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Mathematik des Quintenzirkels
 
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Michelsson
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Beitrag Michelsson Verfasst am: 07. Aug 2021 14:14    Titel: Mathematik des Quintenzirkels Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo, ich beschäftige mich etwas mit Musiktheorie und mir ist aufgefallen, dass die Erhöhung oder Erniedrigung im Quintenzirkel überall als gegeben pauschaliert wird.
Mit jeder Quinte steigt bei den Tonarten die Anzahl der Vorzeichen..
Dass es so ist, kann man tatsächlich einfach an einer Klaviertastatur ablesen.

Meine Ideen:
Aber weshalb ist dies der Fall? Sind die Tastaturen der westlichen Musik einfach so konstruiert worden?
Alle 5 Tonschritte weiter wird ein neues Vorzeichen in den Kanon aufgenommen, da muss es doch mathematisch eine Grundlage geben?
Über Hinweise freue ich mich.
Steffen Bühler
Moderator


Anmeldungsdatum: 13.01.2012
Beiträge: 7246

Beitrag Steffen Bühler Verfasst am: 07. Aug 2021 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Die chromatische Tonleiter hat ja 12 Töne. Und eine Durtonleiter nimmt davon sieben, nämlich die Nummer 1, 3, 5, 6, 8, 10 und 12. Wenn man mit c beginnt, sind diese eigentlich willkürlich herausgenommenen Töne genau die weißen Tasten.

Wenn man nun mit der Quinte von c beginnt, also mit g (die Nummer 8 oben), und sich an dieselben Ganzton- und Halbtonschritte der Durtonleiter hält, passt fast alles, nur landet man im letzten Ton auf einer schwarzen Taste, nämlich fis.

Eine Quinte höher, also beim d beginnend, kommt auf der letzten Stufe wieder eine schwarze Taste dazu, das cis. Und so weiter.

Für unsere westlich geprägten Ohren ist die Durtonleiter das Normale, die meisten Lieder im Radio benutzen sie. Daher hat man sich geeinigt, sie als Grundlage auf der Klaviatur zu verwenden, deswegen gibt es weiße und schwarze Tasten. Man hätte die Tastatur ja auch einheitlich chromatisch gestalten können, wahrscheinlich auf Kosten der Spielbarkeit.

Viele Grüße
Steffen
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 07. Aug 2021 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Noch eine Anmerkung:

Aus irgend einem Grund empfinden Menschen bestimmte Intervalle harmonischer als andere. Bei Ersteren entspricht das Frequenzverhältnis Brüchen mit möglichst kleinem, ganzzahligem Zähler und Nenner.

Das beginnt mit dem Frequenzverhältnis der Oktave von 2/1, das nächste Intervall ist die reine Quinte mit einem Frequenzverhältnis von 3/2, darauf folgt die reine Quarte als Komplementärintervall zur reinen Quinte mit einem Frequenzverhältnis von 4/3.

Komplementärintervalle ergänzen sich zur Oktave, d.h. in diesem Fall 3/2 * 4/3 = 2/1.

Früher waren Instrumente tatsächlich möglichst rein gestimmt. Das funktioniert jedoch nur innerhalb einer bestimmten Tonart, weswegen später temperierte Stimmungen eingeführt wurden. Das ist aber erst mal nur ein Ausblick.

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
ML



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Beiträge: 3403

Beitrag ML Verfasst am: 07. Aug 2021 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

TomS hat Folgendes geschrieben:

Früher waren Instrumente tatsächlich möglichst rein gestimmt. Das funktioniert jedoch nur innerhalb einer bestimmten Tonart, weswegen später temperierte Stimmungen eingeführt wurden.


in einer Bigband (30 Personen), in der ich mitgespielt habe, hat es der Dirigent geschafft, die Spieler dazu zu bewegen, per Ohr und über den Ansatz eine reine Stimmung zu erzeugen.

Das lief dann über Fragen/Anweisungen wie:
- Wer spielt den Grundton, wer spielt die Terz, die Quinte, die Septime?
- Was spielt mein Nachbar?
- Bin ich zu laut/zu leise?
- Bin ich zu hoch/zu tief?
- Jetzt alle den Ton singen und hören.
- Jetzt wieder spielen.

In dem Moment, in dem nicht nur die Posaunen, sondern auch alle anderen, die reine Stimmung hinbekommen, wird die Klangfarbe nochmal merklich besser, weil dann die Oberstöne zusammenpassen (z. B. die 2. Oberwelle des Grundtons mit der Quinte).


Viele Grüße
Michael
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 07. Aug 2021 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem hat ja nichts mit den Musikern oder dem Dirigenten zu tun. Bei vielen Instrumenten ohne feste Stimmung kann man das Problem

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pythagoreisches_Komma

teilweise ausgleichen.

Am einfachsten erkennt man das wie folgt: Gegeben sei in der reinen Stimmung ein festes Intervall mit rationalem Frequenzverhältnis



mit natürlichen Zahlen m > n. N dieser Intervalle ergeben auf der Tonleiter K Oktaven. D.h. gesucht sind Lösungen



mit natürlichen Zahlen N, K.

Aber das ist i.A. nicht lösbar.

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ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3403

Beitrag ML Verfasst am: 08. Aug 2021 00:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

TomS hat Folgendes geschrieben:
Aber das ist i.A. nicht lösbar.

Das liest sich in einer meiner Klassenarbeiten in Klasse 9 zum Thema "Potenzrechnung" so Big Laugh :

Eine Quinte in gleichmäßig temperierter Stimmung kann nicht rein gestimmt sein, da die Zahlen 2 und 3 voneinander verschiedene Primzahlen sind. Erläutere.

Hinweis: Gehe aus von der Gleichung und vereinfache sie. In der Gleichung ist die Frequenz eines beliebigen Tones.


TomS hat Folgendes geschrieben:
Das Problem hat ja nichts mit den Musikern oder dem Dirigenten zu tun.
Bei vielen Instrumenten ohne feste Stimmung kann man das Problem teilweise ausgleichen.


Meine Aussage war, dass dieser Ausgleich auch mit vielen Instrumenten gelingt, die eigentlich eine feste (gleichmäßig temperierte) Stimmung haben.

Als (Blas-)Musiker kann man die Tonhöhe durch den Ansatz in gewissen Grenzen variieren und am Gesamtklang hören, ob man leicht höher oder tiefer spielen muss. Erstaunlich finde ich, dass ein Orchester es schafft, sich auf eine genaue Stimmung zu einigen, obwohl sehr viele Menschen und Instrumente beteiligt sind.

Normalerweise rastet der der Klang des gesamten Orchesters aber problemlos ein, wenn alle darauf achten. Als ich den Unterschied zum ersten Mal selbst gehört habe, fand ich den Unterschied frappierend, und ich glaube, jeder hat den Hinweis des Dirigenten verstanden, dass wir so spielen sollten, dass wir die vielen kleinen Kirchenfenster an der Decke erkennen könnten (die im Raum in Wirklichkeit nicht vorhanden waren).

Der Effekt des besonders schönen Orchesterklangs bei reiner Stimmung beruht m. E. darauf, dass die Obertöne des Grundtons und die übrigen Akkordtöne dann besonders gut zusammenpassen.

Beispiel
Wir spielen im Orchester einen C-Dur-Dreiklang (C-E-G).
- Im Klang des C-Instruments sind gleichzeitig oktaviert enthalten das rein gestimmte G (als Dreifaches der Grundfrequenz) und das rein gestimmte E (als Fünffaches der Grundfrequenz).
- Im Klang des E-Instruments ist außer den vielen oktavierten E das rein gestimmte H enthalten (evtl. bei Cmaj7 relevant).
- Im Klang des G-Instruments ist neben den zahlreichen Oktavierungen von G die rein gestimmte None von C als Quinte von G zu hören (evtl. bei C9 relevant).

Diese Übereinstimmung zwischen den (physikalisch bedingt) immer rein gestimmten Obertönen des Grundtons und den übrigen Akkordtönen kommt nur dann zustande, wenn die übrigen Akkordtöne in reiner Stimmung gespielt werden.

Damit die Stimmung sauber wird, müssen alle konzentriert spielen, und der Dirigent muss dieses Maß an Aufmerksamkeit aktiv einfordern. Insofern hat das sehr viel mit den Musikern und dem Dirigenten zu tun.

Die Grenzen dieser Nachkorrektur liegen im wesentlichen in der Tondauer. Bei halben Noten lässt sich der Klang leicht anpassen, bei 16tel-Noten nur schwer.


Viele Grüße
Michael
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 08. Aug 2021 06:47    Titel: Antworten mit Zitat

Du missverstehst mich.

Dass es in deinem Fall funktioniert, hängt natürlich vom Orchester ab. Dass es bereits bei einem Klavier prinzipiell nicht funktioniert, liegt nicht am Pianisten sondern am Klavier.

Wenn das Klavier in C-Dur rein gestimmt wäre, klingt der entsprechende Akkord rein, die Akkorde zu G, D usw. (sowie Sept-Akkorde usw.) dagegen zunehmend unrein. Und am Klavier kannst du dagegen eben nichts machen, außer dass du es gleichstufig temperiert stimmst, was jedoch keine reine Stimmung auf Basis kleiner ganzer Zahlen sondern einen Kompromiss darstellt, bei dem jeder Ton minimal unrein ist.

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 08. Aug 2021 08:17, insgesamt einmal bearbeitet
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 08. Aug 2021 07:42    Titel: Antworten mit Zitat

Man kann die o.g. Gleichung noch verallgemeinern.

Nehmen wir an, die Oktave sei in I Intervalle unterteilt; üblicherweise sind dies I = 7 Ganztöne. Dann seien



zwei Intervalle mit den Frequenzverhältnissen



mit kleinen natürlichen Zahlen



Für diese Intervalle gilt auf der Tonleiter



Die über den natürlichen Zahlen problematische d.h. nicht erfüllbare Forderung lautet nun



Das interessante ist nun, wie man möglichst harmonische Tonsysteme (I, q_i) konstruiert, und wie man ggf. die rationalen Intervalle durch gleichstufig temperierte Intervalle annähert.

Mich würde interessieren, ob es Hörbeispiele für ungewöhnliche Tonsysteme gibt, in denen L von der üblichen Vorgaben der bekannten Ganz- oder Halbtöne abweicht.

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Steffen Bühler
Moderator


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Beiträge: 7246

Beitrag Steffen Bühler Verfasst am: 08. Aug 2021 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Noch ein Nachtrag:

Die Tatsache, dass bei Dur- und Molltonleitern bei der Quinte immer ein Vorzeichen dazukommt, könnte sich vielleicht über Symmetriegruppen mathematisch beweisen lassen, das sprengt aber dieses Forum. Zufall ist es meines Erachtens jedenfalls nicht.

Interessanterweise trifft dies übrigens nicht nur bei Dur und Moll zu, die ja auf der ionischen bzw. äolischen Kirchentonart beruhen! Auch die dorische Skala (die weißen Tasten von D bis d) und die lydische (von F bis f) haben diese Eigenschaft. Besorgt saß ich gerade am Klavier, weil ich befürchtete, es träfe auf alle Skalen zu. Aber zumindest die hypophrygische (von H bis h) ist ein Gegenbeispiel: da sind die ersten vier Schritte h-c-d-e-f, also halb-ganz-ganz-halb. Fängt man mit f an, ist das f-fis-gis-ais-h, das sind schon mal drei schwarze Tasten.

Somit kann man höchstens von Zufall reden, dass die westliche Musik sich ausgerechnet die ionische Skala als Liebling auserkoren hat. Die hat eben die besagte Eigenschaft, dass die jeweilige Quintenskala ein Vorzeichen mehr hat. Hätten wir die (recht schräge) hypophrygische Tonleiter genommen, wäre diese Frage nie gestellt worden.

Viele Grüße
Steffen

PS: Was die letze Anmerkung von Tom betrifft: interessant ist hier die Pentatonik, deren Melodien für europäische Ohren eher gewöhnungsbedürftig sind. Lässt sich leicht ausprobieren, indem man mal ausschließlich mit den schwarzen Tasten vor sich hin spielt.
index_razor



Anmeldungsdatum: 14.08.2014
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Beitrag index_razor Verfasst am: 08. Aug 2021 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Bühler hat Folgendes geschrieben:

Interessanterweise trifft dies übrigens nicht nur bei Dur und Moll zu, die ja auf der ionischen bzw. äolischen Kirchentonart beruhen! Auch die dorische Skala (die weißen Tasten von D bis d) und die lydische (von F bis f) haben diese Eigenschaft. Besorgt saß ich gerade am Klavier, weil ich befürchtete, es träfe auf alle Skalen zu. Aber zumindest die hypophrygische (von H bis h) ist ein Gegenbeispiel: da sind die ersten vier Schritte h-c-d-e-f, also halb-ganz-ganz-halb. Fängt man mit f an, ist das f-fis-gis-ais-h, das sind schon mal drei schwarze Tasten.


Von h bis f ist aber keine Quinte. Du mußt bei f# weitermachen. Dann stimmt es wieder. f#-g-a-h-c-d-e. (Es sei denn du definierst "Quinte" als 5. Stelle in der Skala, anstatt über ein fixes, skalenunabhängiges Frequenzverhältnis.)
Steffen Bühler
Moderator


Anmeldungsdatum: 13.01.2012
Beiträge: 7246

Beitrag Steffen Bühler Verfasst am: 08. Aug 2021 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, letzteres meinte ich. Eine Quinte, also das Verhältnis 3:2, ist es ja eh nicht, wie bereits ausgeführt.

Die mathematische Hypothese wäre hier ungefähr: gegeben sind 12 ordinalskalierte Ausprägungen, nennen wir sie Töne. Sieben davon werden besonders gekennzeichnet. Fängt man nun mit dem fünften gekennzeichneten Ton an und verwendet dieselben Sprünge auf der Ordinalskala, kommt eine, und nur eine nicht gekennzeichnete Ausprägung dazu.
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3403

Beitrag ML Verfasst am: 08. Aug 2021 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

TomS hat Folgendes geschrieben:

Mich würde interessieren, ob es Hörbeispiele für ungewöhnliche Tonsysteme gibt, in denen L von der üblichen Vorgaben der bekannten Ganz- oder Halbtöne abweicht.


ich denke, in indischen Ragas gibt es das. Auch bei arabischen Gebeten (Muezin-Rufen) meine ich das gehört zu haben.

Aus dem Jazz kenne ich beispielsweise den folgenden Musiker (den Saxophonisten), der mit unterschiedlichen Tonvorräten experimentiert:
https://www.youtube.com/watch?v=BCjCgn3PKMQ


Viele Grüße
Michael
index_razor



Anmeldungsdatum: 14.08.2014
Beiträge: 3259

Beitrag index_razor Verfasst am: 08. Aug 2021 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Bühler hat Folgendes geschrieben:
Ja, letzteres meinte ich. Eine Quinte, also das Verhältnis 3:2, ist es ja eh nicht, wie bereits ausgeführt.


Mit "fixem Frequenzverhältnis" meinte ich gar nicht unbedingt das Verhältnis 3:2. Konkret hatte ich sogar eher an das Verhältnis aus der gleichstufigen Stimmung gedacht. Ich denke mit den "Quinten" des "Quintenzirkels" sind aber in jedem Fall "reine" Quinten gemeint. "Rein" nicht im Sinne des Verhältnisses 3:2, sondern als ein Intervall, das irgendwie gleichwertig (identisch?) mit drei Ganztonschritten und einem Halbtonschritt ist und zwar unabhängig von der Stimmung. Damit wäre nach deiner Definition der hypophrygischen Skala das Intervall h-f auch nur eine verminderte Quinte.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 09. Aug 2021 08:22    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Bühler hat Folgendes geschrieben:
Ja, letzteres meinte ich. Eine Quinte, also das Verhältnis 3:2, ist es ja eh nicht, wie bereits ausgeführt.

Die mathematische Hypothese wäre hier ungefähr: gegeben sind 12 ordinalskalierte Ausprägungen, nennen wir sie Töne. Sieben davon werden besonders gekennzeichnet. Fängt man nun mit dem fünften gekennzeichneten Ton an und verwendet dieselben Sprünge auf der Ordinalskala, kommt eine, und nur eine nicht gekennzeichnete Ausprägung dazu.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe.

Wenn du mit m/n beginnst, dann wird deine Vermutung doch i.A. nicht funktionieren. Wenn du mit der temperierten Stimmung beginnst, muss ein erzeugendes Element der zyklischen Gruppe entsprechender Ordnung vorliegen; der Rest ist trivial.

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Steffen Bühler
Moderator


Anmeldungsdatum: 13.01.2012
Beiträge: 7246

Beitrag Steffen Bühler Verfasst am: 09. Aug 2021 10:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ich beziehe mich weder auf die temperierte noch die reine Stimmung, sondern auf das, was der Fragesteller (der sich leider nicht mehr äußert) wohl meint:

Die C-Dur-Tonleiter wird nur mit den weißen Tasten gespielt. Fängt man nun mit dem fünften Ton an (eben die Quinte, nur daher heißt sie ja so, unabhängig von irgendwelchen Frequenzverhältnissen) und spielt dort eine Durtonleiter, kommt als siebter Ton eine schwarze Taste hinzu. Treibt man das Spielchen weiter und fängt mit dem fünften Ton der neuen Tonleiter an, muss man eine zweite schwarze Taste spendieren, wieder als siebter Ton. Und so weiter, bis fis. Egal, wie die Tasten nun gestimmt sind, auch ohne jegliche klingenden Töne ist dieses Schema durchgehend.

Nun gibt es eben neben Dur (weiße Tasten von C bis c) und Moll (weiße Tasten von A bis a) fünf weitere Skalen (die auf den alten Kirchentonarten beruhen). Man kann das da natürlich genauso machen. Bei den weißen Tasten von D bis d (das ist Dorisch, Greensleeves wird z.B. so gespielt) merkt man sich die Halbton- und Ganztonsprünge und verschiebt das Ganze dann auf die fünfte Stufe. Und siehe da: auch in diesem Fall kommt nur eine schwarze Taste dazu, nämlich auf der sechsten Stufe. Und so geht es auch hier immer weiter.

Das gilt netterweise auch für die Skala E-e und noch weitere. Bis zumindest auf die weißen Tasten von H bis h (ja, ich klammere mich hier an das f als die fünfte Stufe).

Und da kann man bestimmt mit zyklischen Gruppen argumentieren, aber da fehlen mir leider die notwendigen Kenntnisse.

Viele Grüße
Steffen
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 09. Aug 2021 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du die Frequenzverhältnisse nicht berücksichtigst, kannst du m.E. nichts sagen. Ich denke, man sollte sich das zunächst für die temperierte Stimmung ansehen, denn da muss es mittels zyklischer Gruppen folgen.
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Beitrag index_razor Verfasst am: 09. Aug 2021 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

In einer beliebigen diatonischen Skala habe ich 7 Notenwerte. Ich greife mir irgendeinen Wert heraus (nicht unbedingt den Grundton), sagen wir x. Die komplette Skala enthält dann die Werte

x, x+2, x+4, x+5, x+7, x+9 und x+11,

wobei die Angaben jeweils modulo 12 zu lesen sind. Die Zahlen geben also die Unterschiede (modulo 12) zu x in Halbtonschritten an. Obwohl ich die Werte so geordnet habe wie in der Dur-Skala mit x als Grundton, spielt die Ordnung keine Rolle. Deswegen gilt das folgende für alle diatonischen Skalen.

Eine Quinte liegt nun vor wenn die Differenz zweier (absoluter) Notenwerte "höherer Ton" - "tieferer Ton" = 7 ist. Ich addiere also auf jeden Notenwert die Zahl 7 modulo 12. Das ergibt

x+7, x+9, x+11, x, x+2, x+4, x+6.

Der einzige Wert, der vorher nicht vorkam, ist x+6, und der liegt einen Halbton über dem einzigen, der verschwunden ist, nämlich x+5. Also ist ein # hinzugekommen.

Das ganze hat also nichts mit der konkreten Stimmung zu tun, sehr wohl aber damit, daß eine Quinte 7 Halbtonschritte sind und nicht 6 wie zwischen h und f.

Jetzt kann man das ganze nochmal mit anderen Skalen versuchen, z.B. harmonisch Moll (und dessen Modi)

x, x+2, x+3, x+5, x+7, x+8, x+11

wird zu

x+7, x+9, x+10, x, x+2, x+3, x+6.

Hier geht es also ziemlich durcheinander und die Regel gilt nicht. Der Quintenzirkel drückt also eine Beziehung zwischen beliebigen diatonischen Skalen aus, läßt sich aber nicht einfach auf andere Skalen anwenden.
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Anmeldungsdatum: 14.08.2014
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Beitrag index_razor Verfasst am: 09. Aug 2021 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

index_razor hat Folgendes geschrieben:
In einer beliebigen diatonischen Skala habe ich 7 Notenwerte. Ich greife mir irgendeinen Wert heraus (nicht unbedingt den Grundton), sagen wir x.



P.S. x muß natürlich "irgendein" Wert sein, der nicht unmittelbar vor einem der beiden Halbtonschritte liegt, was aber natürlich ohne Einschränkung möglich ist.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18088

Beitrag TomS Verfasst am: 09. Aug 2021 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Schönes Argument.

Es werden also nur die Ganz- und Halbtöne in

x, x+2, x+4, x+5, x+7, x+9 und x+11

benötigt.

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Anmeldungsdatum: 14.08.2014
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Beitrag index_razor Verfasst am: 10. Aug 2021 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Schönes Argument.

Es werden also nur die Ganz- und Halbtöne in

x, x+2, x+4, x+5, x+7, x+9 und x+11

benötigt.


Ja, genau. Ich war allerdings gestern noch etwas verwirrt über die Tatsache, daß dieselbe Skala durch verschiedene Restklassen modulo 12 dargestellt werden kann, die von der Wahl von x (=0 mod 12) abhängen. Auch mein P.S. von gestern ist noch noch nicht frei davon. Also x repräsentiert irgendeinen Tonwert, der genau nach einem der beiden Halbtonschritte kommt und zwar vor einer Folge von 2 Ganztonschritten. Wäre x der Grundton handelte es sich also um die Dur-Skala. Es ist aber nicht nötig, daß x der Grundton ist, deshalb geht das Argument genauso für die anderen Kirchentonarten. Es ginge natürlich auch wenn man völlig andere Repräsentanten wählte. Zum Beispiel repräsentieren die Menge an Restklassen

0,2,4,5,7,9,11

und

0,2,3,5,7,9,10

jeweils dieselbe Heptatonik, die ja lediglich durch die Folge von Halb- und Ganztonschritten definiert ist, die in beiden Fällen dieselbe ist, nämlich ...-T-T-S-T-T-T-S-... etc.

Und natürlich funktioniert das gestrige Argument genauso mit der zweiten Repräsentation (aus der Folge ergibt sich 7, 9, 10, 0, 2, 4, 5 was wiederum ein einziges zusätzliches Akzidens zur Folge hat.)

Aber es gibt noch ein wichtigeres Problem mit dem gestrigen Argument. Es scheint nämlich vorauszusetzen, daß alle vorkommenden Halbtonschritte dasselbe Intervall darstellen. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Die beiden natürlich vorkommenden Halbtonschritte stellen jeweils dasselbe Intervall dar, nämlich eine kleine Sekunde. Bei anderen in der chromatischen Skala vorkommenden Intervallen wie c-c# handelt es sich aber um übermäßige Primen. Wenn man keine gleichstufige Stimmung voraussetzen will, kann man also nicht davon ausgehen, daß diese Intervalle gleich sind.

Allerdings läßt sich das Argument von gestern in der Hinsicht leicht verallgemeinern. Jeder Ganztonschritt besteht aus einem chromatischen (übermäßige Prime) und einem diatonischen (kleine Sekunde) Halbtonschritt. Die beiden Intervallgrößen bezeichne ich jeweils mit p (für Prime) und s (für Sekunde). Ein Ganzton besteht aus jeweils einem chromatischen und einem diatonischen Halbtonschritt, hat also Intervallänge p+s. Eine Oktave setzt sich damit zusammen aus 5 chromatischen und 7 diatonischen Halbtonschritten. Das bedeutet wir rechnen einfach alle Werte modulo 5(p + s) + 2s. Eine Quinte besteht aus drei Ganztonschritten und einem diatonischen Halbtonschritt, also 3(p+s) + s.

Unsere heptatonische Skala besteht dann z.B. aus den Werten

0, p+s, 2(p+s), 2(p+s) + s, 3(p+s) + s, 4(p+s) + s, 5(p+s) + s.

Wieder ist es egal, welchen dieser Werte wir als Grundton ansehen. Eine Quinte zu addieren ist nicht viel schwieriger als gestern

3(p+s) + s, 4(p+s) + s, 5(p+s) + s, 0, p+s, 2(p+s), 3(p+s).

Hier wurde nun 2(p+s)+s durch 3(p+s) = [2(p+s) + s] + p ersetzt. Beide unterscheiden sich genau durch einen chromatischen Halbton. Die chromatische Erhöhung ist aber genau, was ein zusätzliches # bewirkt.
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