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BMW Motorrad Kippmoment bei Beschleunigung im Stand
 
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Knut73
Gast





Beitrag Knut73 Verfasst am: 29. Jul 2019 16:50    Titel: BMW Motorrad Kippmoment bei Beschleunigung im Stand Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo ich fahre ein altes BMW Motorrad mit Boxermotor und habe hierzu eine Frage.
Wenn das Motorrad auf dem Ständer steht und ich im Leerlauf das Gas aufdrehe, so kippt das gesamte Motorrad nach rechts, da sich die Kurbelwelle nach links dreht. Meine Physik Kenntnisse sind etwas eingerostet, aber ich verstehe das so, dass das Drehmoment der Kurbelwelle für ein Gegenmoment sorgt und die Maschine somit kippt. Wenn ich nun aber die Drehzahl zb bei 3000 U/min konstant halte, kippt gar nichts mehr. Wenn ich nun Gas wegnehme kippt die Gute zur anderen Seite.
Wie muss ich mir das physikalisch erklären?

Meine Ideen:
Ist es so, dass nur eine Änderung des Drehmomentes für ein Gegenmoment sorgt?
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 30. Jul 2019 07:50    Titel: Antworten mit Zitat

Nicht eine Änderung eines Drehmomentes, sondern
Ein resultierendes Drehmoment auf den Antriebsstrang bewirkt genau ein gegenteiliges resultierendes Drehmoment auf den Rahmen.

Direkte Folge von actio reactio der Kräfte. (3 Newton Axiom)
Eine Druckkraft auf das Pleuel hat als reactio genau die gleiche entgegengesetze Druckkraft auf den Zylinderkopf.
Seitenführungskräfte auf das Pleuel vom Zylinder reactio genau entgegengesetzte Kräfte vom Pleuel auf den Zylinder,
Lagerungskräfte auf das Pleuelgestänge bewirken genau entgegengesetzte Lagerungskräfte vom Pleuelgestänge auf das Motorgehäuse.
Reibungskräfte vom Zylinder auf das Pleuel -> genau entgegengesetzte Reibungskräfte von Pleuel auf den Zylinder.

Nehmen wir den Fall 3000 U/min konstant halten.
Die Kräfte auf das Pleuel und die Pleullagerung erzeugen ein Antriebsmoment, genau die gleichen Kräfte wirken entgegengesetzt auf das Motorgehäuse und das Antriebsmoment wirkt somit genau entgegengesetzt auf den gesamten Rahmen (Motorgehäuse verankert im rahmen)

Gleichzeitig wirken aber Reibkräfte vom Gehäuse auf den Antriebsstrang die ein Reibmoment bilden das dieses Antriebsmoment kompensiert, damit bleibt die Drehzahl konstant.
Gleichzeitig wirken aber auch diese Reibkräfte genau entgegengesetzt vom Antriebsstrang auf das Gehäuse, somit wirkt auch das Reibmoment genau entgegengestetzt auf den Rahmen und kompensiert dort auch wiederum das entgegengesetzte Antriebsmoment auf den Rahmen.

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WAS IST LOS IN EUROPA? https://www.youtube.com/watch?v=a9mduhSSC5w
Knut73
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Beitrag Knut73 Verfasst am: 30. Jul 2019 11:28    Titel: Antworten mit Zitat

Mh, ich verstehe einige Punkte trotzdem noch nicht so ganz. Actio Reactio ist natürlich einleuchtend, aber viele dieser Kräfte ( gerade bei Dremomenten) wirken doch nicht so intuitiv verständluch. Bsp: Präzession.
Um vielleicht einmal bei meinem Beispiel zu bleiben:
Dass sich Antriebsmoment etc und Reibungskräfte bei einer konstanten Drehzahl die Waage halten ist mir klar, aber wieso bewegt sich der Rahmen des Motorrades nur beim Gas geben oder Gas wegnehmen und solange die Drehzahl konstant gehalten wird passiert von außen betrachtet nix?
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 30. Jul 2019 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Mh, ich verstehe einige Punkte trotzdem noch nicht so ganz. Actio Reactio ist natürlich einleuchtend, aber viele dieser Kräfte ( gerade bei Dremomenten) wirken doch nicht so intuitiv verständluch. Bsp: Präzession.


Die Summe dieser Kräfte von Gehäuse auf Antriebsstrang hat eine Wirkung diese Wirkung ist genau entgegengesetz von Antriebsstrang auf Gehäuse.
Wenn du also weißt da wird eine Kurbelwelle rotatorisch beschleunigt (wirkung), wird das Gehäuse , Rahmen in die andere Richtung rotatorisch beschleunigt.

Offensichtlich hast du einen Längsmotor, das heißt die Kurbelwelle liegt in Fahrtrichtung, während bei den meisten PKW die Kurbelwelle quer liegt, braucht man keine 90 Grad übersetzung.

Die Präzession hat damit nichts zu tun, denn deine Kubelwelle dreht sich über eine Achse in Fahrtrichtung, da müsstest du schon dein Motorrad hinten anheben oer vorne anheben, oder um die Hochachse drehen damit da Drehmomente aufgrund umlenkung von Rotationsgeschwindigkeiten ins Spiel kommen. (Präzession)=


Zitat:
Dass sich Antriebsmoment etc und Reibungskräfte bei einer konstanten Drehzahl die Waage halten ist mir klar,


und das bedeutet das kein resultierendes Drehmoment wirkt, das beschleunigt oder verzögert

Zitat:
aber wieso bewegt sich der Rahmen des Motorrades nur beim Gas geben oder Gas wegnehmen


Beim Gasgeben überwiegt das Motormoment, beim gas Wegnehmen das Reibmoment es gibt jeweils ein resultierendes Moment das Kurbelwelle beschleunigt oder verzögert in der Rotation und genau das spürst gegensinnig am Motorradrahmen-

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Knut73
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Beitrag Knut73 Verfasst am: 30. Jul 2019 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen lieben Dank. Jetzt hab ich es
Knut73
Gast





Beitrag Knut73 Verfasst am: 11. Aug 2019 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, ich schalte mich doch noch einmal ein. Letztens habe ich mit einem Kumpel über die Thematik gesprochen und er meinte so ganz kann das nicht stimmen...
Seine Aussage war folgende:
Wenn der Motor gerade startet und die Kurbelwelle ein Moment erzeugt, dann müsste auch hier schon ein Moment auf den Rahmen wirken, der Rahmen also in die entgegengesetzte Richtung wie die Kurbelwelle drehen. Dies ist aber bei der Leerlaufdrehzahl gar nicht der Fall. Wenn man sich bei einem Hubschrauber den Drehmomentverlauf ansieht so muss bei Konstellation mit Heckrotor das bei Beschleunigung größer werdende Drehmoment durch den Heckrotor ab Leerlaufdrehzahl ausgeglichen werden.
Das finde ich sehr anschaulich und stehe wieder mal auf dem Schlauch.
Wieso also dieser Ruck beim beschleunigen aber kein spürbares Drehmoment bei konstanter Drehzahl?
VeryApe



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Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 12. Aug 2019 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn der Motor gerade startet und die Kurbelwelle ein Moment erzeugt, dann müsste auch hier schon ein Moment auf den Rahmen wirken, der Rahmen also in die entgegengesetzte Richtung wie die Kurbelwelle drehen


Ja, direkt beim Anstarten - ob sich der Rahmen dreht und du was spürst hängt von der Größe des Drehmomentes ab, denn deine Kräfte sind ja nicht die einzigen die auf den Rahmen einwirken, da gibts ja noch die Ständerkraft und die Kraft vom Reifen und die Gewichtskraft..

Es kann durchaus sein das sich einfach der auf den Ständer lastende Gewichtsanteil auf den Reifen verschiebt durch das Drehmoment. Erst wenns groß genug ist, spürst du was. Da müsstest du schon mit den Ständer reden, was er dazu sagt.

Wenn das Motorrad ausbalanciert ist ohne Ständer, müsste man beim Anstarten was spüren, wobei wie stark man was spürt hängt auch wieder von der Größe des Drehmomentes ab.

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Mathefix



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Beitrag Mathefix Verfasst am: 13. Aug 2019 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn ich nun aber die Drehzahl zb bei 3000 U/min konstant halte, kippt gar nichts mehr. Wenn ich nun Gas wegnehme kippt die Gute zur anderen Seite.
Wie muss ich mir das physikalisch erklären?


Bei konstanter Drehzahl ist auch das Drehmoment konstant.

Wenn sich die Drehzahl ändert, ändert sich auch das Drehmoment und damit auch das Stützmoment.

Vereinfachte physikalische Erklärung

M = Drehmoment
I= Massenträgheitsmoment (Kurbelwelle, Pleuel, ...)
n = Drehzahl der Kurbelwelle







Das Drehmoment ändert sich mit der Drehzahl
Anton-Pieska
Gast





Beitrag Anton-Pieska Verfasst am: 02. Nov 2019 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ein interessantes Thema,

Wie sieht es denn aus, wenn der Motor konstant bei 3000 Umdrehungen läuft und man das Gehäuse an einem Seil befestigen würde? Würde das Gehäuse sich entgegen der Kurbelwelle drehen?
Mathefix



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Beitrag Mathefix Verfasst am: 02. Nov 2019 11:16    Titel: Antworten mit Zitat

Anton-Pieska hat Folgendes geschrieben:
Ein interessantes Thema,

Wie sieht es denn aus, wenn der Motor konstant bei 3000 Umdrehungen läuft und man das Gehäuse an einem Seil befestigen würde? Würde das Gehäuse sich entgegen der Kurbelwelle drehen?


Da die Kräfte bei Kolbenmotoren nicht gleichmäßig sind, sondern sondern vom Drehwinkel der Kurbellwelle abhängen, oszilliert das Drehmoment um einen Mittelwert.
Es entstehen Momente 1. 2. 3. und n-ter Ordnung, die durch Anzahl und Anordnung der Zylinder und Ausgleichsmassen reduziert werden können.

Der Motor wird an dem Seil "hin und her zappeln", da das Stützmoment fehlt.

Sichtbar ist das an der Kraft F_o (näherungsweise) der oszillierenden Massen m_o eines Einzylinders



h = Hub
l = Pleuellänge
Anton-Pieska
Gast





Beitrag Anton-Pieska Verfasst am: 02. Nov 2019 14:51    Titel: Antworten mit Zitat

Das Stützmoment verhindert sonst doch die Drehung des Gehäuses, also sollte sich das Gehäuse am Seil doch zumindest tendenziell gegensinnig zur Kurbelwelle bewegen oder?
Gast20887
Gast





Beitrag Gast20887 Verfasst am: 02. Nov 2019 17:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn sich ein massebehafteter Körper dreht und mit einem anderen Körper über ein Lager verbunden ist, wird durch die Drehimpulserhaltung der sich zuvor nicht drehende Körper in eine entgegen der Kraftwirkung gerichteten Richtung beschleunigt, bis der Drehimpuls ausgeglichen wurde. Somit muss das Stützmoment immer so groß sein wie das Drehmoment

Beim Hubschrauber übernimmt diese "Stütze" der kleine Heckrotor, der durch einen Luftstrahl das benötigte Stürzmoment bereitstellt. Dreht sich der Rotor schneller, miss sich zum Ausgleich auch der andere Rotor schneller drehen.

Analog beim Motorrad, wenn auch mit Lastwechseln höherer Ordnung. Das Seil würde sich zunächst drehen, bis durch die Spannkraft ein unnötiges Stützmoment aufgebracht ist.. Das mit der Rummzappelei könnte man verbessern, wenn es sich um einen Wankelmotor oder eine Turbine handeln würde.
Mathefix



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Beitrag Mathefix Verfasst am: 03. Nov 2019 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Anton-Pieska hat Folgendes geschrieben:
Das Stützmoment verhindert sonst doch die Drehung des Gehäuses, also sollte sich das Gehäuse am Seil doch zumindest tendenziell gegensinnig zur Kurbelwelle bewegen oder?


Unterstellt, das Seil ist nicht fest eingespannt d.h es entsteht kein Torsionsmoment, wird sich der Motor ungleichförmig, da das Drehmoment vom Drehwinkel der Kurbelwelle abhängt, im Gegensinn zur Kurbelwelle bewegen.
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