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Keine Kopien -> klassische Welt?
 
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Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 05. Aug 2011 11:30    Titel: Keine Kopien -> klassische Welt? Antworten mit Zitat

Nach den moderneren Dekohärenztheorien kommt makroskopisches Verhalten durch umgebungsinduzierten Verlust der quantenmechanischen Interferenzfähigkeit zustande.

Nun kommt der Querdenker Smolin in "A real ensemble interpretation of quantum mechanics"
zu einem neuen nichtlokalen Denkansatz. Demnach hängen die quantenmechanischen Eigenschaften von der Häufgkeit der Objekte im Universum ab. Wasserstoffatome sind häufig, mit zunehmender Komplexität von Systemen nimmt deren Häufigkeit ab. Menschen sind in diesem Sinn "Unikate".

Smolin, bei conclusions:
Zitat:
Hence this proposal adresses the question as to why macroscopic systems do not have quantum properties. It is symply that if a system is sufficiently composite it has so many possble states that is has no copies in the universe. ... Quantum dynamics should fail both for systems that have no copies in the universe and for systems in states that are unique ...


Wenn ich Smolin richtig verstehe, warten auf Zeilinger interessante Dekohärenz Experimente. Er müßte die C60 Fullerene, die er in einem Mach-Zehnder-Interferometer zur Superposition gebracht hat, so dotieren, daß Sie in der Natur nicht vorkommen können um die Zahl möglicher Kopien signifikant zu senken. Dann wäre bei annähernd gleicher Systemgröße die Zahl der möglichen Zustände das Unterscheidungsmerkmal. Und die Dekohärenz (Übergang zum klassischen Verhalten) sollte, wenn ich Smolin richtig interpretiere (?), rascher erfolgen. Nach bisheriger Auffassung nimmt die Dekohärenz-Zeit mit der Masse und der Temperatur des Systems ab.

Ließe sich so etwas nachweisen, wäre es sicherlich eine Sensation. Kann hier jemand den technischen Teil beurteilen, bzw. weiß jemand mehr darüber? Ich habe woanders ergebnislos nachgefragt.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 05. Aug 2011 14:56    Titel: Antworten mit Zitat

Smolin ist in den letzten Jahren schon sehr spekulativ unterwegs ...

Was ich nicht verstehe ist, ob und wie folgende Fragestellung zu beantworten ist:

Gemäß der Dekohärenztheorie enstehen "klassische Zustände" bzw. "ausgezeichnete Zeigerzustände" durch die Dekohärenz, also des "Abwanderns der Kohärenz in die Umgebungsfreiheitsgrade". Wenn also zwei mögliche Zeigerzustände existieren, z.B. "rechts" und "links", dann erklärt die Dekohärenztheorie, dass wir eben immer genau einen davon sehen, und gerade keine Überlagerung.

Die Dekohärenztheorie erklärt jedoch nicht, ob und warum wir für ein konkretes Experiment gerade den einen und nicht den anderen sehen. Sie erklärt also das prinzipielle Auftreten des klassischen Verhaltens, nicht jedoch, welches klassische Verhalten.

Ein neuer Ansatz bzw. eine weitergehende Interpretation (die Dekohärenztheorie ist ja gerade keine Interpretation sondern eine "einfache" Anwendung des Formalismus) ist doch nur dann sinnvoll, wenn er mehr erklärt - tut er das?

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 05. Aug 2011 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ein neuer Ansatz bzw. eine weitergehende Interpretation (die Dekohärenztheorie ist ja gerade keine Interpretation sondern eine "einfache" Anwendung des Formalismus) ist doch nur dann sinnvoll, wenn er mehr erklärt - tut er das?

Mehr nicht, aber anders. Wenn ich Smolin recht verstehe, bietet er eine neue Erklärung zur Unterscheidung Quanten-/klassisches Verhalten an, die im Prinzip falsifizierbar ist.

Danach (s. Conclusions) beruhen die Gesetze der QM auf den vielen Kopien (copy dynamics), die die üblichen mikroskopischen Systeme Universum weit haben. Wenige oder keine Kopien impliziert dann folgerichtig makroskopisches Verhalten. Der Unterschied könnte sich in der Schärfe des Interferenzbildes zeigen, wenn man das Doppelspalt Experiment mit dotierten und nicht dotierten C60 Fullerenen macht.

Unverständlich ist mir, wie die Gesetze der QM 90 Jahre vor Smolin ohne dessen Einsicht richtig abgeleitet wurden.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 06. Aug 2011 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

OK, ich war auf der Suche nach etwas anderem.

Klingt jedenfalls interessant, da (prinzipiell) falsifizierbar.

Anm.: die QM wurde ohne jeglichen Bezug zu Materiewellen, Superposition und Interferenz u.a. von Heisenberg abgeleitet. Die Schrödingergleichung auf Basis der deBroglie'schen Materiewellen sowie die Interpretation der Wellenfunktion als Wahrscheinlchkeitsamplitude kam erst (kurze Zeit) später.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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