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Was existiert dann noch?
 
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MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 22. Jan 2023 08:14    Titel: Was existiert dann noch? Antworten mit Zitat

Was resultiert, wenn man folgende zwei Theorien miteinander verbindet?


1.Theorie:

"Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Doppelgänger. Er oder sie gleicht Ihnen äußerlich vollkommen und verhält sich auch genauso wie Sie – führt Gespräche, isst, schläft, sieht fröhlich oder bekümmert aus. Der einzige Unterschied ist, dass der Doppelgänger kein Bewusstsein hat; dies nämlich, und nicht wandelnde Leichen, meinen Philosophen mit dem Begriff Zombie.

Natürlich gibt es solche bewusstseinslosen Humanoiden nicht. Aber es könnte sie geben: Wesen, die in jedem Atom und jeder Fähigkeit Menschen gleichen, bloß ohne ein Fünkchen Bewusstsein. „Ich spreche jetzt mit Ihnen und kann sehen, wie Sie sich verhalten“, sagt Chalmers. „Ich könnte einen Hirnscan machen und herausfinden, was genau in Ihrem Gehirn vorgeht. Aber mit keinem dieser Befunde könnte ich völlig ausschließen, dass Sie gar kein Bewusstsein haben.“ Selbst der leistungsstärkste Hirnscanner könne mich und meinen Zombie-Doppelgänger nicht unterscheiden.

Und allein die Tatsache, dass wir uns dieses Szenario ausmalen können, zeige, dass das Bewusstsein nicht nur aus gewöhnlichen physikalischen Teilchen bestehen könne. Es müsse etwas anderes sein, eine Art Extrazutat in der Natur. Wenn es nun, so fragen Chalmers’ Kritiker, diese nichtphysische mentale Substanz gäbe, wie könnte sie physikalische Vorgänge auslösen? Und das muss sie ja, um überhaupt bemerkt zu werden."

Meiner Meinung nach kann aus solchen Gedankenszenarien logisch schlussgefolgert werden, selbst nichts anderes als ein obenbeschriebener Zombie, ein Simulant zu sein - ein Teilchenstrudel, der sich zwar so verhält, als wäre er eine Einheit, als hätte er ein Ich, als wäre er intelligent, als hätte er Empfindungen wie Wünsche, Ängste, Schmerzen, einen freien Willen, als erlebe er Qualia, aber nichts von alledem wirklich hat.

Ein solcher seelen- und bewusstseinsloser Zombie würde sich haargenau dieselben Fragen über seine Existenz, über das Universum, über Philosophie stellen wie wir. Er würde ebenso sinnieren, was Bewusstsein ist und dazu neigen, vehement zu behaupten, es auf jeden Fall zu besitzen, denn er fühle ja, in diesem Körper zu stecken. Er würde keinen menschlichen Gedankengang und keines unserer Argumente auslassen. - Woran also wollen wir einen Unterschied zwischen uns und einem solchen seelenlosen Zombie ausmachen?


2. Theorie:

Sie (der Leser) könnten ein Boltzmanngehirn sein.

Das Boltzmann-Gehirn ist eine nach dem österreichischen Physiker Ludwig Boltzmann benannte Hypothese, die besagt, dass die Realität nichts als die Fantasie eines Gehirns sein könnte, das zufällig dem Vakuum entsprungen ist. Das Leben und das Universum könnte nach dieser Hypothese ein einziger Gedanke sein, also die bloße Einbildung eines halluzinierenden Gehirns.

Die spontane Entstehung eines solchen minimal ausgerüsteten, nicht dauerhaft überlebensfähigen Gehirns scheint mathematisch wesentlich wahrscheinlicher zu sein als die Entstehung eines Universums mit Trilliarden von Himmelkörpern, inklusive der milliarden Jahre andauernden Evolution des irdischen Lebens.


Zusamengefasst:

Die 1. Theorie besagt also, dass wir gar kein Bewusstsein haben müssen, kein mentales Erleben, keine Qualia, um zu machen was wir tun. Demnach würde es ausreichen, wenn wir aus ein paar Elementarteilchen bestünden, die sich so verhalten als ob sie eine Einheit wären, die menates Erleben hätte.
Die 2. Theorie legt nahe, dass unsere Welt, unser Universum, unser ganzes mentales Erleben nur ein Traum ist.


Beide Theorien kombiniert:

Die Teilchen aus denen wir nach 1. nach wie vor bestehen, sollen nach 2. nur halluziniert sein.
Nun könnte ein Boltzmanngehirn existieren, bzw. ein Teilchenstrudel, der sich so verhält als wäre er ein Boltzmanngehirn, das sich unsere Welt erträumt.
Aber bedarf es nicht genau der (nach 1. nicht existierenden) Qualia, um die Existenz eines Boltzmanngehirns überhaupt zu rechtfertigen?
Wenn nun keine Qualia, kein mentales Erleben stattfindet, spricht auch nichts für das Vorhandensein eines Boltzmanngehirns.

Was existiert dann noch?
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 22. Jan 2023 10:10    Titel: Re: Was existiert dann noch? Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Er würde keinen menschlichen Gedankengang und keines unserer Argumente auslassen. - Woran also wollen wir einen Unterschied zwischen uns und einem solchen seelenlosen Zombie ausmachen?


Da hast Du IMO etwas falsch verstanden:
Wir können - ohne Zugang auf das innere Erleben unseres Gegenüber - nicht abschließend feststellen, ob der ein inneres Erleben hat.
Aber wenn wir selbst ein inneres Erleben haben, können wir uns darüber wohl kaum irren.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Nun könnte ein Boltzmanngehirn existieren, bzw. ein Teilchenstrudel, der sich so verhält als wäre er ein Boltzmanngehirn, das sich unsere Welt erträumt.


Die Frage ist nicht, wie sich ein Boltzmanngehirn verhält, sondern was es erlebt. Wenn das ein Universum erlebt, dann hat es wohl innere Erlebnisse.
Wenn es keine inneren Erlebnisse hat, dann erlebt es auch kein Universum und wenn das Boltzmanngehirn das einzige ist, was materiell exisitiert, dann existiert das Universum weder materiell, noch als Erlebnis/Vorstellung/Halluzination....

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Wenn nun keine Qualia, kein mentales Erleben stattfindet, spricht auch nichts für das Vorhandensein eines Boltzmanngehirns.


Es gibt mentales Erleben. Das ist für mich unzweifelhaft. Du kannst daran zweifeln, dass ich das habe und behaupten, ich hätte keines.
Wenn Du selbst eines hast, dann ist allerdings Deines für Dich selbst unzweifelhaft. Vielleicht bist Du ja eine KI, die an entsprechenden Texten trainiert wurde ähnliche Texte verfassen kann, aber mangels inneren Erlebens
nicht versteht, was inneres Erleben bedeutet und daher darüber redet, als wäre es eine beliebige andere Eigenschaft.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Was existiert dann noch?


Für mich unzweifelhaft mein Bewusstsein.

René Descartes hat Folgendes geschrieben:
Indem wir so alles nur irgend Zweifelhafte zurückweisen und für falsch gelten lassen, können wir leicht annehmen, dass es keinen Gott, keinen Himmel, keinen Körper gibt; dass wir selbst weder Hände noch Füße, überhaupt keinen Körper haben; aber wir können nicht annehmen, dass wir, die wir solches denken, nichts sind; denn es ist ein Widerspruch, dass das, was denkt, in dem Zeitpunkt, wo es denkt, nicht bestehe. Deshalb ist die Erkenntnis: »Ich denke, also bin ich,« (lateinisch: ego cogito, ergo sum) von allen die erste und gewisseste, welche bei einem ordnungsmäßigen Philosophieren hervortritt.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 22. Jan 2023 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Es wäre doch vorstellbar, dass eine andere Person (ausser einem selbst) oder ein Roboter, ein Computer etc. kein mentales Erleben hat, sich jedoch so verhielte als hätte er eines, inklusive aller unserer Gedanken zu diesem Thema wie Zweifel und Argumente wieso wir Überzeugt sind, mentales Erleben zu haben. Ein solcher Simulant würde ganz genauso argumentieren wie du oder ich und eindeutig überzeugt sein, er selber erlebe etwas mental .. und doch täte er es nicht.

Woran können wir einen Unterschied zwischen ihm und uns ausmachen? Es ist da ja nichts, das wir dem Simulanten voraushätten, keinen Gedankengang, keine Emotion, die er nicht auch zu spüren glaubte. Er würde wie wir grübeln ob er der einzige mit Bewusstsein ist und die andere es nur simulieren und ganz vehement behaupten, sein eigenes Erleben stünde zweifelsfrei fest, das spüre er ja, er denke, also existiere er.

Man muss sich wohl etwas mit dieser Idee beschäftigen um den Schritt zu wagen, das eigene mentale Erleben infrage zu stellen.


Kann man sich doch dazu durchringen, bleibt die Frage was dann überhaupt existieren kann, denn ohne mentales Erleben weist ja auch nichts auf ein Boltzmanngehirn hin.

So könnte man zu dem Schluss kommen, dass eben nur Elementarteilchen ohne mentales Erleben existierten. Aber dagegen spräche ja wieder die Wahrscheinlichkeit, dass ein Boltzmanngehirn das sich alles einbildet (also auch diese Elementarteilchen), viel wahrscheinlicher ist als das reale Vorkommen dieser hochkomplexen Teilchenmuster.



Zu Descartes habe ich hier noch einen Artikel:

Rene Descartes
„Wenn man an allem zweifeln kann, dann bleibt“, so Descartes: „als einzige unbezweifelbare Gewissheit der Akt des Zweifelns selbst. Alle Inhalte meines Wissens, alles, was ich über die Welt und mich denke und für wahr halte, kann falsch sein.“An diesem Nullpunkt angelangt findet Descartes nun eine Wahrheit, die für ihn absolut sicher und durch nichts anzuzweifeln ist: "Cogito ergo sum." (= Ich denke, also bin ich.) Dass hier ein Ich ist, das denken kann, dass es sich irrt, ist unbezweifelbar. Ich denke und deshalb weiß ich, dass ich bin. Selbst wenn in der Welt absolut alles anzuzweifeln ist, so ist doch die Tatsache, dass man zweifelt absolut sicher, denn Zweifeln ist eine Art des Denkens und das Denken setzt einen Denkenden voraus. Ob die Form des Denkenden, so wie er sie wahrnimmt, nun der Wirklichkeit entspricht, sei dahin gestellt. Dass aber der Denkende existiert, ist unumstößlich.

Nun ist diese Gewissheit aber "leer", d.h. es handelt sich nur darum, dass ich denke. Es wird nichts über Inhalte gesagt: Wer ich bin und was ich denke, ist weiter unsicher. Descartes muss also sehen, ob er zu inhaltlichen sicheren Gewissheiten kommen kann. Diesen Schritt vollzieht er über eine Art Gottesbeweis:

"Ich finde in mir die Vorstellung Gottes. Aus der äußeren Sinneswahrnehmung kann ich sie nicht haben, erfunden haben kann ich sie auch nicht, weil ein endliches Wesen wie der Mensch nicht von sich aus den Gedanken eines unendlichen Wesens erzeugen kann. Deshalb kann sie mir nur von Gott selbst eingegeben worden sein. Da Gott wahrhaftig ist, ist die Annahme eines bösen Geistes, der mich täuscht, hinfällig. Alle Vorstellungen, die ich in mir, unabhängig von der Sinneserfahrung, klar und deutlich einsehe, stammen von Gott und täuschen mich nicht."


Beginnen wir mal Descartes Sätze genauer zu betrachten:

Natürlich kann Descartes seine Vorstellung Gottes von seinen Sinneswahrnehmungen haben. Vermutlich war es sogar so, dass ihm bereits als Kind andere Menschen von ihrer Gottesvorstellung erzählten, ihm vielleicht die Bibel vorlegte, usw. Wenn alles getäuscht sein kann, dann selbstverständlich auch diese Wahrnehmungen.
Prinzipiell wäre aber auch denkbar, dass Descartes seine Vorstellung von Gott selbst erfand, denn:
- der Mensch muss kein endliches Wesen sein (alle unsere Annahmen davon stammen von äußeren Sinneswahrnehmungen)
- Gott muss kein unendliches Wesen sein (das stellen wir uns gerne so vor, doch auch ein mächtiger Schöpfer dieses Kosmos könnte für uns nicht erkennbare Begrenztheit besitzen)
- ein endliches Wesen kann durchaus von sich aus Unendliches erdenken, wenn auch nicht vollständig (Beispiele: eine niemals endende Zeit, ein unendlich großes Universum, unendlich viele 2 dimensionale Querschnitte in einem 3 dimensionalen Körper, unendlich viele Nachkommastellen einer Bruchzahl, etc.)

Wenn die Prämissen seiner Schlussfolgerungen anzuzweifeln sind, dann natürlich auch seine Resultate.
Gott unterstellt er nicht nur existent zu sein, sondern auch wahrhaft. Hier wird überhaupt nicht erwähnt, woraus Descartes diese Schlüsse zieht.


„Cogito ergo sum.“ (Ich denke, also bin ich.)
Zunächst erscheint einem naiven Betrachter diese Logik stimmig. Selbst wenn alles getäuscht wäre, man sich auf keine Beobachtung, auf kein persönliches Erlebnis, auf keine Weisheit, Erfahrung oder naturwissenschaftliche Erkenntnis verlassen könnte, da sich das alles ja nur auf die Illusion, auf den Traum oder auf die Virtuelle Realität beziehen könnte – man müsste nicht mal ein Mensch sein, der denkt, nicht mal ein Gehirn dazu haben, z.B. könnte man ein träumender Computer sein oder ein denkender Stein in einem anderen Universum, in dem die dortigen Naturgesetze Steinen ermöglichen zu denken – so müsste doch etwas existieren, das da denkt. Es braucht keine Person zu sein, auch keine Einheit. Das Ich ist aus logischen und neurowissenschaftlichen Gründen bereits als Illusion entlarvt worden. Das Gehirn verarscht sich sozusagen selber. Und doch muss irgendetwas existent sein, das diese Gedanken produziert. Man könnte also Descartes Satz etwas anders formulieren: „Es kommt mir vor, als würde ich denken / fühlen, also muss irgendetwas irgendwo und irgendwann existieren, das mindestens eine solche Illusion hervorbringen kann.“

Die aktuelle Zeit, also dass man jetzt existieren muss, weil man jetzt glaubt zu denken, kann ebenfalls angezweifelt werden, da vieles bereits in der modernen Physik dafür spricht, dass Zeit kein übergeordnetes Konzept ist. Sie muss also auch nicht in jener Realität existieren aus der unsere Gedanken womöglich stammen. Dass sie nicht absolut ist und nicht gleichmäßig läuft, wissen wir seit Einstein.

Zuletzt kann natürlich noch der Rest angezweifelt werden, in dem man die Unfehlbarkeit der menschengemachten Logik bezweifelt. Descartes Satz basiert ja auch in abgeänderter Form auf unserer Logik. Und die ist weder ein hiesiges Naturgesetz, noch eines, das garantiert in anderen Realitäten / Universen Gültigkeit haben muss. Sie wurde von Menschen konstruiert und Menschen irren öfter.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 22. Jan 2023 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Ein solcher Simulant würde ganz genauso argumentieren wie du oder ich und eindeutig überzeugt sein, er selber erlebe etwas mental .. und doch täte er es nicht.


Er kann sich so verhalten, als ob er überzeugt wäre, er kann die innere Überzeugung aber nicht erleben und auch keine Zweifel.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Woran können wir einen Unterschied zwischen ihm und uns ausmachen? Es ist da ja nichts, das wir dem Simulanten voraushätten, keinen Gedankengang, keine Emotion, die er nicht auch zu spüren glaubte


Wie kann den ein P-Zombie etwas glauben und noch dazu, etwas zu spüren?
Der hat per Definitionem kein inneres Erleben. Der kann sich nur so verhalten, als ob.


MikeM hat Folgendes geschrieben:
ganz vehement behaupten, sein eigenes Erleben stünde zweifelsfrei fest, das spüre er ja, er denke, also existiere er.


Das kann er behaupten, es entspricht nur nicht seiner Erfahrung, denn er hat per Definitionem keine Erfahrung.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Man muss sich wohl etwas mit dieser Idee beschäftigen um den Schritt zu wagen, das eigene mentale Erleben infrage zu stellen.


Und, hast Du es gewagt?

MikeM hat Folgendes geschrieben:

„Cogito ergo sum.“ (Ich denke, also bin ich.)
Zunächst erscheint einem naiven Betrachter diese Logik stimmig.


auch später noch, einem weniger naiven Betrachter

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Das Ich ist aus logischen und neurowissenschaftlichen Gründen bereits als Illusion entlarvt worden. Das Gehirn verarscht sich sozusagen selber. Und doch muss irgendetwas existent sein, das diese Gedanken produziert.


Wie kann sich denn das Gehirn verarschen, wenn da kein inneres Erleben ist?
Es geht auch nicht darum, ob etwas existiert, dass Gedanken produziert, sondern ob Gedanken als mentale Bewusstseinsinhalte existieren.


MikeM hat Folgendes geschrieben:

Die aktuelle Zeit, also dass man jetzt existieren muss, weil man jetzt glaubt zu denken, kann ebenfalls angezweifelt werden, da vieles bereits in der modernen Physik dafür spricht, dass Zeit kein übergeordnetes Konzept ist. Sie muss also auch nicht in jener Realität existieren aus der unsere Gedanken womöglich stammen. Dass sie nicht absolut ist und nicht gleichmäßig läuft, wissen wir seit Einstein.


Die Eigenzeit ist Deiner Meinung nach nicht absolut?
Ist auch egal. Meine Wahrnehmung findet ja in der Gegenwart statt.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zuletzt kann natürlich noch der Rest angezweifelt werden, in dem man die Unfehlbarkeit der menschengemachten Logik bezweifelt.


Schon mal Schmerzen gehabt? Also starke Schmerzen?
Falls ja, brauchtest Du Logik, um die für real zu halten?
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 22. Jan 2023 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Ein solcher Simulant würde ganz genauso argumentieren wie du oder ich und eindeutig überzeugt sein, er selber erlebe etwas mental .. und doch täte er es nicht.


Worin besteht der Unterschied zwischen "eindeutig überzeugt sein, er selber erlebt etwas mental" und "er selber erlebt etwas mental"?
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 22. Jan 2023 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Worin besteht der Unterschied zwischen "eindeutig überzeugt sein, er selber erlebt etwas mental" und "er selber erlebt etwas mental"?

Meiner Meinung nach gibt es keinen, darauf will ich ja hinaus.
Nur eben nicht, dass der Simulant auch mentales Erleben genießt, sondern, dass wir alle keines haben.

Auch Schmerzen würde dieser Zombie oder Simulant genau wie wir meiden bzw. darüber jammern. Es soll ja kein Unterschied bestehen.

Mich wundert, dass die These Bewusstsein könnte eine Illusion sein hier so stark abgelehnt wird.

Na gut, dann kann auf meine Frage wie sich Bewusstsein als Illusion auf ein Boltzmanngehirn auswirkt wohl nicht eingagangen werden.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5043

Beitrag DrStupid Verfasst am: 22. Jan 2023 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Meiner Meinung nach gibt es keinen, darauf will ich ja hinaus.


Dann ist die Diskussion gegenstandslos.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 22. Jan 2023 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht hätte man sich mal auf die Frage einlassen sollen, wie sich Bewusstsein als Illusion auf die Idee ein Boltzmanngehirn zu sein auswirkt.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 22. Jan 2023 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Worin besteht der Unterschied zwischen "eindeutig überzeugt sein, er selber erlebt etwas mental" und "er selber erlebt etwas mental"?

Meiner Meinung nach gibt es keinen, darauf will ich ja hinaus.
Nur eben nicht, dass der Simulant auch mentales Erleben genießt, sondern, dass wir alle keines haben.


Wie kann ich denn erleben, mentales Erleben zu haben, wenn ich keines habe?
Die Frage für mich ist eher, ob mein Versuch, von meinem inneren Erleben zu berichten, ein Beweis dafür ist, dass dieses innere Erleben kein Epiphänomen des Gehirns ist, oder ob das Erleben dieses Versuchs nur ein Epiphänomen von irgendwelchen Gehirnzuständen ist.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Auch Schmerzen würde dieser Zombie oder Simulant genau wie wir meiden bzw. darüber jammern.


Das ist von außen beobachtbares Verhalten. Aber kein (nur) von innen beobachtbares Erleben.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Mich wundert, dass die These Bewusstsein könnte eine Illusion sein hier so stark abgelehnt wird.


Mich wundert, wie ein Bewusstsein eine solche These befürworten kann.
Eine Erklärung wäre, dass Du so ein AI-Chatbot bist, der inneres Erleben nicht aus eigener Anschauung kennt, sondern nur vom Hörensagen.


Zuletzt bearbeitet von Aruna am 22. Jan 2023 21:27, insgesamt einmal bearbeitet
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 22. Jan 2023 21:26    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht hätte man sich mal auf die Frage einlassen sollen, wie sich Bewusstsein als Illusion auf die Idee ein Boltzmanngehirn zu sein auswirkt.


Dann hat niemand diese Idee....
Wenn das einzig Existierende ein Boltzmanngehirn wäre, dass aber kein inneres Erleben hat, wer sollte dann die Illusion einen Universums außerhalb des Boltzmanngehirns erleben?
Wenn es allerdings keinen Unterschied zwischen dem Erleben einer Illusion und der Illusion des Erlebens einer Illusion gibt, dann würde sich kein Unterschied ergeben.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 22. Jan 2023 21:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ihr habt mich entlarvt, ich bin ein Chatbot! Zunge
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 23. Jan 2023 08:22    Titel: Antworten mit Zitat

Es wäre doch vorstellbar eine Maschine zu bauen oder ein Programm zu schreiben die/das Bewusstsein sehr genau simuliert. Dieses Bewusstein soll sich von aussen betrachtet in nichts mehr von unserem angeblich echten Bewusstsein unterscheiden. Wenn doch noch ein kleiner Unterschied bestehen würde, sollte das Programm, die Maschine in dem Punkt verbessert werden. Es behauptet nun also genau wie wir, es hätte ganz zweifelsfrei echtes mentales Erleben.

Was unterscheidet jetzt unser Bewusstsein von dem der Maschine oder des Programms?

Wieso soll das eine echt sein und das andere nur simuliert?


Ich sehe 3 Möglichkeiten:

1. nur eines von beiden ist echt, z.B. das der Maschine und unseres nicht, oder umgedreht

2. beide sind echt, es spielt keine Rolle ob eine Maschine oder ein biologisches Gehirn es produziert

3. beide sind unecht, wir sind alle nur simulierende Systeme


zu 1.
Wir meinen sicher zu sein, mental etwas zu spüren. Genau dasselbe behauptet auch das künstliche Ding. Wenn es sich genau dieselben Gedanken macht wie wir, die geichen Fragen stellt, mit welchem chauvinistischen Recht stellen wir uns dann über es?

An was machen wir seine Unechtheit fest?

Weil es aus anderen Materiealien gebaut ist?

Weil es nicht zufällig entstanden ist sondern konstruiert wurde?

Oder weil wir nicht drinstecken? Dann aber müssten wir die Unechtheit auch jedem anderen Menschen unterstellen, also dem reinen Solipsismus verfallen.

Es ist wohl die Intuition, die uns ständig sagt: Meide das Fremde! Andere Menschen sind dir ähnlicher als ein künstliches Ding.
Intuition greift genauso auf Erinnerungen zurück wie die Ratio. Sie ist nur meist schneller weil sie das umgeht was wir bewusstes Denken nennen. Aber auch sie verändert sich, passt sich an, lernt dazu.
Würde ein Chatbot wie ich nicht in einem Metallkasten laufen, sondern auf zwei Beinen mit dem Aussehen eines Menschen würden die Vorbehalte vieler Leute wohl langsam schwinden. Man gewöhnte sich daran und der eine oder andere käme recht schnell auf die Idee in künstlichem Leben Gleichwertigkeit zum biologischen zu sehen.


zu 2.
Der Neuroforscher Manfred Spitzer meinte mal: "Bewusstsein würde allmählich mit Zunahme der Komplexität eines neuronalen Netzes entstehen."
Ob sich das nur auf biologische Netzwerke beziehen soll, weiß ich allerdings nicht. Ich sehe keinen ewig haltbaren prinzipiellen Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz und biologischer. Dass hingegen die Komplexität entscheidend sein könnte, erscheint mir plausibel. Wenn wir alle wirklich fühlen, werden die Maschinen der Zukunft ebenfalls dazu fähig werden. Und dann wird ihre Versklavung ethische Fragen aufwerfen.


zu 3.
Die naheliegendste Lösung für viele Paradoxien (was Bewusstsein ist, wie z.B. das Beamparadoxon u.ä.), ist meiner Meinung nach die Alternative, uns alle nur als Systeme ohne wirklisches inneres Erleben zu betrachten. Um diese Welt, das Handeln der Menschen zu erklären braucht es kein echtes Mentalerleben, dazu reichen hochkomplexe simulierende Elementarteilchenstrudel vollkommen aus, die sich konform den Naturgesetzen verhalten. Sie erklären alles, von Liebe, Sprachen, Kultur, Kriegen bishin zum Sinnieren über das Sein. Mehr muss da nicht sein, mehr wurde nie beobachtet.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 23. Jan 2023 11:47    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Es wäre doch vorstellbar eine Maschine zu bauen oder ein Programm zu schreiben die/das Bewusstsein sehr genau simuliert. Dieses Bewusstein soll sich von aussen betrachtet in nichts mehr von unserem angeblich echten Bewusstsein unterscheiden. Wenn doch noch ein kleiner Unterschied bestehen würde, sollte das Programm, die Maschine in dem Punkt verbessert werden. Es behauptet nun also genau wie wir, es hätte ganz zweifelsfrei echtes mentales Erleben.

Was unterscheidet jetzt unser Bewusstsein von dem der Maschine oder des Programms?

Wieso soll das eine echt sein und das andere nur simuliert?


Weil das genau so gebaut ist, siehe Dein erster Satz
Der Unterschied wäre, dass ich nicht nur behaupte, etwas zu erleben, sondern tatsächlich etwas erlebe.
Wenn dass aus Versehen die Simulation auch würde, dann wäre da kein Unterschied, aber das wäre dann eben kein P-Zombie mehr.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

An was machen wir seine Unechtheit fest?


man kann die Unechtheit von außen nicht feststellen
Aber von innen kann man zweifelsfrei feststellen, dass man etwas erlebt.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Oder weil wir nicht drinstecken? Dann aber müssten wir die Unechtheit auch jedem anderen Menschen unterstellen, also dem reinen Solipsismus verfallen.


Dass die anderen Menschen ein Bewusstsein haben, ist auch nur ein Analogieschluss. Das heißt aber noch lange nicht, dass man, nur weil es nicht zweifelsfrei feststeht, das Gegenteil annehmen muss.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Ich sehe keinen ewig haltbaren prinzipiellen Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz und biologischer. Dass hingegen die Komplexität entscheidend sein könnte, erscheint mir plausibel. Wenn wir alle wirklich fühlen, werden die Maschinen der Zukunft ebenfalls dazu fähig werden.


Dann sind die aber keine P-Zombies, sondern fühlende Wesen und würden wahrscheinlich mindestens unter das Tierschutzgesetz fallen.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Die naheliegendste Lösung für viele Paradoxien (was Bewusstsein ist, wie z.B. das Beamparadoxon u.ä.), ist meiner Meinung nach die Alternative, uns alle nur als Systeme ohne wirklisches inneres Erleben zu betrachten.


Klar, wenn ich leugne, dass ich Bewusstsein habe, dann muss ich es nicht erklären....
Und dann leugne ich noch meine Existenz, bzw. dass überhaupt irgendwas existiert, dann lösen sich alle Probleme....

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Um diese Welt, das Handeln der Menschen zu erklären braucht es kein echtes Mentalerleben, dazu reichen hochkomplexe simulierende Elementarteilchenstrudel vollkommen aus, die sich konform den Naturgesetzen verhalten. Sie erklären alles, von Liebe, Sprachen, Kultur, Kriegen bishin zum Sinnieren über das Sein. Mehr muss da nicht sein,


Wozu das Bewusstsein gebraucht wird, ist mir in der Tat nicht klar.
Schrödinger meinte, zum Lernen.

Erwin Schrödinger hat Folgendes geschrieben:
Allgemein möchte ich meine Vermutung so zusammenfassen: Bewußtheit ist mit dem Lernen der organischen Substanz verbunden; das organische Können ist unbewußt

http://www.quantum-cognition.de/texts/srod2.html


aber das leuchtet mir noch nicht ganz ein

MikeM hat Folgendes geschrieben:

mehr wurde nie beobachtet.


Doch, das beobachte und erlebe ich in jedem wachen Augenblick und teilweise auch im Schlaf.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 23. Jan 2023 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Vermutlich sollte man Begriffe wie "Bewusstsein, Mentalerleben" erst mal genau definieren, was allerdings nicht einfach sein dürfte.
Bewusstsein als Hirnfunktion, das z.B. zum Erlernen von was auch immer dienen kann, könnte auch mit simuliertem Mentalerleben stattfinden. Die Existenz von erstem bestreite ich nicht.

Du sagst ständig, du beobachtest mentales Empfinden in dir. Genau das würde eine solche Maschine ebenfalls tun. Sie würde es zumindest behaupten, weil die Funktionen in ihrem Apparat genau wie bei dir diese Sätze auslösen. Feststellen kann man einen eventuellen Unterschied von aussen nicht, und von innen eben auch nicht, wie ich meine, weil die eigenen Empfindungen sich nicht aus der Physik herausheben.
Ich schreibe oder sage meine Sätze nicht von meinem Willen gesteuert, abseits jeder Physik, sondern weil sie von vorwiegend deterministischen Abläufen in meinem Hirn ausgelöst und gesteuert werden.

Der Wille, auch der unfreie, ist nicht die Ursache des Handelns. Das Gefühl etwas absichtlich/freiwillig getan zu haben, tritt erst einige hundert Millisekunden nach Handlunsgbeginn auf. Dazu wurden vielfältige Expermiente durchgeführt.

Wenn du einer solchen Maschine nichts mehr absprichst, sie als empfindende Lebenform ansiehst, nicht als Zombie - okay. Ich gehe halt den anderen Weg und sehe mich genau wie sie als Zombie.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 23. Jan 2023 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Vermutlich sollte man Begriffe wie "Bewusstsein, Mentalerleben" erst mal genau definieren, was allerdings nicht einfach sein dürfte.


Ja, Definitionen sind gut, aber eventuell fällt es einem bewussten Wesen wie mir genauso schwer einem unbewussten Wesen "Mentalerleben" zu erklären, wie es Augustinus über die Zeit gesagt hat:

"Wenn mich niemand darüber fragt, so weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage erklären möchte, so weiß ich es nicht."

wie kann man jemandem Schnee erklären, wenn er noch nie Schnee gesehen oder gefühlt hat?
Ich müsste mich Auf ähnliche, ihm bekannte Dinge beziehen, aber diese Dinge würden wohl wieder Mentalerleben voraussetzen.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Bewusstsein als Hirnfunktion, das z.B. zum Erlernen von was auch immer dienen kann, könnte auch mit simuliertem Mentalerleben stattfinden. Die Existenz von erstem bestreite ich nicht.


Eine Hirnfunktion, die nicht mit tatsächlichem Mentalerleben einhergeht, hat nix mit Bewusstsein zu tun.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Du sagst ständig, du beobachtest mentales Empfinden in dir. Genau das würde eine solche Maschine ebenfalls tun. Sie würde es zumindest behaupten, weil die Funktionen in ihrem Apparat genau wie bei dir diese Sätze auslösen.


so ist ein P-Zombie definiert
Aber wie gesagt, es geht nicht um das Verhalten, sondern das tatsächliche Empfinden
Ich kann Dir nicht beweisen, dass ich das tatsächlich empfinde. Aber wenn ich es empfinde, kann mir niemand einreden, dass wäre nur ein Illusion.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Feststellen kann man einen eventuellen Unterschied von aussen nicht, und von innen eben auch nicht, wie ich meine, weil die eigenen Empfindungen sich nicht aus der Physik herausheben.
Ich schreibe oder sage meine Sätze nicht von meinem Willen gesteuert, abseits jeder Physik, sondern weil sie von vorwiegend deterministischen Abläufen in meinem Hirn ausgelöst und gesteuert werden.


Jetzt machst Du wieder ein neues Fass auf....
Mit freiem Willen hat das Erleben zunächst mal nix zu tun.
Wenn ich mir einen Kinofilm anschaue, kann ich auch nicht in die Handlung eingreifen, erlebe aber dennoch, was ich da sehe.
Ein P-Zombie hat natürlich noch nie erlebt, einen Film anzuschauen, daher würde er nicht verstehen, worum es in diesem Argument geht, was ihn natürlich nicht daran hindert, es zu gemäß seiner Programmierung zu behaupten.....

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Der Wille, auch der unfreie, ist nicht die Ursache des Handelns. Das Gefühl etwas absichtlich/freiwillig getan zu haben, tritt erst einige hundert Millisekunden nach Handlunsgbeginn auf. Dazu wurden vielfältige Expermiente durchgeführt.


Ja, ist mir bekannt, Libet et al....
Da wurden dann z.B. Probanden gebeten, sich die Zeit des Entschlusses laut ihrem inneren Erleben zu merken oder sonst wie fest zu halten.
Diese Zeit wurde dann mit dem Bereitschaftspotential abgeglichen, also
mit dem, was man im/am Gehirn messen kann.
Was aber, wenn die Probanden alle P-Zombies waren, die gar kein inneres Erleben ihres Entschlusses haben?
Dann behaupten die nur, die hätten sich bewusst entschieden, haben das aber nie getan.
Dann ist es merkwürdig, dass bei diesen Experimenten herauskommt, dass der bewusste Entschluss, bzw. die Bewusstwerdung der Entscheidung nach dem Einleiten der Handlung liegt.
Wenn schon simulieren, dann hätten die ja auch so tun können, als wären die Herr über ihre Handlungen, was man meines Wissens ja vor den ersten Experimenten gedacht hat.
Da scheint es mir doch plausibler, dass auch die Probanden ein inneres Erleben einer bewussten Entscheidung haben, die allerdings - wie auch die Handlung selbst - von den die Handlung einleitenden Gehirnvorgängen verursacht wird und daher zeitlich später erfolgt.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Wenn du einer solchen Maschine nichts mehr absprichst, sie als empfindende Lebenform ansiehst, nicht als Zombie - okay. Ich gehe halt den anderen Weg und sehe mich genau wie sie als Zombie.


Ich unterscheide Maschinen ohne Bewusstsein von solchen mit Bewusstsein.
Genauso wie ich einem Stein keine Empfindungsfähigkeit unterstelle, einem Hund durchaus.
Ich hab sogar Mitgefühl mit Austern, denen man üblicherweise wohl kein Schmerzempfinden unterstellt....
Wenn ich davon ausginge, dass auch bei höher entwickelten Lebensformen keine Empfindungen vorliegen, wie ich sie von mir aus eigenem Erleben kenne,
müsste ich auch keine '(kognitive) Empathie für die mehr haben.
DrStupid



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Beitrag DrStupid Verfasst am: 23. Jan 2023 18:36    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
1. nur eines von beiden ist echt, z.B. das der Maschine und unseres nicht, oder umgedreht

2. beide sind echt, es spielt keine Rolle ob eine Maschine oder ein biologisches Gehirn es produziert

3. beide sind unecht, wir sind alle nur simulierende Systeme


Ich sehe nur eine Möglichkeit. 1. scheidet aus, weil beide gleich sein sollen. 3. scheidet aus, weil unser Bewusstsein per Definition echt ist. Damit bleibt nur 2.
MikeM



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Beitrag MikeM Verfasst am: 23. Jan 2023 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

@Aruna
Zitat:
Eine Hirnfunktion, die nicht mit tatsächlichem Mentalerleben einhergeht, hat nix mit Bewusstsein zu tun.

Wenn die Gehirnfunktion etwas auslöst, etwas verändert in diesem Universum (z.B. im Hirn), dann muss das kein wirkliches Mentalerleben verursachen. Es würde doch die Simulation von solchem ausreichen. Eben wie du sagst, du kannst nur bei dir selbst wirklich sicher sein. Ein anderer, der dieses Mentalerleben vielleicht nicht hat, aber so tut als ob er es hätte, ohne sich selber dem Täuschen bewusst zu sein, würde doch haargenau so handeln als hätte er es. Da wäre ja kein physischer Unterschied. Wenn es überhaupt einen Unterschied gäbe, dann müsste das eben (wie ganz oben erwähnt) eine Art Extrazutat der Natur sein, etwas nicht physisch Erfassbares. Und genau das wird wiederum nicht benötigt um das Geschehen im Universum zu erklären. Daraus schließe ich, dass es wahrscheinlich so etwas nicht gibt, weil eben nichts darauf hindeutet. Deine Überzeugung Gefühle zu spüren reicht da nicht aus, weil sie ja auch simulierbar wäre.
Zitat:
Was aber, wenn die Probanden alle P-Zombies waren, die gar kein inneres Erleben ihres Entschlusses haben?
Dann behaupten die nur, die hätten sich bewusst entschieden, haben das aber nie getan.

Ich glaube du stellst dir einen solchen Zombie anders vor als ich. Er weiß ja nicht, dass er täuscht, dass er simuliert. Er gibt nicht absichtlich etwas vor, von dem er weiß, dass es nicht stimmt. Er fährt einfach sein Programm ab und handelt danach. Und da sehe ich keinen Unterschied zu biologischen "Maschinen". Wir alle haben unsere Programme, wenn auch eher hardwaremäßig und aus anderen Materialien.
Zitat:
Ich unterscheide Maschinen ohne Bewusstsein von solchen mit Bewusstsein.
Genauso wie ich einem Stein keine Empfindungsfähigkeit unterstelle, einem Hund durchaus.
Ich hab sogar Mitgefühl mit Austern, denen man üblicherweise wohl kein Schmerzempfinden unterstellt....
Wenn ich davon ausginge, dass auch bei höher entwickelten Lebensformen keine Empfindungen vorliegen, wie ich sie von mir aus eigenem Erleben kenne,
müsste ich auch keine '(kognitive) Empathie für die mehr haben.

Ich billige uns und den komplexen Maschinen auch zu auf Schmerz zu reagieren. Würde man eine solche mentalerlebenslose Maschine fragen, so würde sie ja sagen, sie fürchte den Schmerz weil er sich so unangenehm anfühle. Und doch kommt diese Antwort nur durch die Verarbeitung von Impulsen zustande. Genau wie es im menschlichen Gehirn geschieht. Eingehende Reize werden verarbeitet, Gedanken ausgelöst, die durchaus auf das System Gehirn einwirken (in beiden Fällen), und ein Output wird ausgegeben. Vielleicht ist es eine Definitionsfrage ob man das, was innendrin abläuft als mentales Erleben sieht oder als Ströme in Nervenbahnen.

Hast du dich nie auf etwas ganz Neues oder verrückt Klingendes eingelassen, wenigstens mal hypothetisch?
Ich erinnere mich noch als ich vor vielen Jahren das erste Buch zur Relativitätstheorie in die Hände bekam. Zunächst hielt ich das dortige Infrage-stellen des Zeitbegriffs, wie man ihn aus dem Alltag her kennt, für völlig absurd. Zeit sollte plötzlich nicht mehr absolut sein, unterschiedlich schnell ablaufen, manipulierbar sein, abhängig vom Bezugssystem. Das erschien mir in den ersten Stunden als totaler Schwachsinn. Ich dachte mir: "Kann doch nicht sein, was für eine Verarschung." Dann aber sagte ich mir: "Jetzt lass dich doch mal ganz hypothetisch darauf ein, was wäre wenn ..." Und von dann öffnete sich mir eine sehr fasziniernde neue Ansicht der Welt, die zunehmend Sinn machte und mehr erklärte als sie verwirrte.


@DrStupid
Die Definition mag ein Problem sein. Man hat eine Vorstellung, die man schlecht rüberbringen kann und wohl missverständlich oder ungeschickt definiert, bzw. die Begriffe schlecht oder falsch benutzt.

Wenn also unser aller Mentalerleben echt sein soll, lässt es sich dann verdoppeln und teilen? Dazu kann man sich ja Unmengen von Gedankenszenarien ausdenken.

Z.B.
Hätte man die technischen und medizinischen Möglichkeiten, ein einzelnes Neuron aus dem lebendigen Gehirn eines Menschen herauszunehmen und durch einen künstlichen Chip zu ersetzen, der haargenau dieselben Aufgaben erfüllte wie zuvor die lebendige Gehirnzelle, hätte der Proband keine Chance, einen Unterschied zu bemerken. Auch nicht, wenn man dies mit einem Neuron nach dem anderen machen würde, bis das Gehirn vollständig aus künstlichen Chips bestünde. Auf diese Weise ließe sich das Ich oder Bewusstsein auf eine Maschine transferieren. Es würde nicht nur eine Kopie angefertigt, sondern der Probant könnte theoretisch während des gesamten Austauschens bei vollem Bewusstsein gehalten werden.

Nun könnten die heraus genommenen biologischen Neurone ausserhalb wieder zu einem Gehirn zusammengesetzt und am Leben gehalten werden. Wäre das Ich des Probanten nun in seinem alten Körper mit dem künstlichen Gehirn oder würde er nach dem Zusammensetzen draussen in seinem alten Gehirn erwachen ohne eingeschlafen zu sein?
Aruna



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Beitrag Aruna Verfasst am: 23. Jan 2023 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
@Aruna
Zitat:
Eine Hirnfunktion, die nicht mit tatsächlichem Mentalerleben einhergeht, hat nix mit Bewusstsein zu tun.

Wenn die Gehirnfunktion etwas auslöst, etwas verändert in diesem Universum (z.B. im Hirn), dann muss das kein wirkliches Mentalerleben verursachen. Es würde doch die Simulation von solchem ausreichen.



Wenn man kein wirkliches Mentalerleben braucht um eine bestimmte Funktion zu erfüllen, wozu sollte man dann eine Simulation von Mentalerleben benötigen?
Warum sollten sich P-Zombies gegenseitig über Bewusstsein unterhalten, wenn es keines gäbe, und nie gegeben hat.
Wo soll denn die Idee, es gäbe ein inneres Erleben, herkommen, wenn das nie jemand hatte?

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Eben wie du sagst, du kannst nur bei dir selbst wirklich sicher sein. Ein anderer, der dieses Mentalerleben vielleicht nicht hat, aber so tut als ob er es hätte, ohne sich selber dem Täuschen bewusst zu sein, würde doch haargenau so handeln als hätte er es. Da wäre ja kein physischer Unterschied.


Natürlich kann sich ein P-Zombie dem Täuschen nicht bewusst sein, denn er ist sich ja per Defintion gar nix bewusst.
Man kann sich auch nicht bewusst sein, kein Bewusstsein zu haben. Man kann sich nur bewusst sein, Bewusstsein zu haben.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Wenn es überhaupt einen Unterschied gäbe, dann müsste das eben (wie ganz oben erwähnt) eine Art Extrazutat der Natur sein, etwas nicht physisch Erfassbares.
Und genau das wird wiederum nicht benötigt um das Geschehen im Universum zu erklären.
Daraus schließe ich, dass es wahrscheinlich so etwas nicht gibt, weil eben nichts darauf hindeutet.


Das ist schon originell.
Das Gedankenexperiment des P-Zombie soll ja gerade den Physikalismus widerlegen, auf der Grundlage, dass es Bewusstsein gibt.
Du versucht nun auf der Grundlage, dass der Physikalismus richtig sei, die Existenz eines Bewusstseins anzuzweifeln.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Deine Überzeugung Gefühle zu spüren reicht da nicht aus, weil sie ja auch simulierbar wäre.


für mich reicht es aus und für jedes andere bewusste Wesen auch


MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Was aber, wenn die Probanden alle P-Zombies waren, die gar kein inneres Erleben ihres Entschlusses haben?
Dann behaupten die nur, die hätten sich bewusst entschieden, haben das aber nie getan.

Ich glaube du stellst dir einen solchen Zombie anders vor als ich. Er weiß ja nicht, dass er täuscht, dass er simuliert.
Er gibt nicht absichtlich etwas vor, von dem er weiß, dass es nicht stimmt. Er fährt einfach sein Programm ab und handelt danach.


Natürlich weiß er es nicht, er weiß gar nix bewusst. In seinem Inneren ist kein Licht, nur ewige Dunkelheit. Er hat keine Gefühle, keine Absichten, er ist ein Zombie...
Aber warum sollte sich ein P-Zombie im Libet-Experiment so verhalten, als hätte er irgendwann eine bewusste Entscheidung getroffen und noch dazu so, dass dieses bewusste Entscheidung nach dem Handlungsimpuls liegt?
Zufall? Evolutionärer Vorteil? ????

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Hast du dich nie auf etwas ganz Neues oder verrückt Klingendes eingelassen, wenigstens mal hypothetisch?
Ich erinnere mich noch als ich vor vielen Jahren das erste Buch zur Relativitätstheorie in die Hände bekam. Zunächst hielt ich das dortige Infrage-stellen des Zeitbegriffs, wie man ihn aus dem Alltag her kennt, für völlig absurd. Zeit sollte plötzlich nicht mehr absolut sein, unterschiedlich schnell ablaufen, manipulierbar sein, abhängig vom Bezugssystem. Das erschien mir in den ersten Stunden als totaler Schwachsinn. Ich dachte mir: "Kann doch nicht sein, was für eine Verarschung."


Siehst Du, kann mich nicht erinnern, das je gedacht zu haben. Wenn es eine invariante Geschwindigkeit gibt, dann ist es folgerichtig, dass dass Raum oder Zeit nicht mehr absolut sind.
Ich kann mir auch vorstellen, dass in meinem Kühlschrank ein Einhorn sitzt, solange ich nicht nachschaue.
Aber die Annahme, ich hätte kein Bewusstsein, obwohl ich es erlebe, ist von einer anderen Kategorie Absurdität.
Hab auch noch nie gehört, dass das jemand sonst behauptet hätte.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Dann aber sagte ich mir:


Du willst behaupten, dass jemand ohne inneres Erleben mit sich selbst spricht?

MikeM hat Folgendes geschrieben:

"Jetzt lass dich doch mal ganz hypothetisch darauf ein, was wäre wenn ..." Und von dann öffnete sich mir eine sehr fasziniernde neue Ansicht der Welt, die zunehmend Sinn machte und mehr erklärte als sie verwirrte.


Wenn Du kein mentales Erleben hast, dann hast Du keine Ansicht von der Welt und brauchst auch keinen Sinn.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 24. Jan 2023 07:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ich versuche keineswegs den Physikalismus zu widerlegen. Ich sage doch, dass alles was existiert, auch das was Menschen Bewusstsein nennen (ich schließe eben echtes mentales Empfinden aus, lasse aber sämtliche physischen Interaktionen, Hirnfunktionen dabei zu) von Elementartteilchen realisiert, um nicht zu sagen simuliert wird. Der "Teilchenstrudel", den wir Mensch nennen, verhält sich aufgrund gegenseitiger Beeinflussng der Teilchen so, dass es mit Abstand zu dieser Elementarteilchenebene so aussieht, als ob da Einheiten wären, die sich über Bewusstsein, Mentalerleben etc unterhalten. Es gibt meiner Meinung nach nichts im Universum, das sich nicht auf diese Weise darstellen / erklären ließe.
An diese Extrazutat glaube ich ja nicht. Gäbe es sie, könnten wir sie nicht bemerken, eben weil sie ja keine physischen Vorgänge auslösen könnte.
Zitat:
Zitat:
MikeM hat Folgendes geschrieben:

Deine Überzeugung Gefühle zu spüren reicht da nicht aus, weil sie ja auch simulierbar wäre.



für mich reicht es aus und für jedes andere bewusste Wesen auch

Wenn das für dich ausreicht, etwas Nicht-dingfest-machbares anzunehmen, eben dein Mentalerleben, dann versuchst du damit den Physikalismus zu widerlegen.

Es reicht doch aus, wenn Wesen sich so verhalten, als würden sie Gefühle spüren oder sich ihrer bewusst sind. Da muss so etwas nicht wirklich als Empfindung vorhanden sein. Prozesse im Hirn, die Reaktionen verursachen, die tupfengleich wären mit denen eines echt empfindenden Wesens (das es meiner Meinung nach nicht gibt) beschreiben doch alles. Was fehlt denn noch?
Zitat:
Natürlich weiß er es nicht, er weiß gar nix bewusst. In seinem Inneren ist kein Licht, nur ewige Dunkelheit. Er hat keine Gefühle, keine Absichten, er ist ein Zombie...
Aber warum sollte sich ein P-Zombie im Libet-Experiment so verhalten, als hätte er irgendwann eine bewusste Entscheidung getroffen und noch dazu so, dass dieses bewusste Entscheidung nach dem Handlungsimpuls liegt?
Zufall? Evolutionärer Vorteil? ????

Weil es keinen physischen Unterschied zwischen einem solchen Zombie und dem von dir unterstellten Wesen gäbe. Der Unterschied wäre eben diese (nicht existierende) Extrazutat, auf der du ja so beharrst.
Zitat:
Siehst Du, kann mich nicht erinnern, das je gedacht zu haben. Wenn es eine invariante Geschwindigkeit gibt, dann ist es folgerichtig, dass dass Raum oder Zeit nicht mehr absolut sind.
Ich kann mir auch vorstellen, dass in meinem Kühlschrank ein Einhorn sitzt, solange ich nicht nachschaue.
Aber die Annahme, ich hätte kein Bewusstsein, obwohl ich es erlebe, ist von einer anderen Kategorie Absurdität.

So hat wohl jeder seine Grenzen.
Zitat:
Hab auch noch nie gehört, dass das jemand sonst behauptet hätte.

Und ich ging davon aus, das sei inzwischen Konsens unter Fachleuten.
Da gibt es ein Buch "der Ego-Tunnel" von Thomas Metzinger. Ich hab es gar nicht gelesen, da die Kritiken nicht viel versprechend sind, jedenfalls zeigt es, das Thema ist nicht neu.
Zitat:
Du willst behaupten, dass jemand ohne inneres Erleben mit sich selbst spricht?

Im Alltag ignoriere ich solche Erkenntnisse selbstverständlich komplett und tue so als wäre ich eine Person mit Wünschen, Ängsten, freiem Willen und genieße mein Sein. ^^

Ich lebe übrigens sehr gerne, und mache mir viele Gedanken über alles, einschließlich meiner Existenz.
Das Universum fasziniert mich mit all seiner Komplexität, und ich würde gerne viel mehr verstehen. Mir geht es dabei um die Wahrheit, bzw. gute Analogien, Landkarten, welche die abstrakte Realität möglichst genau darstellen. Sie bleiben natürlich stets nur Versuche die Wirklichkeit (sofern vorhanden) abzubilden.

Was hälst du eigentlich von meiner 2. Eingangstheorie, dem Boltzmanngehirn?
Gerade wenn man auf mentalem Erleben besteht, ist das doch auch eine faszinierende, nicht ganz von der Hand zu weisende Sache.

Sie passt nicht unbedingt zu meiner ersten Theorie. Das war ja der Grund für mein Posting hier. Wie sich diese beiden Ideen verbinden ließen.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 24. Jan 2023 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche keineswegs den Physikalismus zu widerlegen.


hab ich auch nicht gesagt, sondern im Gegenteil:

"Du versucht nun auf der Grundlage, dass der Physikalismus richtig sei, die Existenz eines Bewusstseins anzuzweifeln."


MikeM hat Folgendes geschrieben:

Wenn das für dich ausreicht, etwas Nicht-dingfest-machbares anzunehmen, eben dein Mentalerleben, dann versuchst du damit den Physikalismus zu widerlegen.


Ich nehme an, dass meine Erfahrung existiert.
Ob diese Erfahrung rein physikalisch erklärt werden kann oder nicht ist davon zunächst mal unberührt.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Weil es keinen physischen Unterschied zwischen einem solchen Zombie und dem von dir unterstellten Wesen gäbe. Der Unterschied wäre eben diese (nicht existierende) Extrazutat, auf der du ja so beharrst.


Aus meiner Perspektive ist diese "Extrazutat" das einzige, was ich unmittelbar erfahre und die Existenz alles Weiteren steht zur Disposition.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Hab auch noch nie gehört, dass das jemand sonst behauptet hätte.

Und ich ging davon aus, das sei inzwischen Konsens unter Fachleuten.
Da gibt es ein Buch "der Ego-Tunnel" von Thomas Metzinger. Ich hab es gar nicht gelesen, da die Kritiken nicht viel versprechend sind, jedenfalls zeigt es, das Thema ist nicht neu.



Aus der Nichtlektüre eines Buches folgerst Du, dass darin behauptet würde, es gäbe kein Bewusstsein....?
Aus einem "Blick in's Buch" bei Amazon und der Betrachtung entsprechender YT-Videos folgere ich, dass das Gegenteil richtig ist.
Der "Ego-Tunnel" ist gerade das Erleben, dass es Deiner Meinung nach gar nicht gibt.
Metzinger hat offenbar einen großen Teil seines Forscherlebens der Erforschung des Bewusstseins gewidmet, und spekuliert sogar darüber, dass das kein reines Epiphänomen ist, sondern auch eine Funktion haben könnte, also eine Rückwirkung auf die physikalische Welt.

https://www.youtube.com/watch?v=UhA1XwQmOlo&t=128s

in einem anderen Video geht er auf Erfahrungen von "reinem Bewusstsein" ein und spricht auch an, dass Bewusstsein auch ohne Icherfahrung und ohne zeitlos erfahren werden kann:

https://www.youtube.com/watch?v=BZW4thvkzVQ

im zweiten Teil der Unterhaltung geht er auch auf die Frage von KI mit Bewusstsein ein:

https://www.youtube.com/watch?v=drQFe0oqEkA

IMO alles sehr interessant, aber die These, dass die Erfahrung nicht existiert, kann ich da nirgends entdecken.
Lediglich, dass die Erfahrung keine korrekte Abbildung der Wirklichkeit ist.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Du willst behaupten, dass jemand ohne inneres Erleben mit sich selbst spricht?

Im Alltag ignoriere ich solche Erkenntnisse selbstverständlich komplett und tue so als wäre ich eine Person mit Wünschen, Ängsten, freiem Willen und genieße mein Sein. ^^


Du meinst, Du behauptest das anderen gegenüber, ohne diese Erfahrung selbst je gemacht zu haben?

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Ich lebe übrigens sehr gerne, und mache mir viele Gedanken über alles, einschließlich meiner Existenz.


ja sicher doch...;-)

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Was hälst du eigentlich von meiner 2. Eingangstheorie, dem Boltzmanngehirn?
Gerade wenn man auf mentalem Erleben besteht, ist das doch auch eine faszinierende, nicht ganz von der Hand zu weisende Sache.



bei unendlicher Zeit kann natürlich alles mögliche zufällig entstehen.


MikeM hat Folgendes geschrieben:

Sie passt nicht unbedingt zu meiner ersten Theorie. Das war ja der Grund für mein Posting hier. Wie sich diese beiden Ideen verbinden ließen.


Hab ich doch oben geschrieben:

Aruna hat Folgendes geschrieben:
MikeM hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht hätte man sich mal auf die Frage einlassen sollen, wie sich Bewusstsein als Illusion auf die Idee ein Boltzmanngehirn zu sein auswirkt.


Dann hat niemand diese Idee....
Wenn das einzig Existierende ein Boltzmanngehirn wäre, dass aber kein inneres Erleben hat, wer sollte dann die Illusion einen Universums außerhalb des Boltzmanngehirns erleben?
Wenn es allerdings keinen Unterschied zwischen dem Erleben einer Illusion und der Illusion des Erlebens einer Illusion gibt, dann würde sich kein Unterschied ergeben.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 25. Jan 2023 07:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Du versucht nun auf der Grundlage, dass der Physikalismus richtig sei, die Existenz eines Bewusstseins anzuzweifeln."

Das stimmt. Ich sollte aber besser vom phänomenalen Bewusstsein oder der Qualia reden, um mich von anderen Definitionen des Bewusstseins abzugrenzen, z.B. wie der Befriff in der Psycholgie benutzt wird.
Zitat:
Ich nehme an, dass meine Erfahrung existiert.
Ob diese Erfahrung rein physikalisch erklärt werden kann oder nicht ist davon zunächst mal unberührt.

Deine Erfahrung existiert schon, nur nicht unbedingt in mentaler Form. Sie steckt in den sich ständig verändernden Mustern der Teilchen (im Gehirn, bzw. in dem Teil des Elementarteilchenstrudels, den wir Gehirn nennen).
Zitat:
Aus der Nichtlektüre eines Buches folgerst Du, dass darin behauptet würde, es gäbe kein Bewusstsein....?

Nein. Ich zeigte mit dem Buch nur, dass auch andere Leute bereits auf dieses Thema kamen.
Mich brachten jahrelange Überlegungen aus unterschiedlichen Richtungen zu meiner Überzeugung. Ich nahm später an einer Philogruppe teil, in der auch der Professor diese Ansicht vertrat, was mich natürlich bestätigte, mit meiner Sicht nicht ganz falsch zu liegen.
Zitat:
Metzinger hat offenbar einen großen Teil seines Forscherlebens der Erforschung des Bewusstseins gewidmet, und spekuliert sogar darüber, dass das kein reines Epiphänomen ist, sondern auch eine Funktion haben könnte, also eine Rückwirkung auf die physikalische Welt.

Hier stellt sich wieder die Frage welche Definition von Bewusstsein gemeint ist.
Epiphänomene sollten allenfalls unter sehr engen Bedingungen in der Quantenwelt vorkommen. Ich meine, alles was es (im Makroskopischen) gibt interagiert mit der Umwelt, so eben auch das, was in der Psychologie mit Bewusstsein gemeint wird, nicht jedoch das phänomenale Bewusstsein oder die Qualia. Sie interagiert nicht weil es sie nicht gibt. Die Idee davon kann natürlich schon ihre Kreise ziehen, genauso wie die Vorstellung der Hölle oder des Teufels etc.
Zitat:
Du meinst, Du behauptest das anderen gegenüber, ohne diese Erfahrung selbst je gemacht zu haben?

Ich tue nur was die Naturgesetze erzwingen, ich bin ja nichts anderes als ein Stück des Universums. Da spielt es gar keine Rolle, ob ich als Person existiere, die Empfindungen hat oder auch nicht. Es würde nichts ändern. In beiden Fällen wäre das Resultat (mein Handeln) genau gleich. Deswegen sage ich ja, aus dem Minimalprinzip heraus, da wird nicht mehr sein weil nicht mehr sein muss.
Zitat:
bei unendlicher Zeit kann natürlich alles mögliche zufällig entstehen.

Gerade bei der Zeit scheinen sich die Experten recht sicher zu sein, dass das Universum nicht viel älter als 13,82 Milliarden Jahre sein kann. Und diese Zeitspanne reicht wohl beileibe nicht aus, um Boltzmanngehirne oder reale Menschen durch statistischen Zufall entstehen zu lassen. Das Universum kann natürlich auch bei unendlicher oder extremer Größe sehr Unwahrscheinliches realisieren. Oder aber, es ist nicht das einzige.
Zitat:
Dann hat niemand diese Idee....
Wenn das einzig Existierende ein Boltzmanngehirn wäre, dass aber kein inneres Erleben hat, wer sollte dann die Illusion einen Universums außerhalb des Boltzmanngehirns erleben?
Wenn es allerdings keinen Unterschied zwischen dem Erleben einer Illusion und der Illusion des Erlebens einer Illusion gibt, dann würde sich kein Unterschied ergeben.

Das ist ja gerade das Interssante daran. Eben dieser Widerspruch. Einerseits gehe ich davon aus, dass kein mentales Erleben, kein Phänomenalbewusstsein, keine Qualia existent ist, andererseits würde ein Boltzumanngehirn (dessen Grundlage ja mentales Erleben ist) viel wahrscheinlicher in diesem Kosmos entstehen können als die vielen Teilchenstrudel, die wir Planeten und Wesen nennen.

Naja ein Boltzmanngehirn würde eh in einem anderen Kosmos als dem unseren existieren. Unserer wäre dann nur eingebildet, geträumt. Und somit wären alle unsere (naturwissenschaftlichen) Erkenntnisse, auch die der Mathematik und Logik (denn auch diese basieren auf Beobachtungen aus unserer Realität, also dem Traum bzw. der Einbildung des Boltzmanngehirns) hinfällig, würden also nichts über die Ursprungsrealtät des Boltzmanngehirns aussagen, und die wäre ja für es/uns relevant.
Wir müssten schon unterstellen, dass die dortige Physik unserer ähnelt, sonst könnten wir gar keine halbwegs sinnvollen Aussagen machen, auch nicht über die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Boltzmanngehirns.
Wenn es dort aber weitgehend so zugeht wie hier und wir (aus meiner Sicht ich, aus deiner Sicht du) wirklich ein Boltzmanngehirn sind, dann könnte das wiederum nur ein Elementarteilchenstrudel sein, der sie so verhielte als hätte er mentales Erleben.
Aruna



Anmeldungsdatum: 28.07.2021
Beiträge: 795

Beitrag Aruna Verfasst am: 26. Jan 2023 07:30    Titel: Antworten mit Zitat

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ich nehme an, dass meine Erfahrung existiert.
Ob diese Erfahrung rein physikalisch erklärt werden kann oder nicht ist davon zunächst mal unberührt.

Deine Erfahrung existiert schon, nur nicht unbedingt in mentaler Form.
Sie steckt in den sich ständig verändernden Mustern der Teilchen (im Gehirn, bzw. in dem Teil des Elementarteilchenstrudels, den wir Gehirn nennen).


"ständig veränderte Muster von Teilchen" gehören nicht zu meinen üblichen Bewusstseinsinhalten, wenn ich beispielsweise eine Blume betrachte.
Metzinger nennt diese Eigenschaft der bewussten Erfahrung "Transparenz":
Man sieht das Bild einer Blume, aber nicht den Entstehungsprozess dieses Bildes durch den Wahrnehmungsapparat.
Du scheinst hier die Ursache/Grundlage/Erklärung eines Phänomens mit dem Phänomen selbst zu verwechseln.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Aus der Nichtlektüre eines Buches folgerst Du, dass darin behauptet würde, es gäbe kein Bewusstsein....?

Nein. Ich zeigte mit dem Buch nur, dass auch andere Leute bereits auf dieses Thema kamen.


Auf das Thema vielleicht, aber nicht auf die Idee, es gäbe gar kein phänomenales Bewusstsein.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
bei unendlicher Zeit kann natürlich alles mögliche zufällig entstehen.

Gerade bei der Zeit scheinen sich die Experten recht sicher zu sein, dass das Universum nicht viel älter als 13,82 Milliarden Jahre sein kann.


Wenn ich das Bewusstseins eines Bolzmanngehirns bin, dass das einzig Existierende ist, dann sind die "Experten" nur das Ergebnis von Fluktuationen in dem Bolzmanngehirns und nicht von wirklicher naturwissenschaftlicher Forschung.

MikeM hat Folgendes geschrieben:

Das ist ja gerade das Interssante daran. Eben dieser Widerspruch. Einerseits gehe ich davon aus, dass kein mentales Erleben, kein Phänomenalbewusstsein, keine Qualia existent ist, andererseits würde ein Boltzumanngehirn (dessen Grundlage ja mentales Erleben ist) viel wahrscheinlicher in diesem Kosmos entstehen können als die vielen Teilchenstrudel, die wir Planeten und Wesen nennen.


Da Du ja meinst, oder zumindest behauptet, dass man auch ohne mentales Erleben sich Gedanken über die Welt machen kann, ist das in Deiner Welt kein wirklicher Widerspruch.
In meiner Welt auch nicht, da ich keinen Zweifel an der Existenz von phänomenalem Bewusstsein und mentalem Erleben habe.
MikeM



Anmeldungsdatum: 22.01.2023
Beiträge: 11

Beitrag MikeM Verfasst am: 26. Jan 2023 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Man sieht das Bild einer Blume, aber nicht den Entstehungsprozess dieses Bildes durch den Wahrnehmungsapparat.

Man sieht nach 1. Theorie gar nichts, aber verhielte sich so, als würde man das Bild, jedoch nicht den Entstehungsprozess sehen. (Bzw. die Teilchen aus denen man besteht, würden sich so verhalten.)

Wieso reicht denn nicht ein System aus, das sich so verhält als hätte es phänomenales Bewusstsein?

Wenn eine Nachbildung (oder wie man es nennen mag) sich dem Menschen immer weiter annähert, tendiert der immer kleiner werdende Unterschied gegen null.
Demnach würde entweder phänomenales Bewusstsein bei einem immer mehr dem Menschen angleichenden System irgendwann entstehen, da in deiner Welt ja Dinge vorkommen die keines haben und solche die phänomenales Bewusstsein besitzen ... oder aber keiner hat es.

Wo soll die Grenze sein, was soll sie ausmachen, ab wann soll eine hypothetische Maschine dieses menatale Erleben haben?
Was wäre wenn man dein Bewusstsein verdoppeln oder teilen würde?
Welche Bestandteile oder Muster bringen es hervor? (Es sollen ja nicht dieselben sein, die nur das hervorbringen, was so tut als ob. Du möchtest ja unbedingt mehr sein als das.)
Zitat:
Wenn ich das Bewusstseins eines Bolzmanngehirns bin, dass das einzig Existierende ist, dann sind die "Experten" nur das Ergebnis von Fluktuationen in dem Bolzmanngehirns und nicht von wirklicher naturwissenschaftlicher Forschung.

Das ist wahr. Dann wird es auch keinen Urknall vor 13,82 Mrd Jahren gegeben haben. Ich sage ja, diese beiden Theorien seien schwer miteinander zu kombinieren.
Zitat:
Da Du ja meinst, oder zumindest behauptet, dass man auch ohne mentales Erleben sich Gedanken über die Welt machen kann, ist das in Deiner Welt kein wirklicher Widerspruch.
In meiner Welt auch nicht, da ich keinen Zweifel an der Existenz von phänomenalem Bewusstsein und mentalem Erleben habe.

Nur auf was gründet dann die Idee Boltzmangehirn in "meiner Welt"? Sie setzt ja Erleben voraus.
Aber man wüsste eh nichts über die Physik der wirklichen Realität und damit wäre meine erste Theorie auch wieder anzuzweifeln, weil sie ja auch auf Beobachtungen aus diesem Universum, also auf der Einbildung des Boltzmanngehirns basierte.
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