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Überlagerung von Quantenzuständen
 
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Dr. Quantum
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Beitrag Dr. Quantum Verfasst am: 26. März 2012 21:28    Titel: Überlagerung von Quantenzuständen Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin gerade auf folgendes gestoßen:

Ein System besteht aus zwei Protonen. Der Gesamtspin kann entweder null oder eins sein.

Dazu habe ich schon die erste Frage. Wird das nicht vom Pauli-Prinzip verboten?

Dann werden die Möglichen Zustände aufgeführt die zum Gesamtspin eins führen:

u=Spin-Up
d=Spin-Down

|u,u>
|d,d>

1/Wurzel(2) * ( |u,d> + |d,u> )

Um diesen Letzten Zustand geht es mir, was sagt dieser physikalisch aus? Und wieso ist der Gesamtspin eins?

Gruß
MI



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 828
Wohnort: München

Beitrag MI Verfasst am: 26. März 2012 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

Wieso soll das vom Pauli-Prinzip verboten sein? Das sagt lediglich aus, dass zwei Fermionen nicht im selben Zustand sein können, d.h. in allen Quantenzahlen des Systems übereinstimmen dürfen.

Für den Gesamtspin eines Systems gibt es die sogenannte "Addition von Drehimpulsen". Die sagt dir auch, warum bei diesen Konfigurationen der Gesamtdrehimpuls 1 ist. Dass der Gesamtdrehimpuls nur 0 oder 1 sein kann, ist denke ich verständlich.

Was der Zustand "aussagt": Meiner Ansicht nach kann man da kein wirklich intuitives Bild machen. Es gibt hier dieses Bild, aber so wirklich gut passt das nicht.

Im Grunde gilt folgendes: Der Gesamtdrehimpuls kann 1 oder 0 sein.
Jetzt gibt's klassisch gesehen vier Zustände:
|u,u>, |d,d>, |u,d> und |d,u>
und man hätte vielleicht gesagt: ersten beiden sind Gesamtspin 1, die zweiten beiden 0.
Da aber die Protonen ununterscheidbar sind, müssen alle Zustände insgesamt symmetrisch sein (das System hat bosonischen Gesamtspin). Für die ersten beiden Zustände trifft das zu - für die letzten beiden nicht. Man kann jetzt genau eine symmetrische Konfiguration aus den letzten beiden Zuständen machen - das ist deine dritte - und eine antisymmetrische - das ist deine dritte nur mit einem Minus zwischen den beiden Teilen.
Wenn man das ganze nachturnt, stellt man fest, dass die Ortsfunktion für das System mit Gesamtspin 0 antisymmetrisch ist (also ist die Gesamtwellenfunktion bestehend aus Ortsteil und Spinteil wieder symmetrisch, wenn nur die vierte Konfig. zu Gesamtspin 0 führt) und das System mit Gesamtspin 1 symmetrisch ist (sprich: auch hier ist die Gesamtwellenfunktion symmetrisch, wenn man die anderen drei Konfig. nimmt).

Damit hat alles seine Ordnung.

Gruß
MI
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18008

Beitrag TomS Verfasst am: 26. März 2012 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Das Deuteron (pn) besteht aus zwei Nukleonen mit unterschiedlichem Isospin, daher sind zunächst sowohl S=0 als auch S=1 erlaubt.

In Diproton (pp) und Dineutron (nn) haben beide Nukleonen jedoch den selben Isospin und daher müssen beide Teilchen unterschiedlichen Spin tragen, d.h. zu Gesamtspin S=0 koppeln; S=1 mit zwei parallelen Spins ist nach dem Pauliprinzip verboten.

-------------------------

Zur Frage, warum das Deuteron nicht für S=1 existiert und warum Diproton und Dineutron für S=0 ebenfalls nicht existieren können liegt in der Struktur der Kernkraft.

Zunächst gibt es eine anziehendes, Spin- und Isospin-unabhängiges Yukawa-Potential der Form



sowie einen Isospin-abhängigen Term der Form



sowie weitere Tensor- und LS-Terme.

Für die Spin-Spin Kopplung gilt



Und damit





Für S=0 gilt





Ich weiß nicht, ob das Gesamtpotential



für S=0 tatsächlich repulsiv ist.

Jedenfalls kann (in drei Dimensionen) ein schwach attraktives ("flaches") Potential ohne einen einzigen gebundenen Zustand existieren. Und soweit ich weiß findet man in den Streuphasen der Nukleon-Nukleon Streuung für sehr kleine Energien tatsächlich Hinweise ein sehr schwach attraktives Potential.

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Zur Symmetrisierung bzw. Antisymmetrisierung des Spinanteils:



sind per se symmetrisch.



haben keine definierte Symmetrie; man erhält daraus die Symmetrisierung



bzw. Antisymmetrisierung


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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
MI



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 828
Wohnort: München

Beitrag MI Verfasst am: 26. März 2012 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ah - so genau wusste ich das jetzt nicht, daher war ich von allgemeinen Zweiteilchensystemen ausgegangen. In Kernphysik habe ich ohnehin noch nachholbedarf - naja, vielleicht nächstes Semester Augenzwinkern .
Danke also für die Aufklärung!
Rmn



Anmeldungsdatum: 26.01.2010
Beiträge: 473

Beitrag Rmn Verfasst am: 27. März 2012 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Zur Frage, warum das Deuteron nicht für S=1 existiert...
Eigentlich existiert Deuteron gerade für Gesamtspin S=1, da Kernkräfte gleichgerichtete Spins bevorzugen.
Oder beizeichnest du mit S jetzt Isospin?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18008

Beitrag TomS Verfasst am: 27. März 2012 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, da hast du recht. Beim Deuteron liegt I=0 (Isospin von p und n antiparallel) vor, deshalb ist S=1 (Spins parallel) erlaubt und auch energetisch bevorzugt.

Beim Diproton und Dineutron läge jeweils I=1 vor, deshalb muss S=0 sein. (Spins antiparall wg. symmetrischem Ortszustand und Pauliprinzip). Aber dafür existiert eben kein gebundener Zustand (ich glaube, jetzt habe ich meine eigene Argumentation wieder verstanden ;-)

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