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Ist Masse geronnene Energie? - Seite 2
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sqrt(2)



Anmeldungsdatum: 16.03.2007
Beiträge: 35

Beitrag sqrt(2) Verfasst am: 03. Apr 2007 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
"Wirklich verstehen" und "erklären" kann sich eigentlich im physikalischen Kontext, denke ich, nie auf nur bloße Mathematik beziehen. Insofern sollten diese Begriffe eigentlich recht eindeutig sein und hängen nicht vom persönlichen Empfinden oder Sprachgewohnheiten ab.

So, jetzt mal Butter bei die Fische: Gib uns ein notwendiges und hinreichendes Kriterium dafür, ein Phänomen verstanden zu haben. Sich auf den gesunden Menschenverstand zu berufen und mit den undefinierten Begriffen "erklären" und "Zusammenhang" zu hantieren zählt nicht.
-Christian-



Anmeldungsdatum: 08.07.2006
Beiträge: 199

Beitrag -Christian- Verfasst am: 04. Apr 2007 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube, dass du langsam anfängst es dir etwas einfach zu machen in dieser Diskussion. Du forderst von mir ein Kriterium, welches "physikalisches Verstehen" genau definiert. Meine Versuche hierzu scheinst du aber vollständig zu irgnorieren oder ziehst dir als Zitate gerade die Stellen heraus, die mit meiner eigentlichen Beschreibung zum "physikalischen Verstehen" nur am Rande was zu tun haben. Wenn wir hier reden, dann lies meine Beiträge bitte auch und gehen darauf ein, sonst ist nämlich keinem von uns geholfen.

Also nochmal:
Wenn man sich an die Untersuchung eines physikalischen Phänomens heranwagt, dann gibt es zwei Kriterien, die in meinen Augen erfüllt sein müssen, damit das Phänomen als vollständig beschrieben und verstanden gewertet werden kann.

1. Eine Beschreibung des Phänomens muss existieren.
In der Sprache der Physik bedeutet das: Die Ergebnisse der Experimente, in denen das untersuchte Phänomen betrachtet wird, müssen mathematisch vorhersagbar sein.

Auf die QM angewendet:
Es wurden Experimente durchgeführt und es wurde erfolgreich untersucht, welche Veränderungen der Parameter, welche Ergebnisse hervorrufen. Durch Experimente (z.B.: Doppelspaltexperimente mit einzelnen Photonen) und mathematische Herleitungen oder Annahmen durch einige Physiker - allen voran Schrödinger - konnte dann ein mathematischer Weg gefunden werden die Ausgänge der Experimente mittels Wahrscheinlichkeiten auszudrücken. Die Vorhersage der Intensitätsverteilung beim Doppelspaltexperiment war möglich und die Richtigkeit dieser berechneten Verteilung konnte experimentell bestätigt werden.

Soweit, so gut. Nun hatte man eine Beschreibung des physikalischen Phänomens. Man schickt einzelne Photonen durch einen Doppelspalt und stellt fest, dass nach einiger Zeit auf einem dahinter aufgestellten Bildschirm ein Interferrenzmuster erscheint.

Wir können glücklich sein, denn wir haben ein Werkzeug geschaffen, mit dem sich die Quantenwelt beschreiben und Vorgänge in ihr relativ gut vorhersagen lassen. Mit diesem mathematischen Hilfsmittel lassen sich sogar technische Entwicklungen Tätigen ...

Man könnte nun sagen, die Arbeit des Physikers ist getan. Er hat die Natur mathematisch beschrieben und er kann vorhersagen treffen, die experimentell bestätigt werden können. Sehr schön. Jetzt kommt es darauf an, wie du die Physik siehst: Ist sie eine "stupide", äußerst abstrakte und hochtheoretische Wissenschaft, die sich mit mathematischen Beschreibungen zufrieden gibt oder ist ihre Aufgabe dann getan, wenn sie zu diesem ohne Frage recht stabilen (da durch Experimente bestätigten) mathematischen Gerüst noch ein Innenleben verpasst hat?
Als Innenleben ist hier die Interpretation der mathematischen Formalismen anzusehen. Und ich denke, dass diese eben zum "physikalischen Verstehen" notwendig ist.

Warum ist das Phänomen bis hierhin noch nicht verstanden? Weil das Endergebnis und dessen Vorhersage eben nicht erklärt, was bei dem Vorgang, der zu diesem Ergebnis führte, passiert ist. Siehst du das anders? Wenn ja, warum?

Womit ich zu meinem zweiten Kriterium komme:

2. Eindeutige Interpretation der mathematischen Formalismen:
Die mathematischen Vorhersagen müssen naturwissenschaftlich erklärbar sein. Die abstrakten Objekte der Mathematik müssen Objekten oder Prozessen in der Realität zugewiesen werden können. Wie ich schon sagte: Jede physikalisch definierte Größe ist ein Repräsentant der Wirklichkeit.
Hier wieder mein Beispiel der Kraftwirkung. Die mathematisch definierte Kraftwirkung mit F = ma = p/t entspricht einem wahrnehmbaren Rempler in der Realität. Daraus lassen sich jetzt mathematische Zusammenhänge herleiten. Ein Beispiel:

Mathematischer Zusammenhang:
F ist proportional zu a, wenn m = konst.

Die Interpretation lautet ... je mehr ich einen Körper beschleunigen möchte, desto mehr Kraft muss ich aufbringen. Ein Mensch, der einen Ball wirft, wird seine Muskeln stärker anspannen müssen, wenn er einen Ball weit werfen will (hohe Geschwindigkeit nötig -> hohe Beschleunigung nötig -> hoher Krafteinsatz nötig). Je weiter er den Ball werfen möchte, desto mehr Beschleunigung muss er aufbringen und desto mehr Kraft wird er aufbringen müssen. Letzteres wird er dann während des Wurfes und danach durch eine größere Erschöpfung spüren.

Der mathematische Formalismus sagt hier etwas voraus, die Vorhersage lässt sich Interpretieren und beantwortet für die Wirklichkeit die Frage: Warum bin ich beim Ballwerfen erschöpfer, wenn mein Ball schneller und weiter fliegen soll? -> Weil ich mehr Kraft aufbringen muss (und über die Arbeit lässt sich dann interpretieren: W = delta_E = Fs ... mehr Kraftaufwand, bedeutet bei konstantem Weg auch, dass mehr Energie notwendig ist -> man ist erschöpfter!).

Damit ist das Phänomen verstanden, denn beide Kriterien sind erfüllt:

1. Das Phänomen ist mathematisch beschrieben:
Der Ausgang lässt sich vorhersagen ->
z.B. der Kraftaufwand und über die Arbeit die notwendige Energie, wenn ich einen Ball über einen bestimmten konstanten (Wurf)weg mit einer Beschleunigung a auf eine Geschwindigkeit v beschleunigen möchte.

2. Die mathematische Beschreibung und ihre Abhängigkeiten sind eindeutig interpretiert:
Höhere Beschleunigung bedeutet mehr Kraftaufwand, also bei einem konstanten Wurfweg eine höhere Energie. -> Interpretation: Ich bin umso erschöpfter nach dem Wurf, je weiter ich meinen Ball werfen möchte, da ich auch mehr Energie aufbringen muss. Offensichtlich gebe ich meine Energie während des Vorgangs also ab.

Auf die QM angewendet:
Wir haben die mathematische Beschreibung des Endergebnisses. Wir können also vorhersagen, wie der Versuch ausgehen wird. Was wir aus den mathematischen Gleichungen nicht ableiten können ist die Antwort auf die Frage: Warum entsteht dieses Endergebnis? Welchem Objekt der Wirklichkeit entspricht die Wellenfunktion? Was passiert, wenn ein Photon durch einen Doppelspalt geschickt wird?

Hier setzen jetzt die verschiedenen Interpretationen an: Kopenhagener Interpretation (Photon ist eine Welle und interferriert am Spalt, wie jede andere Welle auch); die Viele-Welten-Deutung (das Photon geht jeden Weg, aber jeden Weg in einer anderen Welt, sodass am Ende für den Beobachter der Eindruck entsteht, das Photon wäre nur den einen Weg gegangen); Existenz von verborgenen Variablen (Der Weg des Photon ist von Anfang an vorherbestimmt nur wir sind nicht in der Lage die Parameter zu entdecken, die diese Weg bestimmen); usw.

Fazit:
Es fehlt eine eindeutige Interpretation, was "hinter den Kulissen" abläuft, was eigentlich am Doppelspalt passiert und was den Ausgang des Experimentes auch qualitativ vorhersagen würde. Um zu wissen was passiert, müsste man aber wahrscheinlich auch wissen, was ein Quantenobjekt ist und das weiß man eben auch noch nicht genau. (um nochmal auf den Anfang der Diskussion hinzuweisen)

Das Phänomen ist also nicht verstanden!

Gruß
Christian
sqrt(2)



Anmeldungsdatum: 16.03.2007
Beiträge: 35

Beitrag sqrt(2) Verfasst am: 04. Apr 2007 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube, dass du langsam anfängst es dir etwas einfach zu machen in dieser Diskussion. Du forderst von mir ein Kriterium, welches "physikalisches Verstehen" genau definiert.

Genau. Du bist derjenige, der der Physik einen neuen Sinn geben möchte. Dazu solltest du erst einmal sagen, was genau du eigentlich willst. In der Position bin ich nicht, ich habe klar gemacht, was ich von der Physik will.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Meine Versuche hierzu scheinst du aber vollständig zu irgnorieren oder ziehst dir als Zitate gerade die Stellen heraus, die mit meiner eigentlichen Beschreibung zum "physikalischen Verstehen" nur am Rande was zu tun haben. Wenn wir hier reden, dann lies meine Beiträge bitte auch und gehen darauf ein, sonst ist nämlich keinem von uns geholfen.

Deine Argumentation scheitert an Grundlegendem. Ich werde nicht auf weiterführende Erläuterungen in deinen Beiträgen eingehen, so lange du nicht einmal klar machst, was die Begriffe bedeuten, die du verwendest.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Jetzt kommt es darauf an, wie du die Physik siehst: Ist sie eine "stupide", äußerst abstrakte und hochtheoretische Wissenschaft, die sich mit mathematischen Beschreibungen zufrieden gibt oder ist ihre Aufgabe dann getan, wenn sie zu diesem ohne Frage recht stabilen (da durch Experimente bestätigten) mathematischen Gerüst noch ein Innenleben verpasst hat?

Ist ja gut, du magst die Mathematik nicht. Das tut aber als Argument nichts zur Sache...

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Die mathematischen Vorhersagen müssen naturwissenschaftlich erklärbar sein.

Bitte gib endlich eine exakte Definition von "erklären" und nicht absatzlange Ausführungen, die irgendwelche Zusammenhänge aus der Anschauung suggerieren, bei denen diverse Erkenntnistheoretiker sich im Grabe umdrehen würden, und in die man am Ende hineininterpretieren kann, was man will.

Ein wunderschönes Beispiel:
-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Die abstrakten Objekte der Mathematik müssen Objekten oder Prozessen in der Realität zugewiesen werden können. Wie ich schon sagte: Jede physikalisch definierte Größe ist ein Repräsentant der Wirklichkeit.

Was ist Realität/Wirklichkeit? (Wenn ich dich richtig interpretiere, was durchaus auch nicht der Fall sein kann, weil du alles offen lässt, ist das übrigens eine ziemlich anmaßende Aussage. Bei dir scheinen Modell und Natur absolut äquivalent zu sein.)
T-Tauri



Anmeldungsdatum: 01.03.2007
Beiträge: 41

Beitrag T-Tauri Verfasst am: 04. Apr 2007 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

-Christian- hat Folgendes geschrieben:

Man könnte nun sagen, die Arbeit des Physikers ist getan. Er hat die Natur mathematisch beschrieben und er kann vorhersagen treffen, die experimentell bestätigt werden können. Sehr schön. Jetzt kommt es darauf an, wie du die Physik siehst: Ist sie eine "stupide", äußerst abstrakte und hochtheoretische Wissenschaft, die sich mit mathematischen Beschreibungen zufrieden gibt oder ist ihre Aufgabe dann getan, wenn sie zu diesem ohne Frage recht stabilen (da durch Experimente bestätigten) mathematischen Gerüst noch ein Innenleben verpasst hat?
Als Innenleben ist hier die Interpretation der mathematischen Formalismen anzusehen. Und ich denke, dass diese eben zum "physikalischen Verstehen" notwendig ist.


Haha, sorry, aber dieser Meinung ist jeder, der von nix ne Ahnung hat smile
Wie viele Gedanken und philosophische Ansätze und hier und da in den Theorien steckt weißt du garnicht. Du warst nie hinter den Kulissen. Lies mal die Originalarbeit zur allgemeinen Relativitätstheorie. Oder Einsteins Buch für Laien zu beiden Theorien.
-Christian-



Anmeldungsdatum: 08.07.2006
Beiträge: 199

Beitrag -Christian- Verfasst am: 04. Apr 2007 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Danke!

Ich finde es doch sehr schade, dass die Diskussion gerade in einen Bereich abgleitet, der mich gerade sehr stark an diese Diskussion erinnert:

http://www.physikerboard.de/topic,8385,-wo-gilt-das-traegheitsgesetz-nicht%3F.html

@T-Tauri:
Mir ist gerade ziemlich schleierhaft, wie du von der Quantenmechanik auf die Relativitätstheorie kommst, aber wenn du demnächst mal wirklich was zu sagen hast, was nicht immer nur entweder das Einwerfen irgendwelcher Fachbegriffe, wichtig klingender Theorien, pures wiederholen irgendwelcher Worte oder seit deinem letzten Beitrag auch langsam persönlich werdende Beleidigungen beinhaltet, dann wäre das auch mal nicht schlecht.

Auf jemanden der hier den Böse-Sprüche-Kaspar spielt, kann ich verzichten. Vielen Dank ...

@sqrt(2):

Zitat:
Genau. Du bist derjenige, der der Physik einen neuen Sinn geben möchte. Dazu solltest du erst einmal sagen, was genau du eigentlich willst. In der Position bin ich nicht, ich habe klar gemacht, was ich von der Physik will.


Ich will ich der Physik keinen neuen Sinn geben. Ich verstehe Physik nunmal nicht als eine Wissenschaft des bloßen mathematischen Beschreibens. Was ist denn in deinen Augen die Physik?

Zitat:
Ist ja gut, du magst die Mathematik nicht. Das tut aber als Argument nichts zur Sache...


Du solltest lieber nicht versuchen, zu erraten, was ich mag und was ich nicht mag. Das maße ich mir bei dir auch nicht an, weil wir uns dazu viel zu wenig kennen. Augenzwinkern
Ich schätze die Mathematik sehr und mag es mit ihr umzugehen. Aber trotzdem ist sie nur ein Hilfsmittel zur Beschreibung. Man kann vielleicht sagen, dass sie eine Sprache ist. Die Sprache der Logik zum Beispiel.

Aber sie ist weder meine, noch deine Muttersprache und bedarf nunmal einer Übersetzung. Diese Übersetzung sehe ich in der Physik als die Interpretation an.

Zitat:
Bitte gib endlich eine exakte Definition von "erklären" und nicht absatzlange Ausführungen, die irgendwelche Zusammenhänge aus der Anschauung suggerieren, bei denen diverse Erkenntnistheoretiker sich im Grabe umdrehen würden, und in die man am Ende hineininterpretieren kann, was man will.


Jetzt wirst du so unkonkret, wie du es mit vorwirfst, dass ich es bin. Welche Erkenntnistheoretiker würden sich warum bei welcher meiner Aussagen im Grabe herumdrehen?

Erklären bedeutet für mich, das empirisch nachprüfbare Beschreiben eines Vorgangs vom Anfang bis zum Ende. Mathematik vermag dies nicht. Wenn doch, dann hätte ich gern eine exakte Beschreibung von dem Moment, in dem ein Quantenobjekt den Doppelspalt passiert. Was geschieht dann? Kannst du mir das einwandfrei schildern?

Wenn du mit meinen Aussagen nicht einverstanden bist, dann ist das OK. Aber dann werde du bitte mal konkret, sonst kommen wir - wie gesagt - nicht weiter!

Zitat:
Was ist Realität/Wirklichkeit? (Wenn ich dich richtig interpretiere, was durchaus auch nicht der Fall sein kann, weil du alles offen lässt, ist das übrigens eine ziemlich anmaßende Aussage. Bei dir scheinen Modell und Natur absolut äquivalent zu sein.)


Wir könnten jetzt in eine Diskussion a la Matrix abgleiten und sagen, dass es die Wirklichkeit nicht gibt bzw. wir keine annähernde Definition davon abgeben können. Aber mal ganz im Ernst: Bringt uns das hier weiter?

Bei mir sind Natur und Modell absolut nicht äquivalent. Modell ist stets durch Randbedingungen begrenzt ... die Natur stellt diese Randbedingungen auf.

Aber die Modelle haben nunmal zum Ziel die Natur so exakt wie möglich (und nicht so exakt wie nötig) zu beschreiben. Und ich denke, dass wir dann etwas als verstanden bezeichnen können, wenn wir ein Modell gefunden haben, was die Natur möglichst exakt repräsentiert.

So ... jetzt bin ich gespannt. Offensichtlich kannst du mir ja einige meiner Fragen oben beantworten.

Gruß
Christian
sqrt(2)



Anmeldungsdatum: 16.03.2007
Beiträge: 35

Beitrag sqrt(2) Verfasst am: 04. Apr 2007 17:38    Titel: Antworten mit Zitat

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Was ist denn in deinen Augen die Physik?

Die Physik ist die Wissenschaft von der quantitaven Beschreibung von Naturphänomenen, zum einen mittels mathematischer Theoriebildung, zum anderen mittels reproduzierbarer Experimente zur Theoriefalsifikation und zur induktiven Erschließung der Phänomene.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Du solltest lieber nicht versuchen, zu erraten, was ich mag und was ich nicht mag. Das maße ich mir bei dir auch nicht an, weil wir uns dazu viel zu wenig kennen. Augenzwinkern

Deine Wortwahl war recht eindeutig.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Ich schätze die Mathematik sehr und mag es mit ihr umzugehen. Aber trotzdem ist sie nur ein Hilfsmittel zur Beschreibung. Man kann vielleicht sagen, dass sie eine Sprache ist. Die Sprache der Logik zum Beispiel.

Bei dieser Aussage bekomme ich starke Bauchschmerzen, aber das führt wahrscheinlich vom Thema weg.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Aber sie ist weder meine, noch deine Muttersprache und bedarf nunmal einer Übersetzung. Diese Übersetzung sehe ich in der Physik als die Interpretation an.

Du postulierst indirekt die Existenz einer solchen Übersetzung. Warum muss es die geben?

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Welche Erkenntnistheoretiker würden sich warum bei welcher meiner Aussagen im Grabe herumdrehen?

Eigentlich möchte ich jetzt nicht die Auseinandersetzung zwischen Empirismus und Rationalismus hier ausbreiten. Ich bin bereit, mich auf deine Realitätsdefinition einzulassen, wenn du denn eine gäbest.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Erklären bedeutet für mich, das empirisch nachprüfbare Beschreiben eines Vorgangs vom Anfang bis zum Ende. Mathematik vermag dies nicht.

Da haben wir es schon: "vom Anfang bis zum Ende". Was ist dieser "Anfang", was ist das "Ende"? Zeitlich?

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Wenn doch, dann hätte ich gern eine exakte Beschreibung von dem Moment, in dem ein Quantenobjekt den Doppelspalt passiert. Was geschieht dann? Kannst du mir das einwandfrei schildern?

Nein. Es interessiert mich auch nicht, ich kann es nämlich nicht überprüfen. Sobald ich das versuche, geht das Experiment anders aus. Der Formalismus der QM bildet das auch so ab. (Man könnte sagen, er erklärt, wieso dem so ist...)

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Wir könnten jetzt in eine Diskussion a la Matrix abgleiten und sagen, dass es die Wirklichkeit nicht gibt bzw. wir keine annähernde Definition davon abgeben können.

Was das mit Matrix zu tun habe, sehe ich nicht. Ich hab mir den dritten Film aber auch nicht mehr angetan.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
die Natur stellt diese Randbedingungen auf.

Bitte, was soll das nun wieder heißen?

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Aber die Modelle haben nunmal zum Ziel die Natur so exakt wie möglich (und nicht so exakt wie nötig) zu beschreiben. Und ich denke, dass wir dann etwas als verstanden bezeichnen können, wenn wir ein Modell gefunden haben, was die Natur möglichst exakt repräsentiert.

Wie zeigst du nun, dass die Quantenmechanik nicht genau das tut? Die handfesten Beweise (Messergebnisse) stehen gegen dich.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 04. Apr 2007 20:35    Titel: Antworten mit Zitat

@sqrt(2), T-Tauri, -Christian- : Bitte bemüht euch, die Diskussion in einer Art zu führen, die es nicht unnötig erschwert, die Worte der anderen nachzuvollziehen smile

------------------------------------------------------------------

@sqrt(2): Christian liest deine Hauptaussage als "Eine physikalische Theorie ist nichts als Mathematik". In so einer Form möchte ich dieser Aussage nicht zustimmen. Denn eine physikalische Theorie besteht ja:

A) sowohl aus einem mathematischen Rechenformalismus als auch
B) aus einer Modellvorstellung, die das, was in der Natur passiert, so greifbar macht, dass wir den Ausgang von Experimenten berechnen können. Diese Modellvorstellung sagt also auch, was die Variablen, mit denen man da rechnet, mit den Größen zu tun haben, die man im Experiment präpariert oder misst.

Ich glaube, du kannst dieser Diskussion viel an Schärfe nehmen, wenn du mir zustimmen kannst, dass eine physikalische Theorie sowohl dieses A als auch dieses B beinhaltet. smile

------------------------------------------------

@T-Tauri: Ich schätze deine Kompetenz sehr, die du hier einbringst, und ich möchte mich dir vor allem anschließen, zu betonen, dass in physikalischen Theorien wie der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik sehr viel Verständnis in der Modellvorstellung enthalten ist. (Und, Christian, die Empfehlung, dass du dieses Modellverständnis am schönsten in den Originalartikeln findest, kann auch ich dir wärmstens geben, du wirst feststellen, das ist viel weniger Fachchinesisch als du glaubst smile Viele später geschriebenen Lehrbücher konzentrieren sich dagegen oft mehr auf den mathematischen Rechenformalismus und stellen die zugehörige Modellvorstellung nicht mehr so ausführlich dar.)

Ich kann nachvollziehen, dass du deutliche Worte wählst, weil Christians Formulierung, die Physiker verstünden die Quantenmechanik nicht wirklich, wie scharfe, unqualifizierte Kritik an der Quantenmechanik wirkt. Aber ich bitte dich, es ihm nicht übel zu nehmen, wenn er Fachbegriffe in deinen Beiträgen nicht nachvollziehen kann, und ich bitte dich, in deinem Ton nicht unfreundlich zu werden. smile

-----------------------------------------

@Christian: So wie du deine These formulierst, wird sie hier als starke, unqualifizierte Provokation verstanden, und ich glaube, zu einem großen Teil missverstanden.

Ich möchte die möglichen Ebenen des Verstehens mal der Klarheit halber so auseinanderhalten:

======================================

I) Alltagsanschauung
Was wir aus dem Alltag kennen und mit eigenen Sinnen erleben können, glauben wir oft schon ohne Wissenschaft einigermaßen zu verstehen. Das hat seine Grenzen, denn es gibt Sachen, die uns verblüffend erscheinen, und was wir mit unserer Anschauung abschätzen können, ist nur begrenzt quantitativ.

II) erfolgreiche wissenschaftliche Beschreibung durch eine Theorie
Wenn die Alltagsanschauung uns nicht weiterhilft, oder wenn wir genaue quantitative Aussagen machen wollen, sind wir auf die Wissenschaft angewiesen: Wenn wir eine Theorie finden, die es mit ihrer Modellvorstellung und ihrer Mathematik möglich macht, den Ausgang von Experimenten richtig zu beschreiben und vorherzusagen, dann haben wir ein tieferes, objektiv überprüftes Verständnis erreicht.

Es ist sehr gebräuchlich, den Unterschied zwischen I) und II) dadurch auszudrücken, dass man sagt, man hat etwas "wirklich verstanden", und man könne etwas "erklären", wenn man II) geschafft hat.

III) Finden einer neuen Theorie, die einfacher ist als eine bisherige Theorie
* Im geozentrischen Weltbild konnte man die Bahn der Planeten (so genau, wie man sie damals messen konnte) zwar erklären, aber nur mit Hilfe der Modellvorstellung von sehr komplizierten Bewegungen der "Himmelssphären".
* Im heliozentrischen Weltbild vereinfachte sich die Beschreibung der Planetenbahnen demgegenüber dramatisch auf die Modellvorstellung, dass die Planeten die Sonne umkreisen.
* Und mit dem Newtonschen Gravitationsgesetz (und der Newtonschen Mechanik und den Keplerschen Gesetzen) konnte man das ganze auf die Modellvorstellung reduzieren, dass sich Massen mit der Gravitationskraft anziehen.

Die Neugier, eine Sache "noch tiefer oder einfacher verstehen zu wollen", hat sich also schon oft als sehr produktiv für das Finden neuer Theorien erwiesen. Auch dann, wenn die "alte Theorie" die bisherigen Experimente gut erklären (=beschreiben und voraussagen) konnte.

IV) Das gefühlsmäßige Anfreunden, bis man das Gefühl hat, etwas auch anschaulich so richtig gut verstanden zu haben.
Das ist eine sehr subjektive Art des Verstehens, die sich sowohl auf Wissenschaftliches als auch auf Philosophisches beziehen kann.

===============================

Gehe ich recht in der Vermutung, Christian, dass du, wenn du sagst, wir verstünden die Quantenmechanik nicht wirklich, dich allein auf III) beziehst und nicht auf I), nicht auf II) und nicht auf IV) ? Ich denke, wenn du das bestätigen kannst, kannst du damit auch viel Schärfe aus dieser Diskussion herausnehmen. smile
-Christian-



Anmeldungsdatum: 08.07.2006
Beiträge: 199

Beitrag -Christian- Verfasst am: 05. Apr 2007 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Markus!

Vielen Dank für deinen Beitrag, ich denke, dass wir die Diskussion damit um einiges aufräumen können.

@T-Tauri: Die Worte in deinem letzten Beitrag waren etwas ungünstig gewählt, weswegen ich im ersten Moment auch etwas scharf reagiert habe. Sorry!

Also gut. Fangen wir mal an mit dem Aufräumen.

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
[...] weil Christians Formulierung, die Physiker verstünden die Quantenmechanik nicht wirklich [...]

[...] Christian, dass du, wenn du sagst, wir verstünden die Quantenmechanik nicht wirklich [...]


Sollten meine Worte wirklich als dumme Kritik an der Physik und der QM verstanden worden sein, dann möchte hier folgendes nochmal deutlich machen:

Wie ich schon in einem meiner vorherigen Beiträge geschrieben habe, möchte ich die Quantenmechanik und die Physiker nicht kritisieren und behaupten, dass die Quantenmechanik momentan kein Werkzeug wäre, um gute Vorhersagen zu treffen und die Quantenwelt zu beschreiben.

Aber ich glaube eben, dass die Quantenmechanik an sich, noch nicht in der Lage ist die Welt des allerkleinsten perfekt zu beschreiben/zu erklären.

Eigentlich hatte ich an dieser Stelle schon wieder einen Absatz darüber stehen, der sich mit den Interpretationen der QM beschäftigt. Aber da das in meinen letzten Beiträgen scheinbar nicht sehr fruchtbar war, versuche ich es mal anders anzugehen. Welchen Stellenwert haben bei euch die Interpretationen der QM, wie wichtig sind sie eurer Meinung nach für die Quantenphysik und welche Funktion hat so eine physikalische Interpretation eurer Meinung nach überhaupt?



dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Ich möchte die möglichen Ebenen des Verstehens mal der Klarheit halber so auseinanderhalten:

======================================

I) Alltagsanschauung
Was wir aus dem Alltag kennen und mit eigenen Sinnen erleben können, glauben wir oft schon ohne Wissenschaft einigermaßen zu verstehen. Das hat seine Grenzen, denn es gibt Sachen, die uns verblüffend erscheinen, und was wir mit unserer Anschauung abschätzen können, ist nur begrenzt quantitativ.

II) erfolgreiche wissenschaftliche Beschreibung durch eine Theorie
Wenn die Alltagsanschauung uns nicht weiterhilft, oder wenn wir genaue quantitative Aussagen machen wollen, sind wir auf die Wissenschaft angewiesen: Wenn wir eine Theorie finden, die es mit ihrer Modellvorstellung und ihrer Mathematik möglich macht, den Ausgang von Experimenten richtig zu beschreiben und vorherzusagen, dann haben wir ein tieferes, objektiv überprüftes Verständnis erreicht.

Es ist sehr gebräuchlich, den Unterschied zwischen I) und II) dadurch auszudrücken, dass man sagt, man hat etwas "wirklich verstanden", und man könne etwas "erklären", wenn man II) geschafft hat.

III) Finden einer neuen Theorie, die einfacher ist als eine bisherige Theorie
* Im geozentrischen Weltbild konnte man die Bahn der Planeten (so genau, wie man sie damals messen konnte) zwar erklären, aber nur mit Hilfe der Modellvorstellung von sehr komplizierten Bewegungen der "Himmelssphären".
* Im heliozentrischen Weltbild vereinfachte sich die Beschreibung der Planetenbahnen demgegenüber dramatisch auf die Modellvorstellung, dass die Planeten die Sonne umkreisen.
* Und mit dem Newtonschen Gravitationsgesetz (und der Newtonschen Mechanik und den Keplerschen Gesetzen) konnte man das ganze auf die Modellvorstellung reduzieren, dass sich Massen mit der Gravitationskraft anziehen.

Die Neugier, eine Sache "noch tiefer oder einfacher verstehen zu wollen", hat sich also schon oft als sehr produktiv für das Finden neuer Theorien erwiesen. Auch dann, wenn die "alte Theorie" die bisherigen Experimente gut erklären (=beschreiben und voraussagen) konnte.

IV) Das gefühlsmäßige Anfreunden, bis man das Gefühl hat, etwas auch anschaulich so richtig gut verstanden zu haben.
Das ist eine sehr subjektive Art des Verstehens, die sich sowohl auf Wissenschaftliches als auch auf Philosophisches beziehen kann.

===============================

Gehe ich recht in der Vermutung, Christian, dass du, wenn du sagst, wir verstünden die Quantenmechanik nicht wirklich, dich allein auf III) beziehst und nicht auf I), nicht auf II) und nicht auf IV) ? Ich denke, wenn du das bestätigen kannst, kannst du damit auch viel Schärfe aus dieser Diskussion herausnehmen.


Es ist richtig, dass ich mich da besonders auf die Ebene, die du unter III) beschrieben hast, beziehe. Ich betone hier nochmal, dass ich der QM keineswegs strittig machen will, dass ihre bisherige Beschreibung nicht ausreichend für die Beschreibung der Natur ist. Aber ich glaube eben, dass sie die Natur noch nicht tiefgründig genug zu beschreiben vermag, weil sie viele Fragen offen lässt. Zu diesen Fragen zählt für mich z.B. eine eindeutige Aussage darüber, was mit einem Quantenobjekt passiert, wenn es einen Doppelspalt passiert.

Sqrt(2) schreibt, dass ihn das nicht interessiert, weil man es nicht untersuchen kann. Ich glaube aber, dass eben genau das die Aufgabe der Physik ist. Nämlich anzustreben, auch die Dinge erklärbar und nachweisbar zu machen, die es momentan nicht sind. Und ich bin eben nicht damit einverstanden, dass man behauptet, man wisse sehr genau Bescheid, nur weil man meint, dass man etwas eh nicht überprüfen kann. Es sollte eben der Anspruch sein, dann diese Lücken auch zu füllen. Das meine ich zum beispiel, wenn ich sage, dass die Quantenmechanik die Natur nicht ausreichend/tiefgründig genug beschreibt.

Insofern beziehe ich mich auch auf II), da ich die Modellvorstellung der QM eben an einigen Stellen noch nicht wirklich ausgereift sehe.

Ist das so nachvollziehbar und klingt mit der Hilfe, die Markus gegeben hat und mit dem was ich bereits geschrieben habe, weniger wie eine stupide Kritik?

sqrt(2) hat Folgendes geschrieben:

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
Ich schätze die Mathematik sehr und mag es mit ihr umzugehen. Aber trotzdem ist sie nur ein Hilfsmittel zur Beschreibung. Man kann vielleicht sagen, dass sie eine Sprache ist. Die Sprache der Logik zum Beispiel.


Bei dieser Aussage bekomme ich starke Bauchschmerzen, aber das führt wahrscheinlich vom Thema weg.


Mich würde trotzdem interessieren, warum du dabei Bauchschmerzen bekommst. Als was siehst du Mathematik?

Gruß
Christian
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 05. Apr 2007 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

-Christian- hat Folgendes geschrieben:

Insofern beziehe ich mich auch auf II), da ich die Modellvorstellung der QM eben an einigen Stellen noch nicht wirklich ausgereift sehe.

In dieser Formulierung möchte ich dir entschieden widersprechen: Die Modellvorstellung der QM reicht vollkommen aus (und ist damit auch "völlig ausgereift"), um das zu beschreiben, was man in Experimenten wie dem Doppelspaltversuch präparieren und messen kann. Damit erfüllt die QM voll die Bedingung einer funktionierenden Theorie nach II), die experimentellen Situationen erfolgreich zu beschreiben, auf die sie sich bezieht.

Es ist immer möglich, dass eine neue Theorie zu einem noch tieferen und noch besseren Verständnis führt. Das ist aber allein III) und nicht II).

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
dass man etwas eh nicht überprüfen kann. Es sollte eben der Anspruch sein, dann diese Lücken auch zu füllen.

Ob eine Theorie funktioniert, kann ich aber immer nur objektiv an dem messen, was ich auch überprüfen kann. Über das, was nicht objektiv überprüfbar ist, brauchen verschiedene Theorien in ihren Modellvorstellungen nicht dieselbe Aussage machen, solange sie das Überprüfbare richtig beschreiben.

Natürlich forschen Experimentatoren und Theoretiker auch an bestehenden Theorien weiter, indem sie immer wieder neue oder genauere Experimente machen und die Theorien darauf anzuwenden versuchen. Damit erweitern sie die Grenzen des Überprüfbaren, und erweitern dabei entweder den überprüften Anwendungsbereich der Theorie oder stoßen auf Neues.

//edit: etwas umformuliert und ergänzt
-Christian-



Anmeldungsdatum: 08.07.2006
Beiträge: 199

Beitrag -Christian- Verfasst am: 05. Apr 2007 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus hat Folgendes geschrieben:

Die Modellvorstellung der QM reicht vollkommen aus (und ist damit auch "völlig ausgereift"), um das zu beschreiben, was man in Experimenten wie dem Doppelspaltversuch präparieren und messen kann.


Gut. Da hast du wohl recht. Die QM ist in der Lage das Ergebnis und die Messgrößen, die dem Experiment am Doppelspalt entnommen werden können gut und ausgereift zu beschreiben.

Was ich meine, versuche ich mal an folgendem Beispiel klarzumachen:

Als man die physikalische Größe Temperatur einführte, wurde diese als eine Grundlegende Eigenschaft von Körpern beschrieben. Man konnte sie messen und in Experimenten, die mit ihr zu tun hatten, diese Eigenschaft mit Gesetzen der Thermodynamik auch immer besser voraussagen.

Die "Theorie" war in diesem Sinne ausgereift und richtig. Die Kriterien, die du in II) nennst, waren im Einklang und die physikalische Theorie damit gültig.

Die Frage, die jedoch offen blieb, war folgende: Wie kommt die Temperatur zustande? Was genau ist das: Temperatur? Woher kommt diese Eigenschaft?

Diese Fragen konnten durch objektive Messungen zu der Zeit nicht geklärt werden.

Irgendwann wurde dann die Modellvorstellung erweitert und das Zustandekommen von Temperatur wurde erklärt, durch die Bewegung der Teilchen eines Körpers. Die Temperatur ist also die kinetische Energie der Teilchen eines Körpers. Wenn etwas seine Temperatur weitergibt ... also ein Wärmeaustausch zwischen zwei Körpern stattfindet ... dann bedeutet das, dass die Teilchen der Körper über Stöße ihre kinetischen Energien miteinander austauschen.

Daraus ließen sich weitere Gesetze ableiten.
Insofern wurde die Theorie erweitert und damit verbessert, sodass sie die Natur genauer und tiefgründiger verstehen ließ.

Heute kann das, was damals objektiv nicht nachweisbar war, durch Experimente und Anwendungen wie der Laserkühlung experimentell nachgewiesen werden. Die Thermodynamik ist also ausgereifter als damals.

Wenn du mit II) also meinst, dass ein Theorie dann funktioniert und ausgereift ist, wenn sie mathematisch und theoretische Vorhersagen erlaubt, das aber nicht ausschließt, dass sie noch Fragen offen lässt (wie in meinem Beispiel: "Wie kommt die Temperatur zustande?" und in der QM: "Was passiert am Doppelspalt?"), dann gehe ich mit. Dann beziehe ich mich nur auf III). Aber wenn sich eine bessere Beschreibung oder eine bessere Theorie finden lässt, die mit ihrer Modellbeschreibung weniger Fragen offen lässt, dann ist die alte Theorie in den Punkten für mich nicht ausgereift, in denen sie die offenen Fragen nicht beantworten kann. Insofern kann man II) und III) nicht absolut getrennt voneinander sehen.

Wie gesagt: Das was die QM beschreibt, lehne ich in keiner Weise ab. Sie erlaubt in diesen Bereichen vorhersagen und diese sind experimentell beweisbar und damit ziemlich unstrittig.
Mich stört das, was sie nicht beschreiben kann. Die Dinge, die momentan nicht eindeutig erklärt sind, aber die in den Bereich fallen, den die QM zu beschreiben versucht. Sie lässt an einigen Stellen Fragen offen und diese Stellen für mich Lücken in der Theorie dar. Das können (und sind sicherlich vorallem auch) die Bereiche, die man momentan nicht objektiv überprüfen kann.

Das ist es, was ich meine, wenn ich behaupte: Die QM würde die Natur nicht hinreichend beschreiben.

Zitat:
Ob eine Theorie funktioniert, kann ich aber immer nur objektiv an dem messen, was ich auch überprüfen kann. Über das, was nicht objektiv überprüfbar ist, brauchen verschiedene Theorien in ihren Modellvorstellungen nicht dieselbe Aussage machen, solange sie das Überprüfbare richtig beschreiben.


Eine Theorie muss aber auch versuchen das zu beschreiben, was eben nicht offensichtlich und objektiv messbar ist. Das heißt noch lange nicht, dass diese Beschreibung richtig ist, das ist wahr, aber ohne eine solche Vorlage, können auch keine Experimente gemacht werden, die eine Beschreibung bestätigen oder widerlegen.

Wer wäre auf die Idee gekommen einen Stoff mit einem Laser zu kühlen und damit zugleich einen Nachweis der Theorie "Temperatur sei die kinetische Energie der Teilchen eines Stoffes" experimentell zu beweisen, wenn die Theorie diese Beschreibung nicht geliefert hätte?

Die QM ist also in dem, was sie beschreibt ausgereift. Aber bei manchen Zusammenhängen, die sich nicht direkt aus den Experimenten ergeben, die aber eben trotzdem Fragen aufwerfen, ist sie in diesem Sinne "nicht verstanden" und "nicht ausgereift".

Gehst du bei diesem Beispiel und mit dieser Formulierung mit? smile

Ich glaube besser darlegen, wo ich die Lücken sehe, gelingt mir nicht mehr.

Gruß
Christian
dermarkus
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 05. Apr 2007 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Wow! Alle Achtung smile

Jetzt kann ich deine Gedanken extrem gut nachvollziehen smile

-Christian- hat Folgendes geschrieben:

Wenn du mit II) also meinst, dass ein Theorie dann funktioniert und ausgereift ist, wenn sie mathematisch und theoretische Vorhersagen erlaubt, das aber nicht ausschließt, dass sie noch Fragen offen lässt (wie in meinem Beispiel: "Wie kommt die Temperatur zustande?" und in der QM: "Was passiert am Doppelspalt?"), dann gehe ich mit. Dann beziehe ich mich nur auf III). Aber wenn sich eine bessere Beschreibung oder eine bessere Theorie finden lässt, die mit ihrer Modellbeschreibung weniger Fragen offen lässt, dann ist die alte Theorie in den Punkten für mich nicht ausgereift, in denen sie die offenen Fragen nicht beantworten kann. Insofern kann man II) und III) nicht absolut getrennt voneinander sehen.

Damit bin ich vollkommen einverstanden smile Ich finde sogar, diese Sichtweise trifft den Punkt noch etwas genauer als das, was ich oben formuliert habe smile

Ich würde vermuten, dass mit dem, was du jetzt als offene Fragen bezeichnest, dreierlei geschehen kann:

1) Manche dieser Fragen könnten sich für dich beantworten, wenn du das "Handwerkszeug Quantenmechanik" im Studium im Detail kennen und anwenden lernst.

2) Manche dieser Fragen könnten sich für dich als Dinge herausstellen, die man offen lassen muss, damit man mit der Quantenmechanik die Experimente richtig beschreiben kann. Ich denke da zum Beispiel an die Unschärferelation (dass man zum Beispiel Impuls und Ort eines Teilchens nicht gleichzeitig exakt kennen kann). Dass ein Materieteilchen gleichzeitig auch Welleneigenschaften hat, halte ich zum Beispiel für ein tiefer greifendes Verständnis dessen, was ein Materieteilchen wirklich ist, als das Verständnis der klassischen Mechanik.

3) Und bei manchen dieser Fragen könnte sich in Zukunft herausstellen, dass sie nur in der gegenwärtigen Modellvorstellung der QM offene Fragen waren. Denn wenn eine neue Theorie gefunden wird, die (natürlich unter der Bedingung, dass auch sie die Experimente korrekt beschreiben kann) ein tieferes Verständnis ermöglicht, könnten sich diese "offenen Fragen" in geklärte Fragen verwandeln. smile

Ich würde mich freuen, wenn meine Vermutung zu 1 und 2 sich als richtig erweist, und ich glaube, wenn der Fall 3) eintritt, freuen wir uns alle smile

Zitat:

Das ist es, was ich meine, wenn ich behaupte: Die QM würde die Natur nicht hinreichend beschreiben.

Mit dem, was du da meinst, bin ich einverstanden smile Erlaubst du mir trotzdem, dass ich das Wort "hinreichend" in diesem Zusammenhang überhaupt nicht besonders sympathisch finde? Augenzwinkern
-Christian-



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Beitrag -Christian- Verfasst am: 05. Apr 2007 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Jetzt kann ich deine Gedanken extrem gut nachvollziehen


Das freut mich sehr. Ich fing schon an, völlig daran zu zweifeln, wie ich Physik sehe. smile

Zitat:
Ich würde vermuten, dass mit dem, was du jetzt als offene Fragen bezeichnest, dreierlei geschehen kann:


1.) Ich hoffe, dass ich hier den Großteil meiner Fragen hintun kann! smile

2.) Können wir uns darauf einigen, dass man solche Fragen vorrübergehend offen lassen muss, damit die übrige Modellvorstellung noch funktionieren kann? Solche Fragen würde ich nämlich als eine Art "Platzhalter" sehen, die entweder darauf warten durch eine bessere Modellvorstellung oder Beschreibung ersetzt oder zumindest um einige "erklärende Wort" ergänzt zu werden.

3.) Davon wollen wir mal ausgehen. Bisher hat sich die Naturwissenschaft ja immer weiterentwickelt ... dann wird sie das wohl hier auch schaffen.

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Mit dem, was du da meinst, bin ich einverstanden Erlaubst du mir trotzdem, dass ich das Wort "hinreichend" in diesem Zusammenhang überhaupt nicht besonders sympathisch finde?


Hinreichend ist vllt. wirklich das falsche Wort. Um mal wieder den Bogen dahin zu spannen, welche Worte diese Diskussion eigentlich ausgelöst haben, lass es mich so formulieren:

Die Quantenmechanik weiß noch nicht genau über die Natur Bescheid. Augenzwinkern

Gruß
Christian
dermarkus
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 05. Apr 2007 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, können wir uns vielleicht darauf einigen, dass wir eine Einigung zu 2.) vorübergehend offen lassen müssen? Augenzwinkern

Denn ich habe da den Eindruck, dass ich da vor allem an konkrete Beispiele aus der QM denke, die du vielleicht selbst noch gar nicht im Detail kennengelernt hast.

Ich versuche mal mit einem konkreten Beispiel anzudeuten, was für Dinge ich da meine:

Die Frage "Was ist der klassische Zustand eines Elektrons in einem Atom" (= Wo ist das Elektron zum Zeitpunkt t, und welchen Impuls hat es zu diesem Zeitpunkt?) stellt sich als sehr unpraktische Frage heraus, auf die man keine stimmige Antwort findet,

aber die Frage "Was ist der quantenmechanische Zustand eines Elektrons in einem Atom" (= "In welchem Atomorbital befindet es sich?", "Welche Verteilung im Orts- und im Impulsraum hat dieser Elektronenzustand?") stellt sich als sehr praktische Frage heraus, auf die man sehr brauchbare Antworten findet.

Zitat:

Die Quantenmechanik weiß noch nicht genau über die Natur Bescheid. Augenzwinkern

Das würde ich auch mit unterschreiben können smile

Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen:

Keine Theorie weiß perfekt über die Natur Bescheid, denn jede Theorie ist nur ein Modell der Wirklichkeit.
-Christian-



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Beitrag -Christian- Verfasst am: 05. Apr 2007 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

Mit deinem konkreten Beispiel spielst du nochmal auf die Unschärferelation an. Grundätzlich habe ich eine Ahnung davon, was hinter diesem Begriff steht. Als ich mich intensiver mit der physikalischen Größe "Wirkung" auseinandergesetzt habe, bin ich auch auf die Aussage gestoßen, dass alle physikalischen Größen, die zusammen eine Wirkung ergeben (also Ort und Impuls; Zeit und Energie; etc.) dieser Unschärfe unterliegen. Sie sind dann nicht gleichzeitig, beliebig genau bestimmbar.

Es scheint eine grundlegende Eigenschaft von Quantenobjekten zu sein, dieser Unschärferelation zu unterliegen. Ich kenne leider keine konkreten Beispiele, aber zumindest habe ich im Hinterkopf, dass dies schon vielseitig experimentell bestätigt wurde. Die Unschärferelation scheint also eine richtige Beschreibung der Natur zu sein.

Wo ich jetzt wieder eine bisher unbeantwortete/offene Frage ansetzen würde, wäre folgendes: Wie kommt diese Eigenschaft zustande?

Meinst du, dass diese offene Frage unter 2 einzuordnen ist?
Die Unschärferelation an sich würde ich nicht unbedingt als offene Frage bezeichnen. Sie ist eine bestätigte Eigenschaft der Quantenobjekte. Um hier wieder den Vergleich zur Temperatur zu ziehen:

Die Unschärferelation in der QM entspricht der frühen Definition der Temperatur in der Thermodynamik. Wie die Temperatur zu Beginn als "Eigenschaft der Körper" definiert wurde, die Frage "Wie kommt diese Eigenschaft zustande?" aber offen blieb, so verhält es sich in meinen Augen mit der Unschärferelation in der Quantenmechanik auch. Es scheint eine Eigenschaft von Quantenobjekten zu sein, dass man z.B. ihren Ort und ihren Impuls nicht gleichzeitig bestimmen kann, aber warum dies so ist, bleibt vorerst eine offene Frage.

Mein "Platzhalter" ist also nicht die Unschärferelation, sondern die Frage "Wie kommt diese Eigenschaft zustande?" bzw. "Wie ist die Unschärferelation zu erklären?".

Bei den Materiewellen, die du angesprochen hast, verhält es sich ähnlich: Es scheint eine Eigenschaft von Quantenobjekten zu sein, sowohl Welle- als auch Teilchencharakter zu haben. Die offene Frage (der "Platzhalter") ist: "Wie vereine ich diese Modelle zu einem?" bzw. "Wie lässt sich dieser Dualismus erklären?".

Insofern hast du recht: Die Entdeckung der Welleneigenschaften bei Materie ist ein tiefer greifendes Verständnis. Allerdings wirft das sofort neue Fragen auf, die es jetzt wieder zu beantworten gilt.

Letzteres ist auch der Grund dafür, dass ich am Anfang sagte "Wir wissen nicht genau, was das Licht ist!".

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen:

Keine Theorie weiß perfekt über die Natur Bescheid, denn jede Theorie ist nur ein Modell der Wirklichkeit.


Da hast du wohl recht. So konsequent muss man dann wohl sein! smile

Gruß
Christian

[Edit:] Rechtschreibung berichtigt ... und umformuliert ...
dermarkus
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 06. Apr 2007 01:17    Titel: Antworten mit Zitat

Die Fragen, die du jetzt stellst (zur Unschärferelation, zum Welle-Teilchen-Dualismus und zum Licht), sind für mich ganz eindeutig Fragen nach 1).

Ich finde es zwar prima, dass du dich konkret für Details der QM interessierst, aber ich muss dir leider empfehlen, beim echten Lernen der QM lieber Schritt für Schritt vorzugehen als mittenrein zu springen.

Ich kann dir hier im plaudernden Erzählstil sicher nicht die ganze Quantenmechanik beibringen, denn ich kann dir nicht die Physikvorlesungen, Quantenmechanikbücher, das Nachbereiten und das Rechnen von Übungsaufgaben abnehmen, die unbedingt dazugehören, um die QM wirklich so zu lernen, dass du sie dann kannst und verstehst, wie sie funktioniert und was ihre Modellvorstellungen sind. Was ich dir hier erzähle, kann nicht mehr sein als ein bloßer Vorgeschmack auf das, was du hinterher wirklich selbst lernst und verstehst.

Hier vielleicht nur so viel, um dir einen ersten Eindruck zu geben:

Die Unschärferelation hat etwas mit den Welleneigenschaften eines Teilchens zu tun. Um sie aus den Welleneigenschaften herzuleiten und erklären zu können, brauchst du mathematisches Verständnis und Können zu Wellen und Überlagerung von Wellen zu Wellenpaketen, und physikalisches Verständnis und Können im Umgang mit Materiewellen und dem Bezug zwischen einer Welle, einer Wellenfunktion und beispielweise dem Impuls des dem entsprechenden Teilchens.

Ich glaube, im ersten Band des Cohen-Tannoudji (Claude Cohen-Tannoudji, Quantenmechanik http://de.wikipedia.org/wiki/Claude_Cohen-Tannoudji#Literatur ) findest du eine schöne Version dieser Herleitung, die du dann nachvollziehen kannst, wenn du die nötigen Grundlagen dafür gelernt hast.
-Christian-



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Beitrag -Christian- Verfasst am: 06. Apr 2007 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

Es wäre natürlich umso besser, wenn ich diese Fragen auch unter 1) einordnen kann.

Sicherlich werde ich mich mit der Quantenmechanik noch intensiv auseinandersetzen. Mein Wissen beruht nur auf dem, was wir im Rahmen des Fotoeffekts im Schulunterricht behandelt haben, sowie ein paar wenige (größtenteils populärwissenschaftl.) Büchern aus der Quantenmechanik.

Sicherlich kannst du mir keine Physikvorlesung und alles was dazu gehört ersetzen. Das erwarte ich auch nicht. Aber weil ich in so ziemlich allen Büchern den Eindruck gewonnen habe, dass man zum Beispiel den Welle-Teilchen-Dualismus (und damit verbunden ja auch die Frage "Was ist Licht?") noch nicht in eine eindeutige Modellvorstellung packen konnte, könntest du mir zumindest diese scheinbar doch existierende Vorstellung etwas näher bringen?

Nach dem erwähnten Buch werde ich mal in unserer Bibliothek schauen.

Zitat:
[...] die du dann nachvollziehen kannst, wenn du die nötigen Grundlagen dafür gelernt hast


Was würdest du als Grundlagen ansehen? (Außer dem, was du schon erwähnt hast, also Wellen, Wellenpakete, Interferrenzen, etc.?)

Um nochmal auf die offenen Fragen zurückzukommen. Wenn du die Unschärferelation unter 2.) einordnen würdest, inwiefern würdest du sie dann als "offene Frage" bezeichnen. Wenn sie eigentlich schon mit Mathematik und Modellvorstellung erklärt ist, warum zählst du sie dann trotzdem zu den offenen Fragen? Ich glaube ich habe noch nicht so recht verstanden, was du mit 2.) dann eigentlich meinst. grübelnd

Gruß
Christian
dermarkus
Administrator


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Beitrag dermarkus Verfasst am: 06. Apr 2007 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Wenn du die Unschärferelation unter 2.) einordnen würdest,

Moment, ich glaube, da hat entweder mein Formulieren oder dein Nachvollziehen nicht so ganz geklappt:

Die Frage "Was ist die Unschärferelation, und wie kann man sie aus den Welleneigenschaften eines Teilchens herleiten und erklären?" ist für mich eindeutig eine Frage nach 1).

Wenn du einmal die Unschärferelation verstanden hast, dann wirst du feststellen, dass die Frage
dermarkus hat Folgendes geschrieben:
"Was ist der klassische Zustand eines Elektrons in einem Atom" (= Wo ist das Elektron zum Zeitpunkt t, und welchen Impuls hat es zu diesem Zeitpunkt?)

eine Frage nach 2) bleiben muss.

-Christian- hat Folgendes geschrieben:
(...) Welle-Teilchen-Dualismus (...), könntest du mir zumindest diese scheinbar doch existierende Vorstellung etwas näher bringen?

Ich kann vielleicht mal versuchen, dir ein bisschen einen Eindruck von dem Weg geben, über den du beim Lernen zum Verständnis dieser Modellvorstellung gelangen könntest:

In Experimenten stellt man fest, dass zum Beispiel Photonen in manchen Experimenten Teilcheneigenschaften zeigen (Photoeffekt, ...) und in manchen Experimenten Welleneigenschaften (Interferenz am Doppelspalt, ...). In der quantenmechanischen Beschreibung werden Wellenfunktionen so erklärt und verwendet, dass damit sowohl der Wellencharakter als auch der Teilchencharakter des Photons in einer Modellvorstellung vereint und beschrieben werden können.

Zitat:

Nach dem erwähnten Buch werde ich mal in unserer Bibliothek schauen.

Der Cohen-Tannoudji ist ein Buch für Physikstudenten und Physiker, den würde ich zuerst in Unibibliotheken suchen.

Zitat:

Was würdest du als Grundlagen ansehen? (Außer dem, was du schon erwähnt hast, also Wellen, Wellenpakete, Interferrenzen, etc.?)

Einen genaueren Eindruck von diesen Grundlagen, als ich ihn dir hier vorab grob andeuten kann, gewinnst du sicher, wenn du in Quantenmechanik-Bücher wie den Cohen-Tannoudji reinschaust. Richtig verstehen, welche Grundlagen du dafür brauchst, wirst du sicher am einfachsten, wenn du diese Grundlagen nach und nach wirklich gelernt hast.

------------------------------------------

Ich spüre gerade, und ich glaube, du spürst das auch, dass ich hier gerade immer mehr versuche, einen riesigen Spagath hinzubekommen.

Du fragst Dinge, die um ein gutes Stück "Physik-Lernleistung" (vielleicht Äquivalenz zu einigen Jahre Physikstudium) von dem entfernt sind, was du selbst jetzt wirklich nachvollziehen und mit dem Handwerkszeug, was du bisher kannst, verstehen und beschreiben kannst. Und gleichzeitig möchtest du die Antworten wirklich nachvollziehen und verstehen.

Ich versuche, meine Antworten so zu halten, dass du sie nachvollziehen kannst, oder dass du mit dem, was ich als deinen derzeitigen Wissenstand vermute, abschätzen kannst, dass es Sinn macht, meine Antworten als sinnvolle Tipps aufzufassen. Dazu (und weil so ein Thread ja nicht endlos ausufern kann) muss ich aber einen riesigen Teil von dem weglassen, was man in diesen "Jahren Physikstudium" lernt.

Wenn ich an etwas denke, von dem ich den Eindruck habe, dass du es weder nachvollziehen kannst, noch dass ich es dir hier im Umfang dieses Threads mit sinnvollem Aufwand erklären könnte, noch dass es Sinn machen könnte, dass du es vorläufig als gegeben hinnehmen könntest, dann lasse ich es hier weg und kann es bestenfalls ganz vorsichtig andeuten.

Das ist vielleicht besser nachvollziehbar, aber es erweckt vielleicht den falschen Eindruck, als könne man die Physik gut verstehen, ohne sie wirklich gelernt zu haben.

Zum echten Verständnis der Physik gehört ein gehöriger Batzen an Mathematik, den man beherrschen muss, um konkret und handfest zu rechnen. Ich finde es gut, dass insbesondere sqrt(2) das betont und zum Ausdruck gebracht hat.

Um den gegenwärtigen Wissensstand der Physik angemessen auszudrücken, gehört auch ein gehöriger Batzen an Fachwörtern und zugehörigen physikalischen Konzepten, wie sie T-Tauri verwendet, um seine Aussagen viel klarer und viel weniger "anschaulich vereinfacht" zu formulieren, als ich das hier oft tue.

Vielleicht hilft es ja, diesen doch mittlerweile schon etwas ausgeuferten Thread abzurunden, wenn wir nochmal betonen, dass die Modellvorstellungen der aktuellen Theorien schon verdammt gut sein müssen, wenn sie es ermöglichen, dass Vorhersagen zum Beispiel der QED und der Relativitätstheorie bis zu einer solch atemberaubenden Präzision mit Experimenten übereinstimmen, wie das heutzutage der Fall ist. smile
-Christian-



Anmeldungsdatum: 08.07.2006
Beiträge: 199

Beitrag -Christian- Verfasst am: 06. Apr 2007 19:57    Titel: Antworten mit Zitat

Gut ... dann brechen wir die Diskussion an dieser Stelle ab. Ganz zufrieden bin ich damit zwar nicht, aber vielleicht hat es erst wirklich dann für mich einen Sinn über diese Problematik zu reden, wenn ich mich tiefergehend mit der Quantenmechanik auseinandergesetzt habe. Meine Haltung vom Beginn der Diskussion kann ich zwar nicht wirklich aufgeben mit dem, was wir hier angerissen haben, aber sicherlich kann ich nicht erwarten, dass ihr mir hier die ganze Mathematik und die dazugehörigen Modellvorstellungen lückenlos und nachvollziehbar darlegt.

Wie sehr meine Gedanken von der tatsächlichen physikalischen Realität abweichen, werde ich dann hoffentlich mit einer intensiven persönlichen Beschäftigung mit diesem Thema herausfinden. Vielleicht fange ich erstmal an mich mit der klassischen Wellenmechanik ordentlich auseinanderzusetzen, deren Modellvorstellungen und mathematischen Grundlagen ja scheinbar unablässig für die Quantenmechanik sind. Melde mich hierzu bestimmt mal in einem der aktuellen Threads unter "Mechanik". Augenzwinkern

Zitat:
Zum echten Verständnis der Physik gehört ein gehöriger Batzen an Mathematik, den man beherrschen muss, um konkret und handfest zu rechnen. Ich finde es gut, dass insbesondere sqrt(2) das betont und zum Ausdruck gebracht hat.


Sicherlich gehört eine Menge Mathematik dazu, aber dabei darf es eben an der Modellvorstellung (ich habe es vorher "Interpretation der Formalismen" genannt) nicht fehlen. Ob ich diese Modellvorstellung dann in der Quantenmechanik irgendwo "versteckt" finde, werde ich dann hoffentlich später sehen. smile

Zitat:
Vielleicht hilft es ja, diesen doch mittlerweile schon etwas ausgeuferten Thread abzurunden, wenn wir nochmal betonen, dass die Modellvorstellungen der aktuellen Theorien schon verdammt gut sein müssen, wenn sie es ermöglichen, dass Vorhersagen zum Beispiel der QED und der Relativitätstheorie bis zu einer solch atemberaubenden Präzision mit Experimenten übereinstimmen, wie das heutzutage der Fall ist.


Wie gesagt: Über die Vorhersagekraft "beschwere" ich mich nicht. Aber es ist eben immer ein Unterschied zwischen dem, was gemessen und mathematisch vorhergesagt werden kann und dem was die Modellvorstellung noch zusätzlich erklären kann. (siehe: Weg bis zur heutigen (offensichtlich richtigen, anschaulichen) Definition der Temperatur)

Aber ich ziehe dann jetzt hier einen Schlussstrich und sage:
Vielen Dank für die Diskussion, Markus, sqrt(2) und T-Tauri, sie hat mir in einigen Punkten sehr hilfreiche Ansätze geliefert, mit denen ich es bestimmt gut schaffe, einige meiner Fragen zu beantworten.

In diesem Sinne: Danke und bis später! smile

Gruß
Christian
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