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An einer Uni lehren - Prof. Dr. ?
 
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Lars 89
Gast





Beitrag Lars 89 Verfasst am: 13. Jul 2021 15:22    Titel: An einer Uni lehren - Prof. Dr. ? Antworten mit Zitat

Moin, studiere Wing und bin von der Idee begeistert, in die Lehre zu gehen und mein Wissen weiterzugeben.
Welche Möglichkeiten seht ihr da?

Promotion zum Dr nach dem Master und dann an einer Uni lehren?
Erstmal in der Industrie arbeiten und später an eine FH/Uni?

Oder gar ein anderer Weg? In die Forschung vielleicht? Auch möglich als Wing?

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und was denkt ihr darüber?
Frankx



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Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 14. Jul 2021 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn es um Lehre theoretischer Aspekte geht (z.B. Mathe, Physik, technische Mechanik) scheint mir der direkte Weg in die akademische Laufbahn (Promotion) sinnvoller.
Wer da erst in die Praxis wechselt, wird dort nur einen kleinen Teil seiner erworbenen Kenntnisse ständig benötigen und der Rest gerät allmählich in Vergessenheit. Wenn man dann später wieder in die Lehre einsteigen will, muss man das alles mühsam wieder hervor kramen.

Anders sieht das bei praxisorientierten Fachrichtungen aus. Hier macht es sich (für die Studenten) bezahlt, wenn der Lehrende aus eigener langjähriger praktischer Erfahrung aus der Industrie schöpfen kann.

Ich bin seit mehreren Jahren neben meiner eigentlichen Tätigkeit auch als Gastdozent an einer kleinen HS tätig. Finanziell ist das zwar nicht sehr lukrativ, aber es macht Spaß.
Man erweitert den eigenen Horizont und manches, was man tut, wird einem erst richtig bewusst, wenn man es anderen erklären muss. Insofern ziehe ich daraus auch wieder Nutzen für meine anderen Tätigkeiten.


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schnudl
Moderator


Anmeldungsdatum: 15.11.2005
Beiträge: 6979
Wohnort: Wien

Beitrag schnudl Verfasst am: 14. Jul 2021 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

An einer Uni kann man glaube ich nur unterrichten, wenn man in seinem Fach extrem gut ist, also weit über dem Durchschnitt. Das wird man üblicherweise nicht durch ein "bloßes" Studium, sondern durch jahrelange Forschungstätigkeiten auf einem Gebiet. Berufliche Praxis hilft hier nur, wenn es im Unterricht um ein sehr praktisches Gebiet geht. Man sollte also schon etwas zu sagen haben, bevor man überlegt an einer Uni zu unterrichten bzw. es geht ja gar nicht anders, denn man würde anders gar nicht genommen werden.

Ich habe mal nebenberuflich an einer Fachhochschule unterrichtet. Da gab es ein dreistufiges Auswahlverfahren mit fachlichen Hearings und Probevorlesungen, die bewertet wurden. Ich hätte mir damals nicht gedacht, dass die dann ausgerechnet mich nehmen.

Obwohl mir anfangs der Umgang mit dem jungen Publikum Spaß gemacht hat, ließ ich davon nach zwei Jahren wieder ab, denn mich regte die "Faulheit" und Uninteressiertheit der Studenten so derart auf, dass ich keine Grundlage mehr sah, mich sinnvoll einzubringen. Ja, so sieht man das einmal von der anderen Seite und das alleine war schon mal eine Erfahrung wert.

Reich wurde ich nach Steuern davon sowieso nicht - es wäre nur ein Hobby gewesen, denn von den 80€ pro Unterrichtsstunde blieb mir nur noch die Hälfte...

_________________
Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen (Goethe)
Frankx



Anmeldungsdatum: 04.03.2015
Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 14. Jul 2021 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
bzw. es geht ja gar nicht anders, denn man würde anders gar nicht genommen werden.


Das witzige ist, geprüft hat das bei mir eigentlich niemand. Ich hatte mich auch nicht auf eine Ausschreibung hin beworben, sondern nur mal unverbindlich nachgefragt, ob irgendwie Bedarf besteht, weil ich in der Zeitung gelesen hatte, dass ein neuer Studiengang eröffnet wurde.
Da wurde ich eingeladen und nach einem 10min Gespräch mit dem zuständigen Dekan gleich ins kalte Wasser geworfen.

Was den Lehrplan anging, stand nur die Bezeichnung der Lehrveranstaltung fest.

Als ich gefragt habe, was ich inhaltlich bringen soll, kam als Antwort: "Denken Sie sich etwas aus, Sie sind doch der Fachmann aus der Praxis. Sie wissen, was draußen benötigt wird"
Auf die Frage nach Prüfungsinhalten kam die gleiche Antwort.

Zitat:
ließ ich davon nach zwei Jahren wieder ab, denn mich regte die "Faulheit" und Uninteressiertheit der Studenten so derart auf, dass ich keine Grundlage mehr sah, mich sinnvoll einzubringen.


Die Motivierung der Studenten ist natürlich eine Herausforderung und gelingt nicht bei allen. Aber meistens klappt es schnell, wenn sie merken, dass ich das was ich tue, auch sehr gern tue und weil ich durch Praxiserfahrung schnell einen Bogen von den manchmal trockenen theoretischen Aspekten hin zu praktischen Anwendungen schlagen kann.

Ich sehe das auch eher als ein Angebot an die Studenten. Wer es nicht wahrnehmen will, der lässt es eben. Ich muss niemanden zwingen. Die meisten scheint es aber dann doch zu interessieren.

Inzwischen mache ich das seit mehreren Jahren. Von den Studenten kommt gute Resonanz und bei den gelegentlichen Evaluationen komme ich sehr gut weg. Ansonsten redet mir auch keiner rein.

Da ich nur Gast bin, bekomme ich von der internen Politik an der HS nicht viel mit. Ich glaube, das ist auch ganz gut so. Da ich auf diesen Job nicht angewiesen bin, kann ich das ganz entspannt angehen.

Zitat:
Reich wurde ich nach Steuern davon sowieso nicht - es wäre nur ein Hobby gewesen

Ja, bei mir ist das im Prinzip auch so, ein Ausgleich zur sonstigen Tätigkeit.


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