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Grundlos verkomplizieren? Ich will das nicht...
 
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noob
Gast





Beitrag noob Verfasst am: 08. Jul 2008 00:15    Titel: Grundlos verkomplizieren? Ich will das nicht... Antworten mit Zitat

Hallo,

eben ist mir beim nachdenken etwas beängstigendes aufgefallen. Ich fange an sinnlos zu verkomplizieren. Ich will das nicht unglücklich

Ich habe eine alte Folge Telekoleg in die Finger bekommen. Als es um Kepler ging war das erste was ich dachte Erhaltung des Runge Lenz Vektor und Isotropie des Raumes. So ein Mist, dass verkompliziert es doch nur unnötig unglücklich

Wenn ich einfache Aufgaben sehe, teilweise auf Schulniveau muss ich mir überlegen ob die Zwangsbedingungen holonom, a-holonom, sklereonom oder rhenonom sind und mache mir blöde Gedanken über Konfigurationsräume, anstatt einfach einen Newtonansatz zu wählen unglücklich

Die haben behauptet, Lagrange und Hamilton mache alles einfacher, aber es verkompliziert es nur, denn ich erwische mich einfache Aufgaben kompliziert anzugehen unglücklich So ein Mist....

Kennt ihr das? Was macht ihr dagegen?

das passt mir gar nicht.... Es heisst doch immer, Physiker suchen den einfachen Weg... Hilfe
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 08. Jul 2008 18:45    Titel: Antworten mit Zitat

Das braucht weder beängstigend zu sein, noch ist es sinnlos, und ich würde es nicht einfach als Verkomplizieren bezeichnen. Eher als Lernen von fortgeschrittenen Methoden, mit denen das Betrachten und Rechnen von (einfachen wie komplexeren) Dingen auf sehr einfache Gleichungen zurückgeführt werden kann.

Was du gerade erlebst, ist folgendes: Du hast vor relativ kurzer Zeit Lagrange und Hamilton gelernt, und beschäftigst dich nun gerade damit, das zu üben und/oder tiefer zu verstehen. Zum Beispiel, indem du es in Gedanken auf Aufgaben anwendest, die dir so begegnen.

Und um Lagrange und Hamilton zu üben und vertraut damit zu werden, ist es sogar ausgesprochen empfehlenswert, das auch und gerade auf einfache Aufgaben anzuwenden, die man mit Newton schonmal gut verstanden hat.

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Was leicht und was schwierig ist, hängt immer sehr stark davon ab, ob man etwas schon kann oder noch als neu empfindet und noch üben und tiefer verstehen lernen muss, bevor es vertraut und einfach geworden ist. Lagrange und Hamilton mögen schwierig wirken, solange man noch nicht so richtig damit vertraut ist, aber sobald du diese Methoden sicher beherrschst, wirst du sie nicht mehr als schwierig, sondern wahrscheinlich sogar als ausgesprochen praktisch empfinden.

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Was einfach und was kompliziert ist, hängt oft davon ab, ob man da die Methode meint oder die Frage, wie aufwändig es ist, mit dieser Methode ein Problem zu lösen.

Zum Beispiel: Was ist einfacher, Schrauben mit einem Schraubendreher oder mit einem Akkuschrauber reindrehen?

Die Methode "Schraubendreher" ist sicher die "primitivere", unmittelbarer zu verstehende, "einfachere" Methode, die das einfachere Handwerkzeug verwendet. Aber sie erfordert einen höheren Aufwand und eine höhere Mühe, nämlich sowohl Drücken als auch Drehen, und mehr Kraftaufwand.

(Mit Newton kann man zwar direkter mit den Kräften arbeiten, die man schon unmittelbar kennt, aber andererseits muss man sich da um Kraftvektoren, Gegenkräfte, Kraftrichtungen, etc kümmern und hat deshalb oft mehr Aufwand beim Aufstellen und Lösen der Bewegungsgleichungen)

Die Methode "Akkuschrauber" erfordert zwar größeres Know-How (welche Schalter und Knöpfe muss ich bedienen, und vielleicht auch "wie baue ich mir oder wo kaufe ich mir einen Akkuschrauber, ...") und ist daher sicher die kompliziertere Methode. Aber sobald man diese Methode beherrscht und das Werkzeug "Akkuschrauber" zur Verfügung hat, spart man Aufwand (Kraft) (oder man hat mehr Kraft zur Verfügung und kann nun auch schwerer gehende oder viel mehr Schrauben hineindrehen) und muss sich am Ende nur noch um sehr einfache Probleme kümmern (nur noch Drücken, das Drehen erledigt die Maschine).

So ähnlich ist das mit Hamilton: Wenn du mal verstanden hast, wie man die Variablen passend wählt und das Problem so transformiert, dass es in diesen Variablen formuliert ist, dann wird das Aufstellen und Lösen der Bewegungsgleichungen sehr, sehr leicht.

Denn wenn zum Beispiel in den Bewegungsgleichungen für das Keplerproblem der passende verallgemeinerte Impuls drinsteht, dann bleibt dieser verallgemeinerte Impuls schlicht erhalten, und das Lösen dieser Bewegungsgleichung wird so einfach wie das Lösen der Bewegungsgleichung eines Teilchens, das kräftefrei geradeaus fliegt.

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Und manchmal wirken Fachbegriffe, gerade wenn sie neu und vielleicht auch noch Fremdworte sind, am Anfang komplizierter als wenn man sich schon an sie gewöhnt hat. Wenn man daran gewöhnt ist, zu unterscheiden, ob die Zwangsbedingungen in Form von Gleichungen geschrieben werden und integriert werden können oder nicht (holonom/aholonom) oder ob sie zeitabhängig sind oder nicht (rheonom/skleronom), dann verlieren solche Worte auch schnell ihren anfänglichen Anschein von Kompliziertheit.
noob
Gast





Beitrag noob Verfasst am: 11. Jul 2008 08:37    Titel: Antworten mit Zitat

danke für die Antwort. smile

hmm, vermutlich hast du Recht. Ich werde das aufjedenfall beobachten und sehen wie sich das entwickelt.

Ich habe halt etwas die Sorge, dass ich evtl. nicht differenzieren kann, wann man kompliziert denken soll grübelnd Oder soll man prinzipiell vom "Einfachsten" in Anführungsstrichen ausgehen und dann sich am Schwierigkeitsgrad hochhangeln, bis man das Niveau der Aufgabe erreicht hat?

Gruß
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 11. Jul 2008 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

Konkret beim Thema "Langrange/Hamilton" oder Newton würde ich dir folgendes empfehlen:

Übe und praktiziere das Lösen von Mechanikaufgaben in nächster Zeit gerne nur noch mit Lagrange und/oder Hamilton. Auch wenn die Aufgaben sehr einfach sind.

Denn so gewöhnst du dich am besten an diese für dich relativ neuen Verfahren, merkst, wie sie funktionieren, und bekommst Übung darin und ein Gefühl dafür.

Wenn du dann auf den Geschmack gekommen bist, könnte es gut sein, dass du am Ende findest, dass du auch sehr einfache Probleme am liebsten mit Lagrange oder Hamilton löst, weil dir das leicht von der Hand geht und kein großer Aufwand ist, da du die Methoden dann ja schon draufhast.

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Und vor allem: Wenn du das Neue gut geübt hast, dann kannst du beides, das neue und das alte, so gut, dass du nicht mehr die verschiedenen Methoden "von einfach nach fortgeschritten" hochhangelnderweise durchprobieren musst, wenn du auf eine Aufgabe stößt. Sondern du kannst mit deiner Übung meist direkt einschätzen, mit welcher Methode du da gerne rangehen möchtest.
noob
Gast





Beitrag noob Verfasst am: 11. Jul 2008 14:41    Titel: Antworten mit Zitat

Ich danke dir.

Ich denke du hast Recht. Ich werde mir meinen Ordner von EX I vom letzten Semester nehmen und mal sehen was man da mit Hamilton und Lagrange so machen kann.

Gruß
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 11. Jul 2008 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

noob hat Folgendes geschrieben:
Ich werde mir meinen Ordner von EX I vom letzten Semester nehmen und mal sehen was man da mit Hamilton und Lagrange so machen kann.

Oder noch besser: Du nimmst dir Übungsaufgaben aus der theoretischen Physik zu Hamilton an verschiedenen, gerne auch einfachen Beispielen.

Magst du dich zum Beispiel mal an der Aufgabe aus folgendem Thread versuchen?

http://www.physikerboard.de/htopic,11640,.html

(Und natürlich auch gerne dort in dem Thread antworten, wenn du das gerechnet hast und dasselbe oder etwas anderes herausbekommst wie der Threadersteller dort smile )
noob
Gast





Beitrag noob Verfasst am: 17. Jul 2008 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke du hast Recht. Werde ich auf meinen Plan schreiben. Ich darf diese Ferien nicht am AP II teilnehmen, da will ich das alles nochmal mehr verinnerlichen.

Morgen Nachmittag ist die Klausur in Theo II. Thema ist Lagrange, Hamilton, Zentralkräfte und nicht Lineare Störungen.

Ich bin gespannt grübelnd


Ist so ein Gefühl aus Vorfreude und Panik geschockt Fröhlich Klo
noob
Gast





Beitrag noob Verfasst am: 18. Jul 2008 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

Eben die Klausur geschrieben. Habe nen gutes Gefühl, aber erstmal abwarten.

Ich hasse es zu warten Kotzen unglücklich
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