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Temperaturänderung in stromdurchflossenem Leiter
 
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Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 08. Aug 2005 19:52    Titel: Temperaturänderung in stromdurchflossenem Leiter Antworten mit Zitat

Mahlzeit allerseits,

ich habe folgendes Problem. Ich habe Kupferdraht mit Innenwiderstand R (etwa 100mOhm), durch den durch eine hohe Spannung (ca. 1kV) ein kurzer und starker Stromimpuls geschickt wird (etwa 2ms). Dadurch erhöht sich natürlich die Temperatur im Draht, so dass in Wirklichkeit ein kleinerer Strom als der durch I=U/R berechnete Strom fliesst.

Gemessen wird der geflossene Strom (mit Hifle eines Shuntwiderstandes) und die Temperatur des Drahtes.

Da letztendlich der Einfluss von Strom- und Temperaturänderungen auf ein weiteres Teil experimentell ermittelt werden soll, wird der Draht vorher auf verschiedene Temperaturen erwärmt.

Um einen besseren Vergleich machen zu können, würde ich gerne vorher wissen, welche Spannung ich anlegen muss, damit ich bei verschiedenen Drahttemperaturen(vor dem Impuls) etwa den gleichen Strom bekomme. Kann man das vorher berechnen?
Dieter5858
Moderator


Anmeldungsdatum: 02.08.2004
Beiträge: 696
Wohnort: Hamburg

Beitrag Dieter5858 Verfasst am: 09. Aug 2005 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hiho
Erstmal habe ich deine Frage nicht sooo ganz verstanden, aber nein das geht garnicht, und wenn dann ist es schwierig.
Warum willst du sowas vorher ausrechnen?

Du könntest aber mit sicherhiet ermitteln wie groß der Strom wäre wenn der Draht sich nicht erwärmt hätte, und damit den Verlust berechnen.
Dazu kannst du ja einfach ein Draht mit einem größerem Querschnitt nehmen, einer der so groß ist das er sich praktisch nur unwesentlich erwärmt, oder noch besser du kühlst den Draht noch mit Des. Wasser, das bringt einiges!

Aber warum willst solch abstruse rechnungen durchführen?
Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 10. Aug 2005 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zunächst mal Danke für die Antwort

Dieter5858 hat Folgendes geschrieben:

Warum willst du sowas vorher ausrechnen?


Ich muss im Rahmen eines Praktikums einige Messungen durchführen und die Daten auswerten. Dazu habe ich (grob gesagt) eine langen gewickelten Draht, durch den ein sehr großer Stromimpuls gejagt wird. In der Nähe des Drahts liegt ein weiterer Gegenstand, der durch das entstandene Magnetfeld verändert wird.
Ich soll untersuchen, inwieweit sich unterschiedlich große Ströme und Temperaturen auf die Änderung dieses Gegenstandes auswirken. Um bessere Vergleiche ziehen zu können, würde ich gerne vorher wissen, welcher Strom bei eingestellter Spannung tatsächlich fliessen wird.

Durch Ausprobieren habe ich jetzt festgestellt, dass die Erwärmung so groß ist, dass der Strom erheblich kleiner ist als ich vermutet habe.

BSP:
Tatsächlich gemessener Strom: I=4,5kA geschockt

Inzwischen probiere ich es einfach aus. Ist zwar mühsam und zeitaufwändig, aber es funktioniert auch Augenzwinkern
yeti777



Anmeldungsdatum: 10.11.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Schweiz

Beitrag yeti777 Verfasst am: 11. Aug 2005 12:51    Titel: Antworten mit Zitat

Calvin hat Folgendes geschrieben:
Dazu habe ich (grob gesagt) eine langen gewickelten Draht, durch den ein sehr großer Stromimpuls gejagt wird. In der Nähe des Drahts liegt ein weiterer Gegenstand, der durch das entstandene Magnetfeld verändert wird.
Ich soll untersuchen, inwieweit sich unterschiedlich große Ströme und Temperaturen auf die Änderung dieses Gegenstandes auswirken.


Hallo Calvin,

Wenn der Draht lang und gewickelt ist, spielt u.U. die Induktivität eine grössere Rolle, als die Erwärmung. Dies umso mehr, als der Stromstoss sehr kurz ist ( T = 20 [ms]). Die FOURIER-Theorie lehrt: Je kürzer der Impuls, umso höher das Frequenzspektrum. Bei hohen Frequenzen genügen schon wenige Windungen, um eine wirksame Induktivität zu bewirken.

Gib doch mal die geometrischen Abmessungen der Spule - um eine solche scheint es sich zu handeln - bekannt, als da sind: Länge des Drahtes, Durchmesser, Material (Cu), Anzahl der Windungen, Durchmesser der Spule, Länge der Spule. Vielleicht lässt sich damit was anfangen, zumindest abschätzen.

Dann noch ein Wort zur Messung: WIE wurde der Strom von 4.5 [kA] messen? Was für ein Messinstrument?
Am hilfreichsten wäre eine Messung von Spannungs- und Stromimpuls mit dem KO (Katodenstrahloszillograph). Man könnte dann aus der Form des Stromsignals Rückschlüsse ziehen und bei der mathematischen Modellierung des Vorgangs berücksichtigen. Ist möglich, hier die Skizzen von Messanordnung, Spannungs- und Stromverlauf zu posten?

Gruss yeti

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Ich weiss, dass ich nichts weiss.
Sokrates 470 - 399 v.Ch.
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 11. Aug 2005 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Beschreibung des Aufbaus ist schwierig grübelnd Und zu sehr ins Detail möchte ich nicht gehen, da ich nicht weiß, inwiefern das unter die betriebliche Schweigepflicht fällt. Mal abgesehen davon habe ich im Moment noch keine Daten davon auf Festplatte Augenzwinkern

Die Lösung des Problems für mich inzwischen aber nicht mehr extrem wichtig. Wenn man das relativ einfach hätte abschätzen können, wäre das schön gewesen, aber da es in der Theorie sehr aufwändig scheint, werde ich es in der Praxis einfach ausprobieren. Da kann man es auch ganz gut abschätzen smile

Zur Bestimmung des Stromes wurde übrigens mit einem Oszi der Spannungsabfall über einem Shunt gemessen.

Trotzdem vielen Dank an alle, die sich mit dem Problem beschäftigt haben Prost

Gruß
Calvin
yeti777



Anmeldungsdatum: 10.11.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Schweiz

Beitrag yeti777 Verfasst am: 11. Aug 2005 18:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Calvin,

mich würde trotzdem noch interessieren, wie der Spannungsabfall über dem Shunt ausgesehen hat. Damit plauderst du ja keine Betriebsgeheimnisse aus.

Gruss yeti

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Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 11. Aug 2005 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

OK, dann versuche ich es in Worten. Es sieht wie eine gedämpfte Schwingung aus. Es gibt einen starken Ausschlag in positiver Richtung, danach einen sehr kleinen in negative Richtung. Danach ist das Signal wieder bei 0V.
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 11. Aug 2005 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, Calvin! Das bedeutet, dass wir es hier mit einem stark gedämpften System von mindestens 2. Ordnung zu tun haben. Einen ohmschen Widerstand und eine Induktivität haben wir mit Sicherheit (Aufgabenstellung). Fehlt also noch die Kapazität. Diese könnte allerdings in der Messeinrichtung versteckt sein. Hast du abgeschirmte UND kalibrierte Messsonden verwendet? Naja, ist ja, wie du sagst, nicht mehr weiter wichtig. Tschüss dann

yeti
Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 11. Aug 2005 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Keine Ahnung, ob die Messonden kalibriert und abgeschirmt sind grübelnd Aber das Verfahren der Strommessung wurde schon letztes Jahr von jemand auf kapazitive und induktive Einflüsse getestet und nach bestem Wissen und Gewissen optimiert.

An diese Anleitung habe ich mich gehalten smile
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 12. Aug 2005 23:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab dazu folgendes ausgegraben, ob es "passt", kannst ja mal grob überprüfen.



mit einer Messung aus mittlerem Bereich bestimmst das k.
Q steht für die transportierte Gesamtladung, also




Das berücksichtigt jedoch nur Wärmeeffekte, keine induktiven Gegenspannungen, was wegen der Ladungskonstanz womöglich garnicht so schräg ist. Der Widerstandstempkoeffizient ist als linear angesetzt und R0 ist der Anfangswiderstand.
Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 14. Aug 2005 17:49    Titel: Antworten mit Zitat

Danke. Wenn ich Zeit habe, werde ich es mal ausprobieren. Wobei das ür mich jetzt nur noch eine neUnd was ist R_0? Der gesamte Widerstand des Aufbaus?

Und noch was anderes. Kann ich überhaupt bedenkenlos den geflossenen Strom mit berechnen? Oder muss ich dort auch noch irgendwelche Induktivitäten und Temperaturschwankungen berücksichtigen?
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 14. Aug 2005 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Na ja, wie gesagt, der gepostete Zusammenhang steht erstmal NUR für einen langgezogenen Leiter, OHNE induktiven Effekte usw.

Während der kompletten Dauer T liegt die Spannung U am Ausgangswiderstand R0 an. Deshalb sieht das Strombild schonmal etwas anders aus als das von dir beschriebene. Die Stromstärke beginnt bei U/R0 im Zeitpunkt t = 0 und endet im Zeitpunkt t = T bei einem minimalen Wert x >> 0. Ein Unterschwingen unter Null kommt überhaupt nicht vor.

Exakt kann die Beziehung somit nicht passen.


Du brauchst das auch nicht zusätzlich ausprobieren. Ich denke, ob das irgendwie hinkommt müsstest doch anhand bereits gemessener Resultate mittels Rechnung überprüfen können.

R0 ist der Startwiderstand des Leiters, der nun durch den Stromimpuls, während der Messung, seinen Widerstand verändert.

Mittels eines "Wertepaares" U,Q,R0,T bestimmst das k.
Für die Vorausberechnungen blieben dann T,Q,k konstant und über den neuen Initialwiderstand R0' kämst dann zu dem zugehörigen U'. Dabei wäre R0' nichts anderes als der mit anderer Initialtemperatur startende Widerstand R0. So hab ich das aus deiner Ausgangsbeschreibung herausgelesen und darauf ist auch der Zusammenhang aufgebaut. Bei meinen Proberechnungen hat sich gezeigt, dass es NICHT für alle R0' eine Lösung gibt. Vielmehr gibt es einen obersten Wert Rx, oberhalb dessen die Ladungskonstanz nicht mehr zu erreichen ist, egal wie hoch U angesetzt wird. (immer unterstellt dass keine größeren Fehler in meiner Überlegung sind, wofür ich in keinster Weise garantieren kann !)





Den fließenden Strom kannst nicht einfach über Ushunt/Rshunt berechnen, denn der ist ja veränderlich während der Dauer T, aber vielleicht kannst irgendwie den mittleren wirksamen Stromfluss (Ieff) abschätzen. Q wäre dann Ieff*T



Ich hab mal den Graphen der Stromstärke angehängt. Darfst nur auf die Form schauen, die absoluten Zahlen, abgesehen von der Dauer T, passen nicht.

Die gelbe Linie stellt die Gesamtenergie (Endenergie) zum Zeitpunkt T dar, die rote Linie die bis zum Zeitpunkt t eingebrachte Energie, die grüne Linie den Stromverlauf und die blaue Linie das ((10000fache)) des Widerstandes während der Zeit t=0 und t=T. Die effektive Stromstärke ist in diesem Beispiel NUR ca. 6% ! der Initialstromstärke, auch das scheint sehr stark von dem deinen abzuweichen, sofern denn dein Wert den mittleren Strom wiedergibt.



Verlauf.gif
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Verlauf.gif


Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 16. Aug 2005 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zunächst mal vielen Dank für die ausführliche Hilfe. Wenn ich die Beiträge lese, stelle ich fest, dass ich noch viiiiiiieeeeel Lernen muss geschockt Augenzwinkern Ich kann deine Beiträge zwar nachvollziehen, aber auf mein aktuelles Problem kann ich es nicht übertragen.

Egal, im Moment fahre ich ganz gut mit der Taktik, die Theorie wegzulassen und einfach meine Messungen durchzuführen Augenzwinkern Die genauen Stromwerte werden erst interessant, wenn es an die Auswertung geht. Und erste Tendenzen sind schon erkennbar *freu*

BTW, es ist nur der maximale Strom von Interesse, der durch den Leiter geflossen ist. Kann ich wenigstens den mit berechnen? grübelnd Das war das, was ich eigentlich oben gemeint habe (Ich weiß, dass was anderes dasteht Augenzwinkern)

Gruß von Matheboardhelfer zu Matheboardhelfer (falls die letzten Gäste auch yeti waren Augenzwinkern)
Calvin
Gast






Beitrag Gast Verfasst am: 17. Aug 2005 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

Calvin hat Folgendes geschrieben:
Ich kann deine Beiträge zwar nachvollziehen, aber auf mein aktuelles Problem kann ich es nicht übertragen.


Kein Thema, ich hatte das schon fertig da war noch kein Wort von "Spule" gefallen, nur nicht gepostet weil mir plötzlich was fehlerhaft daran erschien. Gut zwei Tage später hatte sich das in Luft aufgelöst und ich konnte verantworten es zu posten, wohl wissend dass das nicht (mehr) ganz das Richtige ist.



Imax = Umax_shunt / Rshunt

könnte hinkommen sofern der Rshunt keinen allzugroßen Tempgang hat, bzw sich das im ersten Bruchteil des Stromflusses ereignet.

Ob das realistisch ist kann ich schlecht beurteilen, denke jedoch, dass wenn sich das nicht im Initialmoment erreignet doch die Tempdrift des Shunt wenigtens grob berücksichtigt gehört, bzw das zumindest mal daraufhin angeklopft gehört, ob da was zu berücksichtigen ist.
Calvin
Gast





Beitrag Calvin Verfasst am: 17. Aug 2005 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

Alles klar. Viiiiieeeeeelen Dank für die Hilfe Prost

Anonymous hat Folgendes geschrieben:
Imax = Umax_shunt / Rshunt

könnte hinkommen sofern der Rshunt keinen allzugroßen Tempgang hat, bzw sich das im ersten Bruchteil des Stromflusses ereignet.


Das wollte ich hören. Den nächsten Absatz habe ich überlesen Big Laugh

Gruß
Calvin
yeti777



Anmeldungsdatum: 10.11.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Schweiz

Beitrag yeti777 Verfasst am: 19. Aug 2005 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Calvin!

Obwohl das Thema abgehandelt ist, möchte ich mich noch einmal kurz zu Wort melden. Deine Aufgabenstellung hat mich interessiert und so habe ich mir überlegt, wie ich das Problem lösen würde. Vielleicht geben die nachfolgend geäusserten Ideen jemandem einen Gedankenanstoss für ähnliche Probleme in der Zukunft.

Zuerst ein Ausspruch von A. Einstein, ich zitiere: "Problems cannot be solved at the same level of awareness that created them". Ende Zitat.

Dein Problem ist komplex. Meiner Meinung nach kommt man mit rein theoretischen Überlegungen nicht zum Ziel. Deshalb würde ich eine Systemidentifikation nach allen Regeln der Kunst durchführen. Dh. DIRAC-Stoss am Eingang (Spannung), Impulsantwort messen (Stromverlauf)
a) direkte Identifikation ab Impulsantwort, falls die entsprechende Software zur Verfügung steht oder
b) FOURIER-Transformation in den Frequenzbereich, ergibt den komplexen Frequenzgang und dann Systemidentifikation im Frequenzbereich. Dafür gibt es Software, zB. als Toolbox von Mathworks.
Nach der Identifikation hat man das mathematische Modell samt Parameterwerten und kann jetzt systematische Messungen durchführen.

Zugegeben, das tönt alles etwas kompliziert. Aber von nichts kommt nichts, siehe Zitat Einstein.

PS. Die Aufgabe dünkt mich derart interessant, dass ich sie gerne mit dir zusammen lösen würde!

Gruss yeti

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