RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Infrarot und Ultraviolett im Farbkreis
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Optik
Autor Nachricht
Patefachs



Anmeldungsdatum: 28.08.2022
Beiträge: 2

Beitrag Patefachs Verfasst am: 28. Aug 2022 23:42    Titel: Infrarot und Ultraviolett im Farbkreis Antworten mit Zitat

Liebe Forumsmitglieder,

gleich vorweg: Ich bin selber kein Physiker. Aber es gibt eine Frage aus der Physik, die mich sehr interessiert. Gut möglich, dass es für euch eine blöde Frage ist.

Es gibt ja das Farbspektrum mit allen Farben, die das menschliche Auge wahrnehmen kann. Dieses reicht von Violett auf der einen Seite bis Rot auf der anderen Seite. All diese Farben bilden einen Farbkreis, Violett schließt ja wieder an Rot an und ist eine Mischung aus Blau und Rot.

Nun gibt es aber auch andere Farben, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann: Zumindest Infrarot und Ultraviolett kann von bestimmten Tieren wahrgenommen werden. Ich stelle mir folgende Frage: Der Farbkreis kann ja kein Zufall sein. Nehmen wir an, man könnte durch ein Auge sehen, welches auch Ultraviolett und Infrarot sehen könnte. Müsste das nicht irgendeine Mischung aus Violett und Rot sein und sich damit im Farbkreis befinden? Oder ist dieser Farbkreis nur eine Wahrnehmung des menschlichen Auges. Dann könnte der Farbkreis um ganz andere Farben ergänzt werden. Oder gibt es noch eine andere Antwort, auf die ich nicht komme?

https://www.elmar-braig.de
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 29. Aug 2022 00:20    Titel: Antworten mit Zitat

Farbwahrnehmung ist ein sehr komplexes und schwieriges Feld, bei dem viele Aspekte mitspielen, die Farbwahrnemung nicht eindeutig machen.
Für mich ist dieses Kleid weiß-gold, auch wenn ich weiß, wie es in echt aussieht und dass andere dies auch anders sehen smile

Meine Vermutung zu Deiner Frage wäre, dass durch das Spektrum der Absorbtopn der Farbzapfen Mischungen aus Rot und Bau eben Violet ähneln, auch wenn Grün dazwischenläge. Vereinfacht: Bei Ultra-Blau/Nah-UV schläg der rote Zapfen mehr an als der Grüne. Die scheint durch Graphiken wie hier in die richtige Richtung zu gehen:
https://www.unm.edu/~toolson/human_cone_response.htm

Hier gibt es etwas detaillietere Antworten, ziemlich direkt auf Deine Frage:
https://physics.stackexchange.com/questions/122601/why-does-adding-red-light-with-blue-light-give-purple-light
https://en.wikipedia.org/wiki/CIE_1931_color_space
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 29. Aug 2022 08:35    Titel: Re: Infrarot und Ultraviolett im Farbkreis Antworten mit Zitat

Patefachs hat Folgendes geschrieben:
Der Farbkreis kann ja kein Zufall sein.


Doch, kann er. Wie jh8979 schon sagte, sind unsere roten Zapfen nicht nur für das untere Ende unseres sichtbaren Spektrums (also rot) sondern auch für das obere Ende (also blau) empfindlich. Dadurch schließt sich das Spektrum für uns zu einem Kreis. Dafür gibt es aber keinen zwingenden Grund. Das hat sich im Verlauf der Evolution einfach so ergeben. Es hätte ebensogut auch anders kommen können.

Um festzustellen, wie es bei anderen Spezies aussieht, muss man sich die spektrale Empfindlichkeit ihrer Zapfen ansehen.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 29. Aug 2022 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wir hatten das hier mal ausführlich und mathematisch diskutiert:

https://www.physikerboard.de/topic,65495,-farbe-frequenz.html

Jenseits aller sprachlichen Unstimmigkeiten gibt es drei Ebenen: a) das Spektrum des Lichts, b) einen Farbraum wie RGB, CMYK o.ä. und c) eine Farbwahrnehmung im Gehirn. Der Farbraum ist dabei ein mathematisches Modell unserer Farbwahrnehmung.

Die Komplexität steckt zunächst in der Abbildung von a) Spektren auf b) Farben im Farbraum. Das ist wohl durch die Evolution bedingt; Außerirdische können komplett andere Farbwahrnehmungen haben und verwenden dann einen vollständig anderen Farbraum, z.B. Oberflächen 7-dimensionaler Kugeln. Selbst wenn wir deren Abbildung und deren Farbraum mathematisch verstehen, hätten wir natürlich immer noch keine echte Vorstellung ihrer Farbwahrnehmung.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 29. Aug 2022 14:32    Titel: Re: Infrarot und Ultraviolett im Farbkreis Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Um festzustellen, wie es bei anderen Spezies aussieht, muss man sich die spektrale Empfindlichkeit ihrer Zapfen ansehen.


Hier habe ich etwas zu Goldfischen gefunden:

https://openscience.ub.uni-mainz.de/bitstream/20.500.12030/2475/1/485.pdf

Die haben zusätzliche Zapfen für UV-Licht. Aber auf Seite 4 sieht man, dass den roten Zapfen das für uns typische zweite Maximum bei kurzen Wellenlängen fehlt. Das obere Ende des Spektrums sieht für Goldfische nicht wie eine Mischung aus UV und rot aus, sondern es wird dort grau. Da gibt es also keinen Farbkreis.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 29. Aug 2022 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

Na ja, wie es für einen Goldfisch wirklich aussieht, werden wir wohl nie erfahren ;-)
_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 29. Aug 2022 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Na ja, wie es für einen Goldfisch wirklich aussieht, werden wir wohl nie erfahren ;-)


Wie die Farben für ihn aussehen, können wir zwar nicht wissen, aber wir können feststellen, welche Spektren für ihn gleich aussehen. Dazu müsste man die jeweilige Gehirnaktivität messen. Wenn die Aktivitätsmuster für hohes UV und UV+rot nicht gleich oder zumindest sehr ähnlich sind, dann gibt es für ihn keinen Farbkreis.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 29. Aug 2022 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Da stimme ich dir natürlich zu; man kann den Farbraum zumindest bin Teilen rekonstruieren.
_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Patefachs



Anmeldungsdatum: 28.08.2022
Beiträge: 2

Beitrag Patefachs Verfasst am: 01. Sep 2022 02:04    Titel: Danke! Antworten mit Zitat

Liebe Forumsmitglieder,

ich danke euch allen für eure Antworten. Ich gebe zu, dass mir manches schwer fällt zu verstehen (bin halt kein Physiker). Aber grob verstehe ich glaube ich schon das Wichtigste.
Frankx



Anmeldungsdatum: 04.03.2015
Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 02. Sep 2022 08:15    Titel: Antworten mit Zitat

Das menschliche Auge reagiert auf Wellenlängen von etwa 380 bis etwa 750 Nanometer.

Das bedeutet, dass sich die Wellenlänge vom roten Bereich zum anderen Ende im blauen Bereich hin etwa halbiert, bzw. die Frequenz sich verdoppelt.

Damit haben wir quasi eine Oktave im optischen Bereich.

So wie man ein akustisches Schwingungssystem auch mit der halben Frequenz der Eigenfrequenz anregen kann, kann man imho die Rezeptoren für "Blau" auch mit Licht der doppelten Wellenlänge (halbe Frequenz) anregen.

Ich vermute, damit erklärt sich auch, weshalb bestimmte Rezeptoren im Auge bei bestimmten Frequenzen wieder angeregt werden und sich der Kreis schließt.



.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 02. Sep 2022 08:31    Titel: Antworten mit Zitat

Frankx hat Folgendes geschrieben:
So wie man ein akustisches Schwingungssystem auch mit der halben Frequenz der Eigenfrequenz anregen kann, kann man imho die Rezeptoren für "Blau" auch mit Licht der doppelten Wellenlänge (halbe Frequenz) anregen.

Die Photorezeptoren absorbieren einzelne Photonen; eine Schwingung im klassischenen Sinne gibt es da nicht. Außerdem gibt es je Energiebereich / Absorptionsmaximum spezifische Photorezeptoren mit einen jeweils eigenen Sehfarbstoff; ein Photon der halben Energie wird also von einem anderen Rezeptortyp registriert.

Das „Registrieren eines Photons einer bestimmte Energie“ hat mit der „subjektiven Wahrnehmung einer bestimmten Farbe“ direkt praktisch nichts zu tun.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Frankx



Anmeldungsdatum: 04.03.2015
Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 02. Sep 2022 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin da kein Experte.
Zumindest wäre es ein bemerkenswerter Zufall, dass das sichtbare Spektrum gerade eine Oktave überspannt und sich die Seheindrücke an den Enden ähneln.



.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18062

Beitrag TomS Verfasst am: 02. Sep 2022 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Na ja, es handelt sich um ein Ergebnis der Evolution, also istcein gewisser Zufall sicher im Spiel.

Der sichtbare Bereich des Spektrums könnte auch etwas größer sein und das nahe IR sowie das nahe UV umfassen; ist ja bei anderen Spezies auch der Fall. Von daher halte ich die Oktave tatsächlich für Zufall.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sonnenstrahlung#/media/Datei%3ASonne_Strahlungsintensitaet.svg

Warum eine Frequenz mit einer bestimmte Farbwahrnehmungen verknüpft ist und wie sich daraus ein Farbraum ergibt, kann ich nicht sagen. Offenbar gibt es jedoch unterschiedliche Ausprägungen wie mehr oder weniger Grundfarben, geschlossene Farbkreise oder auch nicht … bei verschiedenen Spezies.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.


Zuletzt bearbeitet von TomS am 02. Sep 2022 12:09, insgesamt einmal bearbeitet
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 02. Sep 2022 12:09    Titel: Antworten mit Zitat

Frankx hat Folgendes geschrieben:
Zumindest wäre es ein bemerkenswerter Zufall, dass das sichtbare Spektrum gerade eine Oktave überspannt und sich die Seheindrücke an den Enden ähneln.


Der Goldfisch als Gegenbeispiel zeigt, dass das tatsächlich Zufall ist. Es hat sich im Laufe der Evolution als günstig oder zumindest nicht schädlich für unsere Vorfahren erwiesen. Dass das für uns sichtbare Spektrum eine Oktave überspannt, war dabei sicher kein Selektionskriterium.
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Optik