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Größe des (heute und irgendwann) sichtbaren Universums
 
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Andreas



Anmeldungsdatum: 22.03.2008
Beiträge: 6

Beitrag Andreas Verfasst am: 30. Jun 2011 19:49    Titel: Größe des (heute und irgendwann) sichtbaren Universums Antworten mit Zitat

Hallo,

der Hubble-Radius ist der Abstand von der Erde ab dem die Raumexpansion schneller als c ist. Richtig?

Der Beobachtungshorizont ist die Entfernung zu einem Objekt, das Licht zu unserer Erde sendet, das wir sehen können. Hätten wir ein statisches Universum, wäre dieser Horizont gerade 13,7 Mrd. Lj (Alter des Universums multipliziert mit c). Da sich der Raum aber in der Zwischenzeit ausgedehnt hat, ist dieser Horizont größer als 13,7 Mrd. Lj. Wikipedia gibt nach dem Standardmodell 47 Mrd. Lj an. Oki?

Zum Ereignishorizont schreibt Wikipedia:

„Im Gegensatz zum Beobachtungshorizont, der angibt, wie weit Objekte aktuell maximal entfernt sein können, deren Licht uns heute erreicht, gibt der Ereignishorizont an, wie weit ein Objekt heute maximal von uns entfernt sein darf, so dass uns sein Licht irgendwann in der Zukunft noch erreichen wird. Der Ereignishorizont ist demnach deutlich kleiner als der Beobachtungshorizont und liegt etwa in einer Entfernung von 16,2 Mrd. Lichtjahren."

Wie kann das sein? Licht, das uns in der Zukunft irgendwann erreicht, hat doch viel länger Zeit als Licht, das uns heute erreicht, oder? Insofern muss doch das Licht, das länger Zeit hat eine größere und nicht eine kleinere Strecke zurücklegen, oder? Wo liegt mein Denkfehler?

lg Andreas
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 30. Jun 2011 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

Der Hubble-Radius



ist nur eine "gedachte" Entfernung. Zum einen wird die heute gültige Hubblekonstante H als tatsächlich konstant angenommen, was ja nicht stimmt, zum anderen wird die Geschwindigkeit eines entfernten Punktes gleich c gesetzt, was in der ART nicht funktioniert, da weder ein globaler Längen- noch ein globaler Geschwindigkeitsbegriff existiert; beides ist nur noch lokal gültig, die Geschwindigkeit eines entfernten Objektes kann nicht mehr eindeutig definiert werden; deswegen ist es auch unproblematisch, dass sich Objekte am Hubble-Radius "mit c bewegen" - tun sie in einem lokalen, physikalischen Bezugssystem natürlich nicht.

Die beiden anderen Horizontbegriffe sind dagegen sinnvoller:

Der Teilchenhorizont ist definiert durch die Kugelschale, von der aus Teilchen (Photonen) die bei t=0 abgestrahlt wurden uns heute bei t=T erreichen.



Der Ereignishorizont ist definiert durch die Kugelschale, von der aus Teilchen die heute bei t=T abgestrahlt werden uns bei t=∞ gerade erreichen werden.



Ein Horizont existiert immer dann, wenn das jeweilige Integral konvergiert. Man sieht aber auch, dass die beiden Horizonte eigtl. nichts miteinander zu tun haben.

In den ggw. Standardmodellen wie FRW-Universum einschließlich kosmologischer Konstante Λ existiert immer ein Teilchenhorizont.

Im FRW-Universum ohne kosmologischer Konstante Λ=0 existiert kein Ereignishorizont; jedoch existiert ein derartiger Horizont für positive kosmologische Konstante Λ>0, da hier für den Skalenfaktor a(t) gilt, dass a(t) ~ exp(Ht).

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Andreas



Anmeldungsdatum: 22.03.2008
Beiträge: 6

Beitrag Andreas Verfasst am: 01. Jul 2011 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Aber wenn doch das Licht beim „Ereignishorizont“ das Objekt erst dann verlässt, wenn es beim „Teilchenhorizont“ schon ankommt, und insofern viel später, nachdem das Universum schon wieder weiter expandiert ist, bei uns ankommt, dann muss doch der „Ereignishorizont“ wesentlich größer und nicht kleiner als der „Teilchenhorizont“ sein, weil das Licht doch im mittlerweile expandierten Universum eine viel größere Strecke zurücklegt, oder? Was stimmt an meiner Überlegung nicht?

Danke schon im Voraus!
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18109

Beitrag TomS Verfasst am: 01. Jul 2011 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

Aber das hängt doch alles von dem genauen zeitlichen Verlauf der Expansion, also der Zeitabhängigkeit des Skalenfaktors ab. Man kann die beiden Horizonte doch überhaupt nicht miteinander in Beziehung setzen, ohne eine genaue Form für a(t) zu haben.

Stell dir vor, dass du auf der Autobahn stehst und dass Autos von dir wegfahren. Nun betrachtest du den Fall, dass ein Autofahrer zu t=0 auf dich schießt und du bei t=T getroffen wirst (wäre er bei t=0 etwas weiter weggewesen, hätte dich die Kugel erst bei t=T'>T getroffen). Nun betrachtest du einen anderen Autofahrer, der bei t=T auf dich schießt, und der soweit weg ist dass du bei t=∞ getroffen wirst.

Die Frage, ob du tatsächlich getroffen wirst und wie weit die Autofahrer jeweils von dir weg sind, jängt doch davon ab, wie schnell die Autofahrer (mit einem bestimmten Abstand) jeweils fahren. Ohne das zu wissen, kannst du doch gar nichts sagen.

Ich denke, man setzt einfach für bestimmte kosmologische Modelle die die jeweiligen Skalenfaktoren ein; in bestimmten Fällen findet man eben das von dir genannte Verhalten, für andere Modelle eben ein anderes. Das eine Integral ist sensitiv für das Verhalten bei t=0, das andere für das Verhalten bei t=∞. Warum sollen denn die beiden Dinge überhaupt etwas miteinander zu tun haben?

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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