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Fragen zum Halbleiter
 
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carom



Anmeldungsdatum: 11.03.2008
Beiträge: 4

Beitrag carom Verfasst am: 11. März 2008 21:38    Titel: Fragen zum Halbleiter Antworten mit Zitat

Hallo allesamt,

ich beschäftige mich gerade mich Halbleitern und mir stellen sich da ein paar Fragen - leider bin ich alles andere als ein Physikexperte, deshalb hab ich mich mal hier registriert smile

Also:

Thema Bändermodell:

Am Bändermodell lässt sich ein Halbleiter ja auch erklären.

1) Valenz- und Leitungsband sind ja ca. benachbarte Energieniveaus, oder? Liegt das Energieniveau des verbotenen Bandes genau zwischen beiden und kann von Elektronen des Valenzbandes nicht erreicht werden, so dass sie das verbotene Band überspringen müssen um im Leitungsband das nächsthöhere Niveau zu finden? (anders gesagt: eigentlich wäre das verbotene Band das nächsthöhere Niveau, das ist jedoch verboten und es folgt der Sprung zum übernächsten, dem Leitungsband?)

2) Unterscheiden sich Isolatoren und Halbleiter nur in der Breite des verbotenen Bandes? Was macht diese Breite des verbotenen Bandes eigentlich aus, die höhere Anzahl der verbotenen Zustände/nicht erreichbaren Energieniveaus etwa (welche Valenzb. vom Leitungsb. trennen)? Eine größere räumliche Distanz wird es ja nicht sein, wie man bei Bildern des Bändermodells ja denken könnte.

3) Was bringt die Wärmezufuhr exakt - löst sie Elektronen aus ihren Paarbindungen im Valenzband heraus, oder gibt sie ihnen die Energie um den höheren Zustand des Leitungsbandes zu erreichen, oder beides?

Ich meine hier im Forum gelesen zu haben, dass vollbesetzte Bänder keine Energie aufnehmen können. Im Anfangszustand ist das Valenzband ja voll besetzt - nur kann ich aus dieser Tatsache und Punkt 3 keinen Reim machen.

4) Wenn man den Halbleiter erwärmt, ohne Strom anzulegen, bewegen sich die innen herausgelösten freien Elektronen im Leitungsband willkürlich? Selbe frage für die nun freien Löcher. Denn wenn Strom angelegt ist, ist die Bewegung ja immer relativ geordnet zum Pluspol hin, die Löcher entgegengesetzt (aber ohne Strom keine Pole)..
Wenn man den Halbleiter abkühlt, gehen die Elektronen dann ausnahmlos in die entstandenen Löcher zurück?



Thema Dotieren:

5) Der Halbleiter hat ja eine Eigenleitung, die Temperaturabhängig ist. Wenn man nun Elemente mit einem 5. Außenelektron in z.b. Silizium baut, hat man ja pro verbautes Element ein zusätzliches freies Elektron. Dieses muss nicht erst herausgelöst werden und ins Leitungsband übergehen, sondern ist ja immer frei. Heißt das, ein n-Halbleiter kann auch beim absoluten Nullpunkt leicht leiten, auch wenn die Eigenleitung noch garnicht begonnen hat? Es sind ja immer freie Elektronen da durch die n-Dotierung.

6) Was hat das Dotieren, egal ob n- oder p-, konkret für Auswirkungen? Es ist Elektronenfluss bei niedrigeren Temperaturen möglich, wegen den neuen freien Elektronen... aber die eigentliche Eigenleitung setzt auch erst bei der altbekannten Temperatur ein?



Fragen über Fragen, die meisten werden doof klingen. hoffe dennoch auf hilfe, vielen Dank schonmal! smile



edit: Achja: kann nur Wärme die Elektronen aus dem Valenzband herausbefördern? Habe da noch Licht/Photonen im Hinterkopf..
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 12. März 2008 01:37    Titel: Re: Fragen zum Halbleiter Antworten mit Zitat

carom hat Folgendes geschrieben:

1) Valenz- und Leitungsband sind ja ca. benachbarte Energieniveaus, oder? Liegt das Energieniveau des verbotenen Bandes genau zwischen beiden und kann von Elektronen des Valenzbandes nicht erreicht werden, so dass sie das verbotene Band überspringen müssen um im Leitungsband das nächsthöhere Niveau zu finden? (anders gesagt: eigentlich wäre das verbotene Band das nächsthöhere Niveau, das ist jedoch verboten und es folgt der Sprung zum übernächsten, dem Leitungsband?)

Ich glaube, du meinst das richtige, und formulierst es nur ein bisschen ungewöhnlich. Ein Band ist genaugenommen nicht nur ein Energieniveau, sondern besteht aus sehr, sehr vielen Energieniveaus, die alle so dicht beieinanderliegen, dass sie zu einem kontinuierlichen Energie-Band verschmelzen. Und es ist unüblich, einen verbotenen Zustand (also einen Energiebereich, in dem es keine möglichen Energieniveaus gibt) als "Niveau" zu bezeichnen, da man mit dem Wort Energieniveau ja eben nur die möglichen Zustände meint.

Zitat:

2) Unterscheiden sich Isolatoren und Halbleiter nur in der Breite des verbotenen Bandes?

Ja. Nur in der Breite der Bandlücke. Wie groß die Abstände zwischen den verschiedenen Energieniveaus sind, ist ja von Atom zu Atom verschieden, also kommt es ebenfalls auf die Atomsorte und ihre Bindungen in einem Festkörper an, wo die Energiebänder liegen und wie breit die Bandlücke zwischen Valenzband und Leitungsband ist.

Zitat:

Eine größere räumliche Distanz wird es ja nicht sein, wie man bei Bildern des Bändermodells ja denken könnte.

Was du in den Bildern des Bändermodells auf der "y-Achse" siehst, ist die Energie. Das ist also kein räumlicher Abstand, sondern ein Energie-Abstand.

Zitat:

3) Was bringt die Wärmezufuhr exakt - löst sie Elektronen aus ihren Paarbindungen im Valenzband heraus, oder gibt sie ihnen die Energie um den höheren Zustand des Leitungsbandes zu erreichen, oder beides?

Sie gibt den Elektronen die Energie, um von einem Zustand unten im Valendband nach oben in einen Zustand im Leitungsband zu springen.

Elektronen-Paarbindungen muss man dafür nicht lösen, denn wir haben es hier ja weder mit Molekülen und Molekülbindungen noch mit Supraleitung und Cooper-Paaren, sondern einfach nur mit normalen Festkörpern zu tun, in denen man sich die Elektronen in den Bändern wie als Elektronen in einem großen Elektronensee vorstellen kann.

Zitat:

Ich meine hier im Forum gelesen zu haben, dass vollbesetzte Bänder keine Energie aufnehmen können.

Kann es sein, dass du dich da verguckt hast und statt dessen da stand, dass vollbesetzte Bänder keine Elektronen aufnehmen können?

Zitat:

4) Wenn man den Halbleiter erwärmt, ohne Strom anzulegen, bewegen sich die innen herausgelösten freien Elektronen im Leitungsband willkürlich? Selbe frage für die nun freien Löcher.

Ich würde sagen, ja. Dann zappeln und diffundieren sie einfach ein bisschen thermisch durch die Gegend, wie du das vielleicht schon von der Brownschen Molekularbewegung her kennst.

Zitat:

Wenn man den Halbleiter abkühlt, gehen die Elektronen dann ausnahmlos in die entstandenen Löcher zurück?

Ausnahmslos ist vielleicht ein bisschen extrem formuliert (man kühlt ja normalerweise nicht komplett bis auf Null runter), aber wenn die Temperatur abnimmt, dann nimmt die Besetzung der oberen Niveaus gemäß der Boltzmann-Verteilung ab und die Elektronen purzeln wieder runter ins untere Energieband, ja.

Zitat:

5) Der Halbleiter hat ja eine Eigenleitung, die Temperaturabhängig ist. Wenn man nun Elemente mit einem 5. Außenelektron in z.b. Silizium baut, hat man ja pro verbautes Element ein zusätzliches freies Elektron. Dieses muss nicht erst herausgelöst werden und ins Leitungsband übergehen, sondern ist ja immer frei. Heißt das, ein n-Halbleiter kann auch beim absoluten Nullpunkt leicht leiten, auch wenn die Eigenleitung noch garnicht begonnen hat? Es sind ja immer freie Elektronen da durch die n-Dotierung.

"Immer" und "am absoluten Nullpunkt" ist ein bisschen übertrieben, denn die Energieniveaus der Störstellen liegen immer noch ein bisschen höher als das Valenzband, auch wenn sie schon bei viel niedrigeren Temperaturen prima besetzt werden können als die Zustände oben im Leitungsband. Aber du hast recht, dass die Dotierung den Zweck hat, auch schon bei viel niedrigeren Temperaturen für bewegliche Ladungsträger zu sorgen als das bei reiner Eigenleitung der Fall wäre.

Zitat:

6) Was hat das Dotieren, egal ob n- oder p-, konkret für Auswirkungen? Es ist Elektronenfluss bei niedrigeren Temperaturen möglich, wegen den neuen freien Elektronen... aber die eigentliche Eigenleitung setzt auch erst bei der altbekannten Temperatur ein?

Magst du da am besten nochmal nachschauen wieviel freie Ladungsträger pro cm^3 typischerweise durch Eigenleitung erzeugt werden und wieviele das typischerweise bei dotierten Halbleitern sind? Wenn ich mich richtig erinnere, liegen da so viele Größenordnungen dazwischen, dass Eigenleitung in einem dotierten Halbleiter so gut wie keine Rolle spielt.

Und wenn ich mich richtig erinnere, dann ist bei den Temperaturen, bei denen auch die Eigenleitung relevant würde, die Konzentration der frei beweglichen Ladungsträger zwar sehr groß, aber dafür schon die Gitterschwingungen so heftig, dass die Ladungsträger durch Kollisionen mit diesen Gitterschwingungen (Phononen) heftig abgebremst werden. In diesem Temperaturbereich steigt also der ohmsche Widerstand eines Halbleiters aus demselben Grund wie bei einem normalen Leiter mit steigender Temperatur.

(vergleiche dazu vielleicht Links wie z.B. http://wwwex.physik.uni-ulm.de/lehre/physikalischeelektronik/phys_elektr/node86.html )

Zitat:

edit: Achja: kann nur Wärme die Elektronen aus dem Valenzband herausbefördern? Habe da noch Licht/Photonen im Hinterkopf..

Einverstanden, es gibt auch Fälle, in denen Licht diese Anregung macht. Zum Beispiel in der Photodiode, wo man ausnutzt, dass Licht auf die Raumladungszone eines p-n-Übergangs fällt, und man die dabei erzeugten beweglichen Ladungsträger als Strom entnehmen und nutzen kann.
carom



Anmeldungsdatum: 11.03.2008
Beiträge: 4

Beitrag carom Verfasst am: 12. März 2008 19:21    Titel: Re: Fragen zum Halbleiter Antworten mit Zitat

Vielen Dank für deine ausfürhliche Antwort! Soweit verstanden, nur eines nicht:

dermarkus hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

3) Was bringt die Wärmezufuhr exakt - löst sie Elektronen aus ihren Paarbindungen im Valenzband heraus, oder gibt sie ihnen die Energie um den höheren Zustand des Leitungsbandes zu erreichen, oder beides?

Sie gibt den Elektronen die Energie, um von einem Zustand unten im Valendband nach oben in einen Zustand im Leitungsband zu springen.
Elektronen-Paarbindungen muss man dafür nicht lösen, denn wir haben es hier ja weder mit Molekülen und Molekülbindungen noch mit Supraleitung und Cooper-Paaren, sondern einfach nur mit normalen Festkörpern zu tun, in denen man sich die Elektronen in den Bändern wie als Elektronen in einem großen Elektronensee vorstellen kann.


Ich beziehe mich auf das Wikibild hier:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/d/df/Silizium-n-Dotiert.png/603px-Silizium-n-Dotiert.png

Dort sieht man ja, dass die Elektronen die Siliziumatome im Valenzband zusammenhalten. (Das dotierte P-Atom spielt erstmal keine Rolle, hatte kein Bild ohne).

Oder: Sachen wie z.b. folgendes habe ich nun mehrfach gelesen.

"In einem fehlerfrei aufgebauten Germanium- oder Siliziumkristall gibt es bei tiefen Temperaturen keine frei beweglichen Ladungträger, da alle Valenzelektronen fest an die Gitteratome gebunden sind. Dieser Kristall ist also ein Isolator. Bei Raumtemperaturen werden Elektronen aus ihren Bindungen frei und stehen als Ladungsträger zur Verfügung."

Also doch erst herauslösen?

mfg
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 12. März 2008 19:30    Titel: Antworten mit Zitat

Herauslösen ja, aber was man da löst, ist ja die Bindung des Elektrons an den positiv geladenen Atomrumpf, also eher nicht die Bindung des Elektrons "an ein anderes Elektron".
carom



Anmeldungsdatum: 11.03.2008
Beiträge: 4

Beitrag carom Verfasst am: 12. März 2008 23:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, danke soweit.

Wie lässt sich das auf permanente Leiter übertragen? Müssen die Elektronen dort auch erst gelöst werden, und sei der Aufwand dazu auch noch so gering?

Im Bändermodell haben Leiter ja kein verbotenens Band, aber eine minimale Änderung des Energieniveaus von Valenz- in Leitungsband ist auch hier von Nöten?

mfg
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 13. März 2008 00:31    Titel: Antworten mit Zitat

Diese Frage erscheint mir ein bisschen theoretisch. Wenn man sagt, man bräuchte eine winzige Zusatzenergie für Elektronen, damit sie sich in einem Leiter frei bewegen können, und diese Zusatzenergie sei für alle praktischen Zwecke kleiner als die verfügbare Zusatzenergie zum Beispiel durch thermische Bewegung auch bei kleinsten Temperaturen,

bedeutet das dann nicht für alle praktischen Zwecke dasselbe wie "Die Elektronen sind auch ohne Zusatzenergie in Leitern frei beweglich"?

In Leitern gibt es nicht die Unterscheidung zwischen Valenzband und Leitungsband, denn das oberste besetzte Band (Valenzband) ist in Leitern nur zum Teil gefüllt und damit gleichzeitig das Leitungsband. Also muss man hier auch nichts "vom Valenzband ins Leitungsband" anregen.
carom



Anmeldungsdatum: 11.03.2008
Beiträge: 4

Beitrag carom Verfasst am: 13. März 2008 07:08    Titel: Antworten mit Zitat

Okay danke smile

Eine allerletzte Frage noch, dann hör ich auf solche Fragen zu stellen.

Beim Bipolaren npn-Transistor wird ja durch anlegen einer Spannung an der Basis die BE-Sperrschicht geöffnet, richtig? Es fließen also Elektronen vom Emitter in die Basis. Dort passieren wenige Rekombinationen wegen der dünnen p-Schicht, der Elektronenfluss kann von der Basis nur gering abgesaugt werden.
Doch das mit dem BC-Übergang jhab ich nicht ganz verstanden. Dort ist ja die Sperrschicht nach wie vor aufrecht, dh es können eigentlich keine Elektronen in den Kollektor kommen. Wie schaffen die es trotzdem?
Ich habe gelesen, dass das elektrische Feld der Sperrschicht die Elekktronen in den Kollektor beschleunigt...müsste dieses Feld stattdessen nicht abbremsen? die BC-Sperre ist ja aktiv.
Oder wird diese auf einem anderen Weg überwunden?

Danke
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 13. März 2008 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Einverstanden, dabei spielt eine große Rolle, dass die Basis-Schicht so dünn ist. (Als Grund dafür würde ich allerdings nicht die Anzahl der rekombinationen betonen.)

Und das hat, wenn man genau hinschauen möchte, in der Tat nicht direkt was mit der anschaulich direkten Vorstellung zu tun, die Elektronen würden so stark vom Emitter in die Basis hineinbeschleunigt, dass sie dann meistens einfach geradeaus in den Kollektor weiterfliegen. Denn an der Basis-Kollektor-Grenzschicht treffen die Elektronen ja auf ein Gegenfeld, das sie abbremst.

Die Elektronen werden also nicht von der Basisschicht in die Kollektorschicht rüberbeschleunigt, sondern sie diffundieren vielmehr von der Basisschicht in die Kollektorschicht hinüber. Denn wenn man mit einem Elektronenstrom aus dem Emitter die Basis mit Elektronen flutet, dann ist die Konzentration an Elektronen in der Basisschicht viel höher als in der Kollektorschicht, und die Elektronen verbringen in dieser superdünnen Basisschicht ein ziemlich lange Zeit ziemlich nahe an der Grenze zwischen Basisschicht und Kollektorschicht. Diese Zeit ist lange genug, dass der größte Teil der Elektronen es gar nicht erst komplett bis zur Basiselektrode schafft, sondern schon längst vorher in den Kollektor hinüberdiffundiert ist.
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