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Was ist elektrische Spannung wirklich?
 
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Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 10. Feb 2017 17:38    Titel: Was ist elektrische Spannung wirklich? Antworten mit Zitat

Guten Tag, Willkommen

Zuerst zu meiner Person, da dies mein erster Beitrag ist und ihr wisst, mit wem ihr es zutun habt. Wen das nicht interessiert: einfach ein bisschen runterscrollen. Big Laugh
Ich beschäftige mich schon seit circa 2 Jahren intensiv mit Physik und allem was dazu gehört. Ich muss vorweg sagen, dass ich mir fast mein ganzes physikalisches Verständnis selbst aneignen musste, weil unser Bildungssystem vor allem in den Naturwissenschaften zu inkompetent ist, Lehrpläne so zu gestalten, dass Themen aufeinander aufgebaut sind und vollständig und absolut fachlich Korrekt dargestellt werden.
Ich bin grundsätzlich ein sehr neugieriger Schüler (momentan 12 Klasse) und leider können Lehrer auf viele meiner Fragen, die über den Unterricht hinausgehen aus zeitlichen Gründen oder weil sie selbst keine Antworten haben, nicht eingehen. Das ist sehr frustierend, wenn ich im Internet auch keine vollständigen Informationen finde. Ich freue mich deshalb schon sehr auf mein Physikstudium, von dem ich mir erhoffe, dass ich endlich Antworten bekomme. Man wird hier wahrscheinlich noch so manchen Beitag von mir finden.

Also nun zum eigentlichen Problem:
Ich habe zwar schon ein gutes Verständnis für den Elektromagnetismus bishin zur speziellen Relativität, aber trotzdem gibt es noch so manchen Begriff, dessen wahre Bedeutung mir noch verborgen bleibt bzw. so manche Einheit, die ich noch nicht richtig interpretieren kann. Einer davon ist die eigentlich ganz alltägliche elektrische Spannung, zusammen mit ihrer Definition.
Ich erkläre mir die Spannung bis jetzt wie folgt:

Eine elektrische Ladung Q erzeugt ein elektrisches Feld E. Das elektrische Feld ordnet jedem Punkt im Raum ein Skalar zu, dass die Stärke einer elektrischen Kraft F unabhängig von der Stärke der platzierten Ladung, auf die das Feld wirkt, anzeigt.
E=F/Q
Folglich gibt ein elektrisches Feld die Kraft pro Ladung an.

Damit eine Ladung in einem elektrischen Feld (nicht entlang einer Äquipotentiallinie) verschoben wird, muss man entweder Energie aufwenden oder es wird Energie frei. Nach der Definition der Energie ist sie das Wegintegral der Kraft F über einen Weg s bzw. das Skalarprodukt dieser beiden Vektoren. Somit ist die freiwerdende bzw. benötigte Energie W für eine Ladungsverschiebung:
W=Fs=EQs

Nun macht man etwas ähnliches, wie bei der Einführung des elektrischen Feldes, bei dem man die Kraft losgelöst von der Stärke Ladung über den Raum betrachtet. Man betrachtet auch die Energie losgelöst von der Stärke der Ladung über den Raum und definiert diese als elektrisches Potential (Phi). Man hat also äquivalent zu einem Feld, dass einem die Karft pro Ladung anzeigt ein weiteres Feld, dass einem die Energie pro Ladung anzeigt: Das Potentialfeld.
(Phi)=W/Q=Es da W=EQs
Dieses Potential ist ein wenig seltsam. Die Bedeutung der beiden Gleichungen erschließt sich mir noch nicht ganz. Hilfe

Und an dieser Stelle wird einfach gesagt eine Differenz zweier Potentiale eine Spannung U ist, also die Energie pro Ladung, die aufgewendet werden muss oder die frei wird, wenn eine Ladung um einen Weg innerhalb eines elektrischen Feldes verschoben wird. (?)
Beispiel: Wir platzieren eine Ladung ein einem elektrischenn Feld und lassen sie los: Die Ladung verliert ihr Potential und die Spannung zwischen dem Ausgangsort und dem Punkt, an dem sie sich zu den Zeitpunkten einer Messung befindet, wird in mechanische Energie umgewandelt, je nachdem wie stark die Ladung ist.
(Klassisches Beispiel ist immer: In einem homogenen elektrischen Feld zwischen zwei Kondensatorplatten mit dem Abstand d ist z.B. das maximale Potential:
(Phi,max)=E mit s=d
Die Spannung zwischen den beiden Potentialen der Kondensatorplatten im Potentialfeld ist (Phi,max)-(Phi0)=Ed-0=U)

Und an dieser Stelle nehmen alle meine Informationsquellen an, dass geklärt wäre, was eine Spannung ist. Jedoch scheinen sich eine Spannung in einem elektrischen Feld und die Spannung in einer elektrischen Schaltung zu unterscheiden.
Die Spannung in einer Schaltung ist unabhängig von der Länge der Kabel, obwohl das nach E*s nicht der Fall sein dürfte (bei gleichem Gesamtwiderstand trotz zusätzlicher leiterlänge) und wenn die Definition der Spannung aus der Betrachtung des Potentialfeldes und die Spannung in einer Schaltung wirklich das gleiche sind, dann müsste die Position eines Verbrauchers in einer Schaltung eine Auswirkungen auf dessen Energiezufuhr haben, da die Ladungen, die sich im Leiter bewegen, also die Elektronen, einen weiteren Weg zurückgelegt haben, bis sie am Verbraucher ankommen und nach W=EQs mehr Energie haben.
Ich weiß auch das man es hier mit konservativen Kräften zu tun hat. Also, dass die verrichtete Arbeit nur vom Anfangs- und Endpunkt der Bewegung abhängig ist. Also muss der Weg, der durch den Leiter zu z.B. einer Glühbirne eine Auswirkung darauf haben, wie hell sie ist (unabhängig vom höheren Gesamtwiderstand). Aber es ist allgemein bekannt, dass das totaler Quatsch ist und es vollkommen egal ist, ob ich eine Glühlampe weiter am Plus- oder Minuspol schalte.
Ein weiteres Problem: Angenommen wir haben eine Kugel aus leitendem Material und reiben z.B. eine PVC-Stange an ihr, um negative Ladung auf die Kugel zu befördern, dann hat diese eine Spannung!?? Und je nachdem wie hoch sie ist, sieht man bei einer Entladung durch die Luft einen Lichbogen bzw. Blitz. Und obwohl eine Spannung eine Differenz in einem elektrischen Potential ist, kann eine Ladung, die ihr elektrisches Feld selbst erzeugt ein Potential haben? Hammer

Also bitte ich darum, meine Denkfehler aufzuklären und mir zu erklärt, was eine Spannung in einer Schaltung oder an einem Kondensator bzw. an einem Blitz wirklich ist. traurig
Ps.: Mir ist es sehr wichtig, dass alles fachlich korrekt ist und ich verzichte auf jegliche Art des Vergleichs. Ich möchte hier bitte nichts über Wasserfälle oder dergleichen lesen.( Kotzen ) Falls ich irgendwo Dinge falsch darstelle, bitte ich darum, so pedantisch zu sein wie möglich. Jedes kleine bisschen ist extrem wichtig, damit keine Missverständnisse aufkommen.

Ich freue mich schon darauf mit der Community darüber zu diskutieren.
Fröhlich

MfG Michel grübelnd
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 10. Feb 2017 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ein weiterer Gedanke:
Im Potentialfeld der Erde kann ich einen Objekt mit viel Gravitationspotentail von einem mit weniger unterscheiden, indem ich festselle, dass es sich höher befindet als das andere.
In einem elektrischen Potentialfeld kann ich genauso verfahren, also den Ort der Ladung betrachten und daraus das Potential ableiten. Wie kann ich jedoch in einer Spannungsquelle ein Elektron mit einem hohen elektrischen Potential von einem mit weniger unterscheiden?
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 10. Feb 2017 20:38    Titel: Re: Was ist elektrische Spannung wirklich? Antworten mit Zitat

Hallo,

Michel99 hat Folgendes geschrieben:
Eine elektrische Ladung Q erzeugt ein elektrisches Feld E. Das elektrische Feld ordnet jedem Punkt im Raum ein Skalar zu, dass die Stärke einer elektrischen Kraft F unabhängig von der Stärke der platzierten Ladung, auf die das Feld wirkt, anzeigt.

Dem Punkt im Raum wird ein Vektor zugeordnet, der das Verhältnis von Kraft und Ladung angibt, die auf eine Probeladung q ausgeübt würde, wenn die Probeladung denn da wäre.
Die Korrektur darin: Du sprachst von einem Skalar.


Zitat:
Und an dieser Stelle nehmen alle meine Informationsquellen an, dass geklärt wäre, was eine Spannung ist. Jedoch scheinen sich eine Spannung in einem elektrischen Feld und die Spannung in einer elektrischen Schaltung zu unterscheiden.
Die Spannung in einer Schaltung ist unabhängig von der Länge der Kabel, obwohl das nach E*s nicht der Fall sein dürfte (bei gleichem Gesamtwiderstand trotz zusätzlicher leiterlänge) und wenn die Definition der Spannung aus der Betrachtung des Potentialfeldes und die Spannung in einer Schaltung wirklich das gleiche sind, dann müsste die Position eines Verbrauchers in einer Schaltung eine Auswirkungen auf dessen Energiezufuhr haben, da die Ladungen, die sich im Leiter bewegen, also die Elektronen, einen weiteren Weg zurückgelegt haben, bis sie am Verbraucher ankommen und nach W=EQs mehr Energie haben.

Zunächst: Die Energie wird normalerweise nicht den Ladungen zugeordnet, sondern dem Feld. Die Energie ist auch da, ohne dass Du eine Probeladung zum Messen hinhältst.

Nun die Sache mit dem Zuleitungskabel: Innerhalb der Leitung gilt , wobei die Stromdichte (Strom pro Querschnittsfläche) ist und die spezifische Leitfähigkeit des Metalls.
Bei endlichem Strom und größer Leitfähigkeit wird verdammt klein, idealerweise also , so dass das Linienintegral über E entlang der Leitung auch näherungsweise null ist.

Wenn Du also mit einem Voltmeter die Spannung zwischen zwei Punkten der Schaltung misst, so ist das Messergebnis (näherungsweise) unabhängig von der Länge der Zuleitung.

Zitat:

Ein weiteres Problem: Angenommen wir haben eine Kugel aus leitendem Material und reiben z.B. eine PVC-Stange an ihr, um negative Ladung auf die Kugel zu befördern, dann hat diese eine Spannung!??

Ja. Die Kugel ist letztlich so etwas wie ein Kondensator gegenüber der Erde (oder im freien Raum: gegenüber dem Unendlichen). Ein Kondensator ist ja letztlich nicht viel mehr als zwei gegeneinander isolierte, leitfähige Flächen, zwischen denen sich ein E-Feld ausbildet.

Zitat:

Und je nachdem wie hoch sie ist, sieht man bei einer Entladung durch die Luft einen Lichbogen bzw. Blitz. Und obwohl eine Spannung eine Differenz in einem elektrischen Potential ist, kann eine Ladung, die ihr elektrisches Feld selbst erzeugt ein Potential haben? Hammer

Das Potential ist dem Raum zugeordnet. Die Ladung kann sich an einem Ort mit einem bestimmten Potential befinden.


Viele Grüße
Michael
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 11. Feb 2017 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hey, Wink
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Gott ich habe nochmal intensiv über die Antworten nachgedacht und ein paar Sachen sind mir noch nicht ganz verständlich:

1.Problem:
Zitat:

Nun die Sache mit dem Zuleitungskabel: Innerhalb der Leitung gilt , wobei die Stromdichte (Strom pro Querschnittsfläche) ist und die spezifische Leitfähigkeit des Metalls.
Bei endlichem Strom und größer Leitfähigkeit wird verdammt klein, idealerweise also , so dass das Linienintegral über E entlang der Leitung auch näherungsweise null ist.


Heißt das, dass es bei elektrischer Leitung in Metallen kein elektrisches Feld innerhalb des Metalls gibt? Und deshalb gibt es dann auch keinen Spannungsabfall. grübelnd
Bei elektrischer Leitung durch Ionen in Elektrolytlösungen fällt dann also eine Spannung ab, weil die Ionen nicht so beweglich sind wie Elektronen in Metall und ein stärkeres elektrisches Feld angelegt werden muss, damit sie sich bewegen können. Und in Verbrauchern bzw. Bauteilen sind die Elektronen dann auch nicht so beweglich und es gibt folglich ein stärkeres elektrisches Feld, wodurch es zu einem Spannungsabfall und Energieumwandlung kommt, z.B. zu Licht oder Wärme.
Und deshalb ist Halbleitertechnik auch so wichtig, weil man Dank der Dotierung Felder innerhalb eines Leiters elektrische Felder erzeugen kann. Was mit "normalen" Leitern nicht mäglich ist.
Klingt verständlich. Thumbs up!
Aber was bringt dann die Elektronen im Leiter dazu sich zu bewegen, wenn praktisch kein elektrisches Feld in ihm vorhanden ist? Hilfe
[Spekulative Hypothese: Bewegen sich die Elektronen in der Zuleitung dann aufgrund von einer Art Diffusionsstrom, weil sich die Elektronen an einem Verbraucher bewegen und die andern deshalb "nachrücken" müssen? Sie werden ja im Leiter nicht durch elektrische Felder bewegt.]
________

Zitat:

Zunächst: Die Energie wird normalerweise nicht den Ladungen zugeordnet, sondern dem Feld. Die Energie ist auch da, ohne dass Du eine Probeladung zum Messen hinhältst.

Das Potential ist dem Raum zugeordnet. Die Ladung kann sich an einem Ort mit einem bestimmten Potential befinden.


Ach ja, keine Ladung ohne Potential. (In maxwells Gleichungen ist eine Ladung ja sogar auf Basis des Feldes definiert und nicht umgekehrt, also sind die Felder grundlegender als die Ladungen, die sie erzeugen.)

2.Problem:
Zitat:

Ja. Die Kugel ist letztlich so etwas wie ein Kondensator gegenüber der Erde (oder im freien Raum: gegenüber dem Unendlichen). Ein Kondensator ist ja letztlich nicht viel mehr als zwei gegeneinander isolierte, leitfähige Flächen, zwischen denen sich ein E-Feld ausbildet.


Hier habe ich noch ein Problem, was den Zeitpunkt und die Länge des Funkens betrifft:
Zum Funkensprung kommt es, wenn das Ddielektrikum -also Luft- in unserem Kondensator bestehend aus PVC-Stange und Metallkugel seine Isolierende Fähigkeit verliert. Also sobald die Elektrische Feldstärke zwischen den beiden Kondensatoren größer-gleich der Durchschlagsfeldstärke ist. Die Durchschlagsfestigkeit von Luft ist ca. 1MV/m^2.
Wenn wir nun die beiden Ladungen zu Beginn weit voneinander entfernt haben, dann ergibt sich eine Kapazität von:
C(B=Beginn)=e0 eR A/d(B)=Q/U(B)
Es gibt noch keine Entladung über die Luft, weil das elektrische Feld nach:
E(B)=U(B)/d(B)
zwischen den Kondensatoren zu schwach ist. Jetzt führen wir die Ladungen zueinander hin und es kommt beim Abstand d(E=Entladung) zu einem Stromfluss durch die Luft. Das elektrische Feld muss also bis auf die Durchschlagsfeldstärke angewachsen sein. Die elektrische Feldstärke berechnet sich wieder nach:
E(E)=U/d(E) > E(B)=U/d(B).
Die Kapazität des Kondensators hat sich auch erhöht:
C(B)=e0 eR A/d(B) < C(E)=e0 eR A/d(E) und nach C=Q/U muss dann folgendes gelten:
U(B)=Q/C(B) > U(E)=Q/C(E)
Hier ergibt sich für mich ein Widerspruch: Der Abstand d wird zwar kleiner, was ein stärkeres elektrisches Feld erzeugt, aber die Spannung müsste entweder konstant bleiben oder zunehmen, aber sie nimmt proportional zum Abstand ab - was logisch ist, wenn man die Definition des Potentials nach (Phi)=E s berücksichtigt -, das heißt, dass das elektrische Feld beim Zusammenführen der Kondensatorplatten nicht stärker wird, also dürfte es auch zu keinem Funkensprung kommen. Aber aus der Praxis wissen wir, dass sehrwohl ein Lichtbogen erzeugt wird, wenn man die Ladungen näher zusammenrückt. Hilfe

ich hoffe, dass ich auf die hier dargestellten Probleme auch wieder eine so gute Antwort bekomme, Big Laugh

MfG Michel
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 11. Feb 2017 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Michel99 hat Folgendes geschrieben:

Heißt das, dass es bei elektrischer Leitung in Metallen kein elektrisches Feld innerhalb des Metalls gibt? Und deshalb gibt es dann auch keinen Spannungsabfall. grübelnd
[...]
Aber was bringt dann die Elektronen im Leiter dazu sich zu bewegen, wenn praktisch kein elektrisches Feld in ihm vorhanden ist? Hilfe

Im Leiter ist ein geringes E-Feld vorhanden, das den Stromfluss verursacht. Das geringe Feld reicht aus, weil der Leiter dem Stromfluss nicht viel Widerstand entgegensetzt.

Die Energie fließt übrigens nicht im Leiter, sondern zwischen den Leitern.
http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/publication/ajp/Poynting_transformer.pdf

Zitat:

Ach ja, keine Ladung ohne Potential.

Es gibt E-Felder, die keine Potentialfelder sind. Ich wäre ein wenig vorsichtig mit derart pauschalen Aussagen.

Zitat:

(In maxwells Gleichungen ist eine Ladung ja sogar auf Basis des Feldes definiert und nicht umgekehrt, also sind die Felder grundlegender als die Ladungen, die sie erzeugen.)

Nach Maxwell gilt für den Begriff "grundlegender" ein "weder ... noch". Die Felder erzeugen keine Ladungen, und die Ladungen erzeugen keine Felder. Die Ladungen sind allerdings von Feldern umgeben. Wenn Du Ladungen verschiebst, dann verändern sich die Felder. Und die Information über die Veränderung des Feldes breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus.

Zitat:

Hier ergibt sich für mich ein Widerspruch: Der Abstand d wird zwar kleiner, was ein stärkeres elektrisches Feld erzeugt, aber die Spannung müsste entweder konstant bleiben oder zunehmen, aber sie nimmt proportional zum Abstand ab - was logisch ist, wenn man die Definition des Potentials nach (Phi)=E s berücksichtigt -, das heißt, dass das elektrische Feld beim Zusammenführen der Kondensatorplatten nicht stärker wird, also dürfte es auch zu keinem Funkensprung kommen.

Hier musst Du, glaube ich, genauer definieren, unter welchen Randbedingungen Du die Kondensatorplatten zueinander fügst.
Hängen sie an einer Spannungsquelle, dann sorgt die Spannungsquelle dafür, dass die Spannung immer konstant bleibt und lädt ggf. den Kondensator bei Ännäherung der Platten nach. Oder sind die Platten isoliert? Dann steht die Ladung fest. Oder herrschen noch andere Bedingungen?


Viele Grüße
Michael


Zuletzt bearbeitet von ML am 12. Feb 2017 00:59, insgesamt 2-mal bearbeitet
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 11. Feb 2017 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Hier musst Du, glaube ich, genauer definieren, unter welchen Randbedingungen Du die Kondensatorplatten zueinander fügst.
Hängen sie an einer Spannungsquelle, dann sorgt die Spannungsquelle dafür, dass die Spannung immer konstant bleibt und lädt ggf. den Kondensator bei Ännäherung der Platten nach. Oder sind die Platten isoliert? Dann steht die Ladung fest. Oder herrschen noch andere Bedingungen?

Die Ladung Q bleibt konstant. Die Platten werden im Abstand d(B) geladen und dann isoliert bis zum Abstand d(E) zueinander bewegt.
Also vergrößert sich die Kapazität beim Zusammenführen und bei konstanter Ladung wird die Spannung dann nach U(E)=Q/C(E) kleiner sein, als im Zustand mit d(B).
Das kann aber nicht sein, da das elektrische Feld größer werden muss. geschockt
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 12. Feb 2017 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Michel99 hat Folgendes geschrieben:

Die Ladung Q bleibt konstant. Die Platten werden im Abstand d(B) geladen und dann isoliert bis zum Abstand d(E) zueinander bewegt.
Also vergrößert sich die Kapazität beim Zusammenführen und bei konstanter Ladung wird die Spannung dann nach U(E)=Q/C(E) kleiner sein, als im Zustand mit d(B).
Das kann aber nicht sein, da das elektrische Feld größer werden muss. geschockt


Plattenkondensator
Nehmen wir einen Plattenkondensator und halten

konstant.

Jetzt setzen wir
.
ein.

Es ergibt sich:


Das bedeutet:
.


Wirkung an Spitzen
Die Feldstärkenvergrößerung bei Annäherung hast Du also beim Plattenkondensator nicht. Du hast sie aber bei Spitzen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzenentladung

Viele Grüße
Michael
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 12. Feb 2017 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Zitat:

Wirkung an Spitzen
Die Feldstärkenvergrößerung bei Annäherung hast Du also beim Plattenkondensator nicht. Du hast sie aber bei Spitzen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzenentladung


Also liegt es eher daran, wie die Ladung im Raum verteilt ist und beim Zusammenführen zweier Ladungen, zwischen denen ein hohes Potential besteht, verdichten sich die Feldlinen entsprechend der "Form" und dadurch wird die Durchschlagsfeldstärke in dem Raum zwischen den Ladungen erreicht. Thumbs up!
_________

Zitat:

Es gibt E-Felder, die keine Potentialfelder sind. Ich wäre ein wenig vorsichtig mit derart pauschalen Aussagen.


Zum Beispiel bei einer elektromagnetischen Welle? Sonst ergibt sich durch Ladungstrennung doch immer ein Potentialfeld, stimmts? grübelnd
_________

Zitat:

Im Leiter ist ein geringes E-Feld vorhanden, das den Stromfluss verursacht. Das geringe Feld reicht aus, weil der Leiter dem Stromfluss nicht viel Widerstand entgegensetzt.

Die Energie fließt übrigens nicht im Leiter, sondern zwischen den Leitern.
http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/publication/ajp/Poynting_transformer.pdf


Danke für das Dokument! Also ist es so, dass das elektrische Feld in allen Leitern abhängig von kappa unterschiedlich stark ist. Umso größer der spezifische Widerstand umso größer das elektrische Feld und die Energie, die zwischen dem "Anfang und dem Ende des Bereiches" mit dem spezifischen Widerstand umgewandelt wird. Die Stromdichte ist also bei konstanter Spannung in allen "Teilen" einer Schaltung konstant?

MfG

Michel
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3390

Beitrag ML Verfasst am: 12. Feb 2017 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Michel99 hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Es gibt E-Felder, die keine Potentialfelder sind. Ich wäre ein wenig vorsichtig mit derart pauschalen Aussagen.


Zum Beispiel bei einer elektromagnetischen Welle? Sonst ergibt sich durch Ladungstrennung doch immer ein Potentialfeld, stimmts? grübelnd

Ladungstrennung allein führt zu einem Potentialfeld, genauso wie Gleichstrom in ruhenden Leitungen.

Sobald Du aber Wechselstrom verwendest, hast Du kein Potentialfeld mehr. Das merkst Du beispielsweise bei Spulen, die von Wechselstrom durchflossen werden.

Integrierst Du das E-Feld von Klemme 1 nach Klemme 2 und nimmst zur Integration den Weg durch den Draht, so kommt näherungsweise 0 heraus. (Das Thema hatten wir schon: im Draht ist E ungefähr gleich null).

Integrierst Du das E-Feld von Klemme 1 nach Klemme 2 und nimmst zur Integration den Weg durch die Luft, so kommt:

heraus.



Zitat:
Die Stromdichte ist also bei konstanter Spannung in allen "Teilen" einer Schaltung konstant?

In einem unverzweigten Stromkreis ist der Strom überall konstant, sagt man häufig. Das gilt aber nicht für die Stromdichte. Denn wenn Du den Leiter an einer gewissen Stelle dicker machst, verteilt sich der Strom einfach nur auf eine größere Querschnittsfläche. Die Stromdichte sinkt dadurch.

Bei hochfrequenten Strömen stimmt es aber auch nicht mehr, dass der Strom in einem unverzweigten Stromkreis überall gleich groß ist. Das hat letztlich direkt mit der Wellenausbreitung entlang der Leitung zu tun.

Schon bei Gleichstrom gilt ja, dass der Hinleiter eine Kapazität (Kondensator) gegenüber dem Rückleiter darstellt. Bei hochfrequenten Strömen kommt dann beispielsweise noch hinzu, dass ein vorne liegendes Leiterstück eine Kapazität gegenüber einem weiter hinten liegenden Leiterstück darstellt. So kann dann Ladung entlang der Leitung "zwischengespeichert" werden und wird nicht mehr einfach so "von vorne nach hinten" durchgeschoben.


Viele Grüße
Michael
Michel99



Anmeldungsdatum: 10.02.2017
Beiträge: 26

Beitrag Michel99 Verfasst am: 13. Feb 2017 20:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hey,
Zitat:

Sobald Du aber Wechselstrom verwendest, hast Du kein Potentialfeld mehr. Das merkst Du beispielsweise bei Spulen, die von Wechselstrom durchflossen werden.


An Wechselstrom hab ich in dem Zusammenhang gar nicht gedacht, aber es klingt vollkommen logisch.

Vielen Dank für deine Hilfe. Meine Fragen wurden für´s erste mehr als zufriedenstellend beantwortet! Gott
Auf Physikerboard hat man es wirklich mit kompetenten Leuten zu tun, die ihr Fach verstehen.
Tanzen
MfG

Michel Wink
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