Antworten mit Zitat

Bei der Hawking Strahlung ist es dann so, dass reale Teilchen Antiteilchen Paare entstehen. Eines wird in das SL gesaugt umd verringert die Masse. Ist das richtig? Warum spricht Hawking von virtuellen Teilchen?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 20. Jan 2015 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Bei der Hawking Strahlung ist es dann so, dass reale Teilchen Antiteilchen Paare entstehen. Eines wird in das SL gesaugt umd verringert die Masse. Ist das richtig? Warum spricht Hawking von virtuellen Teilchen?

Siehe hier:
http://www.physikerboard.de/topic,37758,-faq---virtuelle-teilchen-und-hawkingstrahlung.html
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 20. Jan 2015 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Bei der Hawking Strahlung ist es dann so, dass reale Teilchen Antiteilchen Paare entstehen. Eines wird in das SL gesaugt umd verringert die Masse. Ist das richtig? Warum spricht Hawking von virtuellen Teilchen?

Das habe ich im FAQ-Beitrag ebenfalls diskutiert. Leider ist die Wortwahl von Hawking gelinde gesagt unglücklich, streng genommen einfach falsch! Die Berechnungsmethode selbst ist dagegen genial.

Um es auf den Punkt zu bringen: virtuelle Teilchen treten auf, wenn man miteinander wechselwirkende Teilchen störungstheoretisch beschreibt. Hawking benutzt jedoch freie Teilchen, d.h. seine Methode funktioniert ausschließlich mittels Kopplung der Teilchen ans Gravitationsfeld. Er benötigt und verwendet überhaupt keine virtuellen Teilchen in seiner Berechnung.

Er hat aber nun ein Interpretationsproblem. Grob gesprochen wird in gekrümmten Raumzeiten der Teilchenbegriff beobachterabhängig. Zwei Beobachter stimmen nicht mehr notwendigerweise darin überein, was denn nun ein Teilchen ist, und ob da überhaupt ein Teilchen ist! So, und irgendwie ist ihm in den Sinn gekommen, dazu den Begriff "virtuelle Teilchen" zu gebrauchen (missbrauchen). Wenn man sein Paper liest und versteht, dann ist einem klar, was gemeint ist. Wenn man nur Kommentare zu seinem Paper kennt, dann wird man in die Irre geführt.

******

Mal ganz grundsätzlich: ich denke, dein wirkliches Problem ist die Unterscheidung von dem, was einerseits in der Natur existiert und was dort geschieht, und welche Beschreibung wir andererseits dafür verwenden.

Wir tun uns heute schwer, den klassischen Teilchenbegriff in der Quantenfeldtheorie wiederzufinden; es gelingt nur bedingt. Das mathematische Objekt, das wir dann in der QFT verwenden nämlich einen Quantenzustand, das nennen wir reales Teilchen. Genauer gesagt handelt es sich um eine idealisierte, mathematische Beschreibung eines Teilchens. Also wichtig: das reale Teilchen ist nicht mit dem Teilchen "dort draußen" identisch, es liefert nur eine Beschreibung.

Wenn wir nun Wechselwirkungen in der QFT beschreiben, dann bricht unser klassisches Verständnis vollständig zusammen. Alles was wir haben sind mathematische Rechenmodelle. Wir können das, was bei diesen Wechselwirkungen berechnen mit nichts in der uns bekannten Alltagswelt in Übereinstimmung bringen. Bei einer mathematischen Näherungsmethode treten dann Objekte auf, sogenannte Feynmanintegrale über Propagatoren, über die man graphisch Buch führen kann, und die nennen wir virtuelle Teilchen. Diese übertragen Energie und Impuls zwischen realen Teilchen, deswegen der Name. Aber sie haben nichts mit realen Teilchen gemein, es handelt sich um völlig andere mathematische Objekte. D.h. wir haben keine mathematische Entsprechung, und wir haben keine in der "Welt da draußen". Deswegen ist der Begriff "virtuelles Teilchen" außerhalb von Büchern und Vorlesungen über QFT fast immer irreführend bis falsch.

Das bedeutet jedoch nicht, dass da nicht "etwas ist" was mittels dieser "virtuellen Teilchen" beschrieben wird. Natürlich gibt es messbare und berechenbar Effekte, natürlich kann man diese "etwas" indirekt nachweisen, weil es mit realen Teilchen und Objekten (Messgeräten) interagiert und wir dies beobachten können.

Nur hat dieses "etwas" sehr sehr wenig mit Teilchen gemein. Und deswegen sollte man nicht einfach sagen, dass diese "virtuellen Teilchen" in der Natur existieren; der Begriff sollte weniger inflationär gebraucht werden.

So, das war's

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 21. Jan 2015 07:33, insgesamt einmal bearbeitet
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 07:31    Titel: Antworten mit Zitat

Okay. Du hast mich überzeugt. Es macht schon Sinn, was du schreibst. Auch wenn es schwierig zu verstehe ist.
ich habe mir auch die Links von jh8979 angesehen, dort wird mitunter dasselbe gesagt.
Es ärgert mich, dass Physiker wie Lawrence Krauss und Stephen Hawking eine solch ungenaue Sprache verwenden. Sie wissen doch, worum es geht.

Es ist doch auch so, dass man beispielsweise zwei Elektronen, die sich auf einander zu bewegen und diese sich aufgrund ihrer gleichnamig elektrischen Ladung abstoßen ebenfalls durch den Austausch eines virtuellen Partikels beschreibt. In diesem Fall wohl ein virtuelles Photon. Das sieht dann in einem Feynman Diagramm aus wie eine schlängelnde Linie. Diese läuft zusammen in einem Vertex, glaube ich. Dabei hat dieses virtuelle Photon aber keine physikalische Existenz. Aber mithilfe diese Mathematik kann man die Wirklichkeit recht genau beschreiben.
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 08:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ist es richtig, was ich oben drüber schreibe?
Kannst du mir noch etwas mehr zu Feynman-Diagrammen und virtuellen Teilchen sagen?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 21. Jan 2015 08:36    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Okay. Du hast mich überzeugt. Es macht schon Sinn, was du schreibst. Auch wenn es schwierig zu verstehe ist.
ich habe mir auch die Links von jh8979 angesehen, dort wird mitunter dasselbe gesagt.

Freut mich!

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Es ärgert mich, dass Physiker wie Lawrence Krauss und Stephen Hawking eine solch ungenaue Sprache verwenden. Sie wissen doch, worum es geht.

Geht mir genauso. Aber sie wollen halt auch ihre Bücher verkaufen, und wenn du da nicht mit einfachen und anschaulichen Erklärungen daherkommst, dann wird das nichts ;-)

Ich werd' demnächst mal einen Beitrag verfassen, in dem ich Hawking's Rechnung kommentiere, ohne weitere Dinge dazuzuerfinden.

Fakt hat Folgendes geschrieben:
Es ist doch auch so, dass man beispielsweise zwei Elektronen, die sich auf einander zu bewegen und diese sich aufgrund ihrer gleichnamig elektrischen Ladung abstoßen ebenfalls durch den Austausch eines virtuellen Partikels beschreibt. In diesem Fall wohl ein virtuelles Photon. Das sieht dann in einem Feynman Diagramm aus wie eine schlängelnde Linie. Diese läuft zusammen in einem Vertex, glaube ich. Dabei hat dieses virtuelle Photon aber keine physikalische Existenz. Aber mithilfe diese Mathematik kann man die Wirklichkeit recht genau beschreiben.

Ja, genau.

Nun, es gibt da offensichtlich eine Wechselwirkung, die hat physikalische Existenz im Sinne eines Prozesses mit messbaren Auswirkungen. Und ja, man kann das mittels eines Feynmandiagramms so beschreiben. Aber ich halte es eben für irreführend, so zu tun, als ob dieses Feynmandiagramm ein existierendes Teilchen als Entsprechung hätte.

Noch ein wichtiger Punkt: die QED ist eine sogenannte Eichtheorie. In diesen existiert eine Eichfreiheit, mittels derer man die Theorie in unterschiedlicher Weise mathematisch formulieren kann. Die Ergebnisse der Rechnungen bleiben jedoch dieselben. Man kann daher die Feynmanregeln aufgrund der Eichfreiheit in verschiedenen Varianten ableiten: die bekannteste enthält zunächst dieses eine von dir genannte Diagramm sowie weitere Korrekturterme; aus dem Diagramm resultiert die Abstoßung statischer Ladungen sowie die Streuung; in einer alternativen Formulierung resultiert die Abstoßung aus einem statischen Coulombterm der Form ~ 1/r. Das Feynmandiagramm hat also in diesen beiden Formulierungen eine völlig andere Bedeutung. Demnach wäre es seltsam, diesem ein physikalisches Objekt zuzuordnen, denn dieses wäre absolut nicht eindeutig.

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 21. Jan 2015 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich werde demnächst mal einen Beitrag verfassen, in dem ich Hawking's Rechnung kommentiere, ohne zu viel hineinzuinterpretieren. Wäre schön, wenn du den bzgl. Verständlichkeit kommentieren könntest.
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Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 08:41    Titel: Antworten mit Zitat

Mache ich. Bin schon gespannt.
Cosmo
Gast





Beitrag Cosmo Verfasst am: 21. Jan 2015 09:12    Titel: virtuelle Teilchen Antworten mit Zitat

Es ist schon interessant, dass etwas das "nicht existieren soll" den Hauptbeitrag zum Protonenspin liefert.
Früher glaubte man, dass nur die Quarks zum Protonenspin beitragen, später wurden dann die "Gluonen" als Hauptverdächtige ausgemacht (Spinkrise:Quarks tragen höchstens ein Drittel bei) - wohlgemerkt sollen "Bahndrehimpulse" eine Hauptrolle spielen - schon eigenartig.

(Spinkrise nachgoogeln)

Schon Einstein sagte: die Welt ist eins
(man lese sich seine Rede in Leiden von 1920 durch)

Etwas, was im Raumzeitkontinuum Wirkung zeigt (selbst wenn es nicht "sichtbar" ist) ist durchaus existent!
Das man dieses "Etwas" als virtuelles Teilchen bezeichnet, halte ich auch für irreführend. Nihil de nihile est - von nix kommt nix! Mathematische Modelle machen dieses "Etwas" nicht einfach "nicht existent" - nur mal ein bisschen logisch denken :-)
MfG
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

@TomS
Kennst du Links, die einem Laien die Feynman-Diagramme unter Berücksichtigung virtueller Teilchen näher bringt?
Ich meine damit Erklärungen zu inneren Linien, äußeren Linien, Propagatoren Vertices usw.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 21. Jan 2015 10:16    Titel: Re: virtuelle Teilchen Antworten mit Zitat

Cosmo hat Folgendes geschrieben:
Es ist schon interessant, dass etwas das "nicht existieren soll" den Hauptbeitrag zum Protonenspin liefert.
Früher glaubte man, dass nur die Quarks zum Protonenspin beitragen, später wurden dann die "Gluonen" als Hauptverdächtige ausgemacht (Spinkrise:Quarks tragen höchstens ein Drittel bei) - wohlgemerkt sollen "Bahndrehimpulse" eine Hauptrolle spielen - schon eigenartig.

Mathematische Modelle machen dieses "Etwas" nicht einfach "nicht existent" - nur mal ein bisschen logisch denken :-)
MfG

Ich sage nicht, dass"es nicht existiert". Liest du meine Beiträge nicht? Warum behauptest du das?

Die Beiträge zum Protonen-Spin kommen nicht von virtuellen Teilchen im Sinne der Störungstheorie. Die Berechnungen mittels Gittereichtheorie erfolgen nicht-perturbativ = ohne Feynmandiagramme. Im typischen Energiebereich für Hadronen = gebundene Zustände ist die Störungstheorie nicht anwendbar, d.h. es gibt keine virtuellen Teilchen imSinne der Störungstheorie, weil die mathematische Methode, die sie hervorbringt, nicht funktioniert.

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jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 21. Jan 2015 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt hat Folgendes geschrieben:
@TomS
Kennst du Links, die einem Laien die Feynman-Diagramme unter Berücksichtigung virtueller Teilchen näher bringt?
Ich meine damit Erklärungen zu inneren Linien, äußeren Linien, Propagatoren Vertices usw.

Martin Bäker erklaert eigentlich immer recht gut. Ich hab mir diesen Artikel allerdings nicht im Detail durchgelesen:
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2013/08/25/verfuhrerisch-einfach-feynmandiagramme/
Fakt
Gast





Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den Link.

Also zunächst mal sind Feynman-Diagramme bildlich dargestellte, ziemlich komplizierte Mathematik. Es geht da um Lagrange-Dichten.
Dann gibt es die äußeren Linien, die realen Teilchen entsprechen und es gibt die inneren Linien, die man als Propagatoren bezeichnet. Der Ausdruck stammt wieder aus der Mathematik.
Die äußeren Linien treffen sich in einem Vertex (Wechsewirkungspunkt). Und von da aus geht eine innere Linie, die ein virtuelles Teilchen darstellt. Für dieses gilt aber nicht die Energie-Impuls-Beziehung. Virtuelle Teilchen verletzen also die korrekte Beziehung zwischen Energie und Impuls. Sie verletzen aber nicht die Energie- und Impulserhaltung – im Gegenteil: Sie sind ja gerade deshalb “off-shell”, damit sie die Erhaltungssätze korrekt erfüllen können.

Ist das korrekt, was schreibe?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 21. Jan 2015 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ja.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 21. Jan 2015 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ja.
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Fakt
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Beitrag Fakt Verfasst am: 21. Jan 2015 12:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe mal in das Buch von Krauss hineingelesen. Er sagt wirklich, dass Raum und vielleicht auch Zeit aus dem Nichts entstehen können. Jetzt weiß ich ja, das virtuelle Teilchen nur in Feynman Diagrammen auftauchen
Aber wie ist es real physikalisch?
Im Nichts muss doch etwas vorgehen, sodass ein Universum daraus entstehen kann.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18079

Beitrag TomS Verfasst am: 22. Jan 2015 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Schwierig zu sagen, was er genau meint:
- ich habe sein Buch nicht gelesen
- wir haben noch keine präzise ausformulierte Theorie der Quantengravitation
- in dem Umfeld gibt es diverse Ansätze; auf welchen bezieht er sich?

Vielleicht fange ich mal an, mit der Unschärfenrelation in einem wohlbekannten Umfeld zu argumentieren.

Zunächst: Nichts ist ein unpräziser Begriff, der allenfalls in einem populärwissenschaftlichen Kontext angebracht ist; und auch da könnte man präziser sein. Man könnte von Vakuum sprechen, wobei das allenfalls für Teilchenphysiker ein vernünftiger Begriff ist (auch die gibt es Mehrdeutigkeiten). Am besten sprechen wir von Grundzustand bzgl. des Hamiltonoperators, d.h. des Zustandes mit der geringstmöglichem Energie eines bestimmten Systems.

Betrachten wir als Beispiel das Wasserstoffatom: hier wird nur das Elektron als Quantenobjekt betrachtet, das Proton wird einfach mittels eines klassischen elektromagnetischen Feldes modelliert. Das Elektron hat einen niedrigsten Zustand, den sogenannten Grundzustand. In diesem Grundzustand liegt für das Elektron eine gewisse Ortsunschärfe vor, die ca. von der Größenordnung des "klassischen Radius" R des Wasserstofatoms ist (kann man exakt ausrechnen, brauchen wir hier aber nicht).



Nun folgt aus der Heisenbergschen Unschärfenrelation ungefähr



durch Umformen und Einsetzen



Die Impulsunschärfe ist definiert als



In der Wurzel stehen die Erwartungswerte für das Impulsquadrat sowie das Quadrat des Erwartungswertes des Impulses. Das ist letztlich die in der Statistik vewendete Definition für eine Streuung, also die Unsicherheit einer Messgröße, hier des Impulses p.

Der Erwartungswert des Impulses ist im Grundzustand des Wasserstoffatoms sicher exakt Null. Der Grund ist die Kugelsymmetrie des Grundzustandes; alle Bewegungsrichtungen sind gleichberechtigt, daher mitteln sie sich sozusagen exakt weg. Damit folgt für die Impulsunschärfe



Nun beachten wir noch, dass sich die kinetische Energie mittels des Impulses schreiben lässt als



und damit wiederum für das Quadrat des Impulses gilt



Eingesetzt in die obige Gleichung



gilt dann





Das Ergebnis ist spannend. Wir betrachten hier den Grundzustand unseres Systems. Dabei haben wir einen Ortsoperator, sozusagen ein mathematisches Werkzeug, um die Abmessung unseres "Quantenobjektes" zu berechnen; dafür erhalten wir die Größenordnung R. Dann habe. Wir einen Impulsoperator bzw. einen Operator für die kinetische Energie, der es uns ermöglicht, die typische kinetische Energie des Elektrons zu berechnen. Die erstaunliche Beobachtung folgt aus der Kombination der beiden folgenden Formeln:





Die erste Gleichung besagt, dass der Mittelwert bei einer Impulsmessung am Elektron exakt Null ist. Die zweite Formel besagt, dass das Elektron trotzdem eine gewisse kinetische Energie hat, also nicht absolut in Ruhe sein kann.

******

Eine ähnliche Betrachtung funktioniert für viele Beobachtungsgrößen in der Quantenmechanik sowie in der Quantenfeldtheorie. Z.B. kann man den Grundzustand dadurch definieren, dass der Erwartungswert des Teilchenzahloperators N, also des Operators, der die Anzahl der Teilchen in einem bestimmten Zustand zählt, exakt Null ist



Nun kann man andere Operatoren betrachten, z.B. wieder den Operator für die kinetische Energie, und man stellt fest, dass dessen Erwartungswert nicht verschwindet. D.h. salopp gesprochen, "obwohl im Grundzustand kein Teilchen vorliegt, trägt dieser Zustand kinetische Energie; es ist nichts da, aber es bewegt sich etwas".

Häufig bezeichnet man dies als Effekt der "Vakuumfluktuationen". Das Vakuum ist sozusagen nicht wirklich "leer". Ich halte das aber für keine vernünftige Aussage, denn es gibt eine einzige präzise Definition für "Vakuum", nämlich über den Operator N, und bzgl. dieser Definition ist es tatsächlich leer. Sagen wir besser, der Grundzustand hat eine ganze Reihe von Eigenschaften, und einige davon verschwinden eben nicht, d.h. der Grundzustand ist zwar der mit der niedrigsten Energie, oder der mit Teilchenzahl Null, aber eben mit anderen, nicht-trivialen Eigenschaften.

******

Ohne nun genau zu wissen was Krauss genau meint, kann ich zumindest folgendes sagen: es gibt Formulierungen zur Quantengravitation, in denen man ein ähnliches Spiel mit anderen Operatoren treiben kann. Insbs. kann man geometrische Operatoren konstruieren, die sozusagen Flächen und Volumina sowie davon abgeleitet Größen "messen". Und da gibt es abgeleitete Größen wie oben die kinetische Energie, die im Grundzustand ebenfalls auf nicht-triviale Eigenschaften hinweisen. Salopp gesprochen läge ein Zustand vor, in dem z.B. das Volumen eine nicht-verschwindende Unschärfe aufweist.

Damit haben wir nun noch keine Erzeugung von Etwas aus Nichts, aber zumindest eine grobe Idee, welche Konzepte in der moderne Physik diskutiert werden, um die Eigenschaften des Grundzustandes der Quantengravitation sowie der "Entstehung von Volumen" zu diskutieren.

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