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Berufsaussichten und -möglichkeiten nach einem Physikstudium
 
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12-34



Anmeldungsdatum: 15.03.2018
Beiträge: 4

Beitrag 12-34 Verfasst am: 17. Sep 2018 20:39    Titel: Berufsaussichten und -möglichkeiten nach einem Physikstudium Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo, ich hätte ein paar Fragen zum Thema Physik-Berufe. Ich weiß es gibt viele Seiten dazu, aber alle Fragen konnte ich mir so noch nicht beantworten. Hoffentlich bin ich hier im Forum richtig gelandet. ;)

1. Ich habe oft gelesen / gehört, dass ein Physik-Bachelor allein kaum etwas wert ist; man müsste noch einen Master dranhängen oder so. Meine Frage ist nun, was eigentlich die Studenten machen, die für den Master nicht zugelassen werden oder diesen einfach nicht machen wollen? Haben sie dann die 3 Jahre "verschwendet"? Was für Möglichkeiten haben sie?

2. Eine andere Sache, die ich mitbekommen habe ist, dass viele (ca. 75%) nach dem Physikstudium in einem fachfremden Bereich arbeiten, z.B. IT, Unternehmensberatung, etc. Woher haben sie aber das nötige Wissen dazu? Es gibt ja immerhin z.B. Informatikstudenten, welche sich mehrere Jahre eben speziell mit Informatik befasst haben. Wie können die Physiker da mithalten?

3. Noch eine ziemlich ähnliche Frage: Was können eigentlich Absolventen (egal ob Bachelor, Master, Promotion, ...), die nicht wirklich an Forschung, Entwicklung oder Lehre interessiert bzw. nicht "gut genug" dafür sind, beruflich machen? Es gibt ja den bekannten Spruch, dass Physiker viel können, aber nichts wirklich gut. Wo hat man denn überhaupt realistische Chancen? Wäre es nicht gleich besser z.B. eine Ausbildung zu machen, sofern man kein Überflieger ist? Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass eine gut abgeschlossene Ausbildung i.A. besser ist, als ein mittelmäßiger Physikabschluss an der Uni (mit entsprechend mittelmäßigem Wissen und mangelnder praktischer Erfahrung)...

Entschuldigung für mein Unwissen und danke für jede Hilfe! :-)

Meine Ideen:
In diesem Fall macht der Abschnitt "Meine Ideen" wohl nicht wirklich Sinn, aber der Vollständigkeit halber:

1. Ausbildung; Studiengangwechsel (-> 3 Jahre größtenteils "verschwendet")?

2. Neben- bzw. Zweitstudium (wohl kaum...)?

3. Evtl. wird 1. und/oder 2. die Frage gewissermaßen beantworten?
Physicisto
Gast





Beitrag Physicisto Verfasst am: 18. Sep 2018 03:16    Titel: Antworten mit Zitat

Zu 1.: Ja.

Zu 2.: Das ist durchaus möglich. Speziell für die Informatik: Du kannst zum einen während des Physikstudiums Informatikmodule belegen. Zum anderen erwirbst Du bei bestimmten Spezialisierungsrichtungen automatisch Informatikkenntnisse. Zuletzt wären die Weiterbildungsmöglichkeiten zu nennen: Ein Parallelstudium zumindest zu einem Informatik-Bachelor ist tatsächlich nicht zu verachten. Wenn Du zum Beispiel Computational Physics machen willst, ist das auch extrem sinnvoll. Es gibt auch einige wenige Informatik Master-Programme in Deutschland (namentlich die der Unis Frankfurt und Heidelberg), in die Du mit moderaten Informatikkenntnissen im Umfang von vielleicht 30 Credit Points zugelassen wirst (das beantwortet übrigens auch Frage 1). Zum anderen lohnt hier ein Blick ins Ausland, vor allem ins Vereinigte Königreich: Dort gibt es auch einjährige Masterprogramme (Anmerkung: Masterprogramme im UK sind grundsätzlich einjährig), in die Du mit vorhandener Programmiererfahrung und einem guten Bachelor in einer hochgradig quantitativen Disziplin wie Physik zugelassen wirst und als Informatiker herausgehst (mit Kenntnissen, die für alle praktischen Zwecke denen eines Informatik-Bachelors entsprechen, was aber durchaus ausreicht, um eine Stelle zu finden). Speziell ist das Programm am University College London zu nennen. Zu beachten sind allerdings die hohen Studiengebühren (etwa 10.000 Pfund) und Lebenshaltungskosten.
Beliebt sind auch MOOCs. Ein komplettes Informatikstudium lässt sich eher nicht durch MOOCs ersetzen, aber vorhandene Informatikkenntnisse lassen sich damit erweitern. Ich habe erst kürzlich einen Lebenslauf der folgenden Art gelesen: Studium + Promotion in Mathematik (zu einem ganz und gar nicht informatik- oder sonst wie praxisbezogenen Thema), zwei Jahre Forschungsassistent. drei Kurse auf Coursera, dann Anstellung bei IBM als Data Scientist.

Zu 3.: Neben obigen Informatik-Varianten sind zu nennen:
- bei Spezialisierung in Experimentalphysik: Alles, wo diese Kenntnisse gefragt sind. Wenn Du Dich mit Laser- und optischen Systemen beschäftigt hast, wirst Du z.B. auch Stellen in der Chemie oder der Meteorologie oder in der Industrie als Entwicklungsingenieur finden. Für Theoretiker trifft das allerdings weniger zu.
- Unternehmensberatung: Bei McKinsey sind Physiker gern gesehen.
- Patentanwalt
- im Prinzip: Quereinsteiger Lehramt. Allerdings würden mich die widrigen Arbeitsbedingungen davon abhalten, diesen Gedanken ernsthaft zu verfolgen.
12-34



Anmeldungsdatum: 15.03.2018
Beiträge: 4

Beitrag 12-34 Verfasst am: 20. Sep 2018 00:55    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! :-)

Leider bin ich keiner, der gerne reist, noch kann ich mir solch hohe Studiengebühren leisten. Zusätzliche Informatikmodule kämen jedoch schon eher in Frage. Zwar bezweifle ich ein wenig, dass man so tatsächlich auf das Level eines Informatikstudenten kommen kann, aber ich kann da auch falsch liegen. MOOCs hören sich auch nicht schlecht an.

Deine Vorschläge bei 3. wären vielleicht auch in Ordnung. Ich frage mich aber (bzw. eher Dich oder die anderen Leser), wie viel man eigentlich aus so einem Physikstudium mitnehmen muss, um als Physiker arbeiten zu können? Ich weiß, die Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, vielleicht lässt sich aber dennoch etwas dazu sagen? Beispielsweise bei der Forschung/Entwicklung würde ich meinen, dass man sich schon mit dem entsprechendem Gebiet sehr gut auskennen sollte. Ich habe aber auch Meinungen gehört, dass das meiste einem schon gezeigt wird, wenn man anfängt zu arbeiten.
Bevor ich nämlich so ein Studium tatsächlich bis zum Master komplett durchziehe, würde ich gerne wissen, ob es sich für einen "Normalsterblichen" überhaupt lohnen würde, oder ob es nur noch weitere Zweifel aufbringen würde.

Nochmals danke!
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 20. Sep 2018 09:05    Titel: Antworten mit Zitat

12-34 hat Folgendes geschrieben:
Ich habe aber auch Meinungen gehört, dass das meiste einem schon gezeigt wird, wenn man anfängt zu arbeiten.

Nach der Argumentation braucht man ja gar keine Ausbildung irgendeiner Art zu machen ...
Zitat:

Bevor ich nämlich so ein Studium tatsächlich bis zum Master komplett durchziehe, würde ich gerne wissen, ob es sich für einen "Normalsterblichen" überhaupt lohnen würde, oder ob es nur noch weitere Zweifel aufbringen würde.

grübelnd Zweifel woran?
12-34



Anmeldungsdatum: 15.03.2018
Beiträge: 4

Beitrag 12-34 Verfasst am: 22. Sep 2018 01:11    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Nach der Argumentation braucht man ja gar keine Ausbildung irgendeiner Art zu machen ...

Das habe ich mir auch gedacht und es deswegen auch in Frage gestellt, zumindest was Berufe speziell im physikalischen Bereich angeht (F&E, etc.). Ich habe aber öfters gehört, dass es eben auch mehrere Berufe in anderen Bereichen geben soll, wo zwar ein Master (z.B. in Physik) vorausgesetzt/erwünscht wird, man aber weder den gelernten Stoff aus der Uni, noch sonst allzu viel zum Beruf wissen muss. Es geht dann wohl eher um die Fähigkeiten, die man im Studium erlangt hat, wie problemorientiertes Denken oder so.

Ich bin mir aber eben nicht sicher inwieweit das stimmt und welche Möglichkeiten man dann konkret hat.
Von den Noten her sollte bislang alles locker passen; und keine Sorge, ich habe auch nicht vor mich auf die faule Haut zu legen und zu erwarten, dass ich ohne jegliches Wissen problemlos einen Job bekomme. ;-) Dennoch hätte ich gerne einen konkreten Plan, bevor ich mich für den Master entscheide. Es wäre nämlich suboptimal, wenn ich 5 oder mehr Jahre studieren würde, dann aber nichts passendes oder gar überhaupt nichts finden würde (Das ist übrigens auch, was ich mit den Zweifeln gemeint habe, also ob dieser Weg tatsächlich der richtige für mich wäre).
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3399

Beitrag ML Verfasst am: 24. Sep 2018 00:14    Titel: Re: Berufsaussichten und -möglichkeiten nach einem Physikstu Antworten mit Zitat

Hallo,

12-34 hat Folgendes geschrieben:
1. Ich habe oft gelesen / gehört, dass ein Physik-Bachelor allein kaum etwas wert ist; man müsste noch einen Master dranhängen oder so. Meine Frage ist nun, was eigentlich die Studenten machen, die für den Master nicht zugelassen werden oder diesen einfach nicht machen wollen? Haben sie dann die 3 Jahre "verschwendet"? Was für Möglichkeiten haben sie?

Sie können sich einen Beruf suchen oder an einem anderen Ort oder an einem anderen Hochschultyp (FH, HTW) einen Master im gleichen oder einem verwandten Fach probieren.

Zitat:

2. Eine andere Sache, die ich mitbekommen habe ist, dass viele (ca. 75%) nach dem Physikstudium in einem fachfremden Bereich arbeiten, z.B. IT, Unternehmensberatung, etc. Woher haben sie aber das nötige Wissen dazu? Es gibt ja immerhin z.B. Informatikstudenten, welche sich mehrere Jahre eben speziell mit Informatik befasst haben. Wie können die Physiker da mithalten?

Sie haben beim Physikstudium denken gelernt und müssen nun mit etwas Fleiß das nachholen, was für den speziellen Beruf fehlt. So geht das auch den Informatikstudenten, bloß dass sie einige berufsspezifische Details schon kennen.

Zitat:

3. Noch eine ziemlich ähnliche Frage: Was können eigentlich Absolventen (egal ob Bachelor, Master, Promotion, ...), die nicht wirklich an Forschung, Entwicklung oder Lehre interessiert bzw. nicht "gut genug" dafür sind, beruflich machen?

Weiter lernen oder was anderes machen. Ich finde Deine Frage zu unspezifisch, um da wirklich detailliert drauf eingehen zu können. Willst Du wirklich alle diffusen Zukunftsängste im Detail durchdenken? Das ergibt doch keinen Sinn. Du kannst Dir viele Horrorszenarien vorstellen mit allen möglichen Dingen, die nicht funktionieren. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass alle ungünstigen Ereignisse zur gleichen Zeit eintreten!?

Zitat:

Es gibt ja den bekannten Spruch, dass Physiker viel können, aber nichts wirklich gut.

Ja, so Sprüche sagen eben manche Leute, wenn sie auf der Party schlau klingen wollen. (Mir fiele da übrigens eine Sache ein, in der Physiker recht gut sind. Du darfst dreimal raten!)

Zitat:

Wo hat man denn überhaupt realistische Chancen? Wäre es nicht gleich besser z.B. eine Ausbildung zu machen, sofern man kein Überflieger ist? Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass eine gut abgeschlossene Ausbildung i.A. besser ist, als ein mittelmäßiger Physikabschluss an der Uni (mit entsprechend mittelmäßigem Wissen und mangelnder praktischer Erfahrung)...

Als guter Handwerker bist Du definitiv auch gefragt. Lerne, was Dir Freude bereitet. Du wirst es noch eine ganze Weile lang machen.


Viele Grüße
Michael
Informat
Gast





Beitrag Informat Verfasst am: 11. Aug 2019 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zu 2:

Auch Informatikabsolventen sind in der IT fachfremd (ähnlich wie Physiker), da man sich das Programmieren und die Softwareentwicklung selbst bei ringen muss, neben dem Studium.
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