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Verständnisfrage zum EPR-Experiment
 
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someone75
Gast





Beitrag someone75 Verfasst am: 03. Jan 2011 09:58    Titel: Verständnisfrage zum EPR-Experiment Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo!
Habe ich das richtig verstanden, dass das EPR-Experiment zeigt, dass an einem Teilchen zwei Größen gleichzeitig gemessen werden können (eine Größe direkt, eine indirekt durch das verschränkte Teilchen) und dadurch (aufgrund der Unschärferelation) die Quantenphysik nicht vollständig ist?

Außerdem habe ich davon gelesen, dass das Experiment mit Photonen durchgeführt wurde. Bei Elektronen misst man ja zur Durchführung des Experiments zwei Werte (wie oben zb. Spin in X-Richtung und in Y-Richtung). Welche Werte misst man allerdings bei Photonen? Dort gibt es ja nur "Polarisationsfilter passiert" und "nicht passiert", d.h. nur einen Wert?

Danke im Voraus!

Meine Ideen:
(siehe oben)
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2011 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde es andes formulieren.

Die entsprechenden Experimente sind tatsächlich durchgeführt worden (Aspect et al.) und zeigen eine Verletzung der sogenannten Bellschen Ungleichung. Man interpretiert dies so, dass in einem verschränkten Zustand aus zwei Teilchen die beiden Teilchen keine gleichzeitig definierten, jedoch uns unbekannte (verborgene) Werte der Observablen haben können. Bereits diese Annahme führt zu einem Widerspruch zum Experiment. Die allgemein akzeptierte Schlussfolgerung ist, dass die QM nicht gleichzeitig "real" und "lokal" sein kann. Real bedeutet, dass die Observablen bestimmte Werte haben, auch wenn sie nicht bekannt sind; Lokal bedeutet, dass die Werte tatsächlich einem Teilchen (und nicht nur dem System als Ganzes) zugeschrieben werden können. Daraus folgt zwingend, dass mit der QM die Lokalität oder die (mit unserem Alltagsbegriff übereinstimmende) Realität aufgeben werden muss. Insbs. widerlegt das Experiment die Möglichkeit der Theorien sogenannter "verborgener, lokaler Variablen".

Es gibt den Ansatz der deBroglie-Bohm-Theorie, die experimentell exakt mit der QM übereinstimmt, die allerdings nicht-lokale, verborgenen Variablen einführt (aus der Wellenfunktion abgeleitet) und statt dessen an einem Realitätsbegriff festhält. Allerdings erscheint diese Theorie künstlich und kann bis heute nicht erfolgreich auf Quantenfeldtheorien angewandt werden, weswegen sie nicht viele Anhänger hat.

In diesem Sinne ist die QM tatsächlich unvollständig, aber eben nur gemessen an unseren Alltagsbegriffen. Eine Vervollständigung ist der QM ist wiederum nur unter der o.g. Einschränkung möglich - ich würde das nicht als "echte" Vervollständigung bezeichen.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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