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Was ist Zeit?
 
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phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 30. Okt 2012 06:58    Titel: Was ist Zeit? Antworten mit Zitat

Hallo, bin Laie aber wie so oft sind die einfachsten Fragen, für mich zumindest, die schwersten.
Ich stelle mir die Frage was Zeit eigentlich ist. Klar, in einer 3(4) dimensionalen Raumzeit ist Zeit einfach der 2te thermodynamische Satz. Heisst dass das "Zeit" eine der Materie beim "Urknall" mitgegebene Eigenschaft ist welche Quantenweise von ihr emitiert wird? Ist Zeit also eine Egenschaft der Materie nicht in einem (unendlich) energetisch stabilen Zustand zu verbleiben? Oder ist Zeit doch ein äusseres Phänomen d.h. sie ist auch ohne Teilchenmodell vorstellbar d.h. das Sie sich eventuell in "höheren" Diemnsionen anders äussert? Hat Sie sich aufgrund der inhomogenität der Entstehung des Universums gebildet, sozusagen durch die "inperfektion" des Materieüberschusses? Wie ist das den nun mit der Zeit und den 3 Grundkräften also was bedeutet Zeit jeweils für diese, wirkt Sie auf alle gleich oder gibt es Unterschiede z.B. Gravitation und zeit und ihre Feldeigenschaften? Inwiefern gibt es den Begriff der Zeit in höherdimensionalen Räumen, gibt es auch dort Gesetze wie Entropie? Das sind erstmal meine naiven Fragen aber grundsätzlich WAS IST ZEIT?. Vor allen Dingen zu ihrer Entstehung und wie die "Zeit" in einem Big Rip Universum enden wird. Weitere Fragen fallen mir dann bestimmt noch ein!
p.s. Habe jetzt das forum durchsucht nach der Frage was Zeit ist aber nirgendwo eine Antwort gefunden, was erstaunlich ist bei solch einer fundamentalen Frage. Bitte liebe Physiker schreckt auch vor absoluten Expertenantworten nicht zurück unter Berücksichtigung aller gängigen Theorien und fremdwörtern, werde es schon ansatzweise verstehen, hoffe ich! Augenzwinkern
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 30. Okt 2012 08:25    Titel: Antworten mit Zitat

Über die Frage, was Zeit ist, kann man lange spekulieren. Vielleicht sollte man erst mal etwas Ordnung bzgl. verschiedener Zeitbegriffe schaffen.

1) Zum ersten gibt es Zeit in unserer Wahrnehmung. Ich gehe davon aus, dass man diese mit physikalischen Prozessen in Beziehung setzen kann, also reversiblen (z.B. ein ideales Pendel) oder irreversiblen (z.B. Vermischung von Flüssigkeiten) Vorgängen in der Natur. Insofern ist dieser Zeitbegriff physikalisch, aber wohl nicht fundamental, da sich die genannten Vorgänge auf einfachere Vorgänge reduzieren lassen. Ob auf mikroskopischer Ebene eine echte Zeitskala existiert, oder ob diese erst makroskopisch entsteht, kann heute wohl noch niemand so genau sagen.

2) Es gibt Zeit in der Quantenmechanik. Diese ist jedoch „nur“ ein Parameter in der Schrödingergleichung du erklärt erst mal gar nichts. Es ist nicht so, dass die Quantenmechanik hier eine Zeitskala definiert, es ist umgekehrt so, dass man sich eine idealisierte Zeit z.B. auf einer Stooppuhr denkt und idese als Parameter zur Formulierung der Quantenmechanik benutzt. Das funktioniert zwar prima, erklärt aber letztlich nichts.

3) Dann gibt es zwei Begriffe von Zeit in der Relativitätstheorie, nämlich einmal eine Zeitkoordinate, die jedoch für verschiedene Beobachter unterschiedlich ist und eher ein mathematisches Konstrukt darstellt als einen physikalischen Zeitverlauf. Auch in der relativistischen Quantenmechanik und in der Quantenfeldtheorie werden diese Zeitkoordinaten im Sinne von 2) zur Formulierung verwendet, ohne dass dabei der fundamentale Begriff „Zeit“ erklärt würde.
3b) Die zweite Zeit ist die eines realen Beobachters, die dieser auf einer Armbanduhr o.ä. messen kann, seine sogenannte Eigenzeit. Es ist diese Zeit, in der z.B. das Zwillingsparadoxon formuliert und aufgelöst werden kann. Diese Zeit eignet sich aber wenig zur Formulierung grundlegender Theorien wie der RT selbst oder der QFT, da es sich dabei nicht um eine globale Größe handelt, sondern diese Zeit immer nur auf einen isolierten Beobachter bezogen werden kann. Es gibt jedoch Ansätze, eine physikalische Zeit als „Eigenzeiten einer Schar von Beobachtern“ zu definieren und somit der RT einen globalen und zugleich Beobachter-relativen Zeitbegriff zu geben. Physikalisch ist auch dieser Zeitbegriff nicht, da er ebenfalls keinen Prozessbegriff beinhaltet. D.h. physikalisch ist immer noch die Zeit, die ein Beobachter durch einen Vorgang wie das Ticken einer Uhr erlebt.

Ein Beispiel: für ein isoliertes, stabiles Elementarteilchen, oder für einen idealisierten, nicht alternden Astronauten kann man diese Eigenzeit sehr wohl definieren, aber er kann sie nicht erfahren, da er ja isoliert ist und nicht altert, da also kein Referenzprozess existiert, der eine Zeitskala oder das „Vergehen von Zeit“ definiert. Wenn wir die Welt auf fundamentaler Ebene mittels Elementarteilchen bzw. ihrer Quantenfelder definieren, dann sieht es so aus, als ob es auf dieser fundamentalen Ebene keine Zeit gäbe; die Zeit kommt erst dann ins Spiel, wenn wir einen fundamentalen Prozess (Kollision zweier Teilchen) auf eine makroskopische Zeitskala (Zeitplanung am CERN) beziehen.

4) Betrachtet man die unter 3) kurz angesprochene Quantenfeldtheorie genauer, so stellt man fest, dass – mit einigen Ausnahmen – unsere grundlegenden Theorien alle mit masselosen Feldern formulierbar zu sein scheinen. Masse entsteht erst aus Wechselwirkungen (Higgsfeld, gebundene Zustände der QCD, ..). Für masselose Teilchen verliert aber der Begriff Eigenzeit wie unter 3b) diskutiert seinen Sinn; besser gesagt, für masselose Teilchen ist ihre Eigenzeit immer Null, sie altern nicht. Das bedeutet, dass in einem Universum mit masselosen Feldern keine Zeitskala definierbar ist. Insbs. ist eine Theorie mit masselosen Feldern skaleninvariant, d.h. man kann Raum und Zeit reskalieren, d.h. x → λx, t → λt. Diese Reskalierung mit einem beliebigen Parameter λ ist in einer masselosen Theorie unsichtbar, d.h. sie ändert nichts an der Physik. Dies bedeutet wiederum, dass Zeit in einer derartigen Theorie nicht physikalisch sinnvoll definiert werden kann.

5) Im Rahmen der Quantengravitation legt man häufig eine Umformulierung der RT zu Grunde, die einer Art Schrödingergleichung wie unter 2) enthält. Aufgrund einer speziellen Symmetrie der ART verschwindet jedoch der Zeitparameter vollständig aus der Theorie, d.h. man landet bei einer statischen, zeitlosen Formulierung der Theorie. Insofern sieht es wieder so aus, als ob auf fundamentaler Ebene keine Zeit existieren würde.

Ich denke, dass unser Universum auf fundamentaler Ebene zeitlos ist (und dass sich auch das Konzept von Raum verflüchtigt) und dass Zeit erst über makroskopische Systeme und Prozesse „ensteht“.

Die meines Erachtens beste Zusammenstellung von Gedanken führender Physiker zu diesem Thema findest du hier:

http://www.fqxi.org/community/forum/category/10

Insbs. lesenswert:

The Nature of Time
By Julian Barbour
Essay Abstract: A review of some basic facts of classical dynamics shows that time, or precisely duration, is redundant as a fundamental concept. Duration and the behaviour of clocks emerge from a timeless law that governs change.

Does Time Exist in Quantum Gravity?
By Claus Kiefer
Essay Abstract: Time is absolute in standard quantum theory and dynamical in general relativity. The combination of both theories into a theory of quantum gravity leads therefore to a 'problem of time'. In my essay I shall investigate those consequences for the concept of time that may be drawn without a detailed knowledge of quantum gravity. The only assumptions are the experimentally supported universality of the linear structure of quantum theory and the recovery of general relativity in the classical limit. Among the consequences are the fundamental timelessness of quantum gravity, the approximate nature of a semiclassical time, and the correlation of entropy with the size of the Universe.

Forget Time
By Carlo Rovelli
Essay Abstract: Following a line of research that I have developed for several years, I argue that the best strategy for understanding quantum gravity is to build a picture of the physical world where the notion of time plays no role at all. I summarize here this point of view, explaining why I think that in a fundamental description of nature we must "forget time", and how this can be done in the classical and in the quantum theory. The idea is to develop a formalism that treats dependent and independent variables on the same footing. In short, I propose to interpret mechanics as a theory of relations between variables, rather than the theory of the evolution of variables in time.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 30. Okt 2012 10:16    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Bin erstaunt dass die Definition von Zeit noch so ...unklar? ist! Es zeigt sich wieder das die Eigenschaften von Raum und Zeit in unserem Bezugssystem in der Quantenwelt ihre Bedeutung verlieren und Zeit als Kontinuum "dort" nicht existiert bzw. laut deinen Links wir es wohl nur noch nicht verstehen. Ich verstehe nur, das ich nicht viel verstehe. Ganz besonders wie in den quantenmechanisch? definierten Anfangsbedingungen des Universums dann doch etwas wie ein Kontinuum und Kontinuierlichkeit sich bilden konnten (oder versthe ich was grundsätzlich falsch? eine vereinigte Theorie würde das alles erklären, richtig!?) und wann man einen Zeitbegriff das erste mal definieren kann. Selbstorganisation der Teilchensuppe durch Entropie so dass es Kausalitäten gibt und einen Zeitbegriff? Werde mir ertmal in Ruhe deine Links durchlesen, vielleicht verstehe ich zumindest ein bisschen.
HaraldK



Anmeldungsdatum: 02.10.2012
Beiträge: 54

Beitrag HaraldK Verfasst am: 18. Nov 2012 15:05    Titel: Antworten mit Zitat

Aus der speziellen Relativitätstheorie kann durch Umstellung der zentralen Gleichung die Formel



herleiten. Dabei ist v die Geschwindigkeit, mit der sich ein Objekt im Vergleich zu mir (dem Beobachter) bewegt und ist die Lokalzeit auf dem Objekt, die nach spezieller Relativitätstheorie in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit v langsamer läuft, als die des Beobachters. Die Größe könnte man als die Alterungsgeschwindigkeit des Objekts bezeichnen.

Für eine Photon, das sich mit Lichtgeschwindigkeit c bewegt, ist , man könnte also sagen, es wird nicht älter.

Nun kann man sich eine verspiegelte Kiste voller Photonen vorstellen, die sich mit der Geschwindigkeit v von links nach rechts bewegt. Mittele ich die Geschwindigkeit der Photonen in der Kiste, so muss also v heraus kommen. Sei mit die Geschwindigkeit der N Photonen, dann gilt



Eine etwas fummelige Herleitung führt zu



Nun kann ich folgende Gleichheit feststellen:



Damit wird die Alterungsgeschwindigkeit des Ensembles aus N Photonen beschrieben durch deren Geschwindigkeiten relativ zueinander. Würden die Photonen alle in die gleiche Richtung sausen, dann wären die Relativgeschwindigkeiten alle gleich Null und das Ensemble hätte eine Alterungsgeschwindigkeit von Null. Dementsprechend läuft auch keine (lokale) Zeit ab, ganz wie bei einem einzelnen Photon.

Da die Photonen eingesperrt sind, sind die Relativgeschwindigkeiten und damit die Alterungsgeschwindigkeit des Ensembles ungleich Null --- es vergeht Zeit.

Wenn ich mir nun noch klar mache, dass sämtliche chemischen Reaktionen, zum Beispiel in meinem Körper, durch elektromagnetische Kräfte zwischen Atomen gesteuert werden, die wiederum durch den Austausch von (virtuellen) Photonen zu Stande kommen, dann ist mein Körper auch eine Kiste voller Photonen mit einer Relativbewegung.

Und das ist das, was ich mir unter Zeit vorstelle.
phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 18. Nov 2012 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm ja, ich als Laie verstehe das dann so das man den "Zeitmesser" Mensch als abgeschlossenes System modelliert, der dann aber in der Erfassung seiner Relativbewegungen zu anderen, ebenfalls so modellierten Systemen, in Bezug gesetzt werden kann. So das sich ein Zeitstrahl ergibt. Aber ist den solch eine "runtermodellierung" zulässig, da ja in der Realität ein ständiger Austausch des erfasssten Systems mit seiner Umwelt stattfindet, sei es im QM-Sinne als auch relativistischen.
Oder versthe ich das was komplett falsch? smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 20. Nov 2012 08:39    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du dich auf den Beitrag von HaraldK beziehst: da wird m.E.,leider nicht klar, inwiefern sich seine Zeitkonzeote auf meine (1-5) beziehen. Insbs. gelingt es so natürlich nicht, eine "Observable" Zeit herauszupräparieren.
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Zuletzt bearbeitet von TomS am 26. Nov 2012 07:07, insgesamt einmal bearbeitet
IsabellaCullen



Anmeldungsdatum: 13.11.2012
Beiträge: 71

Beitrag IsabellaCullen Verfasst am: 25. Nov 2012 12:23    Titel: Re: Was ist Zeit? Antworten mit Zitat

phobos81 hat Folgendes geschrieben:
WAS IST ZEIT?.


Aus meiner Sicht handelt es sich bei der Zeit um ein Maß für Veränderung. Insbesondere für die mathematische Beschreibung kinematischer Prozesse scheint die Zeit (t) vonnöten zu sein. Zeit könnte man demnach auch als mathematisches Deskriptionsinstrument bezeichnen, denke ich.

Ich vertrete nicht unbedingt die Position, dass die Zeit per se eine physikalische Realität darstellt. Die Zeit selbst ist weder messbar noch beobachtbar. Physikalisch real sind Materie und Energie. Beides interagiert mit den Messapparaturen der Physik und ist somit direkt nachweisbar. Die Zeit hingegen schreitet mit keinem einzigen Messgerät in Wechselwirkung. Die Zeiger einer Uhr bewegen sich ja bloß, weil die Uhr permanent mit elektrischer Energie vesorgt wird und nicht, weil die Zeit an sich die Mechanik von Uhren manipuliert.

Die Zeit ist in der mathematischen Beschreibung die vierte Raumdimension A(vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum). Ohne die Zeit wäre es nicht möglich, bewegte Objekte zu beschreiben. Alles befände sich in einem statischen Zustand.
phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 26. Nov 2012 04:41    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Isabella. Ja, ich verstehe. Besonders beachtenswert ist ja dann nach deiner Defintion der "Beobachter" der diese Veränderung wahrnimmt, praktisch "misst".
Um jetzt mal ins philosophische abzudriften, stelle ich mir die Frage was passiert mit der bis dahin von ihm in ihrer auf dem Zeitstrahl "sich bewegenden" Realität, wenn dieser "Beobachter der(s) Zeit(stahls)" nicht mehr vorhanden ist?
QM sind ja alle Möglichkeiten von Teilchen in ihren "Freiheitsgraden" möglich d.h. erlischt dann ein konkreter Beobachter einer ganz bestimmten Raum/Zeitkoordinate und es gibt keine weiteren, können die QM System alle beliebigen Freiheitsgrade wieder einnehmen!? Hach, das klingt jetzt glaube ich furchtbar esoterisch aber konkret. Wenn ich sterbe als Beobachter, läuft dann ein genereller Zeitstrahl in seiner relativistischen Ausprägung weiter so dass die Zukunft objektiv offen ist oder ist die vermeintliche (jegliche) Zukunft (Vergangenheit) des Beobachters schon Realität, irgendwie/wo? Es stellt sich als Gedankenkonstrukt vlt. auch die Frage nach einem Universum ohne "Beobachter und Messer" von Zeit!? Sind unphysikalsiche Fragen, weiß ich natürlich aber meine Frage wäre ob die heutige Physik da antworten weiß und ob ich mich jetzt doch nicht lächerlich mache mit diesen Fragen!? grübelnd

P.S. Mir kam die einfach Idee das in den Anfängen des Unversums es wohl offensichtlich auch keinen Beobachter gab, "die Zeit" aber wohl voranschritt zumindest bis zu dem Punkt an dem ich hier sitze. Bin mir sicher das die Lösung, zum verstehen des Begriffes Zeit in den Anfangsbedingungen des Universums liegt und wie sich diese bilden konnte im Zusammenhang mit den Kräften und Konstanten die unser Universum heute und sicher auch zukünftig bestimmen! Wer kann also diese Anfangsbedingungen und den Zusammenhang der "Zeit" damit mir am besten erklären?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Nov 2012 08:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe oben versucht, die Verwirrung bzgl. verschiedener Zeitbegriffe aufzulösen
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phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 26. Nov 2012 09:25    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich habe oben versucht, die Verwirrung bzgl. verschiedener Zeitbegriffe aufzulösen

Hi Toms, ja danke nochmal aber Verwirrung um den "Zeitbegriff" trifft es ja ganz gut!
Die Aussage von dir, die für uns "Makroskopen" ja am ehesten relevant ist ist wohl diese: "diese Zeit immer nur auf einen isolierten Beobachter bezogen werden kann. Es gibt jedoch Ansätze, eine physikalische Zeit als „Eigenzeiten einer Schar von Beobachtern“ zu definieren und somit der RT einen globalen und zugleich Beobachter-relativen Zeitbegriff zu geben. Physikalisch ist auch dieser Zeitbegriff nicht, da er ebenfalls keinen Prozessbegriff beinhaltet. D.h. physikalisch ist immer noch die Zeit, die ein Beobachter durch einen Vorgang wie das Ticken einer Uhr erlebt."
Glaube ja das da der Punkt liegt, so wenig es die Natur "interessiert" inwiefern ein fudnamentaler, QM Begriff von Raum/Zeit existiert der für einen Beobachter seiner Erfahrungwselt entspricht umso bedeutender wird wohl die Beziehung "Beobachter<->Raum<->Zeit" in unserer relativistischen Makrowelt.
Daher auch meine Fragen nochmal gerade auch auf die Anfänge von Raum/Zeit oder sind diese einfach nicht zu beantworten wie ich sie laienhaft stelle!?
P.S. Ich verstehe glaube ich schon das der Begriff "Zeit" in einer physikalischen Gesamtheit wie z.B. die Definition einer der Naturkräfte nicht möglich ist und du versucht hast dies durch die versch. Definitionen darzustellen( bzw. es wird wohl versucht von theoretischen Physikern) aber sorry, irgendwie schwirren mir halt meine Fragen halt so die ganze Zeit(haha Augenzwinkern ) durch den Kopf! grübelnd
P.S.S. Kannst du vlt. kurz Prof. Kiefers Ansatz erklären?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Nov 2012 12:47    Titel: Antworten mit Zitat

Phobos9²:

Die Idee der „physikalischen Zeit als „Eigenzeiten einer Schar von Beobachtern“ stammt aus der Quantengravitation, wo man verschiedene Probleme mit der Standardformulierung der Quantenfeldtheorie hat: der formale Ansatz mittels Hamiltonoperator und zeitabhängiger Schrödingergleichung ist problematisch, da hier gerade keine Zeitabhängigkeit vorliegt (keine Zeitvariable vorhanden ist) und der Hamiltonoperator daher weder als Energieoperator, noch als Zeitentwicklungsoperator interpretiert werden kann. Darüberhinaus gibt es weitere, eher mathematische Probleme. Für unser Alltagsverständnis ist das aber eher irrelevant, denn „physikalisch ist auch dieser Zeitbegriff nicht, da er ebenfalls keinen Prozessbegriff beinhaltet“.

Zu deinem „… der für einen Beobachter seiner Erfahrungwselt entspricht umso bedeutender wird wohl die Beziehung "Beobachter<->Raum<->Zeit" in unserer relativistischen Makrowelt.“

Die Trennung von „System“, „Umgebung“ und „Beobachter“ ist noch weitgehend unverstanden. Ich denke, dass Zeit als Zeit eines Beobachters eigtl. erst dadurch entsteht, dass diese Trennung eingeführt wird. Und dann ist es nicht unbedingt eine eindeutige Zeit, sondern jedes System kann sich zu jedem anderen durch eine eigene Relation auch zeitlich in Beziehung setzen. Lassen wir die nicht-beobachtete Umgebung (also den „Rest des Universums“) einfach mal weg und nehmen an, dass sowohl „System“ als auch „Beobachter“ durch eine räumliche Abgrenzung definiert werden können. Der Beobachter beobachtet nun Prozesse im System, allerdings stellt er eigtl. nur ein „nacheinander“, also eine zeitliche Abfolge fest, noch kein echtes „Vergehen von Zeit“ und insbs. noch keine „Geschwindigkeit“; ein Auto ist nicht an sich schnell oder langsam, es ist nur „schnell bezogen auf etwas“ oder „langsam bezogen auf etwas“.

Dieses „bezogen auf etwas“ muss natürlich die Zeit des Beobachters sein. Aber für diese gibt es selbst wiederum keine Zeitskala sondern nur eine Nacheinander von Ereignissen. Dass ein Beobachter ein Maß für Geschwindigkeit definieren kann, liegt nur daran, dass er verschiedene Relationen aufbaut, die ihm eine unterschiedliche Abfolge von Ereignissen präsentieren, die er vergleichen kann. Und das ist durchaus subjektiv: Ein Beobachter, der sowohl ein Gefäß mit extrem heißen, aber gleichförmigem Gas beobachtet, als auch einen tropfenden Wasserhahn, wird letzteren als Zeitmesser heranziehen und das Gas wird ihm als „langsam“ erscheinen, obwohl es die Prozesse (Stöße der Moleküle) tatsächlich gar nicht sind.

Und nicht zuletzt kann der Beobachter diese Trennung auch bzgl. seines eigenen Körpers durchführen, z.B. indem er optische Wahrnehmungen auf seinen Herzschlag oder Puls bezieht. Und nicht zuletzt scheint im Gehirn eine Art natürliche Uhr vorhanden zu sein, die sich wohl durch Umweltereignisse ausprägt (wäre spannend, ein Tier, am besten kein Säugetier sondern z.B. einen Vogel) in einer Umwelt aufwachsen zu lassen, die um den Faktor 10 verlangsamt oder beschleunigt ist. Der einzige biologisch nicht beeinflussbare Rhythmus wäre für ihn evtl. das Fressen o.ä.

Denkt man das zu Ende, landet man bei einer Idee wie Rovelli in „Forget Time“. Relevant ist nur eine Abfolge von Ereignissen, d.h. eine zeitliche Ordnung oder eine kausale Struktur (wie im Quantengravitationsansatz der Causal Sets, die tatsächlich nur diese Kausalbeziehung als Input nutzen, und aus denen eine Theorie der Quantengravitation „emergent“ hervorgehen soll). Die eigtl. Prozesszeit entsteht nur aus der Wahrnehmung unterschiedlicher Prozesse durch Beobachter sowie eine daraus resultierende Zeit als relationaler Begriff.

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phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 26. Nov 2012 14:10    Titel: Super! Antworten mit Zitat

Wiedermal Super Toms für deine detaillierte Erläuterung und die Zeit die du dir nimmst! Wieder ein gutes Stück weniger verwirrt, um die Zeit! Augenzwinkern
Causal Sets, ja der Begriff ist mir neu aber soweit ich ahnen kann verfolgt Rovelli ja einen thermodynamsichen Ansatz was auch meinem geringen Bild entsprechen würde, da die Anfangsbedingungen in erster Linie durch eine Sinngualrität "und dann " einer Blase unvorstellbarer Energie definiert ist, soweit nachvollziehbar, oder so. Die Thermodynamik war wohl "gleich" eine maßgebliche Grösse der "Spielregeln" unseres Universums in seiner energetischen, ursprünglichsten Form. Natürlich stellen sich auch hier die Probleme der Abgegrenztheit und Systemdefinition und Dingen die ich nichtmal ahne. Werde mal alles in Ruhe lesen und verdauen und eve. nochmal was schreiben aber denke wir haben da schon etwas Licht ins dunkel gebracht und (vlt. nicht nur meine) Neugier etwas gestillt. Danke! smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Nov 2012 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zur Thermodynamik: ich glaube nicht, dass heute jemand in der Lage ist, eine allgemeine Definition von Thermodynamik oder statistischer Mechanik für die Gravitation (oder gar für die Quantengravitation) zu präsentieren ;-)
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Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 26. Nov 2012 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

Haha, ja vlt. denken wir uns dann einfach mal meinen letzten Beitrag weg und lassen deinen, in Gedanken, alleine da stehen, weil um alles mal zu überblicken werde ich gute ... Zeit benötigen! smile
phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 29. Nov 2012 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmal: habe mal 2 Videos für Interessierte rausgesucht die die Mysterien der Quantenwelt, die hier aufgeworfen wurden, nocheinmal schön darstellen.
http://www.youtube.com/watch?v=4DyD-eL_3as
Und speziell nocheinmal der Effekt der "Verschränkung" erläutert, der wohl sehr schön das Absurdum von "Raum", "Zeit", "System" und anderes Makroskopisch bekannte vollkommen in Frage stellt!
http://www.youtube.com/watch?v=IVbsnEeVNWo
Es gibt sehr viele interessante Videos/Interviews zu dem Thema teilweise von führenden Physikern. Sehenswert! Augenzwinkern
phobos81



Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 16

Beitrag phobos81 Verfasst am: 11. Dez 2012 02:58    Titel: Antworten mit Zitat

Und nochmal ein ganz toller Link zum Thema Chronobiologie! Thumbs up!
http://www.dctp.tv/filme/uhren-des-lebens/
DerOri



Anmeldungsdatum: 14.12.2012
Beiträge: 54

Beitrag DerOri Verfasst am: 20. Dez 2012 18:09    Titel: Re: Was ist Zeit? Antworten mit Zitat

phobos81 hat Folgendes geschrieben:
Bitte liebe Physiker schreckt auch vor absoluten Expertenantworten nicht zurück unter Berücksichtigung aller gängigen Theorien und fremdwörtern, werde es schon ansatzweise verstehen, hoffe ich! Augenzwinkern

LOL Hammer Klo Tanzen

ich muss nicht physik studiert zu haben um ein paar grundkenntisse der physik als falsch nachzuweisen... und wenn ihr mich dazu bringen wollt mich wie immer als looser und dummkopf dastehen zulassen, um mich andren zu beweisen, seit gewiss, dass es dazu nicht mehr kommen wird, da ich das in nem andren forum schon mal hatte ich aber auf die reingefallen bin und letztendlich aufgrund meines klug geschisses Klo gesperrt wurde... dachte ich würde hier auf nette und ehrlich und intelligente leute treffen, aber sowas wie oben ist einfach nur Klo

LOL Hammer
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 20. Dez 2012 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht was du meinst. In diesem Thread kann ich keinen Blödsinn von dir erkennen, und auch keine Reaktion darauf.

Evtl. löscht du deinen Beitrag einfach, da er nichts zum Thema beiträgt, und gut is'

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IlkerS



Anmeldungsdatum: 19.12.2012
Beiträge: 4

Beitrag IlkerS Verfasst am: 21. Dez 2012 08:43    Titel: Das ist Zeit! :) Antworten mit Zitat

Das sind jetzt alles meine eigenen Gedanken:

Ich glaube zu wissen, warum soviele Leute soviele Probleme mit der Zeit haben und zwar, weil sie durch Gravitation und relativer Geschwindigkeit beeinflussbar ist. Ich denke, dass eine absolute Zeit, also eine Zeit, die weder mit Materie noch mit Energie und Raum usw. verbunden ist wäre durchaus denkbar und diese Gedachte Zeit wäre komplett unabhängig von Gravitation, relativer Bewegung usw.

Die reale Zeit, die wir wahrnehmen ist ja quasi ein Maß für die verschiedensten physikalischen, chemischen und biologischen Abläufe in Materie, Energie, Raum usw. Nun, warum kann sich diese Zeit denn überhaupt dehnen? Meine Antwort:Weil sie halt nicht die absolute denkbare Zeit ist, die über allem schwebt, sondern die Widerspiegelung der innersten Abläufe in Materie, Energie und Raum. Da Materie quasi eine andere Form von Energie ist müsste die Energie im Inneren der Materie quasi ständig pulsieren um das Sein eines Materieteilchens zu takten. Einfach ausgedrückt: Die Energie läuft in alle Richtungen von einem Ende eines Quants zum anderen. Wenn jetzt eine Bewegung in eine bestimmte Richtung stattfindet ist die Energiebewegung in diese Richtung natürlich noch nicht da zuende, wo sie zuende wäre, wenn sich der Quant nicht bewegen würde. Der "Seinstakt" dieses bewegenden Quants wird dadurch verzögert, dass die konstituierende Energie erst später an seinem Ziel ist.

Da die Gravitation auch an Licht und somit an jeglicher elektromagnetischer Energie "zieht" verzögert sich also auch hier die Ankunft der Energie an der "Wand" an der der Puls ausgelöst wird "hier ist ein Quant".

Das ist meine Meinung!
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 21. Dez 2012 10:35    Titel: Re: Das ist Zeit! :) Antworten mit Zitat

IlkerS hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube zu wissen, warum soviele Leute soviele Probleme mit der Zeit haben und zwar, weil sie durch Gravitation und relativer Geschwindigkeit beeinflussbar ist. Ich denke, dass eine absolute Zeit, also eine Zeit, die weder mit Materie noch mit Energie und Raum usw. verbunden ist wäre durchaus denkbar und diese Gedachte Zeit wäre komplett unabhängig von Gravitation, relativer Bewegung usw.

Das ist eine ziemlich komische Aussage; s.u.

IlkerS hat Folgendes geschrieben:
Die reale Zeit, die wir wahrnehmen ist ja quasi ein Maß für die verschiedensten physikalischen, chemischen und biologischen Abläufe in Materie, Energie, Raum usw. ...

Passt, genau das habe ich oben schon erklärt.

IlkerS hat Folgendes geschrieben:
Da Materie quasi eine andere Form von Energie ist müsste die Energie im Inneren der Materie quasi ständig pulsieren um das Sein eines Materieteilchens zu takten. Einfach ausgedrückt: Die Energie läuft in alle Richtungen von einem Ende eines Quants zum anderen. Wenn jetzt eine Bewegung in eine bestimmte Richtung stattfindet ist die Energiebewegung in diese Richtung natürlich noch nicht da zuende, wo sie zuende wäre, wenn sich der Quant nicht bewegen würde. Der "Seinstakt" dieses bewegenden Quants wird dadurch verzögert, dass die konstituierende Energie erst später an seinem Ziel ist.

Das ist nun wieder unwissenschaftliches Geschwurbel.

IlkerS hat Folgendes geschrieben:
Das ist meine Meinung!

Die kann ich dir nicht nehmen; aber außer dem einen zitierten Absatz ist das zwar eine Meinung, aber leider keine Physik

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IlkerS



Anmeldungsdatum: 19.12.2012
Beiträge: 4

Beitrag IlkerS Verfasst am: 21. Dez 2012 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Diese "eigene Theorie" erklärt aber einiges. Ohne jetzt in die Details meiner Vorstellungen weiter einzusteigen (keine Zeit + kein Platz) erklären meine Vorstellungen 1. Die Zeitdilatation, 2. Lorentzkontraktion, 3. beliebigen Energie-/Massezuwachs der Materie. Ein Teilchen ist nun mal nichts Starres, sondern ist ein "Raum" voller Wechselwirkungen (oder nicht?) und diese Wechselwirkungen können doch auch nur mit Lichtgeschwindigkeit stattfinden. Wenn dieses Teilchen jetzt in irgendeine Richtung bewegt wird, dann hinken diese Wechselwirkungen in diese Richtung doch nach, wo ist da das Problem? Ist es zu einfach um wissenschaftlich genug zu sein? Wie ist denn deine Vorstellung von der Zeitdilatation, ich erweitere gerne meinen Horizont smile.
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