RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Photonen und quantisierter Austausch
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Quantenphysik
Autor Nachricht
tomi
Gast





Beitrag tomi Verfasst am: 08. Aug 2014 12:11    Titel: Photonen und quantisierter Austausch Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hi,
Im wikipedia artikel "photon" steht folgendes: Planck selbst stellte sich allerdings noch nicht die elektromagnetische Strahlung an sich quantisiert vor, sondern nur den Energieaustausch.

Das entspricht auch meiner Intuition. Gibt es gute Gründe dafür, dass Licht auch "im Flug" quantisiert ist?

Meine Ideen:
Man kann doch gar keine Aussage darüber machen, ob Licht im Vakuum quantisiert ist oder nicht. Jede Detektion geschieht über Energieaustausch.
Das zB ein Elektron nur zwischen diskreten Zuständen absorbiert und emittiert, hängt doch mit den Randbedingungen des Elektrons ab und nicht mit den Eigenschaften des Lichts??

Ich stelle mir das so vor: Man kauft für die ganze Familie das selbe Weihnachtsgeschenk (Elektronen), sagen wir 10 Stück, für jeden ein Exemplar. Beim Verpacken (Energieaustausch) braucht man immer gleichviel Papier und Band (Licht), aber nicht weil das Papier und Band quantisiert sind, sondern weil die Geschenke nunmal nur eine (diskrete) Grösse haben...
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18018

Beitrag TomS Verfasst am: 08. Aug 2014 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

Zunächst ist ja nicht die Energie E, sondern die Wirkung S quantisiert; die Energie E sowie die Frequenz omega können dagegen beide kontinuierlich sein. Das ist die Aussage von



bzw.



Die letzte Gleichung besagt, dass das elektromagnetische Feld aus Quanten fester Wirkung hbar "besteht".

Erst wenn man eine feste Frequenz auswählt, ist zu dieser einen Frequenz auch die Energie quantisiert, nämlich in Vielfachen von



Betrachtet man also ein elektromagnetisches Feld fester Frequenz, d.h. monochromatisches Licht, so erwartet man einzelne Photonen.

Die Aussage, dass nicht das elektromagnetische Feld sondern „nur“ die Emission quantisiert ist, ließe nun den Schluss zu, dass auch kontinuierliche Wirkungen S existieren. Im Falle der Planckschen Hohlraumstrahlung beobachtet bzw. misst man ja zunächst nicht einzelne Photonen, sondern thermische Strahlung, also ein klassisches elektromagnetisches Feld mit einem kontinuierlichen Spektrum. Die Quantisierung tritt hier nur als „Rechentrick“ auf.

Man muss also, um eine Quantisierung des Photonfeldes an sich nachzuweisen, einzelne Photonen beobachten. Und das ist heute experimentell prinzipiell möglich.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
tomi
Gast





Beitrag tomi Verfasst am: 09. Aug 2014 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

So ganz überzeugt bin ich aber noch nicht. Meines Wissens werden ja Photonen zerstört, sobald man sie detektiert. D.h. "im Flug" kann man sie nicht "beobachten". Klar sieht man einzelne Punkte auf dem Detektorschirm, aber ist es nicht möglich, dass das Photon sozusagen erst "instanziert wird", sobald die Welle auf den Schirm trifft?

Sry, mein Wortschatz ist nicht der eines Physikers, es geht mir einfach um die Anschauung. Hoffe ich frage nicht allzu metaphysische Dinge Zunge raus
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18018

Beitrag TomS Verfasst am: 09. Aug 2014 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, es gibt Wechselwirkung mit und ohne Vernichtung des Photons. Im Falle des Photoeffektes oder der Anregung eines in einem Atom gebundenen Elektrons wird das Photon vernichtet. Im Falle des Comptoneffektes wird es an einem freien Elektron gestreut, was zu einer Impulsänderung des Photons führt (man könnte auch von einer Absorption und einer folgenden Re-Emissionen eines zweiten Photons sprechen).

Tatsache ist, dass ohne Wechselwirkung mit dem Photon keine Messung möglich ist. D.h. wir können die Eigenschaften des Photons nur beobachten, indem wir eine Messung mit Wechselwirkung durchführen. D.h. natürlich auch, dass wir die quantisierte Natur der elektromagnetischen Strahlung nur im Zuge von Messungen beobachten.

Die Theorie lautet dann wie folgt: wir nehmen an, dass Photonen gemäß der o.g. Gleichungen Quanten darstellen. Diese haben eine quantisierte Wirkung sowie (in der o.g. Weise) auch eine quantisierte Energie. Diese Quantisierung liegt A) für freie Photonen vor, und sie ist B) im Rahmen von Experimenten nachweisbar.

Die Messungen sagen uns, dass diese Annahmen korrekt sind, insoweit sie den experimentellen Anteil (B) der Theorie betreffen.

Andere Annahmen über grundsätzlich unbeobachtbare Eigenschaften sind unphysikalisch oder unnatürlich, wenn wir nämlich annehmen, dass dem freien Photon (A) unbeobachtbare, jedoch explizit andere Eigenschaften als dem wechselwirkenden Photon (B) zukommen. Warum sollte das so sein?

Wir versuchen die Theorie also mit den einfachstmöglichen Annahmen zu formulieren, und insofern schreiben wir den Photonen nur genau die Eigenschaften zu, die wir (übereinstimmend in allen Experimenten) beobachten, keine anderen. Die einfachste Annahme ist doch aber, dass die unbeobachtbaren Eigenschaften für (A) mit den beobachtbaren in (B) identisch sind. Damit meine ich, dass die o.g. Gleichungen für (A) und (B) gleichermaßen gültig sind.

Nehmen wir stattdessen im Widerspruch dazu an, dass im Zuge der Wechselwirkung (B) andere Eigenschaften gemessen werden als die, die dem freien Photon (A) vorher zukommen. Das würde z.B. bedeuten, dass dem freien Photon eine andere Energie E' zukommt als die Energie E, die es im Zuge der Messung zeigt. Das wäre doch widersinnig, oder?

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
tomi
Gast





Beitrag tomi Verfasst am: 09. Aug 2014 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

okay, ich sehe was du meinst Augenzwinkern danke für die antworten, frage ist beantwortet denk ich smile

btw: irgendwie ist es mir trotzdem einfach wohler dabei, zu denken, dass die welle erst durch interaktion dazu gezwungen ist sich als teilchen zu lokalisieren und quantisieren, denn der dualismus ist doch auch widersinnig bzw nicht leicht vorzustellen.. Zunge raus
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18018

Beitrag TomS Verfasst am: 10. Aug 2014 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

tomi hat Folgendes geschrieben:
irgendwie ist es mir trotzdem einfach wohler dabei, zu denken, dass die welle erst durch interaktion dazu gezwungen ist sich als teilchen zu lokalisieren und quantisieren, denn der dualismus ist doch auch widersinnig bzw nicht leicht vorzustellen..

Da gebe ich dir recht - aber davon hatten wir so noch gar nicht geredet.

Bisher war doch davon die Rede, dass Photonen Eigenschaften wie (quantisierte) Wirkung oder Energie zukommt. Letztere kommt (laut mathematischen Formalismus) auch den unbeobachtbaren, freien Photonen zu.

Es ist aber richtig, dass Quantenobjekte fundamental nicht-lokales Verhalten zeigen; d.h. obwohl sie im Zuge der Messung immer lokalisiert erscheinen, dieses Verhalten nur durch einen fundamental nicht-lokalen Formalismus beschrieben werden kann. Letzteres ändert jedoch nichts daran, dass ein Quantenobjekt Photon formal eine quantisierte Wirkung bzw. Energie trägt.

Man kann Experimente zur QM evtl. wie folgt beschreiben: es gibt ein fundamentales Quantenobjekt "Photon", dem sowohl formal als auch experimentell Eigenschaften wie Impuls, Energie, Wirkung, Spin zugeschrieben werden können. Es ist allerdings nicht möglich, diese Eigenschaften lokal aufzufassen; sie existieren i.A. nicht-lokal, und werden erst durch bestimmte Messungen lokal präpariert.

Zwei Beispiele:
1) Interferenz eines Photons entlang zweier verschiedener Wege mit sich selbst
2) kürzlich wurde ein Experiment durchgeführt, das sich formal so interpretieren lässt, dass verschiedene Eigenschaften eines "Teilchen" sich nicht entlang des selben Weges bewegen, dass also Energie und Spin (oder magnetisches Moment) räumlich voneinander getrennt propagieren

PS: den Begriff Dualismus halte ich für veraltet; ein Quantenobjekt ist nicht "einmal Welle" und "ein anderes mal Teilchen"; es ist weder noch, und zeigt nur vereinzelt derartige klassische Eigenschaften; es "ist" das auch nicht unbedingt, sondern es "zeigt" sich in der einen oder anderen Form; der notwendige mathematische Formalismus geht jedoch über Welle oder Teilchen hinaus.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Quantenphysik