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Fünfte Kraft
 
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quantenmaschine



Anmeldungsdatum: 15.12.2009
Beiträge: 3

Beitrag quantenmaschine Verfasst am: 23. Aug 2012 17:43    Titel: Fünfte Kraft Antworten mit Zitat

In der Physik kennen wir heute vier elementare Kräfte.

Wie beschreiben wir aber nichtlineare und chaotische Systeme ? Ist das nicht etwa durch eine fünfte Kraft gegeben ?
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 23. Aug 2012 18:23    Titel: Antworten mit Zitat

unbedingt. EDIT smile

Zuletzt bearbeitet von franz am 23. Aug 2012 19:36, insgesamt einmal bearbeitet
kingcools



Anmeldungsdatum: 16.01.2011
Beiträge: 700

Beitrag kingcools Verfasst am: 23. Aug 2012 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Nö.
Schon das Pendel ist nicht linear ohne Näherung. Dort wirkt lediglich die Gravitation.
Das Doppelpendel ist chaotisch und auch dort wirkt nur die Gravitation.
BerniO1986



Anmeldungsdatum: 01.05.2012
Beiträge: 89

Beitrag BerniO1986 Verfasst am: 23. Aug 2012 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie beschreiben wir aber nichtlineare


Schon die Gravitationskraft ist nicht-linear im Abstand. Genausowenig die Coulumbkraft.

Zitat:
und chaotische Systeme ?


Ein chaotisches System ist ja nicht per se unbeschreibbar. Es führen hier nur gering voneinander abweichende Anfangsbedingungen zu einem "unvorhersehbaren" Ergebnis. Würde man einem chaotischen System, wie dem Doppelpendel, zweimal die exakt gleichen Anfangbedingungen übergeben, so wäre der Ausgang von 1 = Ausgang von 2.

Also alles in allem:

Wir benötigen keine fünfte Kraft
magician4



Anmeldungsdatum: 03.06.2010
Beiträge: 914

Beitrag magician4 Verfasst am: 24. Aug 2012 06:30    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Würde man einem chaotischen System, wie dem Doppelpendel, zweimal die exakt gleichen Anfangbedingungen übergeben, so wäre der Ausgang von 1 = Ausgang von 2.

nein

selbst wenn die anfangsbedingungen so identisch waeren wie physikalisch moeglich, so waere doch der weitere pfad in die zukunft nicht komplett determiniert: chaotische systeme zeichnen sich im zweifel dadurch aus, dass bereits die unvermeidliche stets und ueberall zuschlagende unschaerfe ausreicht, ein voelliges "umkippen" des systems aus einem (ggf. nur besonders labilen einzelnen) systemzustand in den naechsten zu bewirken: der "ideale" wuerfel ist im wurfergebnis unbestimmt, selbst wenn du ihn noch so praezise-identisch wirfst


gruss

ingo
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18200

Beitrag TomS Verfasst am: 24. Aug 2012 07:30    Titel: Antworten mit Zitat

Das stimmt nicht.

Klassische chaotische Systeme sind bei exakt bekannten Anfangsbedingungen exakt deterministisch und verhalten sich unter identischen Anfangsbedingungen absolut identisch. Die Unschärfe ist ein quantenmechanisches Phänomen und spielt klassisch keine Rolle.

Klassisch chaotische Systeme verhalten sich auch in der Quantenmechanik ungewöhnlich, allerings ist in der Quantenmechanik die Zeitentwicklung immer unitär und linear, d.h. ein klassisch chaotisches System ist auch in der Quantenmechanik bei exakt bekannten Anfangsbedingungen exakt deterministisch und verhält sich bei identischen Anfangsbedingungen immer absolut identisch. Die Anfangsbedingung ist dabei nicht durch Ort und Impuls zu einem Zeitpunkt t festgelegt, also (x,p,t), sondern durch einen qm Zustand |ψ,t>

Die Orts- und Impuls-Unschärfe ist dabei in |ψ,t> codiert, |ψ,t> selbst ist jedoch prinzipiell exakt bestimmt

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 24. Aug 2012 07:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde an dieser Stelle grundsätzlich fragen, was die Physik überhaupt macht. Will sie die "Welt" erklären oder sucht sie nur bescheiden nach einfachen Antworten zu genau eingegrenzen Fragen? (Und wenn man diese Grenzen ändert, meinetwegen durch größere Pendelauslenkungen oder einer Fliege darauf, hat man natürlich neue Fragen.)
Was ist überhaupt mit Nichtlinearität gemeint?
Welche Systeme lassen sich nicht mehr "deterministisch" beschreiben? Welche Fragen und Antworten kann man erwarten? (Könnte ich mir für Atmosphärenprobleme vorstellen mit relativ stabilen Zwischenzuständen usw.)
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5063

Beitrag DrStupid Verfasst am: 24. Aug 2012 14:45    Titel: Antworten mit Zitat

franz hat Folgendes geschrieben:
Ich würde an dieser Stelle grundsätzlich fragen, was die Physik überhaupt macht. Will sie die "Welt" erklären oder sucht sie nur bescheiden nach einfachen Antworten zu genau eingegrenzen Fragen?


Wie jede andere Naturwissenschaft auch, will sie die Natur beschreiben - und zwar so wie sie sich uns darstellt.

franz hat Folgendes geschrieben:
Was ist überhaupt mit Nichtlinearität gemeint?


Damit ist gemeint, dass ein System auf ein Eingangssignal nicht mit einem dazu proportionalen Ausgangssignal reagiert. Als sehr einfaches Beispiel wurde ja schon ein Fadenpendel genannt, bei dem die Winkelbeschleunigung nicht linear mit dem Winkel wächst, um den es aus der Ruhelage ausgelenkt wird.

franz hat Folgendes geschrieben:
Welche Systeme lassen sich nicht mehr "deterministisch" beschreiben?


Mir fallen auf Anhieb Systeme ein, die
- nicht deterministisch sind (z.B. quantenmechanische Systeme) oder
- sich im betreffenden Bereich chaotisch verhalten oder
- nicht gut genug verstanden sind oder
- für die man nicht genug Parameter bestimmen kann

Dass ein System nicht vollständig deterministisch beschrieben werden kann, heißt allerdings nicht notwendigerweise, dass man es überhaupt nicht deterministisch beschreiben kann. Für thermodynamische Systeme ist es beispielsweise durchaus üblich, dass ihre Mikrozustände völlig chaotisch und ihre Makrozustände gleichzeitig streng deterministisch sind.
magician4



Anmeldungsdatum: 03.06.2010
Beiträge: 914

Beitrag magician4 Verfasst am: 24. Aug 2012 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

jedes hinreichend deterministische ("klassische") system ist ein macrozustand, welcher durch statistische glaettung nicht-determinierter microzustaende emergiert.

ein fallender stein laesst sich in seiner fallbewegung meist als hinreichend deterministisch auffassen; das, was beim aufprall passiert, wenn er z.b. in tausende von bruchstuecke zerplatzt, hingegen nicht mehr.

ein chaotisches system ist dadurch gekennzeichnet , dass es ein (oder mehrere) "nadeloehr(e)" durchlaeuft, aus dem/denen heraus es sehr stark unterschiedliche weiterentwicklungsmoeglichkeiten gibt (z.b. der anfangszustand): die entscheidende frage ist lediglich, wie schmal dieses nadeloehr ist durch das das system hindurch muss.

schon der anfangszustand eines systems ist nie unendlich praezise - dies liegt im wesen der welt.
schon allein deshalb ist kein experiment voellig exakt reproduzierbar: es hat eben keine exakten anfangsbedingungen, per se.
dass von moment zu moment sich die unsicherheiten im weiteren ggf. akkumulieren kommt erschwerend hinzu.

eine diskussion ueber chaotische systeme, welche gleichzeitig klassisch sein sollen, ist daher eine merkwuerdige, denn sie fordert unmoegliche ausgangsbedingungen.

--> die zukunft steht nie fest, es gibt lediglich unterscheidlich hohe wahrscheinlichkeiten fuer ihre konkrete manifestation (die in einzelfaellen sehr hoch sein koennen, zugegeben. bei chaotischen systemen ist dies aber grad nicht der fall).

gruss

ingo
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 24. Aug 2012 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
franz hat Folgendes geschrieben:
Was ist überhaupt mit Nichtlinearität gemeint?

Damit ist gemeint, dass ein System auf ein Eingangssignal nicht mit einem dazu proportionalen Ausgangssignal reagiert. Als sehr einfaches Beispiel wurde ja schon ein Fadenpendel genannt, bei dem die Winkelbeschleunigung nicht linear mit dem Winkel wächst, um den es aus der Ruhelage ausgelenkt wird.

Danke! Woran ich dachte, etwas diffus gesagt: Welchen Einfluß hat Nichtlinearität auf mögliche Attraktoren im Phasenraum oder was passiert beim Umkippen bestimmter Schwingungen ... Dazu blättere ich gerade im Gerthsen, Kap. 20.

magician4 hat Folgendes geschrieben:
eine diskussion ueber chaotische systeme, welche gleichzeitig klassisch sein sollen, ist daher eine merkwuerdige, denn sie fordert unmoegliche ausgangsbedingungen.

Vielleicht verstehe ich das miß, aber klassisch-physikalische Systeme mit chaotischem Verhalten sind meines Erachtens nichts besonderes. Verschiedene Schwingungsarten zum Beispiel, turbulente Strömungen oder entsprechend ökologische Modelle, in der Chemie bestimmte Reaktionsarten (Autokatalyse).

mfG
magician4



Anmeldungsdatum: 03.06.2010
Beiträge: 914

Beitrag magician4 Verfasst am: 24. Aug 2012 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Vielleicht verstehe ich das miß, aber klassisch-physikalische Systeme mit chaotischem Verhalten sind meines Erachtens nichts besonderes. Verschiedene Schwingungsarten zum Beispiel, turbulente Strömungen oder entsprechend ökologische Modelle, in der Chemie bestimmte Reaktionsarten (Autokatalyse).

meinem verstaendnis nach: ein system, welches in vielen seiner parameter hinreichend genau statistisch geglaettet ist, um insoweit klassisch beschrieben zu werden, muss dies jedoch nicht in allen seinen parametern sein (und diese koennen sich sodann eben auch makroskopisch bemerkbar machen)
- die einzelteile eines gekoppelten pendels sind sicherlich klassisch-makroskopisch, sein zukuenftiges verhalten wird jedoch zunehmend unbestimmt
- ein strudel in einer turbulenten stroemung ist definitiv makroskopisch beobachtbar, trotzdem ist die frage wo in zukunft welcher weitere strudel sich ausbilden wird zunehmend unbestimmt
- ein fisch in einem see wird nie stets ad infinitum die gleiche strecke schwimmen, selbst wenn man ihn stets an der gleichen stelle starten laesst
- die BZ-raektion (beachte: die ausgangssituation ist perfekt "klassisch-homogen", also "eindeutig"!) hat sicherlich emergente harmonisch strukturen, die frage jedoch WO sie exakt beginnen wird (ggf. an mehreren orten ~ zeitnah bis gleichzeitig) ist voellig unbestimmt (und die resultierenden muster mithin ebenfalls)

m.a.w.: die klassischen parameter des systems allein reichen eben in solchen faellen nicht aus, um sein zukuenftigs verhalten hinreichend genau zu beschreiben, da sich relevante makroskopische abweichungen insoweit unvorhersagbarer natur einstellen.
genau dies ist m.a.n. "chaotisch"


gruss

ingo
deathunter2



Anmeldungsdatum: 18.08.2012
Beiträge: 38

Beitrag deathunter2 Verfasst am: 24. Aug 2012 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde behaupten, dass die Grenzen entscheidend sind. Eine Formel oder Näherung muss den Anforderungen standhalten können, aber nicht die Natur 100Prozentig korrekt wiedergeben. Als beispiel, wenn ich einen Kuchenteig anrühre würde eine Waage die auf 5g genau misst wahrscheinlich völlig ausreichen. Versuche ich aber mit soeiner Waage Medikamente zu mischen, muss ich entweder viel produzieren, damit die Teile messbar groß werden, oder aber die Mixtur wird gefährlich ungenau. Also brauch man etwas genaueres, und Waagen gibt es mittlerweile unglaublich genau.

Für den Stein der in tausend stücke zerspringt hat sich wohl einfach noch niemand eine brauchbare Näherung überlegt, was nicht zwangsläufig heißt, dass es für immer unvorhersehbar bleibt.
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 24. Aug 2012 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

deathunter2 hat Folgendes geschrieben:
Ich würde behaupten, dass die Grenzen entscheidend sind. Eine Formel oder Näherung muss den Anforderungen standhalten können, aber nicht die Natur 100Prozentig korrekt wiedergeben.

Das würde ich weniger als chaotisches (oder nichtlinear dynamisches) System einordnen. Aber: Brennt der Kuchen an, habe ich auf der morgigen Bergtour ein Gewitter, schlägt nächtes Jahr eine klimarelevante Meeresströmung um, wer geht aus der sonntäglichen Kneipenschlägerei siegreich hervor usw. ? Oder, wie beim Stein: Wann ist das nächste große Erdbeben in Kalifornien, wann schüttet der Ätna wieder?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18200

Beitrag TomS Verfasst am: 25. Aug 2012 10:57    Titel: Antworten mit Zitat

Zur Klarstellung nochmal zwei Definitionen (nach Wikipedia)

Nichtlineare Systeme sind Systeme, welche auf Eingangssignale nicht in jedem Bereich proportional (linear)antworten.

Deterministisches Chaos ist ein irregulär erscheinendes chaotisches Verhalten, welches jedoch den Regeln einer deterministischen Dynamik folgt. Die scheinbare Nicht-Reproduzierbarkeit des Systemverhaltens entsteht durch die Nicht-Reproduzierbarkeit der (exakten) Ausgangsbedingungen: ähnliche Ursachen führen nicht zu ähnlichen Wirkungen.

Konkret bedeutet dies, dass sich in chaotischen Systemen zypischerweise zwei infinitesimal benachbarte Anfangszustände durch ihre Zeitentwicklung nicht-linear und damit in der Praxis unvorhersagbar voneinander entfernen.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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