RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Lorentzkraft relativistisch
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Elektrik
Autor Nachricht
cubi
Gast





Beitrag cubi Verfasst am: 05. Nov 2017 14:46    Titel: Lorentzkraft relativistisch Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Bitte um Hilfe:

Im Falle zweier paralleler stromführender Leiter führt die Lorentzkraft (bei einem Aufbau wie zur Definition der Einheit Ampere) zu einer Anziehung der Leiter.
Aus dem (mitbewegten) Bezugssystem der Elektronen erklärt man diese Kraft durch die Lorentzkontraktion der Abstände zwischen den positiven Atomrümpfen und führt die (magnetische) Lorentzkraft somit auf eine elektrische (Coulomb-)Kraft zurück.
Ich habe auch die Erklärung gefunden, dass auf diese Weise JEDE magnetische Kraftwirkung auf eine elektrische zurückgeführt werden kann.

Ist das soweit richtig?

Wie kann man die Anziehung aber aus dem Ruhesystem des Leiters relativistisch erklären? Da in diesem System ja die Elektronen bewegt sind, sollte sich deren Abständ aufgrund der Lorentzkontraktion verkürzen, die beiden Leiter sich daher überwiegend negativ geladen verhalten und einander abstoßen!


Meine Ideen:
Klassisch erklärt man die tatsächlich beobachtete Anziehung ja durch die Lorentzkraft. Kann man diese aus dem Bezugssystem des Leiters jedoch ebenfalls auf elektrische Kräfte zurückführen?
Oder ist dazu eben der Wechsel in das Bezugssystem der Elektronen notwendig und nur in diesem braucht man keine magnetischen Kräfte zur Beschreibung der Bewegung?

Danke für die Hilfe!
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 07. Nov 2017 15:21    Titel: Elektrodynamik richtig lehren Antworten mit Zitat

Die Lorentztransformation beschreibt den Vorgang tatsächlich anders. Man kann sich fragen, ob z. B. Lorentz seine "eigene" Transformation überhaupt verstanden hat.

Stromführende Leiter laden sich nicht elektrisch auf - nach der Relativitätstheorie im Sinne Lorentz müssten sie das jedoch.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 08. Nov 2017 10:41    Titel: Re: Lorentzkraft relativistisch Antworten mit Zitat

Hallo,

cubi hat Folgendes geschrieben:

Aus dem (mitbewegten) Bezugssystem der Elektronen erklärt man diese Kraft durch die Lorentzkontraktion der Abstände zwischen den positiven Atomrümpfen und führt die (magnetische) Lorentzkraft somit auf eine elektrische (Coulomb-)Kraft zurück.

Ja, wobei mir das Wort "zurückführen" nicht besonders gefällt, da elektrische Kräfte ja nicht grundlegender sind als magnetische Kräfte.

Es ist eben so, dass die elektromagnetische Gesamtkraft auf eine Ladung keinen magnetischen Anteil mehr hat, wenn man sich in ein Bezugssystem begibt, in dem die Ladung ruht.

Im Grunde ist es ja so, dass Du die Kraft in Abhängigkeit von dem Bezugssystem, in dem Du Dich aufhältst, mal als magnetisch und mal als elektrisch und mal als gemischt interpretierst.

Wenn Du Bezugssysteme zulässt, in denen sich die Ladung sehr schnell (Größenordnung: Lichtgeschwindigkeit) bewegt, ergibt sich in den unterschiedlichen Bezugssystemen sogar eine unterschiedliche Gesamtkraft. Die "normale" (3-dimensionale) Kraft ist hierfür keine geeignete Beschreibung mehr. Du müsstest dann Viererkräfte verwenden.

Viele Grüße
Michael
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 08. Nov 2017 10:46    Titel: Re: Elektrodynamik richtig lehren Antworten mit Zitat

EFT hat Folgendes geschrieben:
Die Lorentztransformation beschreibt den Vorgang tatsächlich anders. Man kann sich fragen, ob z. B. Lorentz seine "eigene" Transformation überhaupt verstanden hat.

Kann man sich fragen. Man kann sich aber auch fragen, ob Du sie richtig verstanden hast. Wer weiß?
cubi
Gast





Beitrag cubi Verfasst am: 14. Nov 2017 18:56    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Antworten!
Mir ist klar nun klar, dass die elektromagnetische Gesamtkraft ihren magnetischen bzw. elektrischen Anteil je nach Bezugssystem aufteilt.

Mir kommt die Erklärung durch die Lorentzkontraktion jedoch immernoch inkonsistent vor: Zur (künstlichen) Eliminierung der magnetischen Komponente setzt man sich in das Bezugssystem der Elektronen. In diesem bewegen sich nun nur die positiven Ladungsträger, deren Abstand daher kontrahiert erscheint. Dies soll die Anziehung paralleler Leiter erklären.

Warum ist dieser Ansatz jedoch nicht symmetrisch, d.h. auch auf das Bezugssystem des ruhenden Leiters anzuwenden?

Gibt es eine Überkompensation des in diesem System auftretenden magnetischen Feldes über die Abstoßung, die zwischen den Leitern aus der Lorentzkontraktion folgen würde? Hieße das nicht, das die Formel für die Lorentzkraft "falsch" wäre, bzw. einer genauen Prüfung quantitativen Prüfung nicht stand hielte?
Oder gibt es einen Grund, warum man diese Denkhilfe der Lorentzkontraktion nicht auch auf das Ruhesytem des Leiters übertragen dürfte?

Hab jetzt schon einiges darüber recherchiert, aber das allerwenigste gefunden. Jedenfalls wird dabei immer nur der Fall des mit den Elektronen bewegten Bezugssystems durch die Lorentzkontraktion erklärt, niemals jenes des Leiters.. Hm.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8576

Beitrag jh8979 Verfasst am: 14. Nov 2017 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

cubi hat Folgendes geschrieben:

Mir kommt die Erklärung durch die Lorentzkontraktion jedoch immernoch inkonsistent vor: Zur (künstlichen) Eliminierung der magnetischen Komponente setzt man sich in das Bezugssystem der Elektronen.

Das ist nicht "künstlich": Im Ruhesystem der Elektronen, ruhen diese und erzeugen daher kein Magnetfeld. (Die Protonen bewegen sich hingegen, erzeugen also eines...)
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 16. Nov 2017 01:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

cubi hat Folgendes geschrieben:

Warum ist dieser Ansatz jedoch nicht symmetrisch, d.h. auch auf das Bezugssystem des ruhenden Leiters anzuwenden?

Ich weiß nicht genau, was Du in diesem Zusammenhang mit symmetrisch meinst. Vielleicht kannst Du das genauer formulieren.

Es geht zunächst um drei Geschwindigkeiten:
1) Driftgeschwindigkeit der Elektronen, Leiter 1
2) Driftgeschwindigkeit der Elektronen, Leiter 2
3) Geschwindigkeit der Atomrümpfe, Leiter 1/2

Aus Sicht der Elektronen in Leiter 2 bewegen sich die Atomrümpfe von Leiter 1 und Leiter 2 sowie die Elektronen von Leiter 1. Es sind also die Lorentzkontraktionen von drei Objekten zu berücksichtigen. Ich glaube nicht, dass Du ohne Rechnung "einfach so" abschätzen kannst, dass die Begründung über die Lorentzkontraktion in sich nicht schlüssig ist.

Zitat:

Hieße das nicht, das die Formel für die Lorentzkraft "falsch" wäre, bzw. einer genauen Prüfung quantitativen Prüfung nicht stand hielte?
Oder gibt es einen Grund, warum man diese Denkhilfe der Lorentzkontraktion nicht auch auf das Ruhesytem des Leiters übertragen dürfte?

Ich würde zunächst davon ausgehen, dass die Lorentzkraft einer quantitativen Prüfung standhält und dass die spezielle Relativitätstheorie auch stimmt. Nicht alles, was man nicht gleich versteht, ist falsch.


Viele Grüße
Michael
cubi
Gast





Beitrag cubi Verfasst am: 19. Nov 2017 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich weiß nicht genau, was Du in diesem Zusammenhang mit symmetrisch meinst. Vielleicht kannst Du das genauer formulieren.

Eben, dass man die Erklärung der erhöhten Ladungsdichte durch die Lorentzkontraktion auch auf das Bezugssystem des Leiters (der Atomrümpfe) anwenden kann.

Zitat:
Aus Sicht der Elektronen in Leiter 2 bewegen sich die Atomrümpfe von Leiter 1 und Leiter 2 sowie die Elektronen von Leiter 1.

Bei parallelen, sich anziehenden Leitern bewegen sich aus Sicht der Elektronen in Leiter 2 nur die Atomrümpfe in beiden Leitern.
Sollten die Atomrümpfe in beiden Leitern in gleicher Weise lorentzkontrahiert sein, dürfte es ja keine Anziehung zwischen den Leitern geben..

Zitat:
Nicht alles, was man nicht gleich versteht, ist falsch.

Daher der Konjunktiv und meine Bemühung, die Situation zu verstehen.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 20. Nov 2017 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Zitat:
Zitat:
Aus Sicht der Elektronen in Leiter 2 bewegen sich die Atomrümpfe von Leiter 1 und Leiter 2 sowie die Elektronen von Leiter 1.

Bei parallelen, sich anziehenden Leitern bewegen sich aus Sicht der Elektronen in Leiter 2 nur die Atomrümpfe in beiden Leitern.
Sollten die Atomrümpfe in beiden Leitern in gleicher Weise lorentzkontrahiert sein, dürfte es ja keine Anziehung zwischen den Leitern geben..

Die Gesamtkraft ist immer die Überlagerung aus der elektrischen und magnetischen Kraft. Du hast Dich, glaube ich, zu sehr auf die elektrischen Kräfte zwischen den Leitern konzentriert und die magnetischen Kräfte aus den Augen verloren.

Im Ruhesystem der Elektronen sind es die Atomrümpfe, die sich bewegen und sowas wie einen "elektrischen Strom" bilden. Die Atomrümpfe bewegen sich im dem Magnetfeld der anderen sich bewegenden Atomrümpfe und erfahren daher eine Lorentzkraft.

Viele Grüße
Michael
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 21. Nov 2017 10:30    Titel: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

@ML
Durch erhöhte Ladungsdichte der Relativitätstheorie bedingt durch die Lorentzkontraktion würde die elektrische Abstossung durch das größere Magnetfeld fast kompensiert werden, jedoch würden sich wie bereits bemängelt die Leiter elektrisch aufladen und damit der Kontinuitätsgleichung widersprechen.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 21. Nov 2017 16:11    Titel: Re: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

EFT hat Folgendes geschrieben:
jedoch würden sich wie bereits bemängelt die Leiter elektrisch aufladen und damit der Kontinuitätsgleichung widersprechen.

Schreib den Widerspruch doch mal konkret auf.
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 21. Nov 2017 17:09    Titel: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

Stell Dir zwei gleich große elektrisch neutrale Drahtringe mit verschwindend kleinen Querschnitt im kleinen Abstand übereinander vor:

Nun wird durch ein linear ansteigendes dB/dt in beiden Stromkreisen je ein Gleichstrom für einige Sekunden erzeugt und es wirkt eine magnetische Anziehungskraft zwischen beiden Drahtringen.

Würde sich nun die Dichte bewegter Ladungen in beiden Drahtringen gemäß der Relativitätstheorie ändern, würden sich die Ladungen außerhalb der Leiter bewegen was nicht zulässig ist oder etwa aus dem Vakuum kondensiert werden müssen was der Ladungserhaltung widerspricht.
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 24. Nov 2017 10:19    Titel: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

Die Relativitätstheorie ist widerlegt.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8576

Beitrag jh8979 Verfasst am: 24. Nov 2017 14:20    Titel: Re: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

EFT hat Folgendes geschrieben:
Die Relativitätstheorie ist widerlegt.

Nein. Aber Deine Aussagen hier disqualifizieren Dich mittlerweile als ernstzunehmenden Diskussionspartner.
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 24. Nov 2017 15:13    Titel: Elektrotechnik richtig lehren Antworten mit Zitat

@jh...
Du unterbindest doch jede Diskussion - hier traut sich doch keiner mehr mitzudenken.
maxmaier



Anmeldungsdatum: 02.12.2017
Beiträge: 1

Beitrag maxmaier Verfasst am: 03. Dez 2017 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Fuer mich ist die Frage noch nicht ausreichend beantwortet.

Ich möchte ein einfacheres System zur Problembeschreibung vorstellen,
nämlich nur einen stromdurchflossenen geraden (unendlich langen) Leiter und ein Elektron das sich ausserhalb des Leiters parallel zu diesem mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Elektronen innerhalb des Leiters bewegt.

Zuerst möchte ich dies so beschreiben wie ich es im Moment zu verstehen glaube:

Im Ruhesystem des Leiters bewegen sich die Elektronen des Leiters die ein Magnetfeld erzeugen, die positiven Aromrümpfe stehen still.
Das eine Elektron ausserhalb des Leiters bewegt sich parallel zum Leiter und damit gibt es eine Lorentzkraft die das Elektron zum Leiter hin zieht.

Wechselt man nun allerdings in des Bezugssystem des äusseren bewegten Elektrons, so bewegen sich auch die Elektronen des Leiters nicht mehr , sie haben ja defintionsgemäss die gleiche Geschwindigkeit wie das äussere Elektron.
Damit erzeugen diese kein Magnetfeld mehr. Allerdings erzeugen die nun bewegten positiven Atomrümpfe ein Magnetfeld. Da aber die Geschwindigkeit des äusseren Elektrons 0 ist gibt es keine Lorentzkraft.

Dies wird nun mit Hilfe der Relativitätstheorie so begründet dass sich die Abstände der bewegten positiven Atomrümpfe gemäss der Lorentzkontraktion verkürzen, damit die positive Ladungsdichte erhöht und damit ein anziehende Coulombkraft zwischen den positiven Atomrümpfen und dem negativen äusseren Elektron auftritt deren Betrag genauso gross ist wie die Lorentzkraft im Bezugssystem des ruhenden Leiters.

So weit so gut.

Jetzt kommt das Problem:

Das äussere Elektron soll nun im Ruhesystem des LEITERS stillstehen.
Der Strom im Leiter bleibt unverändert.
Im Bezugssystem des ruhenden Leiters gibt es jetzt ein durch den Strom verursachtes Magnetfeld, die Geschwindigkeit des äusseren Elektrons ist null. Daher gibt es keine Lörentzkraft , das äussere Elektron bewegt sich nicht. Das stimmt auch mit der Realität überein.

Allerdings bewegen sich nun doch die Elektronen innerhalb des Leiter und diese sollten damit eine Lorentzkontraktion die eine Erhöhung der negativen Ladungsdichte im Leiter hervorrufen sollte. Diese erhöhte negative Ladungsdichte sollte eine abstossende Kraft auf das äussere Elektron haben. Dies passiert aber nicht. Warum funktioniert die Erklärung über die Lorentzkontraktion der Ladungsdichten nicht in beiden Richtungen ?

Kann man alle Auswirkungen eines Magnetfelds durch die Relativitätstheorie erklären?
Ich



Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 04. Dez 2017 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

maxmaier hat Folgendes geschrieben:
Allerdings bewegen sich nun doch die Elektronen innerhalb des Leiter und diese sollten damit eine Lorentzkontraktion die eine Erhöhung der negativen Ladungsdichte im Leiter hervorrufen sollte. Diese erhöhte negative Ladungsdichte sollte eine abstossende Kraft auf das äussere Elektron haben. Dies passiert aber nicht.
Doch, das passiert. Allerdings wird nicht nur das äußere Elektron abgestoßen, sondern auch alle Elektronen innerhalb des Leiters. Die verlassen diesen deshalb, bis er wieder nach außen hin neutral ist, und keine Kräfte mehr auf irgendwelche Elektronen wirken.
EFT
Gast





Beitrag EFT Verfasst am: 08. Dez 2017 18:58    Titel: Physik richtig lehren Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
maxmaier hat Folgendes geschrieben:
Allerdings bewegen sich nun doch die Elektronen innerhalb des Leiter und diese sollten damit eine Lorentzkontraktion die eine Erhöhung der negativen Ladungsdichte im Leiter hervorrufen sollte. Diese erhöhte negative Ladungsdichte sollte eine abstossende Kraft auf das äussere Elektron haben. Dies passiert aber nicht.
Doch, das passiert. Allerdings wird nicht nur das äußere Elektron abgestoßen, sondern auch alle Elektronen innerhalb des Leiters. Die verlassen diesen deshalb, bis er wieder nach außen hin neutral ist, und keine Kräfte mehr auf irgendwelche Elektronen wirken.


..., überlegt Dir mal wie Anziehung so funktionieren soll!
cubi
Gast





Beitrag cubi Verfasst am: 02. Nov 2019 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

maxmaier hat Folgendes geschrieben:
Fuer mich ist die Frage noch nicht ausreichend beantwortet.

Ich möchte ein einfacheres System zur Problembeschreibung vorstellen,
nämlich nur einen stromdurchflossenen geraden (unendlich langen) Leiter und ein Elektron das sich ausserhalb des Leiters parallel zu diesem mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Elektronen innerhalb des Leiters bewegt.

Zuerst möchte ich dies so beschreiben wie ich es im Moment zu verstehen glaube:

Im Ruhesystem des Leiters bewegen sich die Elektronen des Leiters die ein Magnetfeld erzeugen, die positiven Aromrümpfe stehen still.
Das eine Elektron ausserhalb des Leiters bewegt sich parallel zum Leiter und damit gibt es eine Lorentzkraft die das Elektron zum Leiter hin zieht.

Wechselt man nun allerdings in des Bezugssystem des äusseren bewegten Elektrons, so bewegen sich auch die Elektronen des Leiters nicht mehr , sie haben ja defintionsgemäss die gleiche Geschwindigkeit wie das äussere Elektron.
Damit erzeugen diese kein Magnetfeld mehr. Allerdings erzeugen die nun bewegten positiven Atomrümpfe ein Magnetfeld. Da aber die Geschwindigkeit des äusseren Elektrons 0 ist gibt es keine Lorentzkraft.

Dies wird nun mit Hilfe der Relativitätstheorie so begründet dass sich die Abstände der bewegten positiven Atomrümpfe gemäss der Lorentzkontraktion verkürzen, damit die positive Ladungsdichte erhöht und damit ein anziehende Coulombkraft zwischen den positiven Atomrümpfen und dem negativen äusseren Elektron auftritt deren Betrag genauso gross ist wie die Lorentzkraft im Bezugssystem des ruhenden Leiters.

So weit so gut.

Jetzt kommt das Problem:

Das äussere Elektron soll nun im Ruhesystem des LEITERS stillstehen.
Der Strom im Leiter bleibt unverändert.
Im Bezugssystem des ruhenden Leiters gibt es jetzt ein durch den Strom verursachtes Magnetfeld, die Geschwindigkeit des äusseren Elektrons ist null. Daher gibt es keine Lörentzkraft , das äussere Elektron bewegt sich nicht. Das stimmt auch mit der Realität überein.

Allerdings bewegen sich nun doch die Elektronen innerhalb des Leiter und diese sollten damit eine Lorentzkontraktion die eine Erhöhung der negativen Ladungsdichte im Leiter hervorrufen sollte. Diese erhöhte negative Ladungsdichte sollte eine abstossende Kraft auf das äussere Elektron haben. Dies passiert aber nicht. Warum funktioniert die Erklärung über die Lorentzkontraktion der Ladungsdichten nicht in beiden Richtungen ?

Kann man alle Auswirkungen eines Magnetfelds durch die Relativitätstheorie erklären?


Zwei Jahre später und ich bin diesbezüglich immer noch nicht weitergekommen. Gibts hier jemand, der das nochmal erklären kann?
Thomas501
Gast





Beitrag Thomas501 Verfasst am: 08. Jan 2020 17:31    Titel: Diskussion wiederaufleben lassen Antworten mit Zitat

Also meiner Meinung nach wurde die Frage qualitativ schon so gut wie möglich beantwortet. Das Problem des Beispiels von maxlmaier ist, dass nicht nur Bezugssysteme, sondern auch noch das ganze Setting verändert wird. Einmal bewegen sich die Elektronen im Leiter und das freie Elektron außerhalb des Leiters, und einmal nur die Elektronen im Leiter und das äußere Elektron ruht. Zwei völlig unterschiedliche Situationen.
Mein Erklärungsversuch:
Situation 1:
Strom im Leiter und ein sich mit dem „Strom“ parallel mit bewegendes äußeres Elektron.
Ruhesystem: Grund für die Anziehung kann mit der Lorenzkraft erklärt werden.
Bewegtes System (Ruhesystem des äußeren Elektrons): Grund für die Anziehung ist die elektrische Kraft, die sich aus den kontrahierten Abständen der Atomrümpfe ergibt. Achtung: Das funktioniert nur, weil für das Elektron der ganze Leiter in Bewegung ist, und somit überhaupt erst der Abstand zwischen zwei Atomrümpfen als Maßstab des Systems definiert werden kann, dieser Abstand kontrahiert, weil sich das System bewegt. Die durch den Strom im Leiter bewegten Elektronen ruhen aus Sicht des einzelnen Elektrons und somit bleibt hier der Abstand gleich. Daraus ergibt sich eine positive Ladungsdichte, aber nur aus Sicht des bewegten Elektrons.

Situation 2:
Äußeres Elektron ruht.
Ruhesystem: Das äußere ruhende Elektron misst einen Elektronenabstand im Leiter und stellt fest, dass der Leiter nach außen hin neutral ist, was er ja auch ist. Es wirkt ja keine Kraft auf das Elektron, weil man das in dieser Situation so definiert hat. Ob der Abstand der bewegten Elektronen im Leiter kontrahiert ist oder nicht ist diesem Elektron egal. Fakt ist, dass dieser ruhender Leiter (also der ganze Leiter) für einen ruhenden Beobachter in diesem Beispiel nach außen neutral ist, weil man das so festgelegt hat. Man hat also dadurch, dass man die Kraft Null gesetzt hat, den Abstand der sich bewegenden Elektronen im Beispiel so festgelegt, dass sie mit den Abständen der Atomrümpfe übereinstimmen.
Bewegtes System (Diesmal der Elektronen im Leiter):
Der Abstand der Atomrümpfe scheint verkürzt, scheinbar ist der Leiter auch nicht mehr neutral aber das ist Elektronen, die sich in einer positiven Raumladung in Richtung des Ladungsgradienten bewegen sowieso egal, die bewegen sich dadurch ja nicht schneller, das Nullniveau ist nur verschoben.
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Elektrik