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? Gast
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? Verfasst am: 03. Jul 2013 19:18 Titel: Urknall-Theorie |
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Meine Frage:
Hallo zusammen.
Mich würde mal interessieren, ob die Urknall-Theorie wissenschaftlich wirklich gesichert ist.
Gibt es deutliche Belege für den Urknall, die wissenschaftlich auch als gesichert anzusehen sind?
Ist die Urknalltheorie heute in der Fachwelt weitestgehend etabliert und akzeptiert?
Meine Ideen:
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TomS Moderator
Anmeldungsdatum: 20.03.2009 Beiträge: 18104
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TomS Verfasst am: 03. Jul 2013 19:42 Titel: |
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Es ist klar, dass eine Ausdehnung des Universums stattfindet, und es ist auch unbestritten, dass man diese (rückwärts in der Zeit) zu einem Zustand extrem hoher Dichte extrapolieren kann.
Der Urknall ist ein hypothetischer Moment, den man bei strikter Anwendung der ART mathematisch strikt herleiten kann (u.a. Singularitätentheoreme von Hawking und Penrose); dabei gibt es jedoch einige Punkte, die dagegen sprechen:
1) nach dem Urknall muss man wohl eine Phase der Inflation annehmen; diese ist nicht theoretisch abgesichert, da dazu einige (heute hypothetische) Zutaten fehlen.
2) sowohl die heute beobachtete beschleunigte Expansion als auch die Inflation weisen Merkmale auf, die gegen einige Bedingungen sprechen, die für den Beweis der Singularitätentheoreme verwendet wurden.
3) der Urknall bedeutet gewissermaßen, dass die ART hier versagt
4) es ist heute unbestritten, dass die ART bei hohen Dichten / Temperaturen versagt und durch eine Theorie der Quantengravitation ersetzt werden muss.
Insbs. aufgprund von (4) erwartet man, dass der Urknall durch einen nicht-singulären Quantenzustand ersetzt werden muss. _________________ Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. |
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? Gast
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? Verfasst am: 03. Jul 2013 19:47 Titel: |
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Was bedeutet in diesem Zusammenhang "nicht-singulärer Quantenzustand" und wie unterscheidet man diesen zum Urknall?
Als gesichert kann man annehmen, dass das Universum in der Frühzeit seiner Entstehung extrem klein und extrem dicht war?
Kann das Universum trotz endlicher Zeit, die es existiert, unendlich groß sein? |
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TomS Moderator
Anmeldungsdatum: 20.03.2009 Beiträge: 18104
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TomS Verfasst am: 03. Jul 2013 20:02 Titel: |
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? hat Folgendes geschrieben: | Was bedeutet in diesem Zusammenhang "nicht-singulärer Quantenzustand" und wie unterscheidet man diesen zum Urknall? |
Zunächst mal ist es einfach eine völlig andere Mathematik. Nicht singulär bedeutet, dass sich sowohl die Gleichungen als auch deren Lösungen regulär verhalten, keine Punkte unendlicher Dichte o.ä.
? hat Folgendes geschrieben: | Als gesichert kann man annehmen, dass das Universum in der Frühzeit seiner Entstehung extrem klein und extrem dicht war? |
Extrem dicht - ja; extrem klein - ja, siehe jedoch nächste Bemerkung
? hat Folgendes geschrieben: | Kann das Universum trotz endlicher Zeit, die es existiert, unendlich groß sein? |
Ja.
Insbs. kann es unendlich ausgedehnt sein, obwohl beim Urknall der Abstand beliebiger Punkte unendlich klein war. Das ist jedoch nur mathematisch und nicht anschaulich zu verstehen.
Nehmen wir zwei Beispiele: Zum einen das Universum als sich ausdehnende Kugeloberfläche; in diesem Modell ist das Universum immer "endlich". Zum anderen ein sich ausdehnendes, flaches Gummituch; in diesem Modell ist das Universum immer "unendlich". Führen wir nun eine sogenannte Metrik
ein, die zwei Punkten x, y einen Abstand zuordnet. Üblicherweise wäre dies der euklidische Abstand
Wir denken uns nun jedoch eine Funktion aus, die so konstruiert ist, dass
mit wachsender Zeit t für zwei x,y zunimmt; dann haben wir das Modell eines sich ausdehnende Universums. Konkret wählen wir
so, dass
Damit ist der Abstand beliebiger Punkte für t=0 identisch Null. _________________ Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Zuletzt bearbeitet von TomS am 04. Jul 2013 00:38, insgesamt einmal bearbeitet |
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D2
Anmeldungsdatum: 10.01.2012 Beiträge: 1723
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