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SRT Skalarprodukt
 
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bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 14. Mai 2008 01:24    Titel: SRT Skalarprodukt Antworten mit Zitat

moinmoin alle zusammen,

In unserer Theoretische Physik Vorlesung hat der Prof die Lorentztrafo eingeführt, deren Invarianz gezeigt und dann etwas mit den Vierer- und Dualvektoren rumgespielt. Hierbei hat er auch folgendes Skalarprodukt im Minkowski Raum definiert:

Für einen vierervektor gilt:
Alternativ könnte man auch das minus auf die raumkoordinaten verteilen und das plus in die zeitkoordinate setzen nach Geschmack.
Ja, jedenfalls sieht man doch sofort, dass dieses Skalarprodukt nicht Positiv semidefinit ist, und somit die Anforderung der Analysis an ein solches nicht erfüllt. Haben wir natürlich unseren Prof mit konfrontiert, der meinte nur sowas wie "ja, das erlaubt auch negative Abstände, aber macht nix" Aber z.B werden dadurch auch imaginäre Winkel ermöglicht, und die Dreiecksungleichung geht dabei auch flöten.

Ich bin da also etwas verwirrt und suche hier Rat weil meine Übungsgruppe erst am Montag ist. Funktioniert die Physik trotzdem noch mit diesem Skalarprodukt? Meine Angst ist halt, dass man irgendwo bei weiterreichenden Überlegungen ein "echtes" Skalarprodukt brauchen könnte, was hier nicht mehr gegeben wird.
Wie gesagt die mathematische Forderung der positiven Semidefinitheit wird ihre Gründe haben, und gerade solche Dinge wie Metrik, Norm und Skalarprodukt sind es doch die dem Raum erst ihre Struktur geben.

gruß bishop

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dermarkus
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 14. Mai 2008 16:07    Titel: Antworten mit Zitat

Einverstanden, dieses Skalarprodukt ist nicht ein Skalarprodukt nach der allgemeinen Definition in der Mathematik, die positive Definitheit fordert.

Sondern ein Skalarprodukt nach einer breiter gefassten Definition wie

Zitat:

Abweichende Definitionen:

* Oft wird jede symmetrische Bilinearform bzw. jede hermitesche Sesquilinearform als Skalarprodukt bezeichnet; mit diesem Sprachgebrauch beschreiben die obigen Definitionen positiv definite Skalarprodukte.

, siehe

http://de.wikipedia.org/wiki/Skalarprodukt#Allgemeine_Definition

-----------------------

Der Riesenvorteil des obigen Skalarproduktes in der Relativitätstheorie ist, dass nach dieser Definition eines Abstandes zwischen zwei Punkten der Raumzeit die Lorentzinvarianz dieses Abstandes garantiert ist. Solche Größen, die sich bei einer Lorentztransformation von einem Inertialsystem ins andere nicht ändern, sind ungemein praktisch und wichtig für das Rechnen in der Relativitätstheorie.

Das Vorzeichen des so definierten Skalarproduktes gibt dann übrigens gleich schon an, ob ein Abstand zwischen zwei Punkten der Raumzeit zeitartig ist oder raumartig.

Reisen zum Beispiel zwei Zwillinge auf einem Dreieck im Minkowski-Diagramm, so sind die Ecken dieses Dreiecks alle durch zeitartige Abstände voneinander getrennt (Stichworte: kausale Verknüpfung innerhalb der Lichtkegel), also haben in so einer konkreten physikalischen Situation alle drei "Seitenlängen" dieses Dreiecks in der Raumzeit dasselbe Vorzeichen.

Könnte es sein, dass damit in solchen konkreten physikalischen Situationen Effekte wie imaginäre Winkel oder Ungültigwerden der Dreiecksungleichung gar nicht auftreten?
bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 14. Mai 2008 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Markus, bin mit dir ganz einverstanden. Eine Frage hätte ich aber noch. Welche Einschränkungen folgen aus diesem verallgemeinerten Skalarprodukt? Beziehungsweise wieso hat man lieber die relativ starke Forderung nach der positiven Definitheit?
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dermarkus
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 15. Mai 2008 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, ich würde erst mal ganz pragmatisch versuchen zu sagen, das positiv definite Skalarprodukt ist praktisch für Berechnungen zum Beispiel im "ganz normalen" dreidimensionalen Raum, zum Beispiel für die klassische Mechanik, und das Skalarprodukt aus der Relativitätstheorie ist praktisch für unsere vierdimensionale Raumzeit.

Und als fühlbare Einschränkung beim Rechnen mit dem "neuen" Skalarprodukt und den Größen der Speziellen Relativitätstheorie würde ich vor allem erst mal ganz allgemein sagen, dass man wieder ein bisschen mehr aufpassen muss, sich genau an die Rechenregeln zu halten, als man das vielleicht von den bisherigen Rechnungen im vertrauten dreidimensionalen Raum mittlerweise oft schon automatisch gewohnt ist.

Welche oder was für konkretere Einschränkungen hattest du so im Sinn?
bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 15. Mai 2008 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

also mir schwebt da ungefähr folgendes vor:
In Beweisen wird ja oft verlangt "Sei bla ein Vektorraum mit der Norm blupp, dann gilt blipp"

Und naja, einerseits müssen wir Vorgänge im euklidischen Raum betrachten, andererseits brauchen wir ja auch die Lorentzinvarianz. Ich glaube mittlerweile, dass das gerade der Witz an dem Skalarprodukt im Minkowskiraum ist, daraus folgen ja quasi solche Dinge, wie unsinnige Abstände für gegenstände, die nicht innerhalb ihrer Lichtkegel sind etc.
Und daraus folgern wir eben, dass sich zwei Körper nicht immer beeinflussen können usw.

Worauf ich letztlich hinauswill ist die Sicherstellung, dass der Minkowskiraum sich auch wirklich genau wie der dreidimensionale euklidische Raum verhält, wenn man zulässige Abstände etc hat. Ich kann ehrlich gesagt schwer meinen Finger auf das Problem legen, da muss ich wohl noch mehr SRT und Lineare Algebra lernen =)

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Beitrag dermarkus Verfasst am: 15. Mai 2008 21:33    Titel: Antworten mit Zitat

bishop hat Folgendes geschrieben:
dass der Minkowskiraum sich auch wirklich genau wie der dreidimensionale euklidische Raum verhält, wenn man zulässige Abstände etc hat.

Das tut er aber leider nicht Augenzwinkern

Denn der Minkowski-Raum hat ja gegenüber dem euklidischen Raum eben den Vorteil, dass er die vierdimensionale Raumzeit, mit der wir es zu tun haben, beschreibt smile
bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 15. Mai 2008 23:52    Titel: Antworten mit Zitat

naja aber eigentlich sollte ich doch bei kleinen geschwindigkeiten gar keinen Unterschied zum 3-D euklidischen Raum bemerken?
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Beitrag dermarkus Verfasst am: 16. Mai 2008 00:05    Titel: Antworten mit Zitat

Klar. Und für die Relativitätstheorie brauchen wir dann den Fall großer Geschwindigkeiten, da tuts der euklidische Raum dann nicht mehr.
bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 16. Mai 2008 00:51    Titel: Antworten mit Zitat

japp und genau das meine ich Augenzwinkern

Ich kann sicher sein, dass im Falle kleiner Geschwindigkeiten das Skalarprodukt aus dem Minkowskiraum in das Skalarprodukt des euklidischen Raums übergeht und dabei seine positive Definitheit erhält?

Weil klar, durch kleine Geschwindigkeiten ist x0 sehr klein, aber ich sollte doch kleine Raumkoordinaten finden, in denen man wieder imaginäre Abstände erhält. Das muss aber irgendwie unterbunden werden

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Beitrag dermarkus Verfasst am: 16. Mai 2008 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, wobei man für diesen Übergang ins euklidische dann noch "von Hand" die Zeitdimension rausnehmen würde, und das ganze wohl nicht so direkt mit der Kleinheit von räumlichen Abständen begründen würde:

Denn der Übergang zu kleinen Geschwindigkeiten bedeutet hier ja konkret, dass man zwischen zwei Inertialsystemen transformiert, die nur noch mit kleiner Geschwindigkeit relativ zueinander bewegt sind.

Laut der Lorentztransformation und in den Minkowski-Diagrammen stehen die (Raum-(in Bewegungsrichtung) und Zeit-) Achsen des zweiten dieser Inertialsysteme schief zu den Achsen den ersten. Für kleine Geschwindigkeiten werden die Achsen immer weniger schief, und sind schließlich in sehr guter Näherung orthogonal zueinander.

Wenn aber alle acht Achsen (Zeit- und drei Raumachsen beider Inertialsysteme) senkrecht aufeinander bzw. parallel zu ihrem Pendant stehen (im Vierdimensionalen, von dem ich mir im Kopf zugegebenermaßen nur die x- und die t- Achsen vorstelle Augenzwinkern ), dann kann man die Zeit-Achse für die Berechnung von räumlichen Abständen auch weglassen, denn die wird dann nicht mehr benötigt, damit ein Abstand zwischen zwei Raumpunkten in den beiden Inertialsystemen gleich groß ist. Und mit der Galilei-Transformation und euklidischen Skalarprodukten rechnen.
bishop
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Beitrag bishop Verfasst am: 16. Mai 2008 01:22    Titel: Antworten mit Zitat

stimmt, damit gebe ich mich dann zufrieden
danke und gute Nacht =)

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