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Gastfrage Gast
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Gastfrage Verfasst am: 14. Jun 2011 14:29 Titel: Sturz und Körpergewicht |
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Liebe Physiker,
im Pflegebereich kommt es aus verschiedenen Ursachen immer wieder zu Stürzen von Patienten. Nun ist in unserem Arbeitsbereich die Frage aufgetaucht, inwieweit das Gewicht eines Patienten Auswirkung auf seine Sturzfolgen hat. Im Konkreten geht es um das ZU- Fall- Kommen aus dem Stand. Hat eine Person mit 70 kg weniger Schäden zu erwarten, als eine Person mit 90 kg? Welche Faktoren spielen an dieser Stelle eine Rolle?
Und: muss der/ die Pflegende ein gewisses Gewicht vorhalten, um schwerere Patienten besser handeln zu können? Oder machts da tatsächlich das Handling?
Ganz gespannt warten wir auf Eure Antworten- hoffentlich zahlreich und gut verständlich.
Bereits ein ganz liebes Dankeschön
Die Krankenschwestern |
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TheBartman
Anmeldungsdatum: 09.07.2009 Beiträge: 482
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TheBartman Verfasst am: 15. Jun 2011 16:22 Titel: |
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Ich versuche das mal zu vereinfachen.
Wenn man den freien Fall zu Grunde legt, werden beide Patienten (also 90kg und 70kg) gleich schnell bei ihrem Sturz. (Wir lassen die Luftreibung außer acht, sie dürfte keine Rolle spielen.)
Beide Körper erhalten also eine kinetische Energie, die bei ihrem Aufprall irgendwo bleiben muss. Diese errechnet sich nach:
T = 0,5 m * v^2
Wobei sich die Rechnungen beider Patienten in nur einem Punkt unterscheiden, nämlich der Masse, m.
Die Geschwindigkeit würde eine deutlich größere Rolle spielen, aber die wird bei beiden ähnlich sein.
Wenn man mal eine Fallhöhe (angenommener freier Fall) von 1 m annimmt, hat der Patient mit 70 kg eine kinetische Energie von 173 J und der Patient mit 90 kg schon 222 J.
Ein Unterschied ist also da, wie sich das nun auf den Körper auswirkt hängt von vielem ab, oftmals auch vom Glück.
In den seltensten Fällen wird es sich nun um einen freien Fall handeln, aber das ist die einfachste Variante und ich denke zum veranschaulichen reicht das aus.
Was das Gewicht des Pflegepersonals angeht, so ist es natürlich von Vorteil wenn man etwas mehr Eigengewicht hat. Ein Leichtgewicht wird natürlich schneller aus dem Stand geschupst, wenn sich der Patient ungewollt bewegt und man diese BEwegung auffangen muss. Für ein bloßes Anheben des Patienten ist das Eigengewicht erstmal egal. Dieser Fall allein, wird aber nur sehr selten vorkommen.
Nach meiner Einschätzung ist allerdings, (das solltet ihr aber besser beurteilen können als ich) das richtige Handling mindestens genauso wichtig. Schon allein um die eigene Verletzungsgefahr zu minimieren. _________________ http://www.ultimatespaceproject.de |
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Krankenschwestern Gast
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Krankenschwestern Verfasst am: 15. Jun 2011 22:55 Titel: @TheBartman |
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Wir danken Dir ganz herzlich für die anschauliche und verständliche Erklärung. Vielleicht fällt Dir noch ergänzend etwas ein- wir freuen uns - danke!
Grund unsrer Anfrage war die Beschwerde eines Angehörigen, dessen Mutti beim Gehen plötzlich nach hinten plumpste und auf dem Po landete. Dabei wurde sie von ihrer Begleitung abgefedert, so dass das Aufkommen gemildert war. Sie erlitt trotzdem eine schmerzhafte Prellung. Der Angehörige meinte, dass die betreffende Krankenschwester zu klein und zu dünn gewesen sei, um seine Mutti zu begleiten und überlegte eine Vorsprache beim Pflegedienstleiter. Trotz interner sicherer Meinung, dass wir mit unserem Wissen über Kinästhetik und entsprechender Handlungsweisen hinlängliche Sicherheit bieten können, wollten wir auch die mechanische Komponente diskutieren (um sie bei einem evtl. Klärungsgespräch mit einzubringen). Die Krankenschwester war übrigens 60 kg schwer und 170 cm groß, die Patientin 82 kg schwer und 168 cm groß.
Danke an alle, die unsere Anfrage gelesen haben und danke nochmals an unseren Antwortgeber |
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Namenloser Gast
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Namenloser Verfasst am: 15. Jun 2011 23:04 Titel: |
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TheBartman hat Folgendes geschrieben: |
eine deutlich größere Rolle spielen, aber die wird bei beiden ähnlich sein.
Wenn man mal eine Fallhöhe (angenommener freier Fall) von 1 m annimmt, hat der Patient mit 70 kg eine kinetische Energie von 173 J und der Patient mit 90 kg schon 222 J. . |
wie kommst du zu diesen ergebnissen? Die potentielle Energie wird komplett in kinetische umgewandelt(wenn man den Boden als Nullpunkt annimmt) und daher haben beide Massen die gleiche kinetische Energie am Endes des Fallens. |
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Unsinn Gast
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Unsinn Verfasst am: 15. Jun 2011 23:09 Titel: |
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Namenloser hat Folgendes geschrieben: | Die potentielle Energie wird komplett in kinetische umgewandelt(wenn man den Boden als Nullpunkt annimmt) und daher haben beide Massen die gleiche kinetische Energie am Endes des Fallens. |
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Krankenschwestern Gast
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Krankenschwestern Verfasst am: 15. Jun 2011 23:10 Titel: |
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Lieber Namenloser,
was heißt das jetzt für uns (als Laien?) bzw. für unsere Argumentationskette?
Danke für Deine Antwort |
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Krankenschwestern Gast
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Krankenschwestern Verfasst am: 15. Jun 2011 23:12 Titel: |
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Die gleiche Frage an 'Unsinn'
wie jetzt?
Und Danke für Deine Antwort |
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Namenloser Gast
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Namenloser Verfasst am: 16. Jun 2011 00:01 Titel: |
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Unsinn hat Folgendes geschrieben: | Namenloser hat Folgendes geschrieben: | Die potentielle Energie wird komplett in kinetische umgewandelt(wenn man den Boden als Nullpunkt annimmt) und daher haben beide Massen die gleiche kinetische Energie am Endes des Fallens. |
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Deine Argumentation ist schlüssig.
Ohne Reibung ist die Änderung der potentiellen Energie die umgekehrte Änderung der kinetischen Energie. |
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TheBartman
Anmeldungsdatum: 09.07.2009 Beiträge: 482
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TheBartman Verfasst am: 16. Jun 2011 07:33 Titel: |
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Namenloser hat Folgendes geschrieben: |
wie kommst du zu diesen ergebnissen? Die potentielle Energie wird komplett in kinetische umgewandelt(wenn man den Boden als Nullpunkt annimmt) und daher haben beide Massen die gleiche kinetische Energie am Endes des Fallens. |
Ein Auto mit 2 Tonnen hat nach 1 m Fall die gleiche Energie wie ein Liter Milch von 1 kg?
Das wäre mir neu ... Die Milch ist mir schonmal auf den Fuß gefallen, mit dem Auto werde ich es nicht probieren.
Alle Körper erhalten die gleiche Beschleunigung, sind also gleich schnell nach gleicher Fallhöhe. Da ist es doch logisch wenn eine höhere Masse auch die höhere Energie hat.
Mag sein, dass ich mich verrechnet habe, aber ich glaube im völligen Irrtum bin ich hier nicht. _________________ http://www.ultimatespaceproject.de |
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VeryApe
Anmeldungsdatum: 10.02.2008 Beiträge: 3252
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VeryApe Verfasst am: 16. Jun 2011 08:46 Titel: |
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was nützt das beste Handling, wenn man einfach nicht genug Kraft aufbringen kann um einen Elefanten zu halten, wenn er umkippt.
Zählt viel mehr Muskelkraft und Reaktionszeit als Eigengewicht .
Denn je länger der Elefant im Kippen ist, umso schwerer wird es in wieder aufzurichten.
Wäre ja lächerlich, wenn sich demnächst alle Krankenschwester auf 100 Kilo aufblasen lassen müssen. Passieren kann immer was.
Besser ihr prüft die Rechtslage, die sieht unter Umständen manchmal ganz anders aus als der klare Menschenverstand. |
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Namenloser Gast
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Namenloser Verfasst am: 16. Jun 2011 10:50 Titel: |
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TheBartman hat Folgendes geschrieben: | Namenloser hat Folgendes geschrieben: |
wie kommst du zu diesen ergebnissen? Die potentielle Energie wird komplett in kinetische umgewandelt(wenn man den Boden als Nullpunkt annimmt) und daher haben beide Massen die gleiche kinetische Energie am Endes des Fallens. |
Ein Auto mit 2 Tonnen hat nach 1 m Fall die gleiche Energie wie ein Liter Milch von 1 kg?
Das wäre mir neu ... Die Milch ist mir schonmal auf den Fuß gefallen, mit dem Auto werde ich es nicht probieren.
Alle Körper erhalten die gleiche Beschleunigung, sind also gleich schnell nach gleicher Fallhöhe. Da ist es doch logisch wenn eine höhere Masse auch die höhere Energie hat.
Mag sein, dass ich mich verrechnet habe, aber ich glaube im völligen Irrtum bin ich hier nicht. |
In der Tat war das mein Fehler Hab an die Geschwindigkeit gedacht. |
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