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Viele Welten, Beobachter und mein Bewusstsein
 
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Boardonfire



Anmeldungsdatum: 12.04.2021
Beiträge: 1

Beitrag Boardonfire Verfasst am: 12. Apr 2021 15:10    Titel: Viele Welten, Beobachter und mein Bewusstsein Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Die Quantenphysik postuliert ja die "Viele Welten Theorie". In jedem Moment entstehen unzählige Versionen deiner selbst und egal wie klein die Warscheinlichkeit für etwas ist, es wird eine Version davon geben. Angenommen man ist in einen Autounfall verwickelt: Entweder man überlebt oder stirbt. In einer Version trauern die Angehörigen in der anderen nicht. Ich selber habe schon oft unglaubliches Glück gehabt und bin nach wie vor Kerngesund. Heißt das, dass in den meisten Versionen meine Angehörigen um mich trauern? Ein Bekannter starb in einem Autounfall, in einer anderen Version muss er überlebt haben. Mein Bewusstsein hat sich dadurch von seinem gelöst, wir sind nicht mehr Teil der selben Wellenfunktion. Aber es gibt noch eine Version seines Bewusstseins. Wäre es denkbar, dass das Bewusstsein so zu sagen auf der Welle der sich stetig teilenden Welten surft, sich immer wieder teilt und wieder zusammen findet? Ist es überhaupt möglich zu sterben, also für sich oder nur für alle anderen?

Meine Ideen:
Ich weis das klingt schon sehr abgespaced und philosophisch und eine wirkliche Antwort darauf gibt es warscheinlich nicht. Ich selber verstehe diese Theorien, habe sie aber nicht richtig gelernt. Vielleicht kann mir jemand seine Gedanken dazu schildern, der mehr Ahnung von Quantenphysik und Bewusstsein hat.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18018

Beitrag TomS Verfasst am: 13. Apr 2021 07:58    Titel: Re: Viele Welten, Beobachter und mein Bewusstsein Antworten mit Zitat

Boardonfire hat Folgendes geschrieben:
Die Quantenphysik postuliert ja die "Viele Welten Theorie".

Das ist eine Interpretation der Quantenmechanik - von mehreren möglichen - die jeweils versuchen, eine Erklärungslücke zu schließen, das sogenannte Messproblem.

Boardonfire hat Folgendes geschrieben:
In jedem Moment entstehen unzählige Versionen deiner selbst und egal wie klein die Warscheinlichkeit für etwas ist, es wird eine Version davon geben.

Ja. Alle im quantenmechanischen Zustandsvektor kodierten Möglichkeiten sind gemäß dieser Interpretation tatsächlich realisiert. Die Interpretation verzichtet darauf, den sogenannten „Kollaps der Wellenfunktion“ zu postulieren.

Im Falle mikroskopischer Vorgänge erscheint uns das vertraut - siehe das Teilchen am Doppelspalt, das sozusagen beide Wege nimmt. Bei makroskopischen Vorgängen erscheinen uns die Konsequenzen dagegen bizarr - zwei gleichzeitig realisierte Varianten eines Beobachters, wobei jede die für sie jeweils zutreffende „welche-Weg-Information“ am Doppelspalt beobachten, oder eben weitere, daraus resultierende unterschiedliche Handlungen - wenn Spalt A, dann Mittagessen in der Pizzeria, wenn Spalt B, dann an der Dönerbude.

Boardonfire hat Folgendes geschrieben:
Angenommen man ist in einen Autounfall verwickelt: Entweder man überlebt oder stirbt. In einer Version trauern die Angehörigen in der anderen nicht.

Wenn in die Ursache des Autounfalls ein Vorgang auf Quantenebene mit zwei möglichen Resultaten involviert ist, dann wäre das eine Konsequenz.

Boardonfire hat Folgendes geschrieben:
Heißt das, dass in den meisten Versionen meine Angehörigen um mich trauern?

Man kann diese „Versionen“ nicht mathematisch zählen.

Der Punkt ist etwas verwickelt und noch umstritten. Angenommen, das Quantenexperiment mit zwei möglichen Resultaten liefert eine 90% Wahrscheinlichkeit für das Szenario, in dem du überlebst. Dann ist es mathematisch nicht zulässig, anzunehmen, es gäbe 9, 90, 900 oder 900... Welten in denen du lebst, und 1, 10, 100, 100..., in denen du stirbst. Es ist zunächst mal am einfachsten, die Situation vor dem Experiment wie folgt zu sehen: es wird zwei Welten geben, wobei du dich zu 90% in der einen wiederfinden wirst, zu 10% in der anderen. Sobald du dich dann in dieser einen wiederfindest, ist die andere für dich nicht mehr sichtbar oder beeinflussbar.

Jetzt könntest du jede dieser beiden Welten bzgl. weiterer Quantenexperimente, die mit dem o.g. Ausgang nichts zu tun haben und die evtl. nicht mal makroskopische Auswirkungen haben, weiter „unterteilen“. Z.B. wenn Spalt A, dann Mittagessen in der Pizzeria, wenn Spalt B, dann ebenfalls Mittagessen in der Pizzeria. Inwiefern du dies tust, ist in gewisser Weise subjektiv. Wenn du der Experimentalphysiker im Labor bist, würdest evtl. nur A und B zählen, ohne das jeweils als eigene „makroskopische Welt“ zu sehen.

Boardonfire hat Folgendes geschrieben:
Mein Bewusstsein hat sich dadurch von seinem gelöst, wir sind nicht mehr Teil der selben Wellenfunktion.

Die Quantenmechanik sagt nichts zu „Bewusstsein“. Aber sie sagt mathematisch ganz klar, dass es um eine einzige Wellenfunktion geht, die makroskopisch unterscheidbare Komponenten ausprägt, die alle realisiert sind, jedoch wechselweise unsichtbar und unbeeinflussbar.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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