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Flache Anordnung von Massen
 
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nervensäge



Anmeldungsdatum: 30.11.2005
Beiträge: 26

Beitrag nervensäge Verfasst am: 11. Dez 2005 20:10    Titel: Flache Anordnung von Massen Antworten mit Zitat

Hallo!
Hab mal wieder ne Frage, is diesmal aber recht einfach: warum ordnen sich Saturns Ringe, ein Planetensystem oder Galaxien immer in Scheibenform bzw. flach auf einer Ebene an?
schnudl
Moderator


Anmeldungsdatum: 15.11.2005
Beiträge: 6979
Wohnort: Wien

Beitrag schnudl Verfasst am: 11. Dez 2005 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

na ob das einfach ist ...
Neko



Anmeldungsdatum: 04.07.2004
Beiträge: 526
Wohnort: Berlin

Beitrag Neko Verfasst am: 11. Dez 2005 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist sone Frage, die noch nicht wirklich geklärt ist - laut meinem Astro-Prof Steinmetz. Man vermutet - und das ist wohl die schlüssigste Erklärung, dass es was mit der Roche-Grenze zu tun hat. Zunächst einmal kennst du ja den Effekt eines Hammerwerfers, wenn er die Kugel vor sich liegen hat, sich beginnt zu drehen, die Kugel sich dann langsam aufrichtet und irgendwann das Seil fast senkrecht zu seiner Rotationsachse steht. Im Schwerelosen Raum wird das genauso funktionieren, nur hier richten sich die Satelliten eben nicht nur "fast" sondern exakt auf der Äquatorialebene aus, auch solche die natürlich von oben kommen. So, dann als nächstes die Roche-Grenze: Wenn sich der Körper jetzt in der Äquatorialebene befindet, wird er durch die Anziehungskraft des Planeten zu diesem hin beschleunigt. Innerhalb des Körpers/Satelliten herrschen aber auch gravitative Bindungskräfte. Ab einer gewissen Entfernung sind aber die Gezeitenkräfte, die auf ein kleines Massenelement auf der Oberfläche des Satelliten wirken größer als die gravitativen Bindungskräfte des Satelliten auf dieses selber, d.h. der Satellit wird in die Länge gezogen, also zum Ellipsoid. Irgendwann löst sich aber das kleine Massenelement vom Satelliten ab. Der Satellit wird kleiner, hat also eine kleinere Bindungskraft. Die Folge ist, dass sich wiederum ein kleines Massenelement ablöst usw., der Satellit wird also regelrecht pulverisiert und im "Gezeitenfeld" des Planeten zerrieben

Das kannst du dir in der Reihenfolge ungefähr so vorstellen:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/62/Roche_limit_%28far_away_sphere%29.PNG
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d6/Roche_limit_%28tidal_sphere%29.PNG
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Roche_limit_%28ripped_sphere%29.PNG
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f1/Roche_limit_%28top_view%29.PNG
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Roche_limit_%28ring%29.PNG

Naja und das letzte Bild kommt einfach so zustande: Die Brocken bilden einen Ring bestimmter Breite. Nach der Drehimpulserhaltung (Winkelgesch. =konst) müssen die weiter außen in dem Ring liegenden Körnchen eine größere (Tangential-) Geschwindigkeit haben als die Inneren.

Die Roche-Grenze kannst du dir sehr einfach herleiten, in dem du einfach die Gezeitenkraft mit der Kraft, die auf eine Massenelement auf der Oberfläche eines Satelliten durch seine Gravitation wirkt, gleichsetzt und dann nach der Entfernung auflöst

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Prefect:"ich habe dich von der Erde gerettet"
Dent:"Und was ist mit der Erde passiert?"
"Och,...die wurde zerstört"
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"Ja, sie ist einfach ins Weltall verdunstet"
"Weißt du, das nimmt mich natürlich ein bißchen mit"
cellar door



Anmeldungsdatum: 18.11.2006
Beiträge: 13

Beitrag cellar door Verfasst am: 23. Nov 2006 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Da ich einen Vortrag zu Ringsystemen haltenh muss, würde mich das jetz mal genauer interessieren...

@ neko: Du hast in deinem Text aber nicht gesagt, warum sich die Ringe nun in der Äquatorialebene befinden.

Warum ordnen sie sich nu in Ebenen an? Wenn ein Komet z.B. von außerhalb der Ebene schon bestehender Ringe kommt, wie kommen die Trümmerteile in die Ebene der anderen Ringe?

THX cellardoor
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 23. Nov 2006 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde vermuten: Dass die Ringe des Saturns alle innerhalb einer Ebene liegen, liegt schlicht und einfach daran, dass die Masse, die auf den Planeten zugeflogen ist, immer eine Flugbahn in dieser Ebene hatte. Schließlich befindet sich die allermeiste Masse, die im Sonnensystem herumfliegt, in dieser Ebene.

Ich meine, "Querflieger" wie Kometen, deren Flugbahn eventuell auch mal nicht in dieser Ebene liegt (kennt man überhaupt solche Kometen?) würden, wenn sie genug Material mitbringen, einen Ring erzeugen, der in einer anderen Ebene liegt.
Naemi
Moderator


Anmeldungsdatum: 01.06.2004
Beiträge: 497
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Beitrag Naemi Verfasst am: 25. Nov 2006 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Die Ebenenbildung hat zumeist mit einem nichtverschwindenden, anfänglichen Drehimpuls der Ursprungsstruktur zu tun: man beobachtet dann Rotationsabplattung (z.B. bei der Sonne/Jupiter) bis hin zur Scheibenbildung (z.B. Sonnensystem und andere protostellare Scheiben oder auch die Milchstraße).

@Neko:
Die Ringenstehungs-Theorie ist ziemlich interessant (und abgesehen davon recht plausibel, denn die ganze Materie durch Kollisionen zu pulverisieren sollte ziemlich lange dauern). Musstest du einen Seminarvotrag halten oder so?

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Naëmi
isi1



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Beitrag isi1 Verfasst am: 25. Dez 2006 18:54    Titel: Antworten mit Zitat

cellar door hat Folgendes geschrieben:
Warum ordnen sie sich nu in Ebenen an? Wenn ein Komet z.B. von außerhalb der Ebene schon bestehender Ringe kommt, wie kommen die Trümmerteile in die Ebene der anderen Ringe?
Hallo cellardoor,
Ich hätte da eine Theorie: Teile, die nicht in der Saturn-Ring-Ebene sind, haben bei jeder Umrundung des Planeten zweimal die Möglichkeit, mit anderen Teilen zusammen zu stoßen. Das geht so lange, bis alles in einer Ebene ist, dann stoßen sie sich nicht mehr - jedenfalls nicht heftig (dies gilt auch für protostellare Scheiben).

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Tyr.Anasazi



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Beitrag Tyr.Anasazi Verfasst am: 27. Dez 2006 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

@isi1: Die Theorie ist nicht schlecht. Wenn ich mich recht entsinne hab ich in ner Lesung auch mal was gehört, das die Äquatorialebene so etwas wie ein "energetisch stabilster Zustand" sein soll, da auf Grund des nichtrumeierns der Satelliten dies die bevorzugte Bahn ist, und somit im Lauf der Zeit alle Massen auf diese Bahn gedrängt werden.
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Naemi
Moderator


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Beitrag Naemi Verfasst am: 28. Dez 2006 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

Vereinfachte Darstellung: Wir haben ein Zentralgestirn (unendlich schwer) und eine Probemasse, die um dieses Zentrum kreist.

Auf dieses wirkt die Gravitationskraft in Richtung des Zentrums und eine Radialkraft, die auch auf das Zentrum zeigt, aber in der Rotationsebene liegt.

Das System hat einen gewissen Drehimpuls, der erhalten ist: Also findet die Rotation nur um eine Ebene senkrecht zum Drehimpulsvektor statt.

Wenn jetzt das Teilchen über (oder unter) der Mittelebene (also senkrecht zum Drehimpulsvektor mit dem Zentralgestirn drin) liegt, so haben wir eine resultierende Kraft zur Mittelebene hin => Rotationsabplattung

Ich hoffe, da war jetzt kein Denkfehler drin (wäre peinlich Hammer )

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Naëmi
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Beitrag isi1 Verfasst am: 02. Jan 2007 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Naemi hat Folgendes geschrieben:
Wenn jetzt das Teilchen über (oder unter) der Mittelebene (also senkrecht zum Drehimpulsvektor mit dem Zentralgestirn drin) liegt, so haben wir eine resultierende Kraft zur Mittelebene hin soweit einverstanden
=> Rotationsabplattung
Ja, Naemi, nicht so ohne Weiteres, denn die resultierende Kraft zur Mittelebene hin entsteht ja durch die Massenteile, die in der Ebene fliegen (die schräge Flugbahn besteht natürlich auch). Der Stein, der nun nicht in der Ebene ist, wird beschleunigen zur Ebene hin (seine Rotationsbewegung geht natürlich auch weiter und hat nicht unbedingt die gleiche Periodendauer). Wenn er nun in der Ebene nicht mit etwas zusammenstößt, fliegt er durch den Schwung weiter auf die andere Seite der Ebene, wird langsam gebremst durch die Anziehung der Scheibenmasse und kommt nach einiger Zeit wieder zurück. Dies geht ewig so weiter, wenn keine Kollision erfolgt.

Als Beispiel seien die Kugelhaufen der Milchstraße genannt, die zum Teil sogar eine Flugbahn steil zur Milchstraßenebene haben.
Ein weiteres Beispiel ist der Pluto, der eine Bahnneigung von 17° hat, während Mars bis Neptun maximal 2,5° gegen die Ekliptik geneigt sind. Und der Pluto denkt überhaupt nicht daran, sich ordentlich in die Ekliptik einzuordnen.

Also, ohne Reibung keine Abplattung! Einverstanden?

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Naemi
Moderator


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Beitrag Naemi Verfasst am: 03. Jan 2007 10:54    Titel: Antworten mit Zitat

isi1 hat Folgendes geschrieben:
Also, ohne Reibung keine Abplattung! Einverstanden?


Einverstanden.

Protoplanetare Scheiben bestehen aber erstmal aus Staub, und deswegen ist Reibung dort sicher allgegenwärtig. Dieser kann sich im besten Falle zu Planeten und anderen Körpern zusammenklumpen (oder auch nicht, siehe Saturnringen).
Die Bahnneigung des Pluto ist wahrscheinlich auf eine hübsche Kollision (oder ein Dreikörperproblem) zurückzuführen, da er halt nicht von Beginnn des Sonnensystems an existierte (zumindest nach der allgemeinen Theorie de Sternentstehung).

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Naëmi
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