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Ist Anziehungskraft ein physikalisches Konzept?
 
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dimi66



Anmeldungsdatum: 17.11.2019
Beiträge: 10

Beitrag dimi66 Verfasst am: 17. Nov 2019 14:24    Titel: Ist Anziehungskraft ein physikalisches Konzept? Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Damit zwei Körpern aufeinander wirken können, muss eine Kraft übertragen werden. Die Physik kennt hier aber nur (Gas)druck oder Zug, also entweder ein Medium oder eine Verbindung. Auf keinen Fall wäre jedoch der hypothetische Austausch von Gravitonen in der Lage, eine Kraft zu übermitteln, nicht mal theoretisch.

Warum hält dann die Physik bis heute in diesem irrigen Begriff fest?

Meine Ideen:
Logischerweise muss es sich bei Gravitation, aber auch bei Magnetismus um Druckkräfte handeln. So postulierte es z.B. schon Le Sage (1748). Dabei wäre die Art der Wechselwirkung zwischen hochfrequenter Strahlung und Atomkern noch zu ermitteln, aber das wäre immerhin nicht von vornherein theoretisch unmöglich, sondern ein längst überfälliger alternativer Schritt.

Auch ist das Abstandsgesetz (1/r²) nur durch Strahlung und Perspektive erklärbar, nicht jedoch durch eine ominöse "Anziehungskraft", die mit der Entfernung bestenfalls linear, aber nicht exponentiell abnehmen würde.
Qubit



Anmeldungsdatum: 17.10.2019
Beiträge: 829

Beitrag Qubit Verfasst am: 17. Nov 2019 23:40    Titel: Re: Ist Anziehungskraft ein physikalisches Konzept? Antworten mit Zitat

dimi66 hat Folgendes geschrieben:
Meine Frage:
Damit zwei Körpern aufeinander wirken können, muss eine Kraft übertragen werden. Die Physik kennt hier aber nur (Gas)druck oder Zug, also entweder ein Medium oder eine Verbindung. Auf keinen Fall wäre jedoch der hypothetische Austausch von Gravitonen in der Lage, eine Kraft zu übermitteln, nicht mal theoretisch.

Warum hält dann die Physik bis heute in diesem irrigen Begriff fest?

Meine Ideen:
Logischerweise muss es sich bei Gravitation, aber auch bei Magnetismus um Druckkräfte handeln. So postulierte es z.B. schon Le Sage (1748). Dabei wäre die Art der Wechselwirkung zwischen hochfrequenter Strahlung und Atomkern noch zu ermitteln, aber das wäre immerhin nicht von vornherein theoretisch unmöglich, sondern ein längst überfälliger alternativer Schritt.

Auch ist das Abstandsgesetz (1/r²) nur durch Strahlung und Perspektive erklärbar, nicht jedoch durch eine ominöse "Anziehungskraft", die mit der Entfernung bestenfalls linear, aber nicht exponentiell abnehmen würde.


Ja, Gravitation ist das Paradebeispiel eines physikalischen Konzepts.
In Vorzeiten dachte man, es müssten besondere Bewegursachen im Kosmos herrschen, um die Sterne & Planeten an ihren Positionen und auf ihre Bahnen zu lenken.
Mit Galilei und Newton war klar, dass die Eigenschaft der schweren Masse eine universelle Kraft erzeugt, die dafür verantwortlich ist, die Schwerkraft.
Allerdings war auch Newton nicht klar, wie diese im Raume wirken soll, er konnte sie nur als eine Fernkraft beschreiben. Es war dann Einstein, der erkannte, dass Gravitation eigentlich eine (geometrische) Eigenschaft der Raum-Zeit ist.
So wurde die Raumzeit selbst zum physikalischen Objekt, das physikalische Wirkungen vermittelt. Aber da ist offenbar noch kein Ende. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Raumzeit selbst als Vermittlerin der Gravitation von elementareren Naturgesetzen erzeugt wird. Diese beschreiben den Aufbau der Raumzeit aus der Quantenmechanik. Hier ist eine Hypothese die Existenz von Gravitonen, "Raumzeit"-Teilchen. Aber vermutlich muss man noch tiefer schauen, um das Wesen der Raumzeit zu erkennen.

Mechanische Konzepte wie Druck und Zug zur universellen Erklärung aller Naturphänomene ist aber auch schon lange überwunden. Das klappt auch schon in der Elektrodynamik nicht mehr.
dimi66



Anmeldungsdatum: 17.11.2019
Beiträge: 10

Beitrag dimi66 Verfasst am: 18. Nov 2019 01:30    Titel: Re: Ist Anziehungskraft ein physikalisches Konzept? Antworten mit Zitat

Qubit hat Folgendes geschrieben:

Ja, Gravitation ist das Paradebeispiel eines physikalischen Konzepts.
In Vorzeiten dachte man, es müssten besondere Bewegursachen im Kosmos herrschen, um die Sterne & Planeten an ihren Positionen und auf ihre Bahnen zu lenken.

Ja, z.B. ein "makrokosmischer Spin"!

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Mit Galilei und Newton war klar, dass die Eigenschaft der schweren Masse eine universelle Kraft erzeugt, die dafür verantwortlich ist, die Schwerkraft.

Sorry, Newton war der erste, der die Kraft nicht auf die Masse zurückführte!

"It is inconceivable, that inanimate brute matter should, without the mediation of something else, which is not material, operate upon and affect other matter without mutual contact … That gravity should be innate, inherent, and essential to matter, so that one body may act upon another at a distance, through a vacuum, without the mediation of anything else, by and through which their action and force may be conveyed from one to another, is to me so great an absurdity, that I believe no man who has in philosophical matters a competent faculty of thinking, can ever fall into it. Gravity must be caused by an agent, acting constantly according to certain laws; but whether this agent be material or immaterial, I have left to the consideration of my readers."
— Sir Isaac Newton
Third letter to Bentley, 25 Feb 1693. Quoted in The Works of Richard Bentley, D.D. (1838), Vol. 3, 212-3.



Qubit hat Folgendes geschrieben:
Allerdings war auch Newton nicht klar, wie diese im Raume wirken soll, er konnte sie nur als eine Fernkraft beschreiben.

Er konnte ihr Gesetz beschreiben, ohne sie jedoch in irgendeiner Form zu "erklären".

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Es war dann Einstein, der erkannte, dass Gravitation eigentlich eine (geometrische) Eigenschaft der Raum-Zeit ist.

Eine "geometrische Eigenschaft" kann aber keine Kraft erzeugen!

Qubit hat Folgendes geschrieben:
So wurde die Raumzeit selbst zum physikalischen Objekt, das physikalische Wirkungen vermittelt.

"Vermitteln" ist noch keine "Krafterzeugung"! Und ohne Medium ist auch keine "Vermittlung" möglich.

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Aber da ist offenbar noch kein Ende. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Raumzeit selbst als Vermittlerin der Gravitation von elementareren Naturgesetzen erzeugt wird. Diese beschreiben den Aufbau der Raumzeit aus der Quantenmechanik. Hier ist eine Hypothese die Existenz von Gravitonen, "Raumzeit"-Teilchen. Aber vermutlich muss man noch tiefer schauen, um das Wesen der Raumzeit zu erkennen.

Wie schon gesagt: Der symmetrische Austausch von hypothetischen "Raumzeitteilchen" kann keine gerichtete Kraft erzeugen! Bzw. wären wir da doch wieder bei Le Sage mit seiner Strahlkraft!

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Mechanische Konzepte wie Druck und Zug zur universellen Erklärung aller Naturphänomene ist aber auch schon lange überwunden. Das klappt auch schon in der Elektrodynamik nicht mehr.

Dir ist schon klar, dass auch elektromagnetische Kraft bis heute nur beschreibbar, aber nicht "erklärbar" ist?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18049

Beitrag TomS Verfasst am: 18. Nov 2019 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

Die elektromagnetische Kraft lann im Rahmen der Quantenelektrodynamik tatsächlich auf Basis von Austauschteilchen "verstanden" werden. Dabei ist wichtig, dass es asich dabei um einen mathematische Formalismus handelt, der nur in einem bestimmten Regime sinnvoll ist; anschaulich ist er sicher nicht - dafür wurde er auch nicht entwickelt - die Anschauung führt zumeist in die Irre.

dimi66 hat Folgendes geschrieben:
Warum hält dann die Physik bis heute in diesem irrigen Begriff fest?

Die Physik hält keineswegs an dem Kraftbegriff fest; sie hat ihn schon längst durch das allgemeinere Konzept der Wechselwirkung ersetzt. Das hat sich nur noch nicht überall herumgesprochen und findet nicht Einzug in sämtliche einführenden Darstellungen.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8578

Beitrag jh8979 Verfasst am: 18. Nov 2019 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Auch hier: Ende.
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