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spezielle Relativitätstheorie: relative Ereignisfolgen
 
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uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 23. Mai 2009 19:06    Titel: spezielle Relativitätstheorie: relative Ereignisfolgen Antworten mit Zitat

Hallo!

Ich habe in letzter Zeit ein Buch über die spezielle Relativitätstheorie gelesen. Die Herleitungen sind mir klar und auch die diversen Gedankenexperimente erschienen mir logisch.

Dachte ich...

Ich bitte euch darum, zu versuchen meinen (etwas wirren) Gedanken zu folgen um vllt. auftretende Denkfehler meinerseits aufzudecken,

Man stelle sich folgendes (wohl klassisches) Szenario vor:

Ein Zug (mit z.B. v=c/2) fährt durch einen Bahnhof (von links nach rechts). Währenddessen senden 2 Scheinwerfer an seinem vorderen und hinteren Ende eine Lichtsignal weg (das sich z.B. kugelschalenförmig ausbreitet).

Dieses Ereignis wird von 3 (voneinander unabhängigen) Beobachtern betrachtet (sie sehen also das ausgesandte Licht).

1.
Der Beob. steht am Bahnhof, das Licht wird genau dann ausgestrahlt, wenn er sich vor der Mitte des Zuges befindet.
-> Für ihn erscheinen beide Ereignisse gleichzeitig.

2.
Der Beobachter fährt mit seinem sehr schnellen Gepäckwagen von rechts nach links durch den Bahnhof, das Licht wird ebenfalls emmitiert als er sich mit seinem Gefährt vor der Mitte des Zuges befindet.
-> Für ihn erscheint das Ereignis auf der linken Seite (der hintere Scheinwerfer) zuerst aufzutreten, dann das auf der rechten Seite.

3.
Der Beobachter sitzt im Zug (genau in der Mitte). Das Licht wird auf beiden Seiten abgestrahlt.

Ich könnte mir dabei 2 verschiedene Arten der Beobachtung vorstellen, wobei ich die letztere von mir favorisiert wird.

a)
Der Beobachter sieht das rechte Ereignis zuerst, da er sich rasant auf diese Lichtwelle zubewegt und im die llinke "nachhinkt".

b)
Der Beobachter empfindet, dass die Ereignisse gleichzeitig stattfinden. Da sein Zug und die Scheinwerfer sich gemeinsam im Zustand einer gleichförmigen Translation befinden und daher ein Inertialsystem bilden.
Alle Vorgänge in diesem System sind also so, als würde sich das System in Ruhe befinden und in Ruhe würden die Lichtstrahlen gleichzeitig beim Beobachter eintreffen. Des Weiteren gilt die Konstanz von c. Die Lichtstrahlen müssen mit gleicher v die gleiche Strecke s zurücklegen.
-> sie kommen gleichzeitig an.


Im Buch das ich gelesen habe, wird das letzte Szenario wie in 3a) beschrieben.

Meine Frage:

Stimmt das? Wenn ja bzw. wenn nein, weshalb? Sind meine sonstigen Gedankengänge korrekt oder sollte ich noch einige andere Bücher lesen bevor ich mir darüber den Kopf zerbreche?

Gruß
uvB
wishmoep



Anmeldungsdatum: 07.09.2008
Beiträge: 1342
Wohnort: Düren, NRW

Beitrag wishmoep Verfasst am: 23. Mai 2009 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Du erkennst schon, dass deine Überlegung b) falsch sein muss, wenn du dir das Axiom der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (Bestätigung) anschaust.
Das Licht breitet sich Intertial- bzw. Bezugssystemsneutral aus.
Hast du eine Lichtquelle im Zug oder außerhalb - völlig egal. Das Licht ist IMMER gleich schnell (im gleichen Medium versteht sich).

P.S.: Lass sowas besser in der Schule auf dich zukommen; das alles so in sich reinzuhämmern ist nicht sehr sinnvoll Augenzwinkern.
Lala
Gast





Beitrag Lala Verfasst am: 24. Mai 2009 02:09    Titel: Re: spezielle Relativitätstheorie: relative Ereignisfolgen Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:
1.
Der Beob. steht am Bahnhof, das Licht wird genau dann ausgestrahlt, wenn er sich vor der Mitte des Zuges befindet.
-> Für ihn erscheinen beide Ereignisse gleichzeitig.


Richtig. Weil der Abstand von ihm zu den zwei Lichtquellen (hinten und vorne) identisch ist und das Licht mit gleicher Geschwindigkeit auf ihn zustrahlt, sieht er beide Lichter gleichzeitig aufblitzen.

Zitat:
2.
Der Beobachter fährt mit seinem sehr schnellen Gepäckwagen von rechts nach links durch den Bahnhof, das Licht wird ebenfalls emmitiert als er sich mit seinem Gefährt vor der Mitte des Zuges befindet.
-> Für ihn erscheint das Ereignis auf der linken Seite (der hintere Scheinwerfer) zuerst aufzutreten, dann das auf der rechten Seite.


Das ist falsch. Du stellst dir das vermutlich so vor, als wären diese Lichtstrahlen so wie z.B. Steine. Würde er von beiden Seiten mit Steinen beworfen werden (gleicher Abstand), dann würde ihn einer der Steine später treffen, weil er sich sozusagen von diesem wegbewegt.
Das stimmt soweit auch. Jedoch (und das ist das faszinierende) besagt die Relativitätstheorie, dass das Licht aus Sicht einer Person _immer_ gleich schnell ist. Das Bedeutet: wenn ich mit einer Taschenlampe zu dir leuchte, du aber vor dem Licht der Lampe wegzulaufen versuchst, bevor es dich erreicht, dann kannst du noch so schnell rennen... es wird dich _immer_ zur gleichen Zeit erreichen.
Da also der Gepäckwagenfahrer zum Zeitpunkt des Aussenden des Lichts den gleichen Abstand von beiden Lichtquellen hat, ist es völlig irrelevant, was er danach tut: das Licht wird ihn stehts gleichzeitig erreichen.


Sieh dir lieber Videos an. Das hilft viel mehr beim Verständnis. (oder kannst du dir die Längenkontraktion schon bildlich vorstellen?)
LALA
Gast





Beitrag LALA Verfasst am: 24. Mai 2009 02:14    Titel: Antworten mit Zitat

Siehe auch hier: www .youtube .com /watch?v=wteiuxyqtoM
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 24. Mai 2009 04:02    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Antworten.

Um also noch einmal zu sehen ob ich es jetzt zumindest im Grundgerüst verstanden habe:

Der Zug bewegt sich noch immer von links nach rechts. Von rechts komme ich. Als ich etwas über der Hälfte bin (näher beim Ende) werden die Blitze weggesandt.

Für mich bewegt sich das Licht (nach dem Gesetz der Jinstanz von c) von beiden Richtungen her gleichschnell auf mich zu.
Meine Entfernung zum Ende ist jedoch geringer als zum Anfang des Zuges,
-> t=s/v
-> s zum Ende ist kleiner -> t ist kleiner -> ich sehe den hinteren Lichtblitz zuerst.

Ob ich mich bewege oder nicht, ist dabei unerheblich.

Wenn das nun stimmt, werde ich mich zufrieden geben. Sollte dieser Fall nicht eintreten, so muss ich wohl auf die Behandlung des Themas im Unterricht warten.

Gruß
uvB
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 24. Mai 2009 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß noch nicht, welches Szenario dein Buch ganz genau beschreibt. Deshalb mache ich mal ein ähnliches, aber anderes, eigenes Szenario-Beispiel, um daran etwas zu erklären:

----------

Alle drei Beobachter, also der im Zug, der im Gepäckwagen und der auf dem Bahnsteig sehen die beiden Lichtblitze gleichzeitig bei sich eintreffen. Denn alle drei Beobachter befinden sich zu dem Zeitpunkt, zu dem die beiden Lichtblitze aufeinandertreffen, am selben Ort (also direkt nebeneinander).

Was aber sagen die drei Beobachter über die Zeitpunkte aus, zu denen die beiden Lichtblitze losgeschickt wurden?

Der Beobachter im Zug stellt fest: beide Lichtblitze haben im Bezugssystem des Zuges denselben Weg zurückgelegt, sie sind gleichzeitig losgeschickt worden.

Der Beobachter auf dem Bahnsteig stellt fest: Der Lichtblitz von der Zugspitze hat einen kleineren Weg zurückgelegt, also ist er später losgeschickt worden als der Lichtblitz vom Zugende.

Nehmen wir nun einen dritten Beobachter auf einem Gepäckwagen, der in dieselbe Richtung fährt wie der Zug, und dabei noch schneller ist als der Zug selbst. Dieser Beobachter stellt in seinem Gepäckwagen-Bezugssystem fest: Der Lichtblitz von der Zugspitze hat einen längeren Weg zurückgelegt als der vom Zugende, also ist er früher losgeschickt worden als der vom Zugende.

----------

Alle drei Beobachter sind sich also einig darüber, dass die beiden Blitze gleichzeitig bei ihnen ankommen. Gleichzeitigkeit für Ereignisse, die an ein- und demselben Ort stattfinden, ist also gegeben.
Aber für Ereignisse, die an unterschiedlichen Orten stattfinden, kommen die drei Beobachter zu unterschiedlichen Ergebnissen für die Gleichzeitigkeit und die zeitliche Reihenfolge, je nachdem, mit welcher Geschwindigkeit sie sich bewegen, also je nachdem, in welchem Bezugssystem sie sich befinden.

------------------

Wenn also zwei Ereignisse an zwei verschiedenen Orten im einen Bezugssystem gleichzeitig stattfinden, dann bedeutet das nicht, dass dieselben zwei Ereignisse in einem anderen Bezugssystem ebenfalls gleichzeitig stattfinden.

Wenn das Absenden des vorderen und des hinteren Lichtblitzes in einem unserer drei Bezugssysteme laut der Szenariobeschreibung in deinem Buch gleichzeitig erfolgen soll, dann erfolgt das Absenden dieser beiden Lichtblitze in den anderen unserer Bezugssysteme nicht gleichzeitig.

In welchem der drei Bezugssysteme (Bahnsteig, Zug, Gepäckwagen) erfolgt das Absenden der beiden Lichtblitze laut der Szenariobeschreibung in deinem Buch gleichzeitig?
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 25. Mai 2009 09:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Laut Buch passiert das Absenden der Lichtstrahlen gleichzeitig.

Es wird so argumentiert, dass er das gleichzeitig sieht und sich dann folgendes denkt:

Ich war zum Zeitpunkt des Sendes der Strahlen genau in der Mitte des Zuges. Ich habe sie gleichzeitig empfangen und die Lichtgeschwindigkeit ist für beide Strahlen gleich. Sie haben also in der gleichen Zeit die gleiche Strecke zurückgelegt und sind gleichzeitig bei mir angekommen, ergo wurden sie auch gleichzeitig weggesandt.


Was mich aber noch mehr verwundert ist der Beobachter im Zug.
Er müsste die Lichtstrahlen (sofern er in der Mitte des Zuges sitzt) gleichzeitig empfangen (also so wie du es gesagt hast). Im Beispiel des Videos oben, ist das aber nicht der Fall (und im Beispiel vom Buch auch nicht).

Ich hab' noch ein Beispiel von Kip S. Throne:

Ein Zug fährt mit konstanter Geschwindigkeit dahin. In der Mitte dieses Zuges befindet sich eine Lichtanlage. Diese Lichtanlage sendet in beide Richtungen ein Lichtsignal ab.

Wann (und in welcher Reihenfolge) kommen diese Lichtstrahlen am Ende bzw. am Anfang des Zuges an?

1) Beobachter im Zug (der auch in der Mitte des Zuges sitzt):
Sie kommen gleichzeitig an.

2) Beobachter am Bahnsteig (zum Zeitpunkt des Sendens neben seinem Pendant im Zug):
Der hintere Strahl kommt zuerst an, dann der vordere.

Dieses Beispiel erscheint mir persönlich vollkommen plausibel, das mit dem Zug nicht (obwohl mir dein Beitrag (dermarkus) seh viel geholfen hat)

Gruß
uvB
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 25. Mai 2009 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:

Laut Buch passiert das Absenden der Lichtstrahlen gleichzeitig.

In welchem Bezugssystem?
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 25. Mai 2009 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry, mein Fehler.

Im Bezugssystem des am Bahnsteig ruhenden Beobachters.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 26. Mai 2009 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:

Im Bezugssystem des am Bahnsteig ruhenden Beobachters.

Okay, dann ist das Szenario in deinem Buch anders gewählt als mein Beispielszenario von oben, denn ich hatte mein Beispielszenario ja so gewählt, dass die beiden Lichtblitze im Bahnsteig-Bezugssystem nicht gleichzeitig abgesandt werden.

Dann würde ich sagen, wir vergessen mal die Details und Festlegungen aus meinem Beispielszenario (und merken uns nur, dass ich damit erklärt habe, dass wenn die zwei Ereignisse an den zwei verschiedenen Orten im einen Bezugssystem gleichzeitig stattfinden, dass sie dann in den anderen Bezugssystemen nacheinander stattfinden.)

Und wir konzentrieren uns mal auf das Szenario in deinem Buch:

uvB hat Folgendes geschrieben:

Laut Buch passiert das Absenden der Lichtstrahlen gleichzeitig [im Bezugssystem des am Bahnsteig ruhenden Beobachters].

Es wird so argumentiert, dass er das gleichzeitig sieht und sich dann folgendes denkt:

Ich war zum Zeitpunkt des Sendes der Strahlen genau in der Mitte des Zuges. Ich habe sie gleichzeitig empfangen und die Lichtgeschwindigkeit ist für beide Strahlen gleich. Sie haben also in der gleichen Zeit die gleiche Strecke zurückgelegt und sind gleichzeitig bei mir angekommen, ergo wurden sie auch gleichzeitig weggesandt.

Damit bin ich einverstanden smile

Zitat:

Was mich aber noch mehr verwundert ist der Beobachter im Zug.
Er müsste die Lichtstrahlen (sofern er in der Mitte des Zuges sitzt) gleichzeitig empfangen.

Das müsste er nur, wenn die beiden Signale im Zug-Bezugssystem auch wirklich gleichzeitig abgeschickt würden.

Aber weil laut dem Szenario in deinem Buch die beiden Signale im Bahnsteig-Bezugssystem gleichzeitig losgeschickt werden, kann das ja nicht auch im Zug-Bezugssystem der Fall sein. Der Beobachter im Zug, der dasselbe Szenario betrachtet wie der Beobachter am Bahnsteig, stellt fest, dass die beiden Lichtblitze nacheinander abgesandt werden. Und weil die Laufzeiten der beiden Lichtblitze im Zug-Bezugssystem gleich sind (der Bebachter im Zug sitzt ja in der Mitte des Zuges), kommen deshalb die beiden Lichtsignale auch nacheinander beim Beobachter im Zug an.
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 26. Mai 2009 14:56    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit dem Problem, dass gleich wahrnehmen nicht immer gleich passieren bedeutet, ist mir aufgegangen. Das hängt von den jeweiligen Entfernungen und Zeiten ab.

Was mich nur immer noch stört ist das:

Der Beobachter am Bahnsteig sieht, dass das Licht von vorne den Beobachter im Zug zuerst erreichen muss (das ist für mich auch logisch).

Wieso aber erreichen die Lichtstrahlen den Beobachter im Zug unterschiedlich. Ich stelle mir dabei immer vor, dass der Beobachter in der Mitte eines Raumes sitzt, und von den Wänden jeweils Lichtstrahlen in die Mitte gesendet werden. Diese kommen dann alle gleichzeitig an.

Würde der eine Lichtstrahl früher ankommen, so wäre er auch früher gesendet worden.

Würden ich NICHT in der Mitte des Raumes sitzten, die Strahlen kämen dennoch gleichzeitig an, so würde ich schlussfolgern, dass einer der beiden Strahlen (je nach dem zu welcher Wand mein Abstand geringer ist), früher abgesendet worden.

Wenn ich deine Erklärung jetzt von hinten aufrollne und deine Conclusio an den Anfang setzte stellt sich mir das Szenario wie folgt dar:

Die beiden Lichtstrahlen wurden zu unterschiedlichen Zeiten gesendet (der Lichtstrahl, der in Bewegungsrichtung weiter vorne weggesendet wurde, kommt zuerst an)

Das weiß ich, weil die Abstände der beiden Lichtblitze zum Zeitpunkt ihres Geschehens den gleichen Abstand und die gleiche v hatten.

Ich habe die Lichtstrahlen zu unterschiedlichen Zeiten gesehen.

Meine Frage:
Weshalb?

Der Beobachter im Bezugssystem Bahnsteig sieht, dass die Lichtstrahlen bei mir zu unterschiedlichen Zeitpunkten ankamen. Das aber nur, weil beide Lichtstrahlen die gleiche v besitzten, der Zug aber (für den Beobachter am Bahnsteig) gegenüber dem hinteren Lichtstrahl eine größere relative Geschwindigkeit besitzt, als der Zuganfang gegenüber dem vorderen Lichtblitz. Ergo, wird der Zugreisende vom vorderen Lichtblitz zuerst getroffen.

Das jedoch ist nur die Sichtweise des Beobachters im Bezugssystem Bahnsteig.

Wo genau ist bei mir der Denkfehler?

Ich könnte mir das nur dadurch erklären, dass das was der Zugfahrer sieht, also seine Zeit und sein Raum, in direktem Bezug zur Zeit und zum Raum des Beobachters am Bahnsteig sind. (Vielleicht eine Mischung davon)
Die Zeit des Zugfahrers ist die Zeit des Bahnsteig-Beobachters, nur eben langsamer.

Aber ich möchte dir nicht mehr zu lange die Zeit rauben. Ich bin in mathematischen und physikalischen Fragen normalerweise recht gut, aber hier muss ich meine Logik umstrukturieren, ich bin wohl noch immer zu fest in den alten Gedankenstrukturen verfahren.

Wenn ich es also nach dem nächsten Post nicht verstanden habe, werde ich es lassen.

Gruß
uvB
wishmoep



Anmeldungsdatum: 07.09.2008
Beiträge: 1342
Wohnort: Düren, NRW

Beitrag wishmoep Verfasst am: 26. Mai 2009 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Kurzer Einwurf - würde es gegebenenfalls helfen, sich das ganze in einem Minkowski-Diagramm anzuschauen?
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 26. Mai 2009 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Ich habe mir dieses Minkowski-Diagramm im Wikipedia angeschaut. Dadurch, dass eine dazu gleichwertiges Diagramm in der Newtonsch'en Physik angeführt war, habe ich es glaube ich sogar verstanden (beeindruckend wie man dadurch sogar Zeitdilatation und Längenkontraktion angeben kann).

In so ein Diagramm eingezeichnet, erscheint mir euere Aussage sogar logisch. Wie ihr darauf allerdings so schnell ohne dieses Diagramm gekommen seit, ist mir schleierhaft. Es hat mir wohl am Verständnis und an der Übung gefehelt. Aber ich glaube ich habe es verstanden.

Danke vielmals, an alle die mir geholfen haben (vor allem dermarkus).

Gruß
uvB
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 26. Mai 2009 20:50    Titel: Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:

Der Beobachter im Bezugssystem Bahnsteig sieht, dass die Lichtstrahlen bei mir zu unterschiedlichen Zeitpunkten ankamen. Das aber nur, weil beide Lichtstrahlen die gleiche v besitzten, der Zug aber (für den Beobachter am Bahnsteig) gegenüber dem hinteren Lichtstrahl eine größere relative Geschwindigkeit besitzt, als der Zuganfang gegenüber dem vorderen Lichtblitz. Ergo, wird der Zugreisende vom vorderen Lichtblitz zuerst getroffen.

Das jedoch ist nur die Sichtweise des Beobachters im Bezugssystem Bahnsteig.

Wo genau ist bei mir der Denkfehler?

Ich glaube, dieser Erklärungsversuch verwendet eine Geschwindigkeitsaddition, wie du sie aus der klassischen Physik gewöhnt bist. Damit scheinst du hier zwar auf das richtige Vorzeichen des Effektes zu kommen, aber damit kann man nicht die tatsächliche Größe des Effektes in beiden Bezugssystemen richtig vorhersagen.

(In der Relativitätstheorie braucht man eine andere Methode, um Geschwindigkeiten zu addieren, die sogenannte relativistische Geschwindigkeitsaddition.)

Zitat:

Ich könnte mir das nur dadurch erklären, dass das was der Zugfahrer sieht, also seine Zeit und sein Raum, in direktem Bezug zur Zeit und zum Raum des Beobachters am Bahnsteig sind. (Vielleicht eine Mischung davon)
Die Zeit des Zugfahrers ist die Zeit des Bahnsteig-Beobachters, nur eben langsamer.

Ich finde, mit diesen Vermutungen hast du auf der Suche nach dem richtigen Weg voll ins Schwarze getroffen! smile

Du hast bereits prima verstanden, dass wenn die Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen gleich groß ist, dass dann Ereignisse, die im einen Bezugssystem gleichzeitig stattfinden, im anderen Bezugssystem nacheinander stattfinden.

Wenn man das konsequent weiterdenkt, dann merkt man, dass das nur dann funktionieren kann, wenn sich Zeit und Raum beim Übergang zwischen den unterschiedlichen Bezugssystemen anders verhalten, als wir es klassisch gewöhnt sind.

In den Minkowski-Diagrammen siehst du das Resultat solcher Überlegungen (Längenkontraktion und Zeitdilatation) schön veranschaulicht: Der eine Beobachter misst Längen im Bezugssystem des jeweils anderen als verkürzt ("weil er schräg auf die x-Achse des anderen draufschaut") und misst, dass die Zeit im Bezugssystem des jeweils anderen langsamer vergeht ("weil er schräg auf die Zeitachse des anderen draufschaut").
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 29. Mai 2009 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann es mir jetzt zwar vorstellen, glauben kann ich es dennoch kaum. Big Laugh
Aber was ich mir denke:

Wenn ein bestimmter Beobachter eine Information mit Lichtgeschwindigkeit wegschickt, benötigt diese eine gewisse Zeit t um eine gewisse Entfernung zurückzulegen.

Wenn jetzt ich mit sehr hoher Geschwindigkeit neben dieser Information herfliege, dann bewegt sie sich für mich immernoch mit Lichtgeschwindigkeit. Dennoch benötigt sie für die Strecke s eine Zeit die <t ist. Sie legt also in einem gewissen Zeitraum mehr Weg zurück.

Weil das aber nicht sein kann, dass das Licht einmal weniger, einmal mehr Zeit für die gleiche Strecke benötigt, schließe ich folgendes:

Für mich ist zwar nur sehr wenig Zeit vergangen (in der ich diesen Weg s zurückgelegt habe), in Wirklichkeit (bzw. für den ruhenden Beobachter der die Information weggeschickt hat) ist aber viel mehr Zeit vergangen.

Das heißt, für mich vergeht die Zeit langsamer als für diesen Beobachter.

Stimmt das so? (die Längenkontraktion außer Acht gelassen)
Das "Gedankenexperiment" stammt nämlich von mir, da ich einem Freund das mit der Zeitdilatation in groben Zügen ohne diese seltsamen Zeituhren erklären wollte.

Sicher ist nur, dass meine Hochachtung vor Einstein in den letzten Tagen erheblich gestiegen ist.

Gruß
uvB
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 30. Mai 2009 00:59    Titel: Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:
Ich kann es mir jetzt zwar vorstellen, glauben kann ich es dennoch kaum. Big Laugh

Vielen geht es da gerade andersherum Augenzwinkern Die sagen, sie können das prima glauben, herleiten, damit rechnen und es experimentell überprüfen, aber mit dem Sich-das-ganze-Vorstellen haben sie nach wie vor Schwierigkeiten smile

Zitat:

Wenn ein bestimmter Beobachter eine Information mit Lichtgeschwindigkeit wegschickt, benötigt diese eine gewisse Zeit t um eine gewisse Entfernung zurückzulegen.

Lass uns diesen Beobachter als "Beobachter A" bezeichnen. Dieser Beobachter misst in seinem Bezugssystem A, dass das Signal in der Zeit t_A den Weg s_A zurücklegt. Dabei ist c= s_A/t_A.

Zitat:

Wenn jetzt ich mit sehr hoher Geschwindigkeit neben dieser Information herfliege, dann bewegt sie sich für mich immernoch mit Lichtgeschwindigkeit. Dennoch benötigt sie für die Strecke s eine Zeit die <t ist. Sie legt also in einem gewissen Zeitraum mehr Weg zurück.

Direkt "nebenherfliegen" geht ja nicht, weil alle Materieteilchen sich der Lichtgeschwindigkeit immer nur annähern, diese aber nie erreichen können. Sagen wir statt dessen vielleicht lieber, du (Beobachter B) fliegst dem Signal mit großer Geschwindigkeit hinterher. So dass Beobachter B relativ zu Beobachter A die Geschwindigkeit v (sagen wir mal, v=(3/4)*c ) hat.

Auch Beobachter B muss nun, weil die Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen dieselbe ist, messen, dass das Signal im Bezugssystem B in der Zeit t_B den Weg s_B zurücklegt, wobei c = s_B / t_B ist.

Zitat:

Das heißt, für mich vergeht die Zeit langsamer als für diesen Beobachter.

Nur aus der Sichtweise des Beobachters A smile

Drehen wir nun mal den Spieß um. Aus der Sichtweise von Beobachter B bewegt sich das Licht mit c zur einen Seite, während Beobachter A mit 3/4 c zur anderen Seite wegfliegt. Und das muss sich am Ende damit in Einklang bringen lassen, dass Beobachter B aus seiner Sicht misst, dass die Zeit für Beobachter A langsamer vergeht als für B!

uvB hat Folgendes geschrieben:

Weil das aber nicht sein kann, dass das Licht einmal weniger, einmal mehr Zeit für die gleiche Strecke benötigt

Ich glaube, hier liegt ein wichtiger Knackpunkt: Es handelt sich ja hier nicht jeweils um die gleiche Strecke. Auch nicht um dieselbe Strecke. Vielleicht hilft es da, sich vorzustellen, dass die beiden Beobachter, jeweils in ihrem Bezugssystem, die Messlaufstrecke für das Licht in ihrem Bezugssystem mit je zwei Pflöcken markieren, die sich genauso schnell durch die Gegend bewegen wie Beobachter A (für die Strecke s_A) bzw. wie Beobachter B (für die Strecke s_B).
uvB
Gast





Beitrag uvB Verfasst am: 30. Mai 2009 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist eigentlich das was ich gemeint habe. Für die beiden Beobachter legt das Licht (in ihrem Bezugssystem) dieselbe Strecke in derselben Zeit zurück. Wenn man aber das System der Raumzeit betrachtet, so erreicht dieselbe Information im System des Beobachters B denselben Punkt in der Raumzeit fürher als sie es im System des Beobachters A tut (in den jeweiligen Bezugssystemen ist es jedoch nicht dieselbe Strecke).Beobachter B misst also zwischen dem Wegschicken und dem Ankommen der Information an ihrem Ziel eine kürzere Zeit als Beobachter A.

Weil wir aber wissen, dass die Information immer dieselbe Strecke in der Raumzeit zurücklegt, wissen wir auch, dass Beobachter B nur eine kürzere Zeit misst, weil für ihn die Zeit (verglichen mit der Zeit des Beobachters A) langsamer vergeht ,wobei er das nicht merkt, weil er auch langsamer denkt, redet, sieht...

Vermutlich würde man zwischen 2 Ereignissen dann den kürzesten zeitlichen Abstand messen, wenn die eigene Geschwindigkeit gegen c konvergieren würde.


Heißt das also auch:
Wenn ich mit z.b. v=3c/4 ein Reise in Richtung Rand des Sonnensystems mache, benötige ich (rein fiktiv) 4 Jahre. Für einen Menschen auf der Erde benötigt mein Raumschiff aber wesentlich länger (z.B. 20 Jahre). Mir kommt es nur so vor als ob ich nur 4 Jahre benötigt habe (obwohl ich mich hierbei falsch ausdrücke: Es sind wirklich nur 4 Jahre, also ich bin bei der Ankunft nur 4 Jahre älter)

Gruß
uvB
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 31. Mai 2009 00:05    Titel: Antworten mit Zitat

uvB hat Folgendes geschrieben:
so erreicht dieselbe Information im System des Beobachters B denselben Punkt in der Raumzeit


Zitat:

Weil wir aber wissen, dass die Information immer dieselbe Strecke in der Raumzeit zurücklegt


Okay, dann lass uns diese Anfangsbedingung, die du da stellst, am besten möglichst greifbar fassen:
Der Lichtpuls komme an zwei Feuerwerkskörpern vorbei, die er dann auslöst und aufblitzen lässt, wenn er an ihnen vorbeikommt. Das Auslösen des ersten Feuerwerkskörpers nennen wir Ereignis E1, das des zweiten Ereignis E2.

Die Markierungspflöcke von Beobachter A bewegen sich gleich schnell wie Beobachter A, der erste P_A1, ist am Ort von E1, wenn E1 stattfindet, der zweite, P_A2, ist am Ort von E2, wenn E2 stattfindet.
Die Markierungspflöcke von Beobachter B bewegen sich gleich schnell wie Beobachter B, der erste, P_B1, ist am Ort von E1, wenn E1 stattfindet, der zweite, P_B2, ist am Ort von E2, wenn E2 stattfindet.

(An Ort und zum Zeitpunkt von E1 begegnen sich also die Pflöcke P_A1 und P_B1, am Ort und zum Zeitpunkt von E2 begegnen sich also die Pflöcke P_A2 und P_B2.)

uvB hat Folgendes geschrieben:
Wenn man aber das System der Raumzeit betrachtet, so erreicht dieselbe Information im System des Beobachters B denselben Punkt in der Raumzeit fürher als sie es im System des Beobachters A tut (in den jeweiligen Bezugssystemen ist es jedoch nicht dieselbe Strecke).Beobachter B misst also zwischen dem Wegschicken und dem Ankommen der Information an ihrem Ziel eine kürzere Zeit als Beobachter A.

Damit bin ich so nicht einverstanden, denn bei dir klingt das so, als ob das von außen betrachtet "objektiv" so der Fall wäre.
Man muss aber immer dazusagen, von welchem Bezugssystem aus man so einen Vergleich anstellt.
Denn es kommt auf das Bezugssystem an, von dem man das ganze beobachtet, ob von diesem Bezugssystem aus gesehen die Zeit in System A langsamer als in System B oder in System B langsamer als in System A vergeht.
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