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Austauschteilchen bei den 4 Wechselwirkungen
 
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Herr Kleinlaut



Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 7

Beitrag Herr Kleinlaut Verfasst am: 16. Feb 2021 09:45    Titel: Austauschteilchen bei den 4 Wechselwirkungen Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo zusammen,
eine "kleine" Frage auf schulphysikalischem Niveau:
In der Teilchenphysik werden die Wechselwirkungen ja über das Konzept von Austauschteilchen erklärt bzw. beschrieben. Man sieht dann z.B. bei Darstellungen der elektromagnetischen Wechselwirkung gerne schlichte Feynman-Diagramme, bei denen z.B. zwei Elektronen nach "Austausch" eines (virtuellen) Photons voneinander wegfliegen.

Meine (exemplarische) Frage:
In klassischer Sicht üben zwei Elektronen ja ständig eine abstoßende Kraft aufeinander aus. Wie muss/darf ich mir das im Konzept der Austauschteilchen vorstellen:
* Wie viele Austauschteilchen werden hier emittiert/absorbiert?
* Geschieht dies ständig? Auch bei großen Entfernungen?
(Eventuell ergeben solche "bildlichen" Vorstellungen auch gar keinen Sinn. "Leider" muss der Schulunterricht an dieser Stelle ja ohne die adäquate mathematische Theorie operieren.)

Vielen Dank und viele Grüße

P.S.:
Mir ist bekannt, dass Feynman-Diagramme quasi in Formeln übersetzt werden können und dass für Wechselwirkungsprozesse durchaus auch unzählige Varianten ("höherer Ordnung") gezeichnet werden können.

Meine Ideen:
..
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 09:59    Titel: Re: Austauschteilchen bei den 4 Wechselwirkungen Antworten mit Zitat

Herr Kleinlaut hat Folgendes geschrieben:
Eventuell ergeben solche "bildlichen" Vorstellungen auch gar keinen Sinn.

So, ist das.

Schau mal hier: https://www.physikerboard.de/topic,37754,-faq---virtuelle-teilchen.html

Ich schreibe später gerne mehr dazu.

Herr Kleinlaut hat Folgendes geschrieben:
Mir ist bekannt, dass Feynman-Diagramme quasi in Formeln übersetzt werden können und dass für Wechselwirkungsprozesse durchaus auch unzählige Varianten ("höherer Ordnung") gezeichnet werden können.

Andersherum wird ein Schuh daraus. Feynman-Diagramme sind eine graphische Notation zur Buchhaltung über viele einzelne Berechnungen. Man sieht auf einen Blick, was alles zu berechnen ist, auch wenn jede Berechnung zig Dutzend Seiten benötigt.

Die Diagramme wurden jedenfalls nicht zur anschaulichen Erklärung erfunden. Dazu sind sie eher ungeeignet, insbs. da diese “Erklärungen” häufig verwirrend bis falsch sind - ohne anschaulich zu sein.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Herr Kleinlaut



Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 7

Beitrag Herr Kleinlaut Verfasst am: 16. Feb 2021 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die schnelle (wenn auch etwas "ernüchternde") Antwort mit dem Link auf die weiteren Erklärungen (mit den interessanten weiteren Links).
Augenzwinkern

Ich "oute" mich mal als ("etwas überforderter") Physiklehrer, der jetzt allerdings ziemlich ratlos auf die ganzen diesbezüglichen "Erklärungen" in Schulbüchern und populärwissenschaftlichen Darstellungen in diversen Medien blickt.

Naja, ich werde im Unterricht dann im Nebensatz wohl mal ansprechen, dass es sich bei diesen virtuellen Teilchen eher um mathematische Artefakte mit "Veranschaulichungscharakter" handelt.
(Bei virtuellen Photonen war ja z.B. irgendwie sowieso "klar", dass hier nicht "echte", beobachtbare Photonen hin- und herfliegen.)
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Herr Kleinlaut hat Folgendes geschrieben:
Vielen Dank für die schnelle (wenn auch etwas "ernüchternde") Antwort mit dem Link auf die weiteren Erklärungen (mit den interessanten weiteren Links).
;)

Ich "oute" mich mal als ("etwas überforderter") Physiklehrer, der jetzt allerdings ziemlich ratlos auf die ganzen diesbezüglichen "Erklärungen" in Schulbüchern und populärwissenschaftlichen Darstellungen in diversen Medien blickt.

Ernüchterung wollte ich nicht produzieren, das tut mir leid.

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

Noch eine Frage: wieso vier Wechselwirkungen? Einschließlich der Gravitation? Bei der funktioniert das nämlich nicht :-(
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Herr Kleinlaut



Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 7

Beitrag Herr Kleinlaut Verfasst am: 16. Feb 2021 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Die Antwort war ja nicht nur "ernüchternd", sondern auch erhellend! smile

In den typischen Schulbuch-Aufzählungen "aller" Wechselwirkungen kommt zumeist die Gravitationswechselwirkung mit vor, es wird dann aber eingeschränkt, dass sie in der Teilchenphysik keine Rolle spielt und das Graviton auch nicht nachgewiesen wurde.



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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 17:56    Titel: Antworten mit Zitat

Die Methode der Feynmandiagramme bzw. die zugrundeliegende Störungstheorie funktioniert nicht. D.h. die Idee, eine physikalische Größe in eine Reihe für die Kopplungskonstante alpha um alpha = 0 zu entwickeln, führt zu unsinnigen Ergebnissen. Bei der QED klappt das, bei der QCD nur in einem bestimmten Energiebereich, bei der Gravitation tatsächlich nie.

D.h. das Objekt, für das die Feynmandiagramme zur Buchhaltung dienen, existiert für die Gravitation mathematisch schlichtweg nicht.

Ich kann später noch etwas mehr dazu schreiben.

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Qubit



Anmeldungsdatum: 17.10.2019
Beiträge: 829

Beitrag Qubit Verfasst am: 16. Feb 2021 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

Die Vorstellung von (virtuellen) "Austauschteilchen", die - wie im klassischen Bild - als Bälle hin und her geworfen werden, halte ich eher für irreführend.
Man sollte sich das eher als "Quantenfluktuationen" der Felder vorstellen.
Nach der klassische Feldtheorie kommt dem Feld selbst ein Energiezustand zu. In der Quantenmechanik "fluktuieren" nun diese Energiezustände lokal, es kommt zu (Quanten-) Anregungen dieser Felder. Jedes Feld hat da nach der Natur der Wechselwikung seine Feld-Bosonen. Im elektromagnetischen Feld sind das Photonen. Diese Anregungen sind aber so zu verstehen, dass sie in Summe nicht den Energiezustand der Felder ändern, d.h. sie übertragen auch keine Energie. Was sie als Anregungen, zB. "virtuelle Photonen" aber übertragen könen, sind Impulse. Aber in Summe müssen sich diese Impulse ebenfalls aufheben.
Hat man zB. zwei Ladungen verschiedenen Vorzeichens, dann überlagern sich auch deren (elektromagnetische) Felder. Die Fluktuationen der Felder erzeugen so eine "virtuelle" Photonenstatistik (bei den Ladungen), so dass die übertragenen Impulse auf die Ladungen zur Impulsänderung der Ladungen selbst führen, dass sie sich aufeinander zubewegen. Die Summe dieser Impulsänderungen müssen ebenfalls Null sein. Analog im Falle von Ladungen gleichen Vorzeichens, da führt es zu einer Abstossung. Diese "virtuellen" Photonen werden aber nicht "ausgetauscht". Sie existieren nur lokal. Sie sind somit auch nicht so zu verstehen, dass sie sich in der "Raumzeit" bewegen. Sie haben gewissermaßen gar keine Identität.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Kann man deine Interpretation an einer konkreten Stelle mit der Mathematik in Beziehung setzen?
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Qubit



Anmeldungsdatum: 17.10.2019
Beiträge: 829

Beitrag Qubit Verfasst am: 16. Feb 2021 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Kann man deine Interpretation an einer konkreten Stelle mit der Mathematik in Beziehung setzen?


Für die elekromagnetische Ww. ist es die QED. Oder was meinst du?

PS: ich habe zwar von "Überlagerung" von Feldern geredet, aber man sollte beachten, das es sich eigentlich um die Anregungen eines elektromagnetischen Feldes handelt, nach der Ladungsverteilung. Aus Sicht der QED gibt es nur ein elekromagnetisches Feld.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18076

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Feb 2021 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich meine, ob deine Beschreibung lediglich eine Interpretation ist, oder ob du eine konkrete Formel meinst.
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