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Higgs
Gast





Beitrag Higgs Verfasst am: 15. Okt 2013 07:48    Titel: GPS Antworten mit Zitat

Meine Frage:
In welcher Höhe heben sich die Effekte der gravitativen und geschwindigkeitsabhängigen Zeitdilatation auf beim GPS?
Laut Wiki eine Flughöhe von 3000 km.

Wenn ich aber jetzt berechne, dann komme ich bei der geschwindigkeitsabhängigen Zeitdilatation auf einen Wert von 1-8,349*10^-11 bei einer Satelliten-Geschwindigkeit v=3874 m/s.

Bei der gravitativen Zeitdilatation habe ich die Formel laut englischer Wikipedia genommen. Also T=Wurzel(1-2GM/(R+h)c²)/(1-2GM/Rc²)*T0
Wenn ich jetzt den Erdradius 6378 km nehme und für den Satelliten rs=6378+3000 km dann komme ich auf einen Wert von 0,0000000002225. Also
19224 ns.

Bei der geschwindigkeitsab. Zeitdilatation komme ich auf einen Wert von 7214 ns.

Das kann doch nicht stimmen. Wenn sich beide Effekte in einer Höhe von 3000 km aufheben müssten, dann sollten nach diesen Berechnungen die Nanosekundenzahl übereinstimmen.


Meine Ideen:
Bitte um Hilfe. Komme einfach nicht weiter.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 09:54    Titel: Antworten mit Zitat

Wir gehen aus von der allgemeine Formel



mit



Bis hierher gilt die Gleichung in der ART in voller Strenge. Nun beschränkt man sich zunächst auf eine bestimmte Klasse von Raumzeiten, so dass die Zeitkoordinate entkoppelt, d.h. dass die Effekte der Krümmung Raum und Zeit nicht "mischen". Dann gilt



In dieser Form kann man das Linienelement gut interpretieren: t ist die Koordinatenzeit, die für sich alleine noch keine physikalisch messbare Bedeutung hat. Die Wurzel beschreibt, wie die Effekte der ART den Zeitverlauf (bezogen auf die Koordinatenzeit) modifizieren. Unter der Wurzel beinhaltet der metrisch Tensor die Effekte der Geometrie der Raumzeit, die zeitlichen Ableitungen der Koordinaten die Geschwindigkeiten. Man sieht also, dass in dieser Formel sowohl Raumzeiteffekte als auch Geschwindigkeitseffekte enthalten sind.

----------

Betrachtet man einen ruhenden Körper, so reduziert sich die Formel zu



Darin steckt das Gravitationspotential und der Effekt der Zeitdilatation in Gravitationsfeldern. Grundsätzlich wäre dieser Effekt hier (auf der Erde) ebenfalls zu berücksichtigen.

Aus der Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen findet man letztlich



wobei G die Gravitationskonstante und M bzw. R Erdmasse und -radius sind. Damit gilt



D.h. im Gravitationspotential ändert sich der Zeitverlauf bezogen auf eine im unendlichen sitzenden Beobachter, für den die Koordinatenzeit T und die Eigenzeit tau übereinstimmen.

----------

Nun betrachten wir den Fall eines tangential bewegten Objektes bei festem Bahnradius R+h. In diesem Fall trägt auch noch der Geschwindigkeitsterm bei, wobei wir hier die Näherung machen dürfen, dass die räumlichen Tensorkomponenten g alle gleich -1 gesetzt werden. D.h. es gilt



Man sieht, dass die beiden Effekte, einmal das Gravitationspotential, einmal der Geschwindigkeitsterm mit unterschiedlichen Vorzeichen beitragen. Das wird wichtig, wenn man den Fall eines um die Erde kreisenden Satelliten betrachtet: die größere Höhe sowie die Geschwindigkeit des Satelliten zusammengenommen heben sich teilweise gegenseitg auf.

Ich habe hier c=1 gesetzt, d.h. du musst c wieder einführen.

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 15. Okt 2013 11:52, insgesamt 2-mal bearbeitet
Ich



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Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 15. Okt 2013 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
In welcher Höhe heben sich die Effekte der gravitativen und geschwindigkeitsabhängigen Zeitdilatation auf beim GPS?
Laut Wiki eine Flughöhe von 3000 km.


Die GPS-Satelliten fliegen aber nicht auf 3000 km Höhe, sondern auf 20000. Deswegen hat es auch wenig Sinn, z.B. ihre Bahngeschwindigkeit für deine Rechnung einzusetzen.
Den Rest habe ich nicht ganz überprüft: Zahlen wie 0,0000000002225 gehen gar nicht und 19224 ns bei unbekanntem T0 helfen nicht weiter.
Verwirre dich doch nicht, indem du alles mögliche durcheinanderwirfst. Vergleiche einfach die Dilatationsfaktoren.
Higgs
Gast





Beitrag Higgs Verfasst am: 15. Okt 2013 10:04    Titel: Antworten mit Zitat

Aber kann man nicht die Höhe berechnen, in der sich der Satellit befinden muss, damit sich die gravitative und die geschwindigkeitsabhängige Zeitdilatation gegenseitig aufheben?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

s.o.
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Higgs
Gast





Beitrag Higgs Verfasst am: 15. Okt 2013 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

Bei einer Höhe von 3000 km geht die Satellitenuhr in 1000 Jahren um 7,02 Sekunden vor.
Bei einer Höhe von 20184 km geht die Satellitenuhr in 1000 Jahren um 16,68 Sekunden vor.

Stimmt das? Ich habe wie gesagt mit der Formel T=Wurzel(1-2GM/(R+h)c²)/(1-2GM/Rc²)*T0 gerechnet.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Was gefällt dir an meiner Formel nicht? (habe sie um R+h ergänzt! so dass sie zu deiner Nomenklatur passt).

Wenn du berechnen willst, wo sich die beiden Effekte gerade aufheben, dann musst nur tau gleich t setzen und auflösen. Aber ich denke, du willst zwei Beobachter vergleichen, einen bei R und einen bei R+h, dann wird's etwas komplizierter. Insbs. musst du eigtl. auch die Bahngeschwindigkeit des Beobachters auf der Erdoberfläche aufgrund der Erdrotation betrachten - oder ihn an einen Pol setzen ;-)

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Higgs
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Beitrag Higgs Verfasst am: 15. Okt 2013 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry, deine Ergänzung hatte ich gar nicht bemerkt.

Stimmen denn diese Werte:
Bei einer Höhe von 3000 km geht die Satellitenuhr in 1000 Jahren um 7,02 Sekunden vor.
Bei einer Höhe von 20184 km geht die Satellitenuhr in 1000 Jahren um 16,68 Sekunden vor.

Bevor ich weitere Berechnungen anstelle, möchte ich gerne wissen, ob zumindest die obigen Daten korrekt sind. Diese bilden doch Grundlage weiterer Berechnungen.
Ich



Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 15. Okt 2013 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Tom,

GM -> 2GM!

Außerdem haben wir schwaches Feld, es reicht also:

TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 13:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
Hi Tom,

GM -> 2GM!

Außerdem haben wir schwaches Feld, es reicht also:


Danke, den Faktor 2 habe ich ergänzt.

Die Näherung des schwachen Feldes braucht man eigtl. nicht, so kompliziert ist Wurzelziehen nun auch wieder nicht.

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TomS
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Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Nochmal zur ursprünglichen Fragestellung. Führen wir zwei Beobachter i=1,2 mit zwei Höhen und zwei Geschwindigkeiten ein. Dann gilt



Die Bedingung, dass die beiden Effekte der Zeitdilatation sich gerade aufheben sollte bzgl. eines Referenzbeobachters (hier i=1) formuliert werden. D.h. beide Beobachter i=1,2 sollten identische Eigenzeiten aufweisen



wobei ich hier davon ausgehe, dass Eigenzeitvergleiche per Lichtsignal stattfinden. D.h. für bekannte Werte für h und v des Beobachters 1 sowie bekannte Bahngeschwindigkeit v des Beobachters 2 müsste man diese Gleichung nach der Höhe des Beobachters 2 umstellen.

Wichtig: das sieht etwas anders aus als wenn man einfach t und tau gleichsetzt. t ist zunächst nur eine unphysikalische Koordinatenzeit. Sie entspricht der Eigenzeit eines Beobachters im Unendlichen! Im Falle des GPS oder anderer Satelliten würde man jedoch den Referenzbeobachter i=1 auf die Erdoberfläche bei h=0 setzen, und wegen Vereinfachung noch an den Pol mit v=0. D.h. die rechte Seite (für den Satelliten) wäre nicht exakt Null, sondern müsste den Wert der linken Seite reproduzieren.

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TomS
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Beiträge: 18201

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Okt 2013 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Nochwas: die Geschwindigkeit des Satelliten kann man als Funktion der Flughöhe v(R+h) betrachten; diese ergibt sich in sehr guter Näherung aus der Newtonschen Mechanik.

Meine Darstellung gilt auch für den allgemeineren Fall, das v nicht aufgrund einer kräftefreien Kreisbewegung als v(R+h) vorgegeben ist.

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