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Zusammenhang: Gewichtskraft-Trägheitskraft
 
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Idence



Anmeldungsdatum: 22.03.2020
Beiträge: 3

Beitrag Idence Verfasst am: 15. Nov 2021 08:57    Titel: Zusammenhang: Gewichtskraft-Trägheitskraft Antworten mit Zitat

Hallo,

im Vakuum fallen Objekte mit unterschiedlichen Massen gleich schnell, da sich die Gewichtskraft und die Trägheitskraft ausgleichen.

Deswegen würde ich erwarten, dass selbst wenn die Gewichtskraft des Planeten höher wäre, dies keinen Einfluss auf die Fallgeschwindigkeit hat, da "da sich die Gewichtskraft und die Trägheitskraft ausgleichen." Doch dem ist nicht so: Wirkt eine stärkere Gravitation, werden Objekte stärker beschleunigt.

An diesem Beispiel wurde mir klar, dass ich nicht verstanden habe, warum Objekte überhaupt fallen. Meine Vorstellung, dass "nach unten" die Gewichtskraft wirkt und der Bewegung entgegengesetzt die Trägheitkskraft, wobei beide Kräfte betragsmäßig gleich groß sind, scheint falsch zu sein. Denn, wenn dies so wäre, würde sich das Objekt überhaupt nicht bewegen.

Wer kann mir auf die Sprünge helfen?
Vielen Dank im voraus.

Gruß
Idence
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 09:18    Titel: Re: Zusammenhang: Gewichtskraft-Trägheitskraft Antworten mit Zitat

Idence hat Folgendes geschrieben:
Meine Vorstellung, dass "nach unten" die Gewichtskraft wirkt und der Bewegung entgegengesetzt die Trägheitkskraft, wobei beide Kräfte betragsmäßig gleich groß sind, scheint falsch zu sein.


Für Ingenieure mag das korrekt sein (mit Berufung auf das d'Alembertsche Prinzip), aber in der Physik ist das tatsächlich falsch. Was man in der Physik unter Trägheitskräften versteht, tritt nur in beschleunigten Bezugssystemen auf. In unbeschleunigten Bezugssysytemen (Inertialsystemen) gibt es keine Trägheitskräfte. Wenn da eine Kraft F auf einen Körper wirkt, dann wird er mit a=F/m beschleunigt. Dass in einem homogenen Gravitationsfeld alle Körper gleich schnell fallen, liegt daran, dass die auf sie wirkende Gewichtskraft proportional zu ihrer Masse ist.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Nov 2021 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

Betrachten wir die Gleichung



für eine beliebige Kraft F und die daraus resultierende Beschleunigung



In einem homogenen Gravitationsfeld wirkt auf eine Masse m die Gravitationskraft



Setzt man dies in die obige Gleichung ein, so kürzt sich m heraus; man erhält speziell im Gravitationsfeld eine massenunabhängige Beschleunigung



Das eigtl. Rätsel ist die Feststellung, dass einerseits offensichtlich eine Kraft wirkt aus eine Beschleunigung folgt - der Körper also nicht geradlinig und gleichförmig bewegt ist - andererseits ein frei fallender Körper (in der Achterbahn, in einer Raumstation) jedoch selbst keine Kraft spürt, d.h. kräftefrei bzw. schwerelos ist.

Dazu muss man allerdings die Allgemeine Relativitätstheorie bemühen.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Idence



Anmeldungsdatum: 22.03.2020
Beiträge: 3

Beitrag Idence Verfasst am: 15. Nov 2021 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Antworten. Damit konnte ich meine Sicht auf das Thema korrigieren. Die Frage, warum Objekte mit dem Modell, das ich im Maschinenbau-Studium gelernt habe (ja, tatsächlich das d'Alembertsche Prinzip) überhaupt fallen können, verwirrte mich schon seit längerem.

Wenn man auf die Trägheitskraft verzichtet und weiß, dass die Gewichtskraft proportional zur Masse steigt, ist sowohl zu erklären, weshalb Objekte im Vakuum gleich schnell fallen und auch, weshalb bei einem anderen Planeten mit einer höheren Gravitation die Objekt schneller fallen würden.

Die Trägheitskräfte darf man aber nicht immer einfach ignorieren, denn damit werden z.B. Zentrifugalkräfte erklärt. Dieses Thema müsste ich recherchieren, klar ist mir das noch nicht.

Und dass ein frei fallender Körper von außen eine Kraft erfährt, aber selber davon nichts mitbekommt ist widersprüchlich. Aber vielleicht muss man nicht gleich zur Relativitätstheorie. Gibt es keine Erklärung mit der klassischen Mechanik? Z.B. kann ja ein Körper sehr sehr schnell unterwegs sein, selber aber von dieser Geschwindigkeit nichts mitbekommen, wenn es unbeschleunigt ist.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 10:17    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Das eigtl. Rätsel ist die Feststellung, dass einerseits offensichtlich eine Kraft wirkt aus eine Beschleunigung folgt - der Körper also nicht geradlinig und gleichförmig bewegt ist - andererseits ein frei fallender Körper (in der Achterbahn, in einer Raumstation) jedoch selbst keine Kraft spürt, d.h. kräftefrei bzw. schwerelos ist.

Dazu muss man allerdings die Allgemeine Relativitätstheorie bemühen.


Dazu braucht man noch keine ART. Es genügt, wenn man sich klar macht, was es physikalisch bedeutet, eine Kraft zu "spüren". Dazu muss das Kraftfeld Körper deformieren oder relativ zueinander beschleunigen. Das ist bei einem homogenen Gravitationsfeld aber gerade nicht der Fall. Keine Kraft zu spüren ist nicht gleichbedeutend mit Kräftefreiheit.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Idence hat Folgendes geschrieben:
Die Trägheitskräfte darf man aber nicht immer einfach ignorieren, denn damit werden z.B. Zentrifugalkräfte erklärt.


Zentrifugalkräfte gehören zu den Trägheitskräften in einem rotierenden Bezugssystem. In Inertialsystemen gibt es sie nicht.

Idence hat Folgendes geschrieben:
Und dass ein frei fallender Körper von außen eine Kraft erfährt, aber selber davon nichts mitbekommt ist widersprüchlich.


Nein, das ist nicht widersprüchlich (siehe oben). Dass auf einen Körper eine Kraft wirkt, heißt nicht notwendigerweise, dass er das ohne äußere Referenz "mitbekommt".

Idence hat Folgendes geschrieben:
Z.B. kann ja ein Körper sehr sehr schnell unterwegs sein, selber aber von dieser Geschwindigkeit nichts mitbekommen, wenn es unbeschleunigt ist.


Das ist ein anderes Thema. Alle Inertialsysteme sind gleichwertig. Das gilt sowohl in der klassischen Mechanik, als auch in der Relativitätstheorie.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Nov 2021 12:52    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
Das eigtl. Rätsel ist die Feststellung, dass einerseits offensichtlich eine Kraft wirkt aus eine Beschleunigung folgt - der Körper also nicht geradlinig und gleichförmig bewegt ist - andererseits ein frei fallender Körper (in der Achterbahn, in einer Raumstation) jedoch selbst keine Kraft spürt, d.h. kräftefrei bzw. schwerelos ist.

Dazu muss man allerdings die Allgemeine Relativitätstheorie bemühen.


Dazu braucht man noch keine ART. Es genügt, wenn man sich klar macht, was es physikalisch bedeutet, eine Kraft zu "spüren". Dazu muss das Kraftfeld Körper deformieren oder relativ zueinander beschleunigen. Das ist bei einem homogenen Gravitationsfeld aber gerade nicht der Fall.

Ein Probekörper der Masse m folgt einer Geodäten in der Raumzeit.

Ein Probekörper mit Ladung q und Masse m folgt dagegen keiner Geodäten; außerdem strahlt er elektromagnetische Wellen der Leistung



ab.

Es besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen einer im Gravitationsfeld beschleunigten Masse und einer im elektrischen Feld beschleunigten Ladung - unabhängig von einer Ausdehnung des Körpers und einer möglichen Deformation.

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DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ein Probekörper mit Ladung q und Masse m folgt dagegen keiner Geodäten; außerdem strahlt er elektromagnetische Wellen der Leistung



ab.


Dass beschleunigte Ladungen elektrische Wellen abstrahlen ist erstens keine klassische Mechanik mehr und geht zweitens am Thema vorbei. Ein Körper, der keiner Geodäten folgt, befindet sich nicht im freien Fall. Wenn er sich im freien Fall befindet, dann strahlt er in seinem Ruhesystem nichts ab. Was außerhalb seines Ruhesystem passiert, ist irrelevant, weil es darum ging, was der Körper "spürt".

TomS hat Folgendes geschrieben:
Es besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen einer im Gravitationsfeld beschleunigten Masse und einer im elektrischen Feld beschleunigten Ladung - unabhängig von einer Ausdehnung des Körpers und einer möglichen Deformation.


In der klassischen Mechanik besteht der Unterschied allein darin, dass die Ladungsverteilung nicht zwangsläufig proportional zur Masseverteilung ist. Ein Beschleunigungssensor, bei dem das der Fall wäre, würde die Beschleunigung nicht registrieren.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Nov 2021 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Dass beschleunigte Ladungen elektrische Wellen abstrahlen ist erstens keine klassische Mechanik mehr ...

Das habe ich auch nicht behauptet.

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Ein Körper, der keiner Geodäten folgt, befindet sich nicht im freien Fall.

Genau das ist der Punkt.

Ein massebehafteter Körper unter dem alleinigen Einfluss eines Gravitationsfeldes befindet sich im freien Fall, ein ladungsbehafteter Körper unter dem alleinigen Einfluss eines elektrischen dagegen nicht. Und diesen Unterschied versteht man im Rahmen der Newtonschen Mechanik nicht wirklich.

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
In der klassischen Mechanik besteht der Unterschied allein darin, dass die Ladungsverteilung nicht zwangsläufig proportional zur Masseverteilung ist. Ein Beschleunigungssensor, bei dem das der Fall wäre, würde die Beschleunigung nicht registrieren.

Schauen wir uns zwei durch eine Feder verbundene Körper an. Wenn an beiden einmal eine Gravitations- oder einmal eine elektrische Kraft angreift, dann kann man wiederum einen fundamentalen Unterschied erkennen:

Für zwei Körper beliebiger Massen m_i gilt im Gravitationsfeld



Jedoch gilt für Ladungen q_i im elektrischen Feld



D.h. der durch die Feder repräsentierte Sensor misst im homogenen Gravitationsfeld tatsächlich nichts, im homogenen elektrischen Feld dagegen eine q/m-abhängige Beschleunigungsdifferenz bzw. den Abstand und letztlich eine Schwingung der über die Feder gekoppelten Körper. Und genau diesen fundamentalen Unterschied zwischen Gravitationskraft einerseits und allen anderen Kräften kann die klassische (Newtonasche) Mechanik nicht erklären.

Die zentrale Frage ist, warum die schwere Masse gleich der trägen Masse ist; wäre dies nicht der Fall, würde die obige Überlegung auch für das Gravitationsfeld gelten, man würde sowohl für den elektrischen als auch für den gravitativen Fall einer Schwingung erhalten; es gibt nur eine einzige Kraft, für die dieser Effekt nicht auftritt, und das ist die Gravitationskraft. Und um das zu diskutieren darf man die Trägheit bzw. die träge Masse eben gerade nicht ausklammern, das ist nämlich der zentrale Punkt.

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
... und geht zweitens am Thema vorbei.

Wieso? Ich denke, du blendest zu viel aus.

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Zuletzt bearbeitet von TomS am 15. Nov 2021 15:50, insgesamt einmal bearbeitet
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Schauen wir uns zwei durch eine Feder verbundene Körper an. Wenn an beiden einmal eine Gravitations- oder einmal eine elektrische Kraft angreift, dann kann man wiederum einen fundamentalen Unterschied erkennen:

Für zwei Körper beliebiger Massen m_i gilt im Gravitationsfeld



Jedoch gilt für Ladungen q_i im elektrischen Feld



D.h. der durch die Feder repräsentierte Sensor misst im homogenen Gravitationsfeld tatsächlich nichts


Und deshalb ist es im Rahmen der klassischen Mechanik - anders als von Dir behauptet - kein Rätsel, warum ein frei fallender Körper nichts spürt und sich so verhält als wäre er kräftefrei. Das ist genau das, was man nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz und dem zweiten Axiom bei Gleichheit von schwärer und träger Masse erwarten muss.

TomS hat Folgendes geschrieben:
im homogenen elektrischen Feld dagegen eine q/m-abhängige Beschleunigungsdifferenz bzw. den Abstand und letztlich eine Schwingung der über die Feder gekoppelten Körper.


Nicht, wenn die Ladung genauso wie die schwere Masse proportional zur trägen Masse wäre.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Die zentrale Frage ist, warum die schwere Masse gleich der trägen Masse ist;


Das ist zwar richtig, aber eine völlig andere Aussage.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Nov 2021 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Idence hat Folgendes geschrieben:
Aber vielleicht muss man nicht gleich zur Relativitätstheorie.

Schau dir mein Beispiel nochmal an und überlege dir, was sich ändert, wenn man die Newtonsche Gesetze modifiziert:

Der Zusammenhang zwischen Kraft und Beschleunigung ist durch die träge Masse eines Körpers gegeben:





Die auf einen Körper wirkende Kraft im Gravitationsfeld g ist durch die schwere Masse



gegeben.

Die auf einen Körper wirkende Kraft im elektrischen Feld E ist durch die Ladung



gegeben.

Wenn dies so wäre, dann hätten sowohl gravitative als auch elektrische (magnetische ...) Kraft nichts mit Trägheit zu tun; die träge Masse spielt eine völlig eigenständige Rolle. Nun ist das aber nicht der Fall, den es gilt experimentell sehr gut gesichert



D.h. speziell zwischen Gravitation und Trägheit besteht irgendeine enge Verbindung, was für keine andere Kraft der Fall ist.

Dies ist im Rahmen der Newtonschen Mechanik nicht erklärbar, man kann lediglich konstatieren, dass träge und schwere Masse im Rahmen der Messgenauigkeit immer identisch sind; warum bleibt offen.

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 15. Nov 2021 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Und deshalb ist es im Rahmen der klassischen Mechanik - anders als von Dir behauptet - kein Rätsel, warum ein frei fallender Körper nichts spürt und sich so verhält als wäre er kräftefrei. Das ist genau das, was man nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz und dem zweiten Axiom bei Gleichheit von schwärer und träger Masse erwarten muss.

Aber das Axiom erklärt nichts; daher bleibt die Frage nach dem warum unbeantwortet.

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A.T.



Anmeldungsdatum: 06.02.2010
Beiträge: 343

Beitrag A.T. Verfasst am: 15. Nov 2021 16:09    Titel: Re: Zusammenhang: Gewichtskraft-Trägheitskraft Antworten mit Zitat

Idence hat Folgendes geschrieben:
Meine Vorstellung, dass "nach unten" die Gewichtskraft wirkt und der Bewegung entgegengesetzt die Trägheitkskraft, wobei beide Kräfte betragsmäßig gleich groß sind, scheint falsch zu sein.

Im frei fallenden Ruhesystem des fallenden Körpers trifft dass zu. Dort gibt es klassisch diese Trägheitskraft, welche Gravitation aufhebt, und der Körper hat keine Koordinaten-Bescheinigung (dv/dt=0).

Aber der Begriff "Trägheitskraft" hat bei den Ingenieuren eine andere Bedeutung: Das 2-te Newonische Gesetz wird oft so gescheiben: Fges - ma = 0. Und der "-ma" Term wird "Trägheitskraft" genannt. Das ist konzeptionell etwas anderes als die Trägheitskraft in nicht-inertiallen Systemen in der Physik. Auch wenn es in einfachen Fällen (ein fallender Körper) mathematisch fast gleich aussieht.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 15. Nov 2021 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Aber das Axiom erklärt nichts; daher bleibt die Frage nach dem warum unbeantwortet.


Beachte bitte, dass ich nicht in Deinen Kopf sehen kann und nur auf das antworte, was Du schreibst. In Deiner Rechnung hast Du das Axiom so selbstverständlich als gültig vorausgesetzt, dass Du es nicht einmal erwähnst. Du darfst Dich nicht wundern, wenn die unmittelbar darauf folgende Aussage in diesem Kontext gelesen wird.
Qubit



Anmeldungsdatum: 17.10.2019
Beiträge: 829

Beitrag Qubit Verfasst am: 15. Nov 2021 22:51    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

Es besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen einer im Gravitationsfeld beschleunigten Masse und einer im elektrischen Feld beschleunigten Ladung - unabhängig von einer Ausdehnung des Körpers und einer möglichen Deformation.


Ja, das ist eine interessante Frage, wie ein Ruhebeobachter relativ zu einer frei fallenden Ladung die Situation beschreibt. Ich sehe letztlich aber keinen Widerspruch zum Äquivalenzprinzip, das eine Identität von schwerer und träger Masse fordert.

M.E. strahlt die frei fallende Ladung für den frei fallenden Ruhebeobachter nicht, im "Nahfeld" seines Bezugssystems. Im "Fernfeld" strahlt sie schon, für den Laborbeobachter und Ruhebeobachter.
Die Ladung fällt aber trotzdem gleich schnell wie der Ruhebeobachter, da die abgestrahlte Feldenergie durch die zusätzlich dynamische träge Masse erfolgt, die wiederum so nichts zum Äquivalenzprinzip beiträgt. Das Strahlungsgleichgewicht besteht m.E. gerade darin, dass diese zusätzliche Strahlungsenergie aus der Feldenergie im Gravitationspotential erfolgt.

Aber das ist jetzt auch keine exakte Berechnung, eher ein heuristischer Ansatz smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18092

Beitrag TomS Verfasst am: 16. Nov 2021 06:51    Titel: Antworten mit Zitat

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Ja, das ist eine interessante Frage, wie ein Ruhebeobachter relativ zu einer frei fallenden Ladung die Situation beschreibt. Ich sehe letztlich aber keinen Widerspruch zum Äquivalenzprinzip, das eine Identität von schwerer und träger Masse fordert.

Ich sehe zunächst auch keinen Widerspruch, lediglich die Tatsache, dass in der Newtonschen Mechanik keine über diese Forderung hinausgehende Erklärung existiert.

Qubit hat Folgendes geschrieben:
Ja, das M.E. strahlt die frei fallende Ladung für den frei fallenden Ruhebeobachter nicht, im "Nahfeld" seines Bezugssystems. Im "Fernfeld" strahlt sie schon, für den Laborbeobachter und Ruhebeobachter.

Ich wollte hier tatsächlich nicht auf eine Diskussion der Strahlung einer frei fallenden Masse hinaus, denn dazu benötigt man wirklich die Elektrodynamik plus die ART. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass man mit der nicht-relativistischen Argumentation auf zwei Probleme stößt:

1) Setzt man an, dass beschleunigte Ladungen strahlen, dann unterscheidet sich die Beschleunigung einer Masse im Gravitationsfeld fundamental von der Beschleunigung einer Ladung im elektrischen Feld (erstere strahlt keine Leistung ab) obwohl die Beschleunigung in beiden Fällen durch „F = ma“ gegeben ist.
2) Setzt man an, dass im Gravitationsfeld beschleunigte und somit frei fallende Ladungen nicht strahlen, dann besteht ein Widerspruch zu der Aussage, dass beschleunigte Ladungen strahlen.

Es geht mir nur darum, diese Probleme im Rahmen der Newtonschen Mechanik aufzuzeigen, nicht darum, so zu lösen.

Mir gefällt aber die Diskussion der elektromagnetischen Strahlung immer weniger, weil sie zu kompliziert ist und vom Kern des Problems ablenkt; war keine gute Idee, sie zu beginnen. Die Diskussion der durch eine Feder verbundene Massen bzw. Ladungen im Gravitationsfeld bzw. im elektrischen Feld gefällt mir besser.


Ausgangspunkt war

Idence hat Folgendes geschrieben:
… im Vakuum fallen Objekte mit unterschiedlichen Massen gleich schnell, da sich die Gewichtskraft und die Trägheitskraft ausgleichen.

Hier wurde die Verwendung des Begriffs „Trägheitskraft“ kritisiert. Ich glaube aber nicht, dass das Problem von Idence gerade die spezielle Frage der Trägheitskraft ist, sondern letztlich das der Massenträgheit. Diese Fragestellungen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man erklärt, die Verwendung des Begriffs „Trägheitskraft“ sei falsch.

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DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5044

Beitrag DrStupid Verfasst am: 16. Nov 2021 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Hier wurde die Verwendung des Begriffs „Trägheitskraft“ kritisiert. Ich glaube aber nicht, dass das Problem von Idence gerade die spezielle Frage der Trägheitskraft ist, sondern letztlich das der Massenträgheit. Diese Fragestellungen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man erklärt, die Verwendung des Begriffs „Trägheitskraft“ sei falsch.


Das wurde doch schon geklärt. Idence hat bestätigt, dass "tatsächlich das d'Alembertsche Prinzip" gemeint ist. A.T. hat oben erläutert, was das bedeutet: Ingenieure setzen vor das, was Physiker "Kraft" nennen ein negatives Vorzeichen und nennen es "Trägheitskraft". In der Physik gilt das aber nur im Ruhesystem des jeweiligen Körpers. Deshalb führt eine Vermischung beider Begriffswelten zur paradoxen Schlussfolgerung, dass es keine Beschleunigung geben kann. Diese Fragestellungen schafft man dadurch aus der Welt, dass man erklärt, die Verwendung des Begriffs "Trägheitskraft" ist hier falsch. Verwendet man den Begriff mit der in der Physik üblichen Bedeutung oder vermeidet ihn sogar komplett, dann löst sich das Problem in Luft auf.
Nils Hoppenstedt



Anmeldungsdatum: 08.01.2020
Beiträge: 2019

Beitrag Nils Hoppenstedt Verfasst am: 16. Nov 2021 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:

Ingenieure setzen vor das, was Physiker "Kraft" nennen ein negatives Vorzeichen und nennen es "Trägheitskraft".


Ich glaube, es ist eher so, dass Ingenieure den Term -m*a "Trägheitskraft" nennen (was natürlich auf das gleiche hinaus läuft).

Hintergrund ist wohl, dass man damit stets sagen kann, dass "die Summe aller auf einen Körper einwirkenden Kräfte stets Null sein muss" - auch wenn der Körper beschleunigt wird.

Viele Grüße,
Nils

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Ihr da Ohm macht doch Watt ihr Volt!
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