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Chance auf Promotion mit Lücke im Lebenslauf
 
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Mr.Inertia



Anmeldungsdatum: 10.07.2022
Beiträge: 3

Beitrag Mr.Inertia Verfasst am: 10. Jul 2022 12:31    Titel: Chance auf Promotion mit Lücke im Lebenslauf Antworten mit Zitat

Hi,

Ich möchte hier mal gerne um eure Einschätzung bezüglich wissenschaftlicher Karriere/Doktorandenstellen bitten.

Ich studiere momentan Mathematische Physik im Master und werde diesen voraussichtlich mit einer sehr guten Note (<1,5) abschließen.
Mein Ziel ist es letztendlich Karriere in der Forschung zu machen. Das heißt der nächste offensichtliche Schritt ist es eine Promotionsstelle zu finden.

Gleichzeitig habe ich den Lebenstraum für 2-3 Jahre auf Weltreise zu gehen und es scheint mir also würde es keinen besseren Zeitpunkt dafür zu geben als nach dem Studium.

Daher an dieser Stelle die bitte um eure Einschätzung: würde eine solche Lücke im Lebenslauf die Chance auf eine Promotion erheblich verschlechtern?
Nobby1



Anmeldungsdatum: 19.08.2019
Beiträge: 1547

Beitrag Nobby1 Verfasst am: 10. Jul 2022 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn Du in den 2-3 Jahren nicht alles vergessen hast, sollte das dem kein Abruch machen.
Geniess die Welt so lange sie noch gibt und das Leben. Geld scheinst Du ja zu haben.
Das Problem wird eher sein, später das Alter und nach der Promotion eine Arbeitsstelle zu finden.
Mathematische Physik denke ich ist nicht so reich gesät.
Mr.Inertia



Anmeldungsdatum: 10.07.2022
Beiträge: 3

Beitrag Mr.Inertia Verfasst am: 10. Jul 2022 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Okay also du sagst, dass sich durch eine 2-3 jährige Verzögerung meine Chancen nach der Promotion deutlich verschlechtern?

Ohne die Reise würde ich die Promotion mit 25 beginnen, mit Promotion würde ich sie mit 27/28 beginnen.
roycy



Anmeldungsdatum: 05.05.2021
Beiträge: 961

Beitrag roycy Verfasst am: 10. Jul 2022 16:53    Titel: Promotion Antworten mit Zitat

Mr.Inertia hat Folgendes geschrieben:
Okay also du sagst, dass sich durch eine 2-3 jährige Verzögerung meine Chancen nach der Promotion deutlich verschlechtern?

Ohne die Reise würde ich die Promotion mit 25 beginnen, mit Promotion würde ich sie mit 27/28 beginnen.

Wenn du nicht den unbedingten Willen zur Promotion hast, wird der wohl nach 2 Jahren chillen wohl kaum größer sein?
Mr.Inertia



Anmeldungsdatum: 10.07.2022
Beiträge: 3

Beitrag Mr.Inertia Verfasst am: 10. Jul 2022 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn du nicht den unbedingten Willen zur Promotion hast, wird der wohl nach 2 Jahren chillen wohl kaum größer sein?


Warum muss der Wille denn auch "unbedingt" sein?

Der Wille zur Promotion ist sehr groß, aber der Wille nicht meine gesamten Zwanziger vor dem Schreibtisch zu verbringen ist ähnlich groß.

Daher versuche ich mir gerade Meinungen/Erfahrungen einzuholen um da vielleicht einen guten Kompromiss oder eine klare Entscheidung zu finden.
Nobby1



Anmeldungsdatum: 19.08.2019
Beiträge: 1547

Beitrag Nobby1 Verfasst am: 10. Jul 2022 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Mr.Inertia hat Folgendes geschrieben:
Okay also du sagst, dass sich durch eine 2-3 jährige Verzögerung meine Chancen nach der Promotion deutlich verschlechtern?

Ohne die Reise würde ich die Promotion mit 25 beginnen, mit Promotion würde ich sie mit 27/28 beginnen.


Das Gegenteil habe ich gesagt.
Als Kompromiss würde ich ein halbe Jahr chillen und dann ist auch gut und weiter geht's. Die Argumente der anderen Schreiber würde ich auch zu Herzen nehmen.


Zuletzt bearbeitet von Nobby1 am 11. Jul 2022 08:58, insgesamt einmal bearbeitet
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 11. Jul 2022 01:28    Titel: Re: Chance auf Promotion mit Lücke im Lebenslauf Antworten mit Zitat

Hallo,

Zitat:

Gleichzeitig habe ich den Lebenstraum für 2-3 Jahre auf Weltreise zu gehen und es scheint mir also würde es keinen besseren Zeitpunkt dafür zu geben als nach dem Studium.
Daher an dieser Stelle die bitte um eure Einschätzung: würde eine solche Lücke im Lebenslauf die Chance auf eine Promotion erheblich verschlechtern?

Ich empfehle, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht darauf zu schielen, was irgendwer irgendwann einmal darüber denken könnte. Man kann sich gerne beraten lassen, aber am Ende ist es Dein Leben, und Du stehst dafür gerade.

Wer einen guten Abschluss hat und sich menschlich nicht allzu dusselig anstellt, bekommt eine Promotionsstelle. Ob danach die wissenschaftliche Karriere ansteht, kannst Du dann entscheiden. Meine Begeisterung für eine wissenschaftliche Karriere hat immer mehr nachgelassen, je mehr ich über das Wissenschaftssystem gelernt habe. Wenn Du in der Promotion hervorragend bist und gute Verbindungen hast, steht danach einer Habilitation und einer Professur wenig im Weg. Ohne Professur wird es im Wissenschaftssystem aber auf Dauer ungemütlich, da sich häufig Zeitvertrag an Zeitvertrag anhängt. Die Karriere nach der Promotion jetzt zu planen, ist m. E. kaum möglich. Wenn Du es dennoch machen willst, wirst Du feststellen: Wer genau plant, irrt präziser. smile


Viele Grüße
Michael
Frankx



Anmeldungsdatum: 04.03.2015
Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 11. Jul 2022 09:35    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Meine Begeisterung für eine wissenschaftliche Karriere hat immer mehr nachgelassen, je mehr ich über das Wissenschaftssystem gelernt habe.


Gibt es außer dem Problem mit den Zeitverträgen weitere Kritikpunkte am Wissenschaftssystem?

Sind das "nur" nationale Probleme?

.
Nobby1



Anmeldungsdatum: 19.08.2019
Beiträge: 1547

Beitrag Nobby1 Verfasst am: 11. Jul 2022 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

Neben den reinen Wissenschaftsbereich sprich Universitäts- oder Institutsbetrieb gibt es ja noch die Industrie. Da verdient man meistens auch besser und Zeitverträge gibt es nur am Anfang. Eine Professur braucht man da auch nicht.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5041

Beitrag DrStupid Verfasst am: 11. Jul 2022 10:37    Titel: Antworten mit Zitat

Nobby1 hat Folgendes geschrieben:
Neben den reinen Wissenschaftsbereich sprich Universitäts- oder Institutsbetrieb gibt es ja noch die Industrie.


Da geht es allerdings anders zu, als an der Uni. In der Forschung versucht man Problemen auf den Grund zu gehen. In der Industrie macht man sich damit keine Freunde. Da gilt ein Problem als gelöst, wenn es nicht mehr auftritt.

Außerdem muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass man in der Industrie nicht in dem Fachgebiet arbeitet, für das man an der Uni ausgebildet wurde. Man kann schon froh sein, wenn die Arbeit überhaupt irgend etwas mit Wissenschaft zu tun hat.

Und was die Promotion betriff - die sollte man unbedingt abgeschlossen haben, bevor man in die Industrie wechselt. Ich kenne etliche, die versucht haben, sie neben der Arbeit zu Ende zu schreiben, aber niemanden, der das geschafft hat.
Steffen Bühler
Moderator


Anmeldungsdatum: 13.01.2012
Beiträge: 7242

Beitrag Steffen Bühler Verfasst am: 11. Jul 2022 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

Nur mal kommentarlos ein paar Worte von Heiko Mell, der dies vor vielen Jahren in den VDI-Nachrichten schrieb:
Zitat:
Die Arbeitgeber übrigens ziehen Bewerber vor, die nach dreizehn Jahren für das Abitur und sechs Jahren Studium nun darauf brennen, sich in der Praxis zu bewähren, statt eine Erholungspause von ein paar Jahren einzulegen. Bei der Gelegenheit: Erholung wovon? Praxis ist viel(!) anstrengender als Studium. Wer nach letzterem ausspannen müßte, sagte damit, daß er nach jedem Jahr Berufstätigkeit neun Monate Urlaub braucht.
...
Arbeitgeber bevorzugen in der Regel (nichts gilt je in 100 % aller Fälle, dazu sind Menschen zu verschieden im Denken und Handeln) einen Berufseinsteiger, der ... nicht so überdeutlich Privates vor Berufliches stellt. Und bei dem man nicht zittern muss, was bei ihm als Nächstes kommt. Wer seinen ganzen Berufsweg gefährdet, um einem Hobby nachzugehen, wird wohl - das dürfen Arbeitgeber denken - auch sonst im beruflichen Alltag die falschen Prioritäten setzen ("Nein, Chef, heute Abend kann ich nicht an der Besprechung teilnehmen, ich gehe zum Kegeln.").
...
"Darf man sich denn niemals einen Traum erfüllen, wann sollte ich dann ein solches Projekt angehen?", könnte man fragen. Nun, es ist das Schicksal von Träumen, dass viele davon unerfüllt bleiben. Aber es geht z. B. nach der Berufstätigkeit sowie vor Abschluss des Studiums (Studenten bekommen einen gewissen "Rabatt" für ungewöhnliche Handlungen; eine Verlängerung des Studiums würde weniger kritisch gesehen als die "Arbeitsverweigerung" eines fertigen Akademikers).

Viele Grüße
Steffen

Edit: noch etwas ergänzt.


Zuletzt bearbeitet von Steffen Bühler am 11. Jul 2022 17:50, insgesamt 3-mal bearbeitet
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5041

Beitrag DrStupid Verfasst am: 11. Jul 2022 11:27    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Bühler hat Folgendes geschrieben:
Nur mal kommentarlos ein paar Worte von Heiko Mell, der dies vor vielen Jahren in den VDI-Nachrichten schrieb:


Der Haken liegt bei "vor vielen Jahren". Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich dramatisch verändert. Unternehmen suchen gerade so verzweifelt nach Fachkräften, dass sie praktisch jeden nehmen. Noch ein ein paar Jahre Auszeit und einer gemütliche Promotion später kann das natürlich wieder anders aussehen. Deshalb sollte man sich überlegen, warum man promovieren will. Nur zur Verbessergun der Berufsschancen macht es momentan wenig Sinn.
Nobby1



Anmeldungsdatum: 19.08.2019
Beiträge: 1547

Beitrag Nobby1 Verfasst am: 11. Jul 2022 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Da geht es allerdings anders zu, als an der Uni. In der Forschung versucht man Problemen auf den Grund zu gehen. In der Industrie macht man sich damit keine Freunde. Da gilt ein Problem als gelöst, wenn es nicht mehr auftritt.


Stimmt hundertprozentig. Hab ich selbst so erlebt. Zeit ist Geld eben. Jedoch kam die Jammerei als das Problem nach einem halben Jahr wieder auftrat.

Zitat:
Außerdem muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass man in der Industrie nicht in dem Fachgebiet arbeitet, für das man an der Uni ausgebildet wurde. Man kann schon froh sein, wenn die Arbeit überhaupt irgend etwas mit Wissenschaft zu tun hat.


Auch das ist manchmal so. Ist manchmal auch besser. Wenn es einem nicht gefällt muss er den Job ja auch nicht machen.
Nils Hoppenstedt



Anmeldungsdatum: 08.01.2020
Beiträge: 2019

Beitrag Nils Hoppenstedt Verfasst am: 11. Jul 2022 16:28    Titel: Antworten mit Zitat

Meine zwei Cent: man sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass die Zeit kurz nach dem Studium wahrscheinlich die einzige ist, indem solche Vorhaben wie mehrjährige Weltreisen realisieren kann. Sobald man in Lohn & Brot ist, ist damit erstmal Schluss. Die nächste Gelegenheit ist dann erst wieder im Ruhestand.

- Nils

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Mathefix



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Beitrag Mathefix Verfasst am: 12. Jul 2022 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Zumindest in den Naturwissenschaften sind 2-3 Jahre eine Ewigkeit. Wenn Du in dieser Zeit fachlich nicht am Ball bleibst, bist Du weg vom Fenster. Welcher Prof. nimmt Dich dann als Doktoranden in seinen AK auf?
Auch für die Industrie bist Du nicht up to date.
Alles eine Frage der Prioritäten und Lebensplanung. Die Entscheidung kann Dir keiner abnehmen.

Soltest Du eine Hochschullaufbahn anstreben, bedenke, dass sich an die 3-4 Jahre Promotion (natürlich mit summa) ein Postdoc von 2 Jahren und eine Habilitation bzw. Juniorprofessur von ca- 4-5 Jahren anschliesst.
Mit den 3 Jahren Auszeit wärst Du dann 38 Jahre alt. Deine Top Mitbewerber um die raren Professorenstellen sind ca. 34 Jahre alt und stehen nicht unter so grossem Zeitdruck. Auf eine Stelle bewerben sich oft 20-30 Leute; 6-8 werden zum "Vorsingen" eingeladen, drei kommen auf die Berufungsliste und einer bekommt letztlich den Ruf.
Wenn Du keinen Ruf bekommst, stehst Du vor dem Nichts, denn für die Industrie bis Du als Anfänger zu alt und musst Dich mit Zeitverträgen an Unis durchschlagen - entwürdigend.
Hochschullaufbahn ist riskant, übeleg Dir das gut.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 12. Jul 2022 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Frankx hat Folgendes geschrieben:

Gibt es außer dem Problem mit den Zeitverträgen weitere Kritikpunkte am Wissenschaftssystem? Sind das "nur" nationale Probleme?

Ich habe mir halt angeschaut, wer eine Professur bekommt, wer nicht, und was die Leute in ihrer Funktion als Professor wirklich gemacht haben. Mit Wissenschaft selbst hatte das wenig zu tun -- mehr schon mit Wissenschaftsorganisation.

Viele Grüße
Michael
Mathefix



Anmeldungsdatum: 05.08.2015
Beiträge: 5863
Wohnort: jwd

Beitrag Mathefix Verfasst am: 12. Jul 2022 17:42    Titel: Antworten mit Zitat

ML hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

Frankx hat Folgendes geschrieben:

Gibt es außer dem Problem mit den Zeitverträgen weitere Kritikpunkte am Wissenschaftssystem? Sind das "nur" nationale Probleme?

Ich habe mir halt angeschaut, wer eine Professur bekommt, wer nicht, und was die Leute in ihrer Funktion als Professor wirklich gemacht haben. Mit Wissenschaft selbst hatte das wenig zu tun -- mehr schon mit Wissenschaftsorganisation.

Viele Grüße
Michael


@Michael
Kenne ich aus meinem Umfeld anders. Hängt wohl auch von der Fachrichtung und der Uni ab.
Natürlich muss ein AK mit mehr als 30 Doktoranden und Postdocs gemanaged und finanziert (Drittmittel)werden. Wenn das Top Leute sind, arbeiten die allerdings sehr selbständig und sind häufig Stipendiaten. Der Prof. hat über 300 Publikationen und an die 300 wissenschaftliche Vorträge gehalten - er ist der Ideengeber.

Gruss
Mathefix
Nils Hoppenstedt



Anmeldungsdatum: 08.01.2020
Beiträge: 2019

Beitrag Nils Hoppenstedt Verfasst am: 12. Jul 2022 18:01    Titel: Antworten mit Zitat

Mathefix hat Folgendes geschrieben:
Auf eine Stelle bewerben sich oft 20-30 Leute; 6-8 werden zum "Vorsingen" eingeladen, drei kommen auf die Berufungsliste und einer bekommt letztlich den Ruf.


Und das auch nur, wenn alles fair abläuft. Es kann auch vorkommen, dass der Gewinner von Anfang an feststeht und der ganze Zirkus nur veranstaltet wurde, weil es sich um eine öffentliche Stelle handelt, die öffentlich ausgeschrieben werden muss.

Viele Grüße,
Nils

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Nils Hoppenstedt



Anmeldungsdatum: 08.01.2020
Beiträge: 2019

Beitrag Nils Hoppenstedt Verfasst am: 12. Jul 2022 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Mathefix hat Folgendes geschrieben:
Der Prof. hat über 300 Publikationen und an die 300 wissenschaftliche Vorträge gehalten - er ist der Ideengeber.


Das kenne ich wiederum anders. Die Physik-Profs an meiner Uni waren in erster Linie Netzwerkler, Drittmittelbeschaffer, Manager und haben ihre Gruppe nach außen zu präsentieren gewusst. Die Ideen kamen von den Doktoranden und Postdocs.

- Nils

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TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 12. Jul 2022 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Die Altersstruktur von oben kann ich in etwa bestätigen.

Da ich mit einem Postdoc und klarem Kandidaten für eine C2-Professur (inhouse) zusammengearbeitet habe und live mit ansehen durfte, wie er bis Mitte 40 exakt das blieb - Postdoc - bin ich mit knapp 30 in Richtung freie Wirtschaft abgebogen.

Von dem großen Lehrstuhl, an dem ich Diplomarbeit geschrieben habe - vier Professoren - haben‘s in den von mir überschaubaren Jahren zwei Kollegen geschafft, d.h. haben heute eine Professur. Alle anderen haben direkt nach dem Diplom oder spätestens nach der Promotion den gleichen Weg eingeschlagen wie ich.

Ich kenne beides - Manager des Forschungsbetriebes und echte inhaltliche Arbeit. Ersteres ist auch wichtig, wenn man sich in Richtung Postdoc orientiert und dabei den richtigen „Stallgeruch“ hat. Bei uns war das sicher gegeben, das Netzwerk vom Chef war schon sehr gut.

Ich will niemanden von der Karriere in der Forschung abraten, aber man muss wissen, dass man sich auf einen schmalen Grat begibt - beruflich, finanziell, privat / familiär.

Ein guter Freund von mir, der auch nach sechs (!) Jahren Promotion in die Industrie gegangen ist, hat auf die Frage, ob er die Physik nicht vermisst, geantwortet: „ja - die Physik wie sie hätte sein können …“

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Mathefix



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Beitrag Mathefix Verfasst am: 12. Jul 2022 21:04    Titel: Antworten mit Zitat

Nils Hoppenstedt hat Folgendes geschrieben:
Mathefix hat Folgendes geschrieben:
Auf eine Stelle bewerben sich oft 20-30 Leute; 6-8 werden zum "Vorsingen" eingeladen, drei kommen auf die Berufungsliste und einer bekommt letztlich den Ruf.


Und das auch nur, wenn alles fair abläuft. Es kann auch vorkommen, dass der Gewinner von Anfang an feststeht und der ganze Zirkus nur veranstaltet wurde, weil es sich um eine öffentliche Stelle handelt, die öffentlich ausgeschrieben werden muss.

Viele Grüße,
Nils


Es ist tatsächlich so, dass häufig ein Scheinprozess durchlaufen wird.
Ganz besonders dann, wenn unter den Bewerbern Frauen sind. Dann hat ein Mann praktisch keine Chance: Quote, Förderprogramme etc.
Das kann solche Blüten treiben: An der Humboldt-Universität, Berlin wurde eine Professorenstelle für Mathenmatik nicht besetzt, da unter den Bewerbern keine Frau war.

Beste Grüße
Mathefix
Mathefix



Anmeldungsdatum: 05.08.2015
Beiträge: 5863
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Beitrag Mathefix Verfasst am: 12. Jul 2022 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

Ich will niemanden von der Karriere in der Forschung abraten, aber man muss wissen, dass man sich auf einen schmalen Grat begibt - beruflich, finanziell, privat / familiär.


Ich stimme Dir in einigen Punkten zu. Im Wissenschaftsbetrieb ist der internationale Wettbewerb sehr gross und damit der Leistungs- und Ergebnisdruck enorm.
Allein, wenn man sieht, dass von dem renommierten Wissenschaftsjournal SCIENCE mehr als 90% der eingereichten paper abgelehnt werden.
Ist der Prof. weltweit engagiert, sitzt er abends nicht daheim auf dem Sofa.

Finanziell ist ein Spitzenlehrstuhl sehr gut ausgestattet: Das Einkommen ist frei verhandelbar, dazu kommen Einkünfte aus Nebentätigkeiten. Berücksichtigt man noch die Sicherheit des Arbeitsplatzes und die hohe Pension, kommt ein Prof. gut über die Runden.

Wie gesagt, der Weg dahin ist riskant und nur sehr wenige schaffen es.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18026

Beitrag TomS Verfasst am: 12. Jul 2022 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Mathefix hat Folgendes geschrieben:
Finanziell ist ein Spitzenlehrstuhl sehr gut ausgestattet: Das Einkommen ist frei verhandelbar, dazu kommen Einkünfte aus Nebentätigkeiten. Berücksichtigt man noch die Sicherheit des Arbeitsplatzes und die hohe Pension, kommt ein Prof. gut über die Runden.

Da widerspreche ich nicht.

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fizik



Anmeldungsdatum: 09.12.2021
Beiträge: 25

Beitrag fizik Verfasst am: 13. Jul 2022 10:33    Titel: Re: Chance auf Promotion mit Lücke im Lebenslauf Antworten mit Zitat

Mr.Inertia hat Folgendes geschrieben:
Hi,

Daher an dieser Stelle die bitte um eure Einschätzung: würde eine solche Lücke im Lebenslauf die Chance auf eine Promotion erheblich verschlechtern?


Solche und weitere Fragen (die Basics) -> Heiko Mell (ISBN 978-3642415470)

Mell ist der Profi, aber nur linear. Alles über der Stratosphäre: nichtlinear (= Politik)

Schöne Reise! (PS. Evtl. genügt 1 Jahr! Gestern ist der Dollar 1:1 mit Euro)
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