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Metalle: Anzahl Leitungselektronen pro Atom
 
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herr zong
Gast





Beitrag herr zong Verfasst am: 15. März 2006 15:37    Titel: Metalle: Anzahl Leitungselektronen pro Atom Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

mich interessiert, wieviel Elektronen zB ein Aluminium-Atom in seinem Metallgitter eigentlich abgibt. Das Elektronengasmodell besagt, dass Metalle Elektronen abgeben und dass das Elektronengas die Kationen zusammenhält.

Kann man für verschiedene Metalle die Anzahl abgegebener Elektronen messen bzw. angeben?

Ich vermute, dass im Falle des Al die Anzahl kleiner als 3 ist, evtl. sogar kleiner 2, da für eine Mehrfachionisierung sehr viel Energie aufgebracht werden muss.

Vielen Dank!
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. März 2006 12:44    Titel: Re: Metalle: Anzahl Leitungselektronen pro Atom Antworten mit Zitat

Hallo,

Die Anzahl der frei beweglichen Elektronen ist die Anzahl der Elektronen im Valenzband. Das Valenzband ist das oberste von Elektronen besetzte Band, es ist bei Metallen nur teilweise gefüllt.

Mein Periodensystem sagt mir, dass Aluminium in der obersten Schale die Elektronenkonfiguration 3s²3p hat, also zwei Elektronen im 3s-Orbital und ein Elektron im 3p-Orbital. Also hat es drei Valenzelektronen.

Nun weiß ich nicht genau, ob die 3s - und die 3p-Orbitale bei Aluminium überlappen oder nicht. Wenn ja, dann sind drei Elektronen pro Atom im Valenzband, wenn nein, dann ist ein Elektron pro Atom im Valenzband.

Also kann ich soviel sagen, dass die "abgegebene" Anzahl Elektronen bei Aluminium entweder eins oder drei ist.

-------------------------

Da es keinerlei Energie erfordert, Elektronen ins Valenzband zu heben, die schon darin sind, und da die Atome nicht ionisiert werden, sondern ständig genug Elektronen um sich herum haben, die die positive Ladung der Rümpfe ausgleichen, hat dieses Problem also nichts mit den Ionisierungsenergien zu tun.
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 17. März 2006 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

Des kann man mim Hall- Effekt berechnen. Die berechnung is schon irgendwo um Forum. Ich habs nochmal fuer Alu gerechnet und bin auf 1,05 Elektronen je Al-Atom gekommen.
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 17. März 2006 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Aber Alu ist doch dreiwertig. Kein Zusammenhang?
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. März 2006 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Anonymous hat Folgendes geschrieben:
... und bin auf 1,05 Elektronen je Al-Atom gekommen.

Okay, das spricht dafür, dass das 3s-Band und das 3p-Band von Aluminium nicht überlappen. Also "gibt ein Aluminiumatom ein Elektron ab".

Dass diese Zahl bei Raumtemperatur nicht bei 1, sondern bei 1,05 liegt, spricht dafür, dass der energetische Abstand zwischen dem 3s-Band und dem 3ß-Band nicht zu groß ist. Dadurch werden durch thermische Anregung bei Raumtemperatur auch einige der 3s-Elektronen so angeregt, dass sie ins 3p-Band springen. Das führt zu zusätzlichen Leitungselektronen, im Schnitt offensichtlich bei Raumtemperatur zu 0,05 Leitungselektronen mehr pro Aluminiumatom.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. März 2006 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

Anonymous hat Folgendes geschrieben:
Aber Alu ist doch dreiwertig. Kein Zusammenhang?

Dass Aluminium dreiwertig ist, heißt, dass es drei seiner Elektronen verwenden kann, um chemische Bindungen zu anderen Atomen aufzubauen. Eine solche chemische Verbindung ist energetisch so günstig, dass beim Eingehen einer solchen Verbindung, also bei der chemischen Reaktion, die Energiedifferenz zwischen 3s- Niveau und 3p-Niveau keine entscheidende Rolle spielt.

Für das Eingehen einer chemischen Verbindung sitzen beim Aluminiumatom also drei Elektronen "locker genug".

Für die elektrische Leitfähigkeit, wie wir gesehen haben, nur eines; bzw. genaugenommen bei Raumtemperatur im Schnitt 1,05 Elektronen pro Atom.

(Auch das passt ins Bild: Je höher die Temperatur, desto lockerer sitzen die Elektronen, und können zu Leitungselektronen werden. Die Energien bei chemischen Reaktionen sind allerdings meist größer, man gewinnt mehr Energie, braucht aber u.U. auch mehr Aktivierungsenergie, d.h. braucht eine chemische Reaktion Aktivierungsenergie, so kann diese durchaus bei sehr viel höheren Temperaturen liegen ("Bunsenbrenner"))
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 17. März 2006 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Mir is grad noch was zum Alu eingefallen. Die Hallkonstante bzw Hallspannung hat ein anders Vorzeichen als Kuper, Silber und Wismut. Das lässt sich irgendwie mit so ner Art Lochleitung erklären.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. März 2006 17:10    Titel: Antworten mit Zitat

Okay, guter Punkt! Dann verändert das die Situation:

Dann tragen



Löcher pro Aluminiumatom zur Leitung bei.

Berechnet aus:

Masse des Aluminiumatoms m_atom = 26,98 u
Dichte von Aluminium rho= 2,7 g/cm^3
Ladung eines Lochs q = + 1,602 * 10^-19 C
Hallkonstante von Aluminium A_H = + 9,9*10^-11 m^3 / C

Dann heißt das, in Aluminium überlappen die Energiebänder. Und zwar so, dass der Ladungstransport überwiegend durch Löcher erfolgt.

Löcherleitung hat man dann, wenn ein Band mehr voll als leer ist, das heißt, dann ist die Leitfähigkeit mehr davon bestimmt, wieviel Platz zum Bewegen die Elektronen in ihrem Band haben, als dadurch, wieviele Elektronen als Leitungselektronen zur Verfügung stehen. Die Elektronen treten sich quasi gegenseitig mehr auf die Füße, als dass sie jedes für sich die Leitfähigkeit vergrößern.

Wie genau die Energiebänder in Aluminium überlappen, und wie beweglich Elektronen und Löcher, die zur Leitfähigkeit beitragen, sind, weiß ich nun noch nicht.

Ich vermute nun, dass nicht nur die drei Valenzelektronen, sondern auch die 8 Elektronen der zweiten Schale (und vielleicht sogar die 2 Elektronen der ersten Schale?) zur Leitfähigkeit beitragen, möglicherweise in einer Mischung aus Löcherleitung und Elektronenleitung.

Aber ich glaube, wir haben nun herausgefunden, dass man die Anzahl von Ladungsträgern pro Atom, die effektiv zur Leitfähigkeit beitragen, am besten experimentell durch eine Messung der Hallkonstanten bestimmt.
herr zong
Gast





Beitrag herr zong Verfasst am: 20. März 2006 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für eure Antworten, die Sache ist ja viel komplizierter als ich dachte. Löcherleitung im Al...
Ich hätte noch rund ein Leitungselektron pro Atom verstanden, in Übereinstimmung mit dem Gang der Ionisierungsenergeien, aber jetzt ist Feierabend...
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