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Die Physik - ein baufälliger Turm von Babel
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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 10. Jan 2016 22:29    Titel: Die Physik - ein baufälliger Turm von Babel Antworten mit Zitat

Sagt mir doch mal ehrlich, was ihr von diesem Artikel haltet.

http://www.spektrum.de/magazin/die-physik-ein-baufaelliger-turm-von-babel/1124688

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
jh8979
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Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 10. Jan 2016 23:14    Titel: Antworten mit Zitat

Furchtbar. Zum Teil falsch. Und erschreckend einseitig präsentiert.

Der Artikel tut so als ob sein letzter Absatz eine Eigenschaft wäre die den Autor von anderen Physikern abhebt:
Zitat:

Ich selbst sehe die Physik lieber als eine Sammlung von theoreti­schen Modellen. Sie beschreiben die Landschaft, sind aber nie die Landschaft selbst. Endgültige Antworten liegen dar­ um schlicht außerhalb unserer Reichweite.

Ich glaub die meisten Physiker (zumindest die ich kenne) denken so.

Der Artikel liest sich mehr wie die Midlife-Crisis eines Physikers, den irgendwelche (schlechten) Physikbücher angepisst haben...
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 10. Jan 2016 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

Danke!

Ich warte noch ein wenig auf weitere Kommentare, dann schreibe ich hier selbst etwas dazu.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
jh8979
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Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 10. Jan 2016 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

PS: Sein LinkedIn-Profil mach es nicht weniger dubios...
Zitat:
I am a cosmologist who has studied the big bang, black holes and related subjects, having published approximately 60 papers on these topics. In 2013 I ended a long-term appointment at the physics department of Princeton University and spent 2014 teaching at Harvard after an absence of nearly twenty years.

Ich bin sicher, dass er jeden Absatz in dem Artikel gut erklären kann... gelungen find ich den Artikel trotzdem nicht.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 10. Jan 2016 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

Kommentar eines Nicht-Physikers:
Der Mann wird schon im Grunde wissen wovon er spricht, ich verstehe nur diese Kritik nicht!
Die Physik bemüht sich unsere Natur zu erklären- nichts weiter.
Und da die Natur- mit Sicherheit- leider kein Legobaukasten ist, sprich unsere Natur verdammt kompliziert ist- gibt es an einigen Ecken Probleme verschiedene Theorien unter einen Nenner zu stellen.
Das ganze als baufällig zu bezeichnen finde ich als vermessen- so viele Phänomene wurden in den letzten Jahrzehnten korrekt gelöst, so viele Voraussagen erfüllten sich als korrekt. Also was will der Mann: dass jeder Stundent in der ersten Vorlesung hört dass sein Studium keine erschöpfende Auskunft geben kann?

Persönliche Anmerkung: die Menschheit wird nie eine endgültige Auflösung aller Fragen der Natur finden und das liegt m.E. daran, dass c im Vergleich zu den vorliegenden Dimensionen der Raumzeit schlicht und ergreifend viel zu mickrig ist.
isi1



Anmeldungsdatum: 03.09.2006
Beiträge: 2902
Wohnort: München

Beitrag isi1 Verfasst am: 11. Jan 2016 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

gelöscht
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Grüße aus München, isi •≡≈ ¹₁₂½√∠∞±∫αβγδεηκλπρσφω ΔΣΦΩ


Zuletzt bearbeitet von isi1 am 11. Jan 2016 18:57, insgesamt 2-mal bearbeitet
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 11. Jan 2016 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

isi1 hat Folgendes geschrieben:
Selbstverständlich ist es in Ordnung und sollte auch diskutiert werden dürfen, dass wackelige Theoriegebäude gelehrt werden, wenn man halt die letzte Wahrheit nicht kennt. Im privaten Gespräch wird auch unumwunden zugegeben, dass die Theorien auch ergänzt oder sogar verworfen werden können, sobald sich eine bessere Erklärung findet.

Nun, mittels den aktuellen technischen Möglichkeiten wie Messgeräten, Radioteleskopen, einer Maschine wie diese, die in Genf steht ist es der Menschheit geglückt sehr viel weiter über den Tellerrand zu blicken als man dies eigentlich vor gar nicht allzu langer Zeit nur annähernd vermutet hätte.
Also ich glaube, dass zu 100% 99% richtig ist... und das ist schon eine gute Quote.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 11. Jan 2016 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

isi1 hat Folgendes geschrieben:
Selbstverständlich ist es in Ordnung und sollte auch diskutiert werden dürfen, dass wackelige Theoriegebäude gelehrt werden, wenn man halt die letzte Wahrheit nicht kennt. Im privaten Gespräch wird auch unumwunden zugegeben, dass die Theorien auch ergänzt oder sogar verworfen werden können, sobald sich eine bessere Erklärung findet.

Das Theoriegebäude ist alles andere als wackelig. Aber dafür müsste man es erstmal verstehen... und "in privaten Gesprächen wird ... zugegeben"?? Mal wieder Quatsch von Dir, der es klingen lässt, als ob das irgendein Geheimwissen ist.
Zitat:

Beispiel: Man hat das Ptolemäische System der Epizyklen, das sich praktisch gut bewährte, teils mit roher Gewalt über tausend Jahre aufrecht erhalten.
Auch den damaligen Astrophysikern wäre kein Stein aus der Krone gefallen, wenn sie zugegeben hätten, dass das nur eine sehr wackelige Theorie ist, die allerdings brauchbare Berechnungen gestattet.

Auch das ist Quatsch. Das Ptolemäische ist die korrekte Beschreibung der Bahn von Himmelskörpern wie es beobachtet wird wenn man sich auf der Erde befindet, die sich selber um die Sonne und sich selber dreht. Deswegen hat man auch so lange daran festgehalten, weil es unheimlich akkurate Berechnungen ermöglichte. Von "roher Gewalt" zu sprechen zeigt auch hier, dass Du wieder keine Ahnung hast, was Du hier von Dir gibst.
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 11. Jan 2016 14:40    Titel: Antworten mit Zitat

Die Physik kann kein baufälliger Turm sein wenn die Theorien mit den Experimenten übereinstimmen und reproduzierbar sind.

Wenn ich jetzt die Schwerkraft hernehme mit Newton und Einstein. Nach Newton war das ne Kraft unter Wechselwirkung und die Geodäten eine Gerade.

Unter Einstein sind die Geodäten keine Geraden mehr und die Schwerkraft nun auf die Krümmung des 4dim Raums zurückzuführen.

Meiner Meinung nach hängt hier Einstein nur neue Tapeten auf und das wars.

ich kann genauso gut bei Newton mit Kräften bleiben und die Geodäten weiterhin als gerade betrachten

Die alten Theorien müssen sich doch aus den neuen Theorien wiedergeben und somit müssten doch neue Theorien nur erweitert sein mit einem vielleicht neuen Anstrich das wars.

Mein Problem mit der Physik ist. Früher war man theoretisch hinten und experimentell weiter vorne. heute ist man theoretisch so weit vorne aber experimentell zu weit hinten vor allendingen Astronomie. Urknalltheorie, schwarze Löcher, dunkle Energie, zeitreisen usw.
Man spielt praktisch Wahrsager und hofft das das stimmt.
Natürlich basierend auf Mathematik und Theorien die man bereits experimentell bestätigt hat, aber das ist ja zum Beispiel kein Vergleich zur klassischen Mechanik die wir Tag täglich im Alltag bestätigt erleben.

Was ist wenn diese dunkle Energie gar nicht existiert sondern man hat einfach die Massen falsch eingeschätzt in entfernteren Systemen, dazu müsste man aber vor Ort sein, und vielfach Versuche machen. Vielleicht gibts ganz neue Effekte von denen wir keine Ahnung haben.

Im Grundegenommen sind unsere Theroien entwickelt worden in einem ganz kleinen Abschnitt des Universums, wer sagt das die für das ganze Univserum gültig sind.

Man kann aber kein Übel nehmen das man versucht aufgrund des bereits bekannten gleich das ganze Univserum erklären zu wollen.
isi1



Anmeldungsdatum: 03.09.2006
Beiträge: 2902
Wohnort: München

Beitrag isi1 Verfasst am: 11. Jan 2016 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Mal wieder Quatsch von Dir, der es klingen lässt, als ob das irgendein Geheimwissen ist. ...
Auch das ist Quatsch. Das Ptolemäische ist die .......
zeigt auch hier, dass Du wieder keine Ahnung hast, was Du hier von Dir gibst.
Jedenfalls schönen Dank an TomS, dass er uns auf diesen Artikel aufmerksam gemacht hat.
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Zuletzt bearbeitet von isi1 am 11. Jan 2016 18:58, insgesamt einmal bearbeitet
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 11. Jan 2016 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Isis hat Folgendes geschrieben:
Aber die meisten Kollegen diskutieren durchaus sachlich über die Themen und kommen ohne Scheuklappen und ohne Beschimpfungen des Diskussionteilnehmers, der eine etwas abweichender Meinung hat, aus.

Ich habe Dich ganz sicher auch nicht beschimpft. Aber wenn Du Unwahrheiten verbreitest und unterstellst, dann sag ich das auch:
Niemand hat Scheuklappen! Hoer auf so einen Quatsch anzudeuten.
bassiks



Anmeldungsdatum: 11.08.2010
Beiträge: 194

Beitrag bassiks Verfasst am: 11. Jan 2016 15:49    Titel: Antworten mit Zitat

Zum Artikel:

Ich finde er unterstellt den meisten Physikern hier etwas, und tut so als wäre er was besonderes. Zum Beispiel bezweifle ich dass die meisten Physiker sich
im allgemeinen Teilchen als kleine Billiardkugeln vorstellen. In manchen Modellen macht das Sinn, die meisten Physiker sind sich meiner Meinung nach aber durchaus bewusst wo die Grenzen dieser Modelle sind.
Weiters bin ich erstaunt über die Ausführungen zum Spin. Auch sein beharren den Radius eines Elektrons festzunageln finde ich etwas merkwürdig für jemanden der sich mit Feldtheorien eigentlich auskennen sollte.
Alles in Allem schließe ich mich folgendem Satz von jh8979 an:

Zitat:
Furchtbar. Zum Teil falsch. Und erschreckend einseitig präsentiert.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 11. Jan 2016 19:14    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Furchtbar. Zum Teil falsch. Und erschreckend einseitig präsentiert.


Besser kann ich es auch nicht formulieren. Der wesentliche Fehler besteht darin, dass er von sich bzw. seinem Fachgebiet auf die gesamte Physik schließt. Darüber hinaus lässt er sich in seinem Eifer auch noch zu inhaltlichen Fehlern hinreißen.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 12. Jan 2016 00:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe aaO Folgendes geschrieben

tomS hat Folgendes geschrieben:
Ich habe den Artikel schon vor längerer Zeit gelesen, und ich bin mit vielen nicht einverstanden!

Dass der zweite Hauptsatz der Thermodynamik und damit die Existenz eines thermodynamischen Zeitpfeils nicht aus fundamentaleren Theorien ableitbar ist wurde zumindest mir im Studium nicht verschwiegen.

Für einen Physiker besteht die Welt nicht aus Billiardkugeln und Schraubenfedern. Das ist Quatsch.

Jeder Physiker lernt zu Beginn, dass viele Gleichungen nicht exakt lösbar sind; er lernt Näherungsmethoden und deren Gültigkeitsbereich kennen.

Dass Kräfte nicht unendlich werden und dass das Newtonsche Gravitationsgesetz sowie das Coulombgesetz so nicht universell gelten können, lernt man ebenfalls.

Mit den Schwierigkeiten in den modernen Quantenfeldtheorien hat das nur am Rande etwas zu tun. Dass diese diverse Schwierigkeiten aufweisen wird den Hörern einer Vorlesung und den Lesern von guten Fachbüchern zu dem Thema nicht verschwiegen (aber wieviel Prozent aller Physiker hören jemals eine Vorlesung über Quantenfeldtheorie?)

Renormierungsgruppentheorie war mal eine ad hoc Prozedur, heute ist sie es sicher nicht mehr.

Da man Herrn Rothmann nicht erklärt hat, dass ein Doppelpendel ein chaotisches System ist, kann ich ihm nur mein Bedauern ausdrücken. Aber inzwischen weiß er es ja und kann es seinen Studenten erklären. Mir hat man es jedenfalls nicht verschwiegen.

Ach, und bei Spin wird nicht zum Thema gemacht, was sich dreht? Warum wohl? Es sollte doch klar sein, dass nur weil zwei mathematische Strukturen äquivalent sind, nicht auch die zugehörigen physikalischen Phänomene anschaulich identisch sind. Es dreht sich halt nix - im anschaulichen Sinne. Und?

Zum Thema "Messung" und "Messproblem" in der QM muss man Herrn Rothmann leider recht geben.

Dass "Physik am Ende des 20. Jh. als von Gott empfangene Wahrheit galt" wirft ein seltsames Licht auf das Umfeld von Herrn Rothmann. Mir wurde so ein Käse jedenfalls nicht erzählt.

Kann es am Land der unbegrenzten Möglichkeiten liegen?

Ich stelle nicht in Abrede, dass die moderne Physik viele offene Fragen enthält. Aber rein praktisch kommt man in einer Vorlesung nur voran, wenn man sich an das hält, was man weiß und was geht - und das, was man nicht weiß und was nicht geht nicht ständig thematisiert, sondern in Seminaren thematisiert, auf Spezialvorlesungen verweist u.ä. Physik unterscheidet sich da wenig von Medizin; junge Ärzte sind dann am besten ausbildet, wenn sie bekannte Therapien sicher anwenden können, nicht wenn sie ihren Patienten ständig vorheulen, was sie bzw. wir alles noch nicht wissen.

Als Zusammenfassung offener Fragen ist der Artikel ganz nett. Der Grundtenor, Physiker würden sich und andere ständig selbst bescheißen, ist ziemlich dämlich.

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 13. Jan 2016 20:41, insgesamt einmal bearbeitet
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 12. Jan 2016 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr schön geschrieben Thumbs up! Für diese Detailarbeit fehlte mir die Motivation smile
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 12. Jan 2016 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe noch einen Kritikpunkt zu der Doppelpendelgeschichte: Wenn man sagt, die Gleichungen seien nicht lösbar, klingt das so, als ob die Gleichungen totaler Quatsch wären. Aber die Gleichungen sind lösbar, man kann eben bloß keine Lösung angeben. Nichtsdestoweniger kann man die Existenz einer Lösung beweisen.
Und verschwiegen wird das "Problem" wirklich nicht. Im Gegenteil: Es wird mehr Lärm darum gemacht, als es eigentlich verdient hätte.

Es gibt überhaupt viele mathematische Problem, wo man wenig über Gleichheit weiß. Dafür gibt es ja Ungleichungen. Und wenn man trotzdem Aussagen über Lösungen treffen will, die man nicht angeben kann, muß man sich eben Abschätzungen besorgen.
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
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Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 12. Jan 2016 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe hier ja auch schon mehrfach kritisiert, dass z.B. in der Astronomie der Beobachtungszeitraum von ca. 400 Jahren (Erfindung des Fernrohrs) nicht ausreichen kann, um Aussagen über 10 Milliarden Jahren zu machen.

Das ist, als ob ich einen Punkt mit dem Lineal verlängere und dann zu einem Ziel käme.

Wenn man dieses "Ziel" als eine von unbekannt vielen Möglichkeit deklariert, wäre es ja noch okay. Aber der Urknall wird kaum noch infrage gestellt.

Ein baufälliger Turm? Eigentlich bricht ein Turm nicht gleich zusammen bei einer einzigen Schwachstelle. Obwohl - man wundert sich - sowas am 11.9.2001 gleich dreimal passiert sein soll.

Also liebe Physiker, seid nicht so überheblich. Auch die unsinkbare Titanic hat ihre Jungfernfahrt nicht überlebt.

_________________
Glaubt nicht dem Hörensagen ... oder eingewurzelten Anschauungen, auch nicht den Worten eines verehrten Meisters; sondern was ihr selbst gründlich geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, das nehmt an. Siddhartha Gautama
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 12. Jan 2016 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Ich habe hier ja auch schon mehrfach kritisiert, dass z.B. in der Astronomie der Beobachtungszeitraum von ca. 400 Jahren (Erfindung des Fernrohrs) nicht ausreichen kann, um Aussagen über 10 Milliarden Jahren zu machen.

Das ist, als ob ich einen Punkt mit dem Lineal verlängere und dann zu einem Ziel käme.


Mag sein, aber manche Kollegen hier (um keine Namen zu nennen- das sind meisten die, wo in blauer Schrift steht sie sollen sich zusammenreissen) stellen jegliches Axiom in Frage, und das führt einen auch nicht weiter.
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 12. Jan 2016 13:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Mag sein, aber manche Kollegen hier (um keine Namen zu nennen- das sind meisten die, wo in blauer Schrift steht sie sollen sich zusammenreissen) stellen jegliches Axiom in Frage, und das führt einen auch nicht weiter.


Es geht eigentlich nicht darum zu sagen, daß die Theorien alle Quatsch sind, die sind doch bestens überprüft.

Angenommen ich lebe auf 3000 Meter wassertiefe, kann mich gerade mal im Umkreis von +- 1Meter bewegen sehe vielleicht mal 1000 Meter weit mit Teleskop und betreibe dort meine Universumsanschauung und stelle meine Theorien auf.

Da kann ich besten Falls den Wasserdruck ermitteln, und soweit ich sehen kann befindet sich überall Wasser.

Schlussfolgerung das ganze Universum besteht aus Wasser und Wasserdruck,

Und das ist genau das was meiner Meinung nach Physiker machen, aber man kanns ja keinen Übel nehmen wir haben ja nichts besser, aber ich kann mir nicht vorstellen das das von Erfolg gekrönt sein wird. wieviele Dimensionen hat ma mittlerweile schon in der Stringtheorie=? jetzt gibts ja schon Paralleluniversen.

Wenn man sich Gedanken übers Universum machen will, müsste man doch mal schauen das man die +-1 Meter grenze sprengt.

Mich würd mal interessieren wenn man ein Teleskop in entfernte Galaxien bringt das dann auf unser Sonnensystem ausrichtet, ob man dann vielleicht auch bei der Bildübermittlung sieht das unsere Planeten sich viel zu schnell bewegen und viel zu wenig eingeschätzte Masse dort ist als das die Gravitation sie dort halten könnte.

Für mich ist das immer wieder ein Phänomen aufgrund Bildern über Lichtjahre entfernte Systeme die Masse richtig einzuschätzen, ob das alles stimmt.

Naja....
index_razor



Anmeldungsdatum: 14.08.2014
Beiträge: 3259

Beitrag index_razor Verfasst am: 12. Jan 2016 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Ich habe hier ja auch schon mehrfach kritisiert, dass z.B. in der Astronomie der Beobachtungszeitraum von ca. 400 Jahren (Erfindung des Fernrohrs) nicht ausreichen kann, um Aussagen über 10 Milliarden Jahren zu machen.


Das ist auch Physikern bekannt. Deswegen verwenden sie allgemeine Theorien, die prinzipiell über jeden Zeitraum Aussagen machen und versuchen dann zu prüfen, ob diese Aussagen stimmen. Du scheinst mit diesem Grundgedanken der wissenschaftlichen Methode irgendwelche Verständnisprobleme zu haben.

Zitat:

Das ist, als ob ich einen Punkt mit dem Lineal verlängere und dann zu einem Ziel käme.

Wenn man dieses "Ziel" als eine von unbekannt vielen Möglichkeit deklariert, wäre es ja noch okay. Aber der Urknall wird kaum noch infrage gestellt.


Nein, so ist es nicht. Deine "Verlängerung" entspricht einer wissenschaftlichen Hypothese. Das Ziel, welches man erreichen will, ist nicht eines von vielen möglichen, sondern die Übereinstimmung mit der einen Realität, die es gibt. (Diese Übereinstimmung wird gemeinhin als "Wahrheit" bezeichnet.) Erfolgreich ist man also nur, wenn sich die betrachtete "verlängerte Linie" zumindest in irgendeinem Bereich der Realität annähert.

Zitat:

Ein baufälliger Turm? Eigentlich bricht ein Turm nicht gleich zusammen bei einer einzigen Schwachstelle. Obwohl - man wundert sich - sowas am 11.9.2001 gleich dreimal passiert sein soll.


Du läßt wohl gar nichts aus? Hat dein angedeuteter 9-11-truthism irgendwas mit dem Thema zu tun?

Zitat:

Also liebe Physiker, seid nicht so überheblich. Auch die unsinkbare Titanic hat ihre Jungfernfahrt nicht überlebt.


Ein bißchen mehr Überheblichkeit kannst du ihnen also schon zugestehen. Schließlich wird niemand sterben, wenn sich die ART mal als falsch herausstellt.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 12. Jan 2016 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Ich habe hier ja auch schon mehrfach kritisiert, dass z.B. in der Astronomie der Beobachtungszeitraum von ca. 400 Jahren (Erfindung des Fernrohrs) nicht ausreichen kann, um Aussagen über 10 Milliarden Jahren zu machen.

Doch kann man. Man kann die aktuellen astronomischen Beobachtungen damit vergleich, was über die heutige Physik bekannt ist. Und die Physik an Energieskalen, welche kosmologischen Zeiten sehr kurz nach dem Bigbang entsprechen, ist von irdischen Experimenten sehr(!!) gut bekannt.

Und siehe da: Die Berechnungen stimmen mit verschiedensten astronomischen Beobachtungen überein (Intensitätsspektrum der CMB, Verteilung der Elemente,...). Da gehen natürlich ein paar Annahmen herein, aber sie sind relativ schwach und es ist keineswegs trivial, dass die Berechnungen dann mit den unterschiedlichsten Experimenten übereinstimmen.

Aber um das zu wissen, müsste man sich natürlich einmal ernsthaft mir der Materie beschäftigen. Daher ist das hier einfach nur lächerlich und wohl als pure Provokation gemeint:
Zitat:

Also liebe Physiker, seid nicht so überheblich. Auch die unsinkbare Titanic hat ihre Jungfernfahrt nicht überlebt.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 12. Jan 2016 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

VeryApe hat Folgendes geschrieben:

Und das ist genau das was meiner Meinung nach Physiker machen, aber man kanns ja keinen Übel nehmen wir haben ja nichts besser, aber ich kann mir nicht vorstellen das das von Erfolg gekrönt sein wird. wieviele Dimensionen hat ma mittlerweile schon in der Stringtheorie=? jetzt gibts ja schon Paralleluniversen.

Auch Du solltest Dich etwas mehr mit der Materie beschäftigen, bevor sowas von Dir gibst.
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 12. Jan 2016 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Hat dein angedeuteter 9-11-truthism irgendwas mit dem Thema zu tun?


Ja. Eine Erkenntnis, die zuvor nicht für möglich gehalten wurde und physikalische Phänomene (Festigkeit von Baustoffen, Gravitation) bemüht.

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Brillant



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Beiträge: 1973
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Beitrag Brillant Verfasst am: 12. Jan 2016 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Und siehe da: Die Berechnungen stimmen mit verschiedensten astronomischen Beobachtungen überein ...


Die Vermutung, dass man im Unwissen stochert, liegt doch auf der Hand, wenn man z.B. Berichte zu Erkenntnissen des Hubble-Teleskops liest. Ich googelte nach hubble teleskop überraschung

spiegel.de hat Folgendes geschrieben:
Seit 25 Jahren späht das Weltraumteleskop "Hubble" in die Tiefen des Alls. Es hat unseren Blick aufs Universum revolutioniert und viele neue Erkenntnisse geliefert.

Bevor "Hubble" vor 25 Jahren gestartet ist, hatten Astronomen lediglich vage Vermutungen, wie alt das Universum sein könnte: vielleicht zehn Milliarden Jahre, vielleicht auch 20 Milliarden?


Das war nur ein Beispiel. Wenn jede "Kontrolle" in Form eines neuen Satelliten so grundlegende Überraschungen bringt, kann man von gesicherten Kenntnissen wohl kaum reden.

Dennoch finde ich die Forschung spannend. Doch sie möge bitte nicht so tun, als ob sie irgendeine universum-weite Kenntnis erlangt hätte.

VeryApe hat Folgendes geschrieben:
Angenommen ich lebe auf 3000 Meter wassertiefe, kann mich gerade mal im Umkreis von +- 1Meter bewegen sehe vielleicht mal 1000 Meter weit mit Teleskop und betreibe dort meine Universumsanschauung und stelle meine Theorien auf.


Das wäre eine selbstkritische Standort-Beschreibung, aus der heraus doch viele Erkenntnisse zu gewinnen wären. Aber nicht unbedingt über die Zustände in der Wüste.

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Zuletzt bearbeitet von Brillant am 12. Jan 2016 15:23, insgesamt einmal bearbeitet
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 12. Jan 2016 15:12    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Und siehe da: Die Berechnungen stimmen mit verschiedensten astronomischen Beobachtungen überein ...


Die Vermutung, dass man im Unwissen stochert, liegt doch auf der Hand, wenn man z.B. Berichte zu Erkenntnissen des Hubble-Teleskops liest. Ich googelte nach hubble teleskop überraschung

spiegel.de hat Folgendes geschrieben:
Seit 25 Jahren späht das Weltraumteleskop "Hubble" in die Tiefen des Alls. Es hat unseren Blick aufs Universum revolutioniert und viele neue Erkenntnisse geliefert.

Bevor "Hubble" vor 25 Jahren gestartet ist, hatten Astronomen lediglich vage Vermutungen, wie alt das Universum sein könnte: vielleicht zehn Milliarden Jahre, vielleicht auch 20 Milliarden?


Das war nur ein Beispiel. Wenn jede "Kontrolle" in Form eines neuen Satelliten so grundlegende Überraschungen bringt, kann man von gesicherten Kenntnissen wohl kaum reden.

Du hast ganz offensichtlich nicht verstanden wie Wissenschaft (insbesondere Physik) funktioniert. Auf diesem Niveau ist eine Diskussion sinnlos.
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 12. Jan 2016 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Auf diesem Niveau ist eine Diskussion sinnlos.


Mag sein, je nachdem, welchen Sinn man in einer Diskussion sieht.

Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit gegenüber dem interessierten Publikum. Als "Logiker" mag ich Indizien nicht für Beweise halten. Die Idee kommt von der Kriminalogie. Ncht un-ähnlich der Physik, beide stellen erstmal Thesen auf.

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jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 12. Jan 2016 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:

Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit gegenüber dem interessierten Publikum. Als "Logiker" mag ich Indizien nicht für Beweise halten. Die Idee kommt von der Kriminalogie. Ncht un-ähnlich der Physik, beide stellen erstmal Thesen auf.

Niemand ist "unehrlich" gegenüber dem interessierten Publikum. Es gibt aber Leute im interessierten Publikum, die nur hören was sie hören wollen und komplett beratungsresistent sind:
Wenn ich eine Größe messe, das aber nur ungenau kann und rauskriege sie liegt irgendwo zischen 10 und 20, dann aber neue bessere Experimente durchführe und feststelle, sie muss sogar zwischen 13.5 und 14.5 liegen, dann ist das genau wie Physik funktioniert:
Eine Größe messen -> mit der Theorie vergleichen und Parameter bestimmen -> bessere Experimente bauen -> Parameter besser bestimmen oder wenn die neuen Messwerte zu stark abweichen, die ganze Theorie ändern -> repeat.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 12. Jan 2016 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Als "Logiker" mag ich Indizien nicht für Beweise halten.


Einen echten "Beweis" im Sinne der Mathematik gibt es in der Physik prinzipiell nie. Hat auch, glaube ich, nie ein Physiker behauptet. Schon mal von Popper gehört?
index_razor



Anmeldungsdatum: 14.08.2014
Beiträge: 3259

Beitrag index_razor Verfasst am: 12. Jan 2016 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:

Dennoch finde ich die Forschung spannend. Doch sie möge bitte nicht so tun, als ob sie irgendeine universum-weite Kenntnis erlangt hätte.


Brillant hat Folgendes geschrieben:

Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit gegenüber dem interessierten Publikum. Als "Logiker" mag ich Indizien nicht für Beweise halten. Die Idee kommt von der Kriminalogie. Ncht un-ähnlich der Physik, beide stellen erstmal Thesen auf.


Unehrlich ist es vor allem, derart nebulöse Vorwürfe in den Raum zu stellen, die sich an niemanden im speziellen, aber irgendwie auch an alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe gleichzeitig richten sollen -- ein beliebtes Argumentationsmuster von Ideologen und Fundamentalisten. Also eigentlich nichts, was sich "Logiker" (auch mit ironisierenden Anführungszeichen) unbedingt zu eigen machen sollten. Wenn du an der Ehrlichkeit individueller Physiker was auszusetzen hast, belege an konkreten Aussagen, daß z.B. Indizien als Beweise ausgegeben wurden. Argumentativ erreicht hättest du damit natürlich nicht viel, außer zu zeigen, daß ein bestimmtes Individuum unehrlich ist oder zu Übertreibungen neigt. Und dann? Also kannst du es auch genauso gut bleiben lassen.

Wenn man also mal von moralisierenden Generalbeschuldigungen, wie "Überheblichkeit" und "Unehrlichkeit" absieht, gibt es dann eine konkrete These, die du bereit bist sachlich zu diskutieren? Die wissenschaftstheoretischen Fragen, die du hier hin und wieder aufwirfst, scheinen dich ja nie lang genug zu interessieren, daß man sie genauer diskutieren könnte. Es sieht eher so aus, als ob es dir nur an einer Bestätigung deines Vorurteils gelegen ist, nach dem moderne naturwissenschaftliche Erkenntnisse im großen und ganzen wertlos sind und du dafür wahllos jeden philosophisch klingenden Scheingrund hier anschleppst, um ihn auf Bruchfestigkeit zu prüfen. (Erst hatten wir einen Mißbrauch von Kuhn, jetzt eine Art Umformulierung des Induktionsproblems.) Wo soll das hinführen?
Felix86



Anmeldungsdatum: 26.11.2013
Beiträge: 189

Beitrag Felix86 Verfasst am: 12. Jan 2016 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Als "Logiker" mag ich Indizien nicht für Beweise halten.

Wenn man deine Beiträge so liest, glaube ich nicht, dass du auch nur ansatzweise weißt, was Logik überhaupt ist.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3400

Beitrag ML Verfasst am: 12. Jan 2016 23:12    Titel: Re: Die Physik - ein baufälliger Turm von Babel Antworten mit Zitat

Hallo,

TomS hat Folgendes geschrieben:
Sagt mir doch mal ehrlich, was ihr von diesem Artikel haltet.
http://www.spektrum.de/magazin/die-physik-ein-baufaelliger-turm-von-babel/1124688


ich habe ihn vor ein paar Jahren gelesen und erinnere mich, dass ich ihn gerne und mit (Erkenntnis-)gewinn gelesen habe.

Insbesondere war mir beispielsweise damals nicht klar, dass ich über das Zusammenwirken vom 2. HS und den Newtonaxiomen im Grunde keine Ahnung hatte/habe, obwohl ich in meinem Studium (Elektrotechnik) zu beiden Themengebiete eigene Vorlesungen gehört habe*.

Mit dem Autor teile ich auch die Erfahrung, dass viele Lehrende (auch der Physik) über wesentliche Verständnisprobleme hinweggehen. Ich meine damit jene Fragen, die mit den Worten "Wieso eigenlich ist ...?" beginnen. Er führt das an mehreren Beispielen, wie u. a. am Beispiel des Doppelspaltversuches aus. In meinem Studium waren es andere Beispiele:
- So erinnere ich mich, dass ich im Grundstudium das elektrotechnische Bauelement Spule nicht ansatzweise verstanden hatte. Ich habe mich immer gefragt, wie es an den Klemmen zu einer Spannung kommen kann, obwohl der Draht doch ein Kurzschluss ist. Das ging so weit, dass ich mutmaßte, das Induktionsgesetz würde das Ohmsche Gesetz irgendwie aushebeln. Eine zufriedenstellende Antwort habe ich nicht erhalten -- immerhin aber das Rüstzeug, um Jahre später (bewaffnet mit Papier, Bleistift und den Maxwellgleichungen) mir selbst eine zufriedenstellende Antwort zu suchen.
- Ähnlich enttäuschende Antworten erhält man, wenn man einen durchschnittlichen Lehrenden (Physik oder Elektrotechnik) fragt, wie ein Transformator funktioniert und wie die Energie denn nun vom Primär- in den Sekundärzweig gelangt. Man erhält zwar meist sehr weitschweifige Erläuterungen und weiß nachher bestens über die Felder im Transformatorkern bescheid. Bloß sind das die Felder, die im Grunde keine Energie enthalten.


Mein Gesamteindruck zu dem Artikel ist allerdings ambivalent. Der Autor beschreibt dort die Physik sehr plakativ als "eine heruntergekommene Struktur aus isolierten Modellen, die durch schiefe Erklärungen notdürftig miteinander verbunden sind, kurz eine Monstrosität, die himmelwärts taumelt".

Was mich an dieser Beschreibung stört, sind einerseits die Geringschätzung des schon Erreichten und andererseits die maßlose Übertreibung in der Formulierung.

- Ist die Physik denn wirklich so heruntergekommen angesichts der Tatsache, dass die Menschheit dank physikalisch-technischer Erkenntnisse in den Weltraum fliegen kann und in fast jedem Auto ein Navigationsgerät eingebaut ist, das die Person hinter dem Steuer sicher an den gewünschten Ort leitet. Wenn ich mit weit entfernten Freunden und Verwandten sprechen möchte, muss ich auch nicht viel mehr tun, als ein paar Knöpfchen auf meinem Telefon zu drücken und ein paar Sekunden zu warten. Für mich fühlt sich das nicht heruntergekommen an, sondern ausgesprochen wohlüberlegt und bestens organisiert.
- Ich dem Zusammenhang wäre es dann auch interessant zu erfahren, wie er sich eine aufgeräumtere Wissensacht vorstellt und welche tatsächlich etablierte Wissenschaft seinen Vorstellungen näher kommt.

Und was genau meint er mit "heruntergekommen"?
- Meint er damit die Tatsache, dass es in der Physik noch offene Fragen -- z.B. zum Zusammenwirken der verschiedenen Teilgebiete -- gibt? Das Vorhandensein von offenen Fragen kann man einem Wissenschaftsgebiet m.E. kaum ernsthaft zum Vorwurf machen.
- Meint er das Desinteresse vieler Kollegen an Fragestellungen über den Zusammenhang einzelner Fachgebiete? Wenn ja: Besteht dieses Desinteresse überhaupt, oder ist es vielleicht gar nicht so einfach, die Zusammenhänge befriedigend zu beschreiben?
- Oder meint er die Qualität der Lehrbücher und Vorlesungen? Ich habe auch den Eindruck, dass es mehr "schlechte" Lehrbücher gibt als wirklich herausragende. Aber die Frage ist ja, ob ein durchschnittliches Lehrbuch wirklich der Maßstab ist, an dem man eine Wissenschaft als solche bewerten sollte. Würde man zum Maßstab einer Wissenschaft nicht besser das machen, was deren beste Kenner zu sagen haben (erkennbar an dere Qualität der getroffenen Vorhersagen über den Ausgang von Experimenten und den Grad an Widerspruchsfreiheit)?

Schließlich kritisiert der Autor ja vorwiegend den Turm (also das Wissenschaftsgebiet Physik als solches) und nicht die mangelnde Kenntnis einzelner darüber.




Viele Grüße
Michael
VeryApe



Anmeldungsdatum: 10.02.2008
Beiträge: 3247

Beitrag VeryApe Verfasst am: 13. Jan 2016 06:18    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Auch Du solltest Dich etwas mehr mit der Materie beschäftigen, bevor sowas von Dir gibst.

Natürlich ist mein Wissen diesbezüglich sehr beschränkt

Ich habe aber doch einfach erklärt, warum ich meine Zweifel habe.
Ich kann die Welt doch nicht erklären wenn ich in meinem Zimmer sitze und nur beim Fenster rausschaue, zu mehr ist es doch noch gar nicht gekommen.

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Wenn man also mal von moralisierenden Generalbeschuldigungen, wie "Überheblichkeit" und "Unehrlichkeit" absieht, gibt es dann eine konkrete These, die du bereit bist sachlich zu diskutieren?
also unehrlich davon distanziere ich mich.

Konkret mal.
In der Physik gibts mehrere "universelle Konstanten",
Nehmen wir Beispiel Gravitationskonstante, oder den Wert der Lichtgeschwindigkeit.

Wie kann ich denn sicher sein das die im ganzen Universum konstant sind und nicht nur lokal beschränkt konstant sind?
wo sind denn diese Messungen im vergleich zur größe des Universums schon gemacht worden? vielleicht bewegt sich Licht in der Mitte des Universums mit 10 facher Lichtgeschwindigkeit und das aus allen Inertialsystemenen konstant.

ART ... Die ART erlaubt zum Beispiel Zeitreisen auch in die Vergangenheit (CTC s). Gibts irgendwie Grund zur Annahme aus der Praxis das dies möglich ist? Wenn nicht. Wie kann ich denn diese Theorie gleich heranziehen um das ganze Universum mit voller Überzeugung zu beschreiben.

Ist das nicht alles ein bischen mit Bauchweh und hoffen das das alles aufgeht?
TomS
Moderator


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Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 13. Jan 2016 07:11    Titel: Antworten mit Zitat

VeryApe hat Folgendes geschrieben:
Wie kann ich denn sicher sein das die [Konstanten] im ganzen Universum konstant sind und nicht nur lokal beschränkt konstant sind?

Die ART erlaubt zum Beispiel Zeitreisen auch in die Vergangenheit.

Den Physikern ist klar, dass ihre Theorien nur Modellcharakter haben; ihnen ist klar, dass sie überprüft werden müssen, und sie überprüfen das auch; und ihnen ist klar, dass an diversen Stellen wesentliche Probleme unverstanden sind.

Mich stört nicht der Hinweis auf unverstanden Probleme, sondern der Unterstellumg, die Physiker wäre hier unehrlich, die Physik eine Art Heilslehre.

Ich werde den Verdacht nicht los, ich denke, Rothman meint ganz bestimmte Physiker in einem ganz bestimmten Umfeld, ohne diese(s) jedoch beim Namen zu nennen.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 13. Jan 2016 10:13    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich werde den Verdacht nicht los, ich denke, Rothman meint ganz bestimmte Physiker in einem ganz bestimmten Umfeld, ohne diese(s) jedoch beim Namen zu nennen.


An welche genau denkst Du?

Ich mußte bei dem Artikel ein bißchen an Hawking im Zusammenhang mit seinem Buch The Grand Design denken...
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 13. Jan 2016 10:21    Titel: Antworten mit Zitat

VeryApe hat Folgendes geschrieben:

Ich kann die Welt doch nicht erklären wenn ich in meinem Zimmer sitze und nur beim Fenster rausschaue, zu mehr ist es doch noch gar nicht gekommen.

Natürlich kann man das. Natürlich ist es schwierig. Natürlich muss man irgendwelche Annahmen machen. Und natürlich werden einige davon falsch sein.
Aber man kann alles immer weiter überprüfen durch andere und genauere Beobachtungen und dadurch sein "Modell von der Welt" verbessern.

Genau das tut die Physik. Und ja, gerade in den Grenzbereichen ist das schwierig und vieles noch nicht verstanden. Sehr, sehr viel allerdings ist verstanden und kann nicht so einfach über den Haufen geworden werden. So ist es theoretisch möglich, dass gewisse Naturkonstanten an denen Stellen des Universums oder zu anderen Zeiten andere Werte hätten, allerdings ist diese Möglichkeit von Abweichungen sehr, sehr stark eingeschränkt, da wir ansonsten die Sterne nicht sehen würden wie wir es tun, der Anteil an Elemente im Universum anders wäre, etc. Die dafür nötige Kernphysik kennen wir nämlich in der Tat sehr gut von irdischen Experimenten.

Jetzt magst Du einwenden, dass die Physik ja trotzdem ganz anders sein könnte. Das stimmt, allerdings stimmen die Beobachtungen mit der Annahme, dass die Kernphysik so funktioniert wie auf der Erde mit denselben Parametern sehr gut überein. Solange Du also kein gutes Gegenmodell liefern kannst, dass diese Werte genauso gut vorhersagt*, gibt es wenig Gründe diese Annahme zu verwerfen.

*PS: Das ist übrigens der Grund, wieso solange am ptolemäischen Modell festgehalten wurde (zumindest der wissenschaftliche, natürlich gab es z.T. noch ganz andere): Man konnte lange Zeit die Beobachtungen einfach genauer mit diesem Modell erklären, als mit den vorhandenen heliozentrischen Modellen.
DrStupid



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Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 13. Jan 2016 21:13    Titel: Antworten mit Zitat

VeryApe hat Folgendes geschrieben:
Wie kann ich denn sicher sein das die im ganzen Universum konstant sind und nicht nur lokal beschränkt konstant sind?


Das kannst Du nicht. Deshalb ist das kosmologische Prinzip auch nur ein Prinzip und kein Postulat oder Naturgesetz.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 13. Jan 2016 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

Jayk hat Folgendes geschrieben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich werde den Verdacht nicht los, ich denke, Rothman meint ganz bestimmte Physiker in einem ganz bestimmten Umfeld, ohne diese(s) jedoch beim Namen zu nennen.


An welche genau denkst Du?

Rothman war in Princeton;u.a. die folgenden Physiker arbeiten z.Zt. dort:

Ed Witten
Herman Verlinde
Paul Steinhard
Nathan Seiberg
Alex Polyakov
Chiara Nappi
Juan Maldacena
Igor Klebanov
David Gross

Wenn du keine Stringtheorie magst, bist du dort der letzte Arsch ...

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schnudl
Moderator


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Beitrag schnudl Verfasst am: 13. Jan 2016 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde diesen Artikel für ein qualitatives Wissenschaftsjournal deutlich zu reisserisch. Klar gibt es viele Dinge die man entweder hinnehmen muss oder im Studium ungenügend hinterfragt, aber die hier angegebenen Argumente sind schwach und teilweise lächerlich. Wenn man z.B. sagt, dass alles nur näherungsweise gilt und es keine exakten Lösung gibt, ist das richtig. Trotzdem findet man aber in Mechanik und Elektrotechnik unzählige Beispiele für funktionierende Modelle, die auf den Gleichungen der Physik beruhen und gut lösbar sind. Klar - wenn ich gleich sage, dass alles mit jedem im Universum zusammenhängt, brauche ich gar nicht anfangen. Gerade als Physiker wird man aber darauf gedrillt, die Grenzen der verwendeten Modelle zu erkennen und zu abstrahieren. Gerade darin liegt doch der Erfolg naturwissenschaftlicher Beschreibungen, und ich verstehe nicht, was das Argument sein soll, dies alles nun schlecht zu machen...

Es könnte natürlich leicht sein, dass man sich mancherorts "verlaufen" hat, aber was ist die Alternative? Man kann dies nur aus einem höheren Blickfeld beurteilen, wenn man schon weiß, was die bessere Alternative zu einer unzureichenden Theorie wäre...

_________________
Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen (Goethe)
positive



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Beiträge: 494

Beitrag positive Verfasst am: 14. Jan 2016 00:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke die Kritik liegt eher daran, dass von der Physik erwartet wird, dass sie die Antwort nach dem Schöpfer/Ursprung liefert.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18078

Beitrag TomS Verfasst am: 14. Jan 2016 07:07    Titel: Antworten mit Zitat

positive hat Folgendes geschrieben:
Ich denke die Kritik liegt eher daran, dass von der Physik erwartet wird, dass sie die Antwort nach dem Schöpfer/Ursprung liefert.

Das ist Unsinn, dass erwartet niemand ernsthaft (es sei denn, er hat von Physik keine Ahnung).
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