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Ableitungen in Physik ?
 
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JimPanse



Anmeldungsdatum: 10.03.2006
Beiträge: 40

Beitrag JimPanse Verfasst am: 18. Jun 2006 11:34    Titel: Ableitungen in Physik ? Antworten mit Zitat

Hi,
ich wollte mal fragen, was der Sinn von Ableitungen in Physik ist. Ich bin schon so weit gekommen, dass Ableitungen in Mathe dazu dienen Funktionen zu analysieren. Aber ich verstehe nicht, was es in der Physik bringt, wo ist denn der Unterschied zwischen v=s/t oder v=ds/dt, rechnerisch macht das doch für mich auf den ersten Blick keinen Unterschied, oder dienen Ableitungen vielleicht auch dazu, Variablen die man in einer Aufgabe nicht gegeben hat zu eliminieren ?
Ach, Fragen über Fragen smile
wär schön wenn mir das jemand erklären könnte,
Danke =)
Schrödingers Katze



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 695
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Beitrag Schrödingers Katze Verfasst am: 18. Jun 2006 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit dem v=s/t geht ja nur, wenn es sich um eine lineare Funktion handelt. Führt der Körper z.B. eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung durch, brauchst du die Ableitung.
Und das ist in der Physik immer so: Überall, wo man keine linearen Zusammenhänge hat (z.B. e-Funktionen gibts sehr oft), kommt man Differentation weiter als mit einfacher Näherung. Übrigens, diese e-Funktionen entstehen ja häufig erst durch DGL's.

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para
Moderator


Anmeldungsdatum: 02.10.2004
Beiträge: 2874
Wohnort: Dresden

Beitrag para Verfasst am: 18. Jun 2006 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ableitungen in der Physik sind enorm nützliche Hilfsmittel, wenn man sie einmal kennengelernt hat will und kann man eigentlich nicht mehr darauf verzichten. ^^


Um vielleicht gleich mal auf dein Beispiel einzugehen:

Gilt ja bekanntlich nur für eine unbeschleunigte Bewegung, denn es ist nicht schwer zu sehen, dass gilt:

Hier erscheint es zunächst überdimensioniert mit Ableitungen anzufangen, aber es führt zum gleichen Ergebnis:


Hast du aber z.B. eine beschleunigte Bewegung, liefert ..

.. bekanntlich ja nur noch die Durchschnittsgeschwindigkeit. Der Punkt den man jetzt nachvollziehen muss ist, dass die Geschwindigkeit angibt wie stark sich der Weg mit der Zeit ändert, also der Ableitung des Wegs entspricht. Lässt man also den Zeitintervall Delta t gegen 0 gehen, kann man die Geschwindigkeit für diesen unendlich kleinen Intervall als konstant ansehen und erhält die Momentangeschwindigkeit als Ableitung an der jeweiligen Stelle.

Letztere Schreibweise ist dabei relativ gebräuchlich in der Physik und kennzeichnet eine Ableitung nach der Zeit. Die Momentangeschwindigkeit ist nichts anderes als die erste Ableitung des Weges. Analog lässt sich zeigen dass die Beschleunigung die Ableitung der Geschwindigkeit ist. Schaut man sich das z.B. an der gleichfömig beschleunigten Bewegung an, so erhält man ausgehend von s(t) die bekannten Zusammenhänge für v(t) und a(t).


So weit ist das ja sicher schon bekannt. Das schöne ist jetzt aber, dass diese Zusammenhänge immer gelten. Das heißt immer wenn man eine Weg-Zeit-Funktion hat kann man durch Ableiten die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion und die Beschleunigungs-Zeit-Funktion gewinnen. Ein Beispiel wäre der harmonische Oszillator:


In der Kinematik ist das sehr schön anschaulich, die Differentialrechnung ist aber in der Physik sehr vielseitig einsetzbar. Du kannst dir vielleicht mal die Attachments in diesem Post ansehen, dort geht es zwar um Integralrechnung, aber alle Zusammenhänge lassen sich ja auch umkehren.

Ein paar weitere Beispiele für Zusammenhänge wären:
    Elektrotechnik:




    Mechanik


    Oder auch in der Kernphysik


Und noch vieles, vieles mehr. ;-)

Es lässt sich also sagen, dass Differentialrechnung zum einen ein Mittel ist um aus dem Unterricht bekannte Zusammenhänge herzuleiten und nachzuvollziehen. Zum anderen lassen sich damit Zusammenhänge aber auch viel allgemeiner herstellen und verschiedenste physikalische Probleme auch äußerst elegant lösen.

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JimPanse



Anmeldungsdatum: 10.03.2006
Beiträge: 40

Beitrag JimPanse Verfasst am: 18. Jun 2006 13:16    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, das hat mir schonmal weitergeholfen, aber kannst du mir vielleicht noch sagen, wie du die Gleichungen



ganz genau mit Teilschritten abgeleitet hast ? Wenn ich bei s(t) t gegen 0 laufen lasse komme ich ja irgendwie auf was anderes ?

PS: Ach ja bevor ichs vergesse,
Zitat:
So weit ist das ja sicher schon bekannt


nein war es nicht, ich hab in der Schule noch keine Differenzialrechnung gehabt Augenzwinkern
para
Moderator


Anmeldungsdatum: 02.10.2004
Beiträge: 2874
Wohnort: Dresden

Beitrag para Verfasst am: 18. Jun 2006 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

JimPanse hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
So weit ist das ja sicher schon bekannt

nein war es nicht, ich hab in der Schule noch keine Differenzialrechnung gehabt Augenzwinkern

Ich meinte damit auch eher die Gesetze der gleichmäßig beschleunigten Bewegung die man ja in der Schule schon ziemlich zeitig vorgesetzt bekommt.

JimPanse hat Folgendes geschrieben:
Danke, das hat mir schonmal weitergeholfen, aber kannst du mir vielleicht noch sagen, wie du die Gleichungen [...] ganz genau mit Teilschritten abgeleitet hast? Wenn ich bei s(t) t gegen 0 laufen lasse komme ich ja irgendwie auf was anderes?

Okay, dann verrate ich dir jetzt mal ein Geheimnis. ;-) ... Das mit dem t gegen 0 laufen lassen macht kein Mensch, das ist höchstens dazu da die neuen 11.-Klässler zu beschäftigen und das Ganze erst einmal anschaulich werden zu lassen. Tatsächlich lassen sich über solche Grenzwertbetrachtungen ein paar Ableitungsregeln aufstellen, welche dann einfach angewendet werden. Das ist sehr viel schneller und praktischer.

Diese wären da z.B. für Polynome:

Und für konstante Vorfaktoren:

Außerdem gilt für Summen einfach:

Und für Konstanten logischerweise:


Wenn du damit s(t) nach t ableitest, sieht das ausführlich dann so aus:

Mit etwas Übung sieht man das dann auch schon beim Hinsehen. ^^ Den eben erhaltenen Geschwindigkeitsterm nochmal abzuleiten kann analog gemacht werden, und ist etwas einfacher.


Wenn du das Beispiel am harmonischen Oszillator nachvollziehen möchtest, musst du noch zwei andere Sachen wissen. Zum einen gibt es Funktionen deren Ableitungen man einfach kennen muss um sie anzuwenden. Die trigonometrischen Funktionen gehören dazu:

Außerdem kommt hier wohl die 'komplizierteste' der Ableitungsregeln zum Einsatz, da es sich um eine verschachtelte Funktion handelt. Das Ergebnis der 'inneren Funktion' ist dabei das Argument für die äußere Funktion, wobei gilt:

Damit kommt man auch auf diese Ableitungen. smile

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Zuletzt bearbeitet von para am 18. Jun 2006 16:49, insgesamt einmal bearbeitet
JimPanse



Anmeldungsdatum: 10.03.2006
Beiträge: 40

Beitrag JimPanse Verfasst am: 18. Jun 2006 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wow,
1000-Dank, mit den Regeln und dem Beispiel, bin ich zuversichtlich, dass ichs demnächst wirklich schaffe, noch recht einfache Formeln wie s(t) abzuleiten, wirklich Danke !!

Aber eins noch: hast du hier nicht nen Fehler gemacht

[ach was, fehler ... ;-) - hab's oben korrigiert, para]
frink
Gast





Beitrag frink Verfasst am: 02. März 2011 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Und für konstante Funktionen gilt aber auch an der Stelle
.
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