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Physikstudium
 
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Mike4010
Gast





Beitrag Mike4010 Verfasst am: 02. Jan 2018 12:54    Titel: Physikstudium Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Seid gegrüßt,
ich beschäftige mich mittlerweile schon seit längerer Zeit auch außerhalb der Schule mit der Physik und habe darin eine Faszination gefunden. Da ich 2019 zur Matura (hoffentlich erfolgreich) antreten werde, stellt sich schon langsam die Frage was ich nach der Schule studieren will. Bisher ist das Physikstudium wirklich das einzige wo ich mir vorstellen kann genug Motivation dafür zu erbringen. Ein relativ großes Problem daran sind meine Mathematik-Kenntnisse. Bisher hatte ich kaum mehr Interesse in dieses Fach als ich haben muss um nicht darin zu versagen und bewege mich Notentechnisch meistens im Bereich 3-4. Das Lernen fällt mir nicht unbedingt leicht aber es ist auch nicht unmöglich, sprich mit genug Mühe konnte ich immer ein gewisses Verständnis und Können ausbilden. Mir fehlen einige Kompetenzen die ich einfach durch Desinteresse über die Jahre versäumt habe, ich wäre aber durchaus bereit Zeit und Mühe darin zu investieren das Ganze nachzuholen.

Nun stellen sich mir einige Fragen diesbezüglich:

1. Ist das Studium für mich geeignet? Muss ich ein Mathegenie von vornherein sein, lässt sich das versäumte noch nachlernen und erfolgreich sein? Reicht die Faszination zu der Physik als Motivation?

2. Wenn ja, gibt es Bereiche der Mathematik die in der Physik besonders oft vorkommen, ich also schon perfekt beherrschen sollte? Wie sollte ich mich dafür vorbereiten? Wie sollte ich mich generell auf das Physikstudium vorbereiten?

3. Welche Eigenschaften kommen mir in diesem Studium zugute? (z.B Geduld, Durchhaltevermögen etc.)

4. Wenn vom Physikstudium abzuraten ist, welche mathematisch etwas weniger anspruchsvollen aber vom Themenbereich ähnlichen Studienrichtungen würden in Frage kommen?

Ich bin für jede Antwort dankbar und würde mich über zahlreiche Meinungen freuen.
Danke im Voraus!


Meine Ideen:
Ideen? Sorry aber ich bin da ganz von euch abhängig. unglücklich
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3399

Beitrag ML Verfasst am: 02. Jan 2018 13:15    Titel: Re: Physikstudium Antworten mit Zitat

Hallo,

Mike4010 hat Folgendes geschrieben:

1. Ist das Studium für mich geeignet? Muss ich ein Mathegenie von vornherein sein, lässt sich das versäumte noch nachlernen und erfolgreich sein? Reicht die Faszination zu der Physik als Motivation?

Du brauchst sehr viel Mathematik im Physikstudium. Ein Genie musst Du nicht sein, aber eine Mathenote von 3-4 ist keine gute Voraussetzung.

Wenn Du ausreichend intelligent und fleißig bist, kannst Du die Mathekenntnisse aber aufholen.

Zitat:

2. Wenn ja, gibt es Bereiche der Mathematik die in der Physik besonders oft vorkommen, ich also schon perfekt beherrschen sollte?

Die gesamte Schulmathematik, insbesondere Differential- und Integralrechnung, ist eine Grundlage, ohne die das Studium sehr steinig wird. Es wird zwar im Studium alles "von null an" neu gelernt, aber die Geschwindigkeit ist sehr hoch.

Zitat:

Wie sollte ich mich dafür vorbereiten? Wie sollte ich mich generell auf das Physikstudium vorbereiten?

Gut im Mathematikunterricht aufpassen und eine Zielnote von gut bis sehr gut anstreben.
Mathematik-Vorkurs besuchen
Lerngruppen bilden

Zitat:

3. Welche Eigenschaften kommen mir in diesem Studium zugute? (z.B Geduld, Durchhaltevermögen etc.)

Vor allem Interesse an Physik und Mathematik. Geduld, Fleiß, Durchhaltevermögen usw. natürlich auch.

Zitat:

4. Wenn vom Physikstudium abzuraten ist, welche mathematisch etwas weniger anspruchsvollen aber vom Themenbereich ähnlichen Studienrichtungen würden in Frage kommen?

Technische Studiengänge (Elektrotechnik, Maschinenbau, Physikalische Technik, Medizintechnik, Informatik), evtl. auch an Fachhochschulen oder Berufsakademien.


Viele Grüße
Michael
Mike4010
Gast





Beitrag Mike4010 Verfasst am: 04. Jan 2018 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Antwort!
Ich habe mittlerweile begonnen mathematisches wissen der letzten Jahre aufzufrischen bzw. nachzuholen. Es geht voran nur teilweise recht langsam. Auch wenn das vielleicht etwas offtopic ist, extra einen neuen Thread bzw. in einem anderen Forum nachfragen erscheint mir auch sinnlos: In wie weit denkt ihr denn kann man sich mathematisches Verständnis aneignen? Dass das für jede Person unterschiedlich ist, ist mir bewusst, nur habe ich die Befürchtung, dass ich einfach zu unfähig dafür bin. Man hört ja auch öfters, dass mathematisches Verständnis teilweise angeboren ist etc. Teilweise muss ich mir Erklärungen zu bestimmten Formeln/Themen 10 mal durchlesen und Stunden darüber nachdenken bis sich langsam ein Sinn daraus ergibt. Bedenkt aber bitte, dass ich bis jetzt nie wirklich mehr als notwendig über das alles nachgedacht habe und in Mathematik recht faul war, Schande über mich.

P.S: Ich würde mich nach wie vor über Antworten zu den ursprünglichen Fragen freuen, wäre schön wenn da ein paar Meinungen zusammenkommen würden.
Lg, Mike
flo123
Gast





Beitrag flo123 Verfasst am: 05. Jan 2018 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,
also ich habe zwar Materialwissenschaften studiert, aber der Fokus des Studiums lag sicher auf bestimmten Bereichen der Physik und der Mathematik (Chemie, Elektrotechnik usw. waren auch Bestandteil, aber eher ergänzend).

Meiner Meinung nach kann man sich vieles aneignen. Mir wurde zu Schulzeiten geraten, Sprachen zu studieren, da ich da wohl ein Naturtalent bin. Ich finde Sprachen aber recht langweilig, die Physik hat mich immer interessiert und fasziniert. Hatte Physik LK und eine 4, Mathe eine 4. Also keine guten Voraussetzungen..

Mittlerweile bin ich fast fertig, habe den Master auf Englisch studiert und muss sagen, gerade die ersten Semester BA waren ziemlich hart, die Grundlagen auffrischen usw., aber wenn es dann ins Detail geht, dann weiß man, warum man es studiert hat.

Mathe lief im BA auch eher schlecht, aber dadurch, dass man es immer wieder anwendet, läuft es irgendwann. Bei uns war die Mathematik aber meist auch nicht zuuuu abstrakt, Integral-/Differentialrechnung, Matrizenrechnung, Taylor+Fourier usw., also so Ingenieursmathematik.

Ich denke immer, studiere lieber das was dir Spaß macht, bevor du später in deinem Job unglücklich bist. Bedarf u.U. mehr Arbeit und Fleiß, vor allem, wenn man so wie ich kein Naturtalent ist, aber die Mühe ist es denke ich wert.

Es muss ja auch nicht direkt (theoretische) Physik sein, es gibt viele Studiengänge, die interdisziplinär sind und vieles kombinieren. Dies kommt aber dann auch darauf an, was dich speziell interessiert. Mich hat immer die Quantenphysik interessiert. Mittlerweile auch die Astrophysik, aber man kann sich ja auch privat mit interessanten Dingen auseinander setzen und dabei Dinge lernen.


Ich denke also, wenn du das wirklich machen willst, dann tu es. Aber nutze die Zeit bis dahin, nicht vorhandenes Wissen aufzufrischen. Und ja, manchmal muss man sich eben Dinge 10 mal ansehen, aber wenn man es dann verstanden hat, dann passt doch alles. Es gibt nur wenige Naturtalente und mit anderen sollte man sich auch einfach nicht vergleichen.

Grüße
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 05. Jan 2018 12:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Mike4010,
ich studiere Physik seit dem WS 2017, d.h. ich habe noch kein Semester erfolgreich absolviert und meine Ansichten sind vlt. getrübt von übermäßigem Ehrgeiz, aber ich möchte meine "frischen" Erfahrungen (ist ein ganz schöner Roman geworden) dennoch mit dir teilen. Quasi "first hand information".
Allg.:
An meiner Uni machen Physikstudenten im ersten Semester 4 Vorlesungen; 2 davon sind Mathevorlesungen: Hier ist es wirklich total irrelevant, was du schon kannst und was nicht. In der Schule bringt man dir Rechnen bei, an der Uni Mathematik. Aber es ist wircklich extrem spannend. Mathematik kommt hier der formalisierten Logik, die sie ist, viel viel näher, als Schulmathematik (das was ich ein wenig abwertend "Rechnen" nenne) und das ist ziemlich cool. Big Laugh
Zu dem Physikanteil:
Ich habe meinen Entschluss ein Jahr früher gefasst als du, jedoch war der Prozess sehr ähnlich: Zunächst hatte ich einfach übermäßiges Interesse an der Physik, die mich bis dato eher abgeschreckt hat. Das kam daher, dass Themen total unverständlich/unvollständig erklärt wurden und ich verstehen wollte. So bekamm ich "Hass" auf die Schule, da sie Physik von einer völlig falschen Perspektive beleutete und begann mehr Wert auf mein Selbststudium anstatt Lehrinhalte zu legen. Es gibt so wichtige Prinzipen und Gedanken, die in der Schule nie beleutet werden. Da frage ich mich immer, was die Lehrer wohl für Studenten waren...
Nachdem ich mir also absolut sicher war, hatte ich noch circa ein Jahr bis Studienbeginn und weil ich den Willen hatte, habe ich angefangen möglichst jeden Tag zu rechnen. Ein paar Wochen klappte das gut, dann war mal wieder Pause, etc. (je nachdem wie der Schulaufwand es zuließ). Ich begann damit meine Zeit zu gewichten und in für mich unwichtigen Fächern wie Geschichte, auf Kosten guter Noten, Spektrum zu lesen oder über etwas Interessantes nachzudenken (Qualitative Physik). Ich habe mir den "Physik Metzler" gekauft und habe dort ein paar Kapitel durchgerechnet. Routine im Rechnen zu haben kommt mir jetzt SEHR zu Gute. Du wirst sicher eine Vorlesung haben, die "Rechenmethoden/mathematische Methoden der Physik" o.ä. heißt. Diese Vorlesung ist eigentlich die einzige, die dich rauswerfen kann. Aber auch hier wird man (auf Hausübungszetteln) mit Dingen konfrontiert, die in der Vorlesung zunächst nicht explizit genannt werden. D.h. alles was du brauchst um hier durchzukommen sind 2 Dinge: Ein wenig Routine/Erfahrung im Rechnen und deinen Ehrgeiz nach Dingen zu recherchieren, die du noch nicht kennst/noch nicht anwenden kannst. "Physiker können alles und was sie nicht können, können sie lernen, denn sie haben gelernt zu lernen." ~ mein Prof..
Ein Beispiel ist die Taylor-Reihe, die im "mathematischen Werkzeugkasten der Physik" einer hydraulischen Rettungsschere gleichkommt (schneidet alles weg, wenn's brennslich wird und rettet lokal das, was dich interessiert Augenzwinkern ). Ich hatte davon schon gehört und wusste was ich brauche (zuvor mathematischen Überblick verschaffen!), hatte aber keine Ahung, wie sie funktioniert. Nun musst du das tun, was du jetzt auch schon machst: recherchieren und dann anwenden lernen!
In der Schulzeit wusste ich auch nicht, ob ich das Zeug dazu habe; überall hört man, wie schwer und mathelastig dieses Studium sei. Aber das ist gar nicht wichtig. Alles was du mitbringen musst um letztendlich Durchzukommen sind Ehrgeiz und Ausdauer im Semester! Es kommt nur auf dein Mindset und deinen Willen an.
Man wird dich mit Übungszetteln überschütten und dich "zwingen" wirklich jeden Tag zu rechnen, also wirst du spätistens da Erfahrungen sammeln. Der Pianist lernt nicht Noten, er lernt spielen! Genauso lernst du nicht Physik, du übst sie. Das ist ein Prozess, du wirst nur gut, indem du das jeden Tag machst! Aber das heißt nicht, dass es anstrengend ist oder schwer, sondern das ist genau, was du willst. Physik ist nicht deine "Arbeit" oder das, was du lernst. Das ist eine Tätigkeit, eine (DIE eldeste) Einstellung zum Leben: Alles Wissen über die Existenz in ihrer Ganzheit zu erlangen, an vorderster Front das Unbekannte zu erforschen, d.h. Probleme lösen, die noch kein anderer lösen konnte! Du machst Physik nicht für einen Job (würg).
Long story short: Wenn du diese Motivation von der du sprachst ausbauen kannst (so wie ich es zur gleichen Zeit tat), musst du dir echt keine Sorgen machen. Big Laugh ABER wenn du beginnst Physik zu intensivieren, dann du musst dir wirklich zu 100% sicher sein, dass du das wirklich willst!!! Sonst wird das nichts. Die Motivation kannst du auch aus den viele Momenten schöpfen, in denen du für deine Anstrengungen belohnt wirst und beginnst Vorwissen in wirkliche Erkenntnis umzuwandeln.
Was ich in deiner Situation für am wertvollsten bewerte:
Überblick über Physik und Mathematik verschaffen. (Mögliche "Leitfragen" Was gibt es für Themengebiete? Wie sind sie entstanden? Welche Persönlichkeiten gibt es?) Bücher: Die großen Physiker und ihre Entdeckungen ~ Emilio Serge , Denksport Physik ~ Lewis C. Epstein
Klassische Mechanik rechnen und Intuition für physikalische Phänomene entwickeln. Bücher die ich empfehlen kann: Metzler Physik, Denksport Physik ~ Lewis C. Epstein
In der Phase, in der du dich auf den Abitur vorbereitest: Hol dir diese Stark Bücher mit Altklausuren und versuch so viele zu rechnen wie du kannst, dann unterfütter das mit Recherche-Sessions zu verwandeten Themen, die dich interessieren unabhängig davon, ob das im Lehrplan steht.

Wenn du merkst, dass deine Motivation dabei immer größer wird (kurze Momente der Frustration ausgenommen) dann herzlichen Glückwunsch, sie werden das Studium meistern.

MfG Michel
Mike4010
Gast





Beitrag Mike4010 Verfasst am: 07. Jan 2018 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für eure Erfahrungsberichte und Meinungen, ich konnte daraus wirklich Mut schöpfen.
Ich werde wohl eure Ratschläge befolgen und mein Hauptaugenmerk im Eigenstudium weiterhin auf Mathematik und Physik legen (habe mir Metzler Physik schon bestellt) um mir einen möglichst stabilen Grundstein bis zum Studium zu legen. Ich gehe mal davon aus, dass wenn ich die Physik auch aus mathematischer Sicht besser verstehen und interpretieren kann, das ganze noch interessanter wird. Man wird sehen was die Zeit bringt.
Auf jeden Fall noch einmal ein herzliches Danke an alle die hier ihre Meinung kundgetan haben, ich bin auch weiterhin noch für Tips, Meinungen, andere Erfahrungen etc. offen.

Mfg, Mike Thumbs up!
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