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Verständnisfrage zu Lorentzkontraktion / Zeitdilatation
 
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Oliver
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Beitrag Oliver Verfasst am: 08. Jan 2015 17:06    Titel: Verständnisfrage zu Lorentzkontraktion / Zeitdilatation Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Ich verstehe die Argumentation in den Standardbeispielen durchaus, aber ich bin auf ein Gedankenexperiment gestossen, für welches ich bislang keine Lösung finden konnte, eventuell kann mir ja jemand erklären, wie es hier funktionieren würde:

Man nehme einen langen Dreharm mit einer Achse in der Mitte. An beiden Enden packt man jeweils einen sehr genauen Winkelaufnehmer, man könnte den Arm einfach in einem Ring laufen lassen und optisch eine auf dem Ring aufgebrachte Codierung abtasten - das erreicht enorme Genauigkeiten. Dann packt man noch an beide Enden einen Sensor, der das Mess-Lichtsignal empfängt und einen Signalgeber in die Mitte über die Achse. Die "Empfänger" an den beiden Enden des Dreharms können dann immer "notieren", bei welchem Winkel das Signal aus der Mitte angekommen ist. Ich hoffe, ich konnte die Anordnung verständlich beschreiben.

Wenn man nun den Arm rotieren lässt (nicht schnell, v << c) und der Impulsgeber in der Mitte Lichtimpulse aussendet, sollten in einem insgesamt ruhenden System die beiden ermittelten Winkel immer genau 180° zueinander verschoben liegen (eben genau gegenüber).

Wird die ganze Anordnung jedoch (schnell genug) bewegt, ist die Frage was passiert. Wenn der Dreharm gerade ortogonal zur Bewegungsrichtung "vorbeikommt", bleibt es wie gehabt bei 180° Differenz die gemessen werden. Rotiert der Dreharm hingegen gerade in etwa in Bewegungsrichtung wird es meiner Ansicht nach schwierig: Für einen externen, statischen Beobachter muss der Lichtblitz aus der Mitte zuerst den hinteren Sensor erreichen und erst etwas später den vorderen, so dass die gemessene Winkeldifferenz sich verändert - eben auch für den bewegten Beobachter!

Weder die Lorentzkontraktion, noch die Zeitdilatation scheint meinem Verständnis nach hier verhindern zu können, dass es plötzlich eine messbare Vorzugsrichtung gibt, die es ja nicht geben dürfte. Was habe ich übersehen?

Meine Ideen:
Das Gedankenexperiment entstand, da in sämtlichen mir bekannten (Gedanken-)Experimenten die Lichtgeschwindigkeit immer so ermittelt wurde, dass der Lichtimpuls ausgesandt, über einen Spiegel reflektiert und am Ausgangsort wieder aufgefangen wurde. Aber gerade wenn in Bewegungsrichtung gemessen wird, heben sich die "langsamere" Bewegung des Lichts in Bewegungsrichtung und die "schnellere" entgegen der Bewegungsrichtung in der Messung ja quasi auf, weshalb ich eine Messung in eine Richtung konstruieren wollte.

Da ich die Geschwindigkeit der Rotation als niedrig angesetzt habe (dient ja eigentlich nur dazu, eine Art von globalem Zeit-Bezugssystem zu erschaffen), sollte sich die Geometrie der Anordnung eigentlich nur durch die Bewegung des Bezugssystems verändern, aber meines Wissens nach, staucht dies lediglich alles in Bewegungsrichtung, eine "verzögernde Verzerrung" immer am "hinteren" Ende der Drehachse, die die frühere Messung dort verzögert, konnte ich nirgendwo herleiten.
Ich



Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 08. Jan 2015 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
meines Wissens nach, staucht dies lediglich alles in Bewegungsrichtung, eine "verzögernde Verzerrung" immer am "hinteren" Ende der Drehachse, die die frühere Messung dort verzögert, konnte ich nirgendwo herleiten.
Dein Problem ist auch die aus der Schul- und Populärphysik bekannte Herangehensweise über Lorentzkontraktion und Zeitdilatation. Du müsstest noch die Verschiebung der Gleichzeitigkeit mit dazu nehmen, damit wenigstens ein konsistentes Bild entsteht. Es bleibt aber immer schlecht verständlich und konfus.
Du solltest stattdessen vom Relativitätsprinzip ausgehen. Der Bewegungszustand ist egal, es wird immer dasselbe gemessen. Punkt.
Dann kannst du interessante Ereignisse in deinem Experiment im "Ruhesystem" ausrechnen und in die Lorentztrafo stecken, dann kriegst du die entsprechenden Koordinaten im bewegten System. Das ist die "philosophisch" richtige Vorgehensweise. Du wirst dich wundern, wie krumm und schief da alles wird.
Dein Fehler in der Vorstellung ist nämlich, dass 180° im Ruhesystem auch 180° im bewegten System seien, der Balken also in jedem Bezugssystem eine Gerade bildet. Dem ist nicht so.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 08. Jan 2015 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:

Du solltest stattdessen vom Relativitätsprinzip ausgehen. Der Bewegungszustand ist egal, es wird immer dasselbe gemessen.

Es herrscht immer Übereinstimmung darüber was man selber und was ein anderer (bewegter) Beobachter misst. Das ist etwas anderes...
Ich



Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 11. Jan 2015 10:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ein relativ dazu bewegter Beobachter wird etwas anderes messen. Man selbst wird im eigenen Experiment immer dasselbe messen, egal welcher Bewegungszustand einem zugeordnet wird.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 11. Jan 2015 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
Ein relativ dazu bewegter Beobachter wird etwas anderes messen. Man selbst wird im eigenen Experiment immer dasselbe messen, egal welcher Bewegungszustand einem zugeordnet wird.

Immer dasselbe wie was? Ich versteh nicht so ganz, welche verschiedenen Messungen Du vergleichst.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 11. Jan 2015 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

Zwei relativ zueinander bewegte Beobachter B und B' messen eine gemeinsame Observable A. Die Messergebnisse lauten a und a'. Das Ergebnis von B lautet immer a, unabhängig davon in welchem Bezugssystem die Messung beschrieben wird bzw. ob man B als ruhend (und B' als bewegt) oder umgekehrt ansieht. Für B' und a' gilt das selbe. Wenn die Observable A eine Invariante ist, dann gilt a = a'; i.A. stimmen die Messergebnisse a und a' jedoch nicht überein.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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