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Zwillingsparadoxon
 
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Mister S



Anmeldungsdatum: 06.01.2005
Beiträge: 426

Beitrag Mister S Verfasst am: 13. Feb 2005 16:23    Titel: Zwillingsparadoxon Antworten mit Zitat

[Ich habe diesen Thread zum Zwillingsparadoxon von dem Thread "Licht an der Grenze des Universums" abgespalten. Gruß, dermarkus]

reima hat Folgendes geschrieben:
dachdecker2 hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht stellt sich die Frage mit "Licht am Rand" gar nicht, weil es möglicherweise soetwas wie eine Begrenzung nicht gibt. Womöglich ist der Raum genauso unbegrenzt wie unsere Erdoberfläche. Beides ist endlich und bei der Erde ist jetzt sogar der Papst überzeugt, dass es keine Grenze gibt, an der man runterfällt...


Also du meinst... unser Universum ist eine Art Hyperkugel? Das klingt nicht mal so unlogisch...


Zur Hyperkugel mal eine Frage: Wie löst sich dann das Zwillingsparadoxon auf? Bisher hat man mir immer erklärt, das ganze würde sich in der Umkehrphase ergeben. Was, wenn der Zwilling jetzt garnicht mehr umkehren muss? Oder hilft hier dann die ART weiter (passt jetzt nicht ganz zum Thema, wollte die Frage aber trotztdem mal stellen.)
landy



Anmeldungsdatum: 06.07.2004
Beiträge: 55

Beitrag landy Verfasst am: 14. Feb 2005 13:59    Titel: Antworten mit Zitat

dieselbe frage habe auch ich meinen physiklehrer gefragt.
er sagte alle bewegten uhren gehen langsamer egal wie man sie bewegt.

_________________
"Alles was vorstellbar ist, kann Wirklichkeit werden" by Willy Galon
Mister S



Anmeldungsdatum: 06.01.2005
Beiträge: 426

Beitrag Mister S Verfasst am: 14. Feb 2005 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist doch grad das Zwillingsparadoxon!

Für jeden Zwilling ist der jeweils andere Bewegt, es geht also die jeweils andere Uhr langsamer. Was machen die beiden wenn sie sich wieder treffen?
Lancelot



Anmeldungsdatum: 22.09.2004
Beiträge: 148
Wohnort: Sachsen

Beitrag Lancelot Verfasst am: 14. Feb 2005 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

wahrscheinlich erstmal en kühles bier trinken smile
Neko



Anmeldungsdatum: 04.07.2004
Beiträge: 526
Wohnort: Berlin

Beitrag Neko Verfasst am: 14. Feb 2005 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

Lancelot hat Folgendes geschrieben:
wahrscheinlich erstmal en kühles bier trinken smile


LOL Hammer *abfeier* LOL Hammer

Naja...also ich weiß nich wies euch geht, aber alle sagen immer, das paradoxe am Zwillingsparadoxon sei die Umkehr nach der Hälfte der Strecke und dass man dann, wegen der Bremsbewegung und der nochmaligen Beschleunigung die ART herbeiziehen müsse. Man denkt sich einfach, der wegfliegende Zwilling säße in einer Art Billiardkugel, die nach der Hälfte der Strecke einen perfekt elastischen Stoß an irgendner Wand vollführt und dann zurückfliegt. Vorsicht Schleudertrauma Big Laugh . Für mich ist vielmehr paradox: Wenn man jetzt mal vom Bezugssystem des wegfliegenden Zwillings ausgeht, und sich seine Minkowski-Diagramme von seinem Standpunkt aus zeichnet, stellt man fest, dass man selber ruht, und sich der auf der Erde verbleibende Zwilling wegbewegt. Kann ich dann nicht einfach sagen, ich ordne diesem eine Relativgeschwindigkeit realtiv zu mir zu? Dann würde ich nämlich nach der Lorentzrechnung darauf kommen, dass der auf der Erde verbleibende Zwilling jünger ist. das ist für mich irgendwie paradoxer grübelnd


Zuletzt bearbeitet von Neko am 15. Feb 2005 11:43, insgesamt einmal bearbeitet
Lancelot



Anmeldungsdatum: 22.09.2004
Beiträge: 148
Wohnort: Sachsen

Beitrag Lancelot Verfasst am: 14. Feb 2005 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

jo Neko, ich denk man kommt einfach nicht weiter bis dahin wo du schon sagst, das es vom bezugssystem abhängt. Gibt eben keinen 0 Punkt im Universum. Alles andere ist wahrscheinlich reine Spekulation. unglücklich
Mister S



Anmeldungsdatum: 06.01.2005
Beiträge: 426

Beitrag Mister S Verfasst am: 15. Feb 2005 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Neko hat Folgendes geschrieben:
Kann ich dann nicht einfach sagen, ich ordne diesem eine Relativgeschwindigkeit realtiv zu mir zu?(


Klar geht dass, aber der Zwilling im Raumschiff kann das selbe machen und kommt auf den selben Schluss. Dann müssten beide jünger als der Andere sein.
reima



Anmeldungsdatum: 01.02.2005
Beiträge: 34

Beitrag reima Verfasst am: 15. Feb 2005 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Mister S hat Folgendes geschrieben:
Zur Hyperkugel mal eine Frage: Wie löst sich dann das Zwillingsparadoxon auf? Bisher hat man mir immer erklärt, das ganze würde sich in der Umkehrphase ergeben. Was, wenn der Zwilling jetzt garnicht mehr umkehren muss? Oder hilft hier dann die ART weiter (passt jetzt nicht ganz zum Thema, wollte die Frage aber trotztdem mal stellen.)

Ich kenn mich weder mit vierdimensionaler Geometrie noch mit der ART besonders gut aus, also bitte nicht hauen, wenn meine Überlegung jetzt vollkommener Stuss ist. Also:

Wir gehen ja davon aus, dass das Universum expandiert. Das kann im Hyperkugelmodell damit gleichgesetzt werden, dass der Durchmesser der Hyperkugel ständig zunimmt. Angenommen dies geschieht mit einer solchen Geschwindigkeit, dass sich gegenüberliegende Raumpunkte auf der Hyperkugel jeweils mit c voneinander entfernen (ich glaube mal hier gelesen zu haben, dass nichts dagegen spricht, dass sich das Universum mit c ausbreitet). Dann wäre es dem "Zwillingsraumschiff" unmöglich, die Hyperkugel zu umrunden, da ja mit einer Geschwindigkeit v < c fliegt.

Problem gelöst. Oder doch nicht? grübelnd
Ket-Vektor



Anmeldungsdatum: 18.05.2005
Beiträge: 33
Wohnort: 83278 Hilbertraum

Beitrag Ket-Vektor Verfasst am: 19. Mai 2005 13:51    Titel: Antworten mit Zitat

Nochmal zum Zwillingsparadoxon in dem thread hier:

Es ist einfach derjenige jünger, der sich auf einer (angenäherten) Geodäte durch die Raumzeit bewegt. Es sei denn, beide tun das, dann sind sie am schluss halt gleich alt. (Beim gängigen ZwParadoxon entsteht der Altersunterschied übrigens NICHT aufgrund ART während der Beschleunigungsphase a la gravitativer zeitdilatation, der Hauptbeitrag zum Altersunterschied ist rein speziellrelativistisch.)

Beim endlichen Universum wäre eine Umrundung aber bei gängigen modellen nicht möglich, da man mehr zeit bräuchte als bis zum big crunch verbleibt. Aber WENN es möglich wäre und sich beide geodätisch bewegen, wären sie gleich alt beim Treffen - und würden womöglich ein Bier trinken, soweit stimme ich zu. smile

*winkt*
florian
sax



Anmeldungsdatum: 10.05.2005
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Wohnort: Magdeburg

Beitrag sax Verfasst am: 15. Aug 2006 01:05    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Es ist einfach derjenige jünger, der sich auf einer (angenäherten) Geodäte durch die Raumzeit bewegt. Es sei denn, beide tun das, dann sind sie am schluss halt gleich alt. (Beim gängigen ZwParadoxon entsteht der Altersunterschied übrigens NICHT aufgrund ART während der Beschleunigungsphase a la gravitativer zeitdilatation, der Hauptbeitrag zum Altersunterschied ist rein speziellrelativistisch.)


Ich würde das so nicht unterschreiben, recht hast du, wenn du es aus der Sicht des Beobachters auf der Erde betrachtest, der sieht die ganze Zeit die Uhr des Reisenden langsamer gehen, der ändert sein Bezugssystem nicht und man kann das ganze im Rahmen der SRT beschreiben. Anders ist die Situation für den Reisenden, der ist nämlich nicht die ganze Zeit in einem Inertialsystem und die SRT gilt nur in Inertialsystemen. Der reisende sieht auf der ganzen Zeit der hinreise die Uhr des auf der Erde verbliebenen langsamer gehen, auch auf der Rückreise, aber während der Beschleunigungsphase sieht er die Uhr auf der Erde schneller laufen. Während der gesamten Zeit mit konstanter Geschwindigkeit hängt die Erdenuhr der des Reisenden hinterher, während der Beschleunigten Phase läuft die Erdenuhr aber um genau den doppelten Betrag davon voraus, so der Reisende am Ende genau um den SRT betrag jünger als der auf der Erde verbliebene ist.
Man kann den ganzen ART kram auch vermeiden, wenn man sich die Bewegung als Instantane umkehrung der Geschwindigkeit vorstellt, und sich alles mit Minkowski Diagrammen zusammenkonstruieren, aber dann sieht der reisende die Erdenuhr bei der umkehr springen, was auch nicht viel verständlicher ist.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 15. Aug 2006 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

Es geht beim Zwillingsparadoxon nicht um Geodäten, oder die Frage, wie genau man die Beschleunigungsphasen des reisenden Zwillings gestaltet. Sondern um ein Inertialsystem und ein kühles Bier:

Beim Zwillingsparadoxon befindet sich der eine Zwilling stets in einem Inertialsystem. Das heißt, er erfährt während der ganzen Zeit keinerlei Beschleunigung. (Ein bisschen Spazierengehen und Autofahren sei ihm zugestanden Augenzwinkern ). Dieses Inertialsystem ist der Bezugspunkt für das gesamte Experiment.

Bevor sich die beiden Zwillinge trennen, befinden sie sich zusammen in eben diesem Inertialsystem des einen Zwillings und trinken zusammen ein kühles Bier Prost . Dabei sehen sie sich in die Augen und sehen, dass sie beide gleich alt sind.

Dann trennen sich die beiden Zwillinge, das heißt, der reisende Zwilling geht mit seinem Raumschiff auf Reisen. Das heißt, er wechselt von dem Inertialsystem in andere Bezugssysteme, darunter auch beschleunigte Bezugssysteme zum Beispiel während der Startphase, einer Umkehrphase und der Wiederankunftsphase. Daran, dass er eine Beschleunigung erfährt, merkt der reisende Zwilling eindeutig, dass er das Inertialsystem verlässt, während sein Bruder dableibt. Damit ist eindeutig festgelegt, dass es der reisende Zwilling ist, der sich bewegt, und zwar relativ zu dem Inertialsystem, in dem die beiden vor und nach der Reise zusammen Bier trinken und ihr Alter vergleichen, und in dem der zu Hause gebliebene Zwilling sich die ganze Zeit über aufhält.

Wenn sie sich nach der Reise wieder treffen, befinden sie sich wieder beide im Inertialsystem des zuhausegebliebenen Zwillings und trinken zusammen ein kühles Bier Prost Dabei sehen sie sich in die Augen und sehen, dass der Zwilling, der auf Reisen war und dabei zeitweilig das Inertialsystem verlassen hat, jünger geblieben ist.
Ari
Moderator


Anmeldungsdatum: 01.06.2005
Beiträge: 577
Wohnort: Göttingen

Beitrag Ari Verfasst am: 16. Aug 2006 09:51    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Wenn sie sich nach der Reise wieder treffen, befinden sie sich wieder beide im Inertialsystem des zuhausegebliebenen Zwillings und trinken zusammen ein kühles Bier Prost Dabei sehen sie sich in die Augen und sehen, dass der Zwilling, der auf Reisen war und dabei zeitweilig das Inertialsystem verlassen hat, jünger geblieben ist.


Heißt das auch, dass wenn der Zwilling von der Erde dem anderen Zwilling nachfliegt, dass in diesem Bezugssystem der Raumschiffzwilling älter ist? Oder sind beide gleich alt? Ich verstehe dies hier nicht so ganz:

sax hat Folgendes geschrieben:
Der reisende sieht auf der ganzen Zeit der hinreise die Uhr des auf der Erde verbliebenen langsamer gehen, auch auf der Rückreise, aber während der Beschleunigungsphase sieht er die Uhr auf der Erde schneller laufen. Während der gesamten Zeit mit konstanter Geschwindigkeit hängt die Erdenuhr der des Reisenden hinterher, während der Beschleunigten Phase läuft die Erdenuhr aber um genau den doppelten Betrag davon voraus, so der Reisende am Ende genau um den SRT betrag jünger als der auf der Erde verbliebene ist.


Nur, wenn das Raumschiff beschleunigt, besteht ja ein Unterschied in dem Alter der beiden Zwillinge. Dabei ist egal, ob sich das Raumschiff von dem Zwilling wegbewegt oder sich auf ihn zubewegt?

_________________
"Es gibt Dinge, die den meisten Menschen unglaublich erscheinen, die nicht
Mathematik studiert haben.
"
Archimedes

TI Voyage 200
Earl Mobile



Anmeldungsdatum: 15.08.2006
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Beitrag Earl Mobile Verfasst am: 16. Aug 2006 11:45    Titel: Antworten mit Zitat

landy hat Folgendes geschrieben:
dieselbe frage habe auch ich meinen physiklehrer gefragt.
er sagte alle bewegten uhren gehen langsamer egal wie man sie bewegt.
Eben. Der längste Weg ist zeitlich der kürzestem, für das Photon vergeht gar keine Zeit.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 16. Aug 2006 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

// edit: Was hier stand, enthielt einige Dinge, die nicht richtig waren. Ich poste daher die korrigierte Version unten neu.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 17. Aug 2006 10:31    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn der eine Zwilling dem anderen hinterherfliegt, dann bewegen sie sich mit derselben Geschwindigkeit in dieselbe Richtung. Also bewegen sie sich dann im selben Inertialsystem und altern währenddessen gleich schnell.

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Nur wenn wir annehmen, dass die "zu Hause bleibende" Erde ein Inertialsystem ohne Gravitationsfeld sei (das ist nicht ganz realistisch), können wir sie als Aufenthaltsort für unseren zuhausebleibenden Zwilling wählen, wenn wir über das Experiment zum "Zwillingsparadoxon" sprechen.

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Ich stimme Sax zu. Was er sagt, kann man mit den folgenden beiden Effekten herleiten:

1) Den Effekt der speziellen Relativitätstheorie "Bewegte Uhren gehen langsamer."

Hier sind sich beide Zwillinge einig darüber, wie groß der Betrag der Geschwindigkeit ist, mit der sie sich relativ zueinander bewegen. Weil aber jeder meint, er selbst sei in Ruhe und der andere bewege sich, sagt jeder, die Uhr des anderen gehe langsamer. Sie sind sich also einig darüber, um wieviel die eine Uhr langsamer geht als die andere, aber nicht darüber, welche Uhr langsamer geht. Die Bewegungsrichtung, also ob sich die beiden Brüder aufeinander zu oder voneinander weg bewegen, ist für diesen Effekt egal.

2) Den Effekt der allgemeinen Relativitätstheorie "Uhren in einem Gravitationsfeld gehen langsamer." Noch präziser muss man sagen: Die Uhr in einem Gravitationfeld geht langsamer als eine Uhr in Schwerelosigkeit, wenn das Gravitationsfeld zwischen diesen beiden Uhren so gerichtet ist, dass es von der Uhr in Schwerelosigkeit zur Uhr im Gravitationsfeld zeigt.

Dieser Effekt tritt nur aus der Sicht des reisenden Zwillings im beschleunigten Bezugssystem auf. Anstatt zu sagen, er wird beschleunigt, sagt er (nach dem Äquivalenzprinzip ersetzt er seine Beschleunigung durch ein Gravitationsfeld, dessen Richtung seiner Beschleunigungsrichtung entgegengesetzt ist):

"Ich bin in Ruhe, und ich spüre ein Gravitationsfeld. (Als ich auf den Knopf für mein Raketentriebwerk gedrückt habe, habe ich offensichtlich dadurch im gesamten Weltraum dieses homogene Gravitationsfeld angeschaltet Augenzwinkern ). Mein Zwillingsbruder zu Hause spürt nichts von diesem homogenen Gravitationsfeld, weil er von diesem Feld im freien Fall beschleunigt wird und sich dadurch in Schwerelosigkeit befindet.

"Während der Umkehrphase zeigt das Gravitationsfeld vom meinem Zwillingsbruder zu mir. Lichtwellen, die von meinem Bruder durch dieses Gravitationsfeld zu mir laufen, gewinnen dabei Energie aus der potentiellen Energie des Gravitationsfeldes, werden also dabei kurzwelliger. Ich beobachte daher, dass seine Uhr schneller läuft als meine. Also geht meine Uhr während der Umkehrphase langsamer als seine.

"Je größer der Abstand zwischen mir und meinem Zwillingsbruder ist, desto mehr Energie gewinnen die Photonen unterwegs aus der potentiellen Energie des homogenen Gravitationsfeldes, also wächst dieser Effekt mit zunehmendem Abstand zwischen uns Zwillingen.

"Während der Beschleunigungsphasen am Anfang und am Ende der Reise zeigt die Beschleunigung in die andere Richtung, und damit zeigt das homogene Gravitationsfeld vom Raumschiff zur "Erde". Also geht meine Uhr während dieser Beschleunigungsphasen schneller als die meines zuhausegebliebenen Bruders. Allerdings ist während dieser beiden Beschleunigungsphasen der Abstand zwischen meinem Bruder und mir viel kleiner als bei der Umkehrphase, folglich ist der Effekt während dieser beiden Beschleunigungsphasen ebenfalls viel kleiner, bei einer sehr langen Reise mit verhältnismäßig kurzen Beschleunigungsphasen kann man ihn gegenüber dem Effekt bei der Umkehrphase also vernachlässigen."

Dies sagt der reisende Zwilling.

Der zuhausegebliebene Zwilling (der in seinem Inertialsystem ruht und kein Gravitationsfeld spürt) braucht hingegen natürlich kein Gravitationsfeld einzuführen, um sich aus seiner Sicht zu erklären, dass er in seinem Inertialsystem ruht.

--------------------------------------

Zusammengefasst haben wir demnach also zwei Sichtweisen, die dasselbe ergeben müssen, da der Uhrenvergleich am Anfang und Ende des Experiments jeweils im selben Bezugssystem ("beim Biertrinken") stattfindet:

================================
der zuhausegebliebene Zwilling beobachtet:
================================

* während sich der reisende Zwilling bewegt, geht die bewegte Uhr des reisenden Zwillings langsamer als die des zuhausegebliebenen.

Folglich ist während der Reise die Uhr des reisenden Zwillings langsamer gegangen, der reisende Zwilling ist also jünger geblieben.

========================
der reisende Zwilling beobachtet:
========================

* Während der Reise bewegt sich der zuhausegebliebene Zwilling relativ zum reisenden, dadurch geht die Uhr des zuhausegebliebenen Zwillings langsamer als die des reisenden.

* Während der Umkehrphase meint der reisende Zwilling ein Gravitationsfeld zu spüren, das von seinem Bruder zu ihm zeigt, dadurch geht die Uhr des zuhausegebliebenen Zwillings, der dieses Feld nicht spürt, während dieser Phase schneller als die des reisenden, und zwar um so mehr, je größer der Abstand zwischen den beiden Zwillingen ist.

* Während der Beschleunigungsphasen am Anfang und Ende der Reise meint der reisende Zwilling ein Gravitationsfeld zu spüren, das von ihm zu seinem Bruder zeigt, dadurch geht die Uhr des zuhausegebliebenen Zwillings, der dieses Feld nicht spürt, während diesen Phasen langsamer als die des reisenden. Weil in diesen Phasen aber der Abstand der beiden Brüder klein ist, ist dieser Effekt klein gegenüber dem Effekt in der Umkehrphase.

Weil der Effekt durch die Umkehrphase hier größer ist als die Summe der Effekte durch die Bewegung während der Reise und durch die Beschleunigungsphasen am Anfang und Ende der Reise (Das kann man nachrechnen, aber auch aus der Überlegung im Inertialsystem schließen), stellt also auch der reisende Zwilling nach der Reise beim gemeinsamen Biertrinken fest, dass die Uhr des zuhausegebliebenen Zwillings insgesamt schneller gegangen ist, der zuhausegebliebene Zwilling also schneller gealtert ist.

-----------------------------------------

Zu den quantitativen Ergebnissen, die Sax anführt, kommt man wohl am einfachsten, wenn man das ganze für eine Reise durchrechnet, bei der die Reisephase mit konstanter Geschwindigkeit sehr lang und die Umkehrphase sowie die Beschleunigungsphasen am Anfang und Ende dagegen vergleichsweise kurz sind.

Oder man überlegt sich schlicht durch Vergleich der Ergebnisse der beiden Brüder, dass die Summe der Effekte durch alle Beschleunigungsphasen für den reisenden Bruder immer genau doppelt so groß und entgegengesetzt sein muss wie der Effekt durch die spezielle Relativitätstheorie, egal wie man die Beschleunigungsphasen gestaltet.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 22. Aug 2006 10:32    Titel: Re: Zwillingsparadoxon Antworten mit Zitat

Die andere Möglichkeit:
Die Beschleunigung bei der Umkehrphase erfolgt nicht durch Raketentriebwerke, sondern durch Gravitationsfelder (= Krümmung des Raumes):

Mister S hat Folgendes geschrieben:

Zur Hyperkugel mal eine Frage: Wie löst sich dann das Zwillingsparadoxon auf? Bisher hat man mir immer erklärt, das ganze würde sich in der Umkehrphase ergeben. Was, wenn der Zwilling jetzt garnicht mehr umkehren muss? Oder hilft hier dann die ART weiter (passt jetzt nicht ganz zum Thema, wollte die Frage aber trotztdem mal stellen.)

Nach dem oben gesagten lässt sich nun auch diese Frage analog beantworten: Ja, da hilft die Allgemeine Relativitätstheorie weiter und löst das Paradoxon auf.

Statt für die Umkehr seine Raketentriebwerke einzuschalten, kann er auch die Krümmung des Raumes nutzen, um umzukehren. Um während der gesamten Umkehrphase auf Geodäten zu fliegen, also im gekrümmten Raum immer geradeaus zu fliegen, braucht er dabei gar nicht mal das gesamte Universum zu umrunden (Das würde unpraktischerweise länger dauern als die Lebensdauer des Universums).

Sondern er kann an Sternen vorbeifliegen, die ihn im freien Fall beschleunigen. Klassisch betrachtet bewegt er sich dabei im freien Fall auf gekrümmten Hyperbelbahnen an diesen Sternen vorbei, und nach genügend solcher Vorbeiflüge zeigt seine Flugrichtung wieder in Richtung Heimat. (Wir nehmen an, dass er genügend Sterne findet, die so passend stehen, damit so eine Umkehr funktioniert.) Da er sich dabei immer in Schwerelosigkeit befindet (seine Beschleunigung ist immer genau gleich der des Gravitationsfeldes, wenn eines da ist), bewegt er sich dabei laut der allgemeinen Relativitätstheorie immer auf Geodäten, also im gekrümmten Raum geradeaus.

Auch hier muss wieder nur der reisende Zwilling ein zusätzliches homogenes Gravitationsfeld einführen, das den gesamten Weltraum erfüllt, während er sich gerade im Gravitationspotential eines Sternes befindet. Damit erreicht er wieder, dass er sein System als ein Inertialsystem betrachten kann, das nicht beschleunigt wird (das ist hier schon erfüllt, er fühlt sich im freien Fall schwerelos) und in dem kein Gravitationsfeld wirkt (dafür braucht er hier das zusätzliche Feld). Für den reisenden Zwilling gibt es also auf fast der gesamten Verbindungsstrecke zu seinem Bruder ein homogenes Gravitationsfeld, das seinen Bruder im freien Fall zu ihm her beschleunigt. Lichtteilchen, die von seinem Bruder zu ihm fliegen, gewinnen viel Energie und sind durch dieses Gravitationsfeld stark blauverschoben.

Also beobachtet der reisende Zwilling, dass die Uhr seines Bruders immer dann deutlich schneller geht als seine eigene, wenn er selbst gerade an einem Stern vorbeifliegt.

Im Inertialsystem des zuhausegebliebenen Bruders gibt es natürlich nur in unmittelbarer Nähe des Sterns ein Gravitationsfeld, also beobachtet der zuhausegebliebene Bruder während dieser Phasen nur eine vergleichsweise sehr kleine gravitative Rotverschiebung der Photonen vom reisenden Zwilling. Der zuhausegebliebene Zwilling beobachtet also, dass die Uhr seines Bruders durch diesen Effekt während dieser Phasen nur ein ganz kleines bisschen langsamer geht als seine eigene.
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