RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
BeLL Physik
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Sonstiges
Autor Nachricht
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 05. Feb 2015 09:23    Titel: BeLL Physik Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Guten Tag,

ich besuche derzeit die 12. Klasse eines beruflichen Gymnasiums.
Ich habe mich dazu entschlossen, eine Besondere Lernleistung im Fach Physik zu verfassen.
Ich habe allerdings keinen Physik LK und lediglich 2 Stunden medizinische Physik in der Woche.
Mein starkes Interesse für die Physik befriedige ich aus diesem Grund in meiner Freizeit.
Die Schulleitung unterstützt meine Bemühungen und so wurde mir die Zustimmung für die BeLL im Bereich Physik erteilt.

Ich interessiere mich sehr für Teilchenphysik und bin begeistert von der Vorstellung, die Arbeit zu einem Thema aus diesem Fachbereich zu verfassen.
Wie ich bereits erwähnte habe ich allerdings keinen Physik LK und eigne mir mein gesamtes Wissen selbstständig an. Meine besondere Motivation ist das Physikstudium, welches ich im Anschluss an das Abitur an der RWTH Aachen beginnen möchte.
So komme ich zu folgenden Kriterien, die mir bei der Wahl des Themas meiner BeLL von Bedeutung sind.

Ich möchte mein physikalisches Grundwissen durch die BeLL möglichst erweitern.

Ich erhoffe mir, dass ich mein Verständnis für physikalische Vorgänge verbessern kann und insbesondere in die theoretische Physik einen tieferen Einblick bekomme. Mir ist wichtig, dass ich durch die BeLL neue mathematische Methoden erlerne, die ich während der Arbeit anwenden muss und deren Kenntniss für das Studium hilfreich ist. (Dieser Punkt ist mir besonders wichtig, da ich bereits mehrere Hochschulen besucht habe und mir die Studenten mitteilten, dass die Mathematik einen großen Anteil des Studiums einnimmt.)

Die BeLL soll mich auf das wissenschaftliche Arbeiten im Studium vorbereiten.

Optimal wäre ein Thema aus dem Bereich Teilchenphysik, das diese Kriterien erfüllt.
Sollte allerdings ein anderes Themengebiet besser zu meinen Kriterien passen, dann wäre ich auch nicht abgeneigt meine BeLL zu diesem anzufertigen.
Meine Kenntnisse sind allerdings unzureichend, um ein passendes Thema ausfindig zu machen.
Ich hoffe Sie können mich bei der Suche nach einem passenden Thema unterstützen und mir weitere Informationen geben für die BeLL.

Gruß


Meine Ideen:
Standardmodell, Higgs-Boson, Graviton, Quantentheorie
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 05. Feb 2015 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

Gehe ich recht in der Annahme, dass du aus Sachsen oder zumindest Ostdeutschland kommst? Ich ging in Sachsen zur Schule und habe in der Sek. II eine BELL geschrieben, allerdings war es bei uns so, dass wir in der gesamten elften Klasse jede zweite Woche einen kompletten Tag frei hatten für die BELL, an dem wir dann an Institute gegangen sind.

Ich würde dir abraten, eine BELL in Teilchenphysik zu machen: Die mathematischen Grundlagen, die du dazu brauchst, sind einfach zu viel (die physikalischen natürlich auch). Ein Thema, das mich damals interessiert hat, ist der Lagrange-Formalismus (zunächst eine alternative Formulierung der klassischen Mechanik, aber zugleich ein sehr viel universelleres Werkzeug der modernen theoretischen Physik). Je nach Vorkenntnissen und Motivation kannst du es damit beliebig weit treiben: Hamiltonsches Prinzip, Erhaltungsgrößen und Symmetrien (Noether-Theorem), eventuell Beispiele, Hamilton-Formalismus, Relativitätstheorie, evtl. Feldtheorie, Ausblick zur Quantenmechanik (kanonische Quantisierung und Hamiltonformalismus, Hamiltonsches Prinzip und Feynman-Pfadintegrale). Das heißt nicht, dass du das alles machen sollst, aber genug Stoff hättest du damit ganz sicher. Und die elementaren Grundlagen sind mathematisch nicht so anspruchsvoll. Dabei kann man sowohl die Lagrangesche Mechanik aus der Newtonschen Mechanik ableiten (das steht in fast jedem Lehrbuch zur theoretischen Mechanik, besonders schön aber in den Vorlesungen von Arnold Sommerfeld sowie, mathematisch bedeutend(!) anspruchsvoller und etwas unkonventionell, im berühmten Mechanik-Buch von Vladimir Arnold) als auch anders herum (was eigentlich viel cooler ist: das findest du ausschließlich im Mechanik-Band von Landau/Lifschitz [alle anderen Quellen, die das darstellen, haben von dort kopiert]).

Warum dieses Thema? Einerseits finde ich das Thema für sich sehr spannend, andererseits wirst du kaum einen Text zu theoretischer Physik verstehen, wenn du damit nicht vertraut bist.

Eine sehr schöne und einfache Darstellung findest du auch in Band 2 der Feynman-Vorlesungen (ziemlich in der Mitte, das Prinzip der kleinsten Wirkung, Kapitel 19). Diese spricht auch in einem Absatz den Zusammenhang mit der Quantenmechanik an.

PS: Von Leonard Susskind gibt es auch so einiges dazu. Einerseits seine YouTube-Videos und andererseits seine Bücher The Theoretical Minimum, die nicht viel mehr als Schulkenntnisse voraussetzen.
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 05. Feb 2015 16:26    Titel: Antworten mit Zitat

Jayk,

vielen Dank für deine zeitnahe Antwort.
Ich komme aus NRW und besuche eine Schule in der Nähe von Düsseldorf.
Hier ist es unüblich eine BeLL zu verfassen. Mir wurde diese Möglichkeit in erster Linie nur wegen meinem Notendurchschnitt gewährt.
Die BeLL muss ich ausschließlich in meiner Freizeit verfassen und sie wird als 5. Abiturfach gewertet.

Warum Teilchenphysik?
Ich erhoffe mir meine BeLL, in Zusammenarbeit mit der Teilchenwelt zu verfassen. Ich hätte so ggf. die Möglichkeit, ein Praktikum am CERN einzubauen. Ein Traum meinerseits.

Allerdings ist es mir enorm wichtig, meine physikalischen Arbeitsfähigkeiten zu verbessern und neue Methoden kennen zu lernen, die mir im Studium hilfreich sein werden.
Ich denke, dass mir die Teilchenphysik in dieser Hinsicht nur geringe Möglichkeiten bietet.

Aus diesem Grund bin ich auch für Themen außerhalb der Teilchenphysik aufgeschlossen und freue mich umso mehr über deine durchdachten Vorschläge.
An dieser Stelle möchte ich allerdings erneut anmerken, dass ich lediglich Physik GK Kenntnisse besitze und das Wissen, welches ich mir selbst angeeignet habe. Ich bin allerdings bereit, all meine Ressourcen und Zeit in das Lernen von neuem Wissen zu investieren. Sollte ich allerdings 2 Jahre brauchen um mich in ein bestimmtes Thema einzuarbeiten, so wäre dieses nicht indiziert, da ich nur 10 Monate Zeit habe für die BeLL.

Ich werde mir die genannten Themen ansehen und hoffe auf weitere Vorschläge, die meinen Ansprüchen entsprechen.

Vielen Dank
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 05. Feb 2015 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

Wie gesagt, ich wollte nur andeuten, welche Themen möglich sind, weil ich befürchtet hatte, das Thema könnte dir zu langweilig sein. Lagrange-Gleichungen I und II und vielleicht Energie- und Impulserhaltung aus Homogenität von Raum und Zeit (so wie im Landau/Lifschitz abgeleitet; das ist etwas einfacher als der allgemeine Fall des Noether-Theorems, aber man kann daran eigentlich schon sehen, wie der allgemeine Fall geht). Ich habe sogar mal eine Facharbeit zum Thema gesehen. Mal schauen, ob ich sie noch finde.

Wie viele Seiten musst du denn füllen? Bei mir waren es damals 40, glaube ich.

Um es so zu sagen: Verglichen mit anderen Themen der theoretischen Physik ist dieses wirklich einfach. Du wolltest ja unbedingt eines.^^ Du kannst natürlich einfach mal an ein Institut oder eine Hochschule in deiner Umgebung gehen und fragen, ob sie ein experimentelles Thema für dich haben (so habe ich das damals auch gemacht).

EDIT: Hier ist die angesprochene Facharbeit: theory.gsi.de/~vanhees/faq-pdf/lagrange.pdf
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 05. Feb 2015 18:30    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du Programmierkenntnisse hast, kannst du dich eventuell auch mit numerischen Lösungen der Schrödingergleichung beschäftigen. Das ist nur eine schnelle Idee.
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 05. Feb 2015 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Erneut vielen Dank für deine umfassende Antwort.
Habe gerade in deine Facharbeit gesehen und finde sie anspruchsvoll, aber interessant.

40 Seiten werde auch ich füllen müssen.

Da ich auf einem gesundheitlichen Gymnasium bin und wir nur 2 Stunden Mathe die Woche haben, sind meine mathematischen Fähigkeiten noch nicht sehr ausgereift.
Die Integralrechnung musste ich mir selbst aneignen, um bei meinen privaten Physikaufgaben weiter zu kommen., womit ich allerdings keine Probleme hatte. Ich arbeite jede freie Minute mit einem Physik Lehrbuch, um meine Kenntnisse zu erweitern. Mein Ziel ist es, durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema während der BeLL, eine bestmögliche Vorbereitung für das Studium zu schaffen. Ich dachte mir, dass es vielleicht ein Thema gibt, für welches ich mir eine ganze Palette an Fähigkeiten aneignen muss, die ich dann auch im Studium brauche. Ich weiß allerdings nicht, welche Fähigkeiten dies sein könnten (habe in einer Vorlesung bspw. von partieller Integration gehört).
Ob experimentelle oder theoretische Physik spielt keine Rolle.

Schwebt dir da ein Thema vor Augen ?
Ich würde mich sehr freuen.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 05. Feb 2015 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Okay, ich habe natürlich angenommen, dass du mit Integralrechnung vertraut bist. Ist das bei euch nicht Unterrichtsthema? Integral- und Differentialrechnung sind wirklich wichtig für die Physik, ohne die geht gar nichts (das ist kein bisschen übertrieben!).

Wenn es für dich keine Rolle spielt, ob experimentell oder theoretisch, würde ich dir zu einer experimentellen Arbeit raten. Darf/soll die BELL in NRW denn extern betreut werden?
Im Vorteil bist du, wenn du Programmierkenntnisse hast. Dann kannst du unter Umständen wirklich ziemlich eigenständig ein einfaches Thema bearbeiten. Andernfalls ist es leider nicht unüblich, dass die BELL-Schüler einfach Assistententätigkeiten machen und dann eine Arbeit über die Ergebnisse der Forschungsgruppe zusammenschreiben dürfen. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 05. Feb 2015 19:42    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du natürlich etwas investieren willst, dann könnte irgendein Programmierthema interessant für dich sein. Vielleicht nicht unbedingt Schrödingergleichung (es sei denn, vielleicht, eindimensional), die Newtonsche Gleichung hat auch ihren Reiz. Du könntest z.B. Planetenbahnen simulieren (bzw. allgemein Bahnen von Körpern unter Einwirkung verschiedener Kraftgesetze). Die kann man auch analytisch berechnen (auch das steht in jedem Lehrbuch zur theoretischen Mechanik), aber dafür braucht man eine solide Integrationstechnik (viel wichtiger als partielle Integration ist eigentlich Integration durch Substitution... und leider auch schwieriger, weil man einen Blick dafür entwickeln muss, welche Substitution zum Ziel führt). Zu Integralrechnung schaust du am besten nach Vorkursmaterial. Und auch scheinbar einfache Probleme bringen dich an die Grenzen des analytisch Lösbaren, z.B. das Drei-Körper-Problem. Es zu simulieren, ist aber nicht schwieriger als das Zwei-Körper-Problem, welches analytisch lösbar ist. Weiterhin kann man auch ein bisschen "spielen" und z.B. beobachten, welche Potentiale zu geschlossenen Kurven führen (das sind nämlich gar nicht so viele, wie das Bertrandsche Theorem aussagt).

EDIT: zur Integralrechnung: http://www.thphys.uni-heidelberg.de/~hefft/vk1/#700d
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 06. Feb 2015 20:23    Titel: Antworten mit Zitat

Wir haben heute in der Schule mit Integralrechnung angefangen, aber wie gesagt, ich habe mir die Integralrechnung bereits selbstständig angeeignet, da ich sie für ein Thema in dem Physikbuch, mit dem ich zuhause lerne, brauchte.

In der Differentialrechnung bin ich fit.
Zur Betreuung wurde nichts gesagt. Das ist mir selbst überlassen. Mir wurde heute das Thema Strömungslehre angeboten, explizit dazu könnte ich an der HHU in Düsseldorf Experimente durchführen.
Klang ganz reizvoll, aber ich war mir nicht sicher, ob dieses Thema meinen Ansprüchen gerecht wird.
Nimmt die Strömungslehre einen großen Anteil des Studiums ein und muss ich mir bei der Beschäftigung mit diesem Thema Techniken aneignen, die mir auch im Studium hilfreich sein werden ?

Vom Programmieren habe ich keine Ahnung und ich bin auch ehrlich gesagt nicht sehr angetan von diesem Thema.

Ich weiß, dass dies nur subjektiv beurteilt werden kann, aber welches Thema könnte man als das anspruchsvollste im Studium in den ersten 3 Semestern bezeichnen ?
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 06. Feb 2015 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, Strömungslehre spielt eigentlich keine sehr große Rolle. Ich weiß aber auch nicht ganz, worauf du hinaus willst. Welche Art von Techniken willst du dir aneignen? Mathematische? Differentialgleichungen spielen eine große Rolle in der Physik, weil praktisch alle fundamentalen Naturgesetze als Differentialgleichungen formuliert werden. Vektoranalysis ist auch sehr wichtig. Neben diesen beiden analytischen Themen ist natürlich auch die lineare Algebra, also die Vektor- und Matrizenrechnung, wichtig.

In den ersten drei Semestern ist eigentlich Lineare Algebra 1 für viele die schwerste Vorlesung, da sie sehr abstrakt ist. Ich kenne Leute, die im fünften Semester das dritte Mal LA1 hören und dann durchfallen (was im Endeffekt bedeutet, dass sie fünf Semester umsonst studiert haben – abgesehen von persönlichem Gewinn natürlich).

Wo finden die genannten Themen ihre Anwendung? Differentialgleichungen gibt es, wie gesagt, überall, aber die einfachsten gibt es in der klassischen Mechanik (die Newtonsche Bewegungsgleichung, also das zweite Newtonsche Gesetz, ist eine und ebenfalls die angesprochene (Euler-)Lagrange-Gleichung, die diese verallgemeinert, aber zum Rechnen in vielen Fällen nützlicher ist). Zu sagen ist auch, dass zum Lösung von Differentialgleichungen zwei Hilfsmittel sehr nützlich sind: zum einen Matrizenrechnung, zum anderen komplexe Zahlen (die ja auch nicht in allen Mathe-Kursen behandelt werden). Falls die über Differentialgleichungen und komplexe Zahlen etwas lernen möchtest, könntest du vielleicht aus dem harmonischen Oszillator ein Thema machen: so bezeichnet man jedes System welcher Art auch immer, dass sich durch die Differentialgleichung

beschreiben lässt (Federschwinger, Pendel in Kleinwinkelnäherung, elektrische Schwingkreise, aber zum Beispiel auch Atome, Moleküle, ...). Interessant wäre auch der Vergleich zwischen klassischem und quantenmechanischem harmonischem Oszillator, aber vielleicht etwas schwierig. Die Grundlagen sind in den Feynman-Vorlesungen sehr schön erklärt. Ob das aber genug Stoff für eine BELL bietet, weiß ich nicht (Stoff gibt es genug, weil harmonische Oszillatoren überall sind, aber mathematisch wird es ziemlich anspruchsvoll [Wissen über Lineare Algebra], wenn mehrere Schwingungsfreiheitsgrade gekoppelt sind, obwohl es physikalisch dann erst richtig interessant wird). Bestimmte Themen könnte man auch zumindest qualitativ erklären, z.B. anharmonischer Oszillator (warum klingt eine Gitarre anders als ein Klavier?).
Vektoranalysis: Um es gleich vorweg zu sagen – das ist kein einfaches Thema und ich würde nicht versuchen, meine BELL darauf zu bauen. Der Vollständigkeit halber: Vektoranalysis taucht bereits in der klassischen Mechanik bei der Diskussion von konservativen Kraftfeldern und Potentialen auf, wird aber in der Elektrodynamik so richtig wichtig. Auch Hydrodynamik braucht viel Vektoranalysis.
Lineare Algebra: Auch darum würde ich nicht unbedingt eine BELL aufbauen. So richtig wichtig wird sie zum Beispiel bei der Diskussion der Dynamik des starren Körpers in der klassischen Mechanik (Trägheitstensor) und, wie schon gesagt, bei gekoppelten Schwingungen.

Ein wichtiges physikalisches Konzept ist, wie gesagt, der Lagrange-Formalismus zusammen mit dem (etwas schwierigeren) Hamilton-Formalismus. Harmonische Oszillatoren tauchen auch immer wieder auf. (Spezielle) Relativitätstheorie ist auch wichtig, aber leider geht sie oft etwas unter. Ansonsten erkenne ich kein immer wiederkehrendes Konzept.

Nochmal zur Strömungsmechanik: Wenn dich das Thema interessiert, nimm es. Jedenfalls hast du dort Betreuung und das ist tausendmal sinnvoller als wenn du dir jetzt ein viel zu schweres Thema auf eigene Faust heraussuchst und dann irgendwann feststellst, dass du nicht weiterkommst. Theoretisch wirst du das Thema allerdings im Rahmen einer BELL kaum verstehen können.

Es ist auch nicht so einfach, ein Thema für eine BELL zu finden. Wenn du z.B. mal hier schaust, wirst du feststellen, dass die alle nicht so hoch gestochen sind:
http://www.hans-riegel-fachpreise.com/deDE/bisherige-preistraegerinnen.html

Was du wirklich im Rahmen einer BELL lernen kannst, ist der Umgang mit Literatur. Physik ist wie ein Haus, das von unten nach oben gebaut wird. Wenn du wirklich theoretische Einblicke erhalten möchtest, solltest du dir also ein einfaches Thema irgendwo im Fundament, also in der klassischen Mechanik, suchen. Dann wird sich deine Arbeit auf das Zusammenfassen von Büchern beschränken, was aber im Rahmen einer BELL okay ist. Die Alternative wäre eben eine experimentelle Arbeit, wo du wirklich eigene Forschung machen und selbständig Experimente planen kannst, aber vermutlich von der Theorie nicht so viel verstehen wirst.

Noch eine allgemeine Bemerkung: Du solltest nicht erwarten, große Vorteile im Studium zu haben, wenn du dich mit einem Thema beschäftigst, das kurze Zeit später im Studium kommt. Also wenn du jetzt Differentialgleichungen lösen kannst, ist das zwar gut, aber nach ein paar Wochen werden das die Anderen auch können. Du hast aber die Möglichkeit, dich intensiv mit einem Thema zu befassen. Du musst immerhin erstmal ein größeres Thema verstehen und dann auch noch einen Bericht darüber schreiben: Damit du einen Bericht schreiben kannst, musst du das Thema sowohl grob verstehen, um erstmal eine Struktur zu planen, sowie natürlich auch im Detail, um die Struktur umzusetzen. Arbeiten mit Literatur ist etwas sehr Wichtiges: Es wird typischerweise kein Buch geben, bei dem du alle Fragen, die du zu einem Thema hast, zufriedenstellend beantwortet bekommst – du wirst immer mehrere Bücher zu Rate ziehen müssen. Wenn du es geschafft hast, eine selbstgewählte Frage in kontinuierlicher Arbeit über ein Jahr zu beantworten, dann hast du wirklich etwas gelernt, glaube ich.

Wie viel Zeit hast du noch für die Themenfindung? Wenn du unter Druck stehst, solltest du das Angebot zur Strömungslehre annehmen. Und wenn dich das Thema interessiert, sowieso. Andernfalls nutze die Zeit, um dich in Themen einzulesen und abzuschätzen, ob du sie dir zutraust.
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 07. Feb 2015 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

Jayk,
ich bin dir unsagbar dankbar für deine Mithilfe. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, derart ausführliche Texte zu schreiben, die wichtige Informationen für mich beinhalten.

Ich möchte dir kurz meinen Gedankengang erläutern, der mich überhaupt erst zur Planung einer BeLL geführt hat.
Mein Interesse für Physik entwickelte ich erst im letzten halben Jahr.
Ich hatte immer "Angst" vor Physik, aufgrund meiner Erfahrungen in der Mittelstufe, aber meine Noten in der Oberstufe machten mir Mut, mich mit physikalischen Fragen auseinanderzusetzen, die ich schon lange hatte. Aus dem Interesse wurde sehr rasch eine "Leidenschaft". Ich plante bis dato ein Medizinstudium, doch in der Hochschulwoche besuchte ich Vorlesungen der Medizin und der Physik und nach der Hochschulwoche war mein sehnlichster Wunsch, Physik zu studieren.
Ich wünschte mir zu Weihnachten das Buch "Physik" von Douglas C. Giancoli, welches jedes Thema beinhaltet, das auch Im Studium vorkommt und dazu sehr viele Aufgaben.
Zum einen Trieb mich mein Interesse an, zum anderen meine Befürchtung, beim Studium zu versagen. Ich bin ein neuronal langsamer Lerner. Ich brauche recht lange um Sachverhalte zu verstehen oder Aufgaben sorgfältig zu lösen, aber wenn ich einen Sachverhalt verstanden habe, dann kann ich das Prinzip jederzeit abrufen und auf andere Systeme transferieren.
Meinen überdurchschnittlichen Erfolg in der Schule verdanke ich nur meiner Disziplin, die meine größte Stärke ist.
Meine Überlegung war, dass ich schon so viele schwierige Themen wie möglich im voraus behandle, so dass ich im Studium nicht versage, weil ich mit der Masse an Stoff und der Zeit nicht zurecht komme.
So kam ich auf die Idee, zusätzlich zu meinen Bemühungen mit dem Buch, eine BeLL zu verfassen.

Möglicherweise kannst du meine merkwürdigen Ansprüche, die ich eingangs für die BeLL erläuterte, besser nachvollziehen.

Ich habe im Buch mit der Mechanik angefangen, Kinematik in einer Raumrichtung erarbeitet, anschließend Kinematik in zwei Raumrichtungen; Vektoren und bin aufgrund der Schulphysik direkt zum Thema Schwingungen; harmonische Schwingungen vorgesprungen. Seit vorgestern beschäftige ich mich mit der Bewegungsgleichung, die auch du in deiner Antwort genannt hast und bin so zum Thema Differentialrechnungen gekommen, an dem ich dieses Wochenende arbeiten werde.

Mir fehlt die Übersicht über andere Themen, aber ich finde das Thema Schwingungen wirklich interessant. Auch habe ich bereits gemerkt, dass dieses Thema sehr viel Grundwissen erfordert. Bspw. das zweite newtonsche Axiom.
Genau so ein Thema habe ich gesucht für die BeLL. Es müsste doch möglich sein, bezogen auf meine derzeitigen Fähigkeiten und den Fähigkeiten, die ich mir während der BeLL aneignen kann, dass ich eine BeLL zum Thema Schwingungen verfasse oder ?

So müsste ich mich intensiv mit dem Grundwissen auseinandersetzen sowie Differentialgleichungen, Matrizen und ich würde ein Thema behandeln, welches mir noch häufig begegnen wird. Dazu könnte ich auch sicher selbstständig Experimente planen.
Ich würde lernen mit Fachliteratur zu arbeiten, was, wie du sagtest, äußerst wichtig ist.

Ich habe noch 2 Wochen Zeit, ein Thema auszuwählen. Die Zeit drängt demnach sehr.
Gerade aus diesem Grund möchte ich dir noch eine Frage stellen:
Hältst du es für einen Menschen in meiner Situation für ratsam, überhaupt eine BeLL anzufertigen ? Ich bin ja nicht dazu gezwungen.
Möglicherweise schwebt dir eine bessere Beschäftigung für mich vor Augen, die mich auf meinem weiteren Weg, durch die Physik, besser vorbereiten wird.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 07. Feb 2015 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, die letzte Frage ist schwierig. Dir muss auf jeden Fall klar sein, dass eine BELL viel Zeit in Anspruch nimmt. Wenn du also eine anfertigst, wirst du weniger Zeit für den Giancoli haben. Dazu kann ich übrigens nur folgendes sagen: Wenn dir das Buch Spaß macht, kannst du so viel damit machen, wie du willst. Aber du darfst auch nicht erwarten, dass dir das große Vorteile im Studium bringen wird. Das deckt vielleicht einiges davon ab, was in den ersten Semestern in Experimentalphysik gemacht wird. Aber Experimentalphysik ist auch nicht, was im Studium am meisten Arbeitsaufwand erfordert. Ein einziges Modul ist etwa 8 Leistungspunkte wert, wobei 1 Leistungspunkt per Definition einem Arbeitsaufwand von 24 Stunden entspricht. Wenn du also 1 Modul (nicht 1 Semester) im Studium lernen willst, müsstest du über zwei Wochen wirklich nichts machen außer schlafen, essen und lernen (wobei in Physik lernen=üben). Du kannst wirklich nicht erwarten, viel vorwegzunehmen.
Wenn das wirklich deine einzige Motivation, eine BELL zu schreiben, ist, würde ich davon abraten (natürlich abgesehen davon, dass eine BELL viel mehr Spaß macht, als für eine mündliche Prüfung zu lernen^^). Wie gesagt, du kannst nicht erwarten, durch das Fachwissen, das du dabei erwirbst, große Vorteile im Studium zu bekommen. Dasselbe gilt für deine Freizeitbeschäftigung mit Physik. Wenn du Spaß daran hast, dich damit zu beschäftigen, ist es völlig okay. Und wenn du irgendein umfangreicheres Thema hast, das dich wirklich interessiert, das gleichzeitig aber auch realistisch ist, kannst du eine BELL als Rahmen nehmen, dich damit zu beschäftigen und den Aufwand auch irgendwie angerechnet zu bekommen.

Aufgrund deiner Motivation würde ich dir abraten, die Experimente zur Strömungslehre zu machen. Sowohl den Lagrange-Formalismus als auch Schwingungen halte ich für eine BELL angemessen (ich habe übrigens vergessen zu erwähnen: beim Lagrange-Formalismus hättest du auch die Möglichkeit, andere Koordinatensysteme kennenzulernen, was auch einigermaßen wichtig ist). Ersteres ist sicher ein sehr theoretisches Thema, wohingegen letzteres einen größeren Bezug zu Experimenten hat. In jedem Fall wäre es wichtig, dass du eine konkrete Fragestellung aufgreifst und das Thema entsprechend formulierst. "Lagrange-Formalismus" oder "Harmonischer Oszillator" sind keine Arbeitsthemen. "Zusammenspiel von Theorie und Experiment am Beispiel des Lagrange-Formalismus" oder "Beschreibung von Resonanzphänomenen in Natur und Technik" wären mögliche Themen. Du kannst nicht ein breites Thema darstellen, sondern musst dich bei der BELL im Hauptteil auf einen Aspekt konzentrieren. Hierin sehe ich einen Widerspruch zu deinem Wunsch, möglichst viel zu lernen.
DZA



Anmeldungsdatum: 05.02.2015
Beiträge: 8

Beitrag DZA Verfasst am: 08. Feb 2015 12:24    Titel: Antworten mit Zitat

Jayk,

nach dem letzten Post habe ich mir erneut intensiv Gedanken gemacht, ob eine BeLL anzufertigen, die richtige Entscheidung ist. für meine Situation.
Du musst wissen, dass bei mir, nicht wie bei dir, die BeLL die mündliche Prüfung ersetzt, sondern nur als 5. Abiturfach zählt.
Demnach hab ich weit mehr zu tun als jeder andere im Abi.
Ich habe die Möglichkeit, dass Abitur mit voller Punktzahl zu bestehen.
Die BeLL könnte meine Leistungen gefährden, da sie sehr zeitraubend ist.
Sicherlich hätte ich Spaß bei der Anfertigung und würde viel lernen, aber mein Erlerntes würde sich auf Spezialisierungen beziehen. Für das Studium wären diese nur minder hilfreich.
Aus diesem Grund werde ich keine BeLL verfassen. Stattdessen fahre ich mit meiner Autodidaktik fort und begnüge mich mit den Verfassungen und Aufgaben Giancolis.
Dabei behalte ich deine Worte im Hinterkopf, dass ich mir keine Hoffnungen auf Vorteile im Studium machen soll und beschränke meine Motivation auf den Spaß an der Physik und dem aneignen von Grundwissen.

Dennoch möchte ich nicht, dass ich im Studium in den ersten Semestern vor eine Wand laufe, weil alle anderen Mathe und Physik LK hatten und ich nicht. Deshalb werde ich einen neuen Thread eröffnen, in dem ich um die Mithilfe bei der Erarbeitung eines Plans bitte, der mich beim Aneignen wichtiger mathematischer Methoden führt und diese mit den Themen verbindet, die mir im Studium häufiger begegnen, so wie bspw. Schwingungen.

Ich bedanke mich sehr für deine Mithilfe.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 08. Feb 2015 12:53    Titel: Antworten mit Zitat

DZA hat Folgendes geschrieben:
Du musst wissen, dass bei mir, nicht wie bei dir, die BeLL die mündliche Prüfung ersetzt, sondern nur als 5. Abiturfach zählt.
Demnach hab ich weit mehr zu tun als jeder andere im Abi.


Okay, das verstehe ich nicht. Bei mir war es so, dass ich drei schriftliche (Mathe LK, Physik LK, Deutsch GK) und zwei mündliche (Politik GK, BELL) Prüfungen hatte. Selbstverständlich hat zu der BELL auch eine Verteidigung gehört, die die Hälfte der Bewertung ausgemacht hat. Ich habe natürlich einfach Abiturfach=Prüfungsfach gesetzt: Wahrscheinlich ist das System in NRW dann doch ein bisschen anders als in Sachsen.

Ich wünsche dir viel Erfolg im Abi und bei deiner Studienvorbereitung! smile
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Sonstiges