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Poincarescher Wiederkehrsatz
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Falcon_@
Gast





Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 08:37    Titel: Poincarescher Wiederkehrsatz Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Guten Tag,

Ich stelle mir gerade die interessante Frage, ob man den poincareschen Wiederkehrsatz, der ja eine wichtige Rolle in der statistischen Mechanik spielt, vielleicht auch auf das gesamte Universum anwenden könnte.

Die Schlussfolgerung wäre ja, dass sich alles ewig wiederkehrend wiederholen würde.

Gibt es eigentlich dazu Überlegungen?

Meine Ideen:
Ich denke, was womöglich dagegen sprechen könnte, ist die Expansion des Universums. Wäre dadurch auch der Phasenraum nicht mehr konstant, sodass die Voraussetzungen für das Theorem gar nicht mehr erfüllt wären?
TomS
Moderator


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Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke du hast recht, in einem expandierenden Universum werden die Voraussetzungen nicht gelten. Die quantenmechanische Version des Theorems verwendet ebenfalls einen gewöhnliche Schrödingergleichung in einer ausgezeichneten Zeitkoordinate, was sicher ebenfalls problematisch ist. In einem beschleunigt expandierenden Universum kann das Theorem m.E. weder klassisch noch quantenmechanisch gelten, da die Existenz von Horizonten bedeutet, dass der Phasenraum bzw. Hilbertraum in wechselweise unzugängliche Sektoren zerfällt.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Falcon_@
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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 10:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ah, alles klar, dann lag ich ja gar nicht so verkehrt.

Jetzt aber nochmal blöd gefragt. Wenn es gelingt, eine Theorie der Quantengravitation aufzustellen, muss diese dann zwangsläufig auch einen Wiederkehrsatz enthalten?
Der Gedanke kommt mir, da ja so gesehen die Quantenmechanik die statistische Mechanik erklärt, und in dieser ist ja anscheinend dieses Theorem auch enthalten.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

Der Wiederkehrsatz in der Quantenmechanik hat gerade nichts mit Quantenstatistik zu tun. Er besagt für beliebig kleine Abstände d größer Null, dass der Zustandsvektor nach einer endlichen Zeit T wieder zurückkehrt, also näher am Eingangszustand liegt als dieser Abstand d. D.h. er bezieht sich auf reine Zustände.

"Quantengravitation" ist ein wolkiger Begriff.

1. Die Stringtheorie betrachtet insbs. die S-Matrix, keine fundamentale Zeitentwicklung mittels Hamiltonian, daher wüsste ich nicht, wie ich das Theorem überhaupt formulieren soll.

2. In der Loop Quantum Gravity ist der Hamiltonian H ein Constraint *)



und generiert keine Zeitentwicklung. Um eine solche zu erhalten muss man eine physikalische Zeit einführen, und dabei sehe ich nicht, ob die ursprüngliche Argumentation gültig bleibt. Außerdem befassen sich die Physiker aufgrund seit Jahrzehnten ungelöster Probleme mit diesem H lieber mit einem Pfadintegralzugang und damit wieder der S-Matrix.

3. Andere Ansätze mögen ganz anders aussehen, aber die genannten Probleme haben sie alle irgendwie.


*) betrachtet man das relativistische freie Teilchen, so erhält man einen Constraint



der gerade



entspricht; erst durch Wahl einer konkreten Zeit t resultiert eine Hamiltonfunktion h für diese Zeit (und damit ein Hamiltonoperator); in der QG kann man aber nicht einfach eine Zeit aus dem Hut zaubern, da eine Zeit ja erst nach Konstruktion einer Lösung sowie der im klassischen Grenzfall resultierenden Raumzeit folgt, und auch da nicht global und eindeutig, sondern lokal je "Beobachter"

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 13:22    Titel: Antworten mit Zitat

Das war jetzt einiges an Input, aber danke für die Ausführungen! Ich gebe zu, dass ich sie nicht vollständig verstehe, da ich leider nicht Physik insbesondere Quantenmechanik studiert habe.

Verstehe ich es also richtig, daß die quantenmechanische Ausführung des Theorems eine Zeitentwicklung benötigt, die in den möglichen Theorien der Quantengravitation so nicht vorkommen?

Und mal ganz generell gefragt: müssen die nächst höheren Theorien eigentlich logisch zwingend die Sätze und Theoreme der "unteren" Theorie enthalten?
Also beispielsweise erklärt ja die statistische Mechanik die Thermodynamik usw., viele Prinzipien wie das der Entropie findet man dort wieder. Doch muss das zwingend so sein? Deshalb auch mein Gedanke, dass man den Wiederkehrsatz vielleicht in der Quantengravitation wiederfinden könnte...
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Das war jetzt einiges an Input, aber danke für die Ausführungen! Ich gebe zu, dass ich sie nicht vollständig verstehe, da ich leider nicht Physik insbesondere Quantenmechanik studiert habe.

Das kriegen wir hin.

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Verstehe ich es also richtig, daß die quantenmechanische Ausführung des Theorems eine Zeitentwicklung benötigt, die in den möglichen Theorien der Quantengravitation so nicht vorkommen?

Ja. Oder evtl. etwas vorsichtiger, wir wissen über die Quantengravitation zu wenig, daher können dazu noch keine verlässlichen Aussagen machen.

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Und mal ganz generell gefragt: müssen die nächst höheren Theorien eigentlich logisch zwingend die Sätze und Theoreme der "unteren" Theorie enthalten?

In einer gewissen Näherung.

Z.B. kann man ein Modell der Planetenbewegung im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie so umformulieren, dass die Newtonschen Gleichungen als Näherung ableitbar sind (plus Korrekturen).

An anderer Stelle gelingt das weniger gut, z.B. ist die QCD mathematisch so kompliziert, dass eine ähnliche Näherung für die Kernphysik nicht vorliegt. Und in der Quantenmechanik gibt es noch das Messproblem, so dass wir nicht vollumfänglich sagen können, ob und wie genau die klassische Physik daraus resultiert.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ah okay, danke!

Dann ist meine Überlegung, dass es logisch zwingend so sein muss, wahrscheinlich zu scharf?
Eher, dass es bei einigen Theorien in der Vergangenheit so war, es aber nicht logisch so sein muss (siehe QCD).
Wahrscheinlich kann man eher sagen, dass die nächst höhere Theorie im Idealfall die Phänomene der unteren Theorie in einer Näherung (wie du schon geschrieben hast, zb Plantenbewegungen ) mit erklären sollten. Somit könnte man dann auch nicht sagen, dass die Quantengravitation den Wiederkehrsatz enthält, weil das Phänomen ja vielleicht auch auf ganz andere Art und Weise zustande kommt (weiß man halt noch nicht).

Oder bin ich auf dem Holzweg?
TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
… weiß man halt noch nicht …

Ich denke, das trifft es am besten 🙃

Evtl. hält die Natur da noch Überraschungen bereit. Auch die Quantenmechanik ist nicht in Stein gemeißelt.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ja das stimmt natürlich, man kann sich da ja auch gemäß Popper nie so sicher sein Augenzwinkern

Tut mir Leid, dass ich jetzt nochmal wiederholt so nervig frage, aber ich bin mir immer noch unschlüssig. Muss eine neue Theorie nur die Phänome der bisherigen Theorien näherungsweise erklären können, oder muss sie auch die gleichen Prinzipien (wie zb den Wiederkehrsatz) beherbergen?
Wie logisch zwingend ist was?

Vorstellbar wäre ja zb auch, dass ganz andere Ursachen, die selbst mit " einem Wiederkehrsatz" nichts zu tun haben, die Wiederkehr des Zustandsvektors in der Quantenmechanik hervorbringen.
TomS
Moderator


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Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 18:23    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Muss eine neue Theorie nur die Phänome der bisherigen Theorien näherungsweise erklären können, oder muss sie auch die gleichen Prinzipien (wie zb den Wiederkehrsatz) beherbergen?

Wenn es um nachgewiesene Phänome geht, muss eine verbesserte Theorie diese beinhalten, sollte sie also erklären, jedoch auch darüber hinausgehen, d.h. präziser vorhersagen (Bsp.: Newton lieferte Ellipsen, Einstein Ellipsen plus Korrekturen, insbs. die Periheldrehung).

Der Wiederkehrsatz ist kein Prinzip, er ist ein mathematisches Theorem, jedoch keine testbare Hypothese; ein Phänomen ist er schon gar nicht.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ähm, ich glaube dann verstehe ich etwas falsch. In ein paar Artikeln habe ich nämlich gelesen, dass einige Physiker schon den Wiederkehrsatz in der Quantenmechanik auf Grund von Experimenten bestätigt sehen. Vielleicht kann ich noch einen Link heraussuchen.
Falcon_@
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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 20:53    Titel: Antworten mit Zitat

derstandard.de/story/2000074869207/poincares-wiederkehrsatz-gilt-auch-in-der-quantenwelt
TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 02. März 2024 22:23    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
In ein paar Artikeln habe ich nämlich gelesen, dass einige Physiker schon den Wiederkehrsatz in der Quantenmechanik auf Grund von Experimenten bestätigt sehen.

Für genügend kleine und isolierte Quantensysteme ist das nicht überraschend.

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
derstandard.de/story/2000074869207/poincares-wiederkehrsatz-gilt-auch-in-der-quantenwelt

Interessant. Aber hier geht es gerade nicht um den Zustand, sondern um Messgröße.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 02. März 2024 23:49    Titel: Antworten mit Zitat

Mist, dann habe ich wohl wirklich etwas falsch verstanden.
Ich dachte in der statistischen Mechanik gehen auch testbare Phänome aus dem poincareschen Wiederkehrsatz hervor; zb kann die Entropie bei entsprechend kleinen Systemen ja mal für eine sehr kurze Zeitspanne abnehmen, ohne den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu verletzen.

Das man ihn in der Quantenmechanik gar nicht testen kann, verwirrt mich jetzt.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 03. März 2024 09:28    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Mist, dann habe ich wohl wirklich etwas falsch verstanden.
Ich dachte in der statistischen Mechanik gehen auch testbare Phänome aus dem poincareschen Wiederkehrsatz hervor; zb kann die Entropie bei entsprechend kleinen Systemen ja mal für eine sehr kurze Zeitspanne abnehmen, ohne den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu verletzen.

Das man ihn in der Quantenmechanik gar nicht testen kann, verwirrt mich jetzt.

Man kann in der Quantenmechanik nur gewisse beobachtbare Größen messen, sogenannte Observablen, wodurch man jedoch i.A. den Zustand des Systems stört bzw. unkontrollierbar beeinflusst. Den Zustand selbst kann man nicht messen. Es handelt sich um eine abstrakte mathematische Größe, die das Quantensystem eindeutig, deterministisch und exakt scharf kodiert, aus dem jedoch die Observablen i.A. nur stochastisch und unscharf gewonnen werden können.

Die quantenmechanische Version des Wiederkehrsatzes ist jedoch für den Zustand formuliert. Das bedeutet:
1. aus einer "Wiederkehr" des selben Zustandes folgt die Wiederkehr für alle Observablen – wenn man sie denn vollständig messen könnte, was i.A. nicht möglich ist
2. aus einer "Wiederkehr" einiger gemessener Observablen folgt nicht Wiederkehr des Zustandes

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 03. März 2024 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Erklärung!

Damit unterscheidet sich die quantenmechanische Version ja deutlich von der der statistischen Mechanik!

Dann ist mir auch klar, warum man den Satz hier empirisch nicht erfassen kann...

Damit schließt sich dann ja eigentlich der Kreis zu meinen gestern noch offenen Fragen: ob also so ein Theorem in einer Quantengravitationstheorie vorkommen wird,: kann sein, kann auch nicht sein....wissen wir nicht.


Was mich nur noch mal im Bezug auf das Thema Quantengravitation und Co nochmal interessieren würde: wie kommt man denn, wenn man das Universum quantenmechanisch beschreibt, vom gesamten Zustand des Universum auf den einzelnen Zustand eines Teilchens?
Hoffe, ich habe es richtig formuliert...
TomS
Moderator


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Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 03. März 2024 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Vielen Dank für die Erklärung!

Damit unterscheidet sich die quantenmechanische Version ja deutlich von der der statistischen Mechanik!

Das ist bei der QM gerne mal so 😉

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Was mich nur noch mal im Bezug auf das Thema Quantengravitation und Co nochmal interessieren würde: wie kommt man denn, wenn man das Universum quantenmechanisch beschreibt, vom gesamten Zustand des Universum auf den einzelnen Zustand eines Teilchens?
Hoffe, ich habe es richtig formuliert...

Das ist nicht schwieriger als bei einem normalen Vielteilchensystem: im Zuge einer Messung gar nicht, weil man nur Observablen misst, nicht den Zustand; und theoretisch i.A. auch nicht, da mehrere Teilchen i.A. verschränkt sind.

Nehmen wir zwei Teilchen 1 und 2, die in zwei für sich alleine gültigen Zuständen sein können. Die beiden Teilchen gemeinsam haben genau dann einen je einzelnem Teilchen individuellen Zustand, wenn



Im Allgemeinen sind diese zwei Teilchen jedoch verschränkt, d.h.



D.h., es ist unmöglich zu sagen, welches der beiden Teilchen in welchem Zustand A oder B vorliegt. Daraus folgen dann die ganzen Geschichten mit Verschränkung, EPR-Paradoxon, Bellschem Theorem, Nichtlokalität usw.

Meiner Meinung nach ist jedoch heute keine Theorie der Quantengravitation weit genug fortgeschritten, um verlässliche Aussagen über die Verschränkung von Raumzeit sowie daraus resultierender beobachten Konsequenzen zu treffen. Da wird aber viel spekuliert.

An der Stelle, denke ich stehen uns noch Überraschungen bevor. Einige Physiker gehen davon aus, dass die Quantenmechanik modifiziert oder durch etwas anderes ersetzt werden muss. Wieder andere denken, dass es sowas wie Quantengravitation nicht gibt, weil Raumzeit selbst ein emergenter Quanteneffekt ist.

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TomS
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Beiträge: 18117

Beitrag TomS Verfasst am: 03. März 2024 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn wir das weiter diskutieren, dann aber besser in einem separaten Thread.
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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 03. März 2024 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ah okay,

Ich will die Quantengravitation auch gar nicht weiter diskutieren, ich kann dazu leider eh nichts vernünftiges beitragen.

Was mich nur nochmal interessiert (dafür will ich eigentlich nicht extra ein Thema eröffnen):
Wäre dann in dem Zustandsvektor, der das gesamte Universum beschreibt, jedes einzelne Teilchen, dass es im Universum gibt, enthalten? Bei den Vielteilchensystemen ist das ja so, wenn ich mir deine Ausführungen ansehe...
Corbi



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Beitrag Corbi Verfasst am: 03. März 2024 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Man muss weder die Quantenmechanik noch ein expandierendes Universum betrachten um zu sehen, dass der Wiederkehrsatz für unser Universum als Ganzes nicht anwendbar ist.

Es reicht bereits das Zweikörperproblem im euklidischen Raum zu betrachten. Da hier ungebundene Trajektorien Lösungen sind, gibt es kein endliches Phasenraumvolumen und somit, wie auch intuitiv völlig klar, keine Wiederkehr.

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Die Natur beginnt eben nicht mit Elementen, so wie wir genötigt sind mit Elementen zu beginnen - Ernst Mach
Corbi



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Beiträge: 297

Beitrag Corbi Verfasst am: 03. März 2024 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Zum quantenmechanischen Wiederkehrsatz: Ich kenne hier nur den Beweis, der auf Wikipedia zu finden ist, der jedoch ein diskretes Energiespektrum voraussetzt.

Ein diskretes Energiespektrum ist natürlich eine enorme Einschränkung und gilt nicht einmal für eines der einfachsten Modelle wie dem Wasserstoffatom.

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TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 03. März 2024 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Wäre dann in dem Zustandsvektor, der das gesamte Universum beschreibt, jedes einzelne Teilchen, dass es im Universum gibt, enthalten? Bei den Vielteilchensystemen ist das ja so, wenn ich mir deine Ausführungen ansehe...

Das kommt darauf an.

Nein, in einer reinen QG hätten wir zunächst einen Zustandsvektor ausschließlich der gravitativen Freiheitsgrade; weitere Freiheitsgrade für Elektronen, Photonen … und ihre Wechselwirkung mit der Gravitation kann man zusätzlich betrachten.

Ja, in der Stringtheorie würden letztlich alle diese unterschiedlichen Ausprägungen aus einem fundamentalen String entstehen.

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TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 03. März 2024 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Es reicht bereits das Zweikörperproblem im euklidischen Raum zu betrachten. Da hier ungebundene Trajektorien Lösungen sind, gibt es kein endliches Phasenraumvolumen und somit, wie auch intuitiv völlig klar, keine Wiederkehr.

Guter Punkt.

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Zum quantenmechanischen Wiederkehrsatz: Ich kenne hier nur den Beweis, der auf Wikipedia zu finden ist, der jedoch ein diskretes Energiespektrum voraussetzt.

Auch ein guter Punkt.

Ich weiß nicht, ob man letzteres nicht doch verallgemeinern kann.

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Beiträge: 297

Beitrag Corbi Verfasst am: 04. März 2024 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Zum quantenmechanischen Wiederkehrsatz: Ich kenne hier nur den Beweis, der auf Wikipedia zu finden ist, der jedoch ein diskretes Energiespektrum voraussetzt.

Auch ein guter Punkt.

Ich weiß nicht, ob man letzteres nicht doch verallgemeinern kann.


Das wäre auf jeden Fall denkbar. Ich denke hierzu ist es noch interessant, dass der freie Hamiltonian auf einem kompakten Raum stets ein diskretes Spektrum hat (hierzu gibt es ein Theorem über das Spektrum elliptischer Operatoren auf kompakten Räumen). Das heißt ein kompakter zugrundeliegender Raum ist eine hinreichende Bedingung für die Wiederkehr. Zumindest bei freien Teilchen. Das erinnert ein wenig an die Bedingung des endlichen Phasenraumvolumens beim klassischen Wiederkehrsatz.

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TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 04. März 2024 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Ich denke hierzu ist es noch interessant, dass der freie Hamiltonian auf einem kompakten Raum stets ein diskretes Spektrum hat (hierzu gibt es ein Theorem über das Spektrum elliptischer Operatoren auf kompakten Räumen). Das heißt ein kompakter zugrundeliegender Raum ist eine hinreichende Bedingung für die Wiederkehr.

Ja.

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Zumindest bei freien Teilchen.

Ich denke nicht, dass man das einschränken muss. Ein diskretes Spektrum sollte ausreichen.

Corbi hat Folgendes geschrieben:
Das erinnert ein wenig an die Bedingung des endlichen Phasenraumvolumens beim klassischen Wiederkehrsatz.

Ja.

Da die Quantengravitation angesprochen wurde hier noch eine Anmerkung. Das holographische Prinzip – unbewiesen, aber es taucht immer wieder auf – besagt ja, dass die Anzahl der Zustände in einem gewissen Raumbereich proportional zur Oberfläche dieses Bereiches ist, und dass diese Anzahl endlich ist. Damit sollte der Wiederkehrsatz nicht nur für eine Quantentheorie auf der Oberfläche gelten, sondern auch für das Volumen.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 05. März 2024 06:38    Titel: Antworten mit Zitat

Nur was bedeutet das jetzt, wenn er auch für das Volumen gilt? Ist er dann doch auf das Universum anwendbar, oder nur wenn das Volumen konstant ist, was ja beim Universum nicht gegeben ist?
Falcon_@
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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 05. März 2024 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Oder was bedeutet es, dass der Wiederkehrsatz in der Quantenmechanik für das Volumen gilt? Vielleicht kann mir das ja noch jemand beantworten.
TomS
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Beitrag TomS Verfasst am: 05. März 2024 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

Zunächst mal ist die Anwendung des holographischen Prinzip auf das gesamte Universum noch höchst fragwürdig, da wir es mit einem unendlichen, beschleunigt expandieren, so genannten de-Sitter-Universum zu tun haben, das holographische Prinzip aber gerade für diese Geometrie des Universums (noch?) nicht funktioniert bzw. formuliert werden konnte. Ich hatte es erwähnt, weil du nach der Quantengravitation gefragt hast, und weil man in diesem Kontext immer wieder auf das holographische Prinzip stößt.

Findet man ein endliches Volumen, auf das das Prinzip zutrifft – nach einigen Berechnungen könnte das das Innere des Ereignishorizont eines schwarzen Lochs sein – so funktioniert die Argumentation wie folgt: das holographische Prinzip besagt in einigen Formulierungen grob, dass die Physik im Volumen durch eine andere mathematische Theorie vollständig beschrieben werden kann, die ausschließlich auf der Oberfläche des umschlossene Volumens "lebt". Außerdem besagt das holographische Prinzip, dass die Anzahl der Freiheitsgrade auf dieser Oberfläche endlich ist.

Und damit wären wir wieder bei der oben von Corbi genannten Argumentation, dass in einem derartigen Fall der Wiederkehrsatz folgen würde. Der Umweg über die Oberfläche ist deswegen spannend, weil uns das holographische Prinzip erlaubt, etwas über die Physik im Inneren des Volumens auszusagen, ohne die Berechnungen im Volumen tatsächlich ausführen zu müssen – es genügen verwandte Berechnungen auf der Oberfläche. Also Wiederkehrsatz auf der Oberfläche => Wiederkehrsatz im Volumen.

Aber eventuell führt uns das zu weit von deiner ursprünglichen Frage weg, und wir stapeln natürlich Hypothese auf Hypothese auf Hypothese

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 05. März 2024 14:37    Titel: Antworten mit Zitat

Alles klar, danke für die Ausführung, sehr interessant! Wirklich vielen Dank, dass du mir trotz der vielleicht relativ unscharfen Fragen antwortest!

Dies würde dann ja aber erstmal nur für die Quantenmechanik bzw für Qm Version gelten, oder? Noch nicht für entsprechende vorläufige Quantengravitationstheorien?

Und gilt das holographische Prinzip automatisch in einem endlichen, torusartigen Universum?

Was würde dann generell in den Bereichen passieren, in denen das Satz gilt? Würden sich dort alle Handlungen quasi in einer Endlosschleife wiederholen?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 05. März 2024 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Dies würde dann ja aber erstmal nur für die Quantenmechanik bzw für Qm Version gelten, oder? Noch nicht für entsprechende vorläufige Quantengravitationstheorien?

Das holographische Prinzip ergibt nur im Kontext der Quantengravitation Sinn.

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Und gilt das holographische Prinzip automatisch in einem endlichen, torusartigen Universum?

Das holographische Prinzip bzw. seine Realisierung ist noch viel zu unklar. Es geht nicht nur um die Geometrie sondern auch um Details der jeweiligen Theorie zur QG.

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Was würde dann generell in den Bereichen passieren, in denen das Satz gilt? Würden sich dort alle Handlungen quasi in einer Endlosschleife wiederholen?

Unter der Voraussetzung der Gültigkeit des holographischen Prinzip könnte man den Wiederkehrsatz im Volumen mit Gravitation auf Basis einer Quantentheorie auf der Oberfläche ohne Gravitation beweisen bzw. anwenden; das sollte zumeist deutlich einfacher sein.

https://www.scientificamerican.com/article/is-our-universe-a-hologram-physicists-debate-famous-idea-on-its-25th-anniversary1/

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 06. März 2024 06:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Unter der Voraussetzung der Gültigkeit des holographischen Prinzip könnte man den Wiederkehrsatz im Volumen mit Gravitation auf Basis einer Quantentheorie auf der Oberfläche ohne Gravitation beweisen bzw. anwenden; das sollte zumeist deutlich einfacher sein.


Aber was heißt das nun praktisch? Das der Wiederkehrsatz letztlich doch auf das ganze Universum anwendbar ist?
Tut mir Leid, dass ich so nerve, aber die Konsequenzen deiner Schlussfolgerung würde ich gerne im Ansatz verstehen können.
TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 06. März 2024 08:13    Titel: Antworten mit Zitat

Dazu wissen wir noch zu wenig.

Es gibt einfache und lösbare Spielzeugmodelle, in denen das wohl zutrifft, aber diese Modelle haben Eigenschaften, die auf unser Universum sicher nicht zutreffen.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 06. März 2024 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Okay, also kurz um, abwarten, was eine neue Theorie bringen wird.

Hältst du deine Argumentation am Anfang aber nach wie vor noch für richtig (also, warum der Satz nicht anwendbar ist ->expandierendes Universum, Horizonte usw.)?

Und nur mal rein spekulativ angenommen, er wäre für das Universum gültig, was würde das dann bedeuten? Etwa das ein identischer Nachfolger von mir in Milliarden von Jahren in solch einem Forum die gleichen Fragen stellt?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
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Beitrag TomS Verfasst am: 06. März 2024 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Hältst du deine Argumentation am Anfang aber nach wie vor noch für richtig (also, warum der Satz nicht anwendbar ist ->expandierendes Universum, Horizonte usw.)?

Unter konventionellen Annahmen ja.
Unter Voraussetzungen des holographischen Prinzips ebenfalls ja, weil ich persönlich nicht daran glaube, dass man es so erweitern kann, dass es dann auf unser gesamtes, expandierendes Universum anwendbar ist (aber das ist natürlich meine persönliche Spekulation).

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Und nur mal rein spekulativ angenommen, er wäre für das Universum gültig, was würde das dann bedeuten? Etwa das ein identischer Nachfolger von mir in Milliarden von Jahren in solch einem Forum die gleichen Fragen stellt?

Na ja, das wäre dann die Konsequenz.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 06. März 2024 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
alcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Hältst du deine Argumentation am Anfang aber nach wie vor noch für richtig (also, warum der Satz nicht anwendbar ist ->expandierendes Universum, Horizonte usw.)?

Unter konventionellen Annahmen ja.
Unter Voraussetzungen des holographischen Prinzips ebenfalls ja, weil ich persönlich nicht daran glaube, dass man es so erweitern kann, dass es dann auf unser gesamtes, expandierendes Universum anwendbar ist (aber das ist natürlich meine persönliche Spekulation).


Okay, vielen Dank für die Einschätzung. Da du ja geschrieben hast, dass das holographische Prinzip nur in der Quantengravitation zur Anwendung kommen könnte, kann man es ja vermutlich eh unter der Kategorie "spekulativ" verordnen.


Zitat:
Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Und nur mal rein spekulativ angenommen, er wäre für das Universum gültig, was würde das dann bedeuten? Etwa das ein identischer Nachfolger von mir in Milliarden von Jahren in solch einem Forum die gleichen Fragen stellt?

Na ja, das wäre dann die Konsequenz.


Ich muss zugeben, dass ich so ein Szenario absolut gruselig finde und es mir gar nicht gefällt. Ist aber nur mein Empfinden.
Aber testbar, also falsifizierbar, wird es ja zum Glück eh nicht.
Corbi



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Beitrag Corbi Verfasst am: 06. März 2024 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Unter der Voraussetzung der Gültigkeit des holographischen Prinzip könnte man den Wiederkehrsatz im Volumen mit Gravitation auf Basis einer Quantentheorie auf der Oberfläche ohne Gravitation beweisen bzw. anwenden; das sollte zumeist deutlich einfacher sein.


Aber was heißt das nun praktisch? Das der Wiederkehrsatz letztlich doch auf das ganze Universum anwendbar ist?
Tut mir Leid, dass ich so nerve, aber die Konsequenzen deiner Schlussfolgerung würde ich gerne im Ansatz verstehen können.


Wir haben im Moment überhaupt keinen Grund zur Annahme, dass es eine Wiederkehr geben wird. Das einzige was wir haben ist ein quantenmechanischer Wiederkehrsatz mit der Bedingung eines diskreten Energiespektrums. Unser Universum hat mit Sicherheit kein diskretes Energiespektrum und insofern ist der Satz auch nicht anwendbar.

Das schließt eine Wiederkehr nicht aus und heißt auch nicht, dass es vielleicht doch eine allgemeinere Version des Wiederkehrsatzes für kontinuierliche Spektren geben wird. Aber es heißt, dass wir den Satz im Moment definitiv nicht auf unser Universum als Ganzes anwenden können und somit nichts über eine Wiederkehr sagen können.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 12. März 2024 08:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Es reicht bereits das Zweikörperproblem im euklidischen Raum zu betrachten. Da hier ungebundene Trajektorien Lösungen sind, gibt es kein endliches Phasenraumvolumen und somit, wie auch intuitiv völlig klar, keine Wiederkehr.


Hallo, ich möchte gerne nochmal was zum klassischen, poincareschen Wiederkehrsatz fragen. Und zwar: wenn dieser schon beim Zweikörperproblem nicht angewendet werden kann, wie kann er dann auf Vielteilchensysteme wie Gase angewendet werden? Etwa wegen den angenommenen Behälterwänden, die das Volumen begrenzen?

Und wie lässt sich der Satz überhaupt auf die Realität übertragen? Hier gibt es ja kaum endliche Volumen, nichts ist komplett dicht, Energie wird durch die Umgebungübertragenoder abgeführt, aber trotzdem hat man bei sehr kleinen Systemen schon kurzzeitig eine Entropieabnahme beobachten können.
Corbi



Anmeldungsdatum: 17.07.2018
Beiträge: 297

Beitrag Corbi Verfasst am: 12. März 2024 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:


Hallo, ich möchte gerne nochmal was zum klassischen, poincareschen Wiederkehrsatz fragen. Und zwar: wenn dieser schon beim Zweikörperproblem nicht angewendet werden kann, wie kann er dann auf Vielteilchensysteme wie Gase angewendet werden? Etwa wegen den angenommenen Behälterwänden, die das Volumen begrenzen?


Er lässt sich nur dann auf das Zweikörperproblem anwenden bzw. auf das N-Körperproblem anwenden wenn man nur gebundene Trajektorien zulässt, wie z.B. bei der Bewegung unserer gebundenen Planeten im Sonnensystem.

Oder eben wie du schon richtig erkannt hast wenn man ein Gas in einem endlichen Volumen einsperrt. In diesem Fall würde sogar der quantenmechanische Wiederkehrsatz gelten, weil ein endliches Volumen, wie ich oben bereits erwähnte, stets zu einem diskreten Energiespektrum führt.


Zitat:

Und wie lässt sich der Satz überhaupt auf die Realität übertragen? Hier gibt es ja kaum endliche Volumen, nichts ist komplett dicht, Energie wird durch die Umgebungübertragenoder abgeführt, aber trotzdem hat man bei sehr kleinen Systemen schon kurzzeitig eine Entropieabnahme beobachten können.


Da hast du natürlich recht. So ein endliches Volumen aus dem nichts ausdringen kann ist eher unrealistisch. Generell würde ich dem Satz keine zu hohe Bedeutung für die Realität zu kommen lassen, sondern ihn eher als eine faszinierende, aber rein theoretische, Konsequenz der physikalischen Gesetze verstehen.

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Beitrag Falcon_@ Verfasst am: 12. März 2024 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

Super, danke für die Erklärung! Dann lag ich ja gar nicht so falsch!

Zitat:
So ein endliches Volumen aus dem nichts ausdringen kann ist eher unrealistisch.


Wie meinst du das? Aus dem nichts audringen? Oder nehme ich hier was zu wörtlich? smile
Corbi



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Beiträge: 297

Beitrag Corbi Verfasst am: 12. März 2024 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Falcon_@ hat Folgendes geschrieben:
Super, danke für die Erklärung! Dann lag ich ja gar nicht so falsch!

Zitat:
So ein endliches Volumen aus dem nichts ausdringen kann ist eher unrealistisch.


Wie meinst du das? Aus dem nichts audringen? Oder nehme ich hier was zu wörtlich? smile


Ich meine es genau, wie du oben schreibst. Nämlich, dass nichts komplett dicht ist.

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