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franz
Anmeldungsdatum: 04.04.2009 Beiträge: 11583
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franz Verfasst am: 16. März 2011 09:40 Titel: Millisievert |
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Hallo!
Aus gegebenem Anlaß möchte ich das Augenmerk kurz auf die zahlenmäßige Beurteilung der Belastung von Personen durch ionisierende (umgangssprachlich radioaktive) Strahlung lenken und zu Vertiefungen, Hinweisen oder Meinungsäußerungen anregen.
Grundlegendes Dilemma scheint mir, daß man unbedingt eine handhabbare, schnell meßbare, Größe (eine Zahl gewissermaßen) braucht zur Einschätzung des Risikos, andererseits aber die durch Radioaktivität ausgelöste ionisierende Strahlung in Art und Stärke (Intensität und Energie) sehr unterschiedlich ist und in ihrer Wirkung auf die Organe stark differeriert.
Das spiegelt sich schon bei den Einheiten wider: Zu den physikalischen Größen Aktivität [A] = 1 Becquerel und Energiedosis [D] = 1 Gray kommt die wertende Äquivalentdosis [H] =1 Sievert. Und dort, eventuell als Zeitableitung oder Kumulation weitere Differenzierungen (meinetwegen bezüglich Neutronen).
Zwei Probleme, aus meiner Sicht:
Es ist öffentlich gar nicht so bekannt, daß es auch eine natürliche Strahlenbelastung gibt mit einer geographisch riesigen Spannbreite (angefangen vom eigenen Körper, über Gestein, kosmische Strahlung, Höhenlagen), eine zivilisatorische (Wohnen in Häusern, Verbrennung von Kohle, Flugreisen ...) oder eine durch medizinische Behandlung.
Zweitens, gewissermaßen als Konsequenz, wird die Frage der "Belastung" selber kaum thematisiert: In welchem Bereich ist diese Strahlung sicher tödliche / gefährlich und, am anderen Ende, wo kommen Lebewesen damit (vielleicht sogar positiv) klar? Sicher schwierig, doch deswegen muß man PARACELSUS (Dosis sola facit venenum.) nicht ganz vergessen.
Gruß!
Zuletzt bearbeitet von franz am 18. März 2011 18:16, insgesamt einmal bearbeitet |
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graph Gast
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graph Verfasst am: 16. März 2011 10:27 Titel: |
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Zur graphischen Veranschaulichung einiger Äquivalentdosiswerte vielleicht nützlich (Zahlenwerte aber nicht selbst überprüft):
http://nationalpostnews.files.wordpress.com/2011/03/web0316-radiation.jpg
( Quelle: http://news.nationalpost.com/2011/03/15/graphic-how-much-radiation-is-being-released-by-japans-runaway-reactors/ )
Die Schwierigkeit ist sicher, dass man zwar die Gefahr deterministischer Strahlenschäden ("akute Folgen", Strahlenkrankheit) zumindest noch relativ gut einschätzen kann. Bei den stochastischen Gefahren ("Langzeitfolgen", in erster Linie wohl Krebs) ist das schwieriger.
Das angesprochene Problem, dass es keine einzelne Kenngröße geben kann, sondern die Gefahr von vielen Faktoren (Art und Energie der Strahlung, aufgenommene Gesamtenergie, betroffene Regionen des Körpers, Inkorporation radioaktiver Partikel, etc.) abhängt, kommt natürlich hinzu. |
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dermarkus Administrator
Anmeldungsdatum: 12.01.2006 Beiträge: 14788
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dermarkus Verfasst am: 16. März 2011 11:54 Titel: |
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Die verlinkte Tabelle oben ist fundiert.
Als deutschsprachige Quelle zu so etwas gibt es zum Beispiel auch schon mal Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenbelastung#Tabellen
Die zulässige Dosis eines Kernkraftmitarbeiters ist laut japanischen Vorschriften 100 mSv. (Das ist offenbar etwas weniger als oft international üblich.) Heute (japanische Zeit) wurde das in Japan angehoben auf 250 mSv. (Quelle NHK World)
Relativ strahlungsintensive medizinische Anwendungen wie eine Brustkorb-Computertomographie oder eine Strahlentherapie liegen knapp unter diesen 100mSv. |
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