Physikstudium wie lernen?

schnuffel · Gast

Physikstudium wie lernen?
Hi Community,

ich habe im Sommersemester ein Physikstudium begonnen und musste erstmal direkt feststellen! WOW, mit was einem Tempo die Themen in den Vorlesungen runtergebetet werden. Ich muss sagen, ich hatte im Abi Physik als GK allerdings mehr schlecht als recht. Momentan höre ich Exp2 und hänge nur hinterher. Ich höre auch noch mathematische Methoden (Ist mein Lieblingsfach) als auch Ana1 und LinAlg1. Nächste Woche wird schon eine Klausur in Exp2 geschrieben zu der ich nicht antreten werde da ich mich absolut nicht bereit dazu fühle die Klausur zu bestehen. Mir fehlen einfach noch sehr viele Grundlagen.Meine Idee ist es nun mich auf Mathematische Methoden, Ana1 und LinAlg zu beschränken und nächstes Semester dann Exp1 zu hören und in meinem dritten Semester dann Exp2. Ich muss dabei sagen, in unseren Übungen werden die Übungsaufgaben nicht wie gewohnt durch gewöhnliche Algebra und etwas Integral und Differentialrechnung gelöst sondern es wird so gut wie jede Aufgabe mit Delta Distributionen und sonst welchen abstrakten Konzepten die Aufgaben präsentiert so das sich mir nur noch die Löffel verbiegen.
Ich habe ein großes Interesse an der Physik. Nun möchte ich einmal hier nach Rat fragen wie ich mein weiteres Studium planen sollte und evtl. mein lernen effektivieren kann. Ich muss sagen, aus den Vorlesungen nehme ich generell nicht viel mit so dass ich mir den meisten Stoff in Eigenregie erarbeiten kann. Ich bin also quasi die ganze Woche nur an Aufgabenzettel lösen von denen ich 50% nicht alleine lösen kann.

Könnt ihr mir einen Rat geben?

Grüße, Ersti.

Jayk · Anmeldungsdatum: 22.08.2008 Beiträge: 1450

Du hast ein Physikstudium im Sommersemester begonnen? Ich dachte, das sei nur mal kurz für G8 ermöglicht wurden, ich wusste von der TU München, dass sie das in einem Semester ermöglicht hatten. Die hatten sich aber auch wirklich etwas gedacht. Exp ist normalerweise nicht das Problem, aber wenn die Schulkenntnisse schlecht sind, sollte man vielleicht mit Exp 1 anfangen...

In welchem Fach spielen Delta-Distributionen eine Rolle? Etwa in Exp 2? Hätte ich nicht erwartet. Wir haben sie in Theo für Variationsableitungen benutzt, aber die Übungsaufgaben konnte man auch mathematisch sauber lösen.

Für Mathevorlesungen kann ich den Königsberger in Ana und den Bosch in LA empfehlen, sind aber nicht jedermanns Sache. Bei uns bauen die Vorlesungen im Wesentlichen darauf auf, einfachere Alternativen wären Hildebrandt (finde ich etwas unstrukturiert, metrische Räume werden viel zu spät eingeführt; sonst aber ganz gut) und Fischer (für Leute mit guten Augen; etwas weniger formal als der Bosch). Lineare Algebra von Jänich finde ich auch ganz gut: Das Niveau dort reicht natürlich nicht aus, um eine Klausur zu bestehen, aber kann helfen, um überhaupt erstmal einen Ansatz zum Verständnis zu bekommen. Bei der Hauptachsentransformation war ich jedenfalls froh, dass es den Jänich gibt. smile

Das Tutorium Analysis+lineare Algebra soll ganz gut sein. Davon kenne ich bloß ein paar Seiten, wobei ich fand, dass die Erklärungen nicht viel einfacher als in gängigen Lehrbüchern sind, jedoch viele Beweise fehlen (die Frage ist, ob das ein Problem ist; vermutlich nicht wirklich, wenn das Ziel ist, Klausuren zu bestehen).

Ich würde dir empfehlen, jede Vorlesung noch am selben Tag nachzuarbeiten. Ich weiß, das ist schwierig, und ich tue es auch selbst nicht, aber ich weiß, dass ich es eigentlich tun sollte.^^ Jedenfalls sollte man zumindest am Ende jeder Woche mit der Vorlesung gleichauf sein, um die Übungszettel bearbeiten zu können. Für Übungszettel reicht es erfahrungsgemäß nicht aus, nur die Sätze zu lernen, sondern man muss sie auch verstanden haben, was im allgemeinen heißt, eine grobe Vorstellung vom Beweis zu haben. Also man sollte grob beantworten können: "Warum ist das so?"

Dann ist es wichtig, dass man mit den Begriffen arbeitet, um sie zu behalten und sich zu strukturieren. Diesen Zweck erfüllen im Idealfall die Übungsaufgaben. Das klappt aber nur, wenn man mit der theoretischen Nacharbeitung vor der praktischen Anwendung beginnt, denn Übungsaufgaben sind normalerweise so strukturiert, dass man aus ihnen zu tieferen Einsichten gelangt, wenn man schon grundlegende Einsichten gewonnen hat.

Dass die Übungszettel 100% der Zeit einnehmen, ist normal. Trotzdem ist es essentiell wichtig, dass man sich die Zeit nimmt, die Vorlesung auf theoretischer Ebene zu verstehen.

Konkrete Ratschläge kann ich dir pauschal nicht geben. Du kannst ja mal ein paar Randinformationen liefern:
- Wieso Studienbeginn im Sommersemester? Für mich wirkt das nicht sinnvoll, da Vorlesungen in Physik und erst recht in Mathe aufeinander aufbauen und es daher nicht so viele sinnvolle Möglichkeiten gibt, in welcher Reihenfolge die Vorlesungen gehört werden. Welche Uni bietet diesen Quatsch an? Überlege dir, ob du ggf. dich auf Mathe beschränkst und mit deinem richtigen Physikstudium zum nächsten Wintersemester anfängst. Mit Mathe meine ich Ana+LA.
- Wann bekommst du die Übungsblätter und wann musst du sie abgeben? Generell würde ich empfehlen, so viel wie möglich in der Woche zu lösen, das Wochenende wird schon von alleine voll.
- Hast du Zettelpartner? Zettelpartnerschafen sind nur dann sinnvoll, wenn ihr ungefähr auf demselben Level seid und auch eure Lösungen vergleicht. Wenn du in mehreren Fächern mit demselben Partner arbeitest, kannst du übrigens viel Zeit beim Vergleichen sparen (als Tipp fürs nächste Semester). Es gibt auch die Variante, dass jeder 50% bearbeitet und man einfach nicht darüber redet. Das ist nicht sinnvoll, jeder sollte 100% machen (oder es wenigstens versuchen).

schnuffel · Gast