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Allgemeine Relativitätstheorie - Physikalischer Irrtum Nr. 1
 
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Linker
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Beitrag Linker Verfasst am: 28. Jul 2012 16:53    Titel: Allgemeine Relativitätstheorie - Physikalischer Irrtum Nr. 1 Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Ich habe gehört, dass die Allgemeine Relativitätstheorie falsch sein sollte. Und zwar deshalb:
1. Sie wurde bisher nur sehr unzureichend experimentell bestätigt. Das berühmte Experiment von Einstein, wo Licht am Gravitationsfeld des Sonne abgelenkt werden soll, war unschlüssig, denn es handelte sich um eine reine Lichtstreuung an der Oberfläche der Sonne. Hat nichts mit Gravitation und Raumzeitkrümmung zu tun! Gravitationswellen wurden auch noch nicht richtig nachgewiesen. Quelle: youtube.
2. Sie ist nur ganz schwer mit der Quantentheorie vereinbar; nur die Loop-Schleifengravitation ist ein Versuch, Gravitation und Quantentheorie zu vereinbaren. Auch die Loop-Schleifengravitation ist meiner Ansicht nach völliger Humbug und die Stringtheorie wird bestimmt vieles besser beschreiben.
3. Wurmlöcher? Kann es geben, aber nicht so, wie Einstein es vorhergesagt hat. Sie wurden bisher noch nicht bestätigt. Sonst würden wir schon längst statt laute und umweltschädliche Autos durch Raum und Zeit "surfen".

Glaubt ihr auch, dass die Allgemeine Relativitätstheorie Quatsch ist?

Meine Ideen:
Allg. Rel. Theorie ist eine pure Abstraktion des Gravitationsfeldes. Die genauen Mechanismen der Gravitationsentstehung sind noch unbekannt. Vor 100 Jahren war ja noch die Welt ganz anders. Und vor allem finde ich, dass vor 100 Jahren noch das Ursache-Wirkungs-Prinzip in der Wissenschaft angesagt war. Muss Physik eigentlich immer auf logischen Schlussfolgerungen basieren?
Rmn



Anmeldungsdatum: 26.01.2010
Beiträge: 473

Beitrag Rmn Verfasst am: 28. Jul 2012 17:43    Titel: Re: Allgemeine Relativitätstheorie - Physikalischer Irrtum N Antworten mit Zitat

Linker hat Folgendes geschrieben:

Glaubt ihr auch, dass die Allgemeine Relativitätstheorie Quatsch ist?
Natürlich, aber da wir alle eh Mitglieder einer geheimen Vereinigung der Physiker, die Einstein's Ideen aus politischen Gründe erhalten wollen, wird niemand das zuegeben. Rock
D2



Anmeldungsdatum: 10.01.2012
Beiträge: 1723

Beitrag D2 Verfasst am: 28. Jul 2012 17:44    Titel: Re: Allgemeine Relativitätstheorie - Physikalischer Irrtum N Antworten mit Zitat

Linker hat Folgendes geschrieben:
Meine Frage:
...Und vor allem finde ich, dass vor 100 Jahren noch das Ursache-Wirkungs-Prinzip in der Wissenschaft
angesagt war. Muss Physik eigentlich immer auf logischen Schlussfolgerungen basieren?

Dieses Prinzip scheint dir wohl wichtig zu sein? Warum befolgst du selbst ihm dann nicht?
Deine Frage entpuppt sich als eine Behauptung. Aber auf was basiert sie,
auf der eigenen Überzeugung und zweifelhaften Quellen?
Etwas mager um eine Diskussion zu starten, findest du nicht?

Anstatt sich um Wurmlöcher Gedanken machen
http://de.wikipedia.org/wiki/Wurmloch

Lese bitte nach, wie ein GPS funktioniert.
"Nun gibt es u.a. den relativistischen Effekt, dass bewegte Uhren langsamer laufen (Zwillingsparadoxon). Dies führt dazu, dass die hochgenauen Atomuhren an Bord der GPS-Satelliten außer Takt geraten. Ein gegenteiliger Effekt wird durch die Masse der Erde verursacht: Ein Schwerefeld verlangsamt den Lauf einer Uhr... Würden die Korrekturen für die beiden genannten Effekte nicht durchgeführt, so ergäben sich dadurch Positionsungenauigkeiten von bis zu 20 km!"
http://www.alpin-koordinaten.de/cgi-bin/start.pl?file=gps_einstein&action=show
Linker
Gast





Beitrag Linker Verfasst am: 28. Jul 2012 18:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich meinte eigentlich, dass ich der Meinung bin, dass das klassische Ursache-Wirkung-Prinzip nicht so stimmig ist. Bisher hat man ja nur die linearisierten Einstein-Feldgleichungen betrachtet. Ich denke, dass sie vllt. noch richtig sind. Aber die gesamten nichtlinearen Einsteingleichungen?
MI



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 828
Wohnort: München

Beitrag MI Verfasst am: 28. Jul 2012 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

1. Die allgemeine Relativitätstheorie hat vielfachen (!) Falsifizierungsversuchen standgehalten (d.h. "bestätigt" worden). Eine kleine Übersicht findet sich beispielsweise hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Tests_of_general_relativity

Ohne die allg. Relativitätstheorie kann in der Kosmologie fast nichts vernünftig erklärt werden (was nicht heißen soll, dass alles erklärbar ist).
Btw: Das Experiment von 1919 war nicht von Einstein.

Als effektive Theorie ist die alg. Relativitätstheorie damit auf jeden Fall schon mal gut, ob sie fundamental ist, das ist die Frage.

2. Es ist richtig, dass die Vereinheitlichung von Quantentheorie und Gravitation noch nicht gelungen ist (ein Versuch ist die Stringtheorie). Die ART funktioniert aber extrem gut (im Bereich der QM ist die Gravitation vernachlässigbar).

3. Die genauen Mechanismen der Gravitation werden in der ART dargelegt - da verstehe ich nicht, was du meinst.

Zum Thema Physik:
Eine Theorie sollte auf logischen Schlussfolgerungen fußen - und das tut die ART. Die Physik muss die Effekte erklären. Wenn es da irgendwo Probleme gibt, dann ist das erlaubt und sagt (vermutlich), dass wir noch nicht genug wissen.

Gruß
MI
Linker
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Beitrag Linker Verfasst am: 31. Jul 2012 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

Würde die ART es auch zulassen, dass man durch ein gravitationsfeld (eine energieform) aufgrund einsteins masse-energie-äquivalenz E=mc² einen massiven gegenstand materialisieren kann? also mit einen gravitationsgenerator gegenstände mitsamt intermolekularen zusammenhang durch umwandlung von gravitation in elektromagnetismus erschaffen?

es wurde ja schon mal von materialisationen berichtet, siehe google.
magician4



Anmeldungsdatum: 03.06.2010
Beiträge: 914

Beitrag magician4 Verfasst am: 02. Aug 2012 08:54    Titel: Antworten mit Zitat

das laesst sich relativ einfach erreichen, indem man n-tupel durch eine hyperdmensionale Hryday-Kubo-Schwinger matrix transformiert, was mit modernen pryonengeneratoren schon laengst kein problem mehr darstellt.
eine groessere anlage diesen typs steht uebrigens in stonehenge.
quelle

insofern ist einstein also keineswegs widerlegt, sondern eher noch bestaetigt


gruss

nostradamus



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zwei dinge sind unendlich: das weltall und die dummheit der menschen.
beim weltall bin ich mir nicht ganz sicher
(a.einstein)
Linker
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Beitrag Linker Verfasst am: 03. Aug 2012 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

ich kann magician4 nur DANKE sagen! Thumbs up! Thumbs up! Thumbs up!

wenn du noch mehr "Dankeschön" haben möchtest:
weißt du wie das mit der Hryday-Kubo-Schwinger matrix geht?
ist es durchaus mit der theoretischen physik oder der stringtheorie möglich, materialisationen zu beschreiben?
magician4



Anmeldungsdatum: 03.06.2010
Beiträge: 914

Beitrag magician4 Verfasst am: 03. Aug 2012 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

ja, ich weiss es....

...aber ich kann dazu leider nicht genauer werden, ich haenge mich hier eh schon viel zu weit aussm fenster, und wenn dieses forum nicht anonym waere...

danke fuer dein verstaendnis


nostradamus



======================
difficile est, satiram non scribere
(Juvenal)
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8575

Beitrag jh8979 Verfasst am: 04. Aug 2012 08:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiss ich sollt es bleiben lassen ... aber naja "here it goes":

Das "Hervorzaubern" eines Gegenstandes ist in der gesamten Physik natuerlich verboten auch wenn es energetisch moeglich waere (verletzt u.A. Baryonenzahlerhaltung). Dies ist ein Beispiel bei dem ein physikalischer Sachverhalt (Energieerhaltung) voellig unzulaessig auf eine andere Sitation angewandt wird.

Die QM wuerde zwar erlauben dass ein Gegenstand und sein Anti-Gegenstand gleichzeitig entstehen, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hierfuer so gut wie Null bereits auf atomarer Ebene... abgesehen von dem genauen Mechanismus woher die Energie hier kommen sollte, das Bild "Teilchen/Antiteilchen entstehen im Vakuum und vernichten sich wieder" ist ein sehr verqueeres und fuer Laien vermutlich verwirrender als hilfreich, da diese Teilchen nicht beobachtet werden, sondern nur virtuell sind. Virtuelle Teilchen haben allerdings mit reellen NICHTS zu tun und sind eigentlich nur ein bequemer Weg fuer Physiker sich zu merken wie man eine Rechnung durchfuehrt...

... Ich hoffe dies hilft ein wenig... auch wenn ich eher vermute dass ich diese Antwort bereuen werde smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Aug 2012 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Linker hat Folgendes geschrieben:
weißt du wie das mit der Hryday-Kubo-Schwinger matrix geht?
ist es durchaus mit der theoretischen physik oder der stringtheorie möglich, materialisationen zu beschreiben?

evtl. geht es um den Kubo-Martin-Schwinger state? Hryday sagt mir nichts; und mit Stringtheorie hat das m.W.n. nichts zu tun

Linker hat Folgendes geschrieben:
[die ART] wurde bisher nur sehr unzureichend experimentell bestätigt. Das berühmte Experiment ... wo Licht am Gravitationsfeld des Sonne abgelenkt werden soll, war unschlüssig, ... Hat nichts mit Gravitation und Raumzeitkrümmung zu tun!

stimmt so nicht; diese und andere Experimente gibt es heute vielfach - mit deutlich besserer Präzision

Linker hat Folgendes geschrieben:
Gravitationswellen wurden auch noch nicht richtig nachgewiesen. Quelle: youtube.

sie wurden indirekt an Doppelsternsystemen mit Pulsaren in hervorragender Übereinstimmung mit der Theorie nachgewiesen

Linker hat Folgendes geschrieben:
[die ART] ist nur ganz schwer mit der Quantentheorie vereinbar; ... auch die Loop-Schleifengravitation ist meiner Ansicht nach völliger Humbug und die Stringtheorie wird bestimmt vieles besser beschreiben.

Das ist für einen Laien (ich denke auf beiden Gebieten) eine erstaunliche Aussage. Woher nimmst du dieses Wissen? Beide Theorien haben viele neue Erkenntnisse bzgl. der möglichen Vereinheitlichung von Gravitation (Geometrie) und Quantentheorie gebracht. Es gibt zudem noch andere Theorien, denenzufolge eine Quantisierung der Gravitation möglich ist, evtl. die max. N=8 Supergravitation (Beweis der Renormierbarkeit steht noch aus), evtl. der Ansatz der sog. Asymptotic Safety (wobei ebenfalls die Eigenschaften der Renormierungsgruppe noch nicht vollständig verstanden sind) sowie einige andere

Generell: Sowohl LQG als auch Strings (sowie alle anderen Ansätze) sind noch keine abgeschlossenen Theorien, aber ohne dass du die Details der Theorien kennst, kannst du auch ihre Defizite kaum beurteilen, oder?

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5040

Beitrag DrStupid Verfasst am: 04. Aug 2012 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Das "Hervorzaubern" eines Gegenstandes ist in der gesamten Physik natuerlich verboten auch wenn es energetisch moeglich waere (verletzt u.A. Baryonenzahlerhaltung).


Das kommt auf die Definition von "Hervorzaubern" und "Gegenstand" an.

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
das Bild "Teilchen/Antiteilchen entstehen im Vakuum und vernichten sich wieder" ist ein sehr verqueeres und fuer Laien vermutlich verwirrender als hilfreich, da diese Teilchen nicht beobachtet werden, sondern nur virtuell sind.


Bei der Entstehung von Hawking-Strahlung vernichten sie sich nicht und werden real.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Aug 2012 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Bei der Entstehung von Hawking-Strahlung vernichten sie [die virtuellen Teilchen] sich nicht und werden real.

Auch wenn sogar Hawking das Bild "virtueller Teilchen" benutzt, ist es häufig irreführend, da
erstens nur ein mathematisches Artefakt der Störungstheorie, und
zweitens häufig in populärwissenschaftlichen Darstellungen auch noch falsch benutzt (insbs. verletzten virtuelle Teilchen nicht wie vielfach behauptet die Energie-Impuls-Erhaltung - auch nicht kurzzeitig - sehr wohl aber die Massenschalenbedingung m² = E² - p²).

Im Kontext der Hawkingstrahlung handelt es sich außerdem gerade nicht um die aus der Störungstheorie bekannten virtuellen Teilchen, sondern um die Problematik, überhaupt teilchenartige Zustände definieren zu können. Aufgrund der nicht-trivialen Raumzeitgeometrie (Existenz eines Horizontes) existiert keine global gültige Definition eines Vakuumzustandes und somit auch keine global gültige Definition von "Teilchen" als Anregung auf demselben. Das ist aber eine Aussage, die unabhängig von der Störungstheorie und der dort verwendeten virtuellen Teilchen formuliert werden kann. Noch besser sieht man dies anhand des Unruh-Effektes, bei dem ein beschleunigter Beobachter im (bzgl. eines ruhenden Beobachters definierten) Vakuum eine thermische Strahlung wahrnimmt.

Last but not least sind virtuelle Teilchen mathematisch gesprochen keine Hilbertraumzustände (sondern Integrale über Propagatoren) und können als solche nicht zu reellen Teilchen "werden", da letztere eben mit Hilbertraumzuständen identifiziert werden.

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 05. Aug 2012 10:51, insgesamt einmal bearbeitet
Linker
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Beitrag Linker Verfasst am: 04. Aug 2012 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

Also mit dem "Hervorzaubern" ist gemeint, dass die Raumzeit an einer bestimmten Stelle aufreißt und dass an diesen Aufriss dann ein Gegenstand zunächst sichtbar wird. Jedoch verschwindet dann der Riss in der Raumzeit und der Gegenstand wird nicht mehr sichtbar. Es handelt sich um eine Art Wurmloch.
Sowas sagt anscheinend die Stringtheorie.
Kann dies physikalisch möglich sein?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 05. Aug 2012 00:20    Titel: Antworten mit Zitat

Die Stringtheorie sagt nicht, dass die Raumzeit aufreißt; es gibt in der Stringtheorie tatsächlich Topologieänderungen der kompaktifizierten Dimensionen, jedoch keinen Riss.
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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 05. Aug 2012 00:42    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Linker hat Folgendes geschrieben:
[die ART] ist nur ganz schwer mit der Quantentheorie vereinbar; ... auch die Loop-Schleifengravitation ist meiner Ansicht nach völliger Humbug und die Stringtheorie wird bestimmt vieles besser beschreiben.

Das ist für einen Laien (ich denke auf beiden Gebieten) eine erstaunliche Aussage. Woher nimmst du dieses Wissen?

Was meinst du jetzt damit? Was weißt du über die beiden Theorien?

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Beitrag Linker Verfasst am: 05. Aug 2012 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich kenne beide Theorien aus populärwissenschaftlichen Büchern.
Die Schleifengravitationstheorie ist so ähnlich wie die ART.
Stringtheorie ist ein völlig neues Konzept.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 05. Aug 2012 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

na ja, das ist ehrlich gesagt ein bisschen dünn; du musst ja nicht mehr wissen, aber auf der Wissensbasis solltest du wirklich keine Wertungen abgeben
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Beitrag Linker Verfasst am: 09. Aug 2012 12:03    Titel: Antworten mit Zitat

Also, ich weiß, dass die Theorien der Quantengravitation ausgesprochen kompliziert sind. Wann ist es notwendig, Gravitation auf quantenmechanischer Ebene zu betrachten (vllt. kommen Quantengravitationseffekte beispielsweise bei chemischen Reaktionen zum Tragen)? Können Quantengravitationseffekte unter bestimmten Bedingungen eine makroskopische Wirkung zeigen?
Uriezzo



Anmeldungsdatum: 15.09.2011
Beiträge: 281
Wohnort: Großostheim

Beitrag Uriezzo Verfasst am: 09. Aug 2012 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

Meines Wissens gibt es keinerlei experimentelle Belege für Quanteneffekte bei der Gravitation. Insofern kann auch niemand mit Sicherheit sagen, wann (und ob überhaupt) man diese mitberücksichtigen muss. Alles, was bis dato gesehen und gemessen werden kann, lässt sich hervorragend mit Hilfe der ART erklären (unter Umständen unter Hinzunahme einiger zusätzlicher Konzepte wie dunkler Materie und dunkler Energie etc).

Bei chemischen Reaktionen spielt die Gravitation überhaupt keine Rolle. Da genügt die Quantenmechanik der elektromagnetischen WW (QED) vollkommen. Und wenn die Gravitation vielleicht doch mal mitreinspielt, genügt Newton.

Allerdings geht man davon aus, dass sich die Gravitation, was Quanteneffekte anbelangt, analog verhält wie alle anderen WW auch. Das ist zunächstmal eine recht vernünftige Annahme, da alle anderen WW erst im Rahmen der QM und der Quantenfeldtheorie einigermaßen zufriedenstellend beschrieben werden können. Das heißt, dass man auch im Falle der Schwerkraft Quantenverhalten erwarten kann, aber in einem Energiebereich, der momentanen Experimenten unzugänglich ist.
Die Schleifenquantengravitation versucht eine solche Theorie der Gravitation aufzustellen, die im Einklang steht mit den Quantenfeldtheorien der anderen WW. Experimentelle Belege stehen da aber noch aus und sind auch in Zukunft nicht so rasch zu erwarten.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 10. Aug 2012 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Uriezzo hat Folgendes geschrieben:
Meines Wissens gibt es keinerlei experimentelle Belege für Quanteneffekte bei der Gravitation. Insofern kann auch niemand mit Sicherheit sagen, wann (und ob überhaupt) man diese mitberücksichtigen muss.

Es ist richtig, dass dazu keine experimentellen Resultate vorliegen, aber es gibt eindeutige theoretische Hinweise, dass die Gravitation quantisiert werden muss:

1) die klassische Gravitationstheorie (ART) versagt bei hohen Energiedichten; es bilden sich (unphysikalische) Singularitäten (Urknall, schwarze Lächer), d.h. die Theorie bzw. ihre Vorhersagekraft bricht teilweise zusammen

2) andere Wechselwirkungen werden durch Quantenfeldtheorien beschrieben; da diese jedoch die Quelle der Raumkrümmung darstellen, muss entsprechend der Einsteingleichungen auch die Gravitation durch eine mathematisch äquivalent aufgebaute Quantengravitationstheorie beschrieben werden

3) Es gibt ein nettes Gedankenexperiment dazu: Stellen wir uns ein kugelsymmetrisches System vor, das spontan in zwei Teilchen zerfallen kann, z.B. einen radioaktiven Atomkern. Vor dem Zerfall ist also das Gravitationsfeld kugelsymmetrisch. Nun beschreiben wir den radioaktiven Zerfall quantenmechanisch durch eine insgs. kugelsymmetrische Überlagerung von Zuständen. Sobald nun in einem kugelförmigen Detektor die beiden Zerfallsprodukte detektiert werden, verschwindet die Kugelsymmetrie („Kollaps der Wellenfunktion“, „Viele-Welten-Interpretation“, …) und es liegt ein nicht mehr kugelsymmetrisches System vor. Demzufolge ist auch das Gravitationsfeld nicht mehr kugelsymmetrisch und ggf. existieren demzufolge auch auslaufende Gravitationswellen.

Nun existieren zwei Möglichkeiten

A) das Gravitationsfeld wird rein klassisch beschrieben: dann bricht die Kugelsymmetrie im Moment der Detektion instantan zusammen, aber damit liegt bereits ein ausgebreitetes nicht-kugelsymmetrisches Gravitationsfeld vor (das Gravitationsfeld ändert sich instantan zumindest auf einer Längenskala vergleichbar dem Detektor). Dies verletzt die maximale Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gravitationswellen und damit die ART selbst.

B) das Gravitationsfeld wird ebenfalls quantisiert: die unterlagerte Quantentheorie der Gravitation verletzt dann die die maximale Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gravitationswellen nicht. Es besteht die Möglichkeit, auch für das Gravitationsfeld eine Interpretation wie den „Kollaps der Wellenfunktion“ oder die „Viele-Welten-Interpretation“ zu finden.

Ich bevorzuge in dieser Situation eindeutig B) d.h. eine quantisierte Gravitationstheorie; alles andere führt m.E. zu nichts.

Linker hat Folgendes geschrieben:
Können Quantengravitationseffekte unter bestimmten Bedingungen eine makroskopische Wirkung zeigen

Ja. Man kann davon ausgehen, dass Quantengravitationseffekte im frühen Kosmos Spuren in Schwingungen der Raumzeit selbst und damit indirekt auch in der mit der Raumzeit wechselwirkenden Materie hinterlassen haben. Diese Schwingungen möchte man heute in den durch die Expansion des Kosmos extrem vergrößerten Fluktuationen der kosmischen Hintergrundstrahlung nachweisen.

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Uriezzo



Anmeldungsdatum: 15.09.2011
Beiträge: 281
Wohnort: Großostheim

Beitrag Uriezzo Verfasst am: 11. Aug 2012 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Es ist richtig, dass dazu keine experimentellen Resultate vorliegen, aber es gibt eindeutige theoretische Hinweise, dass die Gravitation quantisiert werden muss:


Da gebe ich Dir recht. Interessantes Gedankenexperiment übrigens. Das habe ich bisher noch nicht gekannt Tanzen .
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5040

Beitrag DrStupid Verfasst am: 11. Aug 2012 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Uriezzo hat Folgendes geschrieben:
Interessantes Gedankenexperiment übrigens. Das habe ich bisher noch nicht gekannt.


Geht mir genauso. Ich habe mich schon des öfteren gefragt, ob man mit der Suche nach einer vereinheitlichten Theorie womöglich einem Phantom nachjagt. Könnte die Gravitation auf der einen und die GUT-Kräfte auf der anderen Seite nicht völlig verschiedene Grundlagen existieren, die unterschieliche Theorien erfordern? Das Gedankenexperiment zeigt allerdings, dass man sich durch Wechselwirkung Effekte der einen Theorie in die jeweils andere mit einschlept und damit müssen beide Theorien klar kommen. Allerdings bin ich mit solchen Gedankenexperimenten sehr vorsichtig. Gerade Relativitätstheorie und Quantenmechanik führen einem immer wieder vor Augen, dass etwas, was logisch klingt, nicht notwendigerweise logisch sein muss. Selbst die größten Physiker sind gelegentlich in solche Fallen getappt. So hielt Einstein beispielsweise das EPR-Paradoxon für ein Argument gegen die Quantenmechanik. Mittlerweise wissen wir es besser.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 11. Aug 2012 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem ist natürlich, dass es für immer ein Gedankenexperiment bleiben wird, da die Vermessung der Raumzeitgeometrie aufgrund der Winzigkeit der Effekte und der Schwäche der Gravitation wohl nie nachweisbar sein wird.

Die Argumentation bewegt sich ja eher auf der mathematischen Ebene, d.h. es zeigt eher die Unvereinbarkeit mathematischer Formalismen mit weiteren Annahmen wie endlicher Ausbreitungsgeschwindigkeit für Raumzeit-Deformationen. Eine echt positive Aussage kann man daraus wohl kaum ableiten.

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Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 12. Aug 2012 10:18    Titel: Antworten mit Zitat

Ein interessantes Gedankenexperiment. Wie müßte man in der Version B) die Quantelung der Zeit berücksichtigen? Oder anders, wie habe ich mir die Nichtverletzung von c vorzustellen, wenn c nicht klassisch ist?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18002

Beitrag TomS Verfasst am: 12. Aug 2012 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, man muss eine Theorie der Quantengravitation finden, in der die Verletzung der Lichtgeschwindigkeit als Grenzgeschwindigkeit von einem physikalischen zu einem unphysikalischen Effekt auf Ebene der Interpretation wird.

Konkret bedeutet das, dass eine Quantengravitationstheorie den selben Ballast an Interpretation herumschleppen wird wie z.B. die Kopenhagener Interpretation mit dem Kollaps des Zustandsvektors oder wie die Viele-Welten-Interpretation. D.h. dass sowohl Materie als auch Gravitationsfeld durch Quantenzustände beschrieben werden, deren Zeitentwicklung tatsächlich immer Lorentzinvariant ist. Der Kollaps selbst findet dann relativ zu einem Beobachter statt und dabei gibt es weiterhin die "spukhafte Fernwirkung" o.ä. Aber man hält sie sozusagen aus dem Formalismus heraus und sie tritt in keiner Weise in physikalischen Effekten zutage.

Das ist nun keine Lösung des Interpretations- oder Messproblems der QM (aber das wollen die Theorien der Quantengravitation auch gar nicht lösen) aber zumindest in dieser Hinsicht ein konsistenter Ansatz zur Rettung der Mikrokausalität. Wesentliche Ansätze zur Quantengravitation wie Stringtheorie, Schleifenquantengravitation sowie Geometrodynamik + Asymptotic Safety sind hier einzuordnen.

Im Rahmen der Schleifenquantengravitation tritt tatsächlich eine Art Quantisierung der Zeit auf.

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