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Quantenverschränkung - nur zwei Würfel im Einklang?
 
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antonkremser



Anmeldungsdatum: 21.06.2018
Beiträge: 3

Beitrag antonkremser Verfasst am: 21. Jun 2018 12:22    Titel: Quantenverschränkung - nur zwei Würfel im Einklang? Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Ist es nicht möglich, dass zwei verschränkte Teilchen keine Verbindung zueinander haben, sondern dass diese Teilchen nur im Einklang synchronisiert "schwingen", wie zwei Würfel die sich synchron "drehen" und eine Messung ist nur die aktuelle Sicht darauf und jede Messung liefert ein anderes Ergebnis weil sich die Würfel ja "drehen", aber trotzdem liefern beide Würfel zur gleichen Zeit das gleiche Ergebnis weil sie ja synchron sind?



Meine Ideen:
Die Verschränkung an sich wäre dann nur, dass man zwei Teilchen in gleiche synchrone "Schwingung" versetzt.

Somit wäre das ganze auch nicht mehr spukhaft.

Die Frage ist ob man diese synchrone "Schwingung" bei einem Teilchen beeinflussen kann und man dies beim anderen bemerkt.

Leider verfüge ich nicht über das nötige Fachwissen, trotzdem interessiert mich dieses Thema und ich hoffe, dass man hier so eine Frage stellen darf.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18026

Beitrag TomS Verfasst am: 22. Jun 2018 13:49    Titel: Antworten mit Zitat

Man kann das in einen mathematischen Formalismus übersetzen, aus dem konkrete experimentell überprüfbare Vorhersagen folgen, die man inzwischen widerlegen konnte.

D.h. ein Bild rein im Kontext klassischer Begrifflichkeiten ist nachweislich falsch.

Einfaches Beispiel: wir präparieren zwei Photonen mit jeweils Spin Eins, gekoppelt zu einem Gesamtzustand mit Spin-Null:



Man kann nicht mehr davon sprechen, dass dieses Photon den Spin +1 hat, und jenes -1, sondern lediglich, dass ein Photon Spin +1 hat, das jeweils andere dann Spin -1.

Nun ist es jedoch so, dass die Ausrichtung des Spins anhand einer willkürlichen Achsenausrichtung erfolgt, die ich mit “a” bezeichnen möchte. D.h. letztlich haben wir



Links steht tatsächlich genau ein eindeutiger Zustand, während rechts eine überabzählbare Menge von Zuständen bzw. Achsenausrichtungen steht, die immer zu diesem einen eindeutigen Zustand gekoppelt werden.

Nun führen wir ein Experiment durch, indem wir die Spinausrichtung des linken sowie des rechten Photons getrennt messen, und zwar bezogen auf eine weitere, wiederum willkürlichen Achsenausrichtung “b”.

Wir erhalten dabei genau zwei mögliche Messungen, nämlich



D.h. jedoch, dass wir die beiden Photonen gar nicht entsprechend “b” ausrichten können, da erstens die Ausrichtung “a” in die Präparation nicht eingeht bzw. da diese unabhängig von “a” ist, und da wir zweitens die Wahl von “b” auch erst nach der Präparation treffen können, so dass die Wahl “b” den präparierten Zustand bzw. “a” nicht beeinflussen kann.

Noch interessanter wird es, wenn wir für die Messungen der beiden Photonen unterschiedliche Ausrichtungen wählen und die Korrelationen messen. Theoretisch würde das von Bell untersucht, im Rahmen der heute nach ihm benannten Bellschen Ungleichung, praktische Messungen wurden über die folgenden Jahrzehnte durchgeführt. Aus der Messung der Korrelationen folgt eindeutig, dass die Idee, die beiden Photonen hätten schon eine bestimmte Ausrichtung, bevor sie gemessen wurde, nachweislich falsch ist.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.


Zuletzt bearbeitet von TomS am 22. Jun 2018 21:43, insgesamt einmal bearbeitet
bassiks



Anmeldungsdatum: 11.08.2010
Beiträge: 194

Beitrag bassiks Verfasst am: 22. Jun 2018 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Aus der Messung der Korrelationen folgt eindeutig, dass die Idee, die beiden Photonen hätten schon eine bestimmte Ausrichtung, bevor sie gemessen wurde, nachweislich falsch ist.


Ich würde das gerne noch eine Spur präzisieren.
Aus den Messungen folgt, dass vor der Messung die Ausrichtung der Photonen nicht durch lokale Parameter festgelegt sein kann.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18026

Beitrag TomS Verfasst am: 22. Jun 2018 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

bassiks hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Aus der Messung der Korrelationen folgt eindeutig, dass die Idee, die beiden Photonen hätten schon eine bestimmte Ausrichtung, bevor sie gemessen wurde, nachweislich falsch ist.


Ich würde das gerne noch eine Spur präzisieren.
Aus den Messungen folgt, dass vor der Messung die Ausrichtung der Photonen nicht durch lokale Parameter festgelegt sein kann.

Das ist zutreffend. Danke für die Präzisierung.

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antonkremser



Anmeldungsdatum: 21.06.2018
Beiträge: 3

Beitrag antonkremser Verfasst am: 26. Jun 2018 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe zwar die Herleitung nicht, aber ich nehme es als "bewiesen" an,
dass es somit verborgene nichtlokale variablen geben muss.

Vielen Dank!
antonkremser



Anmeldungsdatum: 21.06.2018
Beiträge: 3

Beitrag antonkremser Verfasst am: 26. Jun 2018 09:51    Titel: Antworten mit Zitat

Anscheinend gibt es da noch ein umstrittenes Schlupfloch:

Karl Hess and Walter Philipp:
"Bell könnte in seiner Betrachtung eine wichtige Klasse versteckter Größen übersehen haben, was mit den experimentellen Ergebnissen durchaus im Einklang stehe, schreiben die beiden Physiker. Wenn die Variablen sich nämlich abhängig von der Zeit änderten, veränderten sich auch die Voraussagen und Bells Theorie würde hinfällig.

Die Wissenschaftler zeigten, dass in diesem Fall die Ergebnisse von EPR-Experimenten ohne jene geisterhafte Fernwirkung erklärt werden könnte. Das bedeute zwar nicht, dass verborgene Variablen existieren. Sie könnten nur auch in den bisher dominierenden Interpretationen der Quantenmechanik nicht mehr völlig ausgeschlossen werden."

http://www.pnas.org/content/98/25/14224
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18026

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Jun 2018 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

antonkremser hat Folgendes geschrieben:
Ich verstehe zwar die Herleitung nicht, aber ich nehme es als "bewiesen" an, dass es somit verborgene nichtlokale variablen geben muss.

Ich sehe es eher so, dass man die QM mittels verborgener nicht-lokaler Variablen interpretieren kann.

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18026

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Jun 2018 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

antonkremser hat Folgendes geschrieben:
Anscheinend gibt es da noch ein umstrittenes Schlupfloch:

Karl Hess and Walter Philipp: ...

Es gibt diverse winzige Schlupflöcher sowie Experimente zur Widerlegung. Und es gibt diverse angebliche, sehr umstrittene Schlupflöcher.

Ich warne ausdrücklich davor, jede derartige Behauptung als bare Münze zu nehmen.

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