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Unser mathematisches Universum
 
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Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 17. Okt 2016 18:40    Titel: Unser mathematisches Universum Antworten mit Zitat

Hallo zusammen. Eigentlich habe ich mehrere Fragen, aber ich beziehe mich auf ein zentrales Thema. Das des mathematischen Universums von Max Tegmark. Dieser nimmt die Hypothese, dass unser Universum eine mathematische Struktur ist. Jetzt frage ich mich, was genau ist eine mathematische Struktur und was ist der Unterschied zu einem mathematischen Objekt? Ich glaube, Tegmark nutzt diese Begriffe austauschbar.
Aber er selbst sagt, dass eine mathematische Struktur eine Menge abstrakter Entitäten ist, zwischen denen eine Beziehung besteht. Kann mir das jemand hier bitte näher erklären?

Wenn ich jetzt die Zahlen 0,1,2,3,4,5,6,7,8,9,10 nehme, also die ganzen Zahlen, dann wäre das ein mathematisches Objekt. Und die einzigen Eigenschaften sind die Beziehungen oder Relationen? Was bedeutet das?

Er nennt auch Graphen als mathematische Strukturen. Aber wenn ich sage Person X mag Y und Person A mag B. Ist das schon eine mathematische Struktur?

Und was haltet ihr von dieser platonischen Idee, dass unser Universum Mathematik ist?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 17. Okt 2016 19:08    Titel: Antworten mit Zitat

Guck vllt erstmal hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematisches_Objekt
https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematische_Struktur
Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 17. Okt 2016 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Bei Wikipedia habe ich natürlich schon nachgeschaut. Ehrlichgesagt laufen die Erklärungen für mich auf das selbe hinaus. Mathematische Objekte sind Zahlen oder geometrische Körper, aber auch Graphen. Eine mathematische Struktur ist eine Menge abstrakter Einheiten mit Relation zwischen ihnen. Gegenstand der Mathematik sind hier überhaupt mathematische Strukturen. Aber ich bin mir nicht sicher ob beide dasselbe sind. Eine Menge mit Einheiten und Verbindungen zwischen diesen. Aber ist das gleich schon ein mathematisches Objekt?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 17. Okt 2016 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt sicherlich mathematische Objekte die auch Strukturen sind:
Die Zahl 7 ist ein mathematisches Objekt. Die Menge der natürlichen Zahlen {0,1,2,3,...} ist einerseits ein mathematisches Objekt (eine Menge), andererseits besitzt dieses Objekt auch eine Struktur (kommutativer Halbring).

Ich würde mich an Deiner Stelle nicht zu sehr an den Worten selber aufhängen.
Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 17. Okt 2016 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Glaube ich habe es jetzt verstanden. Der Bereich der mathematischen Objekte ist noch größer als der der Strukturen. Ein mathematisches Objekt kann auch eine mathematische Struktur sein. Wenn ich jetzt die Definition von Max Tegmark nehme mit der Menge von Einheiten und den Beziehungen zwischen ihnen, dann sind die ganzen Zahlen ein mathematisches Objekt und die einzige Eigenschaften, die in dieser mathematischen Struktur bestehen, sind die Beziehungen der Zahlen zueinander und zwischen einander. Ist das richtig? Die Zahl 5 hat keine spezifischen Eigenschaften außer den Beziehungen zu den anderen Zahlen. Sie ist die Zahl zwischen 4 und 6. Sie ist die Summe aus 3 und 2. Sie ist die Hälfte von zehn.. Ich denke das meint Max Tegmark damit.

Aber ganz nebenbei gefragt. Was hältst du von der Idee von tegmark. Der Hypothese des mathematischen Universums?
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 677

Beitrag willyengland Verfasst am: 17. Okt 2016 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

Mathematik kann das Universum beschreiben (vielleicht), aber nicht sein.
Mathematik ist ja etwas unmaterielles, das Universum besteht aber aus Materie.

_________________
Gruß Willy
Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 17. Okt 2016 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ja und welche Eigenschaften hat beispielsweise ein Elektron. Es hat die Eigenschaften - 1, 1/2 und 1. Das steht für elektrische Ladungen, Spin und leptonenzahl. Aber das Elektron interessiert sich nicht für diese Begriffe. Es interessiert sich nur für die Eigenschaften dieses hat, und das sind rein mathematische Eigenschaften. Genauso ist der Dimensionalität des Raumes. die Zahl 3. Dies ist eine mathematische Eigenschaft. Es ist wie mit einem Computerspiel bei dem man immer zur höheren Auflösung zu den Zahlen kommt. Aber max tegmark erklärt das besser.
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 677

Beitrag willyengland Verfasst am: 17. Okt 2016 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Eben, Mathematik beschreibt.

Ein Computerspiel kann ohne "Hardware" nicht existieren bzw. funktionieren.

_________________
Gruß Willy
Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 17. Okt 2016 20:56    Titel: Antworten mit Zitat

Doch. Wenn das Universum Mathematik ist. Mathematische Existenz = physikalische Existenz. Aber das steht im Buch von max tegmark alles genauer erklärt.
Neutrinowind
Gast





Beitrag Neutrinowind Verfasst am: 17. Okt 2016 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

Mathematik existiert nur in unserem Geist. Mit ihr können wir das Universum (teilweise) beschreiben. Eine schwierige philosophische Frage ist wieso sich viele Bereiche der Natur durch mathematische Strukturen beschreiben lassen.
Das können die Naturwissenschaften leider nicht beantworten. Auf der anderen Seite gibt es aber noch viel mehr mathematische Strukturen, die bislang noch keine Anwendung in den Naturwissenschaften gefunden haben. Einige Strukturen wie die Calabi Yau Räume finden bisher nur in bislang unbestätigter Physik wie den Stringtheorien Anwendung.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18067

Beitrag TomS Verfasst am: 17. Okt 2016 23:12    Titel: Antworten mit Zitat

willyengland hat Folgendes geschrieben:
Mathematik kann das Universum beschreiben (vielleicht), aber nicht sein.
Mathematik ist ja etwas unmaterielles, das Universum besteht aber aus Materie.


Neutrinowind hat Folgendes geschrieben:
Mathematik existiert nur in unserem Geist.

Das ist eine Meinung, aber sicher nicht die einzig mögliche.

Diese Fragen sind für mich sowohl unbeweisbar als auch unwiderlegbar. Es handelt sich um metaphysische Positionen, die man einnehmen kann, um einen Diskurs anzuregen.

Der eigtl. Kernpunkt ist ja die Frage, warum unser Universum mathematischen Modellen gehorcht. Tegmarks Antwort ist, weil im wesentlichen eine Identität vorliegt, d.h. weil das Universum (und damit Substanz, Materie) eine mathematische Struktur ist. Man kann diese Position ablehnen, aber dadurch erhält man noch keine positive Antwort auf seine Frage.
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 677

Beitrag willyengland Verfasst am: 18. Okt 2016 07:42    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht sollte man erst mal "Mathematik" definieren.
Es ist natürlich einfach, wenn man Mathematik = Univesum setzt. Augenzwinkern

_________________
Gruß Willy
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18067

Beitrag TomS Verfasst am: 18. Okt 2016 08:03    Titel: Antworten mit Zitat

So macht das Tegmark gerade nicht. Er identifiziert Mathematik und Universum, wobei er von unserem existierenden Mathematik- und Theorieverständnis ausgeht.

Seine Schlussfolgerung besagt im Wesentlichen, dass eine endgültige Theorie des Universums nicht mehr die Form einer heutigen Theorie haben kann
(mathematische Definitionen und Theoreme sowie umgangssprachliche Anweisungen und Erklärungen zu deren Verwendung), sondern dass diese endgültige Theorie reine Mathematik sein muss, in der alles mathematisch konsistent kodiert ist, ohne jegliche Verwendung von Umgangssprache.

Außerdem geht er sozusagen metaphysisch darüberhinaus und behauptet, dass wenn unsere Theorie des Universums sowie das Universum selbst mathematisch vollständig isomorph sind (und das wären sie nach der o.g. Theorie), dass es dann zumindest möglich ist, dass beide identisch sind. Denn wenn es keinen in irgendeiner Form spezifierbaren Unterschied zweier mathematischer Stukturen gibt, dann sind sie im mathematischen Sinn identisch.
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 677

Beitrag willyengland Verfasst am: 18. Okt 2016 09:17    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist dann aber nicht mehr unser heutiges "existierendes Mathematik- und Theorieverständnis".
Mathematik, die Materie erzeugt oder sogar ist?
Das kommt in unserer heutigen Mathematik nicht vor.

Vor allem: Was bringt es, den Mathematikbegriff so zu erweitern, dass er mit dem Universum übereinstimmt?
Dann könnte man genauso gut sagen, Mathematik ist Physik etc.
Welchen praktischen Vorteil hat diese Identifikation?

_________________
Gruß Willy
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18067

Beitrag TomS Verfasst am: 18. Okt 2016 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

willyengland hat Folgendes geschrieben:
Das ist dann aber nicht mehr unser heutiges "existierendes Mathematik- und Theorieverständnis".

Es gibt sicher nicht nur ein Mathematik- oder Theorieverständnis.

willyengland hat Folgendes geschrieben:
Das kommt in unserer heutigen Mathematik nicht vor.

Das interessante ist ja, dass Tegmark eine neue Idee hatte (obwohl - so neu ist das nicht; evtl. hat er einfach Pythagoras weiter interpretiert)

willyengland hat Folgendes geschrieben:
Was bringt es, den Mathematikbegriff so zu erweitern, dass er mit dem Universum übereinstimmt? Welchen praktischen Vorteil hat diese Identifikation?

Keinen praktischen Vorteil.

Es löst das philosophische Rätsel, warum das Universum offensichtlich mathematischen Gesetzen gehorcht. Du kannst jetzt die Sinnhaftigkeit des Rätsels ablehnen - andere tun das nicht. Du kannst Tegmark vorwerfen, seine Lösung sei trivial - das würde ich an deiner Stelle aber nicht tun, denn er ist d'rauf gekommen, nicht du :-)

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Mr.Mathematik
Gast





Beitrag Mr.Mathematik Verfasst am: 05. Nov 2016 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin mit den wichtigsten Stellen in dem Buch durch, aber ich weiß immer noch nicht, was der Unterschied zwischen einem mathematischen Objekt und einer mathematischen Struktur ist. Die mathematische Struktur sind zum Beispiel die natürlichen Zahlen 0,1,2,3 ... Aber dann doch nur, wenn zwischen diesen Zahlen Beziehungen herrschen. Meint Tegmark damit die Addition und Multiplikation und die anderen zwei Operationen?
Er sagt auch, dass die Zahl 5 nicht gelb sei, auch wenn es sich das gerne so vorstelle, aber die Zahl 5 (seine Lieblingszahl) habe nur die Eigenschaften der Beziehungen zu den anderen Zahlen wie z.B. die Summe von 4 und 1 zu sein. Oder die Hälfte von 10. Aber was ist die Zahl 5 dann genau, wenn sie nur aus den Beziehungen der anderen Zahlen selbst besteht. Ich dachte 5 heißt auch fünf. Und nicht 4+1. Erst in zweiter Linie sozusagen.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18067

Beitrag TomS Verfasst am: 05. Nov 2016 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann mich nicht mehr an den Unterschied zwischen Struktur und Objekt erinnern; evtl. ist ersteres einfach nur die detaillierte Innen-, letzteres die Außenansicht.

Dass Mathematik letztlich auf Strukturen aufbaut, sollte eigentlich klar sein. Bereits die einfachste Konstruktion natürlicher Zahlen basiert auf der Zuordnung



und damit auf Relationen. Die Struktur der natürlichen Zahlen ist noch "reicher" als durch diese elementare Konstruktion unmittelbar gegeben ist, nämlich vermöge der Addition, der Multiplikation, der Primzahlen, ...
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