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Gutachten der DPG zum Karlsruher Physikkurs (KPK) - Seite 14
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Alter Physiker



Anmeldungsdatum: 15.04.2013
Beiträge: 55

Beitrag Alter Physiker Verfasst am: 05. Dez 2014 22:37    Titel: Re: Drehimpulsströme Antworten mit Zitat

## hat Folgendes geschrieben:
BaliJohn hat Folgendes geschrieben:
Im Karlsruher Physikkurs Band Mechanik wird behauptet, dass der Drehimpuls durch eine Antriebswelle strömen kann. Ist das wahr?


Ein Strom einer Größe ist die Ableitung der Größe nach der Zeit.


So primitiv ist der KPK dann doch nicht. Denn sonst würde man eine Beschleunigung als Geschwindigkeitsstrom bezeichnen.

Es funktioniert also nur bei extensiven Größen, die zusätzlich in einem Raumgebiet lokalisierbar sein müssen, so dass man eine Kontinuitätsgleichung angeben kann.
Systemdynamiker



Anmeldungsdatum: 22.10.2008
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Wohnort: Flurlingen

Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 05. Dez 2014 23:40    Titel: Bilanz Antworten mit Zitat

Zitat:
Es funktioniert also nur bei extensiven Größen, die zusätzlich in einem Raumgebiet lokalisierbar sein müssen, so dass man eine Kontinuitätsgleichung angeben kann.


Die Grösse muss bilanzierbar sein, aber nicht unbedingt erhalten bleiben. Eine Lokalisierbarkeit ist nur gefordert, wenn die Bilanz lokal formuliert wird. Aber schauen wir doch einmal etwas über die engen Grenzen der Physik hinaus http://www.mathworks.com/help/physmod/simscape/ug/basic-principles-of-modeling-physical-networks.html

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Herzliche Grüsse Werner Maurer
Felix86



Anmeldungsdatum: 26.11.2013
Beiträge: 189

Beitrag Felix86 Verfasst am: 02. Jan 2015 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

Gibt es eigentlich etwas Neues über die Auseinandersetzungen um den KPK? Ich habe bei den Naturwissenschaften leider keinen Einlick, aber haben bereits Kultusministerien oder Hochschulen Konsequenzen aus dem DPG-Gutachten gezogen? Wie ist denn mittlerweile die aktuelle "Politik" der Karlsruher Didaktiker?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18058

Beitrag TomS Verfasst am: 02. Jan 2015 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe nicht viel neues gehört; evtl. findest du hier etwas: http://www.scilogs.de/relativ-einfach/fachdidaktik-und-fachwissenschaft/
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Felix86



Anmeldungsdatum: 26.11.2013
Beiträge: 189

Beitrag Felix86 Verfasst am: 02. Jan 2015 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Tom, den Artikel kannte ich schon. Scheint wohl der atuellste Stand der Debatte zu sein.
Systemdynamiker



Anmeldungsdatum: 22.10.2008
Beiträge: 594
Wohnort: Flurlingen

Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 03. Jan 2015 10:54    Titel: Stand der Dinge Antworten mit Zitat

Die Debatte ist für die DPG soweit abgeschlossen, da die Mitgliederversammlung die Rücknahme des Gutachtens abgelehnt hat. Die Kultusministerien werden kaum reagieren, weil der KPK schwerpunktmässig nur in BW unterrichtet wird. Was in BW passiert, kann ich nicht sagen. Soweit ich informiert bin, geht es wie bisher weiter. Verlierer dieser Debatte ist die Didaktikgruppe der DPG, weil sie zu diesem Verfahren nicht einmal angehört worden ist.

Einige Ideen des Karlsruher Physikkurses werden zweifellos überleben. Dazu gehören:
1. mengenartige Grössen und ihre Potentiale
2. Energieformen (Gibbsche Fundamentalform)
3. Systematik: Bilanz, konstitutive Gesetze, Rolle der Energie
4. systemdynamisches Modellieren

Vielleicht ist das Gymnasium nicht der richtige Ort, um solche Ideen auszuprobieren. Im propedeutischen Unterricht an Hochschulen sehe ich ein viel grösseres Potenzial. Oder soll man mit angehenden Biologen weiterhin den Rollkörper auf der schiefen Ebene behandeln?

Ich selber werde keine weiteren Videos mehr zu diesem Thema produzieren, da ich mich in den bestehenden 27 Videos schon (zu) oft wiederholt habe: https://www.youtube.com/playlist?list=PL918XBsgASEnMhGxNb7asQMQo6IqTrxSW

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Herzliche Grüsse Werner Maurer
Felix86



Anmeldungsdatum: 26.11.2013
Beiträge: 189

Beitrag Felix86 Verfasst am: 03. Jan 2015 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

So wie ich das mitbekommen habe, hat der Aulis-Verlag des KPK auch aus dem Programm genommen und er ist nur noch online als download erhältlich.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18058

Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2015 18:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, das habe ich auch gelesen.

Interessant ist folgende Aussage:
Markus Pössel (17. Oktober 2014) hat Folgendes geschrieben:
Den im Netz befindlichen Materialien nach war wichtiger Auslöser, in dieser Form aktiv zu werden, die Wahrnehmung, dass da etwas durchgedrückt werden soll - Lehrer unter Druck gesetzt, den KPK zu benutzen; Vergleichstestfragen so verändert, dass der KPK auf diesem Wege in die Verbindlichkeit rutscht; KPK-Einflüsse auf die Bildungspläne. Jetzt kann man natürlich fragen, inwieweit diese Wahrnehmung berechtigt ist, aber mein Eindruck ist: ohne diese Wahrnehmung hätte es die DPG-Aktion in dieser Form nicht gegeben.

Meine Meinung ist auch, dass das Gutachten (so unprofessionell es im Einzelnen auch gehandhabt wurde) offensichtlich nur eine (ggf. in Teilen ungeschickte) Reaktion auf tieferliegende Gründe bzw. Vorgänge war. Sind diese aufgedeckt? ausdiskutiert? beseitigt? Ich denke nein. Ist die DPG mit ihren Fachgruppen und Arbeitskreisen dazu in der Lage? Welche Rolle spielt die Fachdidaktik noch in der DPG? Wenn eine untergeordnete, wie der Vorgang nahelegt, warum?

Der ganze Vorgang ist für mich nur ein Symptom eines tieferliegenden Problems.

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Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 03. Jan 2015 19:33    Titel: Antworten mit Zitat

@TomS, welche Gründe und Vorgänge meinst du? Meinst du prinzipielle Gründe bezüglich Lehrplangestaltung und Lehrerausbildung oder eher Fachliches?
Alter Physiker



Anmeldungsdatum: 15.04.2013
Beiträge: 55

Beitrag Alter Physiker Verfasst am: 03. Jan 2015 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

Felix86 hat Folgendes geschrieben:
Gibt es eigentlich etwas Neues über die Auseinandersetzungen um den KPK? Ich habe bei den Naturwissenschaften leider keinen Einlick, aber haben bereits Kultusministerien oder Hochschulen Konsequenzen aus dem DPG-Gutachten gezogen? Wie ist denn mittlerweile die aktuelle "Politik" der Karlsruher Didaktiker?


Herr Herrmann hat offenbar Informationen über den BW-Bildungsplan, die ihm garnicht gefallen:

http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/Bildungsplan_2016.html

Weiterhin hat Markus A. Dahlem auf scilogs das Thema "DPG-Fachverband Didaktik" angeschnitten:

http://www.scilogs.de/graue-substanz/didaktik-der-physik/

Wirklich neue Ideen findet man da allerdings nicht, außer dass Systemdynamiker unter dem Pseudonym "Werner Maurer" einen Kommentar hinterlassen hat.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18058

Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2015 23:12    Titel: Antworten mit Zitat

Alter Physiker hat Folgendes geschrieben:
Wirklich neue Ideen findet man da allerdings nicht ...

Doch, ich finde den Kommentar
W. Herzog (29. November 2014) hat Folgendes geschrieben:
Der Hauptvorwurf, den man dem KPK machen muss, ist, dass er kein zutreffendes Bild aktueller physikalischer Denk- und Vorgehensweisen vermittelt. Obwohl er vorgibt „Altlasten“ zu beseitigen, greift er auf längst überholte Vorstellungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück. Dazu gehört z.B. die „Verdinglichung“ abstrakter Konzepte, ...

sehr interessant:

http://www.scilogs.de/graue-substanz/didaktik-der-physik/#comment-13209

Wenn ich mir die Entwicklung der Physik der letzten 100 Jahre anschaue sowie die (schritthaltende) Wissenschaftstheorie und Naturphilosophie, dann kann ich da nur voll zustimmen.

Das waren u.a. auch meine Kritikpunkte im Zuge der Diskussion hier im Forum. Aber ich hatte den Eindruck, dass alles, was über Mechanik und Wärmelehre hinausgeht, (auch aber nicht nur) hier nicht wirklich diskutiert wird / werden kann (Interessanterweise enden Geschichtslehrbücher sowie didaktische Konzepte nicht mir dem Ende des 19. Jahrhunderts)

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18058

Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2015 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

Jayk hat Folgendes geschrieben:
@TomS, welche Gründe und Vorgänge meinst du? Meinst du prinzipielle Gründe bezüglich Lehrplangestaltung und Lehrerausbildung oder eher Fachliches?

Nein, die meine ich nicht (und kenne sie auch nicht).

Ich meine die Diskussion innerhalb der DPG sowie die nicht-Präsenz der Didaktiker als offizielles Gremium im Rahmen dieser Diskussion um den KPK.

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Alter Physiker



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Beitrag Alter Physiker Verfasst am: 05. Jan 2015 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

Der FV Didaktik war gefragt worden, war sich aber sicher, dass am KPK fachlich nichts auszusetzen sei und man nur über die Didaktik streiten könne.

Diese Position vertritt der Verband weitgehend noch heute, wobei jetzt bei vielen Didaktikern noch eine beleidigte Grundhaltung hinzugekommen ist.
Wenn man sich anschaut, worin die "Forschung" an den Didaktik-Instituten z.T. besteht, muss man zu der Überzeugung kommen, dass die Angst, die DPG könne ihre Investigation ausweiten, sicher zu einer Solidarisierungswelle geführt hat. Deshalb sind auch so viele Didaktiker dem Aufruf von Rincke gefolgt.
http://www.physik.uni-regensburg.de/forschung/rincke/Allgemeines/dpg-thesen-diskussion01.pdf

Man muss sich immer klar machen, dass der KPK als Rechtfertigung für beliebige (auch unvertretbare) didaktische Reduktionen dienen konnte.
Wenn dann noch in der Physik-Didaktik Leute tätig sind, die kein Physik-Fachstudium mit Abschluss vorweisen können, kann man ahnen, wohin die Reise geht.

Deshalb sind M. Tolans starke Worte in den "Nachrichten aus der Chemie" absolut nachvollziehbar.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 05. Jan 2015 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

Alter Physiker hat Folgendes geschrieben:
Deshalb sind auch so viele Didaktiker dem Aufruf von Rincke gefolgt.
http://www.physik.uni-regensburg.de/forschung/rincke/Allgemeines/dpg-thesen-diskussion01.pdf

Mir ist nicht so ganz klar, wie dieses Thesenpapier zu lesen ist. Wenn ich Adressat wäre, würde ich es nicht als offene, neutrale Einladung zu einem Dialog verstehen.

Alter Physiker hat Folgendes geschrieben:
Man muss sich immer klar machen, dass der KPK als Rechtfertigung für beliebige (auch unvertretbare) didaktische Reduktionen dienen konnte.
Wenn dann noch in der Physik-Didaktik Leute tätig sind, die kein Physik-Fachstudium mit Abschluss vorweisen können, kann man ahnen, wohin die Reise geht.

Diese Meinung höre ich immer wieder. Ich muss mich da zurückhalten, ich kann das nicht beurteilen. Aber es ist doch dann genau so, wie ich oben sagte: der Streit um den KPK ist evtl. nur ein Indiz für tieferliegende Probleme.

Alter Physiker hat Folgendes geschrieben:
DeshalbDeshalb sind M. Tolans starke Worte in den "Nachrichten aus der Chemie" absolut nachvollziehbar.

Wenn das so ist, wie du sagst, dann ist das absolut nachvollziehbar.

Ich wage jetzt mal als Außenstehende eine provokante These: "die" Fachphysiker sind der Meinung, dass "die" Didaktiker inkompetent im fachlichen Sinne sind, und dass sie damit automatisch auch für die Lehre disqualifiziert sind (ich kann niemandem Spanisch beibringen, wenn ich diese Sprache selbst nicht spreche); "die" ist damit bewusst überspitzt formuliert. Wenn dies so zutrifft, dann "schießen" die Fachphysiker natürlich gegen alles und jeden, auf den dieser Verdacht zutrifft. Und wenn dann der KPK instrumentalisiert wird, dann gerät er eben auch mehr ins Kreuzfeuer. Wollen die Fachphysiker also eigtl. viel mehr als nur die Abschaffung des KPK?

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Systemdynamiker



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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 05. Jan 2015 20:31    Titel: Grabenkriege Antworten mit Zitat

Die Fachdidaktiker hatten innerhalb der DPG nie eine hohe Wertschätzung. Deshalb hat sich hier eine neue Front aufgetan. Aber das hat primär nichts mit dem Gutachten zu tun. Das Gutachten ist das Werk langjähriger, erbitterter Gegner des KPK, die mit Hilfe der DPG einen entscheidenden Schlag gegen den KPK führen wollten, was formal auch gelungen ist. Weil das Gutachten dermassen unstrukturiert ist, unreflektiert Behauptungen und Unterstellungen formuliert und grobe Fehler enthält, wird es zu einem Bumerang für die DPG. Ich hoffe nur, dass ich dieses Schauspiel noch erleben darf.
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Herzliche Grüsse Werner Maurer
TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 05. Jan 2015 20:46    Titel: Re: Grabenkriege Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Weil das Gutachten dermassen unstrukturiert ist, unreflektiert Behauptungen und Unterstellungen formuliert und grobe Fehler enthält, wird es zu einem Bumerang für die DPG. Ich hoffe nur, dass ich dieses Schauspiel noch erleben darf.

Ich wiederhole es gerne: aus einem mangelhaften Gutachten darf man nicht auf einen qualitativ hochwertigen KPK schließen.

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Das Gutachten ist das Werk langjähriger, erbitterter Gegner des KPK ...

Und wenn das so wäre: woher mag das wohl kommen? Es gibt zumindest Stimmen, die behaupten, dass auch seitens der KPK-Befürworter mit durchaus unlauteren Mitteln gearbeitet wurde.

Man muss schon beide Seiten betrachten.

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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 05. Jan 2015 21:20    Titel: DPG Antworten mit Zitat

Es ging, geht und wird mir nie darum gehen, in diesem Forum über den KPK zu diskutieren. Dazu gibt es andere Kanäle. Es geht mir hier um die Frage, wie ein angesehener Fachverband einen derartigen Unsinn publizieren kann. Auch wenn der KPK fachlich falsch, didaktisch fragwürdig und pädagogisch verfehlt wäre, würde dies ein solches Gutachten nicht rechtfertigen. Als angesehener Fachverband, der angeblich die besten Physiker Deutsclands repräsentiert, darf man n i e m a l s einen derartigen Unsinn publizieren. Damit beschädigt die DPG auf Jahrzehnte hinaus den eigenen Ruf.
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Beitrag TomS Verfasst am: 05. Jan 2015 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht.

Nach inzwischen etlichen Monaten der Diskussion denke ich, es ist einfach ein blöder Streit über ein paar blöde Bücher. Und verbandsinterne Kleinkrämerei.

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Beitrag jh8979 Verfasst am: 05. Jan 2015 21:53    Titel: Re: DPG Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Auch wenn der KPK fachlich falsch, didaktisch fragwürdig und pädagogisch verfehlt wäre, würde dies ein solches Gutachten nicht rechtfertigen.

Das seh' ich (als ausgebildeter und halbwegs fähiger Physiker) anders.

Davon abgesehen geht es genau um dieses fachlich Falsche, didaktisch Fragwürdige und/oder pädagogisch Verfehlte. Glaubst Du ernsthaft es ist Zufall, dass der KPK in den USA nicht einmal ansatzweise diskutiert wird? Man mag von dem Land halten was man will, aber die Professoren (zumindest der unzweifelhaft guten Universitäten) sorgen sich schon darum ihren Studenten etwas vernünftig beizubringen...
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18058

Beitrag TomS Verfasst am: 06. Jan 2015 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Alter Physiker hat Folgendes geschrieben:
Deshalb sind auch so viele Didaktiker dem Aufruf von Rincke gefolgt.
http://www.physik.uni-regensburg.de/forschung/rincke/Allgemeines/dpg-thesen-diskussion01.pdf

Mir ist nicht so ganz klar, wie dieses Thesenpapier zu lesen ist. Wenn ich Adressat wäre, würde ich es nicht als offene, neutrale Einladung zu einem Dialog verstehen.

Und es sind kaum Fachphysiker darauf eingegangen.

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Die Fachdidaktiker hatten innerhalb der DPG nie eine hohe Wertschätzung. Deshalb hat sich hier eine neue Front aufgetan.

Diese Wahrnehmung trifft evtl. auf die DPG zu, nicht unbedingt auf die einzelnen Universitäten.

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Auch wenn der KPK fachlich falsch, didaktisch fragwürdig und pädagogisch verfehlt wäre, würde dies ein solches Gutachten nicht rechtfertigen.

Das seh' ich (als ausgebildeter und halbwegs fähiger Physiker) anders.

Das klingt so, als ob der Zweck die Mittel heiligt.

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jh8979
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Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 06. Jan 2015 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Auch wenn der KPK fachlich falsch, didaktisch fragwürdig und pädagogisch verfehlt wäre, würde dies ein solches Gutachten nicht rechtfertigen.

Das seh' ich (als ausgebildeter und halbwegs fähiger Physiker) anders.

Das klingt so, als ob der Zweck die Mittel heiligt.

... oder als ob ich die Aussage, dass dieses Gutachten so fehlerhaft und schlecht ist wie behauptet, einfach nicht teile smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 06. Jan 2015 00:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ich zitiere mich ausnahmsweise selbst, da mir mir immer klarer wird, welche Probleme ich (und wohl einige andere auch) mit der Darstellung haben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
... ich finde den Kommentar
W. Herzog (29. November 2014) hat Folgendes geschrieben:
Der Hauptvorwurf, den man dem KPK machen muss, ist, dass er kein zutreffendes Bild aktueller physikalischer Denk- und Vorgehensweisen vermittelt. Obwohl er vorgibt „Altlasten“ zu beseitigen, greift er auf längst überholte Vorstellungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück. Dazu gehört z.B. die „Verdinglichung“ abstrakter Konzepte, ...

sehr interessant:

http://www.scilogs.de/graue-substanz/didaktik-der-physik/#comment-13209

Wenn ich mir die Entwicklung der Physik der letzten 100 Jahre anschaue sowie die (schritthaltende) Wissenschaftstheorie und Naturphilosophie, dann kann ich da nur voll zustimmen. Das waren u.a. auch meine Kritikpunkte im Zuge der Diskussion hier im Forum. Aber ich hatte den Eindruck, dass alles, was über Mechanik und Wärmelehre hinausgeht, ... hier nicht wirklich diskutiert wird / werden kann


Aus dieser Perspektive mag es abgebracht sein, das Thesenpapier von Prof. Rincke

http://www.physik.uni-regensburg.de/forschung/rincke/Allgemeines/dpg-thesen-diskussion01.pdf

nochmals kritisch zu hinterfragen: Herr Prof. Rincke hebt darauf ab, dass der wesentliche Dissenz auf der epistemologischen und semantischen Ebene existiert. Dann stellen wir doch die sechste These auf:

Der KPK ist nicht in der Lage, eine der modernen Physik angemessene Begriffsbildung und Semantik zu entwickeln.

Letztlich ist das genau meine Meinung, die ich an Themen jenseits von Mechanik und teilw. Thermodynamik festmachen wollte. Und ich denke, viele Kritiker des KPK teilen diese Meinung. Evtl. lag der Fehler des Gutachtens genau darin, nach harten Fakten für die mangelhafte Eignung zu suchen, anstatt ihrem Bauchgefühl zu vertrauen und dies auch klar zu artikulieren: der KPK vermittelt nicht das Bild der Physik, das wir heute in der Forschung haben.

Und damit ist natürlich klar, dass sich Befürworters des KPKs der Unwissenheit bzgl. der modernen Physik verdächtig machen. Desweiteren ist klar, dass sie sich für eine weitere Diskussion disqualifizieren. Das trifft dann auch auf die Vertreter der Didaktik innerhalb der DPG zu, die zu einer anderen Meinung bzgl. des KPK kommen, bzw. die Kritik nicht nachvollziehen können.

Vielleicht wäre es ehrlich, diese These nochmal offen zu formulieren und zu diskutieren. Wohlgemerkt: es ist keine These, die man an harten Fakten festmachen kann.

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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 06. Jan 2015 06:36    Titel: Kontinuumsmechanik Antworten mit Zitat

Unter diesem Thread darf man auch über Gott und die Welt diskutieren. Vielleicht könnte man dazwischen wieder einmal über das Gutachten reden, das ja das eigentliche Thema ist.

Lest mal einen Standardtext zur Kontinuumsmechanik, z.B. G.M. Graf Konstinuumsmechanik (6.3 Impulssatz): http://www.itp.phys.ethz.ch/research/mathphys/graf/km.pdf

Dann nehmt Euch den Abschnitt I: Impulsströme in der Mechanik der Ergänzende Bemerkungen zum DPG-Gutachten über den Karlsruher Physikkurs vor: https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichung/stellungnahmen_gutachter/kpk-ergaenzung.pdf

Dann werdet Ihr folgendes feststellen:
1. Die Gutachter haben die Gravitation vergessen (nicht ganz unwichtig im Elementarunterricht).
2. Die Gutachter haben entweder den konvektiven Impulsstrom vergessen oder bilanzieren gegen ein körperfestes System.
3. ist weder im körperfesten noch im raumfesten Bilanzgebiet eine Impulsstromstärke.
4. Die Impulsbilanz oder eben das Grundgesetz lautet in etwas erweiterter Form . Deshalb muss zur Bestimmung der Einzelkraft nur über einen Teil der Oberfläche (Kraftangriffsfläche) integriert werden
5. ..

Wer einen derartigen Stuss ins Internet stellt, hat sich definitiv disqualifiziert. Das wäre schon vor hundert Jahren falsch gewesen. Nur hätte es damals einen Aufschrei unter den deutschen Physikern gegeben. Wenn ich Mitglied der DPG wäre, würde ich austreten oder zum Rückzug dieser Schreibe auffordern.

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Beitrag TomS Verfasst am: 06. Jan 2015 08:51    Titel: Re: Kontinuumsmechanik Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich Mitglied der DPG wäre, würde ich austreten oder zum Rückzug dieser Schreibe auffordern.

Ich bin seit einigen Jahren kein Mitglied der DPG mehr.

Wenn ich es wäre, würde ich mir überlegen, welches Signal ich damit aussende; es ist offensichtlich in unseren intellektuellen Umfeld und innerhalb der DPG schwierig, sowohl teilweise dem Gutachten, als auch teilweise dem KPK kritisch gegenüberzustehen. Ein Austritt aus der DPG würde also sicher bewusst anders und falsch verstanden werden, und das würde ich auch nicht wollen.

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Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 06. Jan 2015 09:01    Titel: Re: Kontinuumsmechanik Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Unter diesem Thread darf man auch über Gott und die Welt diskutieren. Vielleicht könnte man dazwischen wieder einmal über das Gutachten reden, das ja das eigentliche Thema ist.

Es ist schade, dass es dazu gekommen ist. Das eigtl. Thema sollte die Physik und deren Lehre sein. In welcher Form muss ich denn etwas vortragen, so dass du diesen Punkt zur Kenntnis nimmst?

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich zitiere mich ausnahmsweise selbst, da mir mir immer klarer wird, welche Probleme ich (und wohl einige andere auch) mit der Darstellung haben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
... ich finde den Kommentar
W. Herzog (29. November 2014) hat Folgendes geschrieben:
Der Hauptvorwurf, den man dem KPK machen muss, ist, dass er kein zutreffendes Bild aktueller physikalischer Denk- und Vorgehensweisen vermittelt. Obwohl er vorgibt „Altlasten“ zu beseitigen, greift er auf längst überholte Vorstellungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück. Dazu gehört z.B. die „Verdinglichung“ abstrakter Konzepte, ...

sehr interessant:

http://www.scilogs.de/graue-substanz/didaktik-der-physik/#comment-13209

Wenn ich mir die Entwicklung der Physik der letzten 100 Jahre anschaue sowie die (schritthaltende) Wissenschaftstheorie und Naturphilosophie, dann kann ich da nur voll zustimmen. Das waren u.a. auch meine Kritikpunkte im Zuge der Diskussion hier im Forum. Aber ich hatte den Eindruck, dass alles, was über Mechanik und Wärmelehre hinausgeht, ... hier nicht wirklich diskutiert wird / werden kann


Aus dieser Perspektive mag es abgebracht sein, das Thesenpapier von Prof. Rincke

http://www.physik.uni-regensburg.de/forschung/rincke/Allgemeines/dpg-thesen-diskussion01.pdf

nochmals kritisch zu hinterfragen: Herr Prof. Rincke hebt darauf ab, dass der wesentliche Dissenz auf der epistemologischen und semantischen Ebene existiert. Dann stellen wir doch die sechste These auf:

Der KPK ist nicht in der Lage, eine der modernen Physik angemessene Begriffsbildung und Semantik zu entwickeln.

Letztlich ist das genau meine Meinung, die ich an Themen jenseits von Mechanik und teilw. Thermodynamik festmachen wollte. Und ich denke, viele Kritiker des KPK teilen diese Meinung. Evtl. lag der Fehler des Gutachtens genau darin, nach harten Fakten für die mangelhafte Eignung zu suchen, anstatt ihrem Bauchgefühl zu vertrauen und dies auch klar zu artikulieren: der KPK vermittelt nicht das Bild der Physik, das wir heute in der Forschung haben.

Und damit ist natürlich klar, dass sich Befürworters des KPKs der Unwissenheit bzgl. der modernen Physik verdächtig machen. Desweiteren ist klar, dass sie sich für eine weitere Diskussion disqualifizieren. Das trifft dann auch auf die Vertreter der Didaktik innerhalb der DPG zu, die zu einer anderen Meinung bzgl. des KPK kommen, bzw. die Kritik nicht nachvollziehen können.

Vielleicht wäre es ehrlich, diese These nochmal offen zu formulieren und zu diskutieren. Wohlgemerkt: es ist keine These, die man an harten Fakten festmachen kann.

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Alter Physiker



Anmeldungsdatum: 15.04.2013
Beiträge: 55

Beitrag Alter Physiker Verfasst am: 06. Jan 2015 12:16    Titel: Re: Kontinuumsmechanik Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:

Lest mal einen Standardtext zur Kontinuumsmechanik, z.B. G.M. Graf Konstinuumsmechanik (6.3 Impulssatz): http://www.itp.phys.ethz.ch/research/mathphys/graf/km.pdf

Dann nehmt Euch den Abschnitt I: Impulsströme in der Mechanik der Ergänzende Bemerkungen zum DPG-Gutachten über den Karlsruher Physikkurs vor: https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichung/stellungnahmen_gutachter/kpk-ergaenzung.pdf

Dann werdet Ihr folgendes feststellen:
1. Die Gutachter haben die Gravitation vergessen (nicht ganz unwichtig im Elementarunterricht).
2. Die Gutachter haben entweder den konvektiven Impulsstrom vergessen oder bilanzieren gegen ein körperfestes System.
3. ist weder im körperfesten noch im raumfesten Bilanzgebiet eine Impulsstromstärke.
4. Die Impulsbilanz oder eben das Grundgesetz lautet in etwas erweiterter Form . Deshalb muss zur Bestimmung der Einzelkraft nur über einen Teil der Oberfläche (Kraftangriffsfläche) integriert werden
5. ..

Wer einen derartigen Stuss ins Internet stellt, hat sich definitiv disqualifiziert. Das wäre schon vor hundert Jahren falsch gewesen. Nur hätte es damals einen Aufschrei unter den deutschen Physikern gegeben. Wenn ich Mitglied der DPG wäre, würde ich austreten oder zum Rückzug dieser Schreibe auffordern.


Eine sehr gute Darstellung der Kontinuumsmechanik findet man in folgendem Buch:

Bartelmann, Feuerbacher u.a.: Theoretische Physik, S. 296 ff.

Das Buch hat auf Amazon bisher nur höchste Bewertungen erhalten.

Als "Bonsai-Professor" (eigene Aussage von Systemdynamiker über seine Tätigkeit in Winterthur) sollte man mit abwertenden Urteilen über renommierte Theoretiker an Elite-Universitäten zurückhaltend sein.

Im übrigen kann ich nur zum wiederholten Mal feststellen: die Gutachter haben sich bei den "Ergänzungen" streng an G. Falks Buch "Physik: Zahl und Realität" gehalten.
Dies kann man z.B. daran sehen, dass Gleichung ( 18 ) der Ergänzungen exakt der Gleichung (32) auf S. 71 in Falks Buch entspricht. Lediglich der Gauß'sche Satz wurde bei der Integration über das geschlossene Volumen angewandt.
Systemdynamiker



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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 06. Jan 2015 12:52    Titel: Urteil Antworten mit Zitat

Ich keine keinen der Gutachter persönlich und habe nur den Gerthsen (herausgegeben von Dieter Meschede) und das Skript eines andern Gutachters kurz angeschaut (dazu habe ich ja schon ein paar Videos gemacht: ). Aber ich kenn das Gutachten und die ergänzenden Bemerkungen. Und das ist dermassen ein Stuss, dass man das nicht einmal einem Bonsaiprofessor verzeihen würde.

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Beitrag Alter Physiker Verfasst am: 06. Jan 2015 12:56    Titel: Re: Kontinuumsmechanik Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:


Und damit ist natürlich klar, dass sich Befürworters des KPKs der Unwissenheit bzgl. der modernen Physik verdächtig machen. Desweiteren ist klar, dass sie sich für eine weitere Diskussion disqualifizieren. Das trifft dann auch auf die Vertreter der Didaktik innerhalb der DPG zu, die zu einer anderen Meinung bzgl. des KPK kommen, bzw. die Kritik nicht nachvollziehen können.



Man muss mit solchen Vermutungen vorsichtig sein. J. Meyn, ein dezidierter KPK-Anhänger, macht z.B. in Erlangen ganz solide Quanten-Optik für die Schule.

Ich würde aber eine Offenheit für nicht-orthodoxe Interpretationen der QM unterstellen. So wirbt z.B. O. Passon, Verfasser eines Buches über Bohm'sche Mechanik, auf seiner Web-Seite für den KPK.
TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 06. Jan 2015 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich muss man vorsichtig sein. Aber man muss auch einen Versuch wagen, das Gefühl der schweigenden, jedoch offensichtlich gegen den KPK abstimmenden Mehrheit zu ergründen.

Insofern halte ich auch meine o.g. These für einen Diskussionsanstoß:

Der KPK ist nicht in der Lage, eine der modernen Physik angemessene Begriffsbildung und Semantik zu entwickeln.

Ach ja, noch eine Anmerkung: es gibt genügend Beispiele dafür, dass derartige Diskussionen über Semantik, Bilder und Interpretation nicht auch das Herzstück ernsthafter Forschung sein können:
- Bohr vs. Einstein
- generell Interpretationen und Formulierungen der QM
- alternative Herleitung und Interpretation des Casimir-Effektes von Jaffe
- Diskussion über Sinn und Unsinn des Begriffs der "relativistische Masse" (Einstein, Okun, ...)
- kosmologische Rotverschiebung, alternative Interpretation mittels intergrierten, infinitesimalen kinematischen Dopplerverschiebungen
- virtuelle Teilchen

Der wesentliche Unterschied zur Diskussion über den Impulsstrom ist wohl der, dass die o.g. Themen mit Sachverstand und bzgl. wesentlicher Fragestellungen geführt werden und wurden. Dem gegenüber ist die Diskussion über Impulsströme eher banal.

Die o.g. Diskussionen zeigen aber auch, wie wenig Verstand auch hervorragende Physiker für diese Diskussionen aufbringen. Weil diese Themen nämlich häufig nicht mittels wahr/falsch, Experiment etc. diskutiert werden können. Man muss sich nur mal anschauen, welchen Blödsinn Physiker von Weltruf über virtuelle Teilchen verzapfen, sobald sie den Hörsaal verlassen und an ihren populärwissenschaftlichen Büchern schreiben.

Daraus folgt meine zweite, ergänzende These:

Fachphysiker können mit ihrem o.g. Bauchgefühl durchaus recht haben, und doch gleichzeitig in der Darlegung ihrer Argumente überfordert sein

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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 20. Jan 2015 11:28    Titel: Analyse des Gutachtens Antworten mit Zitat

Nun habe ich eine etwas ernsthaftere Analyse zum Gutachten und den ergänzenden Bemerkungen geschrieben. Mein Urteil bleibt aber vernichtend

https://t.co/bGpOvixwTj

Hier noch die Zusammenfassung:

"Das Gutachten der DPG zum Karlsruher Physikkurs ist formal mangelhaft, enthält fachliche Fehler, reisst Dinge aus dem Zusammenhang und zieht irrige Schlüsse. Die von den Gutachtern formulierte Argumentationskette, die aus der Koordinatenabhängigkeit in einer Darstellung auf die Nichtexistenz von leitungsartigen Impulsströmen schliesst, zeugt von einer erschreckenden Unwissenheit, findet man doch diese konduktiven Impulsströme in jedem Lehrbuch der Kontinuumsmechanik. Die nachgelieferten Erläuterungen für Fachkollegen glorifizieren die Newton’schen Gesetze, ohne sie umfassend zu formulieren und korrekt anzuwenden. Die zentrale, aber absurde Behauptung, dass zur Berechnung einer Kraft aus dem Spannungstensor immer über die ganze Körperoberfläche zu integrieren sei, ist die direkte Folge des durch die Experten mangelhaft formulierten Bewegungsgesetzes (2. New-ton‘sches Gesetz). Auch bei der Anwendung des 3. Newton’schen Gesetzes passiert ein unverzeihlicher Fehler, wird doch aus der Wechselwirkung zwischen einer Feder und einem Joch auf das Gleichgewicht der Feder geschlossen. Dass dieser Fehler mit dem Impulsstrombild hätte vermieden werden können, gehört wohl zur Ironie dieser Intrige."

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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 06. Feb 2015 21:26    Titel: Gibt es Impulsströme Antworten mit Zitat

Zwei Gleiter auf der Luftkissenbahn schwingen, getrieben durch Blattfedern und Gummiband, gegeneinander. Der Gesamtimpuls der beiden Körper bleibt gleich Null. Der Impuls der beiden Einzelkörper ändert sich dagegen andauernd. Weil der Impuls ein Erhaltungsgrösse ist, muss der Impuls im Gegentakt durch Blattfeder und Gummiseil ausgetauscht werden. Wieso haben die "Experten" der DPG damit ein Problem? Das ist doch grotesk!

Video dazu:Link gelöscht. Bitte das Forum nicht für Werbung missbrauchen. Steffen

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Stiller Haas
Gast





Beitrag Stiller Haas Verfasst am: 13. Apr 2015 21:18    Titel: Soll man das glauben? Antworten mit Zitat

In diesem Video (Youtube: Wechselwirkungsprinzip und die DPG) wird behauptet, dass die Gutachter der DGP das Wechselwirkungsprinzip nicht verstanden haben. Ist das möglich?
jh8979
Moderator


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Beitrag jh8979 Verfasst am: 13. Apr 2015 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Müssen wir diesen Quatsch hier immer aufwärmen?

Just let a dead horse die in peace...
Stiller Haas
Gast





Beitrag Stiller Haas Verfasst am: 13. Apr 2015 22:17    Titel: Tabu Antworten mit Zitat

Wieso diese Reaktion? Ist das ein Tabuthema?
jh8979
Moderator


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Beitrag jh8979 Verfasst am: 13. Apr 2015 22:18    Titel: Re: Tabu Antworten mit Zitat

Stiller Haas hat Folgendes geschrieben:
Wieso diese Reaktion? Ist das ein Tabuthema?

Ein Nervthema... Du kannst Dir die letzten 14 Seiten ja mal durchlesen... (plus den Quatsch in anderen Foren dazu)...
Systemdynamiker



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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 16. Jun 2015 16:18    Titel: Kraftfluss Antworten mit Zitat

Beim Stöbern in alten Aufsätzen habe ich etwas gefunden, das ich der geneigten Leserschaft dieses Forums nicht vorenthalten will. Es geht um Impulsströme in der Statik. Diesen Aufsatz habe 2006 geschrieben, also lang bevor das Gutachten der DPG veröffentlicht worden ist

https://www.academia.edu/13018907/Zur_Theorie_des_Kraftflusses

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Systemdynamiker



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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 11. Sep 2015 07:24    Titel: Flüssigkeitsbild Antworten mit Zitat

Fliesst Impuls vorwärts durch einen Körper, ist dieser auf Druck belastet; fliesst der Impuls rückwärts durch einen Körper, entsteht eine Zugbelastung. Diese Aussagen werden vom Gutachten der DPG als willkürlich und somit unwissenschaftlich dargestellt. Selbstverständlich kann man die Mechanik mit Hilfe der Tensorrechnung koordinatenfrei darstellen. Sobald aber konkrete Ergebnisse gefragt sind (z.B. ist die Beschleunigung grösser oder kleiner null?), kommt man um die Einführung eines Kooreinatensystems nicht herum. Und dann sind die oben aufgeführten Aussagen korrekt. Für eine eindimensionale Bewegung habe ich diese Frage in einem Video diskutiert: Link gelöscht. Bitte das Forum nicht für Werbung missbrauchen. Steffen
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as_string
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Beitrag as_string Verfasst am: 11. Sep 2015 10:22    Titel: Re: Flüssigkeitsbild Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Selbstverständlich kann man die Mechanik mit Hilfe der Tensorrechnung koordinatenfrei darstellen. Sobald aber konkrete Ergebnisse gefragt sind (z.B. ist die Beschleunigung grösser oder kleiner null?), kommt man um die Einführung eines Kooreinatensystems nicht herum. Und dann sind die oben aufgeführten Aussagen korrekt.

Das ist doch aber genau der Punkt: Du verstehst einfach nicht, warum es wichtig ist, zuerst eine koordinatenfreie Beschreibung zu haben und nicht schon in der grundlegenden Beschreibung von einem willkürlich definierbaren Koordinatensystem abhängig zu sein.
Das ist wie z. B. auch mit Einheiten: Ich muss doch physikalische Formeln in der Lage sein zu formulieren auch ohne ein bestimmtes Einheitensystem zugrunde legen zu müssen. Wenn ich dann konkrete Werte ausrechnen will, werden ich natürlich nicht drumrum kommen, doch irgendein Einheitensystem zu verwenden, aber das kann beliebig sein und meine Grundgleichungen bleiben davon völlig unberührt.

Und deshalb ist der Impulsstrom wie in der KPK definiert halt auch keine sinnvolle Art und Weise wie man Mechanik Schülern beibringen soll. Ich finde nämlich gerade am Anfang ist es sehr wichtig zu betonen, dass so etwas wie Koordinatensysteme eine willkürlich festlegbare Sache sind, die keinesfalls naturgegeben sind und man die Gesetze zwar unabhängig davon beschreiben kann, aber zum konkreten Ausrechnen gezwungen ist irgendein Koordinaten- und Einheitensystem zu verwenden. Diese Trennung ist doch fundamental wichtig für das Verständnis!

Gruß
Marco
Jayk



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Beitrag Jayk Verfasst am: 11. Sep 2015 10:35    Titel: Re: Flüssigkeitsbild Antworten mit Zitat

Systemdynamiker hat Folgendes geschrieben:
Für eine eindimensionale Bewegung habe ich diese Frage in einem Video diskutiert: https://www.youtube.com/watch?v=StF1xcyZikw


Welche Frage?
Zur Behauptung "Leider kennen die Experten der DPG die Navier-Stokes-Gleichung nicht, sonst hätten sie diese zitiert" verweise ich Dich auf das Bartelmann-Skript zur Mechanik. Es wirft natürlich die Frage auf, wieso Du sie bisher nicht zitiert hast (und suggeriert eine Antwort). Abgesehen von diesem polemischen Schlußwort kann ich nichts Neues erkennen.

Ich schreibe sie mal auf:


In einem Festkörper ist . Das eingesetzt, erhält man

.

Wie konnten die bloß die Impulsströme in dieser Gleichung übersehen...

Was ist eigentlich der aktuelle Stand? Hat man sich in BaWü endlich von diesem unglückseligen Physikkurs verabschiedet? Wurden die Lobbyisten aus dem Bildungsministerium entfernt?
Systemdynamiker



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Beitrag Systemdynamiker Verfasst am: 11. Sep 2015 11:54    Titel: Impulsbilanz Antworten mit Zitat

Herr Bartelmann mag in seinem Skript die Navier-Stokes-Gleichung zitiert haben (die steht ja auch in Wikipedia), in den ergänzenden Bemerkungen steht sie sicher nicht. Zudem enthält die Navier-Stokes-Gleichung in der ursprünglichen Form nur das viskose Reibungsgesetz. Der Festkörper reagiert aber statt mit viskoser Reibung mit Verformung. Deshalb darf man auf keinen Fall die von Jayk zitierte Form nehmen und dann die Geschwindigkeit als identisch null setzen. In der Regel geht man von einer vollständigen, lokalen Impulsbilanz aus, wie sie z.B. im folgenden Skript auf Seite 34 aufgeführt ist: http://www.itp.phys.ethz.ch/education/2007b/ss06/km/script.pdf . Da werden zwei Terme als Impulsstromdichte bezeichnet, wobei der eine Galilei-invariant (Spannungstensor als leitungsartige Impulsstromdichte) und der andere (konvektive Impulsstromdichte) nicht Galileit-invariant ist. Wenn man nun die Forderung nach koordinatenfreier Darstellung aufstellt, kann man sich fragen, wieso soll man die Betrachtung bezüglich eines ausgewählten Bezugssystems anstellen. Das ist genauso willkürlich wie die Wahl eines Koordinatensystems. Man könnte noch eine Stufe höher gehen und eine Lorentz-unvariante Form des Energie-Impuls-Tensors angeben.

Diese Theorien sind alle bekannt und ausgearbeitet. In der Didaktik geht es darum, diese Theorien in die Erfahrungswelt der Schüler und Studierenden zu transformieren. Und das ist letztendlich ein willkürlicher Akt. Mich stört nun die totalitäre Art der Experten, die wie die Glaubenskongregation der katholischen Kirche, nur eine einzige Interpretation, nämlich die historische, zulässt.

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Herzliche Grüsse Werner Maurer
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