Habt ihr das alles jemals wieder gebraucht?

PeterH · Gast

Studiere im Ingenieurwesen und wollte man von euch wissen, ob ihr das meiste von dem, was man lernt, auch genau so wieder gebraucht habt.

Natürlich hängt das stark von Berufsfeld und Tätigkeit ab, aber mal ein Beispiel, wie ich das meine:

Im Studium hab ich relativ am Anfang gelernt, wie man Matrizen per Hand berechnet und bspw. den Gaußschen Algorithmus durchführt. Das ist ja auch wichtig, um die Thematik zu verstehen.
Nur kann das ja auch der Taschenrechner/MATLAB/irgendein Tool, sogar schneller und zuverlässiger.

Geht es also nur darum, die Basics einmal kennen gelernt zu haben, beweisen, das man das kann und später reicht es aus, wenn man nur weiß, WAS man machen muss und weniger WIE? (Stichwort: in den TR hacken)

Mache mir jetzt Sorgen, ob ich in späteren Semestern in Klausuren "mal so eben nebenbei" noch Matrizen invertieren muss um damit die eigentlichen Aufgaben zu rechnen, oder wird das nur explizit in den ersten Semestern abgefragt?

Was das Berufsleben angeht: Da gehe ich mal von aus, dass spätestens hier niemand von euch eine Matrix per Hand berechnet, sondern Software für sich arbeiten lässt. Oder?

Zerdenker · Anmeldungsdatum: 05.08.2020 Beiträge: 77

Vieles was im Studium vermittelt wird, benötigt man im Arbeitsleben nicht mehr. Zumindest nicht zwangsläufig.
Das händische berechnen irgendwelcher Matrixoperationen wird wohl eher nicht mehr benötigt. Aber dennoch finde ich ist es sinnvoll diese Dinge einmal gelernt und verinnerlicht zu haben. Denn auch wenn man Tool zur Verfügung hat die gewisse Berechnungen übernehmen sollte man ja zumindest eine Idee haben was man tut wenn mal etwas nicht so funktioniert wie man sich es wünscht und da können Grundlagen durchaus helfen.

Ich habe im Bachelor Studium auch diese ganzen Matrixoperationen händisch rechnen müssen. Im Master wurde dieses Wissen dann als Grundlage vorausgesetzt und nicht wieder abgefragt. Dennoch benötigte man in manchen Fächern das Verständnis zur Thematik um überhaupt ein Berechnungsprogramm bedienen zu können und mit Fehlermeldungen umgehen zu können.

Und auch im Arbeitsleben ist es mir schon durchaus passiert das ich mir kleine Programme geschrieben habe z.B. zur Auswertung und Interpretation von Messdaten, oder zur Optimierung von Rezeptierungen und dadurch auf teure Statistiksoftware verzichten konnte (in Konzernen würde sowas sicherlich nicht auftreten) aber in KMU´s kommt sowas gut an wenn man es kann.

schnudl · Moderator Anmeldungsdatum: 15.11.2005 Beiträge: 6979 Wohnort: Wien

Es gehört zum Allgemeinwissen eines Absolventen einer technisch/wissenschaftlichen Studienrichtung, dass man u.A. weiß, wie man Matrizen manuell invertiert. Ich mache das auch nicht händisch, sondern verwende natürlich Tools. Aber ich könnte es notfalls...

ML · Anmeldungsdatum: 17.04.2013 Beiträge: 3388

Hallo,

ich sehe die manuellen Rechenverfahren allgemein als eine notwendige Voraussetzung dafür an, um die nächsthöhere Komplexitätsstufe zu verstehen.

Wer Matrizenrechnung nicht per Hand rechnet, hat es sehr schwer zu verstehen und sich vorzustellen, was die Matrizen eigentlich machen, wie der Lösungsraum aussieht und welche Rechenprobleme es geben kann.

Lineare Gleichungssysteme werden in FEM, Videobearbeitung und neuronalen Netzen ja nahezu in beliebigen Größen benötigt. Da schadet es nicht, wenn man das mal mit einer 3x3-Matrix oder 4x4-Matrix per Hand durchspielt und sich überlegt, weshalb die Spalten einer Matrix die Bilder der Einheitsvektoren sind und was es zu bedeuten hat, wenn plötzlich in einer Zeile nur Nullen stehen oder weshalb das Numerikprogramm plötzlich irgendwo den Wert inf berechnet.

Und was den Beruf angeht. Wer weiß, wohin es Dich verschlägt. Es gibt m. E. keinen mathematischen Wissensballast. Es gibt (zumindest in der Forschung) nur Situationen, in denen man eigentlich noch viel mehr Mathematik brauchen könnte.

Viele Grüße
Michael