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Sind Naturwissenschaften ein erklärendes Konzept?
 
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DerDenker



Anmeldungsdatum: 22.02.2019
Beiträge: 1

Beitrag DerDenker Verfasst am: 22. Feb 2019 16:42    Titel: Sind Naturwissenschaften ein erklärendes Konzept? Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Ich habe in letzter Zeit überlegt, dass alle mathematischen und physikalischen Modelle ja eigentlich nur ein Konzept sind, um die naturwissenscjaftlichen Vorgänge zu erklären.
Diese zu erklären ist nämlich ein sehr tiefer Drang eines Menschen.

Früher jedoch - als es die Naturwissenschaften noch nicht in ihrer heutigen ausfürhlichkeit gab - haben die Menschen mithilfe eines Glaubens (meistens mit einem Gott) diesen Drang beseitigt.

Und, wie wir wissen, werden die Naturwissenschaften mit ihren mathematischen und physikalischen Modellen eventuell irgendwann an ihre Grenzen stoßen.


Meine Frage ist nun:
1) Glaubt ihr, dass die Naturwissenschaften - ähnlich wie ein Gottesglaube - nur ein erklärendes Konzept sind, welche vielleicht auch nur aus großem Zufall bis jetzt zutreffen oder vielleicht auch ohne Zufall zutreffen, jedoch genau so ein Konzept/Glaube sind ?
2) Denkt ihr eher, dass es nur möglich ist, die universelle "Lösung" im Zusammenpiel von Gottesglaube und Naturwissenschaft zu finden oder nur eins von beidem ?

Meine Ideen:
Ich glaube nämlich selber, dass die naturwissenschaften ebenso eine Art "Glauben" sind, welche ebenso, wie ein Gottesglaube ihre Grenzen haben.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3392

Beitrag ML Verfasst am: 22. Feb 2019 19:26    Titel: Re: Sind Naturwissenschaften ein erklärendes Konzept? Antworten mit Zitat

Hallo,

die Naturwissenschaften beschreiben, aber erklären m. E. nicht.

In den Naturwissenschaften besteht ein Konsens, dass Modelle möglichst so beschrieben werden, dass sie falsifizierbar sind (vgl. Karl Popper). Jedem ist darüber hinaus klar, dass Modelle Grenzen ihrer Gültigkeit haben und bei entsprechenden experimentellen Befunden geändert oder verworfen werden.

Das, was auf Seiten der Naturwissenschaften die beobachtbare Evidenz oder logische Schlussfolgerungen daraus sind, ist beim Glauben die Mutmaßung. Was "die universelle Lösung" sein soll, verstehe ich nicht.


Viele Grüße
Michael
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 22. Feb 2019 22:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde gern noch auf einen Aspekt erfolgeicher Theorien verweisen: ihre Schönheit / Eleganz / Einfachheit. So war die kopernikanische Beschreibung der Planetenbewegung vermutlich anfangs kaum genauer als die Epizyklenbeschreibung nach Ptolemäus - trotzdem sie war einfach besser.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18030

Beitrag TomS Verfasst am: 23. Feb 2019 02:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

anders als ML bin ich der Meinung, dass die Naturwissenschaften beschreiben, aber auch erklären. Die mathematischen Modelle, die zur Beschreibung dienen, erfassen m.M.n. gewisse Aspekte der Natur in Teilen korrekt, und erklären deswegen insbs., warum die Beschreibung überhaupt funktioniert.

Den weiteren Ausführungen stimme ich zu: In den Naturwissenschaften besteht Konsens, dass Modelle ... falsifizierbar sein müssen und ... bei entsprechenden experimentellen Befunden geändert oder verworfen werden. Das schließt jedoch meine zuvor getroffenen Aussagen nicht aus.

Ich habe da eine platonistische Haltung, ähnlich wie Einstein, Penrose, Deutsch u.a., im Gegensatz zu Bohr, Heisenberg u.a.

Eine Verbindung zu religiösen Glaubensvorstellungen kann ich dabei nicht erkennen, die o.g. Fragen sind rein philosophische Probleme. Religiosität ist für mich etwas anderes. Naturwissenschaftliche Methoden haben prinzipielle Grenzen, aber über diese legen sich die Physiker auch Rechenschaft ab; das muss auf den religiösen Glauben aber gerade nicht zutreffen.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3392

Beitrag ML Verfasst am: 23. Feb 2019 11:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

TomS hat Folgendes geschrieben:

anders als ML bin ich der Meinung, dass die Naturwissenschaften beschreiben, aber auch erklären. Die mathematischen Modelle, die zur Beschreibung dienen, erfassen m.M.n. gewisse Aspekte der Natur in Teilen korrekt, und erklären deswegen insbs., warum die Beschreibung überhaupt funktioniert.

Bis zu einem gewissen Punkt sind die Gleichungen auch eine Erklärung. Diese Erklärung sagt aber am Ende immer "Die Welt ist eben so" und hinterfragt nicht in beliebiger Tiefe, weshalb Naturgesetze so sind wie sie sind. Letzteres lässt sich meines Erachtens auch nicht leisten.

Im Sinne der "universellen Lösung", die dem Fragesteller vorschwebt, ist all das wohl nur eine "Zwischenlösung". Meines Erachtens sind Naturwissenschaften in diesem Erkenntnisprozess aber das beste, das wir haben.

Viele Grüße
Michael
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18030

Beitrag TomS Verfasst am: 23. Feb 2019 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

ML hat Folgendes geschrieben:
Bis zu einem gewissen Punkt sind die Gleichungen auch eine Erklärung. Diese Erklärung sagt aber am Ende immer "Die Welt ist eben so" und hinterfragt nicht in beliebiger Tiefe, weshalb Naturgesetze so sind wie sie sind. Letzteres lässt sich meines Erachtens auch nicht leisten.

Richtig, für das „warum“ existiert keine letzte Begründung.

Wichtig ist mir nur, dass die Naturgesetze meiner Meinung nach eben nicht reine Beschreibung bzw. mentale Konstrukte sind, sondern sozusagen bestimmte Aspekte der Natur bzw. der unabhängig von uns existierenden Realität tatsächlich zutreffend abbilden - siehe Platons Höhlengleichnis.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Frankx



Anmeldungsdatum: 04.03.2015
Beiträge: 982

Beitrag Frankx Verfasst am: 25. Feb 2019 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Und, wie wir wissen, werden die Naturwissenschaften mit ihren mathematischen und physikalischen Modellen eventuell irgendwann an ihre Grenzen stoßen.


Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

"...wie wir wissen..." d.h. ich bin mir sicher, dass.... "eventuell" ich mir unsicher bin. Ich weiß, dass ich nicht(-s) weiß.


Unabhängig davon halte ich es für müßig Glaube und Wissenschaft auf einer Ebene zu betrachten. Sie widmen sich eigentlich unterschiedlichen Aufgabenstellungen.

Glaube beantwortet hauptsächlich die Frage nach dem "Warum?", Wissenschaft hauptsächlich die Frage nach dem "Wie?".

Kritisch wird es immer, wenn eines von beiden versucht die Frage des anderen zu beantworten. Das führt zumindest zu Konflikten bzw. lenkt von den eigentlichen jeweiligen Hauptfragen unnötig ab.

Wenn man die Frage nach dem "Wie?" mit Glauben beantwortet, führt das oft zum Konflikt mit der Realität.

Wenn die Naturwissenschaft versucht, die Frage nach dem "Warum?" über das durch logische Ableitung auf grundlegendere Prinzipien hinausgehende Maß zu beantworten, untergräbt sie die eigenen Grundlagen und wird damit unwissenschaftlich.

Zitat:
Ich glaube nämlich selber, dass die naturwissenschaften ebenso eine Art "Glauben" sind


Ein Glaube ist beliebig. Er muss keiner Realität standhalten. Deshalb gibt es auch so viele Religionen.

In der Naturwissenschaft gibt es zwar auch manchmal unterschiedliche Modelle, doch diese müssen sich an der Realität messen lassen (falsifizierbar sein). Entweder beschreiben sie dann unterschiedliche Aspekte der Realität, oder sind mathematisch ineinander überführbar, d.h. mathematisch äquivalent.

Glaube spielt hier nur in dem Sinne eine Rolle, dass es heutzutage kaum möglich ist, alle Aspekte einer Theorie persönlich abzuleiten und zu überprüfen. Man muss also teilweise im Vertrauen auf die korrekte Arbeit anderer Wissenschaftler an deren Ergebnisse "glauben".

Spätestens, wenn es aber zu Diskrepanzen zwischen vorhergesagten und realen Ergebnissen kommt, wird die Theorie hinterfragt.

Das unterscheidet Naturwissenschaft von Glaube/Religion.


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